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Dresdner Journal : 29.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186912292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-12
- Tag 1869-12-29
-
Monat
1869-12
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1869
- Autor
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302. Mittwoch, dro 29 December. Xtzomwnmam^rtt»: u» >a»ck«: » l»rr«a„«trittjLl»rU«d /Tkrlicd! ül'blr. - klxr I 3 1'klr. 8l«lop«I^«dIidr, ^jitliclied l „ lb ,, > »u»«,rk«N> a«> dlorckü LlonAtlicd:— „ lb „ I kuuü«, ?ott »ock Li»r«Ii»«0!uiv«>«rll: l „ I 8t«mpe I,u»vkl»x kiom -nlrraienpretlti k'dr <t«o n»un> eiuvi xsspitlteu«»» L«il«: 1 kt^c Uot«r „Li»xv»i»»ckt" äi« Leil« 3 «rschttar«: ftsliok. wit Lu«,,»kw« <t«r 8o»a- »vü Xk«u<1» für ä«o kolxsoä«» 1°»L VreMerIoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1869. »nttratemnnwy« mswan». K». 8»a»v,D»Dr«», kowwi»»too>» äe» vre»äo«r ^ourn»I»; «deoä»,.: 8. L»ol,»«, k!vo«!i< k°»»r; S»wdar^-S«rU» ». H. t t Voai.»», L«rlü». O«v> il »'»cüs kuobk , Uirrum«»'» Kur»»», livl»oi.i»« >io »r; Lrwwv». L 8c»i.orr«j Nr«»!»»:!, 8rt!«,i:i«'r Xnooocer^urv»u, ^»ciiirL, 8i»» L t >rrl.nv; Vr»olce»rr » lil : ^aror»'»cke »uckk.; Lil»! Xv. ktvur«. k»ri»: il»v^8, Lvl.i.ir« L Oo., (8, LI«o« ü« I» Lour»e) j kr»x s-» Loxi-ic»'» Üuedd. f Vi«o: Xi.. Orrrl.!» qrrauigedrr: LLoixl. Lxpsckitioo ü«« Or«»üv«r ^o»r»»I», vr»»ä«o, 8l»ri«o»tr»»»« li». 7. Amtlicher Theil. Auf Allerhöchsten Befehl ist den hier anwesenden Herren Mitgliedern der beiden Hetzen Ständisch'» Kam mern bckauut zu machen, da» Ze. Majestät der König zugleich mit Ihrer Majestät der Königin die Glückwünschungs-Ooar am NeujahrStage 1870, Nach mittags Uhr anzunrhmen geruhen wollen. Die Versammlung findet im Banquet-Saale, zweite Etage dcS Königlichen Schlosse-, statt. Jede Trauer wird für diesen Tag abgelegt. Dresden, am 27. Dccember 1869. Königliches Oberhofmarschallamt. Dresden, 28. December. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, den Commandenr der 1. Ca- valleric-Brigade Nr. 23, Generalmajor Grafen zur Lippe, zum Kommandeur der Cavallerie-Division, den Kommandeur des 2. Reiter-Regiments, Obersten Senf ft von Pilsach zum Kommandeur der 2. Kavallerie- Brigade Nr. 24, den Kommandeur des Garde Reiter- Regiments, Obersten Krug von Nidda, zum Kom mandeur der 1. Kavallerie-Brigade Nr. 23, den Chef des Generalstabcs, Obersten von Carlowitz, zum Eommand.ur des Garde-Reiter-Regiments, deu Oberst lieutenant von Zezschwttz im Generalstabe zum Chef desselben und den Kommandeur des 1. Reiter Regi ments, Major von Sahr zum Oberstlieutenant zu ernennen, den Major Genthr des 2. Ulanen-Regi- ments Nr. 18 unter Stellung a I» suite des 2. Reite'- Regiments mit Führung dieses Regiments zu beauf tragen, den Escadrous-Chef im Garde-Reiter Regimente, Rittmeister von Schnehrn, zum Major und etat mäßigen Stabsoffizier, den Batterie-Chef, Hauptmann Leonhardi im Feld-Artillerie Regimente Nr. 12 und den Compagni- Kommandeur, Hauptmann Klemm, des Pionnier-Bataillons Nr. 12 zu aggregirten Ma joren, die Premierlieutenants Graf von Wallwitz des 1. Ulanen Regiments Nr. 17 und Jäntchen des 3. Reiter-Regiments zu Rittmeistern und Escadrons- Chcfs, und den Secvndelieutcnant von Posern l. de- 1. Reiter-Regiments zum Premierlieutenant zu ernennen, sowie endlich dem Landwehr - Bezirks - Commandeur, Oberstlieutenant vonWolffrrsdorff, den Character eines Obersten zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. (Weser-Zeitung.) TageSgrschichte. Berlin: Dementi in der Jcsuiten- angelegcnheit. Einweihung des Augustahospitals. — Düsseldorf: Ein Oberstabsarzt verhaftet. — Strelitz: Erklärung bezüglich des Bundcsoberhan- dclsgcrichtö. — Paris: Tagesbericht. — Florenz: Finanzcvmmission. — Rom: Cardinal Rcisach -s. — London: Ergebntß der Ministerräthe. Mili tärische Vorkehrungen in Irland. Fenisches Mani fest. — Warschau: Erschwerung des Zeitungs abonnements. Kalendervorschriften. Concert zum Besten armer Studenten. — New-Bork: Insur genten. Stanton f. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 27. December, AbendS. (W. T. B.) Die „Neue freie Presse" theilt in ihrer heutigen Abendausgabe mit, daß der Gedanke, die Entscheidung bezüglich der MinisterkrifiS bis nach der Adreßdrbatte zu vertagen, aufgegeben worden sei und die Entscheidung unmittelbar bevorstehe. Wien, Dienötag, 28. December. (W. T. B.) AuS Cattaro vom gestrigen Tage wird amtlich gemeldet, daß die Insurgenten auü dem Bezirk Braic, indem sie dem Kaiser Treue und Gehorsam gelobten, vorgestern ihre Waffen abgeliefert haben. Die gleiche Unterwerfung der ErivoScianer steht unmittelbar bevor, und somit ist der Aufstand der Bocchrsen als friedlich und definitiv beendigt an- zusehen. Paris, Montag, 27. December, Abends. (W. T. B.) Der gesetzgebende Lörpcr trat heute wieder zu einer Sitzung zusammen. Bon Mitgliedern der Linken wurden ver chiedcue Gc- setzanträge eingcbracht, von Ferry, Arago und Gam betta der von der Linken vereinbarte Wahlgcsetzentwurf, von Glais-Bizvin ein Entwurf, betreffend die gesetz liche Regelung der Veröffentlichung von Gerichts- anzetgen in den Zeitungen, und von Garnter-Pagss zwei Entwürfe, oer eine betreffend die Aufhebung des Zeitungsstempcls, der andere betreffend die unge hinderte Zulassung fremder Zeitungen in Frankreich. Die Wahl von Isaak Pereire wird mit 130 gegen 31 Stimmen für ungiltig erklärt. Der Justizminister Duvergier verliest ein Dccret, dnrch welches der Schksiß der außerordentlichen Session und der Beginn der or dentlichen Session angesagt wird. — Morgen Mittag 1 Uhr wird sich der gesetzgebende Körper versammeln, um die Wahl dcS Bureaus vorzunebmen. Senator Baron Bourqueney ist gestorben. DaS Gerücht, eS hätten 75-Verhaftungen in der Armee von Paris stattgefunden, wird von der „Patrie" dementirt. ES hatten allerdings einzelne Individuen versucht, unter den Truppen anarchi stische Propaganda zu machen, aber odne jeden Erfolg. Die Soldaten hätten diese Aufreizungen mitGleichgiltigkeit und Verachtung behandelt. (Vgl. unter „Tagesgeschichte") Paris, DienStag, 28. December. (W T. B.) DaS heute später als sonst erschienene „Journal officiel" meldet, daß die Minister ihre Entlassung eingereicht haben und der Kaiser dieselbe annabm. Bis zur Ernennung des neuen Eabinetö bleiben die gegenwärtigen Minister mit der Leitung der Geschäfte betraut. Der Kaiser richtete folgenden Brief an Emile Ollivier: „Herr Deputirter! Da die gegenwärtigen Minister Mir ihre Entlassung eingereicht haben, wende Ich Mich vertrauensvoll an Ihren Patriotismus, um Sie zu er suchen, Mir solche Personen zu bezeichnen, welche ge meinsam mit Ihnen ein homogenes Cabinct bilden, das in Wahrheit etn Cabinet der Majorität