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Dresdner Nachrichten : 21.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187309214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18730921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18730921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-09
- Tag 1873-09-21
-
Monat
1873-09
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 21.09.1873
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«ufl-gc- »l,o« «»cht sich die «,d»ctt»» »tcht dertiutlich. Inseraten-»«nadme an». Wirt»: N«u»»»t«I» »L in Hamdue». «er» »>,. Wien, Lei»»«,. «-s-l, «retlau, tzranteurt ». A. — LaL Ho»»» in verltn. - L»L Leipjta, wie», Nranlsurt L. Mlln. Len. — v»«d» » 0». in sje-nlfurt a. M. — r», V«lrt in »Oemnttz. — II»- «i^L»1tt«. S»IU« ch c«. tn Part». Tageblatt für Unterhaltnug md Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeb«: Ltepsch Er N-ichardt in Dresden. Verantwort!. Redaeteur: Sulkv» Neichar-t. S»I«r»t, werden A» i!- Hteniuldt! g-°d- iu-n «aN- S bi» «lkd kU Der Raum einer r„ snalitaen Pc»l«eil, tostet IS Psa, Etnaelandt dt» ^Zetle S Agr Sine Garantie sür da, ntichfttäaiae Ersch-t- nen der Inserate wird nicht gegeben. «utwSrtige Annoncen» Sustraae von un» nnbe» lannlen Ktrmen u. Per sonen inserircn wir nur gegen Pränumerando, Zabiang durch Brtes- inarlcn oder Posietn»ati- luna. u Siiden kolten !>,, Rar, «utwärtige tonnen bi« Zahlung »»ch »ns eine Dretdnerntrma anwetsen. Die Lkd- R« S64 Achtzehnter Jahrgang. Mitrevacteur: t)r. Lmll Für daö Feuilleton: La«»,»»» Mesve«, Sonntag, 21. September 187SI Politische». So glänzend daö Schauspiel ist, das sich an den Besuch Victor Emanuels in Wien und Berlin knüpft — überboten wird es bei Weitem werden, sobald sich bestätigt, daß unser Kaiser Wilhelm im nächsten Jahre den Besuch des italienischen Königs in Rom erwie- dern will. Das Unglaubliche würde sich ereignen: ein protestantischer Kaiser Deutschlands steigt in der ewigen Stadt ab. Im vorigen Jahre, als die Enkeltochter unseres Königs Johann, die italienische Kronprinzessin Margaretha, in Schwalbach weilte, wurde dieser Be such Kaiser Wilhelms in Rom zwischen dem italienischen und preu ßischen Kronprinzen berührt, besprochen, vorbereitet. Die Reise Victor Emanuels nach Berlin rückt dieses Ereigniß um ein gutes Stück näher. Victor Emanuel wird in Berlin persönlich seine Ein ladung anbringen und Kaiser Wilhelm sie annehmen. Welche Um kehr der Dinge! Früher unternahmen die deutschen Könige mit Waffen und Heeren Römcrzüge, um sich in der Siebenhügelstadt zum römischen Kaiser krönen zu kaffen; jetzt tritt Kaiser Wilhelm, der Weißbart, einen friedlichen Römerzug an. Jahrhunderte lang verschwendeten die deutschen Kaiser die Kraft, das Mark und die Jugend Deutschlands auf den italienischen Gefilden, bald im Bunde mit den Päpsten die junge Freiheit der italienischen Städte nieder- tretend, bald gegen die Päpste sich mit Fürsten und Städten verbin dend, immer aber in der ausgesprochenen Absicht, eine Herrschaft über die ganze Welt zu errichten. Wenn jetzt der erste Kaiser des deutschen Reichs die Alpen hinabsteigt und sich im Quirinale ein- quartirt, dann gilt der Kampf nicht der Errichtung einer Universal monarchie, wohl aber der Abwehr gegen die Uebergriffe der Univer saldespotie, die vom Vatikan aus die ganze moderne Welt, die Ge schlechter der Gegenwart und der Zukunft in die Bande der geistigen Knechtung schlagen zu wollen sich vermißt. Dieser Römerzua Kaiser Wilhelms würde einen ebenso würdigen als originellen Abschluß eines vielbewegten Lebens bilden. Doch, ehe sich dieses folgenschwere Ereigniß vollzieht, liegt noch viel Zeit dazwischen. Einstweilen vergnügt sich König Victor Ema nuel auf's Beste in Wien. Seine Zeit theilt er ein in Besuche- Machen und -Annchmen bei und von Mitgliedern des Kaiserhauses, Besichtigung der Ausstellung und Frequentsten der Oper. In der letzteren hat er sich ganz als Italiener benommen, der die Vorstel lung blos besucht, um dabