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Exped. u. Redaktion DreüZen-Ncustadi n Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Dvnuerstag und Eonnabenv früh. UHonnenient»- Preis: »ierteljährl. M. I,SO Zu beziehen durch hie kaiserlichen Post" «nstallcn und durch unsere Boten, «ei freier Lieferung inS HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 2ü Pfg. Sächsische VocheMM Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neu sta , für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dres en, Tharandt und Moritzburg. Inserier werden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.Zeile15Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Anscraten- slnnahnrestelleu: Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidcndank, Haast nsleinLVogler, Rudolf Mosse, G L Taube L Co. in Trelde», Leipzig, Fiankiurt a M., G. Kool, Kesselsdorf u. s. w. Berautwortlicher Redakteur uud Verleger Kerrm««» Müller in Dresden. 55. Jahrgang Dienstag, den 18. April 1893 Politische Wellschau. Deutsches Reich. In einem ersichtlich von officiöser Seite inspirilten Artikel wird, um die Noth- wendigleit der Verstärkung der deutschen Militärmacht darzuthun, auf die Truppenkoncentrationen hingewiesen, welche in den letzten Jahren an der russischen West, grenze stattgefunden haben. Es liegen dort augenblick« lich weit mehr Truppen als früher. Während im Jahre 1871 die Friedensstärke der Armeekorps in den vier russischen Grenzbezirken 354 Bataillone, 196 Schwa dronen und 430 Geschütze betrug, ist sie jetzt auf 620 Bata.Uone, 400 Schwadronen und 1460 Geschütze ge, stiegen. Auch die Vertheilung der Truppen hat in den letzten Jahren bedeutende Veränderungen erfahren; ehe mals waren sie zum großen Theile in kleinen Städten, Flecken und Dörfern zerstreut, jetzt aber liegen sie in den bedeutenderen Städten und in großen, neugebauten Kasernen vereinigt. Besonders an der Grenze nach Preußen ist in dieser Hinsicht sehr viel geschehen; so wurde z. B. das sechste Armeekorps an vier Punkten so untergebracht, daß es an einem Tage bequem zu- sammengezogen werden kann. Dazu kommt, daß die Kavallerie fortwährend auf dem Kriegsfüße steht. Ueber 32,000 Mann stark, ist diese Truppe auf's Ge naueste mit dem Gelände bekannt und vermag nicht ' nur die eigene Mobilmachung zu decken, sondern auch durch Vorstöße die feindliche zu stören. Ferner be- s finden sich an der Grenze verschiedene theilS permanente, theilS provisorische Befestigungsanlagen, die sämmtlich - erst in den letzten zehn Jahren entstanden sind. Während es bis dahrn nur die veralteten Befestigungen von s Nowogeorgiewsk, Warschau, Iwangorod und Brest. Litowsk gab, hat man dort jetzt große modern befestigte i Lager errichtet. Eine Störung der russischen Mobil machung unsererseits dürfte unter den augenblicklichen Verhältnissen also kaum möglich sein, wohl aber droht . diese Gefahr den westlichen Nachbarn deS Czarenreiches. Der Führer des Certrums, Freiherr v. Huene, ist j in den letzten Tagen wiederholt von dem Reichskanzler empfangen worden und hat mit demselben längere Unter redungen gepflogen. In parlamentarischen Kreisen will man wissen, daß eine Verständigung über die Militär- s Vorlage zwischen dem leitenden Staatsmanne und dem j Centrumsführer erzielt worden sei. Die Ultramontanen hielten am Sonnabend eine Sitzung ab, in welcher es zu lebhaften Auseinandersetzungen gekommen sein soll. Die Berothung dehnte sich bis gegen Mitternacht auS, jedoch sollen irgendwelche bindende Beschlüsse nicht gefaßt worden sein. Anläßlich der Feier des Geburtstages des Fürsten BiSmarck ist vielfach die Frage aufgeworfen worden, - dem Ausdrucke der Befriedigung darüber die Mehrzahl der auf der Konferenz ver- zurück, daß 'M y Geneigtheit zu erkennen gegeben in zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutsch hat, sich den ö 'A stjmmringen wenigstens insofern an- M-d«°uib-uch-, d-r Cdol ra nicht wi.der ein solcher Wmw°rr entstehe,, v,yoiera . c^ßre: auch will man nicht noch soll, '"1 § en^e Einschränkungen deS Verkehre- emmal so w g h dem Nationalvermögen n"!"""