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MkWtz-IkitM 60. Jahrgang. Dienstag, dm 2. Oktober 1894. Nr. 115. Inserate, welch« bet d«, behentenden Auflage bet »latte« eine sehr wirt' sam« Verbreitung^finden, werden mit 1V Pfg. dir Spaltenzetle oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische um» cowPlictrt» Inserate mit entspreche«, dem Aufschlag. — Tu««« sandt, im redaktionelk« «heile, die Spaltaqeil, «VPfg. „Wrireritz^destuns- rrfcheint wöchentlich drei« ' mal: Dienstag, Donner-, tag und Sonnabend. Preis vierteljährlich I M. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4» Pfg, Einzelne Nummern tv Pfg. — Alle Postan- statten, Postbotm, sowie die Agenten nehmen Be- stellngmam für die Königliche Umtshauvtmaimschast Avvoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte imd die Ktadtrüthe zu Jippoldiswalde und Irmenftern V-rantwoNlich-r Redakteur: Paul Ich« m Di»p«ldi«waldr. MI. -chN-NI,-» MN Imd- »d h.-«»Irt„ch.ftNch-° M.-°.,i-U.,e. »«»ländische Urtheile über die dentschen Kaiser«»«»»». Groß und in vollem Maße berechtigt ist das Ver trauen des deutschen Volkes zu seinem Heere, welches der Eifer und der Scharfblick eines Kaisers Wilhelm I. und die geniale Tüchtigkeit eines Moltke, eines Roon und anderer militärischer Kapazitäten auf die Stufe hoher, wohl von keiner Armee des Auslandes erreichten musterhaften Leistungsfähigkeit brachten, und welches unter den Augen unseres unermüdlichen Kaisers Wil helm II. und seiner erprobten Berather rastlos weiter gebildet wird. Aber dennoch ist eS werthvoll, in den langen Friedensjahren, welche die Kriegserfahrung, abgesehen von einer Anzahl älterer Offiziere, vermin dern und manche Klippen für die Leistungsfähigkeit eines Heeres schaffen, die Urtheile über das deutsche Heer in den großen Kaisermanövern, welche dem KriegSleben möglichst nah« kommen sollen, zu kennen, und von diesen Urtheilen find wohl wiederum die jenigen der ausländischen militärischen Berichterstatter die wichtigsten für uns, denn sie haben Anspruch da rauf, sachlich, nüchtern und ohne jede Vorliebe und nationale Eitelkeit zu sein. ES sei zunächst erwähnt, daß zu den diesjährigen Kaisermanövern in OK- und Westpreußen das Ausland, zumal England, Frankreich und Oesterreich, eine große Anzahl Berichterstatter ge sandt hatte, und überall begegnen wir in den Berichten an die betreffenden englischen, französischen und öster reichischen Zeitungen Anerkennungen der Leistungen und Fortschritte des deutschen Heeres. Alle auslän dischen Berichterstatter rühmen die strenge Ordnung, tadellose Disziplin und vorzügliche Haltung der deut schen Truppen. Eine Stockung oder Verwirrung bei dem Aufmärsche in die Gefechtslinie haben sie nirgends bemerkt, alle Befehle find wohl erwogen und wurde deren Ausführung nicht durch Unruhe und Gegenbefehle beeinträchtigt. Auch haben die fremden Berichterstatter nicht beobachtet, daß bei dem Vorrücken der Truppen gegen den Feind sich dieselben an einzelnen Punkten hundertfach hintereinander drängen und sich gegenseitig hemmen, und dafür in den anderen Stellen eine dünne, leicht zu durchbrechende Linie bilden, die deutschen Truppen traten vielmehr im Gefecht immer in gleich mäßigen, dichten Kolonnen aus und eröffneten auch gleich das Feuer auf langen Linien. Besonders in teressant ist für uns daS Urlheil der französischen Be richterstatter. In der französischen Zeitung „TempS" heißt eS, daß die Ausdauer, Ordnung und Disziplin der deutschen Truppen bewundernSwerth seien. Sehr qnerkennenswerth sei auch, daß die meistens aus ein gezogenen Reservisten bestehenden 4. Bataillone den übrigen Bataillonen nicht nachgestanden hätten, und verdienten die Infanterie-Regimenter thalsächlich das Lob des Kaisers, der ihre Leistungen „magnifique" (prachtvoll) genannt habe. In den ganzen Manöoern sei die Infanterie auch stets nur angriffsweise vor gegangen, niemals hätten die Truppen hinter Erd haufen und Verschanzungen die Zeit vertrödelt, und die Generäle