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Dresdner Journal : 27.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-27
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 27.08.1897
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Ve,mpvet«: Für Dresden vieneljährlich: ü Mark 50Pf., bei den Kaiser lich deutschen Poftaiistalte» merlrtjahrllch s Mart; außer» halb de« Deutschen Reiche« Post» und Stcmpelzuschlaa. Einzelne Nummern: lü Ps. vrfchetne«: Däglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernipr -Anschluß: Nr. Dresdner Journal. I»rkn«,,un,«,r»Kßrt,r Für den Naum einer gespal tenen Zell« kleiner Hchnft Kl Ps Unter ^Tingesaodr' di« Heil« «>ps Set lab«Len- »nd msternsatz entsprechender Anfschta, Hernnsgrser: Königliche Erpeditin» de« Dresdner Journal« Dreüden, Zwmgerstr »0 Frrnspr-Anschluß:«rir»». 1897 198 Freitag, den 27. August abends. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. Löuiyl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« GeschiftSderetche de« Ministeriums «es Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 4 ständige Lehrerstelle in Leubsdorf Kollalor: die oberste Schulbehörde. Einkommen bei freier Wohnung im Echulhause des OrtSleil« Hammer-Leubsdorf und bei Eartengenuß ItvvM Behalt und IVO M persönliche Zulage als Vergütung sür den Weg zur Ort-schule, in welcher der Stelleninhaber eine Klasse mit zu unterrichten hat. Bewerbungsgesuche sind bis zum 1k. Sep tember an den Kömgl. BczirkSschulinspektor, Schulrat Dachselt in Chemnitz einzureichen - Zu besetzen: die » ständige Lehrerstelle an der 7klassigen Volksschule zu Göppersdorf bei Burgstädt. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen lüvo M. Gehalt, 150 M Wohnungsgeld und lvv M per sönliche Zulage ins zum Eintritt der AlterSzulagen, sowie 36 M. für Turnen und von Ostern 1888 ab 72 M für Fort bildungsschule Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeug nisse bis in die neueste Zeit bis zum IS September bei dem König! BezirkSschulinsp'ktor, Schulrat Or Böhme in Rochlitz einzureichcn; — die ständige Lehrerstelle an der 2klassigen Schule zu Arras bei Geringswalde. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: lvoo M Gehalt und Amtswohnung, sowie 72 M für Fortbildungsschule und 36 M für Sommer- turnen. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bi« in die neueste Zeit di« zum 15. September bei dem Königl. BczirkSschulinspektor, Schulrat vr. Böhme in Rochlitz ein- ziireichew Nichtamtlicher Teil. Tie „Alliierten". Ende gut, alles gut — io jubeln heute dieFran- zosen, nachdem gerade noch in der letzten Stunde des Besuchs ihres Präsidenten in Rußland das lange er sehnte Wort und damit eine Verbindung der Republik und des russischen Kaiserreiches offiziell dekanntgegeben ist, an deren Bestehen im französischen Volke immer noch dann und wann Zweifel geknüpft wurden, mit deren Vorhandensein die europäische Diplomatie da gegen schon seit Jahr und Tag rechnet. Es hatte bereits den Anschein gewonnen, als sollte Hr. Faure ohne das erwartete Geschenk heim- kehren, ja man empfing den Eindruck, als wäre in den oberen maßgebenven Kreisen die Freude über den Besuch bei weitem nicht so groß wie die Be geisterung, mit der das russische Volk seine Gäste ausnahm Der Präsident der Republik kam dem Zaren zwar mehrfach in seinen Trintsprüchen äußerst warm entgegen, aber das Echo klang nicht sehr kräftig; die von Hrn. Faure in seiner Rede