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Dresdner Nachrichten : 12.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189703128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18970312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18970312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-12
-
Monat
1897-03
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.03.1897
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„ !k Se^z !e „untkni, Llnch !a. Gnindjkilk sür > geriiaukiisoPI,. l°nl!/"«n'Är«^E MLen- Moniaa« yt«r n tliir »am «iirwartja» «uftrlt»« «urHien vorauSbe-anIuna Infuritigunaen nkbmen WmmIIiLe naink-Itk «nnonccnbureaur an veleablatter werivr, mit io Bla. verecbriet. Me r«a»»er «»«richte» erscheine, ttglich Morien». 42. Jahrgang. öollus voutlor, veeAleii. Vrillstr. IS, vniptiodlt in ^rösstsr ^»»rvabl: 11t»«n»e 0«t«n unri II«p«Iv, Ila««-, I<ücli«n- rmä I-»nr1- I H» In<I»^okaN«-v«^«t8p. Dresden, 1897. (v. «.-p» VnNtkowmftnntvr, sold^t- ttiLÜMr xsrLukckloser 7dür8vd1ie88er. 80,000 St.tw «»draavd. I^rospsols xrrrtis ii.krs.neo. L«rt II«ta»1o„, ttc,fUvksrLLt, „Ai., 8arlLrstEo»tr., «oliv NvokLtr. 1?vrn»7»r«ok»mt tt, ^r. 2100.) L. lteini'icli vsilliel Ü8UK818 ülvllkilk >Vnl86vIlüU8^tr. 30, kernspr. I, Z'Z90. slistsiiliiii, rsIm-Hliiiilmzzei'. ' <>S8 Kost« Irrtixoptieui» /.ur INirntturrg clor /skns. L I l In8« Iio » llnrl». — V«p«an«It Iititli n«8«ürt«. XöiNKl. Ilotripottivliv, I)l-68<!vN, H DWT V«'orirviillia«. "VH Woiriili«»- iAtroI»I«»t- 8vdlldwsvdvr-^ U.Kklizzliislili Obsmnilror- ., strssss 26. ^ >VVst«onksn88tr. 5, 8tri«8onsr«t.r. 18. U vresiliikl' Vvrllivkoluues-Lll8laH von Otto Vüttuvr, Rr.71. tpieiel: Wahlen in Oesterreich. Hofnachrichtc», Förderung des Dentichthums. Stöcker-Vortrag, Sozialdem. Partei- Verjammlung, Gerichtsverhandlungen. »John Gabriel Äorkman", Kleeberg-Eonecrt. Reaktion" nicht Klos nicht behindert, sondern sie „mit einer be wunderungswürdigen Selbstverleugnung über die schroffsten Muthmaßliche Witterung Abnehm. Bcwvl Bewölkung, trocl Freitag, 12. Mär;. Politische«. sin Oesterreich ist am Mittwoch die erste Probe aus das unter dem derzeitigen Ministerium neugeschassene Wahlrecht gemacht worden, das den bcstehendeu vier Klassen oder Kurien von Wählern lGroßgruirdbesitz. Handelskammern. Städte, Land gemeinden) eine 5. Klasse aus der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts mit 72 Abgeordneten hinzuftigl. Bon den 72 waren acht 2V Abgeordnete zu wählen und der Ausgang dieses Kampfes wurde mit ganz besonderer Spannung erwartet, weil er nach Lage drr Verhältnisse einen sicheren Vorgeschmack dessen geben mutzte, was von der neuen Kurie in politischer Beziehung überhaupt zu erwarten war. Das Resultat ist sür den Liberalismus, der auf der Liste der Gewählten überhaupt nicht vertreten ist, geradezu zcr- ichmclternd, während es sür den antisemitischen christlich-sozialen Gedanken einen in solchem Umfange von seinen Anhängern vielleicht selbst nicht erwarteten Erfolg bedeutet. Besonders schaff tritt dieser Charakter der jüngsten Wähle» mit Bezug auf die Acichshanptstadt selbst hervor. Tort hatte die Sozialdemokratie alle ihr zu Gebote stehenden Register der Agitation gezogen und lein Mittel unversucht gelassen, nur der christlich sozialen Beweg ring den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dazu flössen ihr die Gelder von „bcsreundetcr" Seite so reichlich zu, das; sie sich nach ihrer Schätzung mindestens in drei von den 5 Wiener Wahlkreisen als Herrin der Lage glaubte betrachten zu dürfen. Und