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ilsdmffer Tagebla Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da» .Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktacen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 NM., bei Postbestelluug 2 NM. zuzüglich Abtrag- »„ ., . - gebühr. Einzelnummern IbRpfg.AUePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus- IrLgerund GeschLfissielleu nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Aeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Nnzci,«n»reir: die 8 gespalten« Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespalten« geile der amtlichen Bekanntmachungen 40 ««ich». Pfennig, die 3gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachwetjungsgeblihr 2V Reich-Pfennige, vor. geschrieben-Lrlcheinungs- —, . , tage und Platz»ors«tzriften werden nach Möglichkeit Krrnsprechbk: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bis aorm.1l)Uhr. — Für die Ätchtigkäit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Rabatt anspruch er/ is cht, wen» der Betrag durch Klage cingezogcn »erde» muß OderdecAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Dermittlungoftellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts- gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 129 — 88. Jahrgang! Tel«gr.°Adr.: „Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 6. Juni 1929 Aufbruch in Paris. Die Regelung der belgischen Markansprüche. Ein Teil der Delegierten hatte schon seine Koffer gepackt, als kaum noch ein Zweifel war, daß es zu einer Einigung auf der Pariser Konferenz kommen würde. Jetzt rüsten sich auch die anderen noch übriggebliebenen zur Absahrt, da man aüch das letzte Hindernis wenigstens aus dem Wege geräumt, wenn auch vorläufig noch nicht ganz aus der Welt geschafft hat. Es fehlen also in Paris selbst nur noch die offizielle Fertigstellung des Gesamt protokolls und die Unterschriften der Mitglieder dieser Sachverständigenkonferenz, die gar manches Mal zu scheitern drohte und auch gescheitert wäre, wenn die deutsche Delegation nicht immer durch weites Entgegen kommen das auf einer Klippe sestsitzende Schiff wieder flottgemacht hätte. Ein solches Entgegenkommen bedeutet auch die Art, wie durch deutsches Zugreifen jenes letzte Hindernis weg geräumt worden ist, nämlich die Frage der Markentschädi gung an Belgien. Aus der ursprünglichen Ablehnung durch die deutsche Delegation wurde jetzt der Vorschlag, den vor einigen Tagen Dr. Schacht in einem Briefe an den Präsidenten der Konferenz gemacht hat, worin jene Frage der Markentschädigung direkten Verhandlungen zwischen der Berliner und der Brüsseler Regierung über lassen werden soll; diese Verhandlungen hätten sofort zu beginnen und müßten noch vor Inkrafttreten des Young- Planes abgeschlossen sein. Ferner wurde mitgeteilt, daß die deutsche Regierung für diesen Zweck bereits einen Sonderbevollmächtigten ernannt habe und daß man hoffe, „die zurzeit bestehenden Mißverhältnisse" zu beseitigen. Diese Anregung ist nun angenommen worden und die Verhandlungen werden in Brüssel oder in Paris alsbald beginnen. Deutschland hat aber sein Entgegenkommen noch insofern fortgesetzt, als es den Belgiern die formelle Zusicherung gab, man werde deutscherseits keine Forde rungen auf belgische Gegenzugeständnisse in territo rialer Beziehung stellen. Das zielt ab auf die in letzter Zeit vielbesprochenen früheren Verhandlungen zwischen Dr. Schacht und dem Belgier Francqui — übrigens beide jetzt Delegierte auf der Pariser Konferenz — wegen Lösung dieser Markentschädigungsfrage in einem für Belgien günstigen Sinne, aber freilich unter der Vor bedingung, daß in dem Gebiete von Eupen-Mal- medh, das uns durch den Versailler Vertrag auf Grund einer „Volksabstimmung" merkwürdigster Art entrissen war, nun eine zweite, aber wirklich unabhängige Ab stimmung der Bewohner darüber stattfinden sollte, ob sie zu Belgien oder wieder zurück zu Deutschland kommen wollen. Die letzten belgischen Wahlen haben bewiesen, daß sich dann sicherlich ein für Deutschland günstiges Resultat einer solchen Abstimmung ergeben hätte. Die ungefähr sechs Milliarden Papiermark, die an geblich nach Abzug der deutschen Truppen aus Belgien dort unter der Bevölkerung zurückgelassen sein sollen und die später gänzlich kontrollos, sogar bis 1924, von der belgischen Regierung eingelöst wurden, sollten 1925 an läßlich jener Verhandlungen und unter der Vorbedingung, daß die Abstimmung stattfinden würde, mit 240 Mil lionen Mark von der deutschen Regierung eingelöst werden. Frankreich ist es gewesen, das in diese schon sehr weitgehenden Verhandlungen eingriff, die Sache ver öffentlichte und damit zum Scheitern brachte. Was Bel gien jetzt verlangt und worin es wieder von Frankreich aufs eifrigste unterstützt wird, ist eine Zahlung von jähr lich 25 Millionen Mark bis 1966, also 37 Jahre hindurch, was einen augenblicklichen Kapitalswert von 400 Mil lionen ausmachen würde, also nicht nur beträchtlich mehr als die 1925 geforderte Summe, sondern erhöht noch durch das deutsche Zugeständnis, keinerlei Absichten auf Eupen-Malmedy vorzubringen. Und schließlich noch ganz außerordentlich beschwert durch die Vereinbarung, daß nur eine Einigung zwischen beiden Regierungen die Ent scheidung darüber bringt, ob der Young-Plan überhaupt in Kraft tritt oder nicht. Die grundsätzliche Bereitwillig keit der deutschen Regierung, die Verpflichtung zu einer Entschädigung anzuerkennen, soll übrigens bereits vor liegen, während daran erinnert werden muß, daß einem ähnlichen Verlangen der rumänischen Regierung bei den Anleiheverhandlungen im vergangenen Jahre erfolgreich Widerstand geleistet werden konnte. Auch Polen ist mit derartigen Forderungen nicht durchgedrungen. Wie hoch sich nun dieses deutsche Zugeständnis finan ziell ausdrücken Wird, wie hoch also die künftigen deutschen Gesamtjahreszahlungen werden, kann erst genau durch diese kommenden Verhandlungen entschieden werden; fest steht heute nur, daß Sonderzahlungen an Belgien er folgen und daß dadurch die deutschen Verpflichtungen, wie sie der abgeänderte, aber endgültige Young-Plan fest gesetzt hat, noch weiter erhöht werden. Oie Setzte Keile. Die Ausarbeitung des Berichts der Neparationskonferenz. Der Redaktionsausschuß der Reparationskonferenz ist Tag und Nacht eifrig damit beschäftigt, den Bericht abzuschließen, der den Regierungen zugehen soll. Dre Sonderausschüsse, von denen sich der eine mit der Rege lung der Sachlieferungen, der andere mit der Organisation der Internationalen Bank beschäftigt, haben MW WerMmW in Ws Sie einigen Sachverständigen. Ende der Pariser Reparationskonferenz. Das Gutachten der Pariser Sachverständigen wird voraussichtlich am Freitag unterzeichnet werden. Da die Verhandlungen der Sachverständigen sich bisher in zwang loser Form abgespielt haben, darf man annehmen, daß auch der Akt der Unterzeichnung sich ohne besondere Formalitäten vollziehen wird. Am Mittwoch fand in Paris noch eine Reihe von Besprechungen und Sitzungen der Unterausschüsse der Sachverständigen statt, insbeson