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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100310028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910031002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910031002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-10
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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Ämtsblalt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Illnzeigen-'Prcis sür Inserate aus beip'ig >nd Umgebung die 6gelva>ten, LO mm breite Petitzeile L die 74 mm breite Sieklamezcile l von au«wüns ov Lz, ilieklamcn 1.20 Inserate von Beborden -m amtlichen Teil die 74 wm breite Petitzeile 40 olelchisiranieigeii mit P atzvorlchnsren und in der AvendauSgade >m Preoe erbrüt. Äabatl nach Laris. Bcilagegebühr ö p. Tausend exkl. Postgebühr. sseslerteilte Auskrige können nicht zurück gezogen werden, gür da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen Anzeigen-Annahme; Au^uiruSplatz 8, bei sämtlichen Filialeu u. allen Annoiicen- iLxpedilionen »es In- und Auslandes, vauvt-Stliale Berlin: Varl Duucker Herwql. Bihr, Hoshuch- tzandlung, Lüyowstiiiße IO. iLcievban Vl, Nr. Hauvt-Ailiale Dresden: Seeüraß: a, l (Telephon 462l>. Nr. es. Donnerstag, üen lv. MSr; ISIS. l04. Jahrgang. PMMe Nachrichten. Vertagte Verhandlung. S. Chemnitz, 10. März. (Priv..-Tel.) Dor dem hiesigen Schöffengericht sollte heute eine Beleidi gungsklage des Landtagsabgeordneten Lang hammer gegen dis hier erscheinende sozial demokratische „Volks stimme" verhandelt werden. Es handelt sich um einen den Kläger schwer beleidigenden Artikel in Nummer 250 der „Volks stimme" vom vorigen Jahre. Die Verhandlung wurde abgesetzt, weil auf Antrag des Rechtsbeistandes des Beklagten neues Beweismaterial beschafft werden soll. Zur Nordseefahrt des Kaisers. Bremerhaven, 9. März. (Tel.) Der Schnell dampfer „Kaiser Wilhelm H." des Norddeutschen Lloyd, der morgen mit dem Kaiser eine zwei tägige Fahrt nach der norwegischen Küste antritt, ging vormittags auf der hiesigen Reede vor Anker. Nachmittags 2^ Uhr traf Prinz Heinrich mit der Stationsjacht „Carmen" von Wil helmshaven ein und wurde an Bord des Lloyd- dampfers von Direktor Heineken empfangen. Gegen 7 Uhr erfolgte die Ankunft des Großher- zogs von Oldenburg, der von Direktor Heineken mit dem Dampfer „Seeadler" von Norden ham abgeholt worden war. Bald darauf trafen die übrigen Gäste, annähernd 100, mit einem Son derzug von Bremen bei der Lloydhalle ein, von wo sie mit einem Tender nach dem in glänzender Illu mination erstrahlenden Schnelldampfer übergesetzt wurden. Beim Souper hieß der Vizepräsident des Norddeutschen Lloyd, Achelis, die Gäste will kommen. Der Grogherzog von Oldenburg erwiderte mit einem Hoch auf den Norddeutschen Lloyd. Der Kaiser wird an Bord des Linienschiffes „Deutschland" um Mitternacht von Helgoland auf der Reede er wartet. - . . Bremerhaven, 10. März. (Tel.) Das Linien schiff „Deutschlan d", mit dem Kaiser an Bord, ist in Begleitung des Kreuzers „Königsberg" und zweier Torpedoboote nachts 12 Uhr hier ein - g et raffen und ankert auf der Reede. Die letzte Rettung. Wie der „Hann. Cour." meldet, hat Staats sekretär v. Schön die beiden sozialdemo kratischen Mitglieder der Budgetkom- Mission des Reichstages, Südekum und Scheidemann, in das Auswärtige Amt gebeten und versucht, sie für den Standpunkt der Regierung in der Mannesmann-Affäre