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vr. 143. Leipzig, «rscheiat täglich. Preis «i-rttljährNch 7M. N>Pf. Zk»i «injeln- Nummer «Pf. Dcutschc AllgtMinc Zcitmig «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Sonntag, 22. Juni 4879. , Jascrate Pu» «» die Egpeäiti»» i» Leiptig M sende«. 2»strttZ»«-L»ii-r Pir die Epalt-»»-tl- to Vf« »uter Stagesaadt go Pf. Mit de« 1. Juli beguutt eia neue» Abaaaement aas die Deatsche Allaemeine Zeitung. Ale auswärtige» Abonueulea (die dtSheriae» eiutteteade) werden erstecht, ihre Bestellungen auf das nächste Vierteljahr baldigst bet den betreffenden Postämtern aufzugebea, daurü leine mag in der Beilendnvg ftattstnde. Der AboaaementSpreiS beträgt viette jährlich 7 M. 50 Pf. Die Deutsche Allgemeine Zeitung sucht eiu treue- Bild der Zeitgeschichte zu liefern und den täglich in reicher Fälle zuflrome«de» Staff ihre« v möglichster Aa-sährlichkeit und doch in gesichteter Auswahl darzubieteu. Sie nimmt ia dieser Beziehung eine Mittelstellung zwischen es wie neueiutteteade) ne Lerzögerung Lesern in möglichster AaSfährlichkett and doch in gefichteter Auswahl "darzubieten. Sie nimmt ia "dieser Beziehung eine Mittelstellung zwischen den noch umftmgreichrra Zeitungen und den Provinzial- oder Lokalblättern ei«, und glavbt damit den Wünschen eines grasten Theils der Zettaug»- lcser nachzükonuvea. Die -olitische Richtung der Deutschen Allgemeinen Zeitung wird nach Vie vor dieselbe sein: sie ist ein entschieden freisinniges, nach allen Seite» »«abhängiges Blatt, das seine Ueberzeugung offen und rückhaltslos vertheidigt, aber auch den Gegner« Gerechtigkeit widerfahre« laßt. Die Deutsche Allgemeine Aeitaug erscheint nachmittags 4 Uhr, refp. (mit telegraphischen Börsenberichten) LV, Uhr. Nach auswärts wird sie mit den nächsten nach Erscheinen jeder Nvnvner «-gebenden Posten versandt. Inserate finden durch die Deutsche Allgemeine Zeitung, welche zu diesem Zwecke van deu weitesten Kreisen und namentlich von den größem industrielle« Irckituten regelmäßig benutzt wird, die allgemeinste und zweckmäßigste Verbreitung; die Jusertivusgebühr beträgt für de« Raum einer viermal gespaltene» Zeile »vier „Ankündigungen" 20 Pf., einer dreimal gespaltene« unter „Eingesandt" 3V Pf. Telegraphische Depeschen. Serkin, 20. Juni. Während über den angeb lichen französischen Antrag wegen Absetzung des Khebive hier bis gestern Abend, wie gemeldet, Nähere» «och nicht bekannt war, wurde in unter richtete« Kreisen nicht bezweifelt, baß, sollte eS jetzt over später dazu kommen, «in solches Borgehen Frank reich« nur im offenen oder stillschweigenden Einver- ständniß mit England stattfinden würde. (Kvl«.Z.) * Stiel, 20. Juni. Sr. Maj. Kanonenboot Nautilus geht nicht nach Amerika, sondern via Suez nach Sydney. * Sudapest, 20. Juni. Die ungarische Regierung ist zur Zeit mit der Ausarbeitung des Budgets für das Jahr 1880 beschäftigt,- einzelne Theile desselben find bereits fertig gestellt und gestalten sich sehr günstig. 