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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumerationS- PrciS 22; Sgr. (j THIr) vierteljährlich, 3 Thlr. sür da» ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. a g a z i n für die Man »ränumerirt auf diese« Beiblatt der AUg. Pr. Staaii- Aeitung in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im AuSlande hei den Wohllödl. Poft-Lemtern. Literatur des Auslandes. Berlin, Freitag den 2. Mär; 1838. Türkei. Smyrna und seine Sanitäts-Anstalten. Smyrna, dieser große Stapelplatz der Asiatischen Türkei, zählt ungefähr 130,000 Einwohner und liegt unter 38" 26' N- B- und unter 27" 7' O. L. von Greenwich am Eingang eines Meer busens, theils auf dem Abhang eines sehr hohen Gugels, theils auf einem Berge, der sich in östlicher Richtung 3 bis 6 Meilen weit bis zum Fuß der hohen Bergkette erstreckt, die den Golf im Nor den und Osten begranzl. Diese Ebene wird vom Melius durch strömt, dessen Ufer, der Sage nach, Homer's Lieblings-Aufenthalt gewesen seyn sollen. Die Ebene, die aus angcschwemmlem sehr fruchtbarem Erdreich besteht und mit der größten Sorgfalt an- gebaut wird, erzeugt eine unermeßliche Vegetation, obgleich sie durch die ununterbrochene starke Feuchtigkeit ungesund und daher sehr oft vom Wechselfieber heimgesuchi wird. Im Norden trennt die benachbarten Berge von dem Meerbusen eine ausgedehnte Ebene, die theils angebaut, theils überschwemmt und mit Soda- muriat-Fabrikcn bedeckt ist, von welchem Lrzcugniß man zu jeder Jahreszeit ungeheure Pyramiden, die den im Meerbusen schiffenden Fahrzeugen ats Richtpunkte dienen, aufgethürnit sieht. Westlich und südlich von dem letzteren bietet sich derselbe An blick dar, wie im Osten und Norden; cs erheben sich nämlich gleichfalls hohe Berge über sehr fruchtbaren angejchwemmien Ebenen. Am Fuß eines dieser Berge befindet sich eine weil und breit berühmte warme Quelle und einige Stunden weiterhin, bei der Stadt Durlack, eine schwefelhaltige Quelle von gleichem Ruf. Dessenungeachtet bedienen sich nur sehr wenige Personen dieser so nahe liegenden Bäder. Während des Sommers weht regelmäßig von 10 Uhr Mor gens bis 6 Uhr Abends der Seewind mit so großer Heftigkeit, daß wegen des starken Wellenschlages nicht ohne Gefahr zu lan den ist. Im Winter stellt sich dieser Wind sehr selten ein, aber dann weht der Landwind von mehreren Seiten, besonders aber von Nord-Ost, welcher sehr heftigen Regen, Schnee, Hagel, ja selbst Frost mit sich bringt und scharf, feucht, durchdringend und eben so unangenehm ist, wie in den Vereinigten Siaatcn. Die niedrige Temperatur und andere beschwerliche Eigenschaf ten desselben können dem Umstande zugcschrieben werden, daß er über die den Meerbusen im Norden und Osten begränzenden Berge, besonders aber über die noch höhere Kette des Olymp kommt. Das Klima um Smyrna ist nu Sommer und Herbst ivarm und «rocken, im Frühling und Winter kalt und feucht; während der letzteren beiden Jahreszeiten jedoch findet in der Atmosphäre ein starker Wechsel statt. So schwankte z. B. im Monat Januar 1836 das Thermometer von 32 bis auf 66 Grad (Fahrenheit); im vori gen Winter fiel cs bis auf 12 Grad unter dem Gefrierpunkt, und die Erde war drei Wochen lang mit 18 Zoll hohem Schnee be deckt, so daß die ganze Pomeranzen-, Wem- und Feigcn-Acrndtc zu Grunde ging. Smyrna besitzt mehrere Hospitäler, von denen folgende die wichtigsten sind: , Das Holländische Hospital, im Jahre 1786 gegründet und 1834 rcparirt, besteht aus einem große», steinernen, mit Gyps be worfenen Gebäude, das nur ein einziges, aber sehr hohes Stock werk enthält. Ls bildet cm längliches Viereck, Hal einen vier eckigen Hof, auf den alle Thürcn und Fenster hinaus gehen, und kann 10 bis iw Kranke aufnehmen. Vor dein Gebäude befindet sich ein sehr großes mit Lorbeer- und Pomcranzenbäumcn bepflanztes Feld und auf der Hinlerseilc ein hübscher Kirchhof, der nicht nur für die im Hospital, sondern für alle in Smyrna sterbende Hol länder bestimmt ist. Die Apotheke verabreicht außer den Kranken des Hospitals auch noch allen christlichen oder muselmännischen Armen die Medizin, die sie brauchen und fordern. Hospital und Apotheke stehen unter dem Schutz des Holländischen Konsuls, Herrn van Lennep, eines sehr menschenfreundlichen Mannes; die medizinische Leitung beider hat der I)r. Morporgo aus Triest, der als Augenarzt großen Ruf genießt und dessen Gehalt sich ungefähr auf 700 Dollar beläuft. , Das Oesterreichische Hospital wurde 1788 gegründet und liegt in der Mitte der Stadl, in der Nähe des Holländischen, Eng lischen und Griechischen Hospitals.