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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ckios 18S7 Sonnabend, den 8 Mai «rschetut »tt »»«nah— Xr Sonn ul Keßia,« tä«lt<h *Xnd4 und 4» dnrch all, Peftaa-alten »u d«zt«b«n. Prei« für da« Vierteljahr lbaler. Insertion»»Gebühren für den Raum »lner gesvalteneu Zeile 1 NeugrafLen. Amtlicher Thrtl. Bekanntmachung des Ministeriums d.S Innern, vie Zulassung innrnbemerkter ausländischer Verficher- «n-«anstalten zu« (Se schäft«betriebe im Löuigreiche Dachsen betreffend. 2n Gemäßheit §. 6 der Verordnung über den Geschäfts- bttrieb ausläntzischer Versicherungsanstalten im Königreiche Sachsen vom IS. September 1856 wird von dem Mini sterium de« Innern fernerweit andurch bekannt gemacht, daß vachbenaante au«ländische B«*sicherungSanstalt,n den Vor schriften in §. 2 bi« 4 dieser Verordnung Genüge geleistet haben und daß in«brsondere Leipzig 1) von der Hagelschäden-Versichrrungsgeftltschast Lerer in Madeburg, 2) von der Magdeburger Vieh-Versicherungsgesellschaft zu Magdeburg, 3) von der K. K. privil. ersten österreichischen Versicherungs- Gesellschaft in Wien zum Sitz ihrer Anstalt für das Königreich Sachsen gewählt worden ist. Nächstdem hat die Neue Berliner Hagel-Assecuranz-Gesellschaft anstatt Leipzig (vergleiche die Bekanntmachung de« Mini sterium« de« Innern vom 16. April 1857) . Dresden zu ihrem Sitze für da« Königreich Sachsen gewählt. Ferner hat die Leben«- und Pensions-BersicherungS-Gesellschast „äaou," in Hamburg dep Vorschriften der Verordnung vom 16. September 1856 zwar genügt, jedoch einen Sitz für Sachsen au« dem Grunde nicht gewählt, weil diese Gesellschaft nach ß. 33 Theil II. ihrer Statuten bei etwaigen Differenzen zwischen ihr und einem Versicherten oder dem Inhaber der Police ohnehin in jedem einzelntn Falle durch denjenigen Agenten, durch den die Versicherung vermittelt worden ist, Recht nimmt. Dre«den, den 5. Mai 1857. Artzr von Beust. Demuth. ———<— Dresden, 36. April. Mit allerhöchster Genehmigung ist der auf dem Rittergut« Srdmannsdorf al« Kammerjungfer in Conditio» stehenden Christiane Louise Ratz sch au« Klein kagen bei Meißen, für di« von ihr am 8. OcMber vorigen Jahre«, mit muthiger Entschlossenheit und eigener Lebens gefahr, bewerkstelligte Errettung eine« in dem dortigen Mühl graben verunglückt gewesenen fünfjährigen Knaben« vom Tode de« Ertrinken«, nachdem solche vorher von Christanen Eleonoren verehrt. Groschopp aus Erdmannsdorf mit großer Anstrengung, aber vergeblich, versucht worden war, die Lebens rettungsmedaille in Silber, mit der Erlaubniß dieselbe tragen zu dürfen, verliehen worden. Nichtamtlicher Lheil. Ntbersichl Lages-eschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Vom königlichen Hofe. Inhalt d«S neuesten Gesetzblattes. — Wien. Näheres über den Einzug der kaiserlichen Majestäten in Pesth Ofen. Die Krage wegen Sistirung neuer Actien-Emissionen entschieden. Der Erlaß gegen die ZSraeliten in Saaz Inhibirt. Neue Begnadigungen. — Prag: Vermehrung der Eisenbahnfahrten — Berlin: Die Berathung des Gewerbesteuer«»^,« im Herrenhaus«. Der erwartete Besuch des Prinzen Napoleon. — Mün chen: Die Berathung de« Strafgesetzbuchs. — Bremen. Bürgermeister Smidt -j-. — Paris: Großfürst Konstantin wird auch England besuchen. Gedächtnisfeier für Napoleon I. Der Supplementarcredit des Ministeriums deS Innern. Die Instructionen deS Baron« GrsL. Die Revue auf dem Mar-felde. — London. VeränAungen in der Be setzung der Ministerstellen. Ein Theit^der China-Flotte abgesegekt. Bttheiligung der Ostindlsqffn Compagnie am chinesischen Kriege- Erwartete Parlamentsvorlagen. — St- Petersburg: