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Wchmtz-MW 56. Jahrgang Nr. 147 Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jstnstrirten UnterhaltnngSblatt." Mit land, und hauSwirthschastlicher M-natSbeilage. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 12. Dezember. Da die Be- merkurg, welche wir dem Abdrucke des uns zuge sandten Schreibens der hiesigen Bahnverwaltung hin- zugesügt hatten: „Ein Kommentar dazu erscheint über flüssig" — möglicherweile falsch verstanden werden könnte, so wollen wir hiermit ganz unverblümt auS- sprcchen, daß jene Bemerkung das Erstaunen ausdrücken sollte über die doch offenbar in Aussicht gestellte Ab sicht der kgl. Generaldirektion, die sogenannten Theater extrazüge nicht mehr zu bewilligen, wenn sich nicht eine höhere Frequenzziffer ergäbe, als die bei dem letzten im November. Wie Alles dem Wechsel unterworfen ist, so ist dies wohl auch bei der Benutzung der Theater extrazüge der Fall, und es können hier Ursachen ver schiedener Art mitwirken. Wir haben Extrazüge mit über hundert, auch schon solche unter 57 Personen ge habt; wenn nun nach dem schlechteren Ausfall eines solchen Zuges die Fortgewährung desselben jedesmal in Frage gestellt sein sollte, so wären dies Zustände, die eines großen Verkehrsinstituts unwürdig wären und dasselbe in eine Reihe mit einer Botenfahrgelegen heit stellten, die bloß dann geht, wenn sich so und so viel Personen angemeldet haben. Wir möchten wissen, ob die regelmäßig Mittwochs und Sonntags nach Frei berg verkehrenden Theaterzage allemal 57 Personen führten. Wenn unsere Bahn zu den Zuschußbahnen gehörte, so ließe sich eine solche kärgliche Behandlung wenigstens entschuldigen; da sie aber ihr Baukapital ganz angemessen verzinst, so begreift nian in der That die stiefmütterliche Behandlung nicht, die sie erfährt. Wie lange ist von hier aus um Einlegung eines stän digen 4. Zuges petitionirl worden, ehe er endlich ein gelegt werven mußte. Auf der Müglitzthalbahn, über deren Verkehr, außer dem im ersten Feuer, noch gar keine Erfahrungen vorliegen, sind von Anfang an 4 Züge eingelegt worden und schon berichtet man uns von der beabsichtigten Einlegung eines 5. Personen zuges. Wir wollen das der Müglitzthalbahn gönnen, aber wir erheben den Anspruch, in den uns zugäng lichen Verkehrsannehmlichkeiten, die mäßig genug sind, nicht noch weiter beschränkt zu werden; non freiwilligen Darbietungen ist ja so wie so nie die Rede, Alles muß erst wiederholt erbeten werden. — Gestern ist die Wahlliste oder das Verzeich- niß der 153 unansässigen und 220 ansässigen stimm berechtigten, bez. wählbaren Bürger unserer Stadt ausgegeben worden. Wir enthalten uns aller Wahl vorschläge ; an solchen wird's schon in nächster Nümmer nicht fehlen, und schon jetzt werden die meisten Wähler mit sich im Klaren sein, wem sie ihr Vertrauen schenken sollen. Nur um das Eine wollen wir bitten, daß zur Ehre der Stadt und der Gewählten die Wahlbetheili gung eine recht rege und möglichst allgemeine sein möge. Indem wir also die Debatte über die Herren Stadtverordneten-Kandidaten den verschieden gefärbten Kreisen überlassen, werfen wir nur einen Blick auf die stattliche Zahl der Namen, unter denen zu unserer Freude die Zahl der „Männer" in imponirender Weise überwiegt. Da giebt es einen Ackermann, einen Bau-, Bell-, Bem-, Bor-, Buch- und Biedermann, einen Engel- und einen Friedemann, neben mehreren Hof männern auch biedere Zimmermänner, einen Hart-, einen Hick-, einen Heinz-, Kinder-, Kunz-, Leh-, Rott-, Schu- und Ullmann. Mögen eine stattliche Anzahl auch nur mit einem Vornamen (Arnold, Claus, Dietrich, Heinrich, Heintz(e), Ludwig, Lorenz, Philipp, Reinhold, Thomas, Walter), durch'S Leben wandern, Männer sind sie auch, und zum Theil recht stattliche. Hin sichtlich der Herkunft ist zwar, wie erst in Nr. 145 zu lesen gewesen, in unserer Müllerschule eine große Musterkarte von Nationen vertreten, die Wahlliste zeigt ihrem Lehrherrn ein Kostgeld erhalten, wie auch die jenigen