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Dresdner Journal : 04.02.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186002043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-02
- Tag 1860-02-04
-
Monat
1860-02
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1860
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^29. 1860. Sonnabend, den 4. Februar. AdonnrmentHprrtft: ä-brtieb: 5 xtzlr. 10 ki^r. ü» >—>»««. > Im - r-e 1 10 „ „ ,. ttritt kost i»»ä -tvo»tllvt» i» Vr—L«: 1) N^r. ( 8r«i»p«I»u kwi«lo« Kummer» 1 K^r. ) »eklu^ NU»,u. kür cken Neum.eioer »eepulteoeu L«il«! 1 ltUr. Unter „t.inxeeunat" Nie 2«il«: 2 Kxr. Lrschtwr«: 1'eFliLll, mit Xiuuekme äer 8?uo un<1 keiertu^e, ^üeuäe für üva folxenäeu r»^. DresdnerÄMmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. »iiseratrnannah«« «Owittt«: : k». NuLxoerm«», 6omwi»»iouitt äe, Oreeäoer ^ouruel»; ebeuäeeeldit: tt. llvexr»; Lltou»^ Üueieerui» L VLerltu: Ouoelve'ecüe Uucük., N«rir>»r«»'i Nureuu; Lremeo: k. 8c>,l.orr,; krmOcfurt ». L.: ^^ronu'ecü« Lucbti»riätu»x; Lülu. Xvoi.» Lrioun»; kerm: v. I.iivrnrri., (28, rue <1e, dvu» «uf»ll»)j kr»U: t». L»»t.icu'e Uueküuuäluu^. qrrausgrber: Lrpeäitioo 6e» vreeüuer äouru»t», vreeäeu, >l»rleu»tr»»»e Kr. 7 , —-7—, UjchlaMichrr TheU. Ueberflcht. UeleLrckAdtstbe Rcubrichten. ZeitnnÄfchan. (Ost-Deutsche Post. — Hamburger Nachrichten. — Payr. — Eonstitutionnel. — Time». Russische Blätter.) Tagetgeschichte. Dresden: Inhalt de» neuesten Ge- setzblatte». — Wie«: Verordnung bezüglich de» Feld schutze». Militärisches. Journal-Verwarnung. — Lrtrst: Berhastrte Italiener. — Berlin: vom Land tage. vr. Wentzel. Frhr. v. Manteuffel. — Bonn: Arndt'S Begräbniß. — München: Großherzog Fer dinand von To-cana. — Karlsruhe: Eisenbahnan- grlegenheitcn. — Ko bürg: v. Gagern's Schreiben an de» „Nationalverein". — Detmold: Landtaa einbe rufen. — Pari»: Die Annrration Mittelitalten» an Piemont. Der Streit mit der Curie. Neue Broschüre. Militärentlaffungen verschoben. Militärische Attache» für die Gesandtschaften. Büste d. Großherz. Stephanie. — Turin: Beschleunigung der Arsenalarbeiten. — Madrid: Keine Ministerkrist». Von der Armee. — Londoy: ParlamentSverhandlungen. — St. Pe tersburg: Nachrichten vom Amurlande. — Nrw- Uork: Au» der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. PtAeinzialaachrichleu. (Leipzig. Zwickau. Zittau. Meißen. Schandau.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) EingesandteS. Statistik und LolkSwirthschast. Feuilleton. LageSkalender. Anserate. V-rsen- »achrichten. Telegraphische Nachrichten. London, Donnerstag, 2. Februar, LbendS. 3« der heutigen Sitzung deS Unterhauses »ervoll- ständigte Lord John Russell seine am vorigen Montag auf DiSraeli'S Interpellation gegebene Antwort, die englischen Erklärungen über die Annexion GavoyenS betreffend (vgl. unter London), dahin: Die Mittheilvng der diese Angelegenheit betreffenden Papiere sei nicht zulässig. Anfangs Juli habe überjenev Gegenstand eine Unterredung »mische« Lord Cowlry und de« Grafen Wale«Ski stattgrfunden. Die Antwort deS Letzter« sei zuerst nicht klar^gewesen, und Lord Eowle^ habe hierauf tsstk^err^ slbkittheiltreegen vvrstittegt» l^)ex*^ß»tntk deeen Graf WalewSki erklärt, die Annexion Sa voyens und Nizza'- an Frankreich liege nicht in der Absicht d«S Kaisers Napoleon. Hiernach habe-die englische Regierung