Dampfschiffe auf dem Wege nach Odessa. Reisepässe für Leibeigene genehmigt. Der Ver trag mit Japan. — Von der montenegrinischen Grenze: Verhaftungen. » Local- und Provtnztalaugele-enöettev Dresden: Die communliche Armenpflege im Jahre 1856. Unglücks fälle. — Leipzig: Gemeinnützige Vermächtnisse. — Gro ßenhain: Maßregeln gegen Restanten. Die Bewegung des Personalstand»« in den Straf anstalten pro März d. I. - — - - - —- Tagessteschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 7. Mai. Prinz Napoleon ist beute Morgen 8 Uhr nuch Berlin abgereist. Gene ral Salle-, Oberst Bertrand, Commandant Pisadi und Capitän Waldner begleiten denfNben 06 Rom, 4. Mai. De. Heiligkeit der Papst. hat heute Morgen die Neise nach Loretto ange treten. London, Donnerstag, 7. Mai. Heute bat die feierliche Eröffnung des Parlaments stattgefuuden. Die im Namen Ihrer Maj. der Königin vorgetragenr Thronrede bezeichnet die allgemeinen Zustände Europas al- solche, welche dem Vertrauen auf die Erhaltung deS Friedens Raum geben. Die Hauptbedingungen deS Pariser Friedensvertrags seien erfüllt; was noch rückständig sei, werde hoffentlich auch bald erledigt werden. Die uenenburAer rlngelzHvchüt näbere sich ihrer Lösung, welche, wie 'zu erwärm stehe, für beide Theile gleich ehrenhaft und gleich befriedigend aus fallen werde. Wegen der Verhältnisse in Central- amerika, namentlich Honduras, seien Unterhandlungen mit dem Cabinet zu Washington im Gange; ein Friede mit Persien sei unterzerchnet und dessen Ra tification werde erwartet. — Die Königin bedauert den zu Kanton ausgebrochenen Kampf mit China, gedenkt der Absendung eines außerordentlichen Bot- schafters in der Person Lord Elgins und erklärt, daß die Flottenabsendung nur für den Fall des Schei terns der Unterhandlungen erfolgt sei. Ferner ge denkt die Thronrede des Abschlusses des Sundzoll- Vertrags. — Gesetzentwürfe werden augekündigt für Verbesserung des Testaments-, Herraths - und Bürg- schaftswesrnS. — Die Königin wünscht dem Lande Glück zu der steigenden allgemeinen Wohlfahrt. — Bon bevorstehenden politischen Reformen enthalt die Thronrede keine Andeutung. Zn der heutigen Abendsihuug deS Unterhauses fand die nur unbedeutende Adreßdebatte statt. Lord Palmerston sagte eine Reformbill für die nächste Session zu. In beiden Häuser« wurde die Adresse ohne Abstimmung angenommen. Ihre Majestät ist heute nach OSborne abgereist Kopenhagen, Donnerstag, 7. Mai, Abends. Im gestrigen Staatöratbe zu Frederiksborg ist in Betreff deS Ministerium- Nichts entschieden worden. Der Eonferenzrath Heinzelmann bleibt noch einige Tage hier, doch weiß man nicht, ob er ein Portefeuille übernehmen wird. Dresden, 8. Mai. Ihre königlichen Hoheiten der Kron prinz und die Kronprinzessin haben heute Nachmittag dl» Ausstellung de« sächsischen Pestalozziverein« auf der Brühl'schen Terrasse mit Höchstihrem Besuche beehrt. Dresden, 8. Mai. Vom Gesetz- und Verordnungsblatt für da« Königreich Sachsen ist das 4. Stück vom Jahre 1857 auSgegeben worden. Dasselbe enthält: Nr. 23) Bekannt machung des Finanzministerium«, die Uebrrwachung der Beob achtung der bezüglich der Postportobefreiungen erlassenen Be stimmungen betreffend, vom 5. März d. I. (der Stempel- siscal ist mit dem gedachten Geschäfte beauftragt worden); Nr. 24) Verordnung der Ministerien des Innern und des CultuS und öffentlichen Unterricht«, die Erlassung eines Re gulativ« über die Prüfung der Turnlehrer betreffend, vom 14. März d. I.; Nr. 25) Bekanntmachung des Justiz ministeriums zur Erläuterung der Verordnung vom 26. Sep tember i 856, den Geschäftsverkehr mit den k. k. österreichischen Gerichten betreffend, vom 