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doller Grenzbote MM für Adorf, Bad Elster, Brambach, Arnsgrün, Breitenfeld, Berge», Ebmath, Freiberg Ob.-n. Untergettevgrün, HermsgrLn, Zugelsburg, Lenbetha, Mühlhanftn, Rebersreuth, Remtengrü« SirbenbrnAA, Sohl, Wohlbach nnd das übrige obere Vogtland Der »Adorf« Erenzbote' eriLrint täglich mit Ausnahme der Tkge nach Soun- und Feiertagen. Norauszukerah'ender ZrrvgLprei» morsttich 25.— Mark bei Zu itellung ins Saus durch unsere Austräger. Der Raum d« ös-Ipsttkmn Yetitzeilt wird mit 2.50 Mk bereLnei, beior-kWürti?^ Artigen m> 3- Mi Dir Zgelratteur VrM-K,üamueik» kostet 7 — Mt. Bet Platzvorschnft LS'/, ««kfchlag. Zcitrvul-kr.ter El-» nach «höhlrm Ta i, Lr »oikrrufgLke durch Fnvsxrschtt Eeht jeder Reklamaüonsrecht aus. Anzeigenannahnre dis tv Uhr früh: grössere Jnsrratr krg» vschrr -retten. Tics Plott krithölt dik vw-rlichkr, BekormM ochvngcn der Amtshauptmannschaft Oelsr itz, ^.es Nmlsgenchts, der Amlsan- waltschaft und des SMütrülLL Adorf. §sr nip echer Nr. 14. 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Der Annahme des Gesetzes zum Schutze der Re publik folgt die Umbildung der Reichsregierung, de ren Aufgabe es sein soll, die neuen Bestimmungen an zuwenden. Dazu ist, wie namentlich von der linken Seite des Reichstages betont wurde, rücksichtslose Ener gie notwendig- Tiber man wird betonen müssen, daß die Energie sich in verschiedenen Formen äußern kann. Gewiß ist, daß die deutsche Republik eine Regierung der Autorität nötig hat. An Autorität, die gleichbedeutend ist mit poli tischer Macht, hat es unseren Regierungen in Deutsch land seit einem Menschenalter gefehlt, nicht etwa bloß in den letzten Jahren. Tie Autorität kommt nicht durch Namen oder Reden, das haben wir schon deutlich ge sehen, sondern durch den Erfolg. In den Jahren um die Jahrhundertwende bot uns das Schicksal den Er folg auf dem Präsentierteller dar, an leitender Stelle ist es versäumt worden, ihn zu ergreifen. Nachher war es zu spät. Die Regierung der Republik mußte sich dem Truck, der von der Entente ausging, fügen, da war ein großer Erfolg nicht hereinzubringen. Tie Umbildun gen der Regierung waren ziemlich häufig, aber sie stell ten nur Verlegenheits-, Ueberganasperioden dar. In dieser kurzen Zeit einen vollen Respekt zu erzielen, war nicht möglich. Heute schreit die Zeit nach diesem Erfolg, nach außen wie nach innen. Und es wird sich nur darum handeln, ob an der Hand der Tatsachen dem Gegner draußen, wie dem Volke drinnen, dis Ueberzeugung beigebracht werden kann, daß die deutsche Republik einer Schonung ihrer Kräfte bedarf. Unsere Regie rung muß die Worte, die dazu erforderlich sind, fin den, nicht die Worte des Pathos oder gar der Elegie, sondern den Ton der rechten Wahrheit. Es Hilst uns Nichts, das haben wir eingesehen, wenn wir an die Mrbeiterkolonnen des Auslandes appellieren, sondern wir müssen klar und fest bestimmen, wo die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit sich befinden. Geht dann, wenn man nicht hören will, die Mark in Scherben, so Wird auch der Franken in' den Winkel geworfen. Was möglich ist, das ist in Neuhork, London und Paris erkannt worden, als der Dollar weit über die 500 hinauSstieg und die Mar? kaum noch einen Gold- Pfennig wert war. Da spürte man auch auf den En- entebörsen den schweren Rückschlag. Die deutsche Neichs- regierung hat also heute Beweise in Händen, auf Grund deren sie den Kommissionen aus Paris sagen kann, was sich schließlich vorbereitet, wenn wir nicht von einem kleinen Moratorium zu einem g.oßen Abschluß kommen. Tie Vertagung der Antwort aus Paris aus das letzte deutsche Stundungsgesuch bis zum 15. -August muh uns erst recht den Nacken steifen. Geben 'wir abermals klein bei, wird es heißen: Ihr habt ge flunkert! Dazu gehören Nerven, und die sind auch zur Wahrung der inneren Autorität unentbehrlich. Eben so erforderlich ist aber auch, daß die Mehrheit des Vol kes hinter der Regierung steht. Die Geschichte ist über reich an Beispielen, daß sich nur diejenige Negierung Dauernd behaupten kann, die den Erfolg aufweiscn kann, daß ihre Politik von