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Mulm I M TmMIiüI und Der Abonnementspreis beträgt Vierteljahr- on!in m er Amem er L',S?L ÄL?^ L Beitrag- find erwunsch IH v Stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. - . „7^„^nfürdi° nächster- Inserate pro Zeile 10 Pf, unter des vorhergehenden Tages. —— ' Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Mittwoch, den 2. Marz 1881 5« die die möchte noch als Hauptmann und seine Compagnie dem Kaiser vor- von Sachsen empfing, wie nach wird, am Sonnabend den Fürsten im ein und Compagniechef stellen. Der König träglich bekannt Bismarck. die Kaiserin, die fürstlichen Gäste, die Mitglieder des Königshauses, die Botschafter, die Feldmarschälle, Generale, Minister, die Mitglieder des Bundesraths und die Präsidenten des Reichstags und der beiden Häuser des Landtags theilnahmen. Es waren gegen 400 Gedecke. Unter dem Thronhimmel saßen die Kaiserin und die Königin von Sachsen, neben letz terer der Kaiser, neben der Kaiserin der König von Sachsen, ihnen gegenüber saßen die Neuvermählten, neben dem Prinzen Wilhelm die Kronprinzessin und der Prinz Christian von Holstein, neben der Prin zessin Wilhelm der Kronprinz und die Herzogin- Wittwe von Holstein, an die fürstlichen Gäste schloffen sich an der Haupttafel der italienische, der englische, der französische, der österreichische und der russische Botschafter an. von Sachsen (welche in Grün erschien), sowie Herzogin zu Schleswig-Holstein, König Albert Kaiserin. Am 28. Februar nachmittags 4'/r Uhr fand Weißen Saale des Königsschloffes in Berlin großes Galadiner statt, woran der Kaiser "Waldenburg, 1. März 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Am 28. d. vormittags fand in Berlin nach alter Sitte der Kirchgang des neuvermählten Paa res statt. Die Feier (in der Schloßkapelle) trug einen durchaus familiären Charakter, nur die Ver wandten der Neuvermählten und die fürstlichen Gäste, sowie die Hofstaaten und militärischen Gefolge nah men daran Theil. Der Kaiser führte die Königin provisorischen Vertheilung des Ueberschuffes der Zölle und der Tabakssteuer fallen auf Preußen 13,347,422 Mark, auf Sachsen 1,431,362 Mark, auf Hamburg 201,498 Mark. Nach 8 v des Gesetzes vom 15. Juli 1879 verbleibt die Einnahme bis zur Höhe von jährlich 130,000,000 Mark der Reichskaffe. Wenn man die Einnahmen an Zöllen und Ver brauchssteuern vom 1. April 1880 bis zum Schluß des Monat Januar 1881 in Betracht zieht, so er hielt man die Summe von 286,194,424 Mark, was bei einer Vergleichung mit demselben Zeitraum des Vorjahres ein Plus von 42,351,486 Mark für das Jahr 1880/81 aufweist. Dem Reichstage ist unterm 21. Februar von dem Herrn Reichskanzler der Bericht über die Thätigkeit des Reichscommiffars für das Auswanderungs wesen während des Jahres 1880 vorgelegt worden. Einleitend wird darauf hingewiesen, daß die Aus wanderung über Hamburg, Bremen und Stettin während des verflossenen Jahres in einem so hohen Grade zugenommen hat, daß die Zahl der beför derten Auswanderer sich fast auf das Dreifache der im^Jahre 1878 beförderten belief und nur durch die im Jahre 1872 beförderte Anzahl erreicht und übertroffen ist. Ueber die Ursache dieser Erschei nung heißt es: „Die Ursachen einer so ungewöhn lich starken Auswanderung, besonders nach Nord amerika, dürfen zunächst in den gebesserten amerika nischen Verhältnissen und darin zu finden sein, daß namentlich dem Landmanne dort die Möglichkeit geboten ist, bei ausdauerndem Fleiße in