^ Es hgl drei Stockwerke, in icdcm eine Veranda, auf einer Seile eine Terrasse und kann 100 Kranke aufnehmen. Es herrscht darin große Ordnung und Reinlichkeit, und das Gebäude sieht noch ganz neu aus; cs wird von der Ocstcrreichischcn Regierung unterhallen und ist für die Kranken dieser Nation bestimmt. Der Arzt des Hospitals ist der Iir. Amber, der früher in der Kaiserlichen Marine diente. Das Französische Hospital befindet sich in dem östlichen Theile der Stadt, in der Nähe des Hafens, und besteht ans zwei von einander getrennten Gebäuden, von denen eines für die Offiziere, das andere für die Matrosen bestimmt ist. Das erstere ist neu, zwei Stock hoch, aus Holz, Backsteinen und Gyps gebaut und hat ungefähr 30 Fuß im Gevierte. Das letztere war früher ein Türkisches Wohnhaus und wurde vor neun Jahren angekauft; es ist drei Stock hoch, ganz von Holz und Hal zwei Flügel, die nach hinten zu gehen- Es emhält eine Küche, eine Apotheke, ein Badezimmer, eine Kapelle und einige ziemlich geräumige Säle. Beide Gebäude zusammen können gegen IM Kranke aufnehmen. Als llr. Horner von der Fregatte „die Vereinigten Staaten" das Hospital besuchte, befanden sich nur 16 darin, 3 Offiziere und 13 Matrosen. Jeder Kranke, der bezahlen kann, hat für sämmtlichc Unkosten täglich einen Frank zu entrichten; arme Fran zosen aber werden unentgeltlich ausgenommen. Die Anstalt be findet sich unter der Ober-Aufsicht des Französischen Konsuls und umcr der Leitung des Di-, Pecor von der Königlichen Marine. Das Englische Hospital befindet sich mit dem Holländischen in einer Straße; cs ist von Stcin erbaut und hat zwei Stock werke, jedes von vier Zimmern. In einem der Höfe bemerkt man einige kleine Ganenhäuschen und mehrere hübsche Gräber dort verstorbener Engländer. Dieses Hospital wurde 1788 gegrün det, besteht auf Kosten der Englischen Regierung und ist für die Matrosen der Königlichen und der Handels-Marine bestimmt. Es ivar lange Jahre der Sorgfalt des 10. Clark, eines der berühm testen Aerzte Smyrna's, anvertraut; seitdem er aber nach England zurückgekchn, hat der Or. Jcard, ein geborener Franzose, der eines großen Rufes genießt, die lcmpvrairc Leitung desselben über nommen. Die Stelle des vr. Clark wird, wie man sagt, dem Ox. Evans, Wundarzt des Schiffes „Tribune", der sich gegen wärtig dorr befindet, definitiv übertragen werden. ,Das Griechische Hospital, im Jahre 177S von den in Smyrna ansässigen Griechen erbaut, wird von diesen unterhalten und ist ausschließlich für sic bestimmt. Es ist ein großes Gebäude, unge fähr IM Fuß breit und 200 Fuß lang und Hal 2 Stockwerke nebst einem mit Quadersteinen gepflasterten Hof. In dem ersten Stock sind die Zellen der Geistesirren, die Apotheke, die Küche, das Waschhaus und einige Stuben für Arme. Im zweiten Stock befinden sich die medizinischen und chirurgischen Krankensale, die auf Europäische Weise eingerichtet sind und in großer Ordnung erhalten werden. Die Bettstellen bestehen aus zwei hölzernen Böcken,^ auf denen 2 Breuer liegen, die Beiten selbst aber aus wohlgefüllten Matratzen, Betttüchern und Oberdecken, wie in Europa; sie sind mit Kattun-Vorhängen umgeben und diese ver mittelst einer Art Betthimmel an der Decke des Zimmers ange bracht. Alle Griechen, die Altör, Gebrechlichkeit oder Elend drückt, finden einen Zufluchtsort in diesem Hospital, das jetzt 38Y Personen, worunter 80 Wahnsinnige, enthält, und dessen Arzt der l>r. Maragnon ist, einer der ausgezeichnetsten Griechischen Acrzie in Smyrna. Hinter dem Hospital befindet sich ein Kirch hof, eine Schule für junge Griechen-Mädchen und ein lediglich für pestkranke Griechen bestimmtes Haus, das von den anderen Gebäuden durch eine hohe Mauer getrennt, sehr geräumig und von Stein erbaut ist, wegen der geringen Zahl seiner Fenster und Thürcn aber ein sehr trauriges Aussehen Hai. Das Armenische Hospital ist am unbedeutendsten. Es liegt in dem Quartier der Armenier und hat dieselbe Bestimmung wie das Griechische Hospital, da cs ausschließlich für kranke oder ge brechliche arme Armenier dient; doch steht es letzterem sehr weit nach, denn cs ist'schlecht eingerichtet, unreinlich und hat nur kleine sehr arm möblinc Zimmer. Die Lagerstätten bestehen aus elenden Betten, die auf dem Fußboden liegen. Es befinden sich gegenwärtig einige Leute von beiden Geschlechtern, einige Irre und gegen 20 Kranke darin. Oi. Ricopol, aus Chios gebür tig und in Italien erzogen, ist Oberarzt dieses Hospitals. Das Türkische Hospital liegt eine Meile westlich von der Stadl nach dem Hafen zu ui einem schönen Thal zwischen 2 Hügeln und umfaßt zwei Gebäude, die durch einen großen