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PIIsslRHss I I lltz -I LS^L?V- ^-> sO 0 die Agenten nehmen Be- ^'" Amtsvlatt für die Sönisilithe /Umlshaup^MannschaA Aippoidiswaiöe, lowie /ür öie Königlichen 'Umlsgerichle und die zu Dippoldiswalde und Irauenstein Inserate, welch« bet ve» bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden werde» mit 10 Psg. di« Spaltrnzeile oder der«» Raum berechnet. — La» bellarische und complicirt* Inserate mit entsprech«»» dem Ausschlag. — Einar« sandt, im redaktionell«» «heile, die GpaltenMft- 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitlgem „Jllustrirten Unterhattungsblatt".Mit land« und hauswirthschaftlicher Monatsbeilage. NrI38 Sonnabmd, dm 25. November 1893. 59. Jahrgang. Zum Todtenftst. Der letzte Sonntag im Kirchenjahre ist in der evangelischen Kirche dem Andenken an die Tobten ge weiht. Es ist Der stille, der Todtensonntag. Treue Liebe wallt hinaus zu den Gräbern und schmückt den Friedhof mit den letzten Rosen und den sanften Immor tellen. In der Kirche sammelt sich eine ernste Ge meinde, um aus Gottes Wort sich zu erbauen und in ihm Trost zu suchen. Aber auch Diejenigen, welche in einem der Welt zugewandien Sinne oder gehindert durch äußere Umstände und bittere Nothwendigkeit den Gang zum Friedhof oder zur Kirche nicht haben an treten können, lasten doch wohl an einem unbewachten Augenblick an diesem -Tage von der sanften Bitte der Todten sich rühren und wenden geliebten Heimgegan genen ihre Gedanken zu. Denn der Tod ist ein all gemeiner Gast, gebeten oder nicht gebeten hält er Einkehr, uud wer sonst für Niemand Zeit hat, diesem einen Allgewaltigen öffnet er, ob gern, ob ungern, die Thür. Um dir Geschiedenen trauern die Ueber- lebenden, indem sie besten gedenken, was sie in ihnen verloren und was sie ihnen schuldig blieben. Ost läßt uns erst der Tod die ganze Größe des Verlustes erkennen, und zu spät beklagen wir reuevoll, daß wir die Liebe nicht vergolten, die uns zugewendet ward. Die Liebe ist der Sonnenschein im menschlichen Leben, sie weckt alle Keime des Guten und Schönen, läßt holde Blumen der Freude erblühen und edle Früchte reifen. Ohne die Liebe wäre die Erde ein Jammerthat, durch sie wird sie zum Paradies. Das Band der Eltern-, Gatten- und Kinderliebe schlingt sich um den engen Kreis der Familie. „Liebet Euch unter einander!" gebot der göttliche Meister, und seit dem umschlingt ein Band der Nächstenliebe die Völker des Erdballes, die sonst in bitterer Fehde sich befeh deten. Wohl fehlt viel, daß dies« Liebe schon all gemein und vollkommen wäre, ja zu Zeiten scheint der Haß, der Alles entzweit, nur grimmiger unter uns aufzuleben. Aber wer hätte nicht einmal den Segen der Liebe in sich gespürt, wem nicht einmal diese Gnadensonne ins Herz geleuchtet? Ob Du der Eltern liebevollen Fürsorge, eines Gatten oder einer Gattin treuer Hingabe, ob Du eines lieben Kindes dankbarer Zärtlichkeit gedenkst, ob Du auch nur einen Freund Dein eigen nanntest, der es gut mit Dir gemeint und der nun nicht mehr an Deiner Seite wandelt. Du hast Ursache, der Todten mit stiller Wehmuth zu ge denken, und wohl Dir, wenn an Deiner Seele nicht der Vorwurf nagt, daß Du ihm weniger gewesen, als Du ihm sein solltest, sein konntest. Wiste aber, daß die Liebe verzeiht und daß auch Du verzeihen mußt, wenn von Denen, die da draußen schlummern, einer in menschlicher Schwäche oder aus Jrrthum Dein Herz gekränkt hat. Der Tod gleicht Alles aus und wir bedürfen Alls der Gnade, denn wir sind Alle Menschen. Denke heute nicht Deines Grolls, denke nur Deiner Liebe! Llsmsnto inori! Wie bald müssen wir sterben. Sorge, daß, wenn die bittere Scheide stunde schlägt, ein treues Andenken und der Deinen stille Liebe Dir folgt. Säe Liebe, auf daß Du Liebe erntest. Laß zunächst Deine Familie eine kleine Welt sein, welche die Sonne der Liebe durchleuchtet und durchwärmt. Laß von Deiner Liebe, der vom Christen- thum