nun diese verblüffende vollständige Niederlage! Auch nicht ein einziger Kundidat derer von der rothen Nelke — die Sozialdemokraten und Christlich-Sozialen in Wien pflegen in ostentativer Weise durch das Tragen von rotheu »nd weihen Nelken ihre politische Zuge hörigkeit zn erkennen zu geben — ist gewählt worden. Bon den insgcsammt abgegebenen etwa 230,660 Stimmen ist ans die Christ lich-Sozialen über die Hälfte entfallen und der „Herr von Wien hat seine Stellung anf's Neue in einer Weile befestigt, die lhm vielleicht, wenn cs so weiter geht, noch allerlei höhere Aussichten sür die Zukunft eröffnet. Jedenfalls beweist das besondere Interesse, das mau schon jetzt von oben her an der Persönlichkeit des Herrn Tr. Lueger nimmt, der vielbemerkte Umstand, das; ein Sohn des Herr Ministerpräsidenten stundenlang vor dem Wahllokal, in dem die Wahl Dr. Lueger's stattsand, unter der Menge auSharrte und mg die Wähler gesprächsweise im christlich-sozialen Sinne cinzu- wirke» bemüht war. Tie Bevölkerung Wiens hat abermals in feierlicher und nicht nnxzuverstehender Weise ihren Willen kundgegcben, das; sie nach de,, von Dr. Lueger vertretenen Gruiidjätzeu regiert sein will, so wohl in kommunaler wie in reichspolitischcr Beziehung. Mau ollte meinen, gegenüber einer so klaren und nachdrücklichen Kund gebung mühte sich auch der gcichlagene Liberalismus iu das Un vermeidliche fügen und zunächst einen Zustand anerkennen, der vor, seinem ureigensten Geisteskindc. dem allgemeinen Wahlrecht sank- tionrrt worden ist. Bon vernünftiger realpolilijcher Resignation i't aber aus Seiten des zersprengten Liberalismus blitzwenig zu merken. Eine „brutale Thatsache" nennt das führende Organ dreier nur noch als ehemalig zu bezeichnenden politischen Richtung in Sefferweich den Ausfall der Wahlen, ohne zu bedenken, das; die Härte und Schärfe, mtl der die Ereignisse dem liberalen Gedanken >n der habsburgischeii Monarchie unerbittlich Zusehen, durchaus nichts nrit brutaler Vergewaltigung zu thun hat. sondern lediglich die Folge einer ganz normalen Entwickelung ist. der die ihr jetzt Unterliegenden zum guten Theil durch ihr eigenes fehlerhaftes Ver halten die Richtung zu geben geholfen haben. Auch die Stellung nahme der Liberalen in dem jetzigen Wahlkampfe hat nur die Er- kcihruirg bestätigt, dah sie trotz aller Nackenschläge der letzten Zeit immer noch nichts gelernt und nichts vergessen habe». Obwohl nämlich in Wien eigene liberale Kandidaten ausgestellt waren, wurde dennoch die Parole ausgegeben, die Liberalen sollten mög lichst geschlossen gleich im erste» Mahlgänge für die — sozial demokratischen Kandidaten eiiUreten! So kam es, dah für die Liberalen insgesammt nnr 7000 Stimmen abgegeben wurden, wahrend das Gros der liberalen Wähler sich als stimmende Herde zu Gunsten der Umffurzpartci gebrauchen lieh. Diese offene Unterstützung der Sozialdemokratie von Seite» deS Liberalismus ist einem Todesstoh gleich zu achten, den die »berate Partei im kritischen Augenblicke sich selbst verseht hat. Es ist der verhängnihvollslc aller Jrrthiimcr, wenn der Liberalismus glaubt, er könne geistige, moralische und politische Freiheit in dem Sinuc einer vernünftige» Selbstbestimmung des Individuums durch die Hilfe Derer erkämpfe», die gerade in der Vernichtung der eigenen sittlichen Verantwortlichkeit des einzelnen Menschen ihr staatliches und soziales Ideal erblicke». Wenn es überhaupt noch eine Zukunft sür den Liberalismus in Oesterreich gtebt, so kann er seinen Tempel nur ans eigener Kraft, aus dem überzeugen den