der Legislative repräsentier und entschlossen ist, den Senatsconsult vom 8. September in Anwendung zu bringen. Ich reckne auf die Hingebung der Legislative den großen Landes- interessen gegenüber; nicht minder rechne Ich darauf, daß Ihre Hingebung Mich bet der von Mir unter nommenen Aufgabe unterstützen wird, welche darin be steht, das consiitutionelle Regime in regelmäßiger Weise zur Anwendung zu bringen." Dresden, 28. December. Die „Weser-Zeitung" sendet der respektablen Anzahl von Gesetzgebern, „die durch die Weihnachts feier auf einige Zeit von der Ruderbank erlöst wird", einen Gruß und weist dabet besonders auf die Wichtigkeit der Verhandlungen des österreichischen Reichs raths hin. Parlamente und Congrcffe, Landtage und Reichstage icien nachgerade auf Erden so zahlreich ge worden, „daß ein Studium dazu gehört, wenn man den Verhandlungen auch nur der bedeutendsten unter ihnen mit einiger Gründlichkeit folgen wollte." Für den gewöhnlichen Sterblichen sei dies längst zur baren Unmöglichkeit geworden. Ein solcher müsse sich ge nügen lassen, nur von den allcrwichtigsten Haupt- und Staatsactionen Kenntniß zu nehmen, meistentheils nur von den Abstimmungen, ohne sich um die Debatten zu kümmern. Von den Cortes in Madrid, dem Congrcffe in Washington und dem Parlamente in Florenz dringe nur eine dumpfe Kunde an unser Ohr, und wenn nicht Etliche unter uns italienische Stente und „Amerikaner" besäßen, würden wir wahrscheinlich selbst diese dumpfe Kunre noch übe, flüssig finden. Um das britische Par lament sich einigermaßen zu bekümmern, sei im Grunde mehr Gewohnhcits- als Herzenssache bei dem deutschen Publicum; „die Zeiten, wo wir uns einbildetcn, von den Engländern die richtige politische Weisheit lernen zu können, l-kuen dinier u> s." Etwas mcbrJnteresse ge- währen die V<> Handlungen des Corps legislatif in Paris. Die Schicksale Frankreichs geh n uns erheblich näher an, als die Versöhnung Irlands und die britische Wahl- reform. Jene sind von praktischer Wichtigkeit für uns, diese nur von theoretischer. Thatsache aber sei es, daß man sich in Norddeutschland für den Wiener Rcichs- rath, welcher uns doch so viel näher zu stehen scheine, viel weniger zu intercssircn pflege, als für die gesetz gebende Versammlung Frankreichs. „Von praktischer Wichtigkeit für uns. sagt die „Wes. Ztg.", ist Oester reich ganz gewiß, und zwar mindestens in dem näm lichen Grade, wie Frankreich. Der Verlauf, welchen die Entwickelung des c irlzüugigen Kaiserreichs nehmen wird, berührt die Zukunft Deutschlands fast so unmit telbar, wie unser eigenes öffentliches Leben es thut. Ob in Oesterreich die Centralisten oder die Föderali sten, die Liberalen, die Feudalen, die Ultramontanen, die Deutschen oder die Slawen das Heft in die Hand bekommen, immer ist Deutschland aufs Höchste bet der Sache interessirt, und von Rechtswegen sollten wir daher der österreichischen Tagcsgcschichte mit gespann ter, ins Einzelne gehender Aufmerksamkeit folgen." Ohne spcciclle Kenntnisse verstehe man jedoch den gan zen Lärm gar nicht, oder man verst.he ihn auch wohl geradezu falsch. Nichts sei häufiger als die Thatsache, daß Liberale mit österreichischen oder magyarischen Ruck- schrittsmännern sywpathisirten, weil , e sich durch äußer liche Abzeichen täuschen ließen oder meinten, daß in Oesternich Alles ebenso sei, wie in andern, normalen Staaten. Aber wer habe Lust, sich durch dies Chaos durcheinander laufender Linien hindurch zu arbeiten? Wer nehme innern Antbcil an den Anstrebunaen von Slowenen, Ruthemn, Tschechen, Walachen, Kroaten, Dalmatinern u. s. w., dieser Völkerschaften, welche „erst interessant werden, wenn sie sich anschicken, auf uns zu schießen", unv damit habe es vorerst ja keine Noth. Zum Schluß sagt dann die „Wcs.