'Die Einnahme an Stenereingängen im Mai d. I. betrug 500000 Fl. mehr als zu derselben Zeit im Vorjahre: ,im Juni dürfte sich der Mehreingang fast auf MN000 Fl. belaufen. Die Berichte über den Stack»; har Saaten lauten aus fast sämmtlichen Co- mitMU-befriedigend. * Madrid, 19. Juni. Bei Gelegenheit der in der heutigen Sitzung de» Senat« stattgefundtnenRe. sprechung der königlichen Botschaft erklärte der Mi nister dt» Auswärtigen, Molins, daß dem Jnsurgenten- sührer Ruiz Zorill» die Thore Spaniens offen stehen würden, weNn derselbe sich den Gerichten stellte. DeS weitern lenkte der Minister die Aufmerksamkeit des HaufeS auf die infolge der Attentate der Nihilisten geschaffene Situation Europas und betonte die Noth wendigkeit, die öffentlichen Gewalten zu verstärken. Bezüglich des Verhältnisses Spaniens zur französischen Republik versicherte der Minister, daß ungeachtet der verschiedenartigen Institutionen Freundschaft zwischen beiden Staaten besteh«. Der Ministerpräsident Mar tinez Campo« erklärte, daß er seine Thätigkeit haupt sächlich der Verwaltung zuwenden und im Übrig«« eine Politik der Versöhnung befolgen werde. Schließlich Schliemann - Ausgrabungen. lieber die Ergebnisse seiner diesmaligen Ausgra bungen macht vr. Schliemann dem Nürnberger Corre- spondenten aus Troja unterm 21. Mai Mittheilungen, Lenen wir Folgendes entnehmen: „Wie bereits anderweitig gemeldet, wurden in Gegenwart der Herren Professor Virchow und Director Burnouf zwei Schätze von goldenen Schmucksachen ge sunden. Der erste Schatz sand sich an der Ostseite Ler Ausgrabungen auf den Trümmern einer einge stürzten trojaner Hausmauer und besteht aus folgenden goldenen Gegenständen: drei Disken in Form von Blumen, 8 V« Centimeter im Durchmesser, inRepouflö- arbeit, gleich Nr. 251 in Mykenä; einem höchst merkwürdigen goldenen Kopfschmuck, 45 Centimeter lang, dessen oberer Theil in Korbform und mit einer großen Menge kleiner Ringe besetzt ist, die mit einer weißen, früher wol blau gewesenen Glasmasse auSge- süllt sind; daran hängen 10 goldene Ketten, wovon jede 150 Glieder hat, und jedes der letztem ist mit einem Blatte besetzt, sonach 1500 Glieder und ebenso viele Blätter; am End« jeder Kette hängt ein Idol. »Der ganze untere Theil dieses Kopfschmucks», schreibt Schliemann, »mit den 10 Goldketten war durch die Sorglosigkeit des Arbeiters mit dem Schutt auf den Schiebkarren geladen, um vom Bergabhange geworfen zu werden, aber Virchow'« scharfer Blick entdeckte ed auf dem Schiebkarren und rettete eS für die Wissen schaft.» Der zweite Schatz fand sich in einer Tiefe von 33 Fuß auf der großen Mauer nordwestlich vom Thore. Unter den hier gefundenen Gegenständen ist sprach der Senat seine Zustimmung zur Botschaft mit 149 gegen 21 Stimmen an, * London, 20. Juni. Unterhaus: Auf die An frage, ob eS wahr sei, daß Frankreich die Abdankung des Khedive verlangt, und ob England diesem Ver langen zugestimmt habe, anNvortete der UnterstaatS- secretär Bourke, e« fänden in Bezug auf Aegypten wichtige Unterhandlungen unter den Mächten statt, Mittheilungen darüber seien bi« zum Abschlusse der Unterhandlungen unmöglich. Childers bedauert die Zurückhaltung der Regierung. Der Schatzkanzler North cote betont nochmals dir Unmöglichkeit einer vollstän digen Mittheilung uud daß eine unvollständige Mit- theilung nur irreftihren würde. UebrigenS herrsche mit Frankreich