gebotenen Nächstenliebe auch weitere Kreise etwa« spüren. Denk nicht, daß Du zu arm seist, Liebe zu spenden. Das ist ja eben das wunderbare Geheimniß der echten Liebe, daß sie irdischer Güter kaum bedarf, um zu wirken. Man rühmt unserer Zeit es nach, mit Recht nach, daß sie reich sei an Erweisen barmherziger Nächstenliebe, daß Wohlthaten in ost großartigem Maßstabs in Menge gespendet werden. Aber man unterschätze darüber nicht den Reichthum eine» freund lichen Herzens und die Macht der Liebe, die auch der Aermste spenden kann. Ein freundlicher Blick, ein tröstendes Wort, Handreichung und Aushülfe zu rechter Zett vermag Jeder zu gewähren, den Verdürstenden sind wenige Tropfen Wassers aus einem kühlen Berg quell erquicklicher als köstlicher Wein aus. goldenem Becher. Llowsnto mori! Die Erinnerung an Diejenigen, die vor uns abgeschieden und die Erinnerung an den eigenen Tod mag Wehmuth und fromme Entschlüsse in uns wecken, aber nicht weichliche Klagen. Sterben heißt heimkehren, heimkehren aus der Welt der Un ruhe in einen Hafen der Ruhe. Dahin sind uns die geliebten Todten vorangegangen, dahin folgen wir ihnen nach. Wir hoffen auf ein besseres Jenseits und auf ein Wiedersehen in einer Welt, da keine Klage mehr laut wird. Das erhellt.unseren Blick am Todten sonntag und verklärt unsere Trauer um die Abgeschie denen. Wir neiden ihnen ihre Ruhe nicht, denn wir hoffen sie mit ihnen zu theilen. Aber so lange wir hinieden wandeln, ist ernste Arbeit unser Loos und Arbeit bedeutet nicht bloß Last und Pflicht, sondern auch Segen und Freude. Nur muß diese Arbeit nach höheren Gesichtspunkten geregelt werden, eine Arbeit im Dienste der Menschheit sein und in ihren Früchten dieser zu Gute kommen. Der Todtensonntag mit seinem ernsten Nemonto mori bezeichnet Z'el und Richtung. Alle Arbeit sei geläutert durch den Geist der Liebe, denn die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung! -Lokales rmd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am heutigen Freitag trafen in hiesiger Stadt 3 Stabsoffiziere, 10 Offiziere und 14 Burschen mit 16 Pferden vom I. Grenadier-Re giment Nr. 100, gelegentlich einer Uebungsreise, hier ein, welche die Stadt am nächsten Morgen wieder verlosten werden. — Der Gesammtauslage unserer heutigen Nummer liegt als Frei-Beilage ein Almanach aus das Jahr 1894 bei. — Der Theatersonderzug am 15. November war mit 88 Personen besetzt. — Durch die in der Eröffnungsrede des Land tages angekündigte Zurückziehung der staatlichen Unter stützung aus dem Ertrag der Grundsteuer an die Schulgemeinden, erleidet auch unser städtischer Haus- haltplan einen Ausfall von ca. l 100 Mark und muß die Finanzdeputationsuchen, demselben durch Erschließung einer neuen Quelle entgegenzutreten, oder es müssen die bisherigen Anlagensätze entsprechend erhöht werden. — Die diesjährige Stadtverordneten-Er- gänzungswahl findet Dienstag, den 5. Dezember, von Vormittags 9 bis Mittags 1 Uhr, in der großen Saalstube des Rathhauses statt. — Innerhalb der letzten Tage durchstreifte eine größere Zigeunerbande die Gegend um Frauen stein und trat in höchst belästigender Weise insbesondere in den Ortschaften Hartmannsdorf, Reichenau und Hermsdorf auf. — Beachtenswerth für Landwirthe. Ein Landwirth ist aus ß 369, Ziffer 2 des Neichsstraf- gesetzbuchS verurtheitt worden, weil eine ungeaichte Waage bei ihm vorgefunden wurde; seine Revision, welche geltend machte, daß er als Landwirth überhaupt nicht zu den Gewerbetreibenden gehöre, wurde vom Ober-Landesgericht zu L aus folgenden Gründen ver worfen: „Z 369, Ziffer 2 des angezogenen Gesetzes versteht unter Gewerbetreibenden nicht etwa nur solche Personen, die ein Gewerbe im Sinne der Ge werbeordnung betreiben. Zweck und Veranlassung des Gesetzes, d. h. die Gewährung strafrechtlichen Schutzes für die Vorschriften de» Art. 10 der Maaß- und Ge wichtsordnung vom 17. August 1868, worin ganz allgemein für den