-Ztg.": „Die Krisis, welche eben jetzt Frankreich zu bestehen hat, ist ja nur eine Bagatelle im Vergleiche mit den Zuckungen, in denen Oesterreich liegt. Dort handelt es sich um ein fache Vcrsassungsfragen; hier steht die Existenz selbst auf dem Spiele In ganz Frankreich giebt cs, auch unter den Aeußcrsten der Acußersten, nicht einen Men schen, der den Fortbestand der Staatscinheit in Frage stellte; in Oesterreich verthcidigt von zehn Parteien nur eine die Einheit der Monarchie. Für den Augen blick hat diese Partei nominell die Herrschaft, die sie im Bunde mit den liberalen Ideen zu behaupten sucht; aber es sicht um ihre Sache äußerst mißlich. Die libe ralen Idee», mit den-n man so viel Staat getrieben hat, weisen sich jetzt, da man sie auf die Probe stellt, nicht sehr stark aus; es könnte sehr leicht geschehen, daß gerade sie den Sturz des jetzigen Regiments her- beiführtcn. Denn der Hof und die Militärpartei, welche zwar die Einheit wollen, hassen in ihrem Herzen die Liberalen noch mehr als die Deccntralisten und sehnen den Augenblick herbei, wo sic mit einiger Schembar- kcit sagen können: Der Liberalismus kann mit den Gegnern der Einheit nicht fertig werden; versuchen wir es einmal! Der Augenblick scheint vor der Thür zu stehen. Alsdann wird das Reich wieder in die Hände Derjenigen fallen, welche Solferino und Sa dowa und das Concvrdat verschuldet haben. Im An fänge werden alle Parteien, welche die Autonomie der einzelnen Volkssiämme, mit andern Worten den Zer fall Oesterreichs, anstrcben, über dcn Sturz der libe ralen Unitarier jubeln; aber auf dcn flüchtigen Triumph wird der Ingrimm folgen, der dann, ohne Zwischen wände, nichts als den Thron selbst vor sich sehen wird." — So schreibt, wie wir nochmals ausdrücklich bemer ken, die „Wcscr-Zeitung". Tagesgcschichte. * Berlin, 27. December. Die angebliche Acußr- rung d-s Grafen v. Bismarck über die Jesuiten in Preußen wird nun heute auch von der „N. A. Z." ent schieden in Abrede gestellt. Das Dementi des mini sterielle» Blattes lautet wie folgt: „Die politische Presse hat Aeußcrungen, welche angeblich der Commissar des Kultusministeriums in der Petitionscommission des Ab geordnetenhauses lui der Bcrathung über die sogenannte Klosteifrage in Beziehung aus die Niederlassung der Jesuiten in Schrimm gethan hat, wiederholt dahin a»s- gebcutet, daß der Ministerpräsident diese Niederlassung gut g-heißen habe. Diese Darstellung entspricht der Wahrheit nicht. Wir kennen den Wortlaut der Acuße- rung dcs Comm'ssars des Cultusministeriums in der Commission nicht. Die Auslassung dcs Ministcrpräst dcnten, w-lche allein der geh. Rcglerungsrath Lmhoff bei scincn vertraulichen Eröffnungen im Sinne gehabt haben kann, war durch einen Bericht dcsOberpräsivcn- tcn der Provinz Posen über jene Jesuitenniedcrlassuug im Jahre 1867 veranlaßt, nnd beschränkte sich aus die Erwägung der legalen Form dcs eventuellen Verfüh rens und auf die Bemerkung, der Obnpräsidcnt habe anerkannt, daß die