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Sächsische Volkszeitung : 09.09.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192009092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19200909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19200909
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1920
-
Monat
1920-09
- Tag 1920-09-09
-
Monat
1920-09
-
Jahr
1920
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.09.1920
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«».»«» 1». Jahrg. «e,chk>V»st»»e —» «,»>>»«-»» Sttckllsche Donnerstag, S. Sept. 1V20 «efttzch,«»»»»^, «»u« Nr. 141»» DolfszeLmna «ezugStzrrtl, Nterteltöhrlich tn der Selchästlltell« oder don der Poll ad-e-oU iklnSgob« 1 mit tllustr. Beilage 10.!»»-t U»«gab» » ».4L I» Dresden und ganz Deutschland srel Hau» »u»,abe 1 10 <L An«,ade « ».»» — Die Silchfische «oMzeltung erscheint an allen «ochentagen nachm. — Sprechstunde der Redaktion: »1 dt» »»Uhr vorm. «»«et,»», Annahme von «elchüttSwi,eigen dt« 10 Uhr, von Famtltenan,eigen dt» 11 Uhr von». — Prei« für dt« V»M^paIt«»tI« 1.4» SV. im RellametetI SS» -v. Jamiltnumtetgen 1.»« — Für undeutlich geichrielen«. iowt» durch ssernlprecher aulgegeben« Anzeigen können wir die Beranlwortlichkett iür di« Nichtigkeit de» Texte» nicht übernehmen Zustände! Hs „Kort mit den Lügen der Religion!" Diese Inschrift trug rin Psakat, das am letzten Sonntag tn Neukölln bei Berlin einem Kinderdemonstrationszug der Unabhängigen Sozialdemokratie für die weltliche Schule voran getragen wurde. Wie Berliner Blätter berichten, war der Träger diese» Plakate» «in etwa achtjähriger Knabe. Der Kulmsminister Preußens aus den Tagen der Novemberrevolution, Hern Adolf Hoffmann, dürft« natürlich bei der ganzen Sache nicht fehlen und erfreute die Jugend am Hertzvargplatz tn Neukäln mit einer An sprache. Etwa 800 Kinder waren da versammelt. Zum Schluß ließen die Kleinen den ihnen von Herrn Hoffmann eingelernten Ruf ertönen: „Fort mit dem Aberglauben, hoch di« weltliche Schul«!" Mit berechtigter Ironie schreibt die „Bosstsche Zeitung", daß ein Aktionsausschuß der Hosenmätze ausnahmsweise nicht gewählt wo» den sei. Zu gleicher Zeit fand «i« Demonstration der freien sozio- listischen Jugend und der sozialistischen Proletarierjugrnd Groß- berlins statt, wo, wi« da» eben genannte Blatt melket, „die Herren Jungen» di« sofortige Zerstörung Ke» bürgerlichen Staates und de» Ausbau der kommunistischen Gesellschaft mit Hilf« der Proletarierdikta, tur forderten". Angesichts dieser Vorkommnisse kann und muß man mit aller Deutlichkeit die Frage a«fwerf«n, wie lange denn noch unsere Regie» renken solchen Zuständen tatenlos zusehen wollen. Die inner, Krise wächst mit einer unheimlichen Schnell!Mt. Wir verstehen unter innere Krise nicht nur die TageSfragen der inner«» Politik, sondern wir verstehen darunter auch die fortschreitende Entchrist. kichung und die damit Hand in Hand gehende Demoralisier rung unseres Bottes. So können die Dinge unmöglich weite» gehen. Li« Zustände fangen an, zum Himmel zu schreien. Das, was wir eben über diese Vorgänge in Neukölln bei Berlin mitgeteilt haben, ist typisch für unsere Verhältnisse. Es handelt sich hier um ekn« Sache, die man nicht lediglich ressortmäßig