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Dresdner Journal : 04.02.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187202048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720204
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-02
- Tag 1872-02-04
-
Monat
1872-02
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1872
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1872 28 DreMerImmal Verantworllicher -tedacteur: Z. G. Hartwanu. Nichtamtlicher Theit. Inserate. warten. Worte darauf mit einem deutschen Fluch, und dieser gilt der Lüge!"* so ist das deutsch und bayersch gesprochen Dresden, 3. Februar. Die Abstimmung der bayerschen Abgeordne tenkammer über die Beschwerde des Bischofs von Augsburg wegen Verfassungsverletzung der Re- Sonntag, deit 4. Februar r-»-— ohne Zweifel in Dresden zu Theil, und Dresden wird den genialen Künstler im warmen Andenken behalten.*) Otto Banck. *) Dresden ist eS ader auch, wo des Verblichenen irdische Hülle bei-ese-l wird, und »war findet die Beerdigung am E»»»- tag Nachmittag «HS Uhr vom Hanse Wienerstraße 2 nach dem Auneokirchhvfe statt. erst in der Hand eines geschickten Mimen Lebenskraft, Charakteristik, Zeitbeziehung, elektrischen Funken erhal ten können. Diese Nichtigkeiten, die je nach Ausfüh rung bald liebenswürdig, bald unerträglich erscheinen, von denen aber doch jedes Theater zur Hälfte leben muß, wurden durch Dawison's Gepräge rin realistisches Etwas, eine Gestalt von Fleisch und Blut, die in der Erinnerung Tausender noch unverblümt sortleben wird lange über das Grab des Künstlers hinaus. Und zu all diesen unvergeßlichen Leistungen erhob sich ein armer, gedrückter polnischer Judenknade, dem es an Schulunterricht, an Erziehung, ja an der arm seligsten Gunst des Schicksals fehlte, der sein Brod als frierender Schreiberbube, als Maler von AuShänge- täfelchen und Schildchen, als Copist, als Gehilfe in einer Redaction kümmerlich verdienen und sich dir deutsche und französische Sprache unter schweren Hin dernissen erobern mußte. Doch das Licht im Kopfe der Menschen geht in der Nacht »er Mißgunst nicht aus; oft sogar bemerken es Beglücktere und unterstützen die Energie des Strebens. Unv diese Gunst trat endlich für Dawison rin. Wir sehen ihn, der an» 15. Mai 18 l8 zu War schau geboren war, zuerst auf dem polnischen Theater 1837 in seiner Vaterstadt, dann in Wilna (um sich zu verbessern, denn er hatte seine Aeltera zu erhalten), endlich in Lem berg unter Protection des Grafen Sc, obek. DochDa- wison wollte deutscher Schauspieler werden, 1841 trat er zum ersten Male als solcher in einen, Baurrnfeld'- schrn Stücke auf. Deutschland wollte anfangs nichts von dem Ausländer wissen, doch er gewann endlich in Hamburg am Thaliatheater Terrain, wurde dann in Wien und bleibender in Dresden rngagirt, nachdem er durch viele Gastspiele Deutschland- Theaterfreunde er regt und entzückt hatte. Die größte, weil ruhigste Anerkennung wurde ihm den glänzenden Gastspielen zuerst zu uns kam, war sein Talent schon m^ickelt, seine Art und Weise schon festgestellt. Ain innerhalb der bereits richtig aufge- fundenrn Grenzen seiner reichen, spirituellen, phantasie- glühenden Begabung war es dem Künstler gerade in, Ensemble des im klassischen Tone gestimmten Dresdner Theaters