zu gewinnen. Der Ver such ist indes fehlgeschlagen. — Armer Schön! Die Sozialdemokraten interpellieren. Der „Vorwärts" berichtet, daß die sozialdemokra tische Fraktion des Reichstages beschlossen habe, eine Interpellation an den Reichskanzler zu richten wegen des Verbots der öffenrlichen Versamm lung vom 6. März im Treptower Park durch den Polizeipräsidenten. Die Interpellation lautet: „Welche Maßregeln gedenkt der Reichskanzler zu ergreifen, um eine derartige Beeinträchtigung des Versammlungsrechtes für die Zukunft zu ver hüten." Als Redner wurden Ledebour und Heine bestimmt. Erfreuliches von den preußischen Nationalliberalen. Der „Hann. Cour." führt über die Stimmung der preußischen Nationalliberalen in der Wahlrechtsfrage folgendes aus: Wir können versichern, daß die Stimmung der national liberalen Fraktion augenblicklich schärfer als je mals Mvor ist, und zwar derart, daß nur eine den liberalen Wünschen in weitem Maße ent gegenkommende Regelung der Wahlrechts vorlage überhaupt noch Aussicht hat, von den Natio nalliberalen als Kompromiß diskutiert zu werden. Die Tarifbewegung im Grob-Berliner Holzgewerbe hat am Mittwoch ein friedliches Ende ge funden. Der Vertrag wurde auch von den Arbeit gebern anerkannt. Bürgermeister Dr. Lueger s. Wie wir in den heutigen Vormittagsstunden be reits durch Aushang bekanntgaben, ist der Bürger meister von Wien, Dr. Lueger, seinem hartnäckigen Leiden nunmehr doch erlegen. Heber die letzten Lebensstunden des Verstorbenen liegen folgende Mel dungen vor: Wien, 10. März. (Priv.-Tel.) Gestern abend lO Uhr gaben die Lerzte über Lueger folgendes Bulletin aus: Temperatur 39,1, Puls 100, sehr schwach und unregelmäßig, Atem setzt anhaltend lange aus, Bewußtsein völlig gcschw u n- d e n. Wien, lO. März. (Priv.«Tel.) Der Bürger meister Dr. Lueger ist heute früh 8 Uhr 5 Min. gestorben. * Eine Würdigung des Politikers Lueger haben wir bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Es sei darauf noch einmal verwiesen, lieber die Lebens daten des Verstorbenen sei folgendes mitgeteilt: Karl Lueger wurde am 21. Oktober 1844 in Wien geboren. Er studierte die Rechte und erwarb sich im Jahre 1874 die Advokatur. Bereits im folgen den Jahre wurde er zum Mitglied des Wiener Ee- meinderates gewählt. Als eifriger Vorkämpfer der antisemitischen Bewegung erfolgte im Jahre 1885 seine Wahl in das Abgeordnetenhaus sür den fünften Wiener Bezirk. Hier, wie im niederösterreichischen Landtage, dem er seit 1890 angehörte, war er, der frühere Demokrat, der Wortführer der Antisemiten. Seit Anfang der neunziger Jahre begann er seinen Kamps um das Ziel seiner Wünsche, das Wiener Bürgermeisteramt, offen zu führen. Der Sturz der liberalen Mehrheit im Wiener Gemeinde rat war die erste Bedingung hierzu, und rücksichtslos ging Lueger gegen die Liberalen vor. Schon im Mai 1895 wurde er Vizebürgermeister, nach dem der nur mit kleiner Mehrheit gewählte liberale erste Vizebürgermeister Richter die Wahl abgelehnt hatte. Da auch der Bürgermeister Erübl sein Amt niederlegte, erhielt bei der Ende Mai erfolgten Neu wahl Lueger die gesetzliche Mindestziffer von 70 Stim men. Er nahm jedoch die Wahl nicht an; der Ge- mcinüerat wurde aufgelöst. Infolge seiner uner müdlichen, skrupellosen Agitation im Bunde mit den Klerikalen und den deutfchnationalen Antisemiten wurde die liberale Mehrheit bei den Gemeinderats wahlen im September 1895 vollständig gebrochen. Der jetzt