eine Depesche nach Paris ge schickt, worin sie die Genugthuuna ausdrückt, wo mit England diese Erklärung ausgenommen habe. London, Freitag, 8. Februar. Die heutige „Mornina-Poft" schreibt: Die Allianz Frankreichs und Englands werde täglich enger. Es sei nun mehr förmlich beschlossen, daß keine Intervention in Italien stattfinden und dem Volke Central italiens freies Selbstbestimmung-recht gelassen werden solle. ES sollten zu diesem Zwecke neue Wahlen anaeordnet werden. Dir daraus hervor gehenden Versammlungen sollten berechtigt sein, die Vereinigung ihrer Länder mit Piemont zu decretirrn. Die französischen Truppen würden bald auS Italien, auch auS Rom, zurückgezogen werden. Auch sollten nächstens Versuche gemacht werden, Oesterreich zu Reformen in Venetien zn bestimmen. Doch gäbe der Widerstand deS Papstes, Neapels und Oesterreichs (wegen Venedig) der italienischen Frage größere Di mensionen. Englands Politik bleibe: keine fremde Intervention, Freiheit Italiens. Rach einem Pariser Telegramm der „Morving Post" würde die französische Armee reducirt werden. Die „Times" nennt Cooper alS «nchmaßlichen ArbritSmiaister. Dresden, 3. Februar. Wie schon andere Wiener Blätter gethau, erhebt heute auch dir „Ost-Deutsche Post" Protest gegen die Be hauptung in dem Constitutionnel-Artikrl, daß Rom noch immer unter den Einfluß Oesterreich» gebeugt sei, wie vor dem Kriege. Die „Ost-Deutsche Post" sagt: „Der Wink ist deutlich und wir verkennen nicht einen Augenblick seine Bedeutung. Der bei Villafranca au» eigener Initiative Frieden angeboten hat, der vor drei Monaten den Vertrag von Zürich unterzeichnet hat, muß offenbar in der peinlichsten Verlegenheit sein, eine Au»- rrde zu erfinden, üm de« Bruch diese» Vertrag», die schreiende Verletzung einer seiner wesentlichsten Bestim mungen irgendwie motiviren zu können, und er hat nach langem Suchen und Ueberlegrn endlich da» glückliche Wort getroffen: Oesterreich hält den päpstlichen Stuhl unter sein Joch gebeugt. Mit welchen Mitteln weiß sich Oesterreich im Vatikan so geltend zu machen, daß der hei lige Vater sich seinem Einfluß unterwirft? Sammelt Oesterreich etwa wieder seine Heere, um über den Po zu setzen ? Hat rS auf irgend einem Punkte, an irgend einem Tage kriegerische Demonstrationen gemacht, welche dem heiligen Stuhle die Hoffnung geben können, Oesterreich werde einen neuen Feldzug beginnen, um die Romagna den Händen der Revolution zu entreißen? Man weiß in Pari» ebenso gut als in Rom, daß Oesterreich in dem Augenblicke nicht in der Lage ist und noch weniger von der Intention beseelt sein kann, einen neuen Offensiv krieg zu unternehmen. Seine Grenzen wird es gegen jeden Angriff energisch zu schützen wissen, — aber dar über hinaus gehen sicherlich sein« kriegerischen Gelüste nicht. Je offener aber die öffentliche Meinung in Oester reich gegen jede Wiederaufnahme de» Kriege» sich auS- spricht und je deutlicher die Regierung durch vielfache öffentliche Maßregeln (wir heute erst durch die Aufhebung des Pferdeausfuhrverbots) beweist und demonstrirt, daß sie diese Meinung theilt, um so weniger kann in Paris darüber «in Zweifel herrschen und um so eklatanter ist die Unwahrheit und die Heuchelei, mit welcher der „Con- stitutionnel" die elende AuSrrde dem französischen Pu blikum vorträgt: Rom sei unter den Einfluß Oesterreich» aebeugt. Die Thatsache ist, daß Oesterreich in diesem Augenblicke ebenso wenig Rom, al» R"m Oesterreich un terstützen kann. Die Encyclica de- heiligen Vater» wird gewiß in allen, kathollschea Lande».