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Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupimannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichtenau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: Pulsnitz, Albertstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. Försters Erben (Inh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr iu Pulsnitz Nummer 285 Dienstag, den 8. Dezember 1931 83. Jahrgang UWM Ser W« Wem JeiiWws Brüning wendet sich mahnend an das Ausland Das Reichskabinett hielt am Montag eine Schluß, beratung über die neue Notverordnung ab. Gleichzeitig mit der Bekanntgabe wird der Kanzler eine Rundfunkrede halten, in der er die Notverordnung begründen, aber auch die außenpolitische Lage Deutschlands behandeln wird. Der Reichskanzler will mit dieser Rede dem Ausland klar machen, daß Deutschland mit der Erhöhung der Ka pitalertragsteuer sowie mit dem Versuch der Preissenkung die letzten Reserven herangezogen habe. Er wird weiter die innerpolitische Stellung des Kabinetts durch diese Rede zu festigen sich bemühen. Man nimmt in parlamentarischen Kreisen an, daß der Reichskanzler sich in dieser Rede auch indirekt mit den Erklärungen Hitlers vor der ausländischen Presse beschäftigen wird. In einer halbamtlichen Korrespondenz der Reichsregierung ist der erste Angriff auf die Aeußerungen des Führers der Nationalsozialisten bekannt geworden. Es wird die Er klärung eines englischen Blattes, das ein entstelltes Hitler- Interview veröffentlicht, zu der Behauptung benutzt, daß das Kabinett jetzt die großen sachlichen Maßnahmen zur Rettung Deutschlands getroffen habe und vor der Opposi tion nicht zurückzuweichen gedenke. Die Sozialdemo kraten werden sich in einer Fraktionssitzung Ende der Woche endgültig über die Fortsetzung oder Beendigung der Duldungspolitil gegenüber Brüning entscheiden. Es genügt aber schon die Zustimmung der Wirtschaftspartei und der Landvolkpartei zur Einberufung des Reichstages, um das Kabinett Brüning in größte Schwierigkeiten zu bringen, be sonders nachdem die Deutsche Volks Partei in Han nover auf einer Sitzung des Zentralvorstandes ihre Oppo sitionsstellung gegenüber dem Kabinett Brüning noch ein mal festgelegt hat. 120 Millionen für die Wohlfahrtserwerbslosen. Brüning einen Brief gerichtet, in dem darauf verwiesen wird, daß die bevorstehende Notverordnung eine weitere Lohn- und Kehaltssenkung bringen soll, dergestalt, daß an einem be stimmten Zeitpunkt die Tariflöhne ohne Rücksicht auf die Geltungsdauer der Verträge und unter Ausschaltung de« ordentlichen Schlichtungsverfahrens durch gastlichen Zwang auf den Stand vom 10. Januar 1927 herabgesetzt werden sollen. Gegen diese Absicht legt Leipart entschieden Protest ein. Die Gewerkschaften müßten für eine derartige Maßnahme jeglicheVerant» wortung ablehnen. Aus Regierungskreisen wird der Eingang des Leipart-Briefes in der Reichskanzlei bestätigt. Nach An sicht der Regierung liege die Festsetzung eines bestimmten Stichtages für die Lohnsenkung im Interesse der Arbeiter, schäft selbst, um sie davor zu schützen, daß während des augenblicklichen Tiefstandes der Wirtschaftskrise die Löhne allzu tief gesenkt werden. Die Negierung will die Löhne also nicht unter ein bestimmtes Lohnniveau sinken lassen und durch gleichzeitige Preissenkung die Lohnherab setzungen in bezug auf die Lebenshaltung wenigerfühl bar gestalten. Staatspartei an Brüning. Wegen der Hitler-Erklärung an die Auslandspreffe. Die staatsparteilichc Reichstagssraktionsgemeinschaft hat ihren Vorsitzenden beauftragt, an den Reichskanzler einen Bries zu richten, in dem sie sich mit den innen politischen Vorgängen in der letzten Zeit und den Kund gebungen Hitlers, insbesondere gegenüber dem Ausland und der ausländischen Presse beschäftigt. In dem Schreiben heißt es: „Die Fraktion war geschlossen