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72. Jahrgang. ZK 10 Frettag, 8. Januar 1S2L Gegründet 1858 Draktanschrlst: Vachricht«« V««»d«a Fernivr«ckrr-Lammelnumin«r: 2S 241 Nur wr Nachlaelvrüche: 20 011 vom l. bi» I». Januar >02» bei «»glich ,welmal«g«r 8>«l«eUung Ire, Hau» «Ml Mb. ' H)tzttUI)l Psftbeuiasmr!» Kr Mona« Januar :« Mark akne -tzoIt»uIIelIungLgedübr. Lii»»einummer I« Ptenntg. Aniriorn werden nach Mnldmarl, berechne«. die einivaliiar mm breiie Pia., Kr auswSrls ««« Psg. Fainilienan,eigen und Sieilc Anzeigen-Preise: Zaba.7,g 1«ig"^'g'^-rb°Vb L P'sg.. i,Ve«.n...minei,e NediameVeslHW Pia. auk-crimlb N«Pia Offcrtengcbübr aaPia. Answ. Auilräge gegen Vorausberabia. kchrisiieiiima und Hauvigeichäsi-iiclle! Nkarieniiras,, 38 4L Druck u. Deriag von Lieoirti ck Neichardt in Dresden Poktichcck-Konio 1OS3 Dresden Nachdruck nur mii deulltcher Quellenangabe «.Dresdner Nachr.'i »ilöllla. Unveriangic Sckriiisilicke ,»erden nick« auibcwadri. Plöne zum Umsturz des Daves-Systems. Gilberts und Baruchs Vorschläge zur Generalberelnlgung des europäischen Schuldenwirrwarrs. Washington und Wattstreel einverstanden? Neuyork. ö. Jan. „Herold Tribüne" verüskentttcht rine Washingtoner Meldung, die. wie ausdrücklich unter strichen wird, den Hintergrund zu Parker Gilberts Forderung lnis Festsetzung der Neparatlonscndsummc bilde» soll Wenn dicke Meldung z u t r i f f t. so t s, t l, r c Bedeutung nicht von der Hand zu weilen. ..-Herold Tribüne" erklärt, dos, dir Information ans bestnntcrrichtctcn Wosbing. toner ScnotSkrcisen stamme. Der Washingtoner Ne. giernng sei vor einiger Zeit ein vollkommen neuer NeparationS- und Schuldenplan zugcgangcn, den der bekannte Bankier Baruch aus- gcorbcitct babe, der bet den Reparalionöverhandlungen und bei den Versailler Friedensverliandlungcn eine f«l,rc»dc Nolle spielte. Baruch habe in seinem Pia» den Versuch unter nommen, eine Verbindung zwischen der Re pa rativns- und Schul de »frage hcrzustellen, ohne das, aber die amerikanische Negierung bei der künftigen Zn- rlickcrstntlnng der inlcralliicrten Schulden gebunden sei. Vnrnchs Plan sei zwar von der Washingtoner Ne gierung zur lickgest eilt worden, aber Gilberts An regung ans ^Ixiernng der NeparatlvnSendsumme sei aus Baruchs Plan zurllckznslihrcn. Der Plan soll davon anSgehen, das, Dentschland niemals imstande sei, die im Mai 1SLI sestgeseftten Summen ansznbrtngcn. Daher müsse man versuchen, von Dentschland die Summe zn erhalte» die cd zn bezahlen Imstande sei. Deswegen solle eine definitive Summe errechnet werden. Nach der Meinung VarnchS könnten sofort deutsche VonS im Werte von 2 bis k Milliarden Dollar aus den internationalen Markt gebracht werden. Gin weiterer Vonsbetrag. der k oder IN Milliarden Dollar nicht überschreiten dürfe, sollte in Sielerve gehalten werden. GS müsse eine neue Ne- parationSkommiiiion geschaffen werden, in der ein amerikanisches Mitglied sitze. Die Anslcgnng der restlichen VonS solle zu einem Zeitpunkt erfolgen, den die nene Nc- parationskommission für richtig halte. Diese VonS würden absolut gnt kein, weil sie erste «Hnpothckcn aus Deutsch lands Industrie nnd GIscnbahncn dar- stellcn. Tic Bons könnten als GoldbonS in Dollar, Pfunden. Gulden «sw. anSgegeben werden. Frankreich solle 1.1 Mil liarden. Gngland !