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^au, Wüstenbrand, Urspnmg, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Metnsdorf^s^ Lnze^rr Hoheusteinernstthal. 26. Jahrgang. Nr. 141 Mittwoch, den 21. Juni 1899. Red-nction «ud »xpedittsn: » (nahe dem S «mts-ertchy. Bekanntmachung. dieses J^ircs'sttMg'aewelen?"^ Kenntniß, daß der am 1. Juni Gemeindeanlagen ri Jnni 188!» ^unsereStadtsteuer-Einnahme abzuführen ist. Nach Ablauf dieses Termins wortsichere Graf Posadowsky ein paar Mal, so als er, frei nach Caprivi, den Muth der Kaltblütigkeit lobte und die wunderliche Definition vortrug: „Was ist Freiheit? Freiheit ist etwas zu thun oder zu lassen." Trotz solcher kleinen Zwischenfälle sprach der Minister gründlich und überzeugend. Der erste Redner aus dem Hause ist Bebel, welcher die Tribüne zwei Stunden lang besetzt hält, um in heftigen Angriffen gegen die Regierung, die die Coalitionsfreiheit zu vernichten trachte, alle Gründe gegen das Gesetz vorzubringen. Als Bebel Urtheile aufzählte, die auf Gruno der bestehenden Strafvorschriften gegen Streikende gefüllt wurden, ruft Abg. Stadthagen: „Pfui!" Sofort erhebt sich der Präsident Graf Ballestrem als Hüter der Ordnung und giebt — in Erinnerung an seinen eigenen „Pfui"-Ruf in der Kullmannsitzung — sein Votum dahin ab: „Herr Abgeordneter Stadthagen, der Ausdruck „Pfui" ist unparlamentarisch, wie dies bereits einer meiner Amtsvorgänger seiner Zeit festgestellt hat!" — Zu den Conserenzen des Prof. Zorn in der Schiedsgerichtsfrage wird mitgelheilt, daß derselbe neue Instruktionen erhalten habe, Deutschland sei im Prin zip geneigt, in der Schiedsgerichtsfrage Conzessionen zu machen. Nachdem die englischen und amerikanischen, vor Allem auch die russischen Delegirten sich eifrig be- müthen, wenigstens mit der Schiedsgerichtsfrage etwas Positives auf der Haager Conferenz zu Stande zu bringen, hegt man auch hier aus politischen Rücksichten den gleichen Wunsch. Man müsse jedoch zuvor ab solute Garantie haben, daß in der Schiedsgerichtsfrage kein Mißbrauch zum Nachtheile Deutschlands getrie ben werde Es schwebten demgemäß zur Zeit noch Erwähnungen. — Eine Unthat der Deutschen berichten die Czechen- blätter aus Pilsen: sie bringen eine Nachricht, nach welcher mit Kornblumen geschmückte Gewerbeschüler unter Führung eines Professors in der Richtung gegen die Genossenschastsbrauerei gezogen und ostentativ den Weg über die Brücke genommen hätten. Das habe in der Bevölkerung Erbitterung hervorgerufen und ein Wachmann sei genöthigt gewesen, den Professor auf das Gebühren der Schüler aufmerksam zu machen, welche schließlich die Kornblumen entfernten. Wie jedoch feiten der Direktion .der deutschen Staatsgewerbeschule versichert wird, haben an dem genannten Tage Ge werbeschüler überhaupt nicht, weder allein noch unter Führung eines Professors, die Genossenschaftsbrauerei besucht und es hat überhaupt ein ähnlicher Vorfall, wie er von den czechifchen Blättern geschildert wird, sich nicht ereignet. Man kann daraus entnehmen, wie wahrheitsliebend die Berichte der czechifchen Blätter sind und mit welchen Mitteln gegen die deutschen Studenten gehetzt wird. Als Folge dieser Berichte wurde in der Promenade während der Platzmusik ein deutscher Student von