vergönnt, geistige Entwickelungen durchzu machen, die für seinen Geschmack, für seine Auffassung der Poesie, ja der Schauspielkunst veredelnd wirkten und eine fortwährende Steigerung für die Zukunft zum Ruhme der Kunst in Aussicht stellten. Jene Glanz periode unseres Dresdner Theaters war es, in welcher Dawison namentlich dem Shakespeare'schrn, dem Goethe- schen und sogar nach manchen Seiten hin dem Lessing- schen und Schiller'schen Drama eine neue Lebenskraft, einen neuen Impuls für unsere Bühne und unser Publicum gab. Mit athemloser Spannung, unter dem Eindruck immer neuer Ueberraschungen, lauschte das gefüllte Haus seinem Gloster, Lear, Perm, Marinelli, Antonio, Oranien, Clavigo, Franz, und während das Audito rium die Leichtflüsfigkeit seiner diabolischen Rede ihm von den Lippen stahl, wurden die Mitspielenden zu einem frischen Aufschwung, zu einem regen Wetteifer hingerissen. Ihnen gab der geniale, aber auch launen hafte Naturalist und Episodenspielrr manche gute An- reaung, daS Stilistisch-Akademische gegen das Zwang lose, Wahrscheinliche zu vertauschen; hingegen ward wieder der große Naturalist von der Würde der Schule zu mehr Harmonie und Tart der Methode abgrmildert. Und wenn Da-, womit sich beide Parteien einander beschenkten, wichtiger war, als DaS, womit sie sich stör ten und hemmten, so trat dieser Gewinn de- Ganzen und Einzelnen in jenen Rollen erst recht hervor, die kein Poet geschrieben hat und die, ein biegsames Wachs, Die „National - Zeitung" glaubt — u. ^Pfälpr Zeitung" — der König wurde durch allerlei falsche Vorspiegelungen so sehr gegen die patriotische Partei eingenommen, daß an einen Wechsel de- Mini sterium-ftn einem mehr konservativen Sinne vorerst gar nicht zu denken ist." Also möge man sich keiue Traurigkeit spüren lassen, sondern im Gegentheil „mit vermehrter Energie kämpfen in der Presse und in Ver einen, in Flugblättern und in Versammlungen, um wenigstens sagen zu können: »ulvavi aniwam rueum". Indem wir an diese Meinungsäußerungen bayrr- scher Blätter noch einige andere Zrittingsstnmnen knüpfen, sei zunächst das Urtheil der klerikalen „Kölnischen Volkszeitung" citirt, welche zugiebt, daß durch die Ablehnung der bischöflichen Beschwerde der Ausbruch der Krisis zu Gunsten des Ministeriums einstweilen „vertagt" worden ist, und dann fortfährt: „Aber auch nur vertagt, denn kein vernünftiger Mann wird die als Resultat der Abstimmung constatirtr Stimmengleichheit als ein dem Ministerium von dem bayerschen Volke er- theiltes Vertrauensvotum auffassen wollen. Dank eini gen Zufälligkeiten und einem für selten vorkommende Fälle berechneten Paragraphen der parlamentarischen Geschäftsordnung ist dem Ministerium noch eine un bestimmte Frist zur Sinnesänderung gewährt. Das Weitere steht abzuwarten." — Die Berliner „Ger mania" schreibt denn auch in zuversichtlichem Tone: „Wir können warten, werden warten und müssen gierung in der Meringer Angelegenheit, d. b. die Ver werfung dieser Beschwerde, wird in liberalen Kreisen als rin Wendepunkt in dem parlamentarischen Leben Bayern- betrachtet. Man meint auf dieser Seite, daß endlich, obgleich auch jetzt wieder zwei gleich starke Par teien einander unvermittelt gegenüberstanden — eine Wiederholung de- Schauspiels, welches Bayern schon Ende 1869 bot, als