und werbenden Gehalt seiner auS ihm selbst geborenen Ideen heraus erbauen, nicht aber durch Verguickung mit den staats- und geselljchaflsfeindlichen Tendenzen der sozialen Revolutionäre. Freilich, liest man die Ausbrüche von Verzückung, in denen sich das Wiener Organ des Dentschliberaltsmus über das Zusammen gehen seiner Gesinnungsgenossen mit den Sozialdemokraten gefällt, jo verschwindet jede Wahrscheinlichkeit, dah der Liberalismus über haupt Aussicht hätte, ;e wieder einen maßgebenden Einfluß auf die Geschicke des österreichischen Staates zu üben. DoS ge nannte Blatt hebt rühmend hervor, daß das freisinnige Bürger thum die sozialdemokratische Partei ,in ihrem Kampfe gegen die Interessengegensätze hinweg" direkt mit seinen Stimmen unterstützt habe. Dadurch habe eben dieses Bürgerthrrm den Beweis gesickert, daß es die moralischen Güter der geistige» Freiheit höher stelle als die materiellen des Besitzes! Welch' eine hochgradige Ver wirrung der Begriffe gehört dazu, »m der Sozialdemokratie im Ernste die Rolle einer Vorkämpftrin sirr geistige Freiheit zuzuweisen. Ebenso gut könnte mau de» Wolf sür einen geeigneten Hüter der Herde erklären. Für die weilereu Wahlen in der ff. Kurie und sür diejenigen irr den übrigen 4 Wahlklassen bessern sich die Chanecn des Libera lismus auch nicht irr irgendwie »eiinenswerthertWcise. Es ist sür absehbare Zeit vorbei mit ihm: daran vermögen weder lamwvantc noch zornige Ergüsse etwas zn ändern. Wenn trotzdem manche Freunde des Denlichlhums in Oesterreich den tobte» Liberalismus nicht verächtlich mit dem Fuße bei Seite stoßen, sondern sein Ver schwinden von der politischen Bitdsläche mit einem Gefühl des Bedauerns begleiten und ihm ein ehrenvolles Begräbniß sichern »ivchten, so riitsvri'ngt dtetes Verhallen der edlen Tugend der Dankbarkeit, die sich nrri gewisse nrilengbare Verdienste des Tcnlich libcrirlismns ans früherer Zeit stützt, als ec »och in reinen führenden Geistern die Blnibe der denlichen Intelligenz vereinigte. Soviel aber ist sicher, daß das. ivaS beute von dem österreichischen Liberalismus übrig geblieben ist. keinen Psifserling werth ist und keinerlei Lvmvathieii verdient. Tie letzte» beiden Jahrzehnte der Geschichte Oesterreichs zeige» ans rcder Seite den fortschreitenden Verfall des Tentschliberaltsmns, seine gänzliche Perriidurig, seine völlige Vergnicknng mit den Interessen des großen Börserttapttcils. Eine solche Vereinigung denkender und linndelnder Llenlcpoliliker konnte als nominelle Vertretung des Tentichthrrms diesem selbst nnr schaden mid je eher sie von der Macht der Ver hältnisse airseirraiibergesprengt wurde, nm so bcsser war es sür die dentschnatioiiale Brn-gurrg irr ihrer Ge>aiir»iihett. Mögen daher die Dcnttchcii Oesterreichs heule nach dem endgittigen Zerfall deS Liberalismus immerhin ohne geschlossene politische Vertretung sein, sie werden sich trotzdem sagen daß ihre Befreiung von dem Joche des schließlich ganr verjüdeten Liberalismus als ein Fort schritt zn begrüben ist Sie bekommen dadurch die Hände wieder frei zur Schaffung einer ncncn zeitgemäßen Organisation, inner halb deren sic de» iwthweirdigen Kamps gegen die klerikale Reak tion, über die der alte Liberalismus jetzt mehevollc Klagelieder singt, obwohl er sie selbst in erster Linie mitverlchuldet hat. that- kräftig z» führen vermögen. Die Grabstätte des Denlichliberalis- »ruS aber ivird von dem politischen Chronisten mit der Inschrift versehe» werden : „Auf sein Haupt kamen seine Thalen!" F-cintchiklb: »:ii> F-crnsprcch-Btklchte vo r, I