-uf Lie Gaw-ther der Gläubigen eine tiefe Wirkung hervorbringen; wir zweifeln aber, daß ihre Macht so stark sein wird, um die sechs Millionen preußischer Katholiken zu veranlas sen, ihre Regierung zu kriegerischen Rüstungen zu be wege», um sür den Fall eines Angriffs auf die Mincio- linie — Oesterreich nicht abermals im Stiche zu lassen. Der apostolische Stuhl befindet sich in derselben Lage wir Oesterreich. Briden wird von derselben Seite das gleicbe Unrecht zugefügt. Die Mißachtung der Verträge, die Widersprüche zwischen gestern und heute, der Selbstwille, der seine materielle Macht über alle Rücksichten stellt, die sonst unter souveränen Mächten geheiligt sind, sind ihr gemeinsamer Gegner. Aber diese Rechnung zu regeln, muß der Zukunft Vorbehalten bleiben. Der Protest, den der Papst, den Oesterreich im Namen der verbrieften Rechte erläßt, wird nicht verhallen; aber ihn mit Thaten einzulösen, dazu ist dieser Augenblick wahrlich nicht an- gethan." In mehrern der preußischen Politik durchaus ergebe nen, natürlich aber „unabhängigen" Blättern finden wir übereinstimmende Nachrichten in Betteff der Gefahr eine neuen italienischen Krieg». Aus „bestunterrichte ten", „bewährten" Quellen wird in diesen Blättern, z. B. den „Hamburger Nachrichten" und der „Schlesischen Zeitung" ein „bestimmter Plan" hier über mitgetheilt, welcher nach dem erstgenannten Blatte also lautet: „Sardinien zunächst wird den Papst in einem Ultimatum zur Einstellung der Recrutirung fremder Sol daten auffordern und die- als eine indirekte Intervention dtzeichnen. Man fetzt in Pari» und Turin voraus, daß der Papst sich weigern werde. Dann besetzt Sardinien die Legationen. Zu gleicher Zeit bricht rin Aufstand in den Marken aus und reicht der sardinisch-italienischen Armer unter Garibaldi die Hand. Oesterreich soll dann in den Krieg verwickelt und Venedig ihm entrissen wer den. Daß di« Verabredung wegen Savoyen die Räu mung ganz Italien» durch Oesterreich schon in Aussicht nahm und die in Pari» fast officiell auf die Tagesord nung gesetzte Erörterung an und für sich schon genugsam beweist, daß r» sich jetzt wieder um Venedig handelt, ist schon hervorgehoben, und ich kann Ihre Aufmerksamkeit nicht genug auf diesen Punkt lenken. Dadurch erklären sich auch die Turiner Drsaveur, die damit spielen, daß Venedig ja jetzt noch in den Händen Oesterreichs ist." So dir Enthüllung der „Hamb. Nachr." Da dieselbe so ge mütlich in jenen Blättern mitgetheilt wird, als handle rS sich um Dinge, welche Deutschland abermals ganz gleichgiltig sein können, und jede Andeutung, daß bei einem solchen neuen Anfall Oesterreichs in Italien Deutsch land interessirt sein könne, vermieden ist, so möchte man diese ganze Mittheilung zunächst für ein Tendenzstückchen, welche» Oesterreichs Lage recht bedrückt darstrllen soll, hal ten. Wäre aber etwas daran wahr, und wir wollen wenigstens darauf Hinweisen, daß der Seitrnhieb in dem Constitutionnel-Artikel gegen die päpstliche Encyclica auf Oesterreich nicht von französischem Wohlwollen gegen Oester reich zeugt, so hätten eben die Blätter, welche jetzt so kühl die »bige Mittheilung machen, die nächste Veranlassung, die großen Worte