bekundete Temperatur ging nicht auf den Kaiserlichen Gast- sreund über, der vielmehr auf einige längere und herzliche Toaste des Präsidenten kurz und die mar kanten Ausdrücke des Vorredners keineswegs steigernd antwortete. Indessen ließ sich Hr. Faure in seinen Bemühungen, den großmächtigen Freund Frankreichs mehr zu erwärmen, nicht beirren und gab schließlich auch gestern wieder den Takt an, indem er zuerst von den „vereinten und alliierten Nationen" sprach — ein Wort, das dann zur Genugthuung des Präsidenten und zur seligen Freude aller Franzosen vom Zaren ausgenommen wurde. Darf somit jetzt als sicher gelten, daß eine feste Verbindung zwischen den beiden Staaten vor ¬ handen ist, so lassen sich daran doch keine besonderen neuen Erwägungen bezüglich der politischen Weltlage anknüpfen. Seit den vorjährigen Festtagen in Parrs und ChülonL glaubt so ziemlich alle Welt an die engen Beziehungen der zwei Großmächte, führt die Diplomatie die'eS Verhältnis als einen wirksamen Faktor in ihren Rechnungen, und es hat sich erwiesen, daß demungeachtet der Zweibund und der Dreibund dez. einzelne Mächte dieser wie jener Macht zu friedlichen Zwecken recht gut und glatt gemeinsame Aktionen unter nehmen und durchführen können. Dieses allseitige Interesse am Frieden ist dann gelegentlich der Besuche der Kaiser Österreichs und Deutschlands in St. Petersburg klar bekundet worden und so hat der Zar, der sich vor einigen Wochen erst mit dem Deutschen Kaiser in dem Gelöbnis, die Ruhe Europas für sein Teil aufrecht zu erhallen, zusammenfand, auch in dem Moment, da er die „Allianz" öffentlich be stätigte, wieder seinen Willen kundqegeben, im Sinne von Recht und Billigkeit zur Wahrung des Welt friedens beizutragen. Natürlich hat diese auf die minder scharf geprägten Worte FaureS Bezug nehmende Versicherung in diesem Augenblicke ihre besondere Be deutung. Sie kennzeichnet ausdrücklich die Friedens tendenz de- russisch-französischen Bundes, sie berechtigt uns zu der Erwartung, daß es Deutschland und den anderen Mächten des Dreibundes auch weiterhin nicht schwer ftin wird, ihre in letzter Zeit gehobenen guten Beziehungen mit Rußland weiter zu pflegen und sie fördert die Aussichten in die Zukunft, indem sie die Friedensliebe derjenigen Herrschers betont, dem zur Zeit der stärkste Einfluß aus die unruhigste Nation unter den Großmächten zusteht. ES ist zu erwarten, daß die Franzosen im Sturm der Freude über die Erfüllung ihres lange gehegten Wunsches zunächst etwas die „Contenance" verlieren, und daß selbst die öffentliche Meinung, die in der gemäßigten Presst zum Ausdruck kommt, ein wenig überschäumen wird — von den radikalen Auslassungen ganz abgesehen, in denen hinter Allianz wohl immer gleich Elsaß-Lothringen kommen dürfte. Aber das geht hoffentlich bald vorüber, während das Wort des Zaren bleibt, nach seiner Kraft den Weltfrieden zu wahren, zu dem einst in Frankfurt a. M. der Grundstein ge legt worden ist. Tie Steigerung der GetreiLepreise. Mit einer gewissen Schadenfreude weisen die liberalen Blätter — unter ihnen letzthin dar „Berl. Tagebl." — darauf hin, daß bei der in jüngster Zeit erfolg'en starken Steigerung der Getreidepreise einmal in Deutschland, speziell in Bersin die Notierungen nicht im gleichem Schritt mit den Notierungen an den großen ausländischen Märkten in die Höhe ge gangen sind, zum anderen Roggen, die Hauptbrotfrucht Deutschlands, nicht tue gleiche Prcisaufbesserung