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Dresdner Journal : 08.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-08
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 08.04.1874
- Autor
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^79. Mittwoch, den 8. April. 1874 ^dvnnemenlspreiir km 6.°^.° L.i«L. - l tritt MrI.oN „. f S 7l»Ir. 8tvmp»l^«bkU»r, ^LNrUoN:. . . - 6 klr. s HMriiek: 1 rlilr. 15 t LoioKe» ko,t- uocl KmrsIosXunlmsin: 1 X^r.) 8tvu>p«I»u»<:ki»L bioru, lu»er»t«»pr«t»»r ?ür 6so kLuw «iosr ^v«p»ItiSQ«i> kstitroil«: 8 X^r. Vvtsr „Lio^«s»lläi" äis 2eil«> 5 Xxr. Lrsedelueur -» H^Uetl mit ^u»L»kms äsr koaa- avä koisrt»^«, Absuä» kür äsr» kolgsväev DresdnerHom nal. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. 1«,sr»tsn»no»tims »u«MLrt«r /-> ^ra»t«t«trt<er, OommioniaoLr ä« Orssänsr äoiirast»; odvnä»»».: >6»? u /) Lswdarx-UsrU». <t t'o-ksr, L»rIü» Vt«»-»»oidiu^.rr^-l,«ip,t,-rr»»^- turls.N.-U«U»cd»i»: Nuä. ^/OE, U«rU»: /»< akiä<M«ka»1, N ^k-rrc/it, »r«m«s: L Xs/ikottr, Lr«» Iso: /.Xtar,A«,i» Kürssu; vdsmoiti: Fr krso'-- wrt» H.: L'^urArr ^ks u. //errma»»»'scks Uuokk , Oürliti: /»vD, 8»ooov»r: 6. / kori,: //ara«, /1utti>rF 6"». StoNxort: T>o«5e F <7o., Xüää. F»»s»ce>!-Nüre-I«, Visa: ^4/. Usrsusxsbsrr K8n»bl. kxptäition ät>8 Ors«änsr .lournsls, Oresäsn, Uar^arvtksnAm«»« Xo. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 6. März. Se. Königliche Majestät haben die Erlaubniß zur Annahme und Anlegung des Aller höchst Ihrem Klügel-Adjutanten, Obersten von Dziem- bowsky, verliehenen Königlich Preußischen Kronen- Ordens 2. Classe allergnädigst zu ertheilen geruht. Bekanntmachung, die anderweite Anleihe der Stadl Chemnitz betr. Das Ministerium des Innern hat zu der von dem Stadtrathe zu Chemnitz, unter Zustimmung der gesetz lichen Vertreter der Sladtgemeinde, beschlossenen ander- weiten Anleihe von Sechs Millionen Mark NeichSwährung (Zwei Millionen Thaler —- —-) gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, übri gens planmäßig auszuloosenden oder zu kündigenden, bis dahin aber mit Vier und ein halb Procent jährlich zu verzinsenden Schuldscheinen, nach Maaßgabe des vor gelegten Anleihe- und Tilgungsplanes, sowie der vorge legten Entwürfe der Schuldscheine, Talons und Coupons die Genehmigung ertheill. Es wird Solches für die Behörden und alle die jenigen, welche es sonst angeht, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 31. März 1874. Muusterium des Innern. Kür den Minister: Körner. Nichtamtlicher TW. Telegraphische Nachrichten. Straßburg, DienStag, 7. April. (W. T. B.) Die „Straßd. Ztg." veröffentlicht eine kaiserliche Beiordnung vom 3. April, welche die Auflösung des Straßburger GemeinderatheS auSspricht, sowie ferner eine Beifügung des Bezirksprafidenten, wonach die Beauftragung des PottzeidirectorS Back mit der kommissarischen Lerwaltung der Mairie, sowie die Beauftragung des Arhrv. v. Reichlin Meldegg mit der Berwaltung der Bei- geordnetenstelle in Kraft und Ersterem die Auv Übung der Rechte und Pflichten deS Gemeinde- rathe« übertragen bleibt. Lie „Straßb. Ztg." motivirt den Auflösungsbeschluß dadurch, daß die Erklärung Lauth'S, in welcher er seine versöhn lichen Schritte zurücknahm, die Regierung davon überzeugt habe, daß der Terrorismus wieder die Oberhand gewinne und die vorausgesetzte Einmüthig- keit des GemeinderatheS nicht vorhanden