Lehrlinge, welche von ihrem Meister nur die Kost erhalten, bei der Invalidität-- und Alters versicherung nicht versicherungspflichtig sind. — Wie in früheren Jahren, so gelten auch zum kommenden Weihnachtsfeste die auf den sächsischen Staatsbahnen am Heiligabend und am 1. Feiertage gelösten Rückfahrkarten bis mit Sonntag den 28. Dezember. — Im abgelaufenen Monat ist innerhalb der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde von ansteckenden Thierkrankheiten glücklicherweise einzig und allein der Milzbrand in 2 Gehöften von 2 Ortschaften auf getreten, wobei nur 2 Rinder gefährdet waren, von denen das eine verendete und das andere vom Besitzer getödtet wurde. — Im Königreiche trat der Milzbrand in 42 Gehöften von 40 Ortschaften in 20 Amtshaupt- Mannschaften, die Tollwuth in 13 Gehöften von 8 Ortschaften in 4 Amtshauptmannschaften, die Rotz krankheit der Pferde in 2 Gehöften von ebensoviel Ortschaften und Amtshauptmannschaften und die Maul- und Klauenseuche in 86 Gehöften von 53 Ortschaften in 12 Amtshauptmannschaften und 1 Stadt (Leipzig) auf. Von den 86 Ausbrüchen der Maul- und Klauensenche wurden veranlaßt: 30 durch Ankauf von Rindern (S aus Bayern, 21 von inländischen Händlern), 6 durch Ankauf von Schweinen (2 aus Elberfeld, 2 aus Ungarn, 1 aus Berlin, 1 von Treiberschweinen aus Rummels burg), 26 Ausbrüche waren auf Personen- und Vieh verkehr zurückzuführen, in 24 Fällen blieb die Ein schleppung unaufgeklärt. — Von der Seiten des kgl. Finanzministeriums herausgegebenen, unter der Leitung ves Prof. Oder bergrath vr. Credner in Leipzig bearbeiteten geo logischen Spezialkarte ist u. A. kürzlich die Sektion Altenberg-Zinnwald erschienen. In absehbarer Zeit dürsten sämmtliche Sektionen unserer AmtShauptmann- schast vollendet vorliegen. — Betreffs des in der letzten Nummer dieses Blattes gedachten Brandes bei der verehel. Anders geb. Schaarschmidt in Gottgetreu geht der Redaktion noch die Mittheilung zu, daß die Calamitosin ihr Mobiliar nicht versichert hat und daß fast sämmtliche Kleidungsstücke wie auch die Wäkche rc., einige Zentner Heu und Stroh mit vernichtet worden sind. Zur Dämpfung des Feuers ist nur die Gemeindespritze von Fürstenau am Brandplatz anwesend und mit Erfolg thätig gewesen. Der Ehemann der Brandbeschädigten, Schuhmacher Anders, hat sich bereits eine Stunde vor Ausbruch des Brandes nach Lauenstein begeben, ist von da nach 11 Uhr zurückgekehrt, hat auf dem Nach hausewege den Feuerschein wahrgenommen und zu Hause angekommen erst Kenntniß von dem Brande erlangt. Altenberg. Am Mittwoch Abend, gegen >/,7 Uhr, entstand in einem der feuergefährlichsten Theile unserer Stadt, in der Bachstraße im Hause des Oekonomen Hermann Behr ein Schadenfeuer, wodurch daS Wohn- mit eingebautem Scheunengebäude ein Raub der Flammen wurde. Da dasselbe fast nur aus Holz gebaut war, griff das Feuer rasch um sich und konnte deshalb von den Mobilien des Besitzers, sowie der Miethsbewohner Püschel und Rauscher fast gar nichts gerettet werden. Das Nachbarhaus, dem Schmied Seifert gehörig, war in großer Gefahr, konnte aber durch das entschlossene Eingreifen der Löschmannschaften gerettet werden. Zur Hilfeleistung waren die Spritzen der freiwilligen Feuerwehren Geising und Lauenstein, sowie die Gemeindespritzen von Löwenhain, Stadt und Dorf Bärenstein, Schellerhau und Zinnwald erschienen. Waltersdorf. Am 10. d. M., des Abends Jnferate, welch« b« de» bedeutenden Auflage düt Matte« eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit Iv Pfg. di« Spaltenzeil« oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und romplicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, rm redaktionellen Theile, die Spaltenzril« so Pfg- „Wei-erih-Zeitung erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ki Pfg-, zweimonatlich g« Pfg., «imnonatlich 42 Pfg. Einzelne Stummen, jv Pfg. — Alle Postan- Aalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Amtsblatt für die Königliche "Nmishauvimannschafi Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Hlmlsgerichle