die Abgeordnetenkammer trotz acht maliger Abstimmung bei der Präsidentenwahl nicht zu einer Entscheidung zwischen den beiden Partticandida ten kommen konnte — eine „Verschiebung der Macht- Verhältnisse* ringrtreten sei. Von einem Erfolge des bekannten Initiativantrags, der zur Annahme einer Zweidrittelmajorität bedürfte, könne nicht mehr gespro chen werden, und auch bei der Budgetberathung werde sich die „Aenderung der Dinge" fühlbar machen. Ein Münchner Corresponoent der Augsburger „Allge meinen Zeitung* constatirt den tiefen Eindruck, welchen die Sitzung und Abstimmung vom 27. Januar hinterlassen hat, und bemerkt dann: „Wenn Graf Heg- nenberg sagte: „„Es ist in der letzten Zeit viel her- übergeflucht worden von jenseits der Berge, ich ant- Lb»»««»e»wprelo: Im ^»»t»«u«» n«i«v«: l In vr«»»««» tritt iadrliod . 7^' . , .... ) »«—ervelvd« deuttobeo ^»brttod: 1 rdtt. 1b Nxr i keiode» ko»t^ nnd krnielnsNninrnern! 1'Njp. s Lternpelruechl»^ dioru iLoorotoaprolo«; KLr den tinnin «wer ^«pLltenen Aelle: 1>L Nor. Unter „Lin^e^ndt" dis Teile: 3 Kgr Kreebelaen: wit der 8onn- and kHerGs«, Abend« kür den kolbenden ll'eb und für einen Äälschtiroler nicht einmal schwer ins Italienische zu übersetzen. „„Fluch der Lüge!"* Aus dem Munde eines Minister- und von der Tribüne sei ne- Landtags herab, giebt das kein geflügeltes Wort mehr, sondern eine Detonation, welche, überall wo es Katholiken und Ultramontane giebt, die Herzen erbe ben machen wird." — Die demokratische „Süddeutsche Post* schreibt: „Einem unbefangenen Auge mußte längst klar sein, daß eine Partei, welche die Vertretung der ma teriellen Volksinteressen angeblich auf ihre Fahne ge schrieben hatte und sogar nebenbei auch in Freiheit machen wollte, jedoch schließlich nichts Anderes ver mochte, als rin zweites Concil in München zu rtadli- ren, und der katholischen Idee zu Liebe alles Andere bei Sette setzte, ja um die Gewährung in diesem Punkte zu den größten Opfern in materieller und freiheitlicher Beziehung der Regierung gegenüber sicher bereit gewesen wäre, in eine Sackgasse kommen mutzte, wo sich die Hrrrrn nun befinden." — Was die geschlagene Partei fortan zu thuu beabsichtigt, darüber gehen die verschiedensten Gerüchte. Das neueste „ Past« ralbla 1 t der Erzdiöcesc Ntünchen-Freising" fällt über die Lage der katholischen Kirche in Bayern folgendes Urtheil: „Fatzt man die jüngsten Vorkommnisse in einen Rahmen zusammen, so ist.das Bild, das mau dadurch erhält,^ein rvcht trübes und düsteres. Sein Anblick mutz Schmerz Md Trauer erregen bei Jede«, der noch Sinn hat für Recht und für Religion, und unwillkürlich wird sich der Brust des katholischen Bayern der Seufzer entwinden: Soweit ist es in Bayern gekommen! Recht- und schutz los erscheinen die Katholiken; aber Jene, die gegen die kirchliche Autorität sich auslrhnen, von der Kirche abgefallen sind, haben sich deS staatlichen Schutzes zu crsreuen. Es ist, wenn wir das aussprrchen, kein leicht und obenhin gefälltes Urtheil, sondern das nothwrnvige Factt der bekannten Thatsachen." — Das „Vaterland" meint, daß der 27. Januar 1872 — es giebt das Datum mit breiter, schwar zer Einfassung — sich als „würdiges Brüderchen" an den 21. Januar 1871 anreiht. Damals (Annahme der Versailler Verträge) habe man es verstanden, Bayern aus