sei. Hamburg, DienStag, 7. April. (W. .T B.) Der Vorsitzende der hier am 4. d. M. stattgrhabten ReichStagöwählrrversammluna (vgl. unter „Tages- geschichte") hat den in der Militärfrage gefaßten Beschluß dem Reichskanzler Fürsten BiSmarck an- gezeigt, welcher unter« gestrigen Tage folgende Antwort ertheilte: „Den im Börsensaale versammelt gewesenen Herren sage ich für das Pertrauen zur NeichSregierung, welches in dem gefaßten Beschlusse ausgedrückt ist, und für die Mittheilung, mit der Sic mich beehrten, meinen verbindlichsten Dank. Die in der ersten Handelsstadt Deutschlands von so ge wichtigen Stimmen ausgesprochene Ueberzeugung, daß das Heer als ein organisches Glied der Nation dauernd im Stande sein müffe, die friedliche Arbeit vor gewalt samer Störung zu schützen, wird Wiedcrhall finden und ist ein werthvolles Pfand für das Gelingen einer Verstän digung zwischen den verbündeten Regierungen und dem Reichstage." Madrid, Sonntag, 5. März, Abends. (W. T. B.) Die amtliche „Gaccta" veröffentlicht Depe schen vom Kriegsschauplatz« im Norden, nach wel chen die Beschießung von San Petro-de-Abanto durch die Artillerie fortgesetzt wird. Heute werden weiter vorgeschobene, neu angelegte Batterien ihr Aemr aus San Pedro eröffnen. (Vgl. unter „TageS- geschichte.") Feuilleton- (Redigier von Ott« Banck.) Refidenztheater. Am Abende des ersten Oster- feiertags wurde mit manchen neuen Dekorationen und Eostumen geschmückt Raimund's „Verschwender" gegeben. Es war ein sehr glücklicher Gedanke, dieses Werk von unvergänglicher Schönheit einzustudiren, und man darf hinzufügen, daß dies mit vorzüglichem Fleiß und bester Rollenbesetzung geschehen. Das volle Haus genoß die herrliche Schöpfung des Dichters mit innigen: Behagen, ja mit Entzücken und ließ die zwei an und für sich so entgegengesetzten Elemente auf sich wirken, die Raimund geschickt und zwanglos verbunden hat: die Zauberwelt, die ebenso gut als wirklich und figürlich vorhanden, wie als in des Menschen Brust lebend, als inneres Traum- und Phantasiebild gedacht werden kann, welches nur der Held des Stückes und kein Anderer sieht und mit den Sinnen wahrnimmt oder wahrzu nehmen glaubt. Hierin liegt die Feinheit der Rai- mund'schen Idee; er wirkte märchenhaft lyrisch und doch dramatisch, indem er das Traumgebilde theatralisch lebendig machte. Das andere Element, das sich mü diesem verwebt, ist das Contersei des realistischen Lebens, in seinen Einzelzügen so wahrheitsgetreu, wie es nur irgend ein moderner Lustspieldichter wiedergegeben und doch dabei stets in feinen Spitzen und Wendepunkten zum rein Menschlichen, zu Lehre und Vorbild in sitt licher Beziehung erhoben. Es ist eine auffallende, wenig erfreuliche Erscheinung, daß es keinem Nachfolger ge lungen ist, die Zauberposse in diesen Bahnen mit dem selben poetischen und künstlerischen Tact, wir er Rai mund eigen war, weiter zu führen. Freilich dachte -kimund auch im heutigen Sinne nicht an die eigent- Zn der Nähe von Segorbe (Provinz Castilien) ist eine Carlistische Abtheilung vom General Wepler überfallen und unter Hinterlassung von vielen Lerwundeten und Gefangenen völlig zersprengt worden. Konstantinopel, Sonntag, 5. April, Abends. (W. T. B.) Aus Veranlassung deS Widerstandes, welcher der von der Regierung angeordneten Ueber- gäbe der Heilandskirche an den armenisch-katholischen Patriarchen von den Hassunisten