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Riesaer Tageblatt S1. Jihr,. Z-SS4 Srohtanschrlft« Tageblatt Nies« Fernruf 1i>7 Postfach Nr. « «er«den IS« Tirokaff« «1« ist».« ««d A«xe1ger Mchlav md A»-elM »uü bk» Hauptzollamtes Meibeu Freitag, 11. November 19S8, abends Latz vö?. «,ifschlaa Bei fernmündlicher «nzetgen-vestellung oder fernmündlicher Abänderung «ingesanbter Anzeigentext« oder Probeabzüge schließt d" Berlag di« Juanspruch nähme au» Mängein nicht drucktechnischer Art au». Preisliste Nr. 4. Bei Konkurs oder Zwangsvergleich wird etwa schon bewtllHter Nachlaß Erfüll"^ «nd Zahlung und Gerichtsstand ist Riesa Höhere Gewalt, Betriebsstörungen usw entbinden den Verlag von allen eiugegangenen Bervstichtungen Gefchastsstelle. Rie^Goetheftr-cheö«^ Der strenge ..Vater -er Türken" Zwei Wort« Ghast Mustafa Kemal Atatürks sind für die Denkweise dieses groben Staatsmannes bezeichnend, dessen Leben sich für die von ihm geschaffene neue Türket ver- zehrte Noch mitten in den schweren, ja teilweise verzwei felten Kämpfen um die Befreiung der Türket von feind- liehen Armeen und Frtedensdiktatcn antwortete er einmal, als ein amerikanischer General ihn durch Vermittlungs- pläne in seinem Ziel beirren wollte: »Ach »erlange kein Er barme«, aber ich gewähr« auch keines. Und als die Tür ken vor vier Jahren sein politisches Testament lasen, das er damals veröffentlichte, fanden sie u. a. den Satz: »Nach meinem Tode sollen all« Denkmäler und Standbilder, die man zu meinen Lebzeiten errichtet hat, ^rstört werden, und niemand soll sich einfallen lassen, mir zu Ehren ein neues Denkmal zu errichten". Die beiden Worte sind bestimmend für «inen Mann, der als Lohn eines unteren Beamten und späteren Klein- holzhänblers sich in eiserner Selbstzucht und Strenge den Weg in den türkischen Generalstab bahnte, für den Mann, den selbst di« zahlreiche Gegnerschaft im eigenen Lager während der mehrjährigen Befreiungskämpfe nach dem Weltkriege niemals in der aufopfernden Arbeit für sein Volk irremachen konnte, für den Mann aber auch, der mit der gleichen Strenge, d. h. mit der gleichen unerbittlichen Folgerichtigkeit di« drakonischen Reformen etwa gegen die türkische Schrift, gegen den Franrnschleier, gegen den Fes, gegen die politisierende Geistlichkeit usw. zum Segen der Türkei erzwang. Kemal ivar der Mann, -er nach zwei schweren Niederlagen türkischer Generale gegen die Griechen schwer krank selbst den Oberbefehl an der Westfront in Kleinasien übernahm und seine Schlachtendes«!,!« im dürf tigen Zelt non einer Tragbahre aus sicbergeuhüitelt d k- tiert« oder seinem Adjutanten znschrieb. Kemal war der Mann, der sich mit vor Schmerz zusammengedissenen Zäh nen aus« Pferd schwang und mit zwei gebrochenen Rippen im Leibe die Entscheidungsschlacht an der Sakaria bis zum völligen. Siege leitete. 1984 veionte einmal unser Führer Adolf Hitler gegen über dem in Deutschland weilenden Präsidenten der türki schen Nationalversammlung, der FreibeitSkamvf der Türken unter Kemal Pascha sei ibm unter den niederdrückenden Umständen der ersten Nachkriegszeit in Deutschland erschie nen wie ein »Venchtender Stern". Der Führer verwies dabei u. a. auch darauf, daß im neuen Deutschland wie in der Türkei der Bauer die Grundlage de» Volkstums bildet, und unterstrich den Ausbau der deutsch-türkischen Wirt- schaftSbeziebungen. Der große Staatsmann der Türkei ist bis zu seinem Lebensende der zurückhaltende, verschlossene Mann geblie ben, der er schon in seinen Jugendjahren gewesen war Aber seine Strenge gegen sich selbst war seinem Volk zweckvoltes Vorbild. Er hinterläßt ein Staatswesen, das in sich gefestigt genug erscheint, um bas politische Vermacht- ni» Kemal» fortzuführen. Aorttzvv Starug irr Sascha« »er Spitz« der Honvedtrnppe« in die »urückgegebeue Stadt — Daul «u De»tschla«d «ud Italien )s Budapest. Reichsverweser Horth, hielt heut« an der Spitze der Honvedtruppcn seinen feierlichen Einzug in Kascha», die größte und wichtigste Stadt des