Jesuiten in der Provinz Posen sich daselbst von den politischen Agitationen in de» Jahren 1863 und 1864 fern gchaUen haben, was bekanntlich von der katholischen Pfarrg istlichkcit dieser Provinz mit verhälinißmägig geringen Ausnahmen nicht getagt werden könne. Von einer Gutheißung der Niederlas sungen von Jesnnen in Preußen oder einer Billigung des Verhallens der Jesuiten überhaupt ist in d<n gc sammlen Verhandlungen des Staalöministeriums, von dencn das bezügliche Sclreiben des Ministerpräsidenten ein einzelnes Blatt bildet, niemals die Rede gewesen, und lag für keinen der Bethciligten irgend w Iche Ver anlassung vor, sich übcr die Frage zu äußern." — (R. Z ) Hcutc Mittag 12 Uhr fand die Ein- wcihungsfeier dcs im Jnvalivcnparke erbautcn Au gust ahospitals statt. Die Königin Augusta kam um 12 Uhr uud ließ sich zunächst von dem Geh. Rath Esse die Damen dcs Comites ovrftcllcn, denen sie wie derholt ihre große Befriedigung ausdrückte, daß etn Werk, dem sie stets ihre vollsten Sympathien zugewen- d-t habe, so schön und stattlich zu Ende geführt worden sei. Als um ^1 Uhr König Wilhelm erschien, über reichte ihm die hohe Gemahlin dcn Schlüssel zur Haus kapelle und bat ihn, nunmchr den Befehl zu crtheilen, daß die Einwcrhung beginne. Die höchsten Herrschaften begaben sich darauf in die Kapcllc, wo ein Cboral- gcsang sie empfing nnd die Weihe cinleitcte. Prediger Müllensiefen vcrlas die abgekürzte L-turgre und nahm dann die einleitenden Wcihcacte vor, die der Chor begleitete. Mit einem Choralgejaug schloß die Feier, worauf die hohen Herrschaften die Räume des Haufes besichtigten und um 'z»2 Uhr die Anstalt verließen. Düsseldorf, 25. December. Der „Elb.Ztg." wird von hier die Verhaftung des Oberstabsarztes Fr. wegen Bctheiligung an der Bochumer Affaire (Bei hilfe zur unerlaubten Befreiung vom Militärdienste) gemeldet. Es sind jetzt im Ganzen nicht weniger als 29 Militärärzte in dieser Untcrsuchungöjachc verhaftet. Strelitz, 26. December. Nach den „Mecklenburger Anzeigen" hat der Bevollmächtigte für Mccklcnburg- Strelitz in der Sitzung dcs Bundcsraths vom 9. d. M. bezüglich desBundesoberhandelsgcrichts folgende Erklärung abgegeben: „Die zrobherzogliche Regier»«« muffe an der Ueberzeugung seslhalten, daß m einem Falle, gleich dem vorliegenden, wo die Gerichtsbarkeit der Justizbobeit den Einzelstaaien entnommen werde, die Zustimmung der letzter» Vorbedingung sei, sic bestehe sich demzufolge zurück aus ihre frühere Abstimmung und Ver Währung, sei jedoch in Bethätigung ihrer bunde-freundlichen Gesinnung und um gegen das von ihren Bundesgenoffen beab- sichiigte Werk ihrerseits keine Schwierigkeiten hervorzurufen, bereit, sich an dessen AuSsnhiung zu dctheiligen " * Paris, 26. October. Erst hcutc Morgen erfolgte das Ableben des bereits vor einigen Tagen todt ge sagten Vicepräsidenten dcs Senats, Genrralprocurators am Cassationshofc und ehemaligen Justizministers Dc- langle. — Charles Jourdain, Mitglied dcs In stituts und Abthcilungschef im Ministerium des öffent lichen Unterrichts, ist an Danton's Stelle zum Ge neralin,pcctor dcs höher« Unterrichts ernannt worden. Feuilleton. K. Hoftheater. Montag dcn 27. December wurde Cbakcipca e's Lustspiel „Was ihr wollt", nach Schle- gcl's U-bcrsctzung eingerichtet von Karl Ouantrr, neu cinstudirt gcgebcn. Es ist rrfnulich, di'ses ewig frische Lustspiel einmal wieder