>»» Millionen erhalten. Daö Vlatt unter streich« ausdrücklich, das; dieser Plan bei GilbcrtS Foidernng der Festsetzung der Neparationösumme ausschlaggebend mit- gesprochen habe. Zugleich veröffentlicht das „Journal os Vvmmercc" eine Meldung, die die Angaben der „Herold Tribüne" in ge wisser Hinsicht bestätigt, obwohl der Name Narnch nicht ge nannt wirb. Präsident Co 0 lidgc. hcistt es darin, habe ent schiede», das, dicker Plan zur genauen Nebcrpriisung dem Staatsdepartement zu übermitteln sei. Das Staatsdeparte ment habe auherdcm den Auftrag erhalten, evt. politische Schritte bet den beteiligten Mächten vorzu- be reiten. Parker Gilbert habe diesen Plan bei seiner jetzigen Neisc in Washington erneut besprochen, es sei aber entschieden worden, bah enticheid-ndc Schritte erst nach den Wahlen unternommen werden sollen. Nach den sra». zö fischen Wahlen solle der Plan einer neuen Nc- parationskonserenz unterbreitet werden, an der alle interessierten Mächte teilnchmen sollen. Der neue Plan gipfelt in solgcnden Hauptpunkten: 1. Febsctznng der Rcparationssumme, die weit unter der früher festgesetzten Summe liegen soll. L. Verkauf grösserer Beträge dent'cher VonS. die vor allem Frankreich zugnte kommen sollen. S. Streichung der englischen Ansprüche gegen über Deutschland. 4. Ausgabe weiterer deutscher VonS. durch die Frankreich das notwendige Geld erhalten soll, um seine Schulde» an Amerika zn regeln. Der ganze Plan sei so gehalten, daß politische Reibungen ans ein Minimum hcrabgcdrückt würden. Gr sehe anstcrdem die Abschassnng des Transfer-Komitees vor. Washinglon -emenlierl i»le Einberufung einer Reparakionskonferenz Neuyork. S. Jan. Nach amerikanischen Blättcrmeldnngen erklärt das Staatsdepartement zu den Nachrichten über die an gebliche Einbernsnng einer internationalen ReparationS- kvnserenz: „Die amerikanische Regierung erwä-t nicht die Ein- bernsnng einer intcrngtionalen Konkerenz jetzt oder z» irgend einer anderen Zeit, die sich mit der Revision des Daweö-PlancS zn beschäftigen hätte GS besteh« seitens Amerikas auch keine andere Absicht diele Fraac zn erwägen." Das Dementi bezieht sich lediglich aus die Einberufung der inlernalivnalcn Kvnscrcnz. Paris über Kelloggs Vorschlag enttäuscht. Scharfe Kritik -er Presse. Paris, b. Jan. I» der heutige» Morgcnprcsie spiegelt sich deutlich die Enttäuschung wieder, die in Frankreich die Antwort der Vereinigten Staaten aus BriandS Vorschlag iür einen etwaigen Fricdenspakt auslöste. Nestlos bciriedlgl ist nur der „Matt»", der zu dein Schiltst kommt, dast die Negierung der Vereinigten Staate», ohne ihre Haltung gegen über dem Völkerbund zn ändern, einen grvstc» Schritt zur Annäherung an die Grvstmächte getan habe. Der offiziöse „Petit Parisicn" sieht tu dem Dokument Kellogg? den Beweis dafür, dast Amerika, ohne dem Völkerbund an- zugchörcn, sich letzt aus die srülicr von dem Präsidenten Wilson vvrgczeichnetcn Wege begeben wolle. Mit Ausnahme dieser beiden Blätter übt die heutige Presse aber mitunter recht starke Kritik und beurteilt die Aussichten eines Paktes recht pessimistisch. Die von den Vereinigte» Staate» vorgesehene Lösung, so erklärt das „I 0 » r » a l". stellt das sranzösischc Projekt ans den Kops. Wenn man annchmc, dast ein derartiger Vcrirag zwischen den Vereinigten Stauten und Dentschland znm Ablchlust käme, könnten die Vereinigten Staaten nicht mehr inter venieren. nm Frankreich Im Falle eines etwaigen französisch- dcntschcn KonsliktcS zu «nterstützen. Der „Excel iior* ist der Meinung, dast die französische Regierung weder von Rechts wegen noch cko taoto der amerikanischen Regierung ans den Weg eines derartigen mehrseitigen Paktes solgcn könne, der sich an die Stelle dcS VölkrrbundSpaktcS seste und diesen wirkungslos mache. Der rechtsstehende „GanloiS" erklärt, dast in der Antwort Amerikas Senator Vorah. der unversöhnliche Gegner Frankreichs, de« Sieg davongetragcn habe Man sehe kaum ein. wie Nriand einem ncnen Pak» z,«Kimmen könne, der alle Staaten Umsätze. die bereit» dnrch den VvlkerbnndSpak« gebunden seien. Da» linksstehende „Oeuvre* stell« fest, dast der Vries Kellogg» die französische Initiative in eine amerikanische »er fälsche. Die Vereinigten Staaten näherten sich keineswegs dem Völkerbund, sondern der Völkerbund lause Gefahr, sich ver dräng« ,« sehen. Das sozialistische „P c u p l c* spricht non der Ironie, die Formel „ewiger