entgegengesetztwird, hatte der Großwefir mehrere Notabeln der letztern Partei berufen lassen und ihnen erklärt, daß die Pforte die unbedingte Unterwerfung der Hassunisten verlange und im Kalle weiterer Widersetzlichkeiten die Notabeln persönlich zur Verantwortung ziehen werde. Infolge dieser Mittheilung der Regierung hat gestern eine Versammlung von SOOHaffunifft- schen Notabeln stattgefunden, in welcher der Be- schluß gefaßt wurde, sich den Anforderungen der Regierung nicht zu fügen und auf dem Widerstande gegen die Maßregeln derselben zu beharren. Cagesgeschlchlk. Dresden, 7. April. Sicherem Vernehmen nach werden Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin über morgen (Donnerstag), von Weimar kommend, zu einem kurzen Besuche am hiesigen königlichen Hofe eintreffen. Die Ankunft Ihrer kaiserlichen Majestät hierselbst soll mit dem Leipziger Zuge Nachmittags ^4 Uhr erfolge« und Abends Ä7 Uhr die Rückreise nach Berlin fortge setzt werden. Dresden, 7. April. Alach der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 6. December vorigen Jahres ist die Einlösung der seit dem 1. April dieses Jahres außer Cours gesetzten Landcsgoldmünzen während der Monate April, Mai und Juni dieses Jahres von den durch die Laudesceutralbehördeu zu bezeichnenden Kassen derjenigen Bundesstaaten zu bewirken, welche die Goldmünzen geprägt haben oder in deren Gebiet dieselben bisher ge setzliches Zahlungsmittel gewesen sind. Dem entsprechend sind im Königreiche Sachsen nach der Bekanntmachung des Finanzministeriums vom 24. März dieses Jahres (siehe Air. 72 des „Dresdner Journals") die Fingnz- hauptkasse zu Dresden, die Lotteriedarlehnskasse zu Leipzig uud das Hauptsteueramt zu Chemuitz mit Einlösung der kurfürstlich uud königlich sächsischen Landesgold- münzen beauftragt worden. Wie wir hören, ist aber diesen Kasscnstellen zur Erleichterung des PublicumS die Ermächtigung ertheilt worden, auch solche Goldmünzen anderer deutscher Bundesstaaten einzulösen, welche gleich den sächsischen Goldmünzen nicht festtarifirt und daher lediglich nach dem von der Münzverwaltung zu er mittelnden Metallwerthe zu vergüten sind. Ta hiernächst von den festtarifirten Goldmünzen deutscher Bundes staaten wahrscheinlich preußische FriedrichSd'or in größerer Menge im hiesigen Lande im Umlaufe sind, so sind die gedachten Kassenstellen durch Vermittelung des ReichS- kanzleramtcs mit Normalgewichtsstückeu für das Passir- gewicht der preußischen FriedrichSd'or versehen und er mächtigt worden, sich der Einlösung dieser Münzen so wie der gleichfalls festtarifirten kurhessischen Pistolen ebenfalls zu unterziehen. Die preußischen FriedttchS- d'or werden zu 5 Thlr. 20 Ngr. in Zahlung ange nommen oder umgewechselt, wenn sie vollwichtig oder nur durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte verringert sind und zum Mindesten das landesgesetzliche Minimal gewicht (Passirgewicht) haben; lediglich durch den ge wöhnliche« Umlauf im Gewichte verringerte FriedrichSd'or, welche das Passirgewicht nicht erreichen, werden nur nach dem Wcrthe ihres Gehaltes an feinem Golde ein gelöst. Die kurhessischen Pistolen werden zu 5 Thlr. 20 Ngr. angenommen oder umgewcchselt, wenn sic voll wichtig oder nur durch den gewöhnliche« Umlauf im Gewichte verringert sind. Dagegen ist es nicht möglich gewesen, die gedachten Kassenstellcn auch zu Einlösung der gleichfalls festtarifirten württembergischen, badischen, großherzoglich hessischen Zehn- und Fünfguldenstücke, württembergischen und badischen Ducateil und badischen 500 Kreuzerstücke zu ermächtigen, da es nicht nur bei denselben an den zur Ermittelung des Passirgewichtes dieser Münzen erforderlichen Gewichtsstücken fehlt, son dern auch die EinlösungSwerthe dieser Münzen nur nach süddeutscher Währung sestgestellt sind, so daß die bei der Umrechnung in die Thalerwährung sich ergeben den Bruchtheilpsennige hier nicht ausgeglichen werden können. Der Atangel einer Gelegenheit, dergleichen Münzen im hiesigen Land« cinlösm zu lassen, wird sich aber für das Publicum nicht sehr fühlbar machen, da dergleichen Münzen in Sachsen nur sehr selten vor kommen dürften. 8 Berlin, 6. April. Ihre Majestät dieKaiserin wird sich am 8. April nach Weimar begeben, uni der Feier des Geburtstags Ihrer königl. Hoheit der Großherzogin daselbst beizuwohnen. Die Rückreise von dort wird Ihre Majestät über Dresden nehmen. — Wie aus guter Quelle ver lautet, soll im Befinden des Reichskanzlers Fürsten BiSmarck eine nachhaltige Besserung eingetreten sein; die rheumatischen Schmerzen haben nachgelassen, und man hofft, daß Se. Durchlaucht in einigen Tagen zeitweilig das Vett wird verlassen dürfen. — Die Frage wegen des Sitzes des obersten Reichsgerichtshofs scheint in ein neues Stadium getreten zu seiu. Wie der „Wes. Ztg." von hier telegraphirt wird, ist zum GcrichtsverfassungSgesctz - preußischerseits nachttäglich beantragt worden, zwei ge trennte Reichsgerichte, und zwar für Civil- und Criminal- recht, zu errichten; man vermuthet, daß dieselben ihren Sitz tu Leipzig uud Berlin haben sollen. — Nach officiösen Correspondenzen in verschiedenen Zeitungen erhält sich in den der Regierung nahe' stehenden Kreisen fortdauernd die Aussicht auf das Zustandekommen des MiMärgejetzes, wenn auch nur mit einer kleine« Majorität. Welches die Ausschlag gebenden Momente dabei sind, laßt sich schwer sagen, da über die privaten Verhandlungen vom letzten Sonntag weiteren Kreisen gegenüber das strengste Stillschweigen beobachtet wird. Höchst wahrscheinlich wird der Reichstag schon in der Sitzung vom 9. d. Al. bei Feststellung der nächsten Tagesordnung sich mit der Vorfrage der Berathung be schäftigen. — Rach der „N.-Z." hat zur Novelle zur Gewerbeordnung der Abg. Rickert einen Abänderungs antraa gestellt, welcher statt der im Regierungsentwurfe vorgeschlagenm Gewerbearrichte Schiedsgerichte einführen will. Diese Schiedsgerichte sollen durch die Gemeinde- behörde unter Zustimmung der Gemeindevertretung ge bildet werden und aus eiuem von der Gemeindebehörde zu bezeichnenden Vorsitzenden uud vier Beisitzern bestehen; von den Beisitzern muß stets die eine Hälfte aus Arbeit gebern, die andere aus Arbeitnehmer« bestehen. Dem Schiedsgericht stehen die Befugnisse der ordentlichen Ge richte erster Instanz zu. Vor Schluß der Verhandlung ist ein Sühneversuch auzuslellen. Die Vollstreckung der Urtheile erfolgt durch die Gemeinde- oder Verwaltungs behörden. Ferner ist zu demselben Gesetzentwurs ein Äbänderungsantrag der Abgg. Ackermann und Günther eingegangen, welcher die Einsührung von Arbeitsbüchern fordert, und den Arbeitgeber, der einen Gesellen ohne ordentliches Arbeitsbuch in Arbeit nimmt, wie den Ge sellen, der ohne solches in Arbeit tritt, mit Strafe be droht. — Die „N.