überwiegend antisemitische Gemeinderat wählte Lueger dann Ende Oktober zum Bürger meister. Der Kaiser versagte ihm die Bestätigung, und als er dann nochmals gewählt wurde erfolgte die Auflösung des Gemeinderates. Die Krise fand ihre Lösung, als Lueger nach abermaliger Wahl zum Bürgermeister im April 1896 freiwillig auf seine Würde verzichtete, worauf Strobach zum Bürger meister und Lueger zum Dizebürgermeiftsr gewählt wurde. Nicht ganz ein Jahr sollte cs dann dauern, und Lueger das Ziel seiner Wünsche er reichen: Am 8. April 1897 wurde er zum Bürger- meister von Wien gewählt. Diesmal fand die Wahl die Bestätigung des Kaisers. Bis zu seinem am 10. März erfolgten Tode hat Lueger seitdem seines Amtes als Bürgermeister von Wien, nur manchmal durch ernste Krankheit behindert, tatkräf tig gewaltet. „Kerndeutsches" aus Kamerun. In der neuesten Nummer der „Zukunft" ist die be glaubigte Abschrift des Briefes eines farbigen Händ lers in Südkamerun abgedruckt, der sich in recht leid lichem Deutsch über das „undeutsche" Benehmen eines Kaiserlichen Oberleutnants beschwert. Wir drucken dieses wunderbare Kulturdokument ab: . . . Wie eine Parodie des im Reichswesten Ge schehenen liest sich ein Brief, dessen (von zwei Deut schen beglaubigte) Abschrift ich neulich aus Süd kamerun empfing. „Hierdurch erlaubt sich der Unter zeichnete, ganz gehorsamst Folgendes an Sie anzeigen zu dürfen. Am neunten August des Jahres 1909 ist der Kaiserliche Oberlieutenant Schipper hier in Messa erschienen, nm das Volk zu zählen. An jenem Tag waren die ganze Menge Kakaleute auf dem Hof des Häuptlings Titi, sowohl auch Händler vieler Firmen, um die Scheine (Gewerbescheine) vorzu zeigen, wie Dies der Brauch ist. Als Schreiber Dieses ihm seinen Schein, mit den Worten: „Ent schuldigen Sie mir, Herr Oberlieutenant!", übergab, sagte er sofort, indem er auf dem Pferd saß: „VVsint! Talk onp-Iisk!" Schreiber Dieses bittet nochmal, daß er keine ordentliche englische Sprache kennt; so war der Herr Oberlieutenant sehr zornig und hob seine Peitsche auf, als wollte er Schreiber Dieses schlagen, und fuhr mit den Worten fort: „Psint -xerman (lanx-uubv) vo sxocxl!" Alle, die dabei standen, Händler sowohl auch die ganze Menge von Kaka- leuten, bemerkten Das. Schreiber Dieses war ja von allen Seiten voll Schamroth, besonders, da auch ein Accramann dagewesen war, der vor einigen Tagen rühmte, daß die englische Sprache die beste sei. Die Ihat des Herrn Oberlieutenant Schipper machte ja Schreiber Dieses sehr Unruhe im Herzen. Mit diesen Schreibungen frage ich ergebenst: Warum ist es so erforderlich, daß wir in Duala Deutsch c>a. sechs Jahre lernen müssen? Das ist Wunderliches. Das kann man in keiner englischen oder französischen Kolonie sehen. Nicht nur Schreiber Dieses, sondern Diele haben Das von Oberlieutenant Schipper bekommen; selbst in Dume Station mußten Alle, die doch was dort haben, Englisch sprechen, wie Schreiber Dieses bezeugen kann während seiner Passage von Obern- zong nach Bua im Mai 1909. Jeder kann doch an nehmen, daß der Munn, der Solches schreiben kann, kann auch sprechen. Schreiber Dieses bittet, diese An- zeige wetterzubefördern zu wollen. Hochachtungvoll David Ngungu, Oberhändler." Soweit der Brief. Nun mag der Reichstag rasch - nach dem Rechten sehen. Die deutsche Volksvertretung muß mit allem Nachdruck zeigen, daß sie nicht gewillt ist, solche „Deutschfreundlichkeiten" eines deutschen