ins R'pcrtoire aufznnehmcn, das mit seinen poetischen Gibilden heiterster Laune und Phantasie, gemischt mit kräftig derber Gestaltung realen Lebens zu den schönsten Schöpfungen des großen Dich ters zählt. Diese An poetischer Komödien von mär- chinhastcm und phantestischim Charakter, in denen wir uns den vom Dichter selbst geschaffenen Situationen ohne Bedenken hingeben müssen, sind in unsrer Zeit allerdings sehr geschwunden, und unsre Fähigkeit, sie richtig aufzufassen, hat mit dem Wandel des Zeitgeistes ebenfalls gelitten. Aber wenn ihnen gegenüber die Empfindung einer gewissen Gemachtheit und zu starker Züge in brr dramatischen Wirkung einzelner Eharak- tere oder im Gefüge der Handlung fühlbar werden sollte, so haben wir nur unsre Einbuße an ungezwun genem freien Humor und an gesunder ausgelassener Laune zu beklagen und mögen um so mehr unsern Sinn an dem phantastischen GeisteSsptrl Shakespeare's er frischen lasten. Die Darstellung deS Lustspiel- war eine höchst ge lungene, und fast sämmtliche Mitwirkende hatten daran lobenswerthen Antheil. An erster Stelle Fräulein Ulrich in reizender Verwirklichung der Doppelrolle Sebastian und Viola al- kecker, lrbenSmuthigrr Jüng ling und als feinfühlige-, graziöse- und zaghaftes Mädchen; — obwohl ihre Intentionen nicht völlig ge nügend vrm Organ unterstützt werden. Ihr Vortrag war vorzüglich, zeigte feines Vnständniß und Geschmack. Die aufflammende Gluth Sebastian'-, da- ltebeerfüllte Herz Viola's offenbarte sie mit poetischem Schwung und mit Schmelz des Ausdrucks. Für Viola nur darf das naivc, innige Gefühl nicht in den Ton der Em pfindsamkeit fallen, den Shakespeare's Dichtung nicht verträgt. Gräfin Olivia wurde von Fräul. Langen- Haun nicht nur mit Liebenswürdigkeit und edler An- muih rrpräscntirt, sondern zugleich mit weiblich psycho logischer Mvtivirunz in ihrem Verhalten ausgestattct, wodurch Olivia im Besitze aller Würde und Grazie bleibt und nicht zum einfachen Naturell hinüberspielt. Der eitel bornirte, hohle und alberne, aber gesunde Landjunker Bleichcnwang, der Junker Tobias Rülp, dessen derber Humor sich zu seiner Rohheit und Plump heit versöhnend gcscllt, und der aufgeblasene, pedan tisch steife Haushofmeister Malvolio wurden von den Herren Jauner, Kramer und Ja ff 6 höchst glücklich, mit richtiger Auffassung und außer ordentlichem Humor gestaltet. In so gleichmäßig komischer, lebensfrischer Ausführung dieser Figuren — von denen namentlich Malvolio die schwierigste in der Durcharbeitung ist — steht die jetzige Vorstellung des Stückes den früher» auf unsrer Bühne voran. Ge lungen auch schließt sich diesem trefflichen Ensemble die Partie des Narren, durch Herrn Marchion gegeben, und daS heiter angenehme Spiel Fräul. Guinand's al- Marie an; auch Herr Walther sei noch erwähnt. Die schwierigste Leistung gab Hr. Hanstein als Or- sino, der liebcnswürdig, warm, poetisch und edel männ lich dargrstellt, aber vor Allem verständlich gesprochen werden muß. Hinsichtlich der Deutlichkeit der Aussprache bereitet die jetzige Localität außergewöhnliche Schwierigkeit; noch mehr natürlich für die Comödir als für die Tragödie. In keinem Falle aber ist zu wünschen, dc.