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Staatsan^eiger für Erscheint Werttag« nachmittag» mit dem Datum de» ErscheinungStage». Bezugspreis: Monatlich 3 Mark. Einzelne Nummem 15 Pf. Fernsprecher: Geschäftsstelle Nr. 21295 — Schriftleitung Nr. 14574. Postscheckkonto Dresden Nr. 2486. — Stadtgirokonto Dresden Nr. 140. den Zreistaat Sachfen Lnkündtgungen: Die 32 mm breite Grundzeil« oder deren Raum 3V Pf, die 66 wn» breite Grundzeit« oder deren Rau» im amtlichen Leite 70 Pf, unter Ein gesandt L RM. Ermäßigung auf BeschästSanzeige«, FamUienuachrichtrn und Stellen gesuche. — Schluß der Annahme vormittag» 10 Uhr. Zeitweise Nebenblätter: Landtags-Beilage, Verkaufsliste von Hol-Pflanzen auf den Staatsforstrevieren, verantwortlich für die Redaktion: I. V.: vr. Fritz Klauber in Dresden. M.172 Dresden, Freitag, 26. Luti ! 1929 Französische Schulpropaganda im Saargebiet. Saarbrücken, 26. Juli. In der gestrigen Sitzung des LandeSrateS wurde die Frage der französischen Schulen im 'Säargebiet aufgerollt. Abg Martin (Zentrum) teilte aus der lehren Zeit ausführliches Material über die neuauflebende Propaganda der srauzöss- scheu Bergverwaltung für die Dominialschulen rpit. Namentlich beschäftigte er sich mit den Ver hältnissen auf den Gruben Belsen und Hosten - hach, wo man durch Fragebogen bei den Berg arbeitern sestzuflellen bemüht war, wer seine Kinder in die französischen Schulen sende. Hier bei sei e» auch zu Drohungen mit Entziehung her Dienstwohnung und sogar mit Entlassung ge kommen. In Hostenbach unterhalte der Leiter der Schule sogar ein regelrechte» Anlegebüro, auf dem dsesenlgen Arbeiter sofort eingestellt würden, die ihre Kinder in die französische Schule senden und dem Saarbund der französischen Propaganda- organtsation beitreten wollen. Ten Vätern sei hierbei auch mehrmals ein Termin gestellt worden, bi» zu dem alle Kinder in der französischen Schule sein, müßten. Freilich seien nur zwei Kinder dieser Aufforderung gefolgt und auch da nur unter wirtschaftlichem Druck. Diesem Treiben müsse die Regierung sofort entgegentreten. Einige Redner betonten, daß da» Verhalten der Bergvervaltung um so merkwürdiger sei. als ße doch nicht annehmen könne, daß bi» zur Botts- abpimmung au» einem deutschen Bergmann-jungen ein französischer Wähler gemacht werde. Bon dem Redner der Deutschen Saailändischen VollS- partei wurde betont, daß die Regierungskommission pflichtwidrig handle, denn schon im Dezember 1924, ehe noch Deutschland zum Völkerbund gehörte, sei ihr die Beseitigung dieses Druckes vom Völker bund zur Pflicht gemacht worden. Einmütig wurde vom Hause die Abstellung des unzulässigen Vorgehens der Bergverwaltung ver langt, um die politischen Parteien nicht zu zwingen, wieder einmal die Weltpresse auf diese „seltsame Pstichtausfassung* der Regierungskom Mission aufmerksam zu machen. Programm des Heidelberger demokra tischen Parteitages. Berlin, 26. Juli. Für den 8. Parteitag der Deutschen Demo kratischen Partei, der vom 4. bis 6. Oktober in Äannheim Heidelberg stattfindet, ist die vorläufige Tagesordnung nunmehr versandt worden. Sie lautet: 1. WirtschaftSprogramm; 2. Politischer Bericht (Referent Reichsminister a. D. K o ch-Weser, M. d. R); 3. Tie Reparationen und ihre finanz- und wirtschaftspolitische Auswirkung; 4 Bauern- und Mittelstandspolitik (Referent Reichsminister Dietrich, M. d. R); 5. Organisationsbericht (Referent vr. Rexrodt, HauptgeschästSführer. Botschafter v. Dircksen bei Karachan. Kowno, 26. Juli. Wie aus Moskau gemeldet wird, empfing der stellvertretende Außenkommissar Karachan den deutschen Botschafter in Moskau v. Dircksen, mit dem er eine längere Unterredung hatte, über den Inhalt