verhältniß- mäßig kurzer Zeit eigenen Besitz zu erwerben, zur Selbstständigkeit und zu einer gewissen Wohlhaben heit zu gelangen." Oesterreich. Im österreichischen Reichsrathe ist es wieder ein mal recht aufgeregt zugegangen. Professor Süß hielt eine Rede gegen die Herabsetzung der 8jähri- gen Schulzeit auf 6 Jahre und griff dabei die Re gierung in schonungsloser Weise an. Der Redner empfand ein Gefühl tiefster Beschämung, daß der Unterrichtsminister (Baron Conrad) ein Mann, der berufen wäre, Millionen in der Vertheidigung guten Schulwesens voranzuschreiten, nur Worte der Be schwichtigung habe. Wie lange ist es her, daß man nach den furchtbaren Schlägen, die unsere Armee erlitten, überall im Lande den Ruf erhob: Wir müssen die Volksbildung heben! Was damals als heiligste Pflicht des Volksvertreters angesehen wurde, bezeichnet man heute als leeren Doctrinarismus. Auch für uns ist die Religion ein nothwendiger Bestandtheil der Jugendbildung. Für uns ist die Religion eine Trösterin, für Sie (zur Rechten) ein Schlagwort in Wählerversammlungen (stürmischer Beifall links, wiederholte Ohorufe rechts. Große Unruhe. Der Präsident läutet.) Die Deutschen stehen mitten in dem gewaltigen Kampf der Geister, der unser Jahrhundert mit seinem Glanze erfüllt: in dem Kampf um die Befreiung der Geister. Und diesen Kampf sind wir jeden Augenblick zu kämpfen bereit. (Beifallsturm links.) Die liberalen Ideen dringen überall ein und drängen die Gegner mehr und mehr ins Gebirge zurück (Rufe links: Sehr gut! Heiterkeit), welche sonach mit größerem Rechte „montan" als „ultramontan" genannt werden können. (Große Heiterkeit.) Beurtheilen Sie nicht diese Frage nach der Bevölkerung auf den Bergen des Pinzgaus, beurtheilen Sie dieselbe mit einem Blick auf die reichen Thäler Sachsens, auf die Schweiz, und fragen Sie dort, ob ein Einziger die Abkürzung der Schulpflicht verlangt. Wo immer Sie ein blühendes Staatswesen finden, werden Sie vergeb lich Jemanden suchen, der nach Ihren Principien Die Bundesrathsausschüsse haben das Unfall versicherungsgesetz nach den Beschlüssen des Aus schusses des Volkswirthschaftsrathes angenommen. Auf Grund der von den Directiv-Behörden einge sandten Einnahme-Uebersichten ist eine vorläufige Feststellung der Zölle und Verbrauchssteuern, welche die zum Zollgebiete des Deutschen Reiches gehörigen Staates für das 1. bis 3. Quartal desEtats- jahres 1880/81 an die Reichskasse abzuführen haben, erfolgt. Nach dieser wurde vereinnahmt 227,557,058 Mark, auf Sachsen 15,336,362 Mark. An Zöllen wurden aufgebracht 115,836,020 Mark. Nach der Mithin ist der Abgang durch die Auswanderungein verschwindend kleiner, der nicht in die Wagschals fällt Nur würde es zu wünschen sein, daß diese Auswanderung nicht ausschließlich nach Nordamerika ginge, sondern sich mehr nach Südamerika, nament lich Südbrasilien, Argentinien, Uruguay, Chile und nach Centralamerika richtete. Das Vorurtheil, welches man früher gegen diese Länder hegte, soll sich als unbegründet erweisen. Die Deutschen kommen dort sehr gut fort und ihre Colonien sind im blühenden Zustande. Auch in dem Centralverein für Handels geographie werden die Länder als besonders geeignet für deutsche Einwanderung empfohlen. Ganz be sonders aber würden diese Länder dadurch mehr wie Nordamerika für den Absatz deutscher Jndustrie- producte gewonnen. Wie können daher nur empfehlen, die Uebersiedelung der Deutschen in diese Länder ins Auge zu fassen und dieselbe möglichst zu organisiren. Die Ernennung