einzulösen, welche sie über die Pläne der Einverleibung Savoyens und Nizzas in Frankreich ge sprochen haben. Oder wird vielleicht in ihren Augen die von ihnen genugsam erörterte Gefährlichkeit diese- Planes durch einen neuen Verlust Oesterreichs paralysirt? Das „PayS" kommt noch einmal auf die antifran- zöflsche Kundgebung in Chambery zurück und will durch eine neue Depesche die „Bestätigung" — von wem, sagt es nicht! — erhalten haben, daß diese Kundgebung nicht die geringste Wichtigkeit habe. „Sir ist", seht das Pariser Blatt hinzu, „rin verfehltes Manöver, auf das wir nicht zurückzukommen brauchen." Der „ Consti tution nel" erklärt heute, c» sei nicht seine Schuld, daß die bewußte (gestern citirte) Stelle aus seinem Abdrucke der päpstlichen Encyclica ausgelassen sei; denn er habe einfach den französischen Tert so wiedergegebcn, wie er ihn im „Ami-de la Religion" vorgesunden, von welchem B^tte er doch, wohl eine correcte Uebersetzung des latei- 'niscyen Originals habe vorauSsrtzen dürfen. Dir Stelle wird nun nachttäglich vom „Eonstitutionnel" mitgetheilt. Englische Blätter sprechen sich natürlich gegen die päpstliche Encyclica aus. „Times" sagt: „Die Encyclica enthält jedes Argument, das sich ausstellen ließ, mit Ausnahme des einen, welches am triftigsten wäre — daß nämlich der Fortbestand der Päpstlicheck Regierung für das zeitliche Wohl seiner Unterthanen notwendig sei. Da» wagt sie denn doch nicht zu behaupten, oder viel mehr sie gesst. darüber hinweg, als eine Rücksicht, die zu erwähnen unter der Würde des heiligen Stuhles ist. Es könnte zu sehr danach aussehen, als wollte der Papst zugeben, daß die Bewohner der Romagna ein Recht haben, als etwas Besseres denn blose Werkzeuge zur Aufrecht haltung der päpstlichen Würde betrachtet zu werden; in der That, wäre die Eristenz seines VolkcS einmal zuge geben, so könnte man den Papst durch den gottesläster lichen Schluß beleidigen, daß er gegen besagtes Volk, nicht nur als Priester, sondern als Herrscher Pflichten zu erfüllen habe. Der Kaiser geht der Controverse keinen Schritt aus dem Wege. . . . Das Sendschreiben des Papstes erschien im „Unircrs", aber es war dieses Organs Schwanengesang. Das göttliche Recht der französischen Regierung, mit bescheidener Nachahmung des Papstes, alle Meinungen, die ihren Gesinnungen oder Interessen nicht schnurgerade angcpaßt sind, zu unterdrücken, wurde ohne Bedenken ausgeübt, und das „UniverS" ist ver stummt. Der Papst fand einen Mann, der sich so wenig wie er selbst widersprechen lassen mag, und während er den Verlust seines Anwalt» bedauert, muß er doch einige Befriedigung über die» Beispiel vom Triumpf der Auto rität über die Meinung empfinden. Da» „UniverS" be findet sich nun auch einmal auf protestantischer Seite und hat vom ältesten Sohn der Kirche genau da» Maß der Duldung erfahren, da» e» selbst den Protestanten gewährt haben würde. Wa» uns betrifft, so können wir recht gut abseits stehen bleiben und die Frage von den beiden Katholiken, dem rechtgläubigen Kaiser und seinem Alliir- ten dem Papste, aus fechten lassen. Eine protestantische Nation hat keine Veranlassung, sich in diese Zwistigkeiten einzumengen..." Die „Post" versteigt sich zu fol genden Bemerkungen: „Der Geist, den das Schreiben de» Papstes offenbart, kann die Unterdrückung größerer Ding«, als rin ultramontanes Blatt ist, herbeiführen. Wir