I. März. Berlin. R cichs > ag. Auf der Tagesordnung steht der Antrag Auer und Genossen aus Vorlegung eines Gesetzentwurfs in der nächsten Selsrorr, wonach sämmtllche landesgesetztichen Be stimmungen über die Rechtsverhältnisse der tarrd- und socstzvirth- schgstlichen Arbeiter und deS Gesindes ausgehoben werden und an deren Stelle die Bestimmungen der Neichsgewcrbcordriuirg treten solle». Ein Antrag Lenzniann unterscheidet sich von dem Antrag Auer mir dadurch, daß er die einschlägigen Rechtsverhältnisse durch besondere Neicbügeietzc geregelt wissen will und zwar etwa durch einfache Anwendung der Gewerbeordnung auch auf jene Arbciter- versicherniigs-Kntegvrien. — Abg. Stadthagen soz.l begründet den Antrag Arier Cs liege kein Grund vor, für land- und forstwitth- jchaftliche 'Arbeiter ririd Gesinde die drückenden parkikulargcsetzlrchen Bestimmungen wrlbeslehcn zn lassen, oder, wie das der freisinnige Antrag wolle, ffir reue Arbeiter-Kategorien die R erst tSvcrhältni sie abweichend von denen der Gcsammthett der gewerblichen Arbeiter zu regeln. Die pnrtikirlargesetzliche» Bestimmungen drückten das Gesinde geradezu zn cirrcr Sklaverei herab. E>» Vorgehen von Relchswegerr sei nacrläßsich, denn in Preußen z. B. habe noch nicht einmal die freisinnige Parier die Abfchnsiniig der Kesirrdeord- nnng beantragt. Redner erzähl! dann eine Reihe von Fällen, wo, Dierrstboteri sowie auch ländliche Arbeiter mißhandelt worden seien «ruf Grund des sogen, leichten ZüchtigungSrechts der Dienstherr schaft. Ern Oberverwaltringsnericht habe in einem bestimmten Falle selbst eine» Peitschenhieb als leichte Züchtigung nirgesebcn. Die Ausrcchterbaltriirg der Gesindcordiiuiig bedeute eine Ansrccht- erbaltung nackter Gemeinheiten auf moralischem Gebiete. Wie verschieden sei der Begriff des Gesiirderechts in der Rechtsprechung: in Braunichwelg zähle man gar jetzt noch Gärtner, Brairmetstrr u. s. w. zum Gesinde. In der Krankenversicherung gelte man als Gewerbsgehilfe und müsse Beiträge zahlen, handele es sich dagegen nm brutale Prügel, dann gelte man nach dem Partiknlarrecht als Gesinde, In Bezug ans die ländlichen Arbeiter sei es ein Wider sinn, daß man den Leuten, deren Arbeitskraft man wucherisch nus- beutc, nicht einmal gestatte, bis zur Gewinnung besserer Arbeitsbe dingungen sich znlkoalircn. DiegesammlenpartikularenGesindeordnun- acn seien eine Schmach und Schande für unser Nechtsbewnktscin. — Mecklenb. Ministeriairath Langfeld führt ans, daß, wenn das Oberlandesgericht in den, vom Abg. Stadthagcn angeführten, in Mecklenburg vorgekommencn Fall die Züchtigung durch einen " '.sich an die Grundsätze der Gewerbeordnung halten, dabei, anstatt zu schablonisire», die Sache besonders sür sich regeln, etwas Prak tischeres, als ivenn wir wieder noch ein Flickwcrk an die schon so oft gestickte Gewerbeordnung ansctzcn. Die Vorschriften über . >y Äner stiiiriiien wir natürlii re Gcsindeorv- ch durchaus überein. nnng, an der das glorreiche I entspricht überhaupt den gewerblichen Arbeitern und dem Gesinde. Daß wir,m der Forderung des Koalftivnsrechts für Gesinde und ländliche Arbeiter sesthalten. versteht sich von selbst. — Abg. Schall ftons.) erklärt, die Konservativen ständen beiden Anträgen ablehnend gegenüber, sei unannehmbar, denn die Verhältnisse seien im Reiche gar zu verschiede», überhaupt bestebe kein Bedürfnis; zu einer solchen Regelung. Redner wendet sich gegen die Stadthagen'sche Schilder ung der Verhältnisse auf dem Lande, insbesondere des Gesindes Für die Landwirthschaft sei die Arbeiter- und