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/EMM «f F F ffWsttnWßKE ^Os^OAttU MpHWWHs »H AAMV4WMW - Fernsprecher Wilsdruff N.. b Wochenbl^t fÜk WlWrE UNd ilMgLgLNd PoMchecttonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält dir amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. W«1«i^r m» ««>»«: Arttzmr 8 sch »» » e i, WU«»r»ss. ver<n,t»ortlicher Echrtsttetter: Her»«»« LSsst«, für de« Inseraieuteil: «rth«r Isch»»de, deid« t» WU,»r«A Nr. 208 Mittwoch den 6. September 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Montag den 11. September 1922 vormittags 9 Uhr wird im Rathause zu Lommatzsch öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses ab gehalten werden. Die Tagesordnung ist vom 6. September 1922 ab im Aushangkaflen der Amtshauptmannschast angeschlagen. Nr. 454 I L. Meißen, am 4 September l922. «„» Der Amlshauvtmann. Wß M haben im „Wilsdruffer Tage WEEE W^EEEÄ zweigtenmkau^ VW ^.5 besitzt, große Wirkung Meine Zettuna für eilige Leser. * Sir John Bradbury bat für die deutsch-belgischen Ver handlungen in Berlin Pläne ausgearbettet, die nach seiner Meinung eine für beide Teile annehmbare Lösung sichern. * Der Reichspräsident hat bei der Eröffnung der nieder- deutschen Woche in Bremen eine Rede gehalten. * Die Abstimmung in Obcrschlesicn über die Autonomiefragt ergab eine große Mehrheit für das Verbleiben der Provinz im preußischen Staate. * Außer den Eisenbahntarifen sollen auch die Postgebühren abermals eine starke Erhöhung erfahren. * Der Oberhof- und Domprediger Dr. von Dryandcr ist in Berlin im 80- Lebensjahre gestorben. * Die Griechen treffen Anstalten, nun nach ihrer schweren Niederlage iüre Truppen aan» aus Kleinasien mrückzufleben. Die Not der Zeit. Der Sommer geht zu Ende, und die Frage, wie es im kommenden Winter werden soll mit der Ernährung des Vclkes, mit oer Erwärmung der Wohnungen, mit der Auf- rechterhaltung des öffentlichen Verkehrs in Stadt und Land, erfüllt mehr und mehr alle Köpfe unld Herzen mit drückender Sorge. Reichsregierung, Landesregierungen und Kommunen haben beschleunigte Maßnahmen in An griff genommen, um einem wetteren Anwachsen der gegen wärtigen Notstände zu steuern. Aber so groß der Wille ist, zu helfen und zu mildern, so schwierig ist der Weg zum Ziel. Ein kleines ist es natürlich, halbe Arbeit zu leisten, damit wenigstens der Eindruck entstehe, daß irgendetwas getan werde. Auf durchschlagende Erfolge aber wird unter den heutigen Verhältnissen nur noch hoffen können, wer seinen Wunderglauben noch nicht völlig verloren hat. Die preußische Regierung versucht es zunächst einmal mit einer Verordnung gegen den Wucher. Ver boten ist er, auch in seinen neuesten Auswirkungen auf dem Markte der Lebensmittel und der lebensnotwendigen Gegenstände, schon sott Jahr und Tag, und an polizeilichen Vorschriften zu seiner Überwachung und Bekämpfung hat es in den letzten Jahren wahrlich nicht gefehlt; sie haben alle nichts gefruchtet, die Zustände sind im Gegenteil immer schlimmer geworden. Die neueste Verordnung stellt die fortschreitende Entwertung des Geldes und die täglichen Valutaschwankungen als Gründe für die Unsicherheit jeder Preisfestsetzung wohl in Rechnung; aber sie ist doch der Meinung, daß hier Auswüchse sich eingebürgert haben, die in keiner Weise länger zugelassen werden dürfen. Es fehlt heute vielfach an jeder Gewissenhaftigkeit bei der Preis berechnung; man stellt sich einfach auf den höchsten Dollar kurs ein, obwohl die Kaufkraft