der Reihe der selbstständigen Staaten hinauszu stimmen; am 27. Januar 1872 aber habe eS sich um rein religiöse Sachen, um das Schicksal der katholischen Kirche in Bayern gehandelt, und richtig, soweit es auf Menschen ankvmme, habe man es auch da vortrefflich verstanden, „rechtzeitig umzufallen*, und damit der ka tholischen Kirche in Bayern das gleiche Schicksal bereitet. „Wir haben*, schließt der Artikel, „auf religiösem Ge biete nun dieselbe, wenn nicht eine noch schwerere Niederlage erlitten, als auf politischem Gebiete. Die Geschichte der sogenannten patriotischen Partei der Kam mer ist ja überhaupt nur eine Geschichte von Meder- lagen. An die Mitglieder der patriotischen Partei haben wir nach dem 27. Januar nur noch einen Rath: Meine Herren, gehen Sie sobald als möglich nach Hause! Es ist nicht- Anaenehmes, einer Partei anzugehören, welche dazu verurtheilt zu sein scheint, einiger Leute wegen bei lebendigem Leibe verfaulen und verwesen zu müssen." — Auch der „Bayrrsche Courier* gesteht die Nir- derlaae unumwunden ein. „Vitter getäuscht" habe sich vor Allem das katholische Volk, „welches von seinen Vertretern endlich eine That erwartete und statt dessen neue Beweise der Schwäche und Unzuverlässigkeit er hielt." Wenn unter solchen Verhältnissen die Regierung fortfahrt, die Wünscht und Beschwerden der Kammer- mrhrheit unbeachtet zu lassen, so sei das „nur allzu begreiflich", und begreiflich wäre es auch, „wenn Män ner der katholischen Partei endlich müde würden, Zeit und Kraft in Kämpfen zu vergeuden, die durch Fahnen flucht in den eigenen Reihen stet- mit Niederlagen enden." — Aehnlich spricht sich die „Augsburger Postzeitung" aus. Der „Volksbote" stellt an die Spitze seines Blattes die Namen der drei patriotischen Abgeordneten, welche gegen die Beschwerde gestimmt haben und eigen- thümlicherweise sämmtlich zur Diöcese dts beschwerde- führenden Bischofs gehören, und simulirt die Ansicht, nach constitutionellen Grundsätzen müßte eigentlich das Ministerium jetzt zurücktretrn. — Die „Pfälzer Zei tung" ist entschieden anderer Meinung, als das „Va terland" und der „Bayrrsche Courier"; sie könnte es durchaus nicht billigen, „wenn gerade die besten und tapfersten Streiter jetzt ihre Fahne verlassen würden." Im Gegentheil. Heute gelte es erst recht, zu kämpfen. Wenn aber ein etwaiger Austritt pattiotischer Abgeord neten wirklich beabsichtigt wäre, so hätte er nur dann einen Sinn und Zweck, wenn er massenhaft erfolgte, und wenn auch die Ersatzmänner nicht eintteten, „um auf solche erlaubte Weise die Regierung zu Neuwahlen zu zwingen." Aber auch davor möchte die „Pfälzer Zeitung" dringend warnen. Der wahre Muth bestehe „im Ausharren auch bei ungünstigem Stand der Dinge und in treuer Ersüllung seiner Pflicht, komme dann, was da wolle." Das letztgenannte Blatt ist übrigens bereits wieder guter Dinge und nimmt die Niederlage der „Patrioten* auf die leichte Achsel. Was wäre es denn gewesen — calculirt es — wenn wir mit ein paar Stimmen Mehrheit gesiegt hätten? Gesetzt auch, das Ministerium würde infolge dessen wirklich seine Entlassung eingereicht haben, hätte diese der König wobl Tagesgeschichtr. Dre-deu, 3. Februar. Ler Bericht der 2. Deputation der 1. Kammer über das k. Decret, den Umbau de- alten Galeriegebäudes