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MKdnOrNgeWt Mkwnale Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »WilsSruffer Tageblatt» eücheint an allen Werdiagen nachmittags Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. fee, Haus, bei Postbestellung 1.80 SiM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Bpsg. Alle Postanstailcn und Post boten, unIercAusttäger u. Geschäftsstelle, nehmen zu lederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt für WllsdrUss U. UMgegeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,, md. sonstiger Betriebsstörungen besteht sein ^/Anspruch sous^ tticierung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. 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Aber die anderen, jenseits unserer Grenzen, sollte endlich die farbige, schillernde Kulisse des Völkerbundstheaters nicht mehr blenden. Sie sollten erkennen und nicht mehr über hören, daß im Orchester schrille Dissonanzen erklingen. Dem größten Idealisten und Fortschrittsgläubigen sollte die Figur des Dirigenten die Augen öffnen, daß sich hinter dieser Komödie das Bild einer schauerlichen Tragödie ab zeichnet. HerrLitwinowistder Dirigent dieses mißtönenden Orchesters, und wenn der ernste Hintergrund nicht wäre, müßte der Kulissendurchblicker ob der Ironie der Weltpolitik, die sich seinem Blick offenbart, lachen. Sieht man in Paris, London und Rom nicht das Janus gesicht des Genfer Ratstheaters: der russische Außenminister als Ratspräsident, der Bote des Kremls als Friedensstifter. Litwinow in der Biedermeiermiene mit dem Ölzweig in der Hand, über schattet von dem „Generalstab der Weltrevolution". Aber die Welt scheint sich die Ohren verstopft zu haben und die Fanfarenklänge der Komintern nicht zu hören. Man denke einmal ganz einfältig, fernab aller welt anschaulichen und politischen Grundlagen, nur mit einem Mindestmaß von gesundem Menschenverstand ausgerüstet, was es heißt, daß ein Abgesandter des „Generalstabes der W e l t r e v o lu t i o n" vom Völkerbund das Amt des N a t s p r ä s i d c»n t e n er halten hat und nun in dieser Funktion den italienisch-abessinischen Konflikt schlichten soll. Der außenpolitische Wortführer der Weltrevolution als „Friedensstifter". Höher hinauf geht's nimmKi Selten hat der Treppenwitz der Weltgeschichte eine schärfere Pointe gefunden. Die friedliche Durchdringung der Welt mit den Ideen des Bolschewismus, sagen wir einmal, die legale Weltrevolution ist doch nur eins Parole, die für die Dummheit ganz harmloser Gemüter bestimmt ist. Wenn auf dem letzten Parteikongretz im Januar der friedliche Charakter der Sowjetunion mit Engelszungen gepriesen wurde, so war das doch nur eine Spekulation auf das schlechte Gedächtnis der Welt, die Lenins Parolen, die heute wie gestern in Moskau gelten, bereits vergessen hat. Frankreichs Außenminister Laval, der jetzt mit dem Ver treter des weltrevolutionären Kommunismus im Völker bundspalast am Konferenztisch sitzt, sollte doch Wohl nicht plötzlich die Wegelagerermethoden der französischen Kom munisten vergessen haben, nachdem man auf dem Kongreß der Kommunistischen Internationale mit Befriedigung Kenntnis von der Aktivität der französischen Genossen ge nommen hat. Zur Gedächtnisauffrischung einige Warnrufe jüngste? Zeit: Vor einem österreichischen Militärgericht wird ein Fall von kommunistischer Agitation im Bundesheer ver handelt, und dabei wird bekannt, daß einer der An geklagten den Alarmplan der Wiener Garnison an eine kommunistische Zentrale weitergegeben hat. — Im Lon doner Rathaus kommt es zu Arbeitslosentumulten; in Südindien schießt die Polizei auf Streikende, überall sind die