Dienstboten', agc geradezu brennend, noch brennender als die Getreideprerssiagc Denjenigen könne man nrit der Laterne suchen, der das Gluck habe, gute Dienstboten sein zn nennen, und der nicht Alles lhn . um sic sich z» erhalten. Der Geist der Unbotmätzigkeit hemcbc unter den, Gesinde durch die Schuld der Sozialdemokratie. T le notl,wendigen, zeitgemäßen Resormen an der Gesindeordnung zn schassen, sei Sache der Einzelstaaten. Die Art, wie der Abg Stadthagen von Kaiser Wilhelm I. gesprochen, sei ein Schlag in's Gesicht der Nation. (Beifall. Links Lachen.) — Abg. Bache,» iCentr.): Abg. Stadthagcn hat allerdings mit einer Lerdenichal! lichtest gesprochen, als ob gleich morgen Zuchthaus kommen müßten. 'Heiterkeit, die Dienstboterisrage, aber die Schuld Gesinde liegen wie bei den Dienstherrschaften: weitaus der größrc Theil aber sowohl der Dienstherrschaften wie der Dienstboten thrn seine Pflicht. Mit den alten partikularen Bestimmungen muß freilich arisgerarrnit werden, und da weiß ich nicht, weshalb Herr Schall keine einheitliche Regelung will, denn die Dienstboten ziehen ja doch schon heute von Provinz zu Provinz, von Land zu Land. Den größten bestehenden Mißständen ist allerdings schon durch das Bürgerliche Gesetzbuch abgehvlsen. Den Antrag Auer, lehnen ivir ab, dem Anträge Lenzmann können wir zustrmmen, aber ich muß doch davor warnen, die Sache zu übereilen: wir baden in den letzten Jahren ohnehin schon sehr schnell Gesetze ge macht. (Beifall) — Abg. Mamunrdsen (nat.-lib.) erklärt eben falls, seine Freunde lelmten den Antrag Auer ab, würden dagegen ohne Bedenken für den Antrag Lenzmann stimmen. — Abg. Richter lFreis. Vo.i ffnicht sür den Antrag Lenzmann unter .Hin weis daraus, dn^ in Preußen allein 19 Gesiirdeordnnirgen in Kraft seien. — Abg. Siadlhagen (soz.) fragt in einer Erwiderung Herrn Bachem, der von einer Fortdauer des patriarchalischen Verl zwischen Gesinde und Herrschaft gesprochen habe, ob in dem, wo es sich um eine» andere» Träger des Namens Bachem gehan-! delt habe, das Berhältniß etwa auch ein patriarchalisches gewesen' sei. »Ritte: Psiri! Viccpräsident Schmidt macht den Redner darauf aufmerksam, daß er derartige Anspielungen für durchaus unzulässig erklären müsse.) Weiter fragt Redner, was er denn eigentlich io Schlimmes über den verstorbenen Kaiser gesagt habe? Die Herren hier sollten doch froh sein, wenn er sie an das Ber-. sprechen des von ihnen anneblich so hochverehrten Kaisers erinnere ' (Große Ilnrnhc rechts. Vieepräsident Schmidt ruft den Redner dafür zur Ordnung, weil derselbe Mitgliedern des Hauses andere Gesinnungen nnkerichiebe, als sie selber aussprechen.) Aba. Stadt- Hagen wiederholt die Aeußerung und wird nochmals zur Ordnung geritten und ans die eventuelle Konseguenz eines dritten Ordnungs rufs hiiigewiesen. — Abg. v. Stumm (Reichsp.) erklärt den Antrag Auer für unannehmbar. Der Antrag Lenzmann sei nur eine Wiederholung dessen, was der Reichstag schon einmal beschlossen habe. — Abg. Schall hält dem Abg. Stadthagen vor, derselbe habe von einer „wortbrüchigen Hinderung" des Versprechens deS verstorbenen Kaisers gesprochen, weiche das monarchische Gefühl der Konservciliveir tief verletzen müsse. Im klebrigen hätten die Abgg. Stadthagen und Lenzmann als unverheirathet kein Ver ständnis; für die Gesindefrage. (Heiterkeit.) — Abg. Stadthagen bestreitet, von „wortbrüchiger Hinderung" eines kaiserlichen Ver sprechens gesprochen zu haben. — Der Antrag Auer wird gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt und dann der An trag Lenzmann