Offiziers ungeahndet zu lassen. Verschärfung der Lage in Philadelphia. Die Streiklage in Philadelphia erfährt immer ungünstigere Beurteilung. Die Textilfabriken drohen mit Einstellung der Betriebe bis zum Herbste, aber die Arbeiter wollen sich durch diese Drohung nicht beirren lassen. Infolgedessen ist es ganz klar, daß man zu einer pessimistischen Ausfassung der Lage neigt. Es liegen folgende Nachrichten vor: New Port, 10. März. (Tel.) Aus Phila delphia wird gemeldet: In dem Vorort Franksort kam cs gestern wiederholt zuernste n R u h e st ö r u n g e n. Ein Straßenbahnwagen voll Streikbrecher fuhr in schnellstem Tempo die Frantforter Avenue aus und nieder. Aus dem Wagen wurden Schüsse auf die Ak enge abge geben, wodurch sechs Personen, darunter ein kleines Mädchen, verwundet wurden. Darauf raste der Wagen, von der wütenden Volksmenge verfolgt, ins Depot. Es folgte ein S t r a ß e n t a m p f, bei dem a n 100 P c r s o n e n verwundet wurden. Taseschrmük. Verhaftete Schwindler. Berlin, 10. März. (Tel.) Großes Aufsehen er regt die gestern vorgenommene Verhaftung des früheren Rixdorfer Stadtverordneten Füllgraf und des Landwirtes Jörg aus Berlin. Beide haben gemeinsam eine große Reihe von Schwindeleien verübt. Zahlreiche Geschäftsleute sind um bedeutende Summen geschädigt. Schissskollision. Kiel, 9. März. (Tel.) Durch Zusammenstoß mit einer Pinasse des Linienschiffs „Nassau" wi'r>e -in Mer ft dampfer so schwer beschädigt, daß er Kohlen und Feuerung über Bord werfen uno auf Strand gesetzt werden mußte. Die Be satzung wurde durch Boote gerettet. Nach Dichtung des Lecks wurde der Dampfer zur Reparatur in die Werft cingeschleppt. Mord. Rathenow, - 10. März. (Tel.) Der 24jährige Dienstknecht AlbertScho thcrb aus Weseram überfiel gestern abend in dem Dorfe Stölln bei Rhinow (Kreis Westhavelhand) die 22jährige Dienstmagd Markewitz aus Schneidemühl beim Melken im Viehstall und tötete sie durch Beil hiebe. Der Täter, der einen Selbstmord versuch unternahm, wurde ergriffen. Sieben Menschen verbrannt. Lemberg. 10. März. (Telegramm.) Das Dorf Swiecicze wurde durch eine Feuersbrunst voll ständig eingeäschert. Der Bauer Baronsky. der sich mit seiner Frau und fünf Kindern zuerst ge rettet hatte, kchrte mit seiner Familie in das brennende Haus zurück, um das Geld zu retten. Alle sieben wurden später als verkohlte Leichen aufgcfunden. Großes Schadenfeuer. Marseille, 10. März. (Tel.) In Miramar brach in dem Vaudepot der Mittelmeer-Eisenbahn- gesellschast ein großer Brand aus; namentlich Petro leum und Kreosot hatten sich entzündet. Es war bis her unmöglich, des Feuers Herr zu werden. Der Ver kehr auf der Eisenbahnlinie wird dadurch erschwert, daß die Flammen über den Eisenbahndamm Hinweg fliegen. Die Züge können nicht passieren. Der Schaden ist noch unübersehbar. Der Brand dehnt sich auf eine Fläche von 600 Metern Länge ans. Sus Leipzig unü Umsegen-. Leipzig, 10. März. Wetterbericht der Königl. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Freitag, den 11. März: Auffrischende südöstliche Winde, heiter, etwas wärmer, trocken. Pöhlberg: Schwacher anhaltender Reif, glän zender Sonnenuntergang; Himmelsfärbung gelb. Fichtelberg: Starke Schneedecke, bis 1000 Meter fester, guter Weg, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * Ratsbeschlüsie. In der gestrigen Plenarsitzung nahm der Rat Kenntnis von einem Dankschreiben des Kirchenrats v. Hölscher, von Einladungen zum Schauturnen desAllgemeinenTurnvereins am 12. März und zur Beteiligung an der Internatio nalen Ausstellung sür Reise- und Fremden verkehr Berlin 1911, sowie von dem Verkäufer verzeichnis für die Ostervormesse 1910. Bei der durch die Stadtverordneten erfolgten Ablehnung der Rats vorlage über den Verkauf des Bauplatzes I an der Moltkestraße wuroc Beruhigung gefaßt. Unter Vor behalt der Zustimmung der Stadtverordneten wurde genehmigt der Umbau der Schweineschlacht halle I, Einbau einer Entncbelungsanlage und die Erweiterung der Kläranlage im Schlachthose, die Ein richtung einer Haushaltungsschule im Ge bäude der vereinigten Freischule, die Gewährung einer Entschädigung für vermehrte Reinigung und Neusüllung der Schwimmbassins an die Privatbadeanstaltsbesitzer, die baupoli zeiliche Feststellung der Fluchtlinien des Schiller- wegs und der Ber g g a rt e n str a ß c zu Leipzig Gohlis sowie der Verkauf von Straßenland daselbst, die Erweiterung des Internats der Karolaschulc und die Einführung der Wasserleitung in die nörd liche Fahrbahn der Kaiserin-Augusta-Straße zwischen Elisen- und Bayerschcr Straße. — Vergeben wurde die Lieferung der Wäschereieinrichtung für das Krankenhaus St. Georg, die Zimmer- und Dachdecker arbeiten sür das Kuhstallgebäude im Vorwerk der Leipziger Heilstätte bei Adorf, die Lieferung von 45 000 Kilogramm Eintauchmasse bei Holzpflasterun gen. die Pflasterarbciten im Hauptwerk des Elektri zitätswerkes Süd, die Lieferung der Untcrlagsplatten für die Akkumulatorenholzgestellc im Hauptwerk und in den Unterwerken des Elektrizitätswerkes Süd. Ein Gesibenk für das Alte Rathaus. Geh. Hof rat Professor Dr. Seffner hat sür das Alte Rat haus eine Relief büste des Stadtbaurats Scharen berg gestiftet. Der Rat hat dieses Ge schenk mit wärmstem Danke angenommen. ' Baugenossenschaft und Erbüau. Die Bauge nossenschaft des Leipziger Mieterver- eins war an den Rat mehrfach mit der Bitte heran getreten, ihre Bestrebungen durch Ueberlassung städtischen Landes zu Erbbau und durch hypo thekarische Beleihung des einzurüumenden Erbbau rechts aus Mitteln der Stadtgemeinde zu unterstützen. Der Rat hat beschloßen, dem Wunsche der Bauge nossenschaft zu entsprechen. Es sollen ihr drei der Stadt gehörige Parzellen an der Schiebestraße in L.-Eutritzsch auf die Dauer von 80 Jahren in Erb bau überlassen werden, und zwar ist es der Bau genossenschaft gestattet, die 2016,5 Quadratmeter aroßc Fläche in vier Baustellen aufzuteilen. Dem zu berechnenden Bodenzins wird ein Einheits preis von 30 „tt pro Quadratmeter zugrunde gelegt, der mit 2'/- Proz. zu verzinsen ist. Hiernach stellt sich der jährlich zu zahlende Erbbauzins auf 1512,38 Mark. Zur Bestreitung der Bebaunnqskosten ge währt die Stadtgemeinde der Baugenossenschaft ein mit 4 Proz. jährlich zu verzinsendes Darlehen bis zu 85 Proz. des vom Rat zu schabenden Wertes der fertigen Gebäude, das ratenweise dem Fort schreiten des Baues entsprechend ausgezahlt und Hypothekarisch eingetragen wird. Dieses Darlehen ist von der Genossenschaft in 50 Jahren zu tilgen. Nach Beendigung des Erbbaurechts werden die Bau lichkeiten der Stadt lastenfrei zu Eigentum übertragen, worauf die Stadt 25 Prozent des Zeitwertes als Entschädigung gewähr». D?r Rat hat die Stadtverordneten um Zustimmung zu diesem Abkommen ersucht. * Aufstellung von Flaggenmasten auf dem Augustusplatz. Im Jahre 1907 schenkien drei Bürger den Betrag von 50 000 .