betreffend, empfiehlt (Referent v. Böhlau) den Beitritt zu den in der 11. Kammer ge faßten genehmigenden Beschlüssen. — Die 2. Deputation der 11. Kammer (Abth. hat durch ihren Vorstand, Abg. Oehmichen, über sie Positionen 1—22 des Einnahmebudgets einen (8 Druckbogen süllenden) Bericht erstattet. Derselbe besänftigt sich im Eingänge specirll mit der Frage der Gehaltserhöhungen, lieber die Modalität derselben haben sich Regierung und Deputation dahin geeinigt, daß Beamte bei rein industriellen Staatsrnstalten in der Regel ausgeschlossen bleiben sollen, weil hierbei die Ge halte der Beamten wesentlich nach dem zeitgemäßen Be dürfnisse geregelt werden müssen, ebenso theilweise die jenigen Staatsdiener, deren Gehalte vorzugsweise auf Tantiemen begründet sind, wohingegen die Gehalte aller festangestellten Beamten, die derartige Nedenbrzüge nicht haben, in der Regel und nur mit einzelnen Ausnahmen aufgebrssrrt werden sollen. Die Gefammtsumme der festen Gehalte beträgt 4,874,58 l Thlr. Nach längerer Be rathung, welcher feiten der Regierung Staatsminister v. Friesen beiwohnte, einigte sich die Deputation zu darauf Hinweisen zu müssen, „daß die ultramontaue Par tei Bayerns in allen entscheidenden Momenten keinen Muth und keine Siegeszuversicht hat." So wenig sühlr sich die clericale Partei sicher in Beherrschung der Lage, „daß sie in jedem Auarnblicke der Entscheidung in ihrem mit großem Spectakel unternommenen Angriff zurück weicht." Bei dieser Gleichheit der Parteien und bei diesem Mangel an Muth der Ulttamontanen beruhe „dir Entscheidung in der jetzigen KrisiS ganz allein bei der bayerschen Regierung." Sie habe es in der Hand, „indem sie ihre oft bekannten Theorien in Thaten um setzt, Klarheit in die Verhältnisse zu bringen und dem Umsichgreifen des JnsallibiliSmus zu wehren." Fahre sie aber, wie bisher fort, „vor allen Entschlüssen zu Handlungen zurückzuschauen und zu temporisiren", so werde dadurch „der gegenwärtige Zustand, daß das Volk in Bayern gar nicht weiß, woran es ist, in einer für ganz Deutschland verhängnißvollen Weise verewigt." — Die „Hamburger Nachrichten" nehmen die bayerschen Staatsmänner geben den „Vorwurf schwäch licher Unentschlossenheit" in ihrem Verhalten gegen dir clericale Partei in Schutz und sagen: „Wir verhehlen nicht, daß auch uns wiederholt ein energischeres Auf treten als da- wünschenswerthrre erschien. Gleichwohl läßt sich nicht verkennen, daß das von ihnen eingehal- tene Verfahren sich nicht geringer Erfolge rühmen darf. Der Ulttamontanismus hat in neuerer Zett mit seinem Sturmlausrn gegen den deutschen Staat nirgends Terrain gewonnen; kaum irgendwo aber ist ihm schwererer Abbruch bereitet worden, als durch den Procetz der Selbstvernich tung, dem er gerade in seiner stärksten Position, in der bayerschen Abgeordnrtcnkammer sich anheimgegeben sah." — Die Wiener „Presse" bezeichnet eS als „eine sehr vernünftige Taktik des deutschen Reiches, im Kampfe mit den Jesuiten und Dunkelmännern der bayerschen Regierung die Bildung der Vorhut zu überlasten," und bemerkt dann weiter: „Wenn das protestantische Preußen hier als Rufer im- Streite aufträtr, so wäre es den ulttamontanen Hetzern rin Leichtes, die blinde Menge im Süden zu bethören, daß die Auferstehung des deut schen Reiches die Lutheristrung