Hütten sich gegenseitig in den schnellsten Angriffen zu überbieten gesucht. Auch die deutsche Artillerie, welche leicht und schnell in großen Massen operirte, ist den Franzosen ganz besonder» Hervorragend erschienen, und die Bewegungen der Kavallerie waren auch schnell und tadellos. -Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Unser Jahrmarkt am Freitag und Sonnabend stand unter dem Zeichen der Wässrig keit diese» JahreS. War auch eine recht ansehnliche Anzahl Verkäufer erschienen, so warteten diese umsonst auf die sich drängende und quetschende Menge von Käufern, denn die ewig näffelnde Witterung, die sogar in heftige Regengüsse auSartete, war nicht zum Besuch des Jahrmarktes einladend. Selbst das doch immer benutzte Karouffel sah sich am Sonnabend zum Abbruch und Wegzug genöthtgt, und ein auf dem Oberthorplatz errichtete« Theater wird wohl auch unter der jetzt schon eingetretenen, winterlichen Kälte und Feuchtigkeit zu leiden gehabt haben. Ein besseres LooS hatte eine Singspielgesellschaft im „Stern" er wählt, denn gern suchte ein jeder die „feuchtwarmen" Räume eines Gasthofs auf. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate September 642 Einzahlungen im Betrage von 44882 Mark 2S Pfg. gemacht, dagegen erfolgten 311 Rückzahlungen im Betrage von 45864 Mark 30 Pf. — Kupferpfennige giebt es bei uns erst seit dem Jahre 1772, nicht aber seit 400 Jahren, wie jüngst in öffentlichen Blättern behauptet worden ist. Bis 1772 hatte man in Sachsen nur Silberpfennige. Bei kleinen Ausgaben, sowie bei Ausgleichungen machte sich bis zu dem genannten Jahre der Mangel an Pfennigen ost recht fühlbar, weil die Silberpfennigegern angesammelt und verkauft und dann wegen ihres hohen SilbergehalteS eingeschmolzen wurden. Um dem vorzubeugen, stellte man 1772 das AuSprägen der Silberpsennige ein und ersetzte sie durch kupferne. Bis zum Eintritt unserer deutschen Münzwährung 1874 waren noch solche Pfennige mit der Jahrzahl 1772 im Umlauf. Einige Jahre später (1778) wurden auch Heller geprägt, die man nach einiger Zeil aber wieder eingehen ließ. Ehe das vorige Jahrhundert zu Ende ging, lernte das sächsische Volk noch eine neue Scheide münze kennen, nämlich die Kupferdreier. Die ältesten trugen die Jahreszahl 1779. Lange Hal man sie nicht geprägt, und als sie beim Eintritt der deutschen Münz währung eingezogen wurden, gab es nur noch glatt abgegriffene Stücke, an denen kaum irgend eine Spur von Gepräge zu erkennen war. — Von R. Fritzsche's Kursbuch für Sachsen, daS übrige Mitteldeutschland, Böhmen und die haupt sächlichsten Anschlußbahnen in Nord- und Süddeutsch land, sowie Schlesien rc. ist die Winterausgabe er schienen. Dieselbe enthält die vom 1. Oktober ab gü tigen Fahrpläne der Eisenbahnen, Fahrposten und der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffe und außer einer überaus klaren Eisenbahnkarte des dichten sächsischen Netzes eine solche für Mitteleuropa. Außerdem ent hält die neue Ausgabe: Verzeichnisse direkter Wagen und direkter Verbindungen nach Badeorten und grö ßeren Städten, der Anschlußverbindungen in Berlin, der Entfernungen zwischen räumlich getrennten Bahn höfen in Berlin, Leipzig, DreSven und anderen Sta tionen, Verzeichnisse der feste» Rundreisekarten nach dem Muldenthal, Elsterthal, Erzgebirge, nach böh mischen Badeorten, der sächsisch-böhmischen Schweiz und der Oberlaufitz, sowie ein Verzeichniß zusammengestellter Rundreisen. Besonders zu erwähnen ist ein Verzeich nis der Fahrpreise für einfache und Rückfahrkarten für Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau nach und von sämmtlichen Stationen und Haltestellen der Säch sischen Staatsbahnen (alphabetisch geordnet) mit gleich zeitigem Nachweis der verschiedenartigen Giltigkeit der Rückfahrkarten über mehrere Linien und ein Verzeich- niß direkter Fahrkarten. Vielfache Vermehrungen und Verbesserungen des Inhaltes, auf welche der Heraus geber unausgesetzt sein Augenmerk richtet, besonders die Aufnahme neuer