einem Wachmanns angehalten und aufgefordert, die Kornblumen, die er im Knopfloch trug, sofort zu entfernen; als sich der betreffende Student weigerte, der Aufforderung des,Wachmannes Folge zu leisten, erklärte ihn dieser für verhaftet und führte ihn auf die Wachstube, wo er einem Verhöre beginnt die zwangsweise Beitreibung aller Ruckst Rathsvollzieher. Hohenstein-Ernstthal, den 17. Juni 1899. Der Stadtrat h. Dr. Polster, Bürgermeiste r. — 10000 Mark Stistimgsgeld sind gegen mündelmäßige Sicherheit sofort auszulechen. .. Der Stadtrath zu.ciobenstern-wrnuiu' — Tagesgeschichte. Deutsches Reich. 10' Juni. Reichstag. Die Streickvorlage hat die Physiognomie des hohen Hauses nur wenig geändert; da eine Abstimmung nicht bevor, steht, so haben recht viel Volksvertreter es vorgezoaen, bei den heimischen Penaten zu bleiben oder den schönen Sommertag im Freien zu genießen, statt den Worten des Kanzlers und seiner Gehilfen zu lauschen. Nur die Tribunen waren gut besetzt und auch von den Commlssaren wimmelte der Hintergrund. Wenn aber zu Anfang die Herren von Bülow, Thielmann und Richt hosen ihre Plätze eingenommen hatten, so lockte sie wohl weniger die Streikvorlage, als die Berathnng des englischen Handelsprovisoriums, die den Ersten Gegen stand der Tagesordnung bildete und leider auch des schrecklichen Brömel furchtbares Gemurmel entfesselte. Niemand hört dem verbissenen Freihändler zu, nur ab und zu lenkt der greise Kanzler einen müden und weh- muthvollen Blick auf ihn, um ihn schnell wieder zurück zulenken auf den ominösen Zettel, der den Inhalt seiner Streikrede enthält. Auch der Zweite in dem Dreigestirn der Bündlerführer, I)r. Rösicke, vermag kein Interesse zu erwecken, obwohl er ziemlich erregt spricht. Erst Herr Liebermann v. Sonnenberg brachte Leben in die „Bude", indem er die Gelegenheit benutzte, in kräftigen Tönen die englische Thronfolge geißelt, um die man in England selbst zu schachern „sich erfreche" und auch eine energische Vertretung der deutschen Vertretung in Samoa forderte. Graf Posadowsky ging jedoch auf diese Themen nicht ein, erst Herr v. Bülow äußerte sich über die Vorgänge in Samoa. Schließlich wurde das Handelsprovisorium gegen die Stimmen des Freisinns und der Socialdemokraten einer Commission verwiesen. Um '/,3 Uhr ertönt das Wort des Präsidenten: „Der Herr Reichskanzler hat das Wort." Sofort fluchen sämmtliche Volksvertreter nach vorn, um den Ausführ ungen des greisen Staatsmannes zu lauschen. Wenn aber sonst volle Stille herrscht, wenn Fürst Hohenlohe spricht, so ertönen heute wiederholt von links her und zuweilen lautes, höhnisches Gelächter. Grund dazu war so wenig heute wie sonst vorhanden: Was der Kanzler vortrug, waren Gemeinplätze, allgemeine Be merkungen ohne überzeugende Kraft. So war es denn durchaus erwünscht, daß dem Kanzler sofort Graf Posadowsky als Redner folgte, der mit gewohnter Gründlichkeit die Vorlage vertrat. Als Adjutanten waren inzwischen die Herren von der Recke, Nieberding, Schönstedt,und Thielen erschienen. Mitten in der sachlich ernsten Erläuterung des Grafen Posadowsky sorgte der Präsident, Graf Ballestrem, für eine überaus heilere Episode. Als socialistische Zwischenrufe wiederholt er- klangen, klingelte der Präsident und erklärte: Meine Herren, ich muß dringend bitten, die Herren vom Bundes- rath nicht zu unterbrechen. Wenn dre Herren Volks vertreter — so fuhr er humorvoll fort — nachher zu Worte kommen, so werde ich dafür sorgen, daß Sie auch nicht durch die Herren vom Bundesrath unterbrochen werden. Merkwürdigerweise entgleiste auch der sonst so Wich RachmM^gj^E ?