der Mark im Inlande keineswegs schon einen der Valuta entsprechenden Tiefstand erreicht hat. Auch die Übung, Waren in der unlauteren Absicht, sie später um so vorteilhafter zu verkaufen, für den Augenblick zurückzuhalten, wird nach Gebühr gebrand- markt. Die Verordnung macht deshalb den Nachgeordneten Behörden die aufmerksamste Befolgung der stühereu Er lasse gegen dieses gewissenlose Treiben zur strengsten Pflicht; insbesondere soll die Preisgestaltung der notwendigsten Gegenstände des täglichen Bedarfs, wie Fleisch, Zucker, Fette, Milch, Brot, Kartoffeln, Eier, Obst, Gemüse, Kleidungsstücke, Wäsche- und Schuhwaren, Holz und Kohlen, fortlaufend eingehend überwacht werden. Auf Märkten, in den Betrieben und Geschäften, sollen die Preise insbesondere unter Berücksichtigung der Gestehungs kosten nachgeprüft und die Vorschriften über Preisschilder und Preisverzeichnisse, wo sie etwa schon aus der Übung gekommen sein sollten, wieder in Kraft gesetzt werden. Endlich sollen Strafanzeigen von der Bevölkerung mit größtem Entgegenkommen behandelt und mit äußerster Beschleunigung den Strafvollstreckungsbehörden zugestellt werden. Auch die Preisprüftmgsstellen, die schon im Laufe der Jahre saft zum seligen Entschlummern gediehen waren, tollen wieder zu frischem Leben aufgemuntert werden. Mehr kann eine Polizeiverwaltung auf diesem schwie rigen Gebiete kaum tun; sie mutz wohl auch in dieser Weise ihren guten Willen zeigen, selbst auf die Gefahr hin, daß damit am Ende aller Enden mehr geschadet als genutzt wird. Selbstverständlich ist, daß mit dieser rein polizei lichen Art des Einschreitens gegen den Wucher nichts getan fein kann. Das Übel sitzt viel zu tief, -als daß man ledig lich mit äußeren Mitteln dieser Art ihm beikommen könnte. Auch» der Ernährungsausschuß des Deutschen Städtetages hat erst in diesen Tagen sich mit den ulcichen Sorgen befaßt; die Gemeindeverwaltungen erken ne!. natürlich an, daß ihnen für den kommenden Winter ganz besondere Aufgaben erwachsen und daß ihre Ver- antwortlichkeit für die Aufrechterhaltung der Volksernäh rung kaum schwer genug genommen werden kann. Ebens» klar aber sind sie sich darüber, daß alle jetzt öffentlich er örterten Maßnahmen bedeutende Kosten verursachen, und daß die Städte bei ihrer bekannten trostlosen Finanzlage nicht imstande sind, diese Kosten aus eigener Kraft aufzu bringen. Sie stellen mit vollem Recht bei der notwendigen Fürsorge diejenigen Kreise in den Vordergrund, die sich nicht durch Anpassung ihres Einkommens an die veränder ten Verhältnisse selbst helfen können, also in erster Reihe die Armen, die Sozial- und Kleinrentner, die Militärrentner. Hier ist durch Hingabe von Naturalien einschließlich der Heizstoffe ungleich wirkungsvoller zu belscn, als durch Bar-Unterstützungen, nicht in Form von Massenspeifungeu, die nach den gemachten Erfahrungen übereinstimmend als durchaus unwirtschaftlich bezeichnet wurden. In jedem Falle aber bedarf es wirksamer finan zieller Reichs- oder Staatshilfe, wenn überhaupt etwas Durchgreifendes zur Verhütung noch größerer Notstände, wie wir sie jetzt schon haben, geschehen soll. Die Städte fühlen sich völlig am Ende ihrer Kraft, und solang« die schon oft geforderte Reform der Gemeindefinvnzen nicht durchgefiihrt ist, müssen deshalb Reich oder Staat die not wendigen Mittel auch hier zur Verfügung stellen. Vor allen! mutz rasch gehandelt werden, wenn nicht unsagbares Unheil geschehen soll. Noch ist es einigermaßen ruhig im