?5r?ne,n a-h°n v°tt-n di. grSßmn Staaten Benehuna «nigermaaßen Msammen, so werden die mndngroßen Linder nicht mchrsongenmich- erlanben dii-sen nne sie >m narioen^abre beispielsweise von Seiten Belgien« unS --- nüber «>» di- Cholera in Ham- bnra anib,ach verbot die belgische R.gi.rnng die Ein. suhl von Rheinlachr und E,fel' Forellen und sügte dadurch unserem Fischhandel -men erh'bstchen Schaden ,n Bald daraus mußte I-iteui der deutschen Regierung dem Umstand- R-chunng getragen werden, daß d>- Cholera auch in den belgischen Hasen und besonders ,n Ostende -usg-broche» war. D - Smsuhr von snsnche» vou dort wurde also auch deutscher,-« verboten. Da. rüber erhoben die Belgier ein großes «e chrer und e« bedurfte ehe sich die Behörden in Ostende zufrieden gaben, erst eines nachdrücklichen Hinweises darauf, wie man von belgischer Seite dem deutschen Handel geschadet habe, ohne daß hierfür em triftiger Grund vorhanden gewesen wäre. , , „ Bei den voraussichtlich bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage wird es sich zeigen, ob die Masse der ländliche Wähler in Baiern nach wie vor zu d.n Ultramontanen hält. BlSh r galt es al- ausgemacht, daß in allen baierischen Wahlbezirken die Bewohner de« platten Landes im ultramontanen Sinne wählten. Kerne andere Pa-tei konnte sich einer gleich sicheren Gefolgschaft rühmen; Wahlreden, Rechenschaftsberichte u. dergl. v-r- langte d e ländliche Wählerschaft überhaupt nicht von ihren Abgeordneten. Daß die ultromontane Landbe völkerung mit so schmaler politischer Kost zufrieden war, ließ sich nur daraus erklären, daß eine andere Partei, die mit Geschick und Verständniß die Interessen deS Bauernstandes vertreten hätte, nicht vorhanden war. Dies ist nun insofern anders geworden, als neuerdings ein „Bauernbund" in Baiern in's L ben gerufen wurde. Man darf begierig sein, welche Erfolge derselbe bei den Neuwahlen erzielen wird. Angesichts des zwischen Frankreich und der Schweiz ausgebrochenen Zollkriege- schreibt man von handels politischer Seite: „Für die deutschen Geschäftsleute empfiehlt eS sich unter den augenblicklichen Verhältnissen, wie weit denn eigentlich da- Projekt, dem ersten Kanzler deS deutschen Reiches ein Denkmal zu errichten, gediehen sei. Bekanntlich ist schon vor drei Jahren durch frei willige Beiträge seitens der Verehrer des großen Staats mannes ein Fond von Uber 1 Million Mark zu dem gedachten Zweck gesammelt worden. Seit der Zett liegt das Geld im Kasten; von irgenowelchen Maaßnahmen deS Komitss, an dessen Spitze der Reichstagspräsident v. Levetzow steht, ist nichts zu hören. Wo bleibt daS Denkmal? — fragen viele Tausende, die ihrer Verehrung für den alten Reichskanzler einen sichtbaren Ausdruck geben wollen. Es wurde, als man den Aufruf zu Sammlungen erließ, für selbstverständlich bet.achtet, daß das Denkmal noch bei Lebzeiten deS Fürsten BiSmarck errichtet werden sollte; nur unter dieser Voraus setzung sind viele und große Beiträge gezeichnet worden. Für ein vielleicht erst nach Jahrzehnten zu errichtende-, einer historischen Erinnerung gewidmetes Denkmal würden sich Viele derjenigen, welche zu dem Fond beigesteuert haben, vielleicht nicht erwärmt haben. ES mag ja wahr sein, daß, so lange die Frage betreffs des Platzes für das Kaiser Wilhelm-Denkmal noch nicht entschieden war, auch kein definitiver Beschluß hinsichtlich des Platzes für das Kanzlerdcnkmal gefaßt werden konnte. Nachdem nun aber die erstere Frage gelöst ist, dürfte es wohl an der Zeit sein, das Projekt, dem Fürst'N Bismarck ein Denkmal zu errichten, etwas ener gischer a's bisher zu betreiben. Wenn in der Reichs- Hauptstadt kein Raum für ein solches Denkmal sein sollte, so giebt es genug andere Städte und Plätze in Deutschland, wo das Monument Aufstellung finden könnte und wo man es mit Freuden willkommen heißen würde. Der Kaiser Wilhelm hat dem Elbzroßherzoge von Baden dessen Beförderung zum Generalleutnant und zum Kommandeur der 29. Division durch da- nach stehende Handschreiben angezeigt: „Ich ernenne Eure königliche Hoheit, unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalleutnant und unter Belassung in dem Verhält nisse als Chef des 5. badischen Regiments Nr. 13, sowie L In suite meines 1. Garderegiments zu Fuß, deS 1. badischen Leib-Grenadierregiments Nr. 109 und d S 1. Garde-UlaneuregimentS, zum Kommandeur der 29. Di vision und füge d,ern hinzu, w:e ich Eurer königlichen Hohe-t diesen erweiterten und wichtigen WirkungkreiS im vollen Vertrauen auf Ihre auch in