der Unterredung bewahrt man in amtlichen Kreisen Stillschweigen. Weitere Besserung im Befinden des Reichskanzlers Berlin, 2« Juli. An» Heidelberg wird mitgeteiltr La der Verlauf deS Heilnngdprozesse» der OperatlouSwuude deS Herrn Reichskanzler» rin durchau» normaler ist, kann von der weitere« HeranSgabe täglicher »rankhettsberichte abgesehen Werden. gez. Snderlrn, gez. v. Krehl. Glückwünsche Macdonalds für den Reichskanzler. London, 26. Juli. Macdonald hat an den Reichskanzler Müller da» folgende Telegramm gerichtet: „Ich habe mit lebhafter Befriedigung von der erfolgreichen Operation Kenntnis erhalten, der sich Ew Exzellenz Unterzogen hat. Nehmen Sie bitte meine Glück- Wünsche und herzlichen Wünsche für die baldige Wiederherstellung Ihrer Gesundheit entgegen." Schafte Ausemandeftehungell im englischen Oberhaus. Oer Rücktritt Lord Lloyds. — Volle innerpolitifche Freiheit in Ägypten gefordert. London, 26. Juli. Im Oberhaus fand gestern eine Aussprache über den Rücktritt Lord Lloyd» als britischer Oberkomniissar in Ägypten statt, der Lord Lloyd selbst als interessierter Zuhörer beiwohnte. Bon allen Vertretern der Opposition wurden im Verlaufe der Aussprache sehr starke Worte gebraucht, wie sie sonst im Oberhaus nicht üblich sind. Lord Salisbury leitete die Verhandlungen durch eine Rede ein, die mit der scharfen Fest stellung begann, daß eS sich um einen pro- vozierten Rücktritt handle. TaS Aus scheiden Lord LloydS erfolge zu plötzlich. ES frage sich, ob sich die Regierung darüber im klaren sei, daß in Fragen der Außen- und WelttetchS- politik Plötzlichkeit eine sehr nachteilige Wirkung habe. Tas Oberhaus habe angesichts der großen Bedeutung der ägyptischen Frage ein unbedingtes Recht, zu erfahren, welcher Art der Wechsel in der Haltung der Regierung gegenüber Ägypten sei. Lord Par moore versicherte für die Re gierung, daß er nicht in der Lage sei, eine er schöpfende Erklärung abzugeben, daß diese aber im Unterhaus« erfolgen werde. Die Außeupolttik der Arbeiterpartei, so sagte er bau« Wetter, habe seit 1»S4 keine. Äudemug erfahre«. Die Koutinuitüt der Hal- s lang gegenüber Ägypten werde nicht »nter- broche« werde«. Soweit die ägyptische I««»«. Politik berührt werde, so läge« die Dinge allerdings andrrS. Die Politik der britische» Regirrnng ziele daraus ab, Ägypten in seine« in«erpolitische« «ugelege«httte» Voile Un abhängigkeit «nd Selbfländigkelt zn gewähre». Lord Brentford (der frühere Innenminister Sir William Johnson Hicks) verteivigte Lord Lloyd sehr nachdrücklich durch die Versicherung, daß er niemals Instruktionen der früheren Re gierung außer acht gelösten und daß er das volle Vertrauen der Regierung bis zur letzten Kabinett»- sitzung besessen habe. Lord Birkenhead kleidete seine Angriffe gegen die Regierung in die Form einer Verteidi gung der Rechte des Oberhauses, da nach niemals in ähnlicher Weise be handelt worden sei wie jetzt. Zwischen den Kabine ItSmitgliedern dürfe e» keine Geheim nisse geben. ES sollte für Lord Parmoore daher leicht sein, sich die Informationen zu beschaffen, die das Hau» wünsche. Daß er in dieser unzureichend unterrichteten Weise vor dem Oberhaus« erschienen sei, sei ein Skandal und eine Beleidigung de» HauseS. Weiterhin fragte er, ob eS wahr sei, daß die Re gierung über den Lops Lord LloydS hinweg Ver handlungen mtt Ägypten geführt habe. Oer Zusammenbruch der Anklage gegen Ltlih. Das (Sachverständigengutachten. Kattowitz, 26. Juli. Nach Vernehmung verschiedener Zeugen in der gestrigen Vormittagssitzung, in welcher auch der Angeklagte das Wort erhielt, wurden in der Nach- miltagSverhandlung verschiedene Artikel von Mitzaus der „Kattowitzer Zeitung" verlesen. Inden