der bayerschen, würt- tembrrgischen, badischen Katholiken bedeute. Die Par- ticularisten hätten dann zwei Sehnen an ihrem Bogen, indem sie zu dem Rufe: „ „preußisch werden wir nicht!" * den andern fügen könnten: „„lutherisch werden wir nicht!"" Das fällt fort, wenn eS die Regierung des streng katholischen Bayern ist, welche die Hitze des Ge fechtes trägt un» die Reichsregirrung nur als starke Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag, 2. Februar, Abend«. (W. T. v.) Nachdem der Autbau der TeweSvarer Bahn feiten der österreichisch-französischen Ttaatteisen- bahngesellschaft definitiv feststeht, hat die letztere Gesellschaft dem Vernehmen nach beschlossen, für Rechnung der rumänischen EisenbahugeseLschast den Ausbau und später auch die Exploitation der rumänischen Linien zu übernehmen. Pari«, Freitag, 2. Februar, Mittag«. (W. T. B.) Der deutsche Beneralpostdirector Stephan ist gestern hier eingetroffen. Der Abschluß de« deutsch-französischen Postvertrage« ist, wie man hört, neuerdings wieder auf nicht unerhebliche Schwierig keiten gestoßen. Versailles, Freitag, 2. Februar, Abend«. (W. T. B.) Die Nationalversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, betreffend die Kündigung deS englisch - frauzöfischru Handelsver trags, angenommen. Der Lutrag Duchüiel, be treffend die Rückkehr der Lersammluvg und der Regierung nach Pari«, tzmrbe von der Kammer mit S77 gegen S18 Stimmen verworfen. -^- Man versichert, der Minister tze« Inner», Casimir Pürier, wolle seine Demission gebe». Brüssel, Freitag, 2. Februar, Abend«. (W. T. B.) Wie die „Agence Hava-Bullier-Reuter'^ vernimmt, ist der Beschluß gefaßt worden, Lau- grand Dumonceau wegen betrügerischen Bankrott« vor die Asfisen zu stellen. Christianis, Freitag, 2. Februar, Nachmit tag«. (W.T. B.) Heute wurde der Reichstag eröff- net. Die im Auftrage deS Königs von dem Staues rath Stang verlrseue Thronrede kündigt verschie dene Vorlagen au, u. a. die Bewilligung von Gel dern für neue Befestigungsarbeiten und Beschaffung verbesserter Waffen, sowie die Errichtung technischer Schulen in Christiani« und Bergen Konstantinopel, Donnerstag, 1. Februar. <W. T. B.) General Abdul Keri« Pascha ist an Stelle Essad Paschas zum KriegSministrr ernannt worden. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. _ _ ZeitungSschau. (Augsburger Allgemeine Zeitung. - Süddeutsche Post. — Pastoralblatt. — Vaterland. — Bayerscher Courier. - VolkSbote. — Pfälzer Zeitung. — Kölnische Volkszeitung. — Germania. — National- Zeitung. — Hamburger Nachrichten. — Presse.) TageSgrschichte. (Dresden. Berlin. Düsseldorf. Stutt gart. Karlsruhe. Wien. Paris. Rom. St. Peters burg. New-Uork. Buenos-AireS.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nach Achten. Proviuzialnachrichteu. (Meerane. Sayda.) Vermischte«. Statistik uud LolUwirthschaft. Feuilleton. Inserat«. TageSkakader Börsenuach- richten. G. Fr. Händel'« oratorische Compofitioa „I-'Tl- lexro, 1l koemierow sei 11 Noäsnito" ist in einer neuen Ausgabe mit ausgearbeitetem Accom- pagnemrnt, bearbeitet von Robert Franz (Partitur und Clavierauszug) in der Leipziger Verlag-Handlung F. E. C. Leuckart (Konstantin Sander) erschienen. Dies Werk zeigt Händel auf einem ganz rigenthüm- lichen Felde; nicht wie in seinen anderen Oratorien