14. März; Nr. 26) Verordnung de- Finanzministerium«, den theilweisen Wegfall der Zuschläge zu den direkten Steuern auf da« Jahr 1857 betreffend, vom 26. März d. I. (abgedruckl in Nr. 75 de« „Dresdner Journals"); Nr. 27> Decret d,S Ministeriums de« Innern wegen Bestätigung der Statuten der Aktiengesellschaft für die Thode'sche Papierfabrik zu Hainsberg, vom 28 März d. I.; Nr- 28) allerhöchste Verordnung zu Publikation d,S übn den Schutz dramatischer und musikalischer Werke gegen un befugte Ausführung unterm 12. März d. I. gefaßten Bundes beschlusses, vom 31. März d. I.; Nr. 29) Verordnung des Ministeriums deS Innern, das Verbot de« Gebrauchs der Dampfpfeifen bei stehenden Maschinen zu Signalen betreffend, vom I I. April d. I. (abgedruckl in Nr. 86 deS f„DreSdner Journals"); Nr. 30) all erh öch steDerordn ung, die Veran staltung von Landtag-Wahlen betreffend, vom 11. April d. I. („bgedci^tl in Nr. ^8 de«^L<eSd^er Avri»alS")j Nr. 34)f Decret d«S Ministeriums deS Innern wegen Bestätigung vier Statuten de- Karcha-Dresdner Braunkohlenverein-, vom 11. April d. I.; Nr. 32) Verordnung der Ministerien de- In nern und der Finanzen, den Wegfall der grundherrlichen Befugniß deS StaatSfiScuS zur Ertheiiung von HauSbau- concessionen innerhalb deS GerichtSbezirks der vormaligen Justizämter, so wie der Kammergütcr betreffend, vom 14. April d. I.; Nr. 33) Verordnung des Ministeriums deS Innern, daS Verfahren mit Thieren, welche an einer ansteckenden Krankheit leiden oder deren verdächtig sind, betreffend, vom 14. April d. I.; Nr. 34) Bekanntmachung des Finanzmini steriums, die Eröffnung der TelegraphenvereinSstationen Bad Elster, Schneeberg und Großenhain, ingleichen der BetriebS- t/legraphenstationen Meerana und Schwarzenberg für die all gemeine telegraphische Correspondenz, so wie die Beschrän kung des Tagesdienste- bei der Vereinsstation Meißen be treffend, vom 29. April d. I. (abgedruckt in Nr. 100 de« „Dresdner Journal«"); Nr. 35) Verordnung de« Mini sterium« des Innern, die Bestellung von Commissaren zur Leitung von Landtag-Wahlen betreffend, vom 29. April d. I. (abgedruckt in Nr. 101 de« „Dresdner Journal-"). ÄLicn, 6. Mai. Ueber den Einzug der kaiserlichen Majestäten in Pesth-Ofen entnehmen wir der „Pesth- Ofener Zeitung" vom 5. Mai noch Folgend,-: Nachdem Feuilleton. Ralph Walds Emerson Bon H Srimm. (Fortsetzung aus Rr. W4.) Wir jeder Ritter ehemals seine Devise hatte, so trägt jeder edle Mensch auch heute noch Da« in sich, dem rr sein Leben geweiht hat; es läßt sich zuletzt mit wenigen Worten sagen. Emerson'S höchste Lehre ist die, daß nur von Denen Große- gewirkt werden könne, deren Herz von Liebe zur Menschheit er füllt sei. DaS kehrt immer wieder bei ihm, rr weiß es stet- neu zu sagen und überall den Weg dahin zu finden. Es ist eine Lehre, deren jede» Land bedürftig ist, zumeist aber wohl Amerika, das, gleichsam bastrt auf die rücksichtslose Energie des Einzelnen, Emerson'« Gedanken alle auf diesen einen Punkt lenken mußte. Darin scheint mir diese« Manne- weltgeschichtlich« Stellung zu bestehen, daß er, im Anschluß an Channing und Parker, den Kampf gegen den gewaltigen Strom de« berechneten Egoi«muS aufnahm, der Amerika und von da au« die ganz« Welt über- fluchet. Stet« aber, die« darf nie vergessen werden, redet er als Amerikaner zu seiner Ration, und BieleS, da« wahr und schön ist, müßte für un« ganz ander« gesagt werden, um unsrer D«nk- weise so zu erscheinen und unfern Verhältnissen gerecht zu werden. Welche« die chronologische Folg« sein«r Werke ist, weiß ich nicht. Ich nenne zuerst da« Buch, dem dir beiden von mir über setzten Aufsätz« entnommen find. E« führt