er fahren hat, wie der „Welthandels"-Artikel Weizen. Es werden die Preise in Berlin, Wien, Pest, Amster dam, Paris, London, New-Avil und Chicago von Mitte Juli und vom 21. August d. Js. nebenein ander aufgeführt und Schlüsse aus dieser Zusammen stellung gezogen. Darnach ist bei uns Weizen seit Mitte Juli bis zum 2l. August von 150 M auf 100 M, also um 40 M., Roggen dagegen m dem gleichen Zeitraum von 116 M auf 142 M., also nur um 26 M. gestiegen. Der Grund für diesen Unterschied in der Bewertung erblickt die liberale Presse in dem neuen Börsengesetz, das eine „Des organisation der deutschen Getreidemärkte" mit sich gebracht habe. Für Rogg-n, dessen Preis hauptsäch lich in Deutschland bestimmt werde, existiere eben keine Spekulation mehr. Hätten wir diese, so kann man ungefähr zwischen den Zeilen der Erörterungen der liberalen Blätter lesen, so würden wir hier in Deutschland auch dieselbe sprunghafte Steigerung in den Rvggenpreisen haben, wie sie bei den Weizen preisen zu verzeichnen ist. Die deutschen Landwirte hätten also durch das mue Börsengesetz eine ernstliche Schädigung erfahren. Dazu führt die „Kreuzztg." folgendes aus: Daß man doch endlich von der vergeblichen Liebesmühe abliebe, darzuthun, daß die Landwirte durch da» neue Börsen- gesetz geschädigt worden seien! Die liberale Presse hat doch sonst so wenig Interesse sür das Wohl der deutschen Landwirt schaft WaS will der deutsche Landwirt? Er will Preise haben, die seiner Hände Arc eit ehrlich lohnen, er will, so weit die- die äußeren Verhältnisse zulassen, einen ungesähr stetigen Erlös au- dem Erträgnis der Jahresarbeit erzielen, um in Ehren existieren zu können, aber will nicht, wie ihm dies immer insinuiert wird, hohe Preise, er will nicht, daß ihm durch eine zügellose spieler hafte Spekulation sremdeS Getreide, ohne daß eine BedarsS- frage dafür vorliegt, inS Land gezogen wird, wodurch all kein Arbeiten und Mühen vergeblich gemacht wird Aus jeden Fall liegt eS ihm sern, auf Kosten anderer sich einen Vorteil zu sichern DaS wäre jedoch ein schlechter Haucvater, der da sieht, wie sein HauS von allen Seiten bedroht wird, der sich da nicht aufmacht, die bedrohenden Gestalten zn verscheuchen. Doch wir schweifen ab. Die liberalen Blätter hätten bester gethan, die Preissteiger ung des Weizen« nicht in solch ostentativer Weife zu betonen. Sie dürften damit nur den entgegengesetzten Zweck erreichen. Weizen ist WelthandelSartikcl, das will sagen, mit ihm kann spiclerbaft umgesprungen werden; heute werden die Momente über Gebühr betont, tue einer Preissteigerung da- Wort reden, morgen wird alles helvorgesucht, was geeignet erscheint, auf die Bewertung des Artikels zu drücken ES ist das Charakte ristische de- Spiels, daß es keine stetige organische Eniwickelurg, sondern nur daS Sprunghafte will Weizen ist ein Spielartikcl der internationalen Getreidejobberei geblieben, der Hauptspielplatz ist heute New-Vork, dann dürsten die holländischen Plätze soigen. Wir können diese unruhigen Preisbewegungen in Weizen nicht sür ge sund halten, die Bewertung dieser Getreideart ist unserer Meinung nach bereits über da« berechtigte Maß hinauS- gegangen, das nicht festgehalten werden kann; saft natur- notwendig muß aus eine solche üveitriebene Aktion eine empfindliche Reaktion eintreten, die zeitweilige Uberteuerung, von der zumeist nur die Spekulation Gewinn hat, macht einem Preisfall Platz, der Abertausende in ihrer Existenz