des Prinzen Wilhelm zum Major ist auf den Wunsch des Prinzen noch unter blieben. Er "Waldenburg, 1. März 1881. Die Auswanderung. Zu den vielen unbewiesenen Verläumdungen un Verdrehungen der fortschrittlichen und Manchester, lichen Presse gehört es, die Zollreform sür die Auo- Wanderung verantwortlich zu machen. -.na. Nach den Deductionen des Manchesterthums müß- ten die Vereinigten Staaten Nordamertt^ dem Zollschutz huldigen, dem wirtschaftlichen Unt^ gang entgegengehen. Nun aber ist bekanntlich das Gegentheil der Fall. Gerade m Folge des Zoll- schutzes, der nahezu an Prohibitivzoll streift, erfreuen sich Landwirthschaft und Industrie dort schon seit Jahren eines enormen Aufschwunges und erhält sich in Folge dessen der Arbeitslohn auf einer angemes senen Höhe. Aber diese Thatsachen, welche dem Manchesterthum nicht conveniren, werden einfach tobt geschwiegen, oder abgeleugnet. Dagegen beharrt das Manchesterthum dabei, daß der Zollschutz die Leute aus Deutschland hinaus treibe, daß die In dustrie herabgehe, die Arbeitslöhne sich vermindern, Handel und Verkehr zu Grunde gehen, obwohl die Hebung der Industrie schon jetzt eine unbezweifelte Thatsache ist. Allerdings kann ein herabgewirthschaftetes Gut nicht so schnell wieder gehoben werden, die Aera Camphausen-Delbrück hat zu lange gedauert und eine zu große Verwüstung angerichtet, so daß sich Ge werbe und Industrie nicht so schnell erholen können, während gerade in Nordamerika durch den conse- quenten Schutzzoll die wirthschaftlichen Verhält nisse für die deutschen Arbeiter sehr verlockend sind, weil Deutschland immer noch an den Nachwehen der Manchesterwirthschaft zu leiden hat. Außerdem muß man aber noch hinzufügen, daß gerade die fortschrittlichen Blätter durch ihren Pes simismus dazu beitragen, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu nähren und dadurch die Auswan derung zu fördern. Sie wirken geradeso, als ob sie bezahlte Agenten wären und im Dienste der Ver einigten Staaten ständen, wie sie sich schon oft ge nug in der Zollfrage zum Anwalt des -Auslandes gemacht haben. Auch isi es constatirt, daß von Eisenbahn- und Bauspeculationsgesellschasten in Nordamerika große Anstrengungen gemacht werden, um die Auswanderung dahin zu beleben. Nicht weniger als vier Millionen Dollars sollen im vori gen Jahre für Preß- und Agitationszwecke in Eu ropa aukgegeben sein und zwar nicht ohne Erfolg, denn nicht weniger als 405,000 Personen sind in dem abgelaufenen Jahre aus Europa nach den Ver einigten Staaten ausgewandert, welche nach einem Bericht des statistischen Bureaus in Newyork 140 Millionen Mark Capital mit sich geführt haben sollen. Auch wird ferner bestätigt, daß sehr viele Deutsche in Nordamerika ihren Angehörigen in Deutschland Gelder senden, um die Ueberfahrt zu bestreiten, so daß die günstige wirthschaftliche Lage ln Nordamerika in sehr hohem Grade anziehend auf Europa und speciell auf Deutschland wirkt. Was übrigens die Frage der Auswanderung über haupt anbetrifft, so können wir uns nicht gegen die selbe principiell erklären und keine Repressivmaßregel dagegen vorschlagen. Sie ist ein nothwendiges Ventil für die Uebervölkerung in Deutschland. Nach den Zählungsresultaten des statistischen Bureaus be- tragl der Ueberschuß der Geburten über die Sterbe- letzten fünf Jahren circa 3 Millionen Erend dieser Zeit nur circa --50,000 Personen ausgewandert sind. Die Ge- sammtzahl der Einwohner beträgt 45,470 000 Men schen, also mehr wie 4,500 auf die Quadratmcile