kommunistischen Drahtzieher am Werk, um aus dem Elend breiter Schichten, der Weltwirtschaftskrise und der politischen Verwirrung Kapital für ihre anarchistischen Ziele zu schlagen. Am New-Aorker Pier überfallen Kom munisten die „Bremen" und werfen die deutsche Flagge ins Wasser. Die „H e ere s b erichte"desBolschewismus laufen aus allen Teilen des Erdballs in Moskau zu sammen, und sie zeigen, daß sie sich nicht nur gegen den Nationalsozialismus und Faschismus richten, wie es sich die Vogel-Strauß-Politiker an der Seine z. B. einflüstern lassen, sondern gegen jede menschliche Ordnung und Ge sittung. Sollte den Genfer Diplomaten nicht manchmal ein merkwürdiges Gefühl aufkommen, wenn sie Herrn Lit winow als Schiedsrichter für den nordafrikanischen Kon flikt anerkennen? - Litwinow Ve-r Genfer „Friedens stifter", im Hauptberuf aber der außenpolitische Chef der bolschewistischen Weltrevolution. Das Genfer Komödiantentheater hat eine Doppelrolle zur Darstellung gebracht, die ihresgleichen sucht. Sollte man wirklich dieser Maskerade gegenüber blind sein und die Maske des ^edermeiers nicht durchschauen? Will man warten, bis der Akteur selbst die Maske sich vom Gesicht reißt? Dann durste es zu spür sein, die Anarchie der Welt aufzuhalten. A d olf Hfixex Hai in seiner welthistorischen Rede vom 24. Mai Wege zum Frieden gewiesen, die dem Sehnen der Völker mehr entsprechen als der Weg, den die Genfer Diplomaten beschreiten unter dem Vorantritt dieses merkwürdigen Schiedsrichters und unter den schrillen Fanfarenstößen der Komintern. Zwei Drittel aller Waldbränve werden durch Zündhölzer und Zigaretten verursacht! Seid vorsichtia — schützet den Wald! SteimHmM m 2 Milliarden Wer ab M3 Staatssekretär Reinhardt über die erfolgreiche Steuer politik des Reiches. Die Reichs st euerschule Herrsching wurde am Donnerstag von Staatssekretär Reinhardt in An wesenheit zahlreicher Ehrengäste feierlich eröffnet. Zu Beginn seiner Ausführungen zog Staatssekretär Rein hardt die politische Bilanz der letzten Jahre und kam dann auf den Umschwung zu sprechen, den der National sozialismus in der Wirtschaftspolitik des deutschen Volkes gebracht hat. Auch auf dem Gebiet der öffentlichen Finan zen und Steuern wurden, so erklärte er u. a., neue Wege gegangen. Die Gesamtheit der Maßnahmen stellt einen Generalangriff gegen die Ar beitslosigkeit und damit gegen die soziale, wirt schaftliche und. finanzielle Not dar. In wenigen Jahren wird die Arbeitslosigkeit schließ lich ganz beseitigt sein. Durch die Gewährung von Ehestandsdarlehen ist es ge lungen, auch die Zahl der Eheschließungen und die der lebendgeborenen Kinder bedeutend zu erhöhen. In zwei Jahren wurden nicht weniger als 450 000 Ehe - standsdarlehen mit 240 Millionen Mark gewährt, d. h. 450 000 heiratsreife Mädel haben ihren Arbeitsplatz für einen bisher arbeitslosen Volksgenossen frei gemacht. Allein das Gesetz zur Förderung der Eheschließungen hat bisher zu einer Minderung des Finanzbedarfs der Arbeitslosenhilfe um rund 200 Millionen Mark geführt. Auf der anderen Seite beobachten wir die Erhöhung des Auskommens an Steuern, Abgaben und sozialen Ver sicherungsbeiträgen. Hinzu kommt die bedeutende Er höhung der Nachfrage nach Kleinwohnungen und die dadurch bedingte Förderung des Kleinwohnungsbaues. Staatssekretär Reinhardt wies auf die Entwick lung des S t euerauskommens als weiteren Er folg der wirtschaftspolitischen Maßnahmen hin. Die Folge dieser Steuerpolitik ist, daß das Aufkommen an Steuern sich nicht mehr nach unten bewegt, sondern nach oben. Lohn-, Einkommen-, Umsatz- und Verbrauchs summen der deutschen Volkswirtschaft sind gestiegen. So kann heute schon