angenommen. — Morgen: Denkmalsvorlagc, Schuldeirtilguiigsgesetz, Etat der Zölle und Verbrauchssteuern. Berlin. Der Kaiser hat den Direktor der Kolonialabtheil- »ng ermächtigt, den Deckofstzieren der kaiserlichen Schutztruppc bei dem Ausscheiden aus dem Dienst, sofern sie sich tadellos ge führt haben, die Anstellungsberechtiguny nach Maßgabe der Be stimmungen zu verleihen, welche in dieser Beziehung hinsichtlich der aus dem aktiven Dienst ausscheidenden Offiziere ergangen sind. — Der Bnirdcsrath genehmigte henke die Novelle zur Ge werbeordnnng, den Entwurf eines Auswandernngsgesetzes, den AiiSliefenrirnsvertrgg zwischen dem Deutschen Reiche und den Niederlanden und den Ausschnßbericht über die Berechnung der nach dem Reichshaushaltsetat für 1897/98 anfzubringendcn Matri- kularbeiträge. — Fürst Reuß j. L- hat sich nach kürzerem Aufent halt hierfclbst heute Mittag nach Dresden begeben, nachdem er gestern Nachmittag noch mehrere Besuche abgestattet hatte, so bei dem Prinzen Friedrich Leopold, dem Prinzen Georg und dem Reichskanzler. - Der Herzog von Genua wird zur Hrindertnihrs- fcter Kaiser Wilhelm s I. als Vertreter des italienischen Königs Hauses hier ei»treffen. — Das Abgeordnetenhaus setzte die Bernthnng des Eisenbahn-Etats fort, lieber eine Petition zur Einführung von Kilometerheften wurde zur Tagesordnung übcr- gegangen, nachdem Minister Thielen ausgeiührt hatte, daß die Kilometerhcftc nur umständlicher seien als die direkten Fahrkarten und in Baden auch oie Hoffnungen ans eine Steigerung des Ver kehrs getäuscht hätten. Eine allgemeine Reform der Personeiitarttc liege auch in seiner Absicht, aber zur Zeit könne man aus siiian- zicllen und technischen Gründen nicht daran denken. Bei den Einnahmen ans den Gütertarifen entspann sich eine längere Debatte über die Forderung ans Einführung der Staffeltarife für Getreide u. !. w., die Vertreter des Westens waren dagegen, die des Ostens dafür. Minister Thielen lehnte es ab. auf das uferlose Gebiet der Staffeltarife zu folgen. Weiterbcrathuna morgen. — Leutnant zur Sec v. Abelen, Kommandant des Schultorvcdobools 8 I erhielt das Ritterkreuz 2. Klasse des sächsischen Aldrcchtsordcns, Berlin. Ter Bnndcsrath hat heute der Vorlage betreffs der Zwangsorganisatioil des Handwerks zugcstimmt. Wie die „Post" hört, enthält die abgeänderte Vorlage die Bcstimmunß. daß von einer Grnndnng der ZwarrgSimrungen immer nur da die Rede rein solle, wo eine Mehrheit des betreffenden Handwerks sich dafür auSspricht. Der Handwerkeraiisschuß ist im neuen Entwurf ge strichen. Betreffs der Handwerkerkammer» hat der BundeSrath den neuen Preußischen Vorschlägen zugcstimmt. die sich von den frühe ren dadurch unterscheiden, daß sie in der Hauptsache nicht mir zu begutachtenden Ausgaben herangezogen werden sollen, sondern auch mit Zwangsbesunnissen, besonders in Bezug auf das Lchrlings- wescn, ausgestattet sind. Auch die Bestimmungen über die Lehr- lingsprüfungcn und über die Führung des Meistertitels hat der Bundesrath angenommen. — Eine Interpellation wegen der Börsenresorm ist im Abgeordnetenhause nicht zu erwarten, doch wird dort die Angelegenheit bei der Berathuna des Etats des Handelsministeriums zur Sprache gebracht werden. — Der Aus schuß der Deutschen Kolonialgesellschaft beschloß betreffs einer an ibn gelangten Beschwerde Aufklärung zu schaffen, wonach einer ihrer Beamten ein Auswandemngsbnreau errrchtet und auswärtige Staaten umtUnterstützung von je einigen Tausend Mark gebeten 82. Q.
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