bedroht. Eben deshalb müssen wir cS als eine wohlthätige Wirkung des neuen Börsengesetzes betrachten, daß Roggen, „besten Preise für den deutschen Landwirt von größter Bedeutung sind", diesem wüsten „Aus und Ab" wenigsten- teilweise entzogen ist Für ihn sind jetzt in der Hauptsache die beiden Faktoren Vorrat und Bedars sür die PreiSnormierung maßgebend Mag immerhin die Preissteigerung bei Weizen etwa doppelt so groß sein wie bei Roggen: gerade diese- ruhige Busteigen des Roggcnpreijes giebt eine Gewähr dasür, daß wir es mit einer organischen, aus gesunder Grundlage beruhenden Ent wickelung zu thun haben und nicht mit einer spielerhastcn Piei-treiberei Wir fassen unk kurz dahin zusammen: Weizen ist ein Wettspiel-Artikel und als solcher unter der Botmäßigkeit der Weltgetreidrspieler geblieben, ans die sprunghafte Preis steigerung desselben dürste eine ebensolche Abwärtsbewegung folgen Roggen dagegen ist diesem Spiel duich daS jetzige Böriengesetz entrückt und einer normalen Preisbildung zu geführt worden Die jetzige große Spannung zwischen Roggcn- und Weizenpreis kümmert uns deshalb nicht; wer weiß, wie lange sie besteht. Allzu lange wahrscheinlich nicht Daß wir in der wichtigen Getrcideart Roggcn einer nor malen Preisbildung rutgegcngehcn, dafür fehen wir weiter in der allmählichen Erstarkung der Provinzmärkte eine Gewähr. Der Verkehr in Roggen, der in Berlin zcitweilig zentralisiert war, dezentralisiert sich nach und nach. Nicht nur, daß bereit- die bisherigen Provinzmärkte ihren GcschäslskreiS weiter aus- dchnen, nein, cs bilden sich nach und nach an einzelnen Orten neue Sondermärkte, die zwar noch nicht regelrecht sestgelegt sind, die aber höchstwahrscheinlich zu bestimmten Märkten sich auswachsen werden Man besinnt sich draußen in der Provinz, daß man doch auch ein Wort in der PreiSbcweriung der wich tigen Getreideart mitzureden hat und daß man sich die PreiS- notierungen von Berlin nicht willenlos ausdrängen zu lasten braucht. Eine eingehende Fürsorge für Kornlagcrhäuser, ein weiteres Ausbauen der Kornverkaufsgcnostenschaften wird dieser Strömung aus Selbstundigmachung der Provinzmärlte nur einen wünschenswerten Vorschub leisten. Ta-es-eschichk. Dresden, 27. August. Se. Majestät der König wohnten heute vormittag von 7 Uhr ab auf dem Artillerie Exerzierplätze der Besichtigung der 64. Jn- fanteriebrigave bei, kamen vormittag 1411 Uhr von der Villa Strehlen ins Residenzschloß, nahmen die Vorträge der Herren Staat-minister und Departe- mentschefs der Hofstaaten sowie militärische Meld ungen entgegen und bcgaben Sich H2 Uhr in daS Königl. Sommerhoflager zu Pillnitz. Ihre Majestät die Königin begaben Sich nach mittags 2 Uhr von der Villa Strehlen nach Pillnitzer Straße Nr. 78, um daselbst das neue Marienstift der v. Preuß-Stiftung in Augenschein zu nehmen, und von dort auch nach Pillnitz. — Im Auftrage Ihrer Majestät der Königin wohnte der Königl. Kammerherr v. Minckwitz heute mittag 12 Uhr auf dem JohanniSfriedhofe bei Tolkewitz der Beerdigung des verstorbenen Generalmajors z. D. Walde — langjähriger Vorstand des Dienstboten heims — bei. — Graf und Gräfin de Witte sowie Gräfin Fünfkirchen, welche als Gäste Ihrer Königl. Maje stäten bislang in der Königl. Villa Strehlen weilten, sind heute vormittag abgereist. Dresden, 27. August Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 7 Uhr morgens ab der Besichtigung der 6. In fanterie-Brigade Nr. 64 in dem Gelände westlich der Königsbrücker Straße bei. Se. Königl. Hoheit hatte die Uniform des Schützen- (Füsilier-) Regiment- „Prinz Georg" Nr. 108 hierzu angelegt. Dresden, 27. August. DaS heute herausgegebene 9. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen enthält: Be kanntmachung vom 1. Juli 1897, die Anwendung der Bahnordnung für die Nebeneisenbahnen Deutsch lands vom 5. Juli 1892 auf den im König reiche Sachsen gelegenen Teil der Preußischen Staats- eisenbahn von Rippach-Poserna einerseits nach Plag- witz-Lindenau anderseits nach Markranstädt betreffend; Bekanntmachung vom 8. Juli 1897, eine Anleihe der Stadt Leipzig betreffend; Verordnung vom 14. Juli 1897, die Führung der von ausländischen Universitäten verliehenen Würden im Königreiche Sachsen betreffend; Bekanntmachung vom 15. Juli 1897, die Eröffnung des Betriebs auf der schmalspurigen Nebeneisenbahn Cranzahl-Oberwiesenthal betreffend; Bekanntmachung vom 27. Juli 1897, eine Anleihe der Staktgemeinde Grimma betreffend; Bekanntmachung vom 30. Juli 1897, eine Anleihe der Stadtgemeinde Plauen be treffend; Verordnung vom Z. August 1897, die Ent eignung von Grundeigentum für Erweiterung des Bahnhofs Hohenstein-Ernstthal betreffend; Verord nung vom 11. August 1897, die Abtretung von Grund eigentum zu Erbauung einer schmalspurigen Neben- eisenbahn von Wilsdruff über Zollhaus Bieberstein nach Nossen nebst Anschlußgleisen betreffend, sowie Bekanntmachung vom 23 August 1897, die Vornahme einer Ergänzungswahl für die erste Kammer der Ständeversammlung betreffend. DtAtsche, «eich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag im Neuen Palais den Vortrag des Haus- minister« und empfingen mittag« den bisherigen chilenischen Gesandten am Berliner Hose Pinto sowie dessen Nach folger Hrn Ramon Subercaseaur behufs Entgegennahme ihre« Abberufung«- bezw Beglaubigungsschreibens in Audienz — Abends um 7 Uhr empfingen Se Majestät auf dem Bahnhofe in Potsdam den König von Siam. Zum Empfange waren u. a. die in Potsdam wohnenden Prinzen des Königl Hauses und die dort garnisonie- renden Prinzen von souveränen deutschen Fürstenhäusern anwesend Auf dem Bahnhofe hatte eine Kompagnie de« Gardejägerbataillons mit Fahne und Hornisten al« Ehrenwache Ausstellung genommen. Die siamesische Hymne ertönte, während die Majestäten die Front abschritten. Hierauf begaben Sich die Allerhöchsten Herrschaften zu Wagen in da« Stadtschloß. Um 8 Uhr fand ein Souper statt. — Der „Reicheanzeiger" meldet, daß Se Majestät der Kaiser dem Herzog Karl Theodor in Bayern Lunss und Wissenschaft. Vom internationalen Ärzte-Kongreß in Moskau. Das alte Dichterwort, daß nichts schwerer zu ertragen sei als eine Reihe von schönen Tagen, ist durch diesen Kongreß wieder einmal Lügen gestraft worden Zwar ward die tropische Hitze, die den allerdings meist nur kurzen Sommer in Rußland charakterisiert, vielen zur Oual, indes konnte sie in ihnen das Gefühl der Befriedig ung nicht zurückdrängen Unter den fast 10000 Teil nehmern an dem Kongreß herrschte nur einstimmiges Lob über das vortreffliche Gelingen aller Veranstaltungen. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, eine so große Menge ge bildeter Menschen mit so verschiedenartigem Interesse in Ordnung zu halten, alle ihre Wünsche und Ansprüche zu befriedigen, und dennoch ist dies dem Organisationskomitee, dank der zweckmäßigen Vorbereitungen, völlig geglückt. Der Kongreß hat Rußland dem übrigen Europa erheb lich näher gerückt Die Russen haben Beweise ihres Könnens gegeben, die uns Anerkennung abnötigen und unsere Vorstellung über Land und Leute hier wesentlich ändern müssen. Für die ernste Arbeit war gleich vortreff lich gesorgt wie für gesellige Vergnügungen; jeder fand das, was er suchte, und alles war in großem Stile an gelegt! Am Sonntag nachmittag fand, wie wir einem Bericht des „B B-C" entnehmen, die zweite allgemeine Sitzung rn dem Großen Theater statt, da« wieder bis fast auf den letzten Platz gefüllt war Die Kongreß-Damen, deren Zahl fast auf 2000 gestiegen war, bildeten in ihren glänzenden Toiletten eine paffende Ergänzung zu der Pracht dieses Theater« Zunächst fand die Wahl de« nächsten Kongreßorte« statt Sie fiel, wie vorau«zusehen war, auf Paris für da« Jahr ISOO, und der Chirurg Lannelonaue wurde zum Präsi denten gewählt. Al-dann sprach der Wiener Psychiater v. Krafft-Ebing über die Ursachen der sogenannten progressiven Paralyse der Irren Mit Staunen und Schrecken haben die Irrenärzte in den beiden letzten Jahrzehnten diese furchtbare Krankheit sich ständig ver mehren sehen, welche ihre Opfer meist gerade in den besseren Gesellschaftsklassen sucht und sie fast stets in den Blütejahren des Leben« hinwegrafft. Das anatomische Wesen dieser Krankheit kennt man nicht, ihren Ursachen ist man auf der Spur Der allgemeinen ärztlichen An schauung entsprechend entwarf der Redner zunächst ein düsteres Bild von den Schattenseiten des modernen Kul turlebens, das als der Boden gilt, aus dem die Para lyse der Irren emporwächst Der soziale Organismus kränkelt allenthalben Die modernen Europäer sind Sklaven der Zivilisation gewoeden, sie sind mit sich und der Welt nie zufrieden, sie brauchen immer eine neue An reizung der Nerven, sie verzehren sich in dem Verlangen nach Zerstreuungen, Abwechselungen, Vergnügungen, Ge nuß Die Stadtbevölkerung besonders ist das Opfer dieser Entartung Die besonderen Ursachen derselben sind der Alkoholismus und die Unsittlichkeit. Die Erschwerung der Existenzbedingungen läßt die Männer erst spät oder gar nicht heiraten, sie werden oft Opfer der Prostitution, die Leib und Seele vergiftet Sie ist die Ourlle einer verheerenden Krankheit, die in allen Kultur ländern immer weiter um sich greift, sie ist die haupt sächlichste Ursache der Paralyse, wie die Statistik beweist Auffällig ist auch die steigende Zahl der Paralyse-Er krankung bei Frauen Früher kamen auf acht Fälle bei Männern ein Fall bei Frauen, jetzt schon auf je drei einer. DaS kann nur die Folge des Umstandes sein, daß auch das weibliche Geschlecht sich immer mehr den das Gehirn und Nervensystem aufreibenden Schädlichkeiten de« Kultur lebens auSsetzt Diese Ursachen weisen auch deutlich den Weg, auf dem die Verhütung der Krankheit anzustreben ist In erster Reihe muß die Aufklärung der Jugend eine Aufgabe der Pädagogik werden Nach vcesem Revner sprachen der Chirurg Senn aus Chicago über die operative Behandlung der Banchsell- entzündung, der Ruffe Metchnikoff, der, als einer der be gabtesten Schüler Pasteurs, in dem dessen Namen tragen den Laboratorium in Paris arbeitet, über die Pest und schließlich noch der Spanier Robert (Barcelona) über die Beziehungen der Therapie zu der Pathologie Die Vor träge boten für Laien nur geringes Interesse. Zwischen den beiden allgemeinen Sitzungen arbeiteten die Fachsektionen, fünfzehn an der Zahl Sie hatten täglich zweimal dreistündige Sitzungen, ein