der Meinung, daß das passive Verhalten der Reichsregierung ;n dem herausfordernden, die Staatsautorität und die nationalen Interessen der deutschen Politik auss schwerste gefährdenden Austreien des Nationalsozialismus nicht mehr verstanden wird und nicht länger tragbar ist." Deutsche Kandidaten für den Mandschurei- untersnchungsanMuß. Der Völkerbundsrai begann die vierte Woche seiner außerordentlichen Pariser Tagung, die bisher so gut wie ergebnislos verlausen ist. — Der Aufforderung des Völkerbundsrates gemäß haben diejenigen Negierungen, die Kandidaturen für den Untersuchungsausschuß für die Mandschurei ausgestellt hatten, je drei Vertreter genannt. Deutscherseits wurden der ehemalige deutsche Botschafter in Tokio, Dr. Sols, General von Seeckt und Gouverneur Schnee vorgcschlagen. „Das Traumbild der Reparationen." General Smuts richtete in Kapstadt eine Warnung an sie Staatsmänner über die Gefahren, die der Welt rrohcn, wenn eine wirkliche Lösung der Reparationsfrage ,och weiter hinausgeschoben wird. Er bezweifle, ob Deutsch land noch weiter Reparationszahlungen leisten könnte. Wenn Deutschland aber nicht mehr an England zahle, so 'önnc auch England seine Schuldenverpflichtungen an Amerika nicht erfüllen. Es habe keinen Zweck, sich noch veitcr von dem Traumbild der Reparationen umgauleln zu lasten, das die internationalen Beziehungen vergifte. AationalsozialiftWe Führer in Rom. Die nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten Dr. Nieland und Strieder sind zum Besuch der nationalso zialistischen Ortsgruppen und Stützpunkte in Italien in Rom eingetroffen In Florenz hielt Dr. Nieland einen Vortrag über die Ziele und das Wesen des National sozialismus. Wien. Adolf Hitler ist das österreichische Visum für die Durchreise nach Ungarn und Italien bewilligt worden. Die Gemeinden in der Notverordnung. Es kann damit gerechnet werden, so berichtet ein demo kratischer Berliner Pressedienst auf Grund angeblich zuver lässiger Meldungen, daß durch die Bestimmungen der neuen Notverordnung das Defizit der Gemeinden, das augenblicklich noch auf 350 Millionen RM beziffert wird, wesentlich verringert werden kann. Bei einer Erhöhung der Umsatzsteuer auf 2 Prozent würden die Gemeinden, wenn man mit einem Mehrertrag von 900 Millionen RM rechnet, 120 Millionen RM erhalten. Durch die Senkung der Gehälter und Löhne sowie durch weitere Ein sparungen wird es dann voraussichtlich möglich sein, die größte Zahl der deutschen Gemeinoen ungefährdet durch den Winter zu bringen. Wenn die Finanzlage nach wie vor schwierig bleibt, so dadurch, daß die Reichsregierung Ein griffe in die Tarife der Versorgungsbetriebe und Berkehrs unternehmungen vornehmen wird. In unterrichteten Kreisen wird auf die Tatsache verwiesen, daß die Tarife der Bersorgungsbetriebe nur zu einem kleinen Teil Selbstkosten darstellen, daß sie im übrigen vielmehr indirekte Steuern sind. Im übrigen ist an sich natürlich bei den Ta rifen eine Senkung möglich, besonders wenn berücksichtigt wird, daß die Löhne, daß Kohle und Eisen auch ver billigt werden. Bei den Verkehrsunternehmnn- gen handelt es sich nicht um eine indirekte Steuer, sondern hier ist es die Verkehrssteuer, die einer Tarifsenkung Schwierigkeiten macht. Wenn auf diesem Gebiete Erleichte rungen eintreten würden, so würde sich auch hier eine Tarif senkung leichter bewerkstelligen lassem Im übrigen wartet man in kommunalen Kreisen auf die Ausführungsbestim mungen zu den Bestimmungen über die kommunale Umschuldung. Es handelt sich bei der Umschuldung nm einen Betrag von 1,5 Milliarden RM, und es würde kin wesentliches Unruhemoment verschwinden, wenn es ge länge, auf Grund der Durchführungsbestimmungen die kom- munale Umschuldung so schnell wie möglich durchzuführen. Senkung der Löhne auf den Stand von 1922? Prot« stdrre f der Gewerkschaften an den