der Nation gebilligt wird Nicht auf Kraft- oder Machtproben sollte es heut« im Innern ankommen, sondern aus die Herstellung von Ruhe und Ordnung, in der die rechten Gold werte der gesteigerten Arbeitsproduktion enthalten sind. Darin liegt die Erfüllung unseres Bedürfnisses auj Aredtt. Wie die Tinge heute liegen, mrüsssn wir auf die Stimmen des Auslandes hören, Die Antwort aus j alles, was wir tun, liegt in der Bewertung der Mark ! dis stellt den Prüfstein dafür dar, ob wir nach der , Ueberzeugung des Auslandes richtig gehandelt haben oder nicht. Eine jede Reichsregierung muß sich heute das Vertrauen von Europa und Amerika erhalten, und dieses wird um so größer sein, je stärker die Stützen sind, die die deutsche Reichsregierung im deutschen Volke findet. Denn wir müssen uns vergegenwärtigen, i daß das Gesetz zum Schutze der Republik nicht zur Ver längerung des inneren Kampfes geschaffen wurde, son dern zur Herbeiführung einer dauernden Ruhe. Sie soziaW'We^heM Arbeitsgemeinschaft im Reichstag. Die Verhandlungen, die in den letzten Wochen Mischen den beiden sozialistischen Parteien gepflo gen wurden, haben jetzt zu dem Beschluß der mehr heitssozialistischen und der unabhängigen Reichstags fraktion geführt, sich zu einer Arbeitsgemein schaft der Sozialdemokratischen Reichs tagsfraktionen zusammenzuschließen. Ter Be schluß wurde der Regierung und den Reichstagsparteien offiziell bekanntgegeben. Dis „Freiheit", das Berliner Organ der unab hängigen, knüpft an die Mitteilung dieses Beschlus ses nur die folgenden kurzen Zeilen: „Ter Beschluß ist von größter Bedeutung, sowohl für die gegenwärtige politische Situation, wie für die fernere politische Kampfgemeinschaft des ganzen so zialistischen Proletariats. Ausführlicher nimmt der „Vorwärts" zu dem Zusammenschluß der beiden Parteien Stellung. Er schreibt u. a.: . Zweck der Arbeitsgemeinschaft ist es, zwischen den beiden Fraktionen das Maximum der möglichen Einig keit zu verwirklichen. Tie Selbständigkeit der Frak tionen und der hinter ihnen stehenden Organisationen besteht dabet noch weiter fort. Theoretisch bleibt so gar die Möglichkeit offen, die hoffentlich me rintreten wird, daß die eben geschlossene Verbindung wieder gelöst wird. Alle Wahrscheinlichkeit spricht jedoch für die erfreulichere Annahme, daß mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Weg zur dauernden Eini gung betreten wird und daß er nicht wieder verlas sen werden wird. Regierung und Reichstag haben in Zukunft also nicht mehr nur mit einer SPD.- und einer USP.-Frak- tion, sondern mit einer Arbeitsgemeinschaft der so zialdemokratischen Fraktionen zu rechnen. Es braucht kaum näher ausgeführt zu werden, daß damit «ine bedeutsame Aenderung der gesamten innerpolitischen Verhältnisse vollzogen ist. Die Arbeitsgemeinschaft dürfte immer mehr bei den schwebenden politischen Entscheidungen als eine Einheit im Verhandeln und Handeln in Erscheinung treten. * TM StellmtMahrwe der Teutschen Volkspartei. In führenden Kreisen der Deutschen Volkspartei ist man der Auffassung, daß die beiden sozialdemokra tischen Fraktionen nur dann einen Anspruch auf eine stärkere Vertretung im Neichskabinett erheben dürfen, wenn eine Fusionierung der Mehrheitssozialdemokra- kraten mit den Unabhängigen erfolgte. Man glaubt in der Volkspartei, auch in der demokratischen Frak tion, vor allem aber im Zentrum werde sich Wider stand gegen die Berufung eines Vertreters der Unab hängigen in die Regierung geltend machen, wenn sie einfach auf Grund der Tatsache erfolgen sollte, daß die beiden sozialistischen Fraktionen eine Arbeitsgemein schaft im Reichstage gebildet haben. Und man ist in Kreisen der Deutschen Volkspartei überzeugt, daß die Bildung dieser sozialdemokratischen Arbeitsgemein schaft die Bildung ähnlicher Arbeitsgemeinschaften auf Seite der bürgerlichen Fraktionen zur Folge haben werde. Tie Auffassmh, brr Koalitionsparteien. In eirxem gewissen Gegensatz zu der Anschauung der Deutschen Volkspartei soll die demokratische Partei aus dem Standpunkt stehen, daß durch den Be schluß der beiden sozialdemokratischen Reichstagsfrak