Abendstunden kam nach längerer Pause bei über fülltem Zuhörerraum der Schweizer Schriftsach verständige Professor Bischof von der Universität Lausanne zum Wort. Professor Bischof verlas sein Gutachten in französischer Sprache. Der Dolmetscher gab eS in polnischer Sprache wieder. Ler wesentliche Inhalt deS Gutachtens be sagt, daß «ine Begutachtung, ob die Unterschrift echt oder falsch sei, aus brr Photographie allein nicht abgegebt» werden könne. Ohne daS Originalschriststück sei eS nicht möglich, frstz«. stellen, ob auf dem Original nicht die Schrift- zöge mit Blei oder durch Durchschrttde« mit Sohle- Papier vorgezeichne« seien. Die Photographie sei zu klein «nd auch zu «nde«tltch. Ein Gutacht«« ohne chlmtsch« und photographische Untersuchung des Originals abzugeben, sei «in Ding der U». Möglichkeit. Wer dies trotzdem tun wollte, würde sich eine schwere Gewissenslast auserlegen, die ein Sachverständiger nicht auf sich nehmen könne. Ter Sachverständige Prof. Bischof-Lausanne hielt dieses Gutachten auch in der sich darauf ent- spinnenden ausführlichen Aussprache aufrecht. Die Fragen des Staatsanwalt-, der militärischen Sach verständigen und deS Vorsitzenden vermochten nicht, das Gutachten in irgendeinem Punkt zu er schüttern. U. a. erklärte Prof. Bischof, daß die Ulitz-Unterschrist mit ihren fünf Buchstaben sehr leicht nachzuahmen sei. Der Dolmetscher z. B. habe in seinem übersetzten Gutachten den Namen Miß fast ähnlich wie Mitzselbst geschrieben. An so leicht nach zumachender Unterschrist allein könne ein ent scheidendes Gutachten nicht abgegeben werden, va eine einzige Unterschrift dafür völlig un zureichend sei. Zur Kennzeichnung der Wertlosigkeit deS photo graphierten Schriftstückes verglich der Sach verständige den Versuch, hier etwas nachzuweisen, damit, daß dies dem Versuch gleichkommen würde, auf Grund der Photographie einer Leiche sagen zu wollen, woran der Betreffende ge storben sei. Nach einer kurzen Pause wurden darauf die militärischen Sachverständigen gehört und auf An trag de» StaatSanwaltS die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Tie Verhandlung wurde schließlich in später Abendstunde auf heute vormittag vertagt. * Oie polnische Berichterstattung. Die polnische Presse beschränkt sich in ihrer Lerichterstaitung über den Ulitzprozeß jetzt haupt sächlich auf die Aussagen der Belastungs zeugen und des Angeklagten Mitz und auf vie grundlosen, übereilten und höchst anfechtbaren An griffe und Verdächtigungen gegen Mitz und den Deutschen Volksbund. Besonders viel Aufmerksamkeit wurde den Aussagen des früheren Leiters der polnischen Spionage in Oberschlesien Hauptmann Cychon geschenkt. Tie große EntlastungSred« Ulitz' und die Aussagen der Entlastungszeugen werten ent weder gar nicht oder nur völlig unzulänglich und entstellt wiedergegeben. Nach den Überschriften und Schlagzeilen beab- sichtigen die polnischen Blätter offensichtlich den Eindruck zu erwecken, Ulitz sei ein ganz ge fährlicher Verbrecher und Staat»- Verräter. Oer „Kattowiher Voltswille" erneut beschlagnahmt. - Kattowitz, 26. Juli. Der deutschsozialiflische „BollSwille" wurde gestern von der Kattowixer Polizeidirektion erneut beschlagnahmt, und zwar wegen eine- Kommentars zum Bericht über den vorgestrigen Verlauf veS MitzprozesseS »nd wegen eines Artikel» „Die Hauptstützen der schlesischen Sanation". Ser Staatsanwalt beantragt ein Zahr Gefängnis. Kattowitz, 2«. Jnli. Wie voranszusehen war, fand bereits heute mittag die erste Etappe im Prozeh gegen Mitz ihren Abschluh. Dem Staatsanwalt Kallowfti wurde das Wort -u seinem Plädoyer erteilt. Rach eineinhalbftündiger Siede be antragte der Staatsanwalt gegen de« Angeklagte« Ulitz