-Z." schreibt: Eine Obduction des Leichnams des Herm v. Balans hat nicht stattgefunden und muß sich also wohl der Ver- gistungsverdacht als unbegründet erwiesen haben. — Heute am zweiten Osterfeierlage Nachmittags wird im v. Mühler'schcn Trauerhausc zu Potsdam eine Trauer- feicr stattfinden und die Leiche des verstorbene« Staats- ministers a. D. Heinr. v. Mühler durch den Hosprediger Heym eingesegnet, uni darauf zur Beisetzung nach der gräflich Schwcrin'schen Familiengruft in Putzar überge führt zu werden. Der officielle „St. A." widmet dem Verewigte« folgenden Nekrolog: T>r. Heinrich v. Mühler war am 4. November 1813 zu Brieg geboren und hatte sich, nach vollendeter Gymuasialbildung auf den Gym nasien zu Halberstadt und Breslau, wom Jahre 1830 an dem Studium der Rechte gewidmet. 'Nachdem er im Jahre 1835 in Berlin Promovitt und die Auscultator- prüfuna bestanden, trat er hier in den praktischen Justiz dienst, in welchem er später als Referendarius inMaum- burg, dann in Halle, Berlin und Köln thätig wär. Im Spätsommer 1839 kehrte v. Mühler nach Berlin zurück, um sich als Lehrer zu habilitiren, jedoch ersolgte schon im nächsten Jahre seine Berufung in das Ministerium der geistlichen rc. Angelegenheiten, an dessen Spitze er im Jahre 1862 gestellt wurde und welches er 10 Jahre lang geleitet hat. v. Mühler, der sich schon in seiner frühere« Lebensperiode als Schriftsteller hervorgethan (Rechtshandschriften des 'Naumburger Stadtarchivs, Berlin 1838; Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung in der Mark Brandenburg, Berlin 1846), hat die Muße seiner letzten Lebensjahre noch zur Vollendung eines größeren Werkes: „Grundlinie« einer Pilosophie der Staats- und Rechtslehre nach evangelischen Principien", benutzt. Hannover, 3. April. Ai.) Nachdem zwei Ur theile gegen den oft genannten Pfarrverweser Krone in Grasdors rechtskräftig geworden waren, wurde, da derselbe die Strafsumme nicht gezahlt hatte, zur Pfändung geschritten. Bian fand jedoch nichts vor, als die Bücher deS Priesters, eigene Möbeln besitzt er nicht; die Bücher nun, da sie zur Deckung der Strafsumme nicht auSreichten, wurden ihm portofrei wieder zugejchickt, er selbst aber am Dienstag verhaftet und in das Ge fängniß des Obergerichts zu Hildesheim zur Verbüßung seiner Strafhaft abgeführt. Es ist dies der erste Kall der Verhaftung eines katholischen Geistlichen in der hie sigen Provinz. Kassel, 4. April. Eine Anzahl ober- und nieder hessischer Volksschullehrer hat neuerdings eine Zu schrift an den Führer der Protestpastoren, Metropolitan a. D. Hofsmann in Homberg, gerichtet und um deren Publication ausdrücklich gebeten. Die Unterzeichner spen den darin nicht nur den Renitenten bezüglich ihres Verhaltens gegen das Gesammtconsistorium lauten Bei fall, sondern erklären sich mit denselben der Behörde ge genüber sür völlig solidarisch. „Wir erklären hiermit," so sagen die Adressanten, „daß auch wir uns der ge nannten Behörde in keiner Weise unterstellen können und nur Iesum Christum als den eigenen Herrn über und in seiner Kirche anerkennen." Es bedarf, schreibt man der „K. Z.", mit Rücksicht auf das dieustliche Ver hältniß der Lehrer zum Consistorium wohl keiner beson deren Begründung, daß gegen die Unterzeichner dieser BeifallSadressr aus dem Wege der Disciplinarunter suchung vorgegangen werden wird. Einer derselben, Dietz in Marburg, ist indessen bereits