behandeln und auf da» Gebiet einzelstaatlicher Regelung verweise» kann. SS Handel» sich vielmehr um daS Wohl de« ganzen deutschen Volkes, und darum muß von allen denen, welche die Verwahrlosung in so un> heimlichem Maße fortschreiten sehen, auch auf diesem Gebiet« Fraktu» gesprochen und danach gehandelt werden. Wir achten auch di« U«ber> zeugung anderer, aber di« Anhänger der christlichen Wettanschauung können doch wohl unk müssen auch wohl Schutz verlangen, wenn Sozialisten vor einem Zug von etwa 800 Kindern ein di« Religion auf das Gemeinste beschimpfende» Plakat von einem etwa achtjährigen Knaben vorantragen lassen. Und was gedenkt di« Regierung dagegen zu tun, daß man die Achtjährigen rufen ließ: „Fort mit dem Abe» glauben!", was doch ebenfalls «ine schwere Beschimpfung der Anders denkenden bedeutet. In der Reichsversafsung ist zwalr die volle Glauben», und Wissensfreiheit gewährleistet, e» steht ab« nicht darin, daß diese Freiheit zur Frechheit ausarten darf. Im Sachsenland treibt zurzeit wieder Freiherr v. Reitzen stein mit seinen Vorträgen über Ehe und Hochzeit sein Unwesen Schon im vorigen Jahre haben wir dazu kn der Fmuenbeilage Stel lung genommen. Mit vollem Rechte erklärt ein pensionierter evange lischer Pastor in einem „Eingesandt" in einem Ztttauer Blatte, daß die Borträge de» Herrn von Reitzenslein d«n Niedergang der Sittlichkeit fordern. D«r Herr Pastor sagt in dem „Ein, sankt" weiter, das Nötigste für unser Volk fei nicht angebliche wissen schaftliche Aufklärung, sondern christlichmoralische Festigung. Ohne die letzter« gehr ,» mit unserem Bott immer tiefer in den Abgrund. Bor un» liegt ein in verschiedene» Zeitung«» veröffentlichtes Inserat der Dresdner Konzertdirektion Schönfelder, tn dem Kiese Vorträge des Herrn v. Reitzenstein angekündigt werden. DaS Programm des Vortrages, da- dort in allen Einzelheiten wiedergegeb«n wird, be wegt sich zum größten Teil auf einem Niveau, das einb Wiedergabe hier verbietet. Durchaus zmveffend fragt «m Herr Einsender an, wo denn hier die Behörde bleibt. Die Veröffentlichung dieses Inserat» wirst übrigen- ein bezeichnendes Licht auch ans eine gewisse Presse, di« unbesehen solch« Anzeigen ausnimmt. Jedenfalls können die Dinge so nicht mehr weiter gehen. Wir bitten unsere Leser und Anhänger, un- alle derartigen Jnsera», falls ihnen solche zu Gesicht kommen, ebenso etwaige Berichte aus anderen Leitungen unverzüglich einzusenden. Sobald dl« nötigen Unterlagen vorhanden sind, werden wir an die Reichstagsfraktion des Zentrum»" herantreten, um zu veranlassen, daß alsbald nach Zusammentritt de» Reichstages eine diesbezügliche Interpellation eingebracht wird. SS muß Aufgabe der Zentrum-Partei im Reichstag sein, auch auf diesem Gebiete Fraktur zu reden und di« Reichsregierung zu un- vrrzüglichem Einschreiten zu veranlassen Die Geduld der Anhänger der christlichen Weltanschauung ist bis aufs höchste erprobt und ge spannt. Abhilfe ist abar nur dann möglich, wenn praktische Arbeit geleistet wird und wenn alle zusammen helfen, um diise« unerhörten Zuständen «in Snd« zu bereiten. st,». Deutschland ein Wirtschaststorso Mit d«r Konferenz von Spaa ist der FriedenSvrrtrag von Versailles in die Periode seiner Ausführung getreten. Opfer auf