wissen nicht, wer bestimmt sein mag, in Frankreich oder Italien die Rolle eines zweiten Luther oder Calvin zu spielen; wem überhaupt der Ruhm Vorbehalten ist, Italien pro testantisch zu machen; aber die erste Bedingung seines Erfolgs — die darin besteht, Italien vor Allem anti päpstlich zu machen — scheint auf bestem Wege durch Pio Nono'S und Cardinal Antonelli'S vereinte Kraft anstrengungen erfüllt zu werden." Die französische Politik in Italien beginnt jetzt mehr und mehr die Bedenken der russischen Blät ter zu erregen. Die „Wedomosti" schütteln über die Abtretung Savoyens und Nizzas den Kopf und mei nen, damit würden England, Preußen und dir Schweiz sich schwerlich einverstanden erklären. Weicht» Interesse Rußland vertritt, darf allerdings in einem St. Peters burger Blatt nicht erwähnt werden; doch deutet die plötz liche Mäßigung der dortigen Freiheitspresse sichtlich auf einen Einfluß jenseits der Redactionsburraur. Auch die deutsche „St. Petersb. Ztg." hat sich mit der er staunlichsten Geschwindigkeit einige legitime Ideen hin sichtlich der Romagna angeeignet. Der „Russische Invalide" bespricht das freihändlerische Pro gramm deS Kaiser- Napoleon und nimmt ziemlich ent schieden Partei dagegen, indem er es den Interessen der französischen Producenten für nachtheilig bält. Handels politik ist niemals die starke Seite deS Russischen Mili- tärorgan- gewesen, und gerade der Vorwurf, den eS ge gen den neuesten Schritt de» Kaiser- Napoleon erhebt, dürfte sich am wenigsten begründen lassen. BcmerkrnS- werth ist der Artikel eben nur al» eines der zahlreichen Symptome, daß die Politik de» Kaisers der Franzosen dort nicht mehr auf unbedingte Bewunderung zu rechnen hat. Hinsichtlich d«r römischen Frage hat sie allerdings sehr viele Sympathien für sich, obgleich die Zeitungen den Vertheidigrrn de» PapstthumS, namentlich dem geistreichen Villemain, Gerechtigkeit wiedersahren lassen. Tagesgrschichte. Dresden, 3. Februar. Vom Gesetz- und Ver ordnung» blatte sür das Königreich Sachsen ist da» 2. Stück vom Jahre 1860 ausgegebcn worden. Dasselbe enthält: Nr. 5) Bekanntmachung des Finanzministerium» vom 11. Januar d. I., die Eröffnung mehrer Eisenbahn - Betriebstelegraphenstationen der westlichen StaatSeisenbahncn für die allgemeine telegraphische Korrespondenz bett, (abgedruckt in Nr. 14 des „Dresdn. Journ."); Nr. 6) allerhöchstes Decret wegen Bestätigung der Statuten der Sparkasse zu Hohendorf, vom 28. Dec. 1859; Nr. 7) allerhöchste Verordnung vom 23. Januar 1860, die Additional convention vom 28. October 1859 zu dem HandelS- und SchifffahrtSvertrage vom 23. Juni 1845 zwischen den Staaten deS deutschen Zollverein» einerseits und Sardinien andererseits betreffend. Wien, 2. Februar. Die heutige „W. Z." publicirt eine Verordnung der Ministerien de» Innern und der Justiz vom 30. Januar, wirksam für alle Kronländer, mit Ausnahme deS venetianischen Verwaltungsgebietes, de» Königreichs Dalmatien und der Militärgrrnze, be- Feuilleton. W L d a i. Da- Königreich Wadai im Ost-Sudan ist bi» jetzt ein sehr unbekannte- und noch von keinem europäischen Reisenden — außer von Eduard Vogel au» Leipzig — besuchte» Land. Daffelbe ist nach dem Werke de» Scheck» Mohamed Ebn-Omar El-Tounsy*) da» vierte Land de» Sudans in der Richtung von Osten nach Westen. Selbst das benachbarte Königreich Dar-Für ist nur von zwei