an Ungarn -urückgesprochcnen Gebietes. Glockengeläut der Kaschauer Domkirche, das auch im Rundfunk übertragen wurde, verkündete dem Land das historische Ereignis. In das Glockengeläut mischte sich tn den größeren Städten Kanonendonner und Salutschüffe -er Artillerie. Die Eisenbahnen und Straßenbahnen und alle Fahrzeuge auf den Straßen standen still, und in sämt lichen Betrieben, Geschäften und Aemtern ruhte die Arbett minutenlang, um mit der Bevölkerung der zurückgeglie derten Gebiete mitzufeiern. Das mit Fahnen und Blumen reich geschmückte Kaschau vot trotz der ungünstigen Witterung ein unvergeßliche» Bild. Der Reichsverweser zog aus einem Schimmel zwi schen der spalierbildenben, ihm stürmisch zujubelnben Be völkerung in die Stadt ein und ritt zum Hauptplatz, wo ihn Mimfterpräsibent Imre», an der Spitze der Regie rung, der Präsidenten beider Häuser des Reichstages und anderer Würdenträger und Persönlichkeiten erwartete. Anläßlich des Einzuges in Kaschau antwortete Reich», verweser Horthy auf die Begrüßungsansprache mit beweg ten Worten. Er brückte die Dankbarkeit gegenüber der Vorsehung aus, die durch glorreiche geschichtliche Erinnerungen ge weihte Stadt Kaschau nnd die altehrwürdige Stätte der nationalen Kultur Oberungarns betreten zu können. Der Reichsverweser betonte die besondere Dankbarkeit Ungarns gegenüber den befreundeten Großmächten und ihren füh renden Staatsmännern, die das schwierige und heikle Amt der Schiedsrichter übernahmen und in einigen Stunden die Frage regelten, die man seit 20 Jahren nicht lösen konnte, obwohl jedermann die Unhaltbarkeit der Lage anerkannte. »Treu den Ueberlieserung,» de» großen ungarischen Königs Stephan de» Heilige« und i» Geiste seiner Staat», idee begrübe« wir", sagte der Reichsverweser weiter, »a'«ch die Brüder »icht««garsscher Volkszugehörigkeit, di« i»««r, halb d«r «e«e« Gre«ze« U«gar«s ihre alte Heimat wieder, finden. Di« Zuneigung der ungarischen Herzen erwartet sie und sichert ihnen eine »olle Freiheit der Sprache nnd Kultur zu." Der Reichsverweser wiederholte hierauf in slowakischer Sprache diese Zusicherungen und schloß sodann mit der Aufforderung zum Kampfe für «ine bessere Zukunft. des Luftattach- s sowie in Begleitung von Bertretern de» hiesigen Fascio im Auftrage Mussolinis einen Kranz au dem Sarg von Gesandtschaftsrat vom Rath niederlegen. Sonnabend offizielle Trauerfeier in Pari ¬ si Paris. Tie ossizielle Drauerseier für Gesandt- IckasiSrat vom Rath wird unter Teilnahme der Regierung und des Diplomatischen Korps am Sonnabend, d. 12. No»., mittags um 12 Uhr, in der deutschen evangelischen Kirche tn Paris <25. Rne Blanche» stattfindcn. — Bon der Kirch« au» wird dann der Sarg mit kleinem Traneraeleit zum Bahn hof beföroert, von wo er «ach Deutschland übergeführt wirb. Die Trauer um Gesandtfckaftsrat vom Rath ffParis. Im Lause des Nachmittag» haben sich in der in der Deutschen Botschaft ausgelegten Beileidsliste für den ermordeten Gesandtschaftsrat vom Rath zahlreiche weitere Persönlichkeiten eingetragen, so u. a. Justizminister Mar- chandeau, der frühere Finanzministcr Senator Eillanr, der Präsekt des Departements Leine Bileu. ferner der unga- rische Gesandte in Paris Rolli» sowie der diplomatisch« Vertreter Irlands in Pari» OKelly. Interne Trauerseier in der Deutschen Botschaft in Varis Kranzniederlegungen am Sarg des Gesandtfchaftsrates vom Rath ss Paris. In dem in eine Kapelle umgestaltetcn Raum än der Deutschen Botschaft hat am Donnerstag abend tm Beisein der Eltern des verstorbenen Gesaudt- schaftsrateS vom Rath eine Trauerseier für die Mitglie, der der Deutsehen Botschaft ftattgesunden. Tie Gehilfen des Militärattache» hielten in Uniform di« Ehrenwache. Die Frier wurde umrahmt mit Vorträgen getragener Musik. Zunächst sprach der deutsche Botschafter, der die Mutter des Verstorbenen zum Katafalk führte. Er widmete in bewegten Worten seinem treuen Mitarbeiter und Freund im Namen der Deutschen Botschaft «inen tiefempfundenen