Fahrpläne werden dem Freunde des Merkchens überall begegnen. Sein Umfang hat sich seit 1883 ohne Preiserhöhung fast verdoppelt, und für 40 Pfennige existtrt kein gleich reichhaltiges Kurs buch. — Vom 1. Oktober d. IS. ab dürfen bei Cham pagner resp. deutschen Mouffeux fingirte Namen und Firmen auf Weinkarten rc. nicht mehr geführt werd-n. So mancher stolze und hochtrabende Name wird daher nun verschwinden müssen. Oberpöbel. Am Sonnabend früh, den 29. Sept, er., ist der 13 Jahre alte Stiefsohn de» Waldwärters Schüttig in Bärenfels, Georg Otto Kaden, zwischen der Pöbelstrabe und dem sogenannten Forstbergweg, leblos aufgefunden worden. Derselbe wurde beim hies. Brauereibesitzer Walter zeitweilig mit Hüten der Kühe beschäftigt, hat am Freitag Nachmittag in der 7. Stunde Oberpöbel verlassen, um nach Hause zu gehen, und ist, muthmaßlich durch schnelles Laufen erhitzt, unterwegs am Herzschlag verstorben. Breiten««. Am Mittwoch, den 26. Septbr. cr., des Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr, ist bei dem hiesigen Gutsbesitzer Hohmann der 3'/> Jahre alte Knabe Grahl in einen auf den Wiesen befindlichen Waffertump gerathen und in demselben ertrunken. Possenborf. Nach dem Vorgänge größerer Ge meinden soll auch bei uns möglichst bald die Se- meindediakonie eingerichtet werden, zumal schon ein ansehnlicher Geldfond durch einen Coneertertrag vor handen ist. Wettere Geldmittel hierzu hofft man noch aufzubringen. Tharandt. Im Auftrage der Ministerien der Finanzen und des Innern wird auch in diesem Jahre an der königl. Forstakademie ein LehrkursuS für künst liche Fischzucht durch den Prof. vr. Ritsche ab gehalten werden. Derselbe beginnt Donnerstag, den 15. November, Nachmittags 5 Uhr, und schließt Sonnabend, den 17. November, Nachmittags 6 Uhr. — Der Kursus wird wie früher aus praktischen Uebungen und Vorlesungen bestehen und Jedermann unentgeltlich gegen einfache Einzeichnung des NamenS in die an Ort und Stelle ausliegende Liste zugänglich sein. Potschappel. Der Ausschuß für da» Luther festspiel hat sich veranlaßt gesehen, die Zahl der Aufführungen um vier zu vermehren. Als Tage find Mittwoch der 3., Donnerstag der 4., Sonnabend der 6. und Sonntag der 7. Oktober bestimmt. Die ersten drei Aufführungen beginnen um 8 Uhr, die letztgenannte um 5 Uhr. Dresden. Das 12. (königl. sächs.) und das 4. Armeekorps, welches aus der Provinz Sachsen, Anhalt und den thüringische» Staaten zusammengesetzt wird, werden im nächsten Jahre, wie verlautet, vor dem Kaiser gemeinsam ihre Herbstübungen abhalten. Als Operationsfeld ist die Gegend zwischen Leipzig und Halle gedacht. Die Aufnahme des Terrains soll bereits erfolgt sein. — Die eben beendete Ausstellung für BolkS- ernährung in Dresden ist von rund 210000 zahlenden Personen besucht worden, d. h. es haben so viel Per sonen mit Karten die Drehkreuze passirt. Darunter befanden sich rund 140000 Karten zu 30 Pf.; die anderen 70000 waren Karten zu 50 Pf. und 1 Mk. Die Zahl der wirklichen Besucher der Ausstellung wird man, schlechlgerechnet, auf noch 100 000 mehr ver anschlagen müssen. Auf die mit reichlicher Hand ver- theilten „Ehrenkarten", die auf den Inhaber und seine Familie lauteten, haben ganze Pilgerschaaren von Be suchern Einlaß gefunden; eS gab einzelne Inhaber, die eS nicht unter 8—10 Familienmitgliedern thaten und die täglich daS Glück neuer Familienangehöriger hatten. Hierzu kommen die Aussteller mit ihrem zahl reichen Personal. Vielfach ist auch sonst Mißbrauch mit den Eintrittskarten getrieben worden; sie sind bis weilen von den in der Ausstellung Befindlichen den draußen Wartenden über den Zaun gereicht worden. — Um die gefährlichen Etraßenübergänge beim Bahnkörper der Linie DreSden-Tharandt am Felsenkeller in Plauen beseitigen und die Bahn an der linken Seite ohne Straßenkreuzung fortführen zu können, muß ebensowohl der Tunnel wie die über dem selben befindliche Felsenhühe abgetragen werden. DaS ist eine nicht ungefährliche, schwierige und aufhältliche