°un- und Festtage unterzogen und nach Sicherstellung ^'^ornbüm^ wieder entlassen wurde. Auch «n drei mit Korndln geschmückte junge Mädchen trat der der Aufforderung heran, Blumen zu en f sofort die erschrockenen Mädchen dem befehle 1 Folge leisteten, bemächtigte sich der der Blumen, indem er sie den Mädchen emf ch g nahm. Dagegen wird das Tragen § rie von Czechen jeder Altersklasse und Bern f 8 anstandslos geduldet, und keinem Wachmani c es einsallen, dagegen einzuschreiten. So wird Gleichberechtigung gehandhabt. . Königsberg, 19. Juni. Amtlich wird gemelde. Gestern abend um 11 Uhr sind die Züge 17 uud 88 in der Weiche 2 der Haltestelle Judltten aneinander gefahren. Der Zugführer des Zuges 88 wurde an den Beinen verletzt. Der Führer Zuges 17 und ein Papagier des Zuges 88 haben leichte Kontusionen erlitten. Die Maschinen des Zuges 17 und zwei dahinter gehende Packwagen entgleisten, ebenso ist die Maschine des Zuges 88 entgleist. Ein Packwagen des Zuges wurde zer trümmert. Die Strecke wird heute Nachmittag wieder frei werden. Der Personenverkehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten. England. London, 19. Juni. Der Militärattachee der hiesigen deutschen Botschaft, Hauptmann Freiherr von Lüttwitz, überreichte gestern dem 1. königl. Dragoner- Rgt. in Hounslow einen vom deutschen Kaiser gesandten Lorbeerkranz, dessen Band die Inschrift trägt: „Waterloo, Juli 18., 1815." Hauptmann von Lüttwitz sagte bei der Ueberreichung des Kranzes, der deutsche Kaiser wünsche, daß der Kranz dazu beitrage, das Andenken an die Thatsache zu feiern, daß an dem glorreichen Tage von Waterloo das englische und deutsche Heer Schulter an Schulter gekämpft haben. Der Oberst Burn-Murdoch entgegnete: „Wir hoffen, daß, wenn in unseren Tagen ein neuer europäischer Krieg aus brechen sollte, es uns vergünnt sein möge, wieder deutsche Soldaten an unserer Seite zu haben." Monaco. — Fürst Albert von Monaco erhält von dem Remgennnn seiner Spielhölle, der laut Geschäftsbericht 19'/2 Million Mark beträgt, außer einer.Divideude von einer halben Millron Franken (400 000 Mark) für die Erneuerung der Spielbankkonzession auf fernere fünfzig Jahre eine einmalige Abfindungssumme von 25 Millionen Franken (20 Millionen Mk.) und eine Jahresrente von zwei Millionen Franken (1 600 000 Mk.) Zudem be streitet die Spielbank mit einem ungeheuren Geld- au wand dw gesammten Regierungs-und Verwaltungs- kosten des Fürstenthums Sie erhält die Schulen und auch den Bischof mit seiner zahlreichen Geistlicbkeif sorgt für Licht und Wasser, baut herrliche S^ Promenaden und besoldet die monennsiis^- m Lh j.n° 7° Zierpuppen, die den ansehnlichen Tagessold von sü , / Zanztlch steuerfrei — ein wahres Schlaraffen leben führen, hangen nnt zärtlicher Liebe an ihrem Jusertisnsgebühreu: die ^^swStts 12 PfS-' Äaum Dr den «erbreitungsbez,rr)10 ^faabe Rabatt. 2S Psg. sei mehrnuM« bis «ar». Suker-te für die folgenve erbeten.