der bisherigen Stellung bewährten militärischen Eigenschaften übertrage." Dem Verlaufe der internationalen Sanitäts konferenz in Dresden sah man anfänglich, wie die „Schlesische Zg." berichtet, in den maßgebenden Kreisen cer deutschen Reichshauptstadt mit außerordentlich be scheidenen Erwartungen entgegen. Um so weniger hält Feuilleton. Brandkäthe. AuS den Papieren eines DorsschulmeisterS. Von A. Linden. (8 Fortsetzung.) Unter der Jugend mußte es indessen wohl be kannt geworden sein, wer ich war, denn als ich nun wieder auf die Torsstraße trat, sahen mich aus den Kindergruppen, die sich dort bildeten, viele Helle, blaue und schwarze Augenpaare neugierig und erwartungs voll an. „Schwarze Haare hält' er und braune Augen und weiße Backen und 'ne lange Nas'", hörte ich's hinter mir flüstern. „Ne", sagte eine andere Stimme, „seine Nas' ist nicht so lang, wie dem alten Lehrer seine, aber er ist größer und er wird auch wohl 'nen größeren Stock haben." „Habt Luch ja lang verhalten bei dem alten Gallen!" meinte Peter Bordmann, als ich zurückkam, „hätt's nicht gedacht, daß der so viel Zeit für Euch hält'." Ich erzählte ihm den Hergang und er nickte mehr mals verständnißvoll mit dem Kopfe. „Ja, ja, das ist ein Unterschied zwischen den Reinberg's und dem Sallert, der ist steinreich, daS ! weih Jeder und die Remberg'S sollen'- auch sein, sieht sich Alle- danach an, ich weiß aber nicht, wovon sie'- gutmachen bei all' dem Putz und dem Staat. DaS gefällt auch dem Sallert nicht, darum steht er gar nicht gut mit seiner Schwester und sie verkehren nicht mitsammen, wenn sie auch noch so nah' bei einander wohnen. Sonst wär' auch sicher der Hermann mit Euch zu seinem Ohm gegangen, wenn sie sich nicht fiind wären." Von meiner Begegnung mit Klärchen schwieg ich noch. Ich fürchtete, man möge schon jetzt die Ent- scheidung von mir erwarten oder Bordmann doch s wenigstens mich fragen, welchen Eindruck das junge s Mädchen auf mich gemacht. Und hierüber wußte ich s selbst mir noch keine Antwort zu geben. Klärchen schien ja lieb und anmuthig zu sem und ein herzliches Wohlwollen empfand ich für sie. Daß ich sie lieb haben könnte wie eine Schwester, das fühlte ich wohl, ob aber auch ander-, wußte ich noch nicht. * * * Prächtig hatte ich geschlafen in dem hochschwellcnden Bette der emfachen, doch freundlichen Gaststube deS Bordmann'schen HauseS. Sonnenglanz, Hohnenruf uud Vogelgezwitscher weckten mich. Sobald ich mich angekleidet, trat ich an das mit kleinen weißen Vor hängen geschmückte Fenster, öffnete es und lehnte mich hinaus, um die frische, würzige Morgenluft einzuathmen. Glockengeläute und Böllerschüsse klangen über'- Dorf dahm, einzelne Fahnen wehten von den Häusern und auf dem Hügel zur Seite deS Dorfes erhob sich, über die Dächer und Baumwipfel helschauend, die große, schlanke Stange mit dem Festvogel, der heute den Schützen von Nordenkirch zur Zielscheibe dienen sollte. „Ach, wie ist's möglich dann, Daß ich Dich lassen kann. Hab' Dich so herzlich lieb, Das glaube mir" tönte es leise, von einer wohlklingenden Männerstimme gesungen, zu mir hinauf. In den Garten, auf den mein Fenster hinausging, niederschauend, gewahrte ich Bernhard, wie er auf dem kiesbestreuten Wege auf- und abging zwischen den Gurken und Kohlbeeten deS großen Gemüsegartens und hinüberblickte über den dichten, grünen Hagedornzaun in da- kleine, wohl gepflegte Gärtchen, da- an den Bordmann'schen Garten stieß. Dort stand die Weberin von gestern, ein hübsche-, frisches Mädchen mit langen, braunen Flechten, im reingewaschenen Kattunkleide und pflückte sich einen Strauß Levkojen, Nelken und Reseda. Dann trat Bernhard an den Zwergbirnbaum, der dicht am Zaune stand und besah anscheinend mit prüfender Miene die dicken saftstrotzenden Früchte, während das Mädchen entfernte * und einige Unkrautpflänzlein ^Wär' icb ein Bögelein, Wollt' ich bald bei Dir sein!» klang e- weiter. Doch jetzt schien's mir, al- habe der Jursch mich gewahrt und ich trat schnell vom »kustet* zurück, um die Beiden nicht zu stören und ging Da der Morgenkaffee noch nicht fertig war, zeigte mir Bordmann inzwischen seinen Hof, die gutgefüllten S?"weN'- die großen, sauber gehaltenen Stallungen mit prächtigen, glanzenden Pferden und wohlgenährten Kühen. Ich lobte die Ordnung und Reinlichkeit, die