Vortrag folgte dem anderen Oft schloß sich an einen auch eine längere und bewegte Diskussion — kurz, überall sah man das Bild eifrigsten wiffenfchaftlichen Strebens Die Zahl der angemeldeten Einzelvorträge mag tausend oder mehr be tragen haben, die Hälfte derselben werden von deutschen Ärzten gehalten, am schwächsten vertreten waren die Engländer Man hörte fast ausschließlich deutsch und französisch vortragen, in der Diskussion wog die erstere Sprache vor, welche von den russischen Ärzten saft aus schließlich angewendet ward In der Abteilung sür innere Krankheiten veranlaßte geh. Rat v. Ziemssen (München) eine Aussprache über den Wert des neuen Kochschen Tuberkulins DaS Urteil fiel leider sehr schlecht aus v Ziemssen selbst berichtete, daß er nicht nur keinen Erfolg, sondern sogar schädliche Folgen gesehen habe Die Geh. Räte Senator und Gerhardt (Berlin- schloffen sich ihm an, nur v. Leyden war etwas zurückhaltender Desto ungestümer verwarfen einige St. Petersburger Kliniker, wie Kernig, Jowlin u. a, das neue Mittel, das nur Fieber und Fortschreiten des Krankheitsprozesse«, sogar eine Verbreitung der Tuberkulose im ganzen Körper erzeuge Von allen Seiten wurde hervorgchoben, daß man mit der hygieinisch diätetischen Behandlungsmethode (auch Freiluftkur genannt) in geschloffenen Sanatorien in Gebirgshöhe oder auch im Walde bei beginnender Lungen schwindsucht immer noch die besten Erfolge erzielt Welcher Hochschätzung sich die deutschen ..rzte im AuSlande erfreuen, beweist übrigens am besten die That- sache, daß unsere Äutoritäten in den Tagen de« Kongresses in Moskau und weit über die Grenzen desselben hinaus, ja bis nach Livland und Sibirien hin in großer Zahl zu Konsultationen berufen worden sind Virchow ist ganz besonders gefeiert worden, wie kein zweiter neben ihm. Die Franzosen traten wider Erwarten hier überhaupt nicht sonderlich hervor, man merkte keine besondere. Sympathien für sie. Die Wissenschaft, insbesondere die Heilkunde, ist zwar international, aber ihre Vertreter können aus ihrer Haut nicht heraus Während der Kongreß tagte, jubelte die Bevölkerung bereit« dem Präsidenten Faure entgegen, dessen Bild man selbst — auf Parsümeriegegenständen sah Höflich und liebenswürdig gegen die Deutschen, hat der Ruffe sein Herz doch den Franzosen geschenkt Die Gründe dafür sind bekannt. . Italienische Oper. Im Berliner Theater de« Westens, einem Prachtbau mit vorbildlich praktisch kon struiertem Zuschauerraum, glänzenden Foyers und anderen Nebenräumen, hat während der Sommermonate ein Lpern- ensemble das im Winter dort heimische Schauspiel abgelöst und namentlich mit einem neuitalienischen Werke an dauernden Erfolg gehabt, mit Nicola Spinellis drei aktiger Oper „Ä Basso Porto", deren Textbuch nach Cognettis neapolitanischen Volksszenen von Eug Checchi hergcrichtet ist Letztere hat das Dresdner Publikum vor einigen Jahren im Residenzthcater (Mauthner-Gastspiel) kennen gelernt Es sind im bekannten Stil realistischer Volksdramatik gehaltene, unter der niederen Gesellschaft und zumeist aus der Gaffe spielende Szenen, die sich um einen dramatisch zugespitzten Vorgang gruppieren, um den Kampf einer Mutter für ihre Kinder gegen die Rache ihre« einstigen Geliebten ES steckt viel Leidenschaftlichkeit und Schlagkraft darin, wenn auch poetische Züge fehlen, und man begreift, daß diese Handlung zwischen Menschen, die
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