öffentlichen Verkehr die Anwendung gestempelter Waagen und Gewichte angeordnet ist, weisen vielmehr daraus hin, daß mit der Bezeichnung „Genzerbetreibende" nicht bloS Gewerbetreibende im Sinne der Gewerbeordnung, sondern überhaupt alle Diejenigen gemeint sind, welche fortgesetzt eine selbst gewählte, auf Erzielung von Gewinn gerichtete Thätig- keit auSüben. Westen Beruf oder Gewerbe es also mit sich bringt, daß er Vieh, Getreide oder sonstige Produkte nach Gewicht zu verkaufen hat, muß sich da« bei gestempelter Waagen und Gewichte bedienen, mag es sich nun um eigene oder fremde Erzeugnisse handeln, mag der Verkäufer Produzent oder Händler sein. Ein Grund, zwischen diesen verschiedenen Kategorien von Verkäufern hier einen Unterschied zu machen, ist nicht vorhanden. Das Interests des Staates, das Publikum gegen Benachtheiligungen durch den Gebrauch unrichtiger Waagen und Gewichte zu schützen, ist in jedem Falle dasselbe." Johnöbach. Bei der in den Nachmittagsstunden des vorigen Sonntag hier abgehaltenen Versammlung des hiesigen landwirthschaftlichen Vereins sprach sich Herr Kreissekretär von Littrow in längerer Rede über Kraftfutter, Samen und Düngemittel aus und empfahl hierbei besonders die seit einigen Jahren von den landwirthschaftlichen Versuchsstationen in Tharand, Möckern rc. eingesührte Kontrole, bez. Prüfung der genannten Artikel. Es wurde u. A. nachgewiesen, daß z. B. Kleie in den Handel gebracht wird, welch« mit Sägespähnen, Haferspelzen, Hirseschalen, Unkraut samen, Steinnußmehl, Milben, Milbeneiern rc. ver fälscht und nicht nur im Preise viel zu hoch, son dern auch unter Umständen Krankheit und Tod der Thiere herbei zu führen geeignet ist. Von den ge prüften Mustern seien in letzter Zeit zum The»! über die Hälfte als verfälscht bezeichnet worden. Es em pfiehlt sich daher im eigensten Interests der Landwirthe, die vcrhältnißmäßig geringen Kosten der Kontrole, welche zum größeren Theil aus Staatsmitteln gedeckt werden, nicht zu scheuen und sich damit vor Ueber- vortheilung und andern Rachtheilen zu bewahren. Nach Erledigung einiger anderer Angelegenheiten wurde dem Redner der wohlverdiente Dank der Anwesenden ausgesprochen und die Versammlung geschlossen. Dresden. In der Sitzung der zweiten Kammer am 21. November zeigten zunächst die ö verschiedenen Deputationen an, daß sie sich konstituirt hatten, worauf verschiedene königl. Dekrete, meist ohne erhebliche Debatte an die betr. Deputationen über wiesen wurden. — In der 3. und 4. Sitzung der Zweiten Kammer am 23. November waren die Staalsminister v. Thümmel, vr. Schurig und v. Seydewitz, sowie dis Geh. Näthe vr. Diller, Jäppelt, Vodel, Jahn, Meusel, die Geh. Negierungsrälhe v. Bosts und v. Criegern und die Geh. Finanzräthe v. Kirchbach und Beutler anwesend. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die allgemeine Vorberathung über das Königl. Dekret Nr. 1, den Rechenschaftsbericht auf die Jahre 1890 und 1891 betreffend. Das Dekret wurde an die Rechenschastsdeputation einstimmig und ohne De batte überwiesen. Bei der darnach folgenden allge meinen Vorberathung über das König!. Dekret Nr. 2, den Staatshaushaltsetat und das Finanzgesetz auf die Jahre 1894 und 1895 betreffend, gab der Staats minister v. Thümmel in ausführlicher Rede Erläute rungen und sprach dabei auch eingehend über die neuen Reichssteuerpläne. Es folgte sodann feiten zahlreicher Abgeordneter in beiden Sitzungen eine eingehende Be sprechung der einzelnen Positionen des Etats. — Vom Abgeordneten Buchwald ist, unterstützt durch U Abgeordnete, folgender Antrag eingebracht worden: Die Kammer wolle beschließen: 1. die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen, dem gegenwärtigen Land tage eine GesetzeSnovelle vorzulegen, durch welche der zweite Absatz von Z 24 des Gesetzes vom 1. Dezember 1864, die Ausübung der Jagd betreffend (K.« u. V.-B. S. 405 flg.), dahin abgeändert wird, daß künftig die