bekannten europäischen Reisenden besucht worden. Zu Ende de- vorigen Jahrhunderts hat sich hier der eng lische Reisende W.G. Brown**) und in der neuesten Zeit der französische Arzt Vr. Cuny aufgehalten. Der Erstere ist die meiste Zeit seines dreijährigen Aufenthalt krank und gefangen gewesen, und der Letztere ist am dritten Tage nach seiner Ankunft in Tendelü gestorben oder, wie e» in Khartum hieß, enthauptet worden. Sein letzter Brief datirte aus El-Obrid (Hauptstadt von Kordo- fan) vom 25. Mai 1858. Die wenigen Nachrichten, die wir über Wadai be sitzen, dürften in den Werken von vr. Barth, de» Grafen d'E-cayrac de Lauture***) und von Fretnel zu suchen sein. Auch der Scheck Mohamed El-Tounsy hat wohl, wie au» mehrern Stellen seine» Werke- über Dar-Für hrrvorgrht, eine Reise nach Wadai herauSgegrben, jedoch ist sie dem Schreiber dieser Zeilen so wenig bekannt, wie der Reisebericht des Scheck» Muhamed-el-Fürst (?) *) »o vortoar v»r le Lkevlib !Nvl>»meä kbn- O»»r kl-l'y»»»/ er»«luit «le I »r«be p»r Verron. ?»ri» l84b. **) 1'reeel, in ^sric», »n<l 8^ri» srom tb« ,«»r I7Ü2 to I7S8 b> W. 6 SroMn. vonson I7S» ***) v« lw„rt et le 8oo«i»n und Idlemoir« -or l« 8», ä»n pur IN l« L»a>t« V'L»e«^r«e ä« l-uukur«. kuri» I8L». über War», der in der „Schilderung der Reisen und Entdeckungen de- vr. Eduard Vogel von Herm. Wagner. Leipzig, Verlag von Otto Spamer, 1860", S. 312 er wähnt wird. Im dritten Bande der „Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855 von vr. Heinrich Barth" finden sich interessante Mitthri- lungen über Wadai, au- denen hrrvorgrht, daß das neu gegründete Königreich Wadai, aus einer losen Zusammen häufung fast gänzlich barbarischer Stämme bestehend, seine größte Längenausdehnung in der Richtung von »ach 080 hat und sich ungefähr vom 15. Grad östl. L. von Greenwich bi- zum 23. Grad und vom 15. bi- 10. Grad nördl. Br. erst, eckt. Abd-el-Kcrim legte den Grund zum Königreich Wadai und sein Sohn Charut l. gründete die Stadt Wara und erhob sie zur Residenz, die sie auch bis zum Jahre 1850 ununter brochen geblieben ist, zu welcher Zeit der Sih der Re gierung nach Abeschr, etwa 25 Meilen südlich von Wara, verlegt wurde. Infolge dieser Verlegung de» Regierung sitze- war Wara im Jahre 1852 in fortwährender Ab- * nähme de» Wohlstände- und zunehmender Verödung be griffen. und enthielt kaum 400 Häuser. Der Umstand, daß diese Stadt mit natürlichen Wällen umgeben ist, hat den Grund zu ihrem Namen „die von Hügeln umgebene Stadt" abgegeben. Diese Sandhöhen lasten nur im Süden und Norden (Nordwestrn) einen Zugang. Alle Wohnungen der Stadt, den Palast ausgenommen, sind au» Rohr erbaut. Der Rath-platz ist nicht- al- ein offener, mit Bäumen besetzter, geräumiger Platz. Die Brunnen innerhalb der Stadt haben eine Tiefe von 9 Klaftern; außerhalb sind sie nicht tief. Der Palast liegt an dem östlichen Höhenzuge; der westliche heißt Tire, hat einige Hütten und ist militärisch besetzt. West nordwestlich von Wara liegt Tona, und nach Osten, nahe daran, Gändigin. Vimro, der Hauptsitz der Dschellaba, ist von Wara auS etwa 8 Meilen entfernt und enthält nicht über 200 Häuser. Der größte Ort von ganz Wadai (W-id-ii) soll KödoguS sein. Um Uebrigen sind die Ortschaften in ganz Wadai im Allgemeinen klein, und es soll keine Stadt geben, die über 1000 einzelne Wohnungen enthielte. Die Reiterei von Wadai, in welcher