dere über die Frage der Zentralbank für inter nationale Zahlungen und über die Sachltcferungen. Die belgische Frage ist jetzt geregelt. Es steht nun mehr fest, daß auch die belgischen Sachverständigen den Bericht unterschreiben werden, nachdem der Brief Dr. Schachts an Owen Young den Weg geebnet hat. Die bel gische Frage dürfte auch in irgendeiner Form in dem Sach verständigenbericht Erwähnung finden. In dem Bericht wird anscheinend der Sachverständigenausschuß feststellen, daß auf Grund des erwähnten Briefes des Führers der deutschen Gruppe er die Berechtigung zu der Annahme entnähme, daß die belgische Markfrage geregelt sein werde, bevor der neue Zahlunasplan in Kraft trete. Sollte aus dem einen oder anderen Grunde eine Regelung der Frage durch die belgische und deutsche Regierung nicht vor dem 1. September erfolgen können, an dem nach Auffassung der Sachverständigen der Young-Plan in Kraft treten soll, so werden die von Deutschland aus Grund des Dawes-Planes getätigten Zahlungen aus den Young-Plan in Anrechnung kommen. In diesem Zusammenhang muß mit aller Schärfe hervorge hoben werden, daß in keinem Stadium der deutsch-belgischen Ver handlungen über die Entschädigung für die belgischen Markgelder von deutscher Seite die Frage von Eupen und Malmedy ange schnitten wurde, sondern daß die belgischen Unterhändler und unter ihnen Herr Francqui selbst, ein territoriales Vechandlungsange- bot machten, um zu einer Regelung der Markfrage zu gelangen. Im übrigen stellt auch jetzt das von Kastl an Lamont am Diens tag früh gerichtete Schreiben ausdrücklich fest, daß die Reichs- regierung nicht die Absicht habe, die territoriale Frage anzu schneiden. Glückwünsche Hoovers und Stimsons an Owen O. Uoung. Präsident Hoover und Staatssekretär Stimson haben an Owen D. Young und seine amerikanischen Kollegen bei den Sachverständigenberatungen in Paris Telegramme gerichtet, in denen sie die herzlichsten Glückwünsche zur Erzielung einer Lösung des Reparationsproblems aus sprechen, die zur Stabilisierung der Weltwirtschaft und zur Wiederherstellung des Vertrauens zwischen den Völkern in gewaltigem Maße beitragen werde. Macdonald übernimmt die Kabinettsbildung. Neue Negierung in wenigen Tagen. Macdonald, der in Windsor vom König in Audienz empfangen worden ist, hat den Auftrag zur Regie rungsbildung übernommen. Bei seiner Ankunft im Schloß Windsor wurde er von dem Hofmarschall des Königs empfangen und nach dem Krankenzimmer geleitet, das er nach einer halben Stunde wieder verließ. Das Nationalkomitee der Arbeiterpartei ist in London zusammengetreten. Die Besprechungen sind vorbereiten der Art für die gemeinsame Beratung mit dem Voll zugsrat der Unterhauskommission der Arbeiterpartei, aus der Ramsay Macdonald Beicht erstattet. Die Neubildung der Regierung wird nach der amtlichen Betrauung Mac donals mit aller Beschleunigung durchgeführt und aller Voraussicht nach in wenigen Tagen beendet werden. Das neugewählte Parlament tritt am 25. Juni zu sammen, doch wird die erste Woche lediglich mit der Er ledigung von Formalitäten ausgefüllt sein. Erst in der darauffolgenden Woche wird das Parlament mit einer Thronrede, die das Programm der neuen Regierung be kanntgibt, formell eröffnet werden. Infolge des Regie rungswechsels dürften die neuen Minister nicht vor Ab lauf einiger Wochen in der Lage sein, gesetzgeberische Vor schläge zu unterbreiten. Deshalb wird sich das Parlament voraussichtlich Ende Juli vertagen und erst zu Beginn des Herbstes seine Arbeiten wieder ausnehmen. die