Reichskanzler. Der Vorsitzende de« Allgemeinen Deutschen Gewerk- schoftsbundes, Leipart, hat an de» Reichskanzler Dr. »iS MWWM UW lN W Basel. Der Sonderausschuß der BIZ. wählte Montag vormittag nach zweistündiger Eröffnungs sitzung zum Präsidenten den Italiener Alberto Bene- dure, zum Generalsekretär der Konferenz wurde das ita lienische Mitglied der BIZ., Piloti, zu Sekretären die Herren Blessing (Deutschland), vr, Rithenbach (Frankreich) und Pollen (England) ernannt. Ferner hat der Sonderausschuß die Hinzuwahl der vier Spezialmitglieder vorgenommen. Es wurden ernannt Direktor vr. Bent- schedler von der Schweizerischen Kreditanstalt, der frühere holländische Minister Lolijn und der schwedische Finanz sachverständige Ryd deck, sowie der frühere südslawische Finanzminister Dju ritsch. Da Rydbeck sich gegenwärtig in Berlin aufhält, Djuriffch noch im Paris weilt, so wird vorläufig die Ankunft der beiden abgewartet, ehe der Wieder zusammentritt des Sonderausschusses erfolgt. Der Nachmittag diente den Delegierten dazu, das um fangreiche von der deutschen Delegatton direkt in drei Sprachen unterbreitete Material, das über die verschiedenen zu berührenden Punkte genauestens Auf schluß gibt, zu sichten und zu studieren. Französische Machenschaften. ! Der offizielle Beginn der Beratungen hatte sich wesentlich infolge der Schwierigkeiten in der Präsidentschaftswahl ver zögert. Der amerikanische Delegierte Stewart hatte ge beten, von seiner Wahl zum Vorsitzenden abzufehen. Die Einigung über eine andere Präsidentschaftskandidatur ge staltete sich sehr schwierig. Es wurden die Namen des belgi- schen Vertreters Frvncqui, des italienischen Delegierten Beneduce und des bekannten holländischen Wirtschaftssach verständigen Lolijn genannt. Von französischer Seite wur den Zweifel daran geäußert, ob die vier zusätzlichen Mitglieder von vornherein dos Recht hätten, als stimmberechtigte Mit glieder im Ausschuß an der Präfidentschastswahl teilzu nehmen. Bei dieser taktischen Silbenstecherei haben auf französischer Seite auch die Bedenken mitgespro- chen, daß Lolijn, der bäuffa sehr rücksichtslos und offen am der wirtschaftspolitischen Haltung Frankreichs in der jüngsten Vergangenheit Kritik geübt hat, auch bei dieser Gelegenheit sein Amt als Vorsitzender im gleichen Geiste unabhängig ver walten werde. Diese taktischen Reibungen bei den ersten Formalitäten sind Anzeichen dafür, daß die Arbeiten des Sachverständigenausschusses sich recht schwierig ge stalten werden. Stützungsaktion für die Bank > von Frankreich. DieMilliardenverluste durch die Pfundkrise. Paris. Zwischen der französischen Regie- rung und der Bankvon Frankreich ist ein Abkom men über den Ersatz des Schadens getroffen worden, den die Bank durch die Pfundverluste erlitten hat. Dieser Schaden wird auf etwa 2^ Milliarden Frank bemessen. Der Staat hat nun der Bank einen Schatzbond in der Höhe ihrer Verluste zur Verfügung gestellt. Er soll gegen handelsfähige Bonds der Tilgungskaffe eingetauscht werden und ratenweise zu gleich mit den berühmten Schatzbonds getilgt werden, de» die Bank von Frankreich als Entschädigung für die an Rußland bewilligte Kriegsanleihe erhalten hat. Mißtrauen gegen die französischen Großbanken Französisch« Beschwichtigungsversuche in der internationale» Hochfinanz. Das Mißtrauen, das seit einigen Wochen in dem inter - »ationalen Finanzzentren, aber auch in Frank- reich selbst, und zwar vor allem in der Provinz, gegen ver schiedene französische Großbanken besteht und den Charakter einer schwerenVertrauenskrise anzunehmen droht, veranlaßt französische Behördenstellen sowie Banken, sich in Rundschreiben an führende Persönlichkeiten der internatio- malen Hochfinanz zu wenden und darauf hinzuweisen, daß es sich bei dieser Vertrauenskrise um „Machenschaften gewisser ausländischer Spekulationskreise" handle.