<( unserer Stadt mit der Bc stimmung, daß diese Mittel zur Errichtung von drei großen Flaggenma st en auf dem Augustus- platz verwendet werden. Nach eingehender Erörtc rung aller in Betracht kommenden Verhältnisse hat sich der Rat dahin entschieden, daß die drei Masten, die die Farben des Reiches, Sachsens und Leipzigs zeigen werden, parallel zum Neuen Thea ter in etwa 33 Meter Entfernung vom Säulen vorbau aufgestellt werden sollen. Gelegentlich des llniversitätsjubiläums waren an den betreffenden Stellen schon drei große Holzmasten zum Schmuck des Platzes aufgerichtet worden, und die Stifte: hatten damals dem Orte der Ausstellung ungeteilten Beifall gezollt. Der Rat ersucht die Stadtverordneten, der getroffenen Auswahl des Platzes ihre Zustimmung zu geben. * Heber den Halleyschen Kometen hielt Herr Wil Helm Bülsche im Theatersaale des Kristallpalastes vor einem stattlichen Auditorium einen überaus fesselnden Vortrag. Zwischen Schicksal und der Macht der Sterne sind unsere Verträge oufgebaut, zwischen ihnen liegt die unergründliche große Logik der Natur. Aber über uns, die wir heute zu Herren und Titanen des Planeten geworden, steht das Ilngeheure, das van außen kommt. Wir können cs uns ausmalen, wenn unserem Erdkörper ein anderer sich nähert und den hoffnungslosen Untergang unserer ganzen Kultur und den eines gebändigten Kunststücks eines Titanen heraufbeschwört. Ein Gefühl tiefer Resignation würde die Welt befallen. Nun kommt alle 75 Jahre ein Komet in unsere Sphäre gewandert und geht ge nau zwischen Sonne und Erde hindurch. Der 18. Mai ist jetzt dafür berechnet. Es ist eine höchst unbehag liche Stimmung, durch seinen großen Scheinwerfer hindurchgehen zu müssen. Während die Planetoiden sich an einer Stelle befinden, wo sie am allerwenigsten Schaden anzurichten vermögen, bewegen sich die Kometen, teils durchwandernd, teils cingefangen, innerhalb eines anderen Kreises. Der diesjährige ist in der Geschichte der Kometen ein bedrohlicher Eindringling. Bis zum Jahre 12 v. Cbr. läßt er sich zurückverfolgen, immer von neuen Anschauungen und Deutungen begleitet. Wiederum befindet sich der Komet in unserer Nähe. Wir wissen viel über das Verhältnis der Erde in hundert Millionen Jahren, aber niemals sehen wir Andeutungen einer Aende rung in der Atmosphäre, niemals bewerten wir. daß irgendwelche Einflüsse der Erde geschadet haben. Die Sternschnuppenregen von 1872 und 1885 brachten uns keine Gefahr, ebensowenig die Kowetenmatcrie, durch die wir schon hindurchaeganaen. Man bat neuerdings für den Kometenschweif in der Lickn- theorie eine bedeutsame Erklärung, die des Erven- ments des Strahlnngsdruckes, gesunden. Nach Arche nius besteht der Kometenschweif nur aus einer un faßbar verdünnten Materie, die glimmt. Aber es wird elektromagnetische Störungen in der Vielt geben, die vm so bemerkbarer werden, als bei dem Stande der Technik der Fortschritt in der Herstellung empfindlicher Instrumente ein ganz gewaltiger ge worden ist. * Ganz Leipzig war heute früh in Aufregung; cs schwirrten Gerüchte von einer englischen Invasion von Flugapparaten herum, und wirklich sah man auch den ganzen Vormittag eine Anzahl Ein- und Zwei decker über den Häusern der Stadt dahinschwebcn, die in elegantem Zuge ihre Bahn zogen. Schließlich bc ruhigten sich aher die erregten Geister, als sich heraus stellte, daß die Luftflotte unbemannt war und nichts
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