Nachruf. Der Landesgrnppenleiter, Gesandtschaftsrat Tr. Ehrich, rief hierauf dem im Ausland gesallenen Partei genossen und Kameraden im Namen der Deutschen in Frankreich, die sich in Ehrfurcht vor seinem großen Opfer und dem Schmer» seiner Eltern neigen, «bensalls ein letztes Lebewohl zu. An dem Sarg des verstorbene» Gesandtschaftsratrs vom Rath haben außer der Deutschen Botschaft nnd der Landesgruppe die französische Regierung und das franzö sische Außenministerium Kränze niederlegen lassen. Der italienische Geschäftsträger Prunn wird am 1l. November nachmittags in Begleitung des italienischen Marine- und Des Führers Veileib zum Tobe von Kemal Atatürl Telegramme des Führers und des Reikhsauftenminifters sl Berlin. Der Führer und Reichskanzler hat nach Eingang der Nachricht vom Ableben des Präsidenten der Türkischen Republik Kemal Atatürk an den Präsidenten der Großen Nationalversammlung der Türkischen Republik in Ankara folgende» Beileidstelegramm gerichtet: »Dies bewegt spreche ich Euerer Erzellenz, der Großen Nationalversammlung und dem gesamten türkischen Volk mein nnd des deutschen Volke» schmerzlichste» Mitgefühl anläßlich des Hinschciden» Atatürk», de» Präsidenten der Türkische« Republik, au». I» ihm ist ei« großer Soldat, ei« genialer Staatsmann und eine geschichtliche Persönlich keit dahiugegange«. I» der Errichtung des «eaen türkischen Reiches hat sich Atatürk ei« Denkmal gesetzt, dessen Bestand die Generationen überdauern wird. «dols Hitler Deutscher Reichskanzler." Im Lause de» Nachmittags sprach der Staatsminister nnd Ehrs der Präsidialkanzlei de» Führers und Reichs kanzlers in der türkischen Botschaft vor, um dem türkischen Botschafter, Exzellenz Hamdi Arpag, das Beileid des Füh- rers und Reichskanzlers an dem schweren Verluste, der da» türkische Volk durch den Tod des Staatspräsidenten Atatürk betroffen hat, zum Ausdruck zu bringen. Ferner Hai der Reichsminister de» Auswärtig«, »o, Ribbentrop an den türkischen Außenminister Ruichdi Aras in Ankara das nachstehende Beileidstelegramm gesandt: »Euere Exzellenz bitte ich anläßlich des unersetzliche, Verlustes, den d,e türkische Republik durch da» Hinschetdrn ihres großen Begründers. Seiner Erzellenz des Herrn Präsidenten Kemal Atatürk erlitten hat. meiner und der deutschen Reichsregierung wärmsten Anteilnahme versichrrt zu sein. Joachim von Ribbentrop Rcichsminister des Auswärtigen." Anläßlich des Ablebens des Präsidenten der Türkischen Republik Kemal Atatürk stattete im Auftrag« des von Berlin abwesenden ReichsministerS des Auswärtigen von Ribbentrop Staatssekretär Freiherr von Weizsäcker in Be gleitung des Edeks des Protokolls Gesandten Freiherr» von Doernderg dem türkischen Botschafter einen Beileids besuch ab. Als Zeichen der Trauer um das verstorbene Staats oberhaupt der Türkischen Republik haben die Präsidial kanzlei des Führers und Reichskanzlers, die Reichskanzlei, das Auswärtige Amt und der Reichstag ihre Dienstslaggen für heute und morgen auf halbmast gesetzt. Das Nasfengesetz vom italienischen Ministerral angenommen 1t Rom. Der Miuisterrat nahm auf Vorschlag des Duce tn seiner Eigenschaft als Innenminister das ent scheidende Gesetz znr Berteidignng der italienischen Rosi an. Da» Gesetz, da» die Beschlüsse des Großen Rates des Faschismus gesetzlich verankert, bestimmt im wesentlichen: Di- Ehe zwischen eine« italienischen Staatsangehöri, gen arischer Rasse «it einer Person anderer Raste ist ver. boten. Unbeschadet diese» Verbotes bedarf die Elieschlie- ßung italienischer Staatsangehöriger mit Ausländern der vorherigen Zustimmung de» Innenministers. Zuwider handelnde werden bestraft. Beamte der Zivil- nnd Mili tärverwaltung, der Organisationen der Faschistischen Par- tei oder der von ihr kontrollierten Organe der Provinzial- und Gemeindebehörden, der halbstaatlichen Gesellschaften, der Syndikate und der ihnen angeschlosirnen Verbände können keine Ebe mit Ausländern eingehen. Kirchliche Ehen, die zwischen «mein italienischen