Lande; hi« und da ist es zwar schon zu kleineren Zusammenrottungen, zu Ausschreitungen und Plünderungen gekomemn; aber bis her ist es immer noch gelungen, die Ordnung rasch wieder- herzustellen. Unleugbar nimmt die psychische Erregung der Massen von Tag zu Tag zu, und wir alle stehen unter dem Gefühl, datz sehr bald eine entscheidende Wen dung zum Besseren eintreten mutz, wenn nicht ein« solche zum Schlechten geschehen soll. Es kommt hinzu, daß auch die Gerüchte über nahe bevorstehende politische Anschläge nicht verstummen wollen. Fm Süden sollen sie natürlich von den Parteien des sogenannten Ordnungs blocks ausgehen, im Norden dagegen soll man sich wieder auf kommunistische Aufruhrattacken gefaßt machen müssen. Es kommt nicht so sehr darauf an, ob diesen Gerüchten tat sächliche Vorgänge und Absichten zugrunde liegen; es ge nügt, datz sie in so aufgeregten Zetten wie diesen verbreitet werden, um das Gefühl allgemeiner Unsicherheit noch zu verstärken. So entstehen Stimmungen, die solchen Elemen ten, die gern im Trüben fischen möchten, das Handwerk nur zu sehr erleichtern. Die Behörden sollten auch auf Treibereien dieser Art ihre ganz besondere Aufmerksamkeit rickien uno nach Kräften zur Beruhigung des Volkes bei tragen. Alles, was sie tun, aber auch alles, was sie sagen, mutz heute mit doppelter und dreifacher Sorgfalt überlegt werden. Die Niederlage der Griechen. Räumung Kleinasiens? über den türkischen Sieg in Kleinasien wird aus An gora berichtet: Die große Schlacht, die am 26. August in dem Abschnitt Afium—Karahissar begonnen hat, dauerte fünf Tage ohne Unterbrechung und endete mit einer vollständigen Niederlage des Haupttrupps der feindlichen Armee. Unter dem Druck unseres Vor marsches hat sich die griechische Armee in zwei Teile getrennt. Die Divisionen, welche die nördliche Gruppe bildeten, wurden vollständig vernichtet; ihre Trüm mer sind in den benachbarten Bergen und Wäldern zer streut. Die im Süden verbliebene Truppe hat schwere Miß erfolge erliten. Die Zahl der genommenen Geschütze aller Kaliber beläuft sich auf 150. Die Verfolgung geht un unterbrochen weiter. Kuta hia und Kedos wurden durch unsere Truppen besetzt. Die türkischen Abteilungen hatten den Griechen den Rückzug abgeschnitten. Die grie chischen Verluste sind bedeutend. Im Laufe der Schlacht bedienten sich die Türken vieler Flugzeuge, die den zurück- flutenden Feind mit Bomben bewarfen. In Athen gibt man jetzt den allgemeinen griechischen Rückzug vor den siegreichen Türken zwischen Aston—Karahissar bis Es- kischehir zu. Man gibt zu verstehen, daß man bereit sei, Kleinasien ganz zu räumen, und daß man eine Waffenstillstandsvermitt lung der Mächte gern annehmen würde. Die unglückliche Schlacht führte auch nach griechischen Meldungen zur Auf rollung und Zersplitterung der ganzen griechischen Armee. Der griechische Oberkommissar in Smyrna hat mitgeteilt, daß ein Waffenstillstand behufs friedlicher Räumung mcinapens durch die Griechen abgeschlossen werden würde. In Smyrna herrscht große Erregung. Zahlreiche Ver« mundete treffen von der Front ein. Die Türken stehen jetzt 200 Kilometer östlich von Smyrna. Die griechische Flotte hat Befehl erhalten, sofort nach Smynm abzufahren. Man glaubt, daß die Heeresleitung die Wieder einfchiffung der kleinasiatischen Armee in Aussicht nimmt. Die Griechen haben bei ihrem Rückzug alle Brücken gesprengt und die Straßen Diniert, um den Vormarsch der Kemalisten zu hindern. Bradburys Hoffnungen. Poincarös „Niemals". In Berlin macht man sich wegen der bevorstehenden Verhandlungen mit den Belgiern noch kein« besonderen Hoffnungen, weil man nicht Weitz, was für Garantien sie fordern werden. Optimistischer ist der englische Delegierte Sic Bradbury, der erklärt hat, daß jetzt wenig Zweifel bestehe, datz di» Verabredungen für die Stützung der deutschen Schatzscheine innerhalb weniger Tage zur Zufriedenheit Ler deutschen wie der betgischen Regierung vollendet sein würden. Er hat mehrere Pläne dafür ausgearbeitet, deren Bedeu tung angeblich darin liegen soll, daß eine Übertragung von Gold aus der Reichsbank nicht erforderlich sein werde, so daß also auch der befürchtete weitere Sturz der deutschen Währung abgewehrt erscheine. Man wird abwarten müssen, ob diese Hoffnung sich bestätigt. Poincarö hat inzwischen abermals ein „Nie mals" in di« Welt hinausg«rufen. Er hat den« früheren Finanzminister Klotz erklärt, Dubois habe ihm die Ver sicherung gegeben, daß er niemals ein« Reduzierung der äußeren Lasten Deutschlands ins Auge gefaßt hatte, beson ders keine solche auf Kosten der Rechte Frankreichs. Die Neparationskommissiön würde einen solchen Plan nur innerhalb einer allgemeinen Regelung zulassen, bei der alle interalliierten Schulden liquidiert werden. Die Abmachungen mit Stinnes, die dieser mit dem französischen Senator de Lubersac getroffen bat, betreffen den Wiederaufbau der verwüsteten Gebiets. Stinnes habe sich verpflichtet, dem Verband Materialien zu liefern. Es sei das, erklärte Herr de Lubersac, ein Kontrakt, der, wenn er von beiden Setten loyal durchgeiührt werde, den Wiederaufbau der zerstörten französischen Stadie und Dörfer in besonderer Weise beschleunigen könne. politische Rundschau. Deutsches Reich. Oberschlesien bleibt bei Preussen. Am Sonntag, den 3. September, fand in Obcrschlesicn die Volksabstimmung darüber statt, ob Obcrschlesicn künf tig preußische Provinz bleiben oder ein selbständiger Glied staat im Rahmen des Deutschen Reiches werden soll. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen, stellt die Abstimmung ein überwältigendes Vertrauensvotum für Preussen dar. In den Städten war die Beteiligung rege, auf dem Lande etwas schwächer. Insgesamt waren abstimmungsberech tigt 765 322 Personen; von ihnen stimmten 513 760 für Preussen und 50 528 für die Autonomie, das ist eine Ge samtbeteiligung von 73,8 Prozent. Im Namen der preu ßischen Staatsregierung hat Ministerpräsident Braun an den Oberprästdenten in Oppeln ein Telegramm ge richtet, indem er der oberschlesischen Bevölkerung für die bei der Abstimmung bewiesene Treue dankt. Die Untersuchung der Friedensaktion von 1917. Der Untersuchungsausschuß des Reichstages hat aus Grund der Akten der Reichsregiermrg und zahlreicher Zeu genvernehmungen früherer Minister, Staatssekretäre und Gesandten seine Feststellungen über die päpstliche Fricdens- aktion vom Sommer 1917 beendet. Bekanntlich wurde der Vorwurs gegen die frühere Regierung erhoben, daß sie die damals vorhandenen Friedensmöglichkeiten nicht benutzt oder gar durchkreuzt habe. Der Ausschuß hat nunmehr er klärt, daß ein englisches Friedensangebot damals überhaupt nicht vorlag und daß von einer Friedens- Wahrscheinlichkeit nicht gesprochen wenden konnte. Wohl aber sei eine Möglichkeit dazu vorhanden gewesen, Li«, wie es weiter heißt, durch die Ereignisse der Monate Juli und August in Deutschland und Osterreich-Ungarr nicht erhöht worden sei. (Gemeint ist die bekannte Juli-Resolution des