Opfer wird Deutschland- Bevölkerung auf kaum absehbare Zeit bringen müssen, um seinen durch das FriedenSoe«raqSwerk übenwm- menen Verpflichtungen gerecht zu werden. Daneben, oder richtiger gesagt, als Voraussetzung für diese Pflichtleistungen will und soll Deutschland auch seine zerrüttete Wirtschaft wieaeraufbauen. DaS wäre schon einfacher^ wenn diese sich noch innerhalb ihr«r alten territorialen Grenze» bewegte. Slbcr da- ist keineswegs mehr der Fall. Insbesondere aus seinen Flanken im Weste» und Osten sind dem deutschen WirtschastSkörper wertvolle Teile herausgenommen und unseren ehemaligen Gegnern zngetstlt worden. So gesehen ist der WirtschastSkörper eigentlich nur mehr ein Torso. Die Gebiete, die von Deutschland im Osten durch Versailles abgeteilt worden sind, beeinträchtigen hauptsächlich Deutschlands Er nährung-Möglichkeit. Tie abgetretenen Landesteile waren zum größten Teil landwirtschaftliche Ueberschußgebi«1e, d. h. sie er zeugten mehr, als die sie bevölkernde Einwohnerziffer verzehrt«. Ins gesamt brachten sie fast ein Sechstel d«r von der deutschen Landwirt schaft produzierten Gesamtnährwette hervor. Diese reichten hin. um fünf Millionen Menschen zu ernähren, d. h. also eine fast ebenso große Zahl wie die der eigenen Bevölkerung Noch in dem schlechten Erntejahr 1917/18 lieferten die abgetretenen Gebiete d«m übrigen Deutschland durch die öffentlich« Hand fast Million Tonnen Brot getreide, über 1 Million Tonne» Kartoffeln und über 100000 Ton nen Zucker. Dieses Ausscheiden landwirtschaftlich wertvollster Ge biet« muß sich um so fühlbarer machen, als die deutsche Landwirtschaft durch d«n Raubbau der Kriegswirtschaft in ihrer ErzeuqungSsShigieit überdies stark geschwächt ist, und wir in unserer Armut nicht mehr in der Lage sind, für die Volksernährung auch das Ausland in frühe rem Maße heranzuziehen. Wer werden demgemäß noch ans Jahre hinaus in unserer Ernährung die Fülle imd Abwechslung entbehren müsse», deren wir uns vor dem Krieg« erfreuen dursten. Bedeutet also deu Verlust der landwirtschaftlichen Rohstoffge biete schwersten Schaden fckr unser« Wirtschaft, so ist von nicht ge ringerer verhängnisvoller Tragweite die Abtrennung solch« ge werblicher Rohstoffgebiete, auf deren Besitz sich die «inst Deutschlands Stolz auSmachend«» Rohstoff- und Fertigindustrien auf- bauten. Bei einer Gesamterzeugung von Steinkohlen in Höhe von 190 Millionen Tonnen unmittelbar vor dem Kriege entschwinden uns durch die Abtretung der Erzeugung des SaargebietS, der Pfalz und Lothringen» 17 Millionen Tonnen. An Eisenerzen förderte Deutsch land (einschließlich Luxemburgs) im Jahre 1913 35 Millionen Ton nen mit 10,5 Millionen Tonnen Eisengehalt. Durch das AuSlch"i. den von Luxemburg und Lothringen sind 28.4 Millionen Tonnen (9,1 Millionen Tonnen Eisengehalt) der früheren Erzsörderung verloren gegangen, so daß, normale Produktionsverhältnisse vorausgesetzt, 7,5 Millionen Tonnen eigen« Erze mit nur 2,1 Millionen Tonnen Eisen gehalt uns verbleiben Mit Hilf« fremder Erze brachten wir eS 1919 auf eine Roheisenerzeugung von etwa 6 Millionen Tonnen gegenüber 19,3 Millionen Tonne» im Jahre 1913. Der Fortfall der Hauptstützen unserer Erzveusorgung bedeutet aber nicht bloß schwerwiegende unmittelbare