ei«e Gefä«g«iSfirafe vo« ei«em Jahr. — Ruamehr hat da» Wort die Verteidig««g. Über die Ausgaben der Aegiernng-lonferenz. Auch am Versailler Vertrag soll gerüttelt werden? Paris, 26. Juli. Obgleich Tatum und Ort der zukünftigen Re- gierungSkonserenz noch nicht feststehen, werden i» allen beteiligten Staaten me sorgfältigsten politische« Vorbereitungen für die «onserenz getroffen. Ter Pariser Vertreter der Tei-Union hatte Ge legenheit, sich mit einer deutschen Persönlichkeit, die diesen Arbeiten nicht fernfleht, über den mut maßlichen Verkauf desjenigen Teiles der Konferenz zu unterhalten, der der Inkraftsetzung deS Youngplanes gewivmet sein wird. Die wichtigste Aufgabe der Sachverständigen der RegierunzSkonferenz wies eS sei«, au« dem Uvungplan einen internationalen Vertrag zu machen. Zu diesem Zweck wird e» notwendig sein, einen großen Teil beS youngplanes, soweit er Erwägungen, Betrachtungen und Urteile wieder gibt, auszuschallen und die dann übrigbleibenden, von den Sachverständigen auSgearbeileten neuen Richtlinien de» Poungplaue» ia die juristische Form umzuwandeln. Ferner muß all da», wa» die Sachverständigen noch offengelassen haben, au»- gearbeitet und die einzelneu Lücken ou-gefüllt werden. Soweit sich diese Arbeite« Phon jetzt übersehen lasten, dürften für ihre Durchführung drei Ausschüsse eingesetzt werden. 1. ein juristischer Ausschuß, 2. ei« Finanzausschuß «nd 3 ein Liquidierungsausschuß. Die Hauptarbeiten dürften den Finanz- und juristischen Ausschüssen zusallen, von dene« der erflere die Empfehlungen der Sachverständigen au»- zuarbeiten, der zweiie sie in eine juristische Form umzuwandeln hätte. Ter Liquidicrungsausschuß wird sich mit all den Bestimmungen aus dem Versailler Friedensvertrag, aus dem DaweSplan und au» den anderen Abmachungen zu beschäftigen haben, die durch den Doungplan überholt werden. Aus ansdrückliche« Wunsch d r französi sche« Rrgienmg wird auch vor »irrer Ände rung des Versailler Friedensdertrage» nicht »»rückgeschreckt werden dürfen, da Painear« die vestimmung deS 8 2»4 des ge«au«teu Vertrages adgrändert sehen will, die «. a. besagt, daß Deutschland im Fall« seiner zahluugsuusRtzigkeit ,« dir «eparati»»,. kommissio« appellieren Ian«. Auf deutscher Seite ist man der Auffassung, baß es sehr wohl gelingen könne, vom 6. August bis zum 2. September diese Arbeiten zu beenden. Toch würde damit der Uoungplan noch nicht am 1. September in Kraft treten, da er nach der Billigung durch die Regierungen noch der Ratifi zierung der Parlamente der sechs zuständigen Re« gierungen bedarf. Bis zu dieser Ratifizierung, die erst nach der Genfer Bölkerbundstagung vermutlich Mitte No vember in allen Staaten erfolgt sein dürfte, wird somit noch eine gewisse Zeitspanne verstreichen. Allerdings müßte die Ratifizierung dann in der Weise erfolgen, daß sie mit rückwirkender Krajt den Youngplan zum 1. September in Kraft setzt. Tie in der Zeit vom 1. September bis beispiels weise zum 15. November nach dem Tawesplan gezahlten höheren Summen, welche die Zahlungen de- Youngplane» um etwa 80 Millionen Marz im Monat übersteigen würden, müßten nach de» Bestimmungen deS YcungplaneS dann mit Deutsch land verrechnet werden. Man rechnet in unterrichteten Kreisen für die Regierungskonferenz mtt einer Teilnehmerzahl von 1000 bis 1500 Personen, zu denen noch etwa 500 bis 600 Journalisten au» allen Ländern der Welt kämen. Franzöfifther Ministers«« über das Programm der Regierungskonferenz. Pari,, r« z»li. I« d.-m gefler« abend abgehaltenr» Wulften rat, der bi» 2» Uhr dauerte, winde die Prüs»«g de» Programm» der devorsteyeade» «tgieru»»». Wafer«»» fortgesetzt. Der »üchfle MtuisterM Pudel »»rg«, don»i««g statt