die Hauptstärke des Heeres besteht, wird auf -7000 Mann geschätzt. Zur Zeit, wo vr. Barth den Sudan verließ, war ein heftiger Bürgerkrieg in Wadai ausgcbrochcn, dessen Ur sprung und Grund in der wirklich oder auch nur vor geblich eingetretenen Blindheit deS König- Mohamed Ssalrh zu suchen ist. Es begann später ein laggrr blutiger Kampf, in welchem Mohamed,- der älteste Sohn und Thronerbe, nicht allein seinen Vater, sondern auch seine Brüder besiegte, obgleich sie einen starken Anhang hatten. Dieser König soll von cinem seiner Brüder wieder entthront worden sein, und es muß vor der Hand dahin gestellt bleiben, wir damit die neuesten Nach richten in Einklang zu bringen sind, wonach sich der jüngste Sohn de- verstorbenen Sultans mit Hilfe sei ner Oheime von mütterlicher Seite der Regierung be mächtigt haben soll. „Sollte Herr vr. Vogel," schreibt vr. Barth S. 496, „wider Erwarten so glücklich sein, mit dem Leben davon zu kommen, so werden wir von diesem interessanten Lande bald mehr hören; aber leider lassen selbst die Nachrichten (vom 20. Juni) au» Borgu nur wenig Hoffnung, daß da» Leben de» eben so rüstigen al- unerschrockenen, wie aufgeweckten und tief wissen schaftlich gebildeten jungen Manne», der eine so reiche Zukunft in Leden und Wissenschaft vor sich hatte, ver schont geblieben sei; e» ist vielmehr zu befürchten, daß fürderhin auch Wara unter den zahlreichen Grabstätten europässcher Reisenden figuriren wird, welche sich im Innern deS afrikanischen Festlandes zerstreut finden. Allerdings ist eine schwache Hoffnung in diesem Augen blicke (Anfang September 1857) wieder ausgetaucht; möge das Bestreben, Nichts unversucht zu lassen, um da» Schicksal de» kühnen Forschers zu enthüllen, wenig stens dazu beitragen, uns einen Blick auf den Faden seiner Bemühungen werfen zu lassen. Allein auch im Falle, daß sich die Nachricht bestätigte, Eduard Vogel sei vom Fürsten von Wadai, sei es im Zorn über eine ihm von anderer Seite her angethanc Beleidigung oder au» Fanatismus, enthauptet worden, würde das Leben meines jungen Freunde» nicht al» völlig nutzlos weggeworfen zu betrachten sein, und sein Tod selbst würde künftigen Reisenden einen Schirm gegen ein ähnliches Schicksal gewähren." Aber diese Nachricht hat sich bis heute noch nicht be stätigt, und aus den neuesten Berichten de» britischen Konsuls in Tripolis wissen wir eben so wenig oder eben so viel als bisher. Die im Auftrage der englischen Re gierung angeblich von Murzuk aus direct nach Wadai abgrsandtrn Boten werden nur allein bei ihrer Rückkehr im Stande sein, über Eduard Vogel'» Schicksal zuver lässige Nachrichten zu bringen, die übrigens auch nach unsrer Ansicht nur vermittelst afrikanischer Muselmänner (Carawanenkaufleute, Scherifs oder Pilger), sei es über Dar-Fur oder Denghazi, eingezogen werden können, weil sich keine Europäer nach Wadai wagen dürfen. Die Ab sendung dieser muselmännischen Boten setzt aber eine direct« Unterhandlung mit unterrichteten Europäern Vor au», wenn überhaupt Resultate erzielt werden sollen. Die neuerdings, eröffnete Carawanenstraße von Wara nach Benghazi (etwa 340 geogr. Meilen), über deren Geschichte, wie Vr. Barth bemerkt, Herr Frr»nrl so aus führlich berichtet hat, wird namentlich von den reichern Kaufleuten de» Stamme- der Dschellaba benutzt. In-
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