definitiv abgefetzt. Straßburg, 4. April. Wie das „Elsässer Journal" erfährt, find die Gemein de rät he heute wieder ver sammelt, um nach der Ablehnung des Bürgermeister amtes durch Iulius Klein eine neue Lösung der Frage zu suchen. München, 5. April. In der gestern Mittag statt gehabten Minister rat hssitzung sollen, wie der „Ai. C." erfährt, bezüglich der Stellung Bayerns zum Civilehegesetz zwar die Ansichten noch sehr getheilt ge wesen sein, jedoch ein erfolgreicher Widerstand für die Folge sich kaum vermuthen lassen. — Der Bischof in Augsburg hat deu Professor des Kirchenrechts rc. an dem Lyceum zu Dillingen, Priester Uhrich „wegen formaler Ketzerei" von den kirchlichen Functionen suspendirt. Braunschweig, 3. Apttl. Die als bevorstehend angekündigte Auflösung der Landesversammlung erfährt ein entschiedenes Dementi durch eine officiöse Note in den „Braunschw. Nachr." Alach derselben wird trotz des schroffen Landtagsabschiedes zu irgend welchen euer gischen Schritten, wie Auslösung der Landesversammlung und schließlich Octroyirung des Wahlgesetzes, nicht über- gegangcn werden. Es sei zur Auflösung um so weniger Veranlassung, sagt die Note, als nach de« gesetzliche« Vorschriften vor den: Beginne deS nächsten ordentlichen Landtages die Hälfte der Abgeordneten austreten und ncugewählt werden muß. liche Posse mit ihrem gestohlenen Freibrief für alle Plumpheit und sinnlose Unnatur. Er wollte Lebens bilder auf phantastischem Hintergründe geben und drückte diese Absicht durch die Benennung „romantisches Zauber märchen" aus. Eins aber hätten unsere Singspiel- und Possenschriftsteller von Raimund lernen können: die Behandlung des Coupletgesangcs. Derselbe geht stets aus der Situation, aus der Stimmung, aus dem Charakter der Personen hervor; niemals finden sich jene hineingequälten Späßchen und Allgemein plätze, welche allen Zusammenhang auSeinandcrrcißen und den Personen ihre Individualität zerstören. Das Letztere darf selbst in einer Posse nicht geschehen, denn auch in solcher Bühnenproduction muß man an die Grundzüge der Gestalten bis zu einem gewissen Grade glauben und ihr Fühlen und Denken berechnen können. Und in der That, ganz vorzüglich hat der Componist, Conradin Kreutzer, sich allen Intentionen des Poeten angeschlosse« und sie durch eine einfach empfundene, melodienreiche Musik illustrirt. Tas reizende Märchen, einem großen Theile des Publicums noch heute eine nur dem Namen nach be kannte Novität, war geschmackvoll ausgestattet und die Einbildungskraft entbehrte an keiner Stelle etwas Wesent liches. Herr Müller spielte den Flottwell mit der vollen ungezwungenen Natürlichkeit seines für solche Pattien sein gestimmten Talentes. Er entwickelte ebenso trefflich das Temperament des noblen Verschwenders wie das Zartgefühl einer Seele, die durch Unzulänglichkeit des Charakters alle sittlichen Stützpunkte entbehrt. Flottwrll wird auch — und dies könnte man die schwache Seite des Märchens nennen — niemals durch Arbeit und dauernde Selbsterkenntniß moralisch geläutert, er wird nur, nachdem er noch vor 14 Tagen sein letztes Ver ¬ möge« schnöde verspielt hat, von der milden Fee durch ein Gnadengeschenk pcnsionirt. Diese Fee stellte Frl. Eppner sehr ansprechend dar, wobei ihr der jugendliche Adel ihrer Erscheinung, der sanfte ausdrucksvolle Blick und eine anmuthigc Be tonung sehr zu statteu kamen. Diese fleißige