ß man fit durch lautere Tongebung zu überwinden suchen möge, was rasch zu völlig unkünstlerischcr Behandlung füh ren müßte. Es ist vielmehr nur correcte Deutlichkeit der Aussprache anzustreben und zu steigern; was hier durch nicht verständlich wird, mag verloren gehen. Und die Thatsache zeigt, daß Diejenigen unter den Dar stellenden, welche gut sprechen können, auch, ganz ab gesehen von der Kraft des Tons, am besten ver ständlich werden. Nächst Herrn Hanstttn verfiel Herr Marchion in große Undeutlichkeit durch eine zu un ruhige Hast und stoßweise Tongebung für die Poin ten in seinem Vortrage. Ein Zuviel in komischer Zeichnung kann sich in einzelnen Momenten dieses Lustspiels leicht und ver zeihlich ergeben, bleibt aber doch besser gemieden. So war Malvolio's Benehmen gegen Olivia in der Scene, wo er sich ihr im neuen Anzuge nach Empfang dcs Briefes präscntirt, ein wenig outrirt; zu wett auch wurde die Duellscene getrieben. Die Wiederholungen dieses Lustspiels, das als ein Prüfstein für die Kunstfähigkeit unsrer Bühne ein in der That sehr erfreuliches Resultat ergiebt, seien der regen Thctlnadme des Publicums zu hciterm geistes frischem Genüsse empfohlen. C. Banck. Die englische und die deutsche Freiheit.. Eine praktische Illustration. (Fortsetzung auS Nr. 301.) London, im December 186V. Es lohnt sich, eine Runde zu machen, um zu sehen, wie es in jenen Gegenden London- aussicht, wohin ein ehr licher Mensch nie seinen Fnß sitzt, und wo es auch nicht gerathen wäre, Hinzugerathen, ausgenommen in solcher Begleitung, in der wir unS befanden. Die Autorttä len versahen uns nämltch mit einem Polizeiinspector und einem der erfahrensten Mitglieder der „geheimen" Polizei, um uns in j^nc Spelunken zu führen, die die Hcimath unsrer „criminellen Klasse" wie man sie hier nennt, sino. Wir besuchten zuerst ihre sogenannten öffentlichen Plätze, zu denen mehrere Theater und Mu- sikhallcn gehören, natürlich der niedrigsten und billig sten Klasse, dann wcndetcn wir uns zu dcn Orten, wo sie eigentlich zu Hause sind, also „ea rvbv cke cksmbre" erscheinen. Diese sind die „Bicrhäus-r" und die „lockging Kouse-G d. h. Anstalten, wo sie für eine geringe Lumme schlafen können. Die lctztcrn stehen in gewisser Beziehung unter polizeilicher Aufsicht, d. h. in Bezug auf Reinlichkeit und Ventilation, aber durch aus nicht in Beziehung auf die Gäste, so lange diese sich ordentlich bcnehmcn und nichts Gesetzwidriges im Hause thun. Die Bierhäuscr sind jedoch von Poli zeiaufsicht ganz frei. Wer die Steuer bezahlt, hat das Recht ein Bierhaus zu halten. Die Erlaubniß, gei stige Getränke im Detail zu verkaufen, wird von oer Obrigkeit ertheilt und muß jedes Jahr erneuert wer den. Wenn im Laufe des Jahres ein Haus das diese Erlaubniß hat, sich irgend etwas zu Schulden kommen läßt, z. B. Diebe beherbergt, oder über die crlauble Zeit offen behält, wird die Erneuerung der Erlaubniß refusirt und der Laden oder die Schenke muß gesperrt werden. Nicht so bei den Bierhäuscrn, die hängen blos von der Accise ab, und so lange die Steuer be zahlt wird, kann Bier geschenkt werden. Die Folge davon ist, daß gewöhnlich Diejenigen, die wegen schlechten Betragens ihre Erlaubniß, geistiae Getränke zu verkaufen, verwirkt haben, ihren Laden in ein Bterhaus umwandeln. Der Mann verkauft Bier, die Frau öffnet nebenan einen Gemüscladcn, Beide sind gewöhnlich mit dem Innern unsrer Gefängnisse wohl vertraut. Am Sonntag ist der Bierladen zu, aber der Gemüseladen ist offen, die Kunden kommen dem Anschein
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