Ausarbeitung der entsprechenden Texte, die nach Zu stimmung des Redaktionsausschusses in den allgemeinen Bericht ausgenommen werden sollen, beendet. Man hofft, daß der endgültige Text des Gesamtberichtes Donnerstag abend vorliegen wird, und daß die Sachverständigen in der Lage sein werden, ihn am Freitag vormittag zu unterzeichnen. Keine Veröffentlichung in deutscher Sprache? Der Young-Plan soll wie französische Blätter melden, in französischer und in englischer Sprache ver öffentlicht werden. Diese Nachricht mutz zum mindesten als verfrüht bezeichnet werden, wenn nicht als falsch. Die deutsche Delegation hat beantragt, datz auch ein offizieller deutscher Text hergestellt werde. Eine Entscheidung in dieser Frage ist von der Reparationskonferenz noch nicht getroffen worden. Stresemanns Mise nach Madrid. Reparationskonferenz im Haag? Reichsautzenminister Dr. Stresemann hat seine Reise zur Völkerbundtagung nach Madrid angetreten. Die Reise geht über Paris, wo ein Aufenthalt von wenigen Stunden vorgesehen ist. Stresemann wird ihn zu einer Besprechung Der Große Saal des Senaispalastes in Madrid, in dem die nächste Tagung des Völkerbundrates stattsindet. mit den deutschen Sachverständigen und dem Botschafter Dr. v. Hoesch benutzen. In Madrid nimmt die deutsche Delegation im Hotel Palace Wohnuna. Der Aufenthalt dort wird voraussichtlich bis zum 18.'Juni dauern. In der Hauptstadt Spaniens wird der Termin für die politische Reparationskonferenz und deren Tagesordnung verein bart werden. Als Konferenzort soll der Haag in Aussicht genommen sein. Lord CeciSs NbrüsiLMgsrede. Im Reichstag zu Berlin. Auf Einladung des Komitees für internationale Aussprache hielt der englische Politiker Lord Robert Cecil im Reichstag zu Berlin einen Vortrag über die Abrüstung. Im Saal bemerkte man u. a. die Reichsminister Dr. Wirth und von Gu 6 rard , den preußischen Kultus minister Dr. Becker, den früheren Reichskanzler Dr. Luther, den Reichstagspräsidenten Löbe, den eng lischen Botschafter und zahlreiche Parlamentarier. Lord Cecil ging aus von der Notwendigkeit, die Herabminderung der Rüstungen auf dem Wege eines internationalen Abkommens durchzuführen. Nur dauernde und allgemeine Herabsetzung der Rüstungen habe einen ernsthaften Wert für den Frieden. Eine moralische Verpflichtung der größten europäischen Staaten zur Abrüstung könne nicht angezweifelt werden. Das Vorhandensein der großen Heere werde zur Be drohung der internationalen Sicherheit und zur Schädi gung des Kredits und des Vertrauens, auf das sich der moderne Handel stütze. Mißtrauen und Furcht seien die fruchtbarsten Quellen des Krieges. Ebenso groß wie das Übel einer unbeschränkten Aufrüstung seien die Vorteile einer Herabminderung der Rüstungen: Geldersparnis, Erfüllung der Vertragsverpflichtungen, Beschwichtigung des internationalen Mißtrauens und damit ein ent schiedener Schritt auf dem Wege des Friedens. Zum Schluß verlangte der Redner zunächst ein Abkommen zur Abrüstung der Flotten. Kritik an der Reichswehr. Die Parteien zum Wehretal. Der Haushaltsausschuß des Reichstages nahm den Etat des Reichswchrministeriums in Angriff Als Bericht erstatter wies der Sozialdemokrat Stück len daraus hin, daß der Wehretal infolge der Finanznol des Reiches in einer Weise beschnitten worden sei, wie man das im Vorjahr noch nicht für möglich gehalten hätte. Der Redner behauptete, daß von praktischen Ersparnissen auch im laufenden Jahre keine Rede sein könne, sondern nur von Minderans- gaben in Höhe von 60 Millionen Mark. Er forderte vor allem