gesagt werden, daß die Steuereinnahmen des Reiches im Rechnungs jahr 1935 um rund 2 Milliarden Mark größer sein werden als sie 1933 gewesen sind. Staatssekretär Reinhardt warnte aber davor, aus der glänzenden Entwicklung des Steueraufkommens den Schluß zu ziehen, daß das Reich an eine Auflockerung seiner Ausgabenwirtschaft oder gar an eine großzügige Behandlung von Anträgen auf dem Gebiet der Steuern denken könne. Das Mehr an Steueraufkommen, so be tonte er, sei im wesentlichen eine Folge der Maßnahmen der Reichsregierung zur Verminderung der Arbeitslosig keit und zur Belebung der Wirtschaft. Alle diese Maß nahmen haben zu einer sehr erheblichen Vorbelastung der Reichshaushaltsjahre bis 194V geführt, und diese Vorbelastungen sind gemacht worden in der Überzeugung, daß die Maßnahmen zur Verminderung der Arbeitslosigkeit, zur Belebung der Wirtschaft und zu einem erheblichen Mehr an Steueraufkommen führen werden, aus dem die Abdeckung möglich sein wird. Das Mehr an Steueraufkommen ist auf einige Jahre restlos zur Abdeckung dieser Vorbelastungen erforderlich. Die Haushaltslage des Reiches bedingt, daß trotz der außerordentlich erfreulichen Entwicklung des Steuer- auflommens in Zukunft noch viel strenger als bisher eiserne Sparsamkeit in der Gestaltung der Ausgaben wirtschaft geübt wird und daß alle gesetzlichen Schritte angewandt werden, um jeden Volksgenossen zur pünktlichen und rest losen Erfüllung seiner steuerlichen Pflichten anzuhalten. * Die Zinsen für den landwirtschaftlichen Realkredit. Die Reichsregierung hat ein Gesetz über die Zinsen für den landwirtschaftlichen Realkredit vom 31. Juli 1935 beschlossen, das im Reichsgesetzblatt Nr. 87 vom 1. August 1935 verkündet worden ist. Die seit der Notverordnung vom 27. Sep tember 1932 geltende Herabsetzung der Zinsen für den landwirtschaftlichen Realkredit wird über den 30. Sep tember hinaus ohne zeitliche Begrenzung ver längert. Schwere Slmden siir de» Merbmd Trie Verlegenheitsformel — Scharfer Gegensatz England — Italien. Entscheidungen in Genf werden ja bekanntlich immer hinter den Kulissen gefällt. Man ist im Völkerbund etwas scheu vor der Öffentlichkeit. Man hat Grund dazu. Die drei Hauptakteure sind diesmal der englische Völker bundsminister Eden, der französische Regierungschef Laval und der Bolschewiftcuoertreter Litwinow. Die drei hatten sich auf eine Formel geeinigt, die be rühmte Formel, die immer in Genf eine Rolle spielt und die den Kompromißvorschlag enthielt. Die Formel wurde von Laval sogleich dem italienischen Delegierten Baron Aloisi zur Kenntnis gebracht und erläutert. Aloisi übermittelte die Formel nach Rom und erbat Instruk tionen seiner Regierung. Auch die abessinischen Vertreter setzten sich mit ihrer Regierung. in Verbindung. Über die Sitzung, ist der die Kompromißformel zu stande kam, weiß der Amerikanische Funkdienst zu be richten, daß es zu dramatischen SufaminenMstzm zwischen EAou und Baron Aloisi gekommen sein soll. Dadurch habe die Sitzung zunächst ihr Ende gefunden, bis Laval und Litwinow ein- grisfen. England habe sich entschieden auf Abes siniens Seite gestellt. Als Aloisi darauf bestand, daß Italien dem Völkerbnndsrat nicht gestatten könne, über die Ingangsetzung eines neuen Schiedsverfahrens Eens bemüht sich um die Lösung des abessinischen Problems. Unsere Zusammenstellung zeigt einige der Hauptbeteiligtcn i fische Außcn-kommifsar Litwinow — der abessinische Vertreter an der Verhandlung: Von links: der Vertreter Italiens, Ba-Z Töcle Havariate mit dem Rechtsberater der Abessinier, dem ron Aloisi — der Präsident des Völkerbundsrates, der ms- l französischen Professor Iezö. (Scherl-Bilderdienst —MI