Staatsangehörigen arischer Rasse mit einer Person anderer Rasse geschloffen werden, können keine gesetzliche Gültigkeit erlangen. Geistliche, die solche Ehen schließen sollten, werden mit Geldstrafen belegt. Jüdischer Rasse ist bzw. wird als Angehöriger der jü dischen Rasse betrachtet, wer von zwei Elternteilen jüdischer Raffe abstammt, auch wenn diese einer anderen als der jüdischen Religion angehören; wer von Eltern stammt, von denen ein Teil jüdischer Rasse und der andere Teil Ausländer ist: wer von einer Mutter jüdischer Rasse und einem unbekannten Vater abstammt; wer von italienischen Elternteilen abstammt, von denen nur ein Teil Jude ist, aber der jüdischen Religion augehört oder irgendwie Mit glied einer jüdischen Gemeinschaft ist, ober sich zum Juden tum bekannt hat. Als nicht der jüdischen Rasse angehörig wird derjenige betrachtet, der von zwei italienischen Vlternteilen abstammt, von denen nur einer jüdischer Rasse ist und sich bereits vor dem 1. Oktober 1988 zu einer von der jüdischen Religion verschiedenen Religion bekannte. Die Zugehörigkeit zur jüdischen Nasse muß in allen standesamtlichen Urkunden und auf allen behördliche» Ausweisen verzeichnet sein. .^^aUentsche Staatsangehörige jüdischer Rasse können nicht Militärdienst im Frieden oder Krieg leisten; das Amt eines Vormundes von Nichtjnden ausüben; Inhaber oder Leiter von für die Landesverteidigung wichtigen Be trieben sein, oder von anderen Betrieben, die mehr als IM Angestellte beschäftigen. Auch können sic in solchen Be trieben keine leitenden Stellungen bekleiden: Boden im Werte von über düM Lire besitzen; Häuser, deren Steuer wert aus über 2i>nm Lire veranschlagt ist, besitzen. Jüdischen Eltern können die Elternrechte über Kinder, die nicht der jüdischen Religion angehören, abgcsprochen werden, sofern sie diesen Kindern eine Erziehung zuteil werden lassen, die nicht den Prinzipien der Religion der Kinder oder den nationalen Zielen entsprechen. Juden können italienische Staatsangehörige arischet Raff« nicht als Dienstboten beschäftigen. Sie können keine Anstellung finde» bei der staatlichen Zivil- und Militärverwaltung, der faschistischen Partei und von ihr kontrollierten Orgo- nisationen, Provinz- und Gemeindeverwaltungen, Für sorge- nnd Wohlsabrtseinrichtungen sowie allen jenen Unternehmungen, die staatliche Beiträge erhalten, städti schen Werken, halbstaatlichen Verwaltungen, Lundikaten; nationalen Stiftungen, den öfscntlichen Betrieben, die einer staatlichen Kontrolle unterliegen, der Verwaltung von Banken von nationalem Interesse und von privaten VersicherungSgesellschastcn. Ausnahmebestimmungen können angewandt werden auf Angehörige der Familien von Gefallenen des Welt krieges und der Kriege in Libyen, Aethiopien und Spanien nnd der für die faschistische Revolution Gesallenen, aus jü dische Kriegsbeschädigte sowie Kriegsfreiwillige dieser Feld züge, Teilnehmer dieser Feldzüge, die zumindest da» Kricgsvcrdicnstkreuz erhalten haben, Verwundete der fa schistischen Revolution, Angehörige der faschistischen Par- tei, sofern sie ihr 191», 1920, 1921 oder 1922 oder im »wei ten Halbjahr 1924 beigetreten sind, Fiume-Freiwillige und Juden mit außergewöhnlichen Verdiensten. Ausländischen Juden ist es »erboten, im Königreich Italien, in Libyen ober in de« «egäischen Besitzungen festen Wohnsitz z« nehmen. Uebergangsbcstimmurrgen fetzen u. a. fest, daß ausländische Juden, die sich nach dem 1. Ja nuar 1919 in diesen Gebieten niedergelaffen haben, sofern sie nicht vor dem 1. Oktober 1988 da- vl>. Lebensjahr über schritten hatten oder mit Italienern verheiratet waren, bi» spätestens 12. März 1989 diese Gebiete verlassen haben müssen, ferner daß die italienischen Juden aus allen Posten, zu denen sie in Zukunft nicht mehr ,»gelassen sind, inner- halb von 8 Monosen ausznscheiden haben, sowie schließlich, daß die nach dem 1. Januar 1919 ausländischen Juden zu- erkannte italienische Staatsbürgerschaft als aufgehoben be- trachtet wird.