Schau spielerin hat in Einfachheit und Natürlichkeit ungewöhn liche Fortschritte gemacht und sich dadurch eine erfreuliche Zukunft gesichert. Der Tischler Valentin Holzwurm ist eine der besten Rollen des Hrn. Karl geworden, ganz der Wirklichkeit entnommen und durchaus feinem Küster im „lieben Onkel" zur Seite stehend. Seine Frau, das Kammermädchen Roserl, wurde von Frl. Pagay so maßvoll als realistisch wahr und mit überraschend treffenden Betonungen dargestellt. Hr. Temme spielte den Baumeister und später den Gärtner, letztern recht natürlich, Frau W c ck e s das alte Hölz- weib. Ucbrigens thaten alle Mitwirkenden nach Mög lichkeit und mit gutem Gelingen ihre Pflicht, und „Der Verschwender" wird als ein wahrhaft erheiterndes und poesiereiches Bühnenstück noch öfter über die Breker gehen können. O. B. Refidenztheater. Das neue Lustspiel von Jul. Rose n „Schwere Zeiten", am 6. Apttl zum ersten Male aufgeführt und auf dem Theaterzettel mit dem ungewöhn lichen Reclamezusatz empfohlen: „neuestes brillantes Zug stück am Stadttheater zu Wien", darf im Allgemeinen als eine praktisch gewandte, für den gewöhnlichen Erfolg dankbare Bühnenarbeit bezeichnet werden. Das Stück hat die gute Sette, keinerlei sittlich verletzende Tendenzen, dagegen einige recht ausgiebige Rollen darzubietcn, und so wird es immer, wenn es wie hier durch eine geschickte Regie und durch Talent und Fleiß der einzelnen Mit spieler gestützt werden kann, beim Publicum jenes Glück niachen, welches sür ein modernes, tageSgcschichtliches Lebensbild Lohn in Fülle ist. An höhere Eigenschaften der Comödie, als da sind: originale, lebenswahre Charakter zeichnung, gesellschaftlicher Tact und Feinheit cincs geistig frischen Dialogs sind wir bei Rose« nicht ge wöhnt; er saßt mit Keckheit und ohne wählerischen Ge schmack das derb Drastische, vulgär Komische auf und scheut keineswegs, sich zum Bestell deS momentanen Er folgs durch landläufige Späßchen und approbirte Ka lauer, die ost älter sind als er selbst, sein Ensemble thea tralisch hcrauszuputzen. Der Wiener Versasser verfolgt in diesem Stücke, di- rect veranlaßt von literarisch-dramatischen Localvorgän gen, die uns nichts angehen, die an sich zeitgemäße Ten denz, den Einfluß und Werth des besseren Journalis mus zu vettheidigen. Diese Vertheidigung ist in man cher Beziehung pikant und geschickt, im Allgemeinen aber nur ein Schlag ins Wasser, ein überflüssiges Be mühen, weil die ausgefühttcn Gegner der Presse einem völ lig überwundenen Standpunkt angehötten und die Re präsentanten der Journalistik zwar ganz anständige ge- scheidte Männer sind, aber keineswegs jenen gediegenen Kräften von wissenschaftlichem Werth, haltungsvollcm Charakter und seinem Tact zugezählt werden können, welche in der ganzen gebildeten Welt und auch bei uns in Deutsch land die Macht der Presse durch ihr persönliches Gewicht schufen und aufrecht erhalten und sich überall in den ersten Kreisen der Intelligenz und der besten Gesellschaft bewegen. Gustav Freytag hat bereits in seinen „Die Journalisten" dieses Thema vollwichtiger behandelt; der gute Lebens nerv in Rosen's Gestalten, die für eine bewegte unsichere Carttere die Versüßung durchSeldstironie undGalgenhumor bereit haben, ist von Freytag geborgt, poesielos zwar, aber mit der Bravour comödtantischcr Gewandtheit. Kür
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