den Titel: »Kepre- ^otntie« wen, «veo iecture» K. W Lwersoo". Da« Wort rexrexotntiee ist kau« einer Urbersetzung fähig, da e« ganz auf englischen und amerikanischen Nationalbegriffen beruht. Man denke sich eine zufällig zusammengelaufene Masse Engländer oder Amerikaner, ohne weitere Verabredung werden fie fich in bestimmter Weise organifiren, sie werden, wo e« fich um eine Streitigkeit handelt, eine Jury, wo eine Ansiedelung versucht werden soll, ihre Vertreter wählen und einen Staat Herstellen. Wo überhaupt Menschen find, da bilden fie einen Wal l- körper, auS Vielen geht Einer hervor, der die Andern repräsen- titt, und so, indem Emerson daS ganze geistige Leben der Zeit inS Auge faßt, indem er eS in sich in verschiedene Strömungen zertheilen sieht, stellt er die Männer hin, deren Jeder eins dieser Königreiche beherrscht, stärker als alle Andern in seinem Leben ihr Leben-begreift und gleichsam zum UrtypuS eines geistigen Staate- wird, der ihm nachfolgt. Emerson hat nach diesen Grundsätzen sechs Männer aufge. stellt, die er große Männer nennt und deren Thätigkeit er be spricht. Plato ist der Erste, der Philosoph, Swedenborg oder der Mystiker folgt auf ihn: Montaigne der Skeptiker auf diesen; dann Shakespeare der Dichter, Napoleon der Weltmann, tlle man ok tüe rvorlci, endlich Goethe der Schriftsteller. DaS ganze geistige Dasein der Welt steht da wie »In ungeheurer Palast, zu dem sich« Thore führen, jedes von einem dieser Männer gehütet. Wer eiutreten will, muß stch einem von diesen unterordnen. Sie selber stehen auf gleicher Höhe. WaS e« aber bedeute, so den Schatz deS Geiste« gleichsam unter die Hut jener Männer gestellt zu haben, ohne dir er nicht zu berühren ist, darüber spricht fich Emerson in dem ersten Kapitel au«, das die Ueberschrift os zzr«t rosa" führt. „Es ist natürlich, an große Räna«r zu glauben, beginnt e«. Die Natur scheint da zu sein für Den, der hervorragt. Die Welt wird aufrecht erhalten durch die wahrhaftige Rede tüchtiger Männer. Sie machen die Welt gesund. Die, welche mit ihnen lebten, sande» daS Leben schön und voller Nahrung. DaS Leben ist süß und erträglich allein im Glauben an solche Gemeinschaft, und wie wir leben, sei eS in der Idee oder in der Wirklichkeit, wir leben zusammen mit Denen, die größer sind als wir. Wir nennen unsre Kinder und unsre Länder nach ihren Namen. Ihre Namen werden zu einem Theile der Sprache. Ihre Werke und Bilrer schmücken unsre Wände und jedes Erlebniß de« Tages erinnert unS an einen Ausspruch auS ihrem Munde oder eine ihrer Thaten. Dem Großen nachzuqehen, ist der Traum unsrer Jugend, es ist die ernsteste Beschäftigung des männlichen Alter«. Wir machen Reisen, um seine Werke zu finden oder, wenn e« möglich ist, einen Blick von ihnen zu erhaschen — ich übersetze nicht weiter; aber wer diese Sätze lesen will, wie fie fich folgen, wird die Begeisterung empfinden, die auS ihnen hervorbricht; den Ernst, mit dem Emerson stciS da« rechte Wort, niemal« da brillante zu erfassen sucht , dem kann die eigne Größe deS Männe nicht verborgen bleiben, bestände diese auch nur darin, voll von edler Liebe zur Menschheit, die Verherrl chnng de- Wahren und Großen zur Aufgabe seine- Leben- gemacht zu haben. In seinem „Essays" zeigt fich sein Charakter am vollsten, ja fast in überströmender Kraft. Der erste derselben, „Nature" überschrieben, war die Schrift, welche anfangs die allgemeine Aufmerksamkeit auf Emerson lenkte. Er ist jetzt der erste der amerikanischen Autoren. Seine Schriften beschränken sich auf wenige Bände. Außer dem genannten gab rr noch zwei Bände „Essay«" hrrau«, in einem vierten Bande werden gewöhnlich