vollständiges Einvernehmen. London, 20. Jnni. Die Franzosen räumten Matacong. — Zwei Taucher, ein Engländer, Tho mas, und ein Deutscher, Schendler, brachten gestern vom Deck de« Großen Kurfürsten ein Krupp- Geschütz in Sicherheit. — Die gefammte Presse be spricht thcilnehmend den Tod deS Prinzen Napo leon. ' (Köln. Ztg.) *Srüssel, 20. Juni. Der hiesige Appellhvf hat bezüglich der Auslirfepung deS Director« der Africka- »rfchen HandekSvrrrbuigunß, Kerdyck; ein für die Auslieferung günstiges Gutachten abgegeben. * Wien, 20. Juni abend«. Meldung der Politi schen Correspondeuz aüö Petersburg: „Die ostru- melischen Delegirten Grieschow und Jankolow wurden gestern vom Kaiser empfangen. Die Audienz wurde denselben erst gewährt, nachdem der StaatS- secretär GierS auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers ihnen mitgetheilt hatte, daß keinerlei dem Berliner Vertrage widersprechende Adresse oder Petition ange nommen werden könne. Die Delegirten erklärten darauf, daß sie der russischen Regierung nur danken wollten für alles, was dieselbe für Ostrumelien gethan habe uud daß sie wünschten, dein Kaiser persönlich danken zu dürfen." einer von hohem Interesse, nämlich eine silberne Kella, die bei Trankopfern gebraucht worden sein muß, denn sie hat ein Ornament in RepouffLarbeit in Form eines Nabelschildes, auch einen langen mit einem eingravir- te» Baum verzierten Stiel, der in einen großen Ring endigt; ferner wurden bei diesem Schatze eine Menge großer und kleiner goldener Ohrringe gefunden, wovon zwei mit langen Gehängen, eine Masse zusammenge- schmolzener silberner Ohrringe und Hunderte von sil bernen zusammengeschmolzenen Ringen, an welche sehr viele kleine Goldsachen im Feuer angeschmolzen sind; endlich 10 Gvldornamente mit 4 Spiralen wie Nr. 297 in Mykenä und eine Masse Goldperlen rc. An einer ändern Stelle wurde nebst mehrern schönen Sachen ein silberner Dolch gesunden, dessen Stiel in eine Kuh mit langen Hörnern endigt. Nach dem Schliemann trotz der umfassenden und genauesten Nachforschungen, die er mit der größten Energie seit 1. März veranstaltete, keine wettern Schmucksachrn fand, glaubt er, daß Troja nun erschöpft sei. Bei den Ausgrabungen kam auch eine große, aber nur 1 Meter 42 Centimeter breite mit großen platten Steinen gepflasterte Straße ans Licht. Schliemann durchforschte auch die Tumuli Beschika Tepeh und Ubjek Tepeh. Diese Hügel liegen am hohen Uferrande d«S Aegäischen Meeres südlich vom Griechendorfe Neochvriou von Hissarlik etwa anderthalb Stunden Weg» entfernt. Udjtk Ttprh ist weitaus der größte der Grabhügel in der Troadr, von seiner Spitze genießt man eine wundervolle Aussicht ans das Meer, die Insel TenedoS und das Jhagebirge. Er ist 25 Meter hoch und hat gegen 130 Meter Durchmesser. Der Lvd des Prinzen Ludwig Napoleon. — Leipzig, 21. Juni. Al« vor wenigen Tagen der Heißsporn der bonapartistischen Partei, der jüngere Granier von Caffagnac, durch seine maßlosen Unge- bührlichkeiten einen so gewaltigen Sturm in der Kam mer zu Versailles hervorrief, da dachte er wol nicht, daß, während er sprach, schon seit Wochen die Fahne seiner Partei mit dem Erben des zweiten Kaiserreiche«, dem Prinzen