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/reitag. Ur. 39. 18. Mai 18««. Erscheint . S«c!kmh-M,mg. M Amts- M Inzeige-Ilatt der Königlichea Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Aippoldiswalde. Muenstein und Attenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne In Dippoldiswalde. Heute vor 18 Jahren, am 18. Mai 1848, wurde das erste deutsche Par lament zu Frankfurt a. M. eröffnet. Ganz Deutsch land jauchzte diesem großen Ereignisse zu und blickte mit festem Vertrauen ans die 550 Abgeordneten, welche von den Völkern und Fürsten den Auftrag erhalten hatten, dem Gesammtvaterlande eine Verfassung zu geben. Allein nur zu bald konnte sich Jedermann davon überzeugen, daß die Professoren und Beamten in der Paulskirche, mochten dieselben auch noch so viel reden und beschließen, nichts „Haltbares" schaffen würden. Denn hätten sie das gewollt, so hätte das Parlament vor allem Anderen ein Parlamentsheer errichten müssen, damit es die Macht gehabt hätte, das aus zuführen, was es beschlossen. Zwar hat das erste deutsche Parlament dem deutschen Volke in den „Grundrechten" sowie in der „Reichsver fassung" ein Erbtheil von höchster Bedeutung hinterlassen — einen vom 26 deutschen Regierungen bereits aner kannten Rechtsboden, auf den wir immer wieder zurückgehen müssen, wenn die Einheit Deutschlands eine Wahrheit werden soll. Aber das war leider auch Alles. Die Annahme der Reichsverfassung bei sämmtlichen deutschen Fürsten durch zu setzen, dazu fehlte dem Par lamente die Macht. Die Regenten von Oesterreich, Preu ßen, Baiern rc. erklärten geradezu, daß das Parlament keine Befugniß habe, ohne ihre, der Fürsten, Mitwirkung und Genehmigung in ihren Ländern Gesetze zu schaffen. Nicht besser erging es dem Parlamente mit der Kaiserwahl. Am 3. April 1849 traf die Kaiserdepu tation in Berlin ein, um dem vierten Friedrich Wil helm die deutsche Kaiserkrone in feierlicher Audienz zu Füßen zu legen und — am 28. April erhielt die De putation den Bescheid, daß der König die Krone nicht annehmen könne, weil sie nicht von „Gottes Gnaden," sondern vom Volke komme. Bald darauf berief der König von Preußen in getreuer Nachahmung Oesterreichs, das diesen Schritt schon bei Absendung der Kaiser-Deputation nach Berlin gethan, die preußischen Abgeordneten von Frankfurt zurück, und Baiern, Hannover und Sachsen thaten gleich darauf dasselbe. Nur ungefähr 150 Abgeordnete blieben in Frank furt beisammen und beschlossen, die Einführung der Reichsverfassung mit Hilfe des Volkes, auf das sie hofften, von den Fürsten zu erzwingen. Aber das Feuer der Begeisterung von 1848 war erloschen und die Säbelherrschaft hatte schon wieder zu tief Wurzel geschlagen. In vielen Orte», in welchen der Kampf entbrannte, wie z. B. in Elberfeld, Iserlohn u. s. w., wurde derselbe schnell unterdrückt, und in Sachsen und Baden, wo der Aufstand am blutigsten war, wurde er durch die zur Hilfe herbeibestellten Preu ßen zu Boden geschlagen. Das Rumpfparlament war inzwischen, da es sich in Frankfurt vor den heranrückenden Preußen nicht mehr sicher fühlte, nach Stuttgart übergesiedelt. Allein nur noch kurze Zeit tagte es Hierselbst unter Löwe's Präsidentschaft. Es wurde, nachdem es von der wür- tembergischen Regierung verlangt, sie solle für den ba dischen Aufstand Partei ergreifen, mit Militärgewalt auseinander gesprengt, und die Mitglieder desselben flohen größtentheils nach der Schweiz und von dort in alle Theile der Welt. So endete die erste große deutsch-nationale Be wegung. Die Reaktion konnte nunmehr, nachdem auch der badische Aufstand bald unterdrückt worden war, ihr Haupt von Neuem mit Sicherheit erheben und ge fiel sich natürlich jetzt vor Allem in „Begnadigungen zu Pulver mid Blei," sowie in „Verbannungen und Einkerkerungen." Wird dieses Schicksal noch einmal über Deutschland kommen? Ja, sagen wir, das deutsche Volk wird wieder zu Pulver und Blei begnadigt werden, sofern es kopf los handeln und sich zersplittern wird. Aber wir hoffen, daß die deutsche Nation, sobald die Wahl zum zweiten deutschen Parlamente wird an geordnet sem, ihre Schuldigkeit thun wird, daß sie nur wählen wird nach den Bestimmungen des vom ersten deutschen Parlamente sanctionirten Reichswahlgesetzes, und — mag es kosten, was eS wolle! Denn nur bei einer Wahl nach diesem, auf dem Boden des allgemeinen gleichen und direkten Wahl rechtes stehenden Reichswahlgesetze hat das deutsche Volk die Bürgschaft, ein solches Parlament zu bekommen, das, frei von der Schwäche und dem Phrasenthume des ersten, den Muth und die Kraft haben wird, die zu seiner eigenen Sicherheit erforderlichen Schritte vor allen anderen zu thun! Tag esge schichte. Dippoldiswalde. Am letztverflossenen Freitag war Hr. Oberbergingenieur Hen och aus Plauen in unsrer Stadt, um zu dem von ihm wegen unserer Wasser leitung erforderten Gutachten die ihm nöthigen Unter lagen sich zu beschaffen. Selbstverständlich kann, ehe dieses Gutachten selbst vorliegt, über die Sache selbst nichts Bestimmtes mitgetheilt werden. Es wird in diesen Tagen ein Geometer des Hrn. Henoch erwartet