Rohstoffverluste, sondern darüber hinaus mehr. Bisher hat unsere Großeisenindustrie noch bi« Erze de« Lothringer Gebietes in einigermaßen ausreichendem Maße erhalten können Was dann aber, wenn Frankreich und Belgien, »ich» zuletzt auch mit Hilfe der ihnen durch Spaa gesicherten deutschen Kohlenlieferungen, dazu übergehen, immer neue Hochöfen in Betrieb zu nehmen und D-ustchlands Erzversorgung hinsichtlich dec Belieferung der heimischen Industrie zurückzudrängen? Heut, führen wir bei dem darzeitigrn Stand unserer Valuta und dem all- meinen Welthunqrr nach Eisen noch aus. Wenn uns aber die rz« des Auslände- nicht mehr in bisheriger Weise zur Verfügung stehen sollten, könnte eS dann schließlich nicht so weit kommen, daß wir Eisen von auswärt» beziehe» müssen, um eS dann lediglich weiter zu verarbeiten und veredelt wieder auszuführen? So wären wir dann au» einem Erzeug unqSland lediglich zu einem Veredlungsland gewordeni Werken nnS aber bald nicht auch auf dem Weltmarkt, dank der ihnen aeliefetten billigen Kohlen, Enten'ekänder gefährliche Konlcerrenten sein? Wir stehen heute «ist in de» Anfängen der Erfüllung de» Ver- sailler FriedenkvettrageS; welche weitgehenden Ausmessungen dies? Erfüllung noch hoben wird, wer wollt« daS heute Voraussagen! Die große Masse keS Volke ist sich aber der durch Versailles geschaffenen natürlichen Veränderungen kaum bewußt, <-§ empfindet Wahl deren wirtschaftlich« Rückwirkunaen, ohn- sich über die eigent lichen tiefften Ursachen klar ,» werden. Daran» ergibt sich, wie wichtig eS für jeden von uns ist. sich über den Inhalt des Versailler VettragSweckS zu unterrichten als eine» GchicksalSbucheS. in welchem unsere« Vaterland..« und jedes einzelnen von UN- Los schließlich verborgen ist. '' ' ! Völkerbund und BölkerbundSaerichtshof Am 15. September soll in Gmf. sust der Stadt, wo in aller nächster Zeit — man svricht vom 24, September — der Ententebund dem verarmten Dentschland seine Rechnung präsentieren will, das große Weltfriedensinstrument des H«nrn Wilson, der Völkerbund, auf eben jene» Gebeiß zu einer Vollsitzung zulammentreten. Viele ge- schästia- Hände sind an Ott und Stelle bereits voll Eifers tätig, um den 39 anrückenbe» Staaten eine die'em Gremium angemessene Ver- bondlungSstätt« zu bereiten. Die Genfer Regiedmng hat. wie man bört, eigen» zu dieffm Zweck für die ganze Dauer der Sitzung den sogenannten ResocmationS^aal zur Verfügung gestellt, sowie ein an da» Hotel „VergneS" anschließendes Gebäude mit einer Flucht von 30 SSk-n, Es ist all» genügend Raupt geschaffen, um iedem ein zelnen Land für die internen N ratnngen einen eigenen Saal znzn- weisen. Die V-rhandlungSdauer ist für mehrere Wochen vorgesehen, >qe 400 Personen werden sich dort voraussichtlich >usamm«nstnden. kelch Schauspiel — doch ein Schauspiel nurl So ist man versucht auSzuruke» km Anblick lener Vorbereitungen und jene« Weltrumps parlament». Nach den Erfahrungen, die wir mit ihm gemacht haben, wirb es »nF Weber Gerechtigkeit noch wahr« Freiheit bringen, «uch I die bisherigen praktischen Leistungen diese« allein schon in ferner äußerlichen einseitigen Zusammensetzung noch unfertigen und unzu- länglichen Bunde« sind in ihrem Wett und ihr« Auswirkung bisher fast gleich Null