gestützt auf große historische, und religiös gefärbte Vorgänge und auf einen dramatisch bewegten Stoff. Hier ist ein reines Stimmungsgemälde in wechselnden, sich steigernden Bildern gegeben; Händel wandelte die originale subjective Dichtung Mitton's im allgemein menschlichen Sinne mit freier Gestattung in ein Kunst werk der Niusik um, welcher der Gegenstand selbst mit in nerster Verwandtschaft angehört; Mitton's bekannter Text — zu den beiden ersten Theilen — wurde von „Jennen-*, Händel's Freunde, un» gewiß unter dessen Mitwirkung sehr zweckmäßig gekürzt und umgearbeittt. Um einen vermittelnden Abschluß des Texte- zu erhalten, der sich als nothwendig fühlbar machte, dichtete Jennen- noch den „Moderato" dazu, der indeß zu den beiden poetisch begeisterten Vorgängern al- ein etwa- prosaischer Ge sell htnzuttitt, und seiner versöhnend maßvollen und besonnenen Stimmung zu viel unmusikalische didaktische Moral beimischt. Händel fühlte wohl, daß dieser „Moderato" den beabsichtigten Abschluß nicht recht leiste Feuilleton. (Redigirt von Otto AanL.) Bogumil Dawison -j-. Der am 1. Februar in unserer Stadt erfolgte Tod diese- genialen und man darf wohl sagen interessantesten Bühnenkünstlers der Gegenwart trifft weder seine nahen und fernen Freunde, noch seine über ganz Deutschland verbreiteten, ja sogar in Amerika zahlreichen Verehrer unerwartet. Von jener tückischen Krankheit, die sich an Seele und Körper zugleich vergreift, die keine Besserung kennt als den Tod und aus der Reihe schöpferischer Geister schon so Viele hinweggerafft hat, — von jener finstern schleichenden Krankheit konnte man nicht hoffen, daß sie ihr Opfer wieder frei geben würde. Es ist ihre Art, da am unerbittlichsten uns zu berauben, wo wir cs am schwersten entbehren kön nen, und ihr tödtlicher Wurf, den sie so häufig nach einem dunklen pathologischen Gesetz gegen dir Spitzen deS Talents und der Capacität schleudert, bringt im Ueberlebenden das ironisch bittere Gefühl hervor, den Tod der qualvoll Heimgesuchten in den besten Jahren des Lebens als eine Erlösung segnen zu müssen. Ein so schmerzlicher Fall liegt hier vor, denn für den unglücklichen Mann hatte das schöne Wechselver- hältnitz zwischen Welt und Individuum, welches das Leben ausmacht, aufgehört: ihm vermochte die Welt nicht- mehr zu bieten und auch er hatte für sie keine Gabe mehr. Und da- eben ist für die Kunst rin fühlbar« Ver lust, nicht neu etwa, sondern lange vorausaesehen, aber er wird abermals heftig fühlbar beim Abschluß des finstern Blattes. Dresden hat Dawison als Künstler nicht im ge wöhnlichen Sinne werden sehen; als er bei seinen dei- FV. , Ooionlliiiontr do Dreidner dourn»!,, »5. Lnpl«-, Lae— Fort u. L A«» ». N.! F ^op/er, N«rU»-Vi«--«»wdurU-Vint- tart ». N.-»a»«v«o And -to««, >«rU»- Retemever, F .ttdrre^t, Nr»»«-: L spotte, Nrol»»: F t-tlre»n u. R. d-nte, r «. H.: L u. d t? Lt-riMa«« «d« öuodd., F vo., kn«. F>. Luckb ; 0v«»»1t»: n Hpt, k«rt»: Lavu», Fu/tttr, Lu/Ker F (7o.,- NN«»! AI (?o. Lüm»1 Kipedition de« vr»»dn«r dournid«. Oreeden, StargLretüenxoo No. 1. angenommen? Und wenn — wäre ein besseres nach- gekowmen, oder nicht vielmehr ein noch weit schlim- mereK? „Denn um es offen zu sagen — schließt die Rückendeckung dient.
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