tionen, eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden, die Mehr, beitssozialtsten und die Unabhängigen eine gemein schaftliche Fraktion geworden sind. Die Schlußfolge rung hiergus wäre, Paß der Eintritt eines Unab hängigen in das Kabinett überflüssig wäre, da Lick :nehrheitssozialistischen Minister auch als Vertrete, der Unabhängigen anzusehen wären. Doch scheint man in demokratischen Kreisen auch keinen Widerspruch er heben zu wollen, falls der Reichskanzler auch einen. Unabhängigen als Vertreter der sozialistischen Ein heitspartei ins Kabinett zu berufen wünscht. Aus einem ähnlichen Standpunkt soll nach Blättermeldung u das Zentrum stehen. Die verMiche Jagd nach den Mördern. Zurückziehung des Polizeiaufgebots. Die große Fahndungsaktion bei Gardelegen isH jetzt völlig eingestellt worden, da die gesuchten Ver« brecher, die man schon fast in den Händen zu habe« glaubte, wie vom Erdboden verschwunden sind. TaL umfangreiche Polizeiaufgebot ist zurückgezogen wor-ß den, wird aber nach wie vor in Bereitschaft gehalten« um sofort wieder eingesetzt werden zu können. TiL zahlreichen Verhaftungen, die in der Angelegenheit vorgenommen wurden, haben nur insofern einen Er« folg gehabt, daß man dabei in Hamburg ein Paa» gleichfalls gesuchte Verbrecher erwischt hat, deren Straf« taten aber mit dem Rathenaumord nichts zu tun Habens Tie Untersuchung gegen die Organisation 6 . erstreckt sich zurzeit auf über 5V Personen. Nachdem die Sache zunächst dem Münchener Landgericht I überL wiesen worden war, hat jetzt das Reichsgericht selbf» dis Untersuchung in die Hand genommen. Der Krei« der Verschwörer hat sich inzwischen bedeutend er« weitert. Man hat über 600 Namen festgestellt vosti Leuten, die der Organisation angehörten oder Be« Ziehungen mit ihr haben. Ein großer Teil davor« hat sich nur Passiv betätigt, und nur die in de« Zentralstelle der Organisation als bezahlte Angestellte tätigen Mitglieder und ein engerer Kreis komme» für eine Beteiligung oder Mitwisserschaft an dem letzten politischen Morden in Frage. Völlig ungeL klärt ist noch, ob die Organisation 0 mit dem AttentaU auf Harden in Verbindung steht. Eilt rreuos Attentat geplant? Nach einer Meldung aus Wittenberge verhaftet« die Polizei dort einen Mann wegen seine» verbrich-« tigen Benehmens. Der Verhaftete gehört der OrgatÄ sation 0 und der früheren Arbeitsgemeinschaft Rosts buch an. In seinem Besitz hatte er eine Zündschnur» und eine Menge Schwarzpulver. Nach dem bisherigem Ergebnis der polizeilichen Ermittelungen hat er miL Mr Ermordung Rathenaus nichts zu tun, wahrsckwin«8 ich aber ist, daß er ein neues Attentat geplant hat^ »MM»» Schwere Regierungskrise in Polen. Pilsudski droht mit dem Rücktritt. Nachdem der polnische Staatschef die Bildung einer neuen Regierung als hoffnungslos aufgegebem hatte, hat nunmehr der Sejm einen Kandidaten desig-! niert. Gewählt wurde mit 219 gegen 206 Stimme« als Kandidat der Rechten und des rechten FlügelE des Zentrums der durch die Organisation der ober-! schlesischen Banden sattsam bekannte Korfanty. Durch diese Wahl hat sich die Kabinettskrise zW «icker Prasidentschaftskrise ausgewachsen. Der Staats« chef Pilsudski richtete an den Sejm-Marschalls Trampczynski ein Schreiben, in dem er sagt, daU die Wahl Korfantys zum Ministerpräsidenten miff seinen Ansichten über die innere Lage des Staates in Widerspruch stehe und er sich daher gezwungen» sehen werde, in kürzester Zeit sei« Amt niederzulege«. Dieser Einspruch Pilsudskis läßt die Lage nochi verworrener erscheinen, als sie schon ohnehin ist. Vomt deutschen Standpunkt aus kann man ein Kabinett Kor fanty nur mit allerschwerstem Mißtrauen betrachten» und man würde es nur begrüßen können, wenn de« Einspruch Pilsudskis den Erfolg haben sollte, die Kan-, didatur eines Mannes zu Fall zu bringen, dessen Nam« ein Programm bedeutet, das neue Herausforderung«»? Polens an seine Nachbarn befürchten läßt. Die schwach» Mehrheit, mit der Korfanty gewählt wurde, läßt aller» dinas erwarten, daß seine Ministerpdäsidentschaft nur auch ohnedies ein kurzes Szenenbild in dem unermüd- liH weiter abrollenden Polnischen Negierungsfilm seiL