geblieben Denn selbst dieser hohe Rat hat e» i>» seiner jetzigen Formengebung und Ausgestaltung nicht vermocht, die Welt vor neuem Brand zu wahren und ehe « sich selbst fest zu kon- ftituieren imstande war, gehen die Woge» des Geschehen« und der rauhen Wirklichkeit über alle menschlichen Spekulationen hinweg. Aber schließlich stehen wir noch im Ansang dieser Bewegung und mithin bleibt abzuwar'en, wie sich die Dinge hierin weit« entwickeln werden. Darum verdient denn auch ein Projekt unser« Beachtung, das vor noch nicht langer Zeit gefaßt, dem Forum der Völlerbund, bundsstaaten als eine beachtenswerte Anregung überreicht worden ist, nämlich der Plan für die Gründung eines internationalen Gerichts höfe» zur Schlichtung aller StreitiMten unter den VölkSrn, da er nach dem Willen seiner Urheber allein befugt war«, üb« Vergehen gegen das Völkerrecht ein absolutes Urteil auSzusprechen, vorausge setzt, daß ein für alle Völker geltende», einheitltches und unzweideu tiges Völkerrecht auch feierlichst von allen anerkannt wird. Tenn im Kriege hat man es erleben müssen, daß die sogenannten Völker- rrchtsnormen oft genug bald von dieser, hald von jener Seite die jenige Auslegung erfuhren, die im gegebenen Falle für den einzelnen gerade am vorteilhaftesten erschien Am 16. Juni sind im Haag also zehn juristische Delegierte zn einer Beratung zusammengetreten, und zwar aus den Staaten heraus, die als wichtigste neutrale und vsr- bündete Länder unter Einschluß Amerikas zum Völkerbunde gehören, um in fünfwöchiger emsiger Arbeit die Basis für einen nach allen Richtungen hin objektiven Entwurf eines Välkerbundsgerichtshost- ausfindig zu machen. Die Arbeit dieser rechtssachverständigen Z-'b -- männerkommission ist in einer Vorlage niedergelegt, die in ihrer End» fassitng allgemeinhin von allen und in seinen einzelnen P»nk'c„ nur von ztveien, dem Javaner »nd dem Italien««, unter Vorbehalt ge billigt wurde. Der Entwurf umfaßt in seiner Einteilung, soviel biS- ber bekannt Ist, drei große Gesichtspunkte: die Zusaminensetzung de» Gerichtshofes, leine RechtSbeßianisse und die Gebärdnng seine» Rechts- versabrenS, Der Haag soll Sitz dieses ohne Unterbrechung tagenden Gremium sein. Dieses soll sich zusammensetzen aus 11 Richtern und viar Stellvertretern, tue für einen Zeitraum von neun Jahren unob- setzbar sein sollen. Ihre Beamtnng ist einem komplizierten Wahl» vecstahttm unterworfen. Die ganr- Vostaae. die bereits dem Völler bundrat auf seiner Taguna in St. Sebastian Vorgelegen hat, wird zweifellos auf der Geister Völkarbunduerlammlung ein« Prüfung »nd Begutachtung des großen Bundes unterzogen tverde». Ein Nachspiel zur „PsarrhausLomödie" Aus Leipzig wird uns geschrieben: Am 31, August fand vor dem Schöffengericht Leipzig die Hauptversammlung gegen diejenigen Katholiken statt, di« in der Erstausführung der „Psarrhaustomöd ie" «gen die Verunglimpfung ihres Glaubens und die Verhöhnung des katholische» Prüfterstaudes protestiert hatten. Im ganzen wurde gegen 16 Angellagte verhandelt, die im allgemeinen zugab«n, ihrem berechtigten Unwillen lunch Psuöruie und ähnliche lkundgebungen Ausdruck verliehen zu habe». Die Verteidigung hatte Herr Rechts anwalt Dr. Ewald übernommen. In einer auf die Vernehmung der Angeklagten