Frieden" ani die amerikanischen Vorschläge anivcnden zn wolle». Gin rein ironzösisch-aincrikanischer Pakt hätte im Grunde nicht viel dedentct, aber ein Pakt, wie ihn Washington vorschlage, sei zugleich n 11 b r a » ch b a r, illusorisch und gefährlich. DaS sozialistische Hanot- organ, der „P v p u i a i r e" schlickt seinen Kommentar mit einer Mahnung an Amerika, zuerst bei Nikaragua zn bealnnen. wenn eS den Krieg in Acht und Vann tu» wolle. Nndernsalls könne man seine Vorschläge nicht ernst nehmen. In dieselbe Kerbe haut dir kommunistische „H u m a >1 i t s". die in dem Paktplan den Mangel an Vertrauen sieht, den den Grost- mäci'ten die Genfer ,s»sitt»tto»c» einslöste. Der „Dem ps" ist weniger kritisch und meint, dast cs sich bei dem Paktvorschlag nur darum handelt, eine» schon seicr- lich proklamierten Grundsatz neuerlich zn bestätigen, dem dies mal auch die Vereinigten Staaten bcipslichtcn würden. Ander- seits könnte ei» derartiges mehrseitiges Abkommen nur dann seine Wirkung auSübc», wen» alle Mächte nitterzeichncl haben und dadurch gebunden sc!» werden. Selbstverständlich werde kein Mitglicdstaai des Völkerbundes einwilligcn können, einen derartigen mehrseitigen Pak« zn nnterzeichncn, anstcr unter dem Vorbehalt aller seiner internationalen Verpflichtungen «nd im Nahmen dessen, wie dieses Abkommen sich tatsächlich mit allen Bestimmungen des VölkcrbundöstatntS in Einklang brinacn lästt. Das „Journal deSDsbatS" sagi zur vvrgcschlagcnen Verfemung des Krieges: Di^s Tatsache dast der amerikanische Senat sich immer das Recht Vorbehalte über Kriea und Frie den zu entscheiden, gibt der Unterschrift der Vereinigten Staaten nur einen relativen Wert. Aber trotzdem ist eS nicht gleichgültig, daß diese unter einem Vertrag stehe. England -nrch Amerika unterrichtet. London, S Jan. DaS Rentersche Nüro erfährt, dast die amerikanische Regierung Grostbritaunien über den In halt der an Frankreich gerichteten amerikanischen Rote unter, richtet hat. GS wird als änstcrst interessant angesehen dast die amerikanische Negierung sich einer Bewegung anschlost die seit langem einen Teil der britischen Politik bildet Es wird daraus hlngciviescn. dast die Frage zwischen de» Vcrclniglen Staaten und Frankreich zur Erörterung stellt. Grostbritaunien ist nur unterrichte« und »Ich« nm sein« Ansicht ersucht worden. Anscheinend ist es die Absicht der amerikanische» Negierung, die Reichweite der Noot-SchtedSverträge zu vergröbern, ganz abgesehen von diesen letzten Vvrschlägrn. Um den Keereshaushalk. Wen» jetzt der Reichshaiishatt für 102» zur Beratung vor den Reichstag kommt, dann beginnt für die Parlamcn» tarier die schöne Zeit, wo sie ihre während des Jahres oft recht ungezügelte Ausgabefreudigkctl vergessen dürfen und dafür mit der mehr zcitgemästc» Mahnung zur Sparsamkeit den Forderungen der Negierung zu Leibe rücke». Nun «st aber der diesjährige Etat bekanntlich schon vom Reichst inanz- minister an allen Ecken und Enden stark zugcschnillcn, und zudem sind die meisten Ausgabe», vor allein die Nieiensummen für direkte und Indirekte Kriegslasten, zwangslänsjg gebun den. Io dast für weitere Einsparungen in gröberem Umsang kaum noch Möglichkeiten bestehen. Wenigstens gilt das für die Regierungsparteien, die für die Abwicklung detz Finanz- planes verantwortlich sind. Dagegen gehört es zu den Ge wohnheiten der Opposition, dast sie auch bei dieser Gelegenheit die Rücksicht aus die Ltaatsnvtivcndigkciten in den Wind schlägt und mit ihrer Etaiskrilik srisch-sröblichc Wahlagitation verbindet. So zerrupft sie schon seit Wochen die wieder ein mal durch Indiskretionen bckanntgewvrdcncn Einzelheiten des Hccrcshaushaltes mit der Absicht, hier im Plenum Ab striche gröberen Stils durchzusetzen. Tie vvn der prenstüchcn Negierung erwirkte Ablehnung der ersten Banrnle für den Panzerkreuzer ä Im