Md die SladlrNHt zu Dippoldiswalde und Irauenstein dagegen eine weit beschränktere Anzahl derselben auf; da giebt es nur etwa 5—6 Böhmen, ein paar Bayern, speziell ein paar Franken, 2 Hessen, allerdings auch 1 Pohlen und 2 Pollacken, dann aber eine größere Anzahl biederer Sachsen, nämlich aus Lommatzsch, Lauenstein, Planitz, Griesbach, einen Schön- und einen Straßberger, ja 1 ist bloS von der Kreutzbach her. Daß die beiden deutschen Universitätsstädte Jehne und Götting(en) vertreten sind, freut uns ungemein. Und muthet es uns nicht ganz klassisch an, wenn wir lesen: ^8mus, Ülobi8, Uousäix, Lonoäiokt (mit ok), Kalsnäa? Wer allein die 1. Spalte der Wahlliste in's Auge fassen und daraus auf eine geringe Entwickelung der gewerblichen Thätigkeit schließen wollte, würde einen Fehlschluß thun, denn da giebtS freilich nur einen Bau- und mehrere Zimmermänner, einige Bretschneider, Müller, Fischer, Schmidte, Wagner, Zeidler, Kästner, 2 Schneider, glücklicherweise noch 2 Kretzschmar und 1 Krüger, aber nur 1 Träger, 1 Schröter, 1 Fleischer und 1 Koch mit 1 Rost. Trotzdem der Wald längst ringsum aus gerodet ist, hat sich noch ein Köhler hier gehalten. Diese sonderbare, leider sehr unvollständige Gilde steht unter mehreren Richtern, Schulzen und Voigten; die bewaffnete Macht ist lediglich durch 1 Major vertreten. — Dafür aber verfügen wir über 1 Keil, l Knorr, 1 Spieß und wenn's an denen noch nicht genug ist, kommt der Graul und der Donner. — Was die Natur geschichte anlangt, so sind alle Reiche, freilich aber nur sehr andeutungweise vertreten. Im Mineralreiche figurirt nur Lehm(isch) und 2 wenig bekannte Ver treter: der Bieber- und der Zirnstein; das Pflanzen reich ist durch 1 Baumgarten mit 1 Rautenstrauch, 1 Erle(r), 1 Lind(ner), Kohl und Linsen und 1 ein zigen Bliemel vertreten; im Thierreiche fehlt es uns nicht an 1 Löwen, 2 Einhorns, 1 Hengst, 2 Wölfen, 1 Grimmer, 2 Fröschen, 2 Thümmlern, 1 Hering. Nix für ungut! — Am Donnerstag Nachmittag versuchte ein junger Mann, der sich für einen Qurrner aus Seifersdorf ausgab, bei Herrn Goldarbeiter Unger eine größere Anzahl Schmucksachen auf Kredit sich zu verschaffen. Nach inzwischen eingezogenen Erkundigungen verwickelte er sich bei einem zweiten Besuche in Widersprüche, so daß ihm die Aushändigung der Waaren verweigert wurde. Nachdem er auch noch versucht hatte, sich bei Herrn Kürschnermeister Aßmus in den Besitz eines Paares Handschuhe zu setzen, nahm sich die Polizei der Sache an und konnte feststellen, daß sie es mit einem ge wissen Kästner aus Hausdorf zu thun habe. Sicher hat die Angelegenheit noch, ein Nachspiel vor dem Staatsanwalt. — Bereits vor einem Jahre konnten wir unfern Lesern melden, daß die Nr. 148 vom 14. Dezember mit 16 Folioseiten die stärkste Nummer der „Weißeritz- Zeitung" von Anbeginn bis dahin gewesen sei, und auch heute, nach genau einem Jahre, sind wir in gleicher glücklicher Lage. Mit ihren 18 Seiten ist die heutige Nummer die bisher ausgegebene stärkste. Dieses erfreuliche Resultat soll uns auch in der Zukunft nur ein erneuter Ansporn sein, den Anforderungen der Jetztzeit und den Bedürfnissen unserer geehrten Leser in jeder Hinsicht gerecht zu werden. — Das 2. Abonnements-Concert, das Herr Musikdirektor Hoppe mit verstärktem Orchester, unter Direktion des Herrn Kantor Hellriegel im Saale des Gasthofes zum Stern am Mittwoch abhtelt, war trotz der geschäftsreichen Zeit wieder lehr gut besucht und sand das gutgewählte Programm ganz respektable Aus führung. Das 3. Concert wird voraussichtlich im Januar im Rathhaussaale stattfinden. — Es ist neuerdings entschieden worden, daß so wohl Lehrlinge, welche an der Stelle der Kost von « -- .1. „»kmen an- in DivvoldiSwalbe: die Expedition, — in Attenberg: Buchdindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr Hardt. Ikstkklt /kk mann, — in Glashütte: Buchdindermstr. Schubert, - in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Sonnabend, den 13. Dezember 1890.