folgenden Zwischenberatung beschloß das Gericht, den Polizeirat Dr. Weiß als Zeugen zu vernehmen Dr. Weiß schien de» von ihm unterschriebenen Strafbefehl nicht mehr recht i»r Gedächtnis zu haben, den» nach ihm sollte das Lärmen schon be gonnen haben, als der Vorhang kaum in die Höhe gegangen war. wogegen er jetzt betont«, daß die Störung etwa sieben Minute» nach Beginn des Spieles an einer Stell« cin^fftzt habe, die völlig harm los gewesen sei und zu. irgend welche,« Protest deine Veranlassung gegeben habe. Ihm ist es unverständlich gewesen, daß diese Stelle Anstoß erregt hat. Es war die Stelle, an der die Beickste herabgesetzt wurde (erster Alt, Seite 78 oder 87). Er sühttc im übrigen aus, daß das Stück von der Press« im allgemeinen gut beutteilt worden sei und daß der Verfasser — st» Katholik! — nur die Absicht gehabt habe, Menschen zu zeichicen. Nach seiner Ansicht hätte auch der katholische Priester sland keine Ursache sich durch die Aufführung diese» Stückes beson ders verletzt zu fühlen, weil häufig auch andere Berufe — zum Bei spiel Gericht, Polizei usw. — in Theaterstücken in abfälliger Weste skizziert würde» und weil die Darst lluug kein« Verallgemeinerung bedeute. Das Stück sei in viele» Städten Deutschlands ausgefühut und meistens beifällig ausgenommen worden. Auf die ßstage des Vorsitzenden, ob er den von den Katholiken Leipzigs gegen die Auf führung der Pfarrhauskomödie eingereichten Protest erhalten habe, gab er zu, daß der Protest bei ihm eingegangen sei,, daß er karaushin mit dem Schauspieldirektor gesprochen habe, der ihm erklärt hat, daß gegen die Aufführung di-'seS Stückes Bedenken nicht zu erheben seien. Er selbst habe das Stück vorder n i ch t gekannt, sei aber bet der Erstaufführung zugegen gewesen und babe nach de« Anffühnncg weiter nicht» auszistehen gehabt als daß einige Stellen z» drastisch dargestellt worden sind. Nach k r Vernehmung der übrigen Zeugen, die nichts Erwäh nenswerte- brachte, beleuchtet der Vertreter der Anklage kurz dir Vergeben der Anaeklaqten und beantragte Bestrafung der Schuldig'». Soweit den Angeklagten eine st:all>are Handlung nicht nachzuweisen war, stellte er di- Bestrafung in daS Ermessen de» Gerichte». Der Verteidiger, Herr llkechtSanwalt Dr. Ewald, streifte zu nächst daS Ergebnis der Beweisaufnahme, ging dann auf di« T"n» der» dmd EPetrarstche Bedeutung de- Stückes ein und beleuchtete daun die Wichtigkeit der Bücht,- und des Zölibat». Er führte au», daß es dem Verfasser nicht dancm zu tun geweffn sein kann, in die- sem Stücke Menschen zu zeichne». Neun er den katholischen Pstester als Menschen zeichnen wollte, dann mußte er ihn zeichnen in seinem Amt, in dem Verkehr mit keim-n Psarrkindern, als Berater der Hilfe, suchenden als Helfer der Armen, als Tröster der Trauernden. In dem Stücke aber sei der katholische Geistliche einesteils gezeichnet als Materialist, dem e» nur daraus aukomme. gut zu essen und zu sin ken. andentteil- kn dem ihm Untersaaten sernellen Verkehr mit keiner Köchin. Im Gegensatz zu dem Herrn Polizeirat Dr Weiß bcbaup- lete der Verteidiger, daß bi« Art de« Stücke« wohl eine Verallge meinerung bedeut,, weil die Ueberschstft lautet: „Die Pfarrhau»
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