Ludwig, dahingesunken war. Oder war es eine Vorahnung dieser Vernichtung aller Hoffnungen der Bonapartisten, was diesen Erzbonapartisten schließ lich noch zu einem BerzweislungSstreiche trieb, als wollte er die Partei noch wenigstens mit Eclat zu Grabe tragen? Ein Telegramm aus London meldete gestern den Tod des jungen, wenig mehr als dreiundzwanzig jährigen Prinzen. Weitere Telegramme fügen heute Näheres hinzu. Der Prinz siel bereits am 3 Juni. Für den Prinzen selbst war dieser AuSgang eine« Lebens, da» seit der Entthronung und dem Tode s«- ue« Vater» halt- und ziellos geworden, vielleicht der günstigste, den sein Geschick ihm bereiten konnte. Aller dings ist d«r Prinz nicht für «ine große Sache gefal len, für keine, deren sorttebmd« Ruhm auch s«inGe- dächtniß umstrählen könnte. Ab«r der beharrliche Eifer, womit der Napoleonide, wol iin Gefühl der Pflich ten, die sein Name und seine Stellung als Prätendent ihm auferlegien, nach kriegerischen Thaten, gleichviel wo, verlangte und sich nicht abhalten ließ, solche zu suchen, seine Haltung während des kurzen Feldzugs, die »l» männlich gerühmt wird, endlich selbst fein Tod, her, wir «S scheint, dadurch herbeigeführt ward, daß der Prinz zu kühn vorgedrungen war und die einmal ae- uommene Stellung tapfer behaupten wollte alles dieses wird dem Gefallenen ein ehrenvolles Andenken in den Herzen vieler Franzosen sichern, empfänglich wie diese sind gerade für solche Züge selbst eines etwa« abenteuerlichen HeldenthmnS, und wird jedenfalls jene» Fluch des Lächerlichen von ihm nehmen, womit sei» Vater, der Kaiser, ihn belastet hatte durch den thörich- Die Griechen halten ihn für das Grab deS Propheten Elias und wallfahrten am 20. Juli in großen Scha ren selbst aus weiter Ferne hierher. Beschika Tepeh ist viel kleiner. In Beschika Tepeh grub er einen großen Schacht unp fand in 14 Meter Tiefe den Fels. Er grub dann vier Galerien in verschiedenen Richtun gen in denselben, fand aber nur Töpferwaare, aus der Hand gemacht, die jener höchst ähnlich ist, welche er auf Hissarlik in den Schichten der vortrojanisch«» Stadt gefunden. Bei den Ausgrabungen in Udjek Tepeh fand Schliemann den Urboden in 13 Meter 20 Centimeter Tiefe; vom Grunde des Schachtes aus wurden auch hier Pier Galerien gegraben. Bereits 80 Centimeter unter dem Gipfel stieß man auf eine riesige Mauer, die senkrecht bi« in eine Tiefe von 12 Meter 40 Cen- timetcr geht. Unter derselben wurde ein Tunnel ge graben, und auch ein großer von der Westseite aus in den Tumulus. Dir Töpfersachen, die hier Schliemann fand, sind viel jünger als jene, die in der obersten vorhistorischen Stadt auf Hissarlik gefunden wurden, und jedenfalls um viele Jahrhunderte jünger als Vie auf Beschika Tepeh. Schliemann war bei Abgang deö Briefes noch mit den Ausgrabungen von Beschika und Udjek Tepeh beschäftigt; er will diese beiden Tumuli vom Grunde aus durchsuchen und gedenkt bis 5. Jnni seine Arbeiten zu beenden und alsdann nach Athen zurückzukehren. Schliemann erwähnt endlich noch eine höchst wich tige Entdeckung, welche die Herren Virchow und Bur nouf machten. In den in der Erde gegrabenen Löchern zeigte sich, daß nur oben bis zu dritthalb Meter Tiefa.