Ncichsrat war nur der Auftakt zu viel nmsasienderen Plänen, die in ihrer Gesamtheit daraus hinaus, laufen, die Kampfkraft unserer kleinen Wehrmacht noch weiter zn schwächen und sie sogar unter das im Versailler Vertrag zngcstandene Mast heradzudrücken. Die Methode, mit der dabei vvrgcgangen wird, um Heer und Marine vor der Ocsfentllchkeit zu verdächtigen, ist die alte, schon so oft wider- legte, geblieben. Zunächst wird allgemein über übertriebene Forderungen und Unklarheit ihrer Begründung geschimpft, und dann wird durch schiefe Vergleiche mit früheren, ins besondere mit Fricdensctats. der Anschein erweckt, dast in unserem Heere entweder eine ungeheure Mistwirlichaft herrschen müsse, oder dast eben die geforderten Mittel für andere Zwecke als die angegebenen bestimmt icien. Zwischen den Zeile» versteht sich, dast es irgendwelche unstatthaften nnd immer republikscindlichen Machenschaften sind, für die die Stcuergclder in Gestlers Reich verpulvert werden. Nun wird eben in Hinsicht ans den tatsächlichen Zwang zur äusterstcn Sparsamkeit, den uns die Lage der Ncichssjnaii. zen auserlegt, niemand der Opposition das Recht zur Kritik abstrciten. Es ist nicht gesagt, dast der Wchrelat ei» Bliimlein Nühr-mlch-nichl-an sein soll, das der ParlamcntskonlroNc ent- zogen wäre. Aber gerade aus diesem Gebiete ist strengste Sachlichkeit geboten, damit das Heer nicht wieder durch un- ehrlich gemeinte Angriffe zum Spiclball der Parleilcidcnschaf. len gemacht wird. Darum mutz ganz objektiv, ohne iedc Vor eingenommenheit, die Frage geprüft werden: Wie steht es um die Ausgabe», die dem deutschen Volke für die ihm vvr- geschricbenc Wehrmacht vvn den veraittworllichc» Stellen norgcschlagcn werden? Wenn man die Geiamlhöhc des Vor anschlags mit der des vorjährigen vergleich«, io erlebt man gleich eine angenehme Ucberraschung. Denn obwohl die neue Bcsoidungsvrdnuiig für Heer und Marine eine Mehrausgabe von 2-t Millionen erfordert, bleibt der Geiamtbctrag von 689.8 Millionen um eine halbe Million hinter dem von 1927 1690.8 Millionen» zurück. Ein Beweis, dast der Rcichswehr- minister bemüh« war. schon vvn sich and alle cinigcrmastcn tragbaren Einsparungen zu machen. Der Hauptteidlragcnde war dabei die Marine, aber auch daö Heer mutzte lehr schmerz lich empfundene Abstriche am Kriegsgerät im engeren Sinne, d h. Waffe» und Munition. Gasschutz-, Pionier- und Nach- richtengerät. In Kauf nehmen, um seinerseits der allgemeinen Finanzlage sein Opfer zu bringen. Weitere Ersparnisse sollen gemacht werden beint Ankauf von Pferden «wieder einmal auf Kosten der Landwlrttchasti und bei den Geicchts. und Ge- laiidcschiestübuilgcn. Man kann sich vorstellen, dast die Heeres leitung diese» Abstrichen nur sehr schweren Herzens zu gestimmt hat, da sie doch unmittelbar die Kricgstüchttgkcit des Heeres «reisen. Demgegenüber sind die vorgeichlagcnen A u S- gabcer höh ungen nach Menge nnd Höhe der einzelnen Summen sehr gering: sic betressen, abgesehen von den Aus wirkungen der Besvldungsresorm. hauptsächlich die Heizung, Beleuchtung und Reinigung der Unterkünste, den Ausbau des bürgerlichen Unterrichts für die Soldaten. Lohnerhöhungen der Bekleidungsarbeiter, den Ausbau der Fernsprcch. „nd Funkanlagen und des KraflfahrwcicnS. Die meisten dieser Ncuausgaben in der Gcsamlhöhe von S.SI Millionen sollen also den einzelnen Nclchsivehrangchörigen direkt zugute kommen. Bemerkenswert ist ferner dast die austerordentUchen Ausgaben vollständig verschwunden sind. Nachdem der Hanpttrick der Linken in ihrem Kamps gegen de» Wchrelat In rahe» Vergleichen mit den Bedürfnisse» des alten Heeres besteht wobei, oberflächlich gcictzen. die Reichs» wehr recht schlecht abschneidct ist eö notwendig, auch diese Gegenüberstellung In die richtige Beleuchtung zu rücken. Wenn man dazu. ivaS gern- übersehen wird, dir heutige Kauf-