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MsdrufferTaMatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des StadL- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Geb Shri M Sipfg. — Borg «schrieben« Erscheinungslagc und Platzvorschrifien werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen. Annahut« bis vormittags w Uhr. .. Nr di- «ichtigkeit deh durch Fernruf übermit« FerNsprechkl t Amt WtlsdrUff Nk. 6 teilen Anzeigen Sbecne^ men wir keine Gewähr. — -- - — Jeder Rabat,anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder Ler Auftraggeber in Konkurs gerät. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittag» 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM. Frei Haus, der Posibestellung 1.80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- n"?'V"'' Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Fall-H^ »rwal ,Knegod. sonstiger —— 2—2 Betriebsstörungen besteht KttL Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Nr. 2-18 — 93. Jahrgang VSWWLDWML2LUA8K2W Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 23. Oktober 1934 Handwerk legi Rechenschaft ab. Zum Tag des Handwerks. Von Dr. Wagner, Leiter der Ncichsschule II (NS.-Hago). ^V?v. Die Wirtschaftsgruppe des Handwerks nimmt in Deutschland trotz starker Industrialisierung einen breiten Naum ein. Das Handwerk ist aus einer Tradition von sieben bis acht Jahrhunderten heraus- gewachsen, und mit Stolz erinnert es sich der großen Meister von Weltruf, die im Mittelalter unsterbliche Werke der Kunst schufen. Das 19. Jahrhundert mit seiner umwälzenden kapitalistischen Entwicklung hat das deutsche Handwerk vor einen schweren Existenzkampf gestellt. Dem Großbetrieb mit Sericnherstcllung nnd Maschinen technik ist der handwerkliche Klein- und Mittelbetrieb in keiner Weise gewachsen, nnd auf einer ganzen Reihe von Produktionsgebicten starb das Handwerk ans. Die Wandlung des Bedarfs einer in Deutschland immer mehr berftüdternden Bevölkerung, die an Stelle der gediegenen, für Jahrzehnte berechneten Qualitätsware des Handwerks Massenartikel mit kurzer Gebrauchs dauer setzte, verlagerte den Schwerpunkt der Produktion immer mehr auf die billige maschinelle Massenherstellung das Fabrikbcrriebcs. Das Handwerk hat sich, so gut es 8>ng, gegen die zerstörenden Einflüsse der neuen Zeit gewehrt, aber nach Ansicht der maßgeblichen deutschen Gelehrten zu Ende des 19. Jahrhunderts war sein Schicksal mir der kapitalistischen Zeit besiegelt. Karl Marx nüt seiner Untergangsprophezeiung für die gewerblichen «lein- und Mittelbetriebe schien recht zu behalten. Um so größer war das Erstaunen aller Sachkenner, als die Berufs- uud Betriebszählung des Jahre 1907 die einwandfreie Tatsache fcststcllte, daß seit 1892 das Hnnd- kerk nicht nur nicht zurückgegangen war, sondern sich in einzelnen Zweigen kräftig entwickelt hatte. Es fiellte sich Herans, daß eine Reihe von neuen Hand- werkszweigen lz. B. die Elektroinstallateure) im Anschluß nn die Vervollkommnung der Technik entstanden war und daß sich der Kern der Vcrufsgruppe Handwerk vor allem im Bau- uud Nahrungsmittclgewcrbe außerordentlich kräftig und gesund wcitercntwickctt hatte. Freilich war «ne ganze Reihe von Handwerkszweigen verschwunden, und andere, wie z. B. die Schnhmacber, kämpften mühsam um ihre Existenz. Aber das Gesamtleben, gefestigt durch die amtliche Berufsorganisation der Kammern, war ge sund und kraftvoll geblieben. Es kam so weit, daß in ein zelnen Teilen Deutschlands handwerkliche Gemein- schastsorganisationen entstanden, die nntcr Zusammenfassung der Kräfte und Leistungen vieler Einzelbetriebe sogar der Industrie mit Erfolg Konkurrenz Zu machen vermochten. Bei der sprichwörtlichen Eigen brötelei des Handwerks war dies eine große Leistung, die dann auch vorbildlich wurde für die reibungslose Ein gliederung großer Teile des deutschen Handwerks in die Organisation der Kriegslieser ungen. Ganze Wagenparks, Inneneinrichtungen von Kasernen, ja, ganze öffentliche Bauwerke wurden durch die Gemeinschafts arbeit unter Führung der Kammern in vorzüglicher Qualität gebrauchs- und schlüsselfertig hergestellt. Gerade während des Krieges tauchten zum erstenmal Probleme auf, die in eine fernere Zukunft nachhaltiger Bedarfswandlung unseres Volkes blicken ließen, und in weitschauender Weise haben damals einige führende Männer daraus die Grundelemente für einen Plan der gesamtbernflichen Erfassung uud ueuen, einheitlichen Berussverfassung des Handwerks geschöpft. Gemeint ist hier das „b ern fs st än d isch e" Problem im Handwerk, das in dem Kampf um die Wirtschaftsve.r- fassüng nach dem Zusammenbruch vom Deutschen Hand werks- und Gewerbckammertag als Grundlage einer be sonderen Handwerksgesetzgebung vorgeschlagen wurde. Die Gesamterfassnng der handwerklichen Berufsgruppe mit Meistern, Gesellen, Lehrlingen nnd Angestellten war nach Ansicht einiger führender Männer nicht nur die Krönung der durch Bismarck eingeleitcten besonderen Handwcrksgesctzgcbnng, sondern gedacht als Muster eines ständischen Aufbaues schlechthin, der bestimmt war, die sozialen Gegensätze zu beseitigen. Nach der Machtergreifung, als sich auch die amtliche Organisation des Handwerks sehr rasch zum National sozialismus bekannte, war man in der Lage, auf das alte Ideengut zurückzugreifen, um damit zu beweisen, daß gerade das Handwerk schon weitgehend für den natio nalsozialistischen Neuaufbau vorbereitet gewesen sei. Es muß hier aber ganz entschieden sestgestcllt werden, daß ein mal der Berufsstandsgedanke im H a n d w e r k f e l b st die schärfste Ablehnung vornehmlich deshalb gefunden batte, weil er auch die Gesellen mit in die Meistcrörgani- WteUiinde des Mordes in Marseille Zemgelenkte Greuelmärchen. Die Verdächtigungen gegen Ungarn und Italien um Marseille. Es ist nur scheinbar ruhiger geworden um die Auf deckung der Hintergründe des Marseiller Attentates. Wie unter einem stillschweigenden Übereinkommen wahrte man etwas mühsam den guten Schein, solange die beiden Opfer noch nicht zur letzten Ruhe bestattet waren. Nun sind die Feierlichkeiten vorüber, die Tagespolitik verlangt ihre Rechte um so lauter, als die gegenseitigen Anklagen und Verdächtigungen nun mit doppelter Schürfe auftreten. Stärker noch als in den Tagen unmittelbar nach dem Mord tritt in gewissen west- und südostenropüischen Kreisen das Bestreben auf, Italien und Ungarn mit der Schuld, zum mindesten aber mit der Mitschuld oder doch mit der geistigen Teilhaberschaft an dem grauenhaften Verbrechen zu belasten, insofern, als diese beiden Länder den Tcrro- ristenkreisen Duldung und Unterschlupf gewährt haben sollen. Ungarn hat bereits in schärfster Form die Greuel- märchen von den Emigrantenlagern au der ungarisch südslawischen Grenze widerlegt und das Schweigen der italienischen Presse wirkt wie die Ruhe vor dem Sturm. Der außer den Mördern aber Nächstschuldige an der Marseiller Bluttat, Frankreich, dessen Polizei völlig unzureichende Schutzmaßnahmen in Marseille getroffen hatte, sieht mit Genugtuung die Aufmerksamkeit der Welt von sich abgelenkt und auf die angeblichen Verschwörer herde in Ungarn und Italien gerichtet. Daher das ver stärkte Schüren gegen diese beiden Länder, das zweifellos von Paris aus ferngeleitet wird. * Wie König AleMöer im Dezember ermordet werden sollte. Die Belgrader „Prawda" über das Lager der südslawischen „Aufständischen" in Italien. Die „Prawda" veröffentlicht eine ausführliche Be schreibung des Lagers der südslawischen „Aufständischen" iw Borgotaro in Italien und ruft ihren Lesern den ersten Versuch in Erinnerung, KönigAlexander im Dezember des Vorjahres zu ermorden. Das Blatt führt darüber u. a. aus: Die verbrecherische Tätigkeit der „Auf- ständischcnorganisation" Uftascha, deren Sammelpunkt sich in Borgotaro in Italien befindet, wurde durch die Geständnisse des Täters Peter Orcb enthüllt, der im Dezember des Vorjahres König Alexander ermorden sollte. Oreb hatte damals von Pawelitsch den Auftrag erhalten, nach Agram zu fahren, um den Anschlag durchzuführen, wofür ihm 500 000 Dinar (etwa 30 000 Mark) versprochen wurden. Oreb erhielt zwei Bomben, zwei Revolver mit 90 Schuß sowie gefälschte Pässe und Ausweise. Er machte sich mit sechs Gefährten auf die Reise und traf auch rechtzeitia in Aaram ein, hatte aber beim Einzug des Königs Alexander nicht den Mut, den Anschlag durchzuführen. Von seinen Gefährten mit Vorwürfen und Drohungen überhäuft, versprach er, den König am nächsten Tage zu töten. Inzwischen hatte aber die Agramer Polizei von seiner Anwesenheit erfahren und drang in den frühen Morgen stunden überraschend in seine Wohnung ein. Oreb selbst konnte entfliehen, wurde aber noch am gleichen Abend in der Nähe von Agram verhaftet. Der Gerichtshof zum Schutze des Staates verurteilte ihn am 19. März zum Tode. Im Laufe der Untersuchung hatte Oreb ein um fassendes Geständnis über das Lagerleben von Borgotaro abgelegt und n. a. erzählt, daß die Zahl der dort ver sammelten „Aufständischen" bei seiner Abreise vier hundert betrug. Die Lagerinsassen seien in graue Uniform gekleidet und hätten täglich militärische Übungen abzuhalten. Sie seien besonders im Bombenwersen und Revolverschießen ausgebildet worden. pawelttsch und Kwaiernik leugnen jede Schuld. Verhör durch Turiner Polizeibehörde. Die wegen ihrer Teilnahme an dem Marseiller An schlag in Turin verhafteten Pqwelitsch und Kwaternik sind von der Turiner Polizei behörde einem ersten Verhör unterzogen worden. Hierbei erklärte Pawelitsch, daß er mit dem Marseiller Anschlag nicht das geringste zu tun habe und daß er sich die gegen ihn erhobene Beschuldigung aus der Kenntnis der Methoden der serbischen Polizei erkläre, die hoffe, ihn in eine Angelegenheit zu verwickeln, um seiner Person auf jedenPreis habhaft zu werden. In einem zweiten Verhör sagte Pawelitsch, daß er sich am 30. September 1934 nicht in Marseille aufgehalten habe und daß er diese 4 Stadt überhaupt nicht kenne. über seinen Aufenthaltsort gefragt, erklärte Pawelitsch, daß er sich in den letzten Wochen des Oktober nacheinander in Turin, Mailand und Brescia aufgehalten hat. Der zweite Verhaftete Kwaternik gab bei feinem ersten Verhör an, im Komitat Agram im Jahre 1910 geboren zu sein. Die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen weise er mit Abscheu zurück. Bereits einmal habe ihn die serbische Polizei ungerecht verhaftet, was zum Vorwand für eine ganze Reihe von Verfolgungen gegen seine Familie gedient habe. Portugals Regierung zurückgeüeieu. Die Regierung Salazar in Portugal, die seit dem 11. April 1933 im Amte ist, ist zurückgetreten. Über die Gründe des Rücktritts und die Regierungsneubildung ist noch nichts bekannt. sation yereinziehen wollte, und zum anderen, daß mit wenig Ausnahmen die gesamte handwerkliche Führung von den Kammern bis herab in die Innungen nicht im nationalsozialistischen Kampf gestanden hat. So konnte zwar aus Gedanken zurückgegriffen werden, die mit den Forderungen des nationalsozialistischen Programms in einem gewissen Einklang stehen, aber diese Gedanken mit Leben füllen, können nur Menschen, die unter dem Anruf des Führers zur Volksgemeinschaft erwacht sind. So bestand, wie der Stabsleiter der PO., Dr. Ley, immer und immer wieder betont hat, die große Gefahr, daß das Handwerk zu eiuem „Einspänner" ähnlicher Art wurde wie die früheren Wirtschaftsverbände liberalistischer und marxistischer Prägung. Es war daher selbstverständ lich, daß zur Führung des Handwerks (sowie des Handels) die Partei eingesetzt wurde. Der Tag des deutschen Handwerks gibt Veranlassung zur Besinnung; das Handwerk wird Rechen schaft ablegen über ein Jahr Arbeit in seiner neuen, dem Führerprinzip angeglichenen Berufsorganisation, und es wird dem gesamten Volk seine Größe und Bedeutung demonstrieren. Aber es wird auch erklären, daß es, wie alle anderen Stände auch, bereit ist, sich politischen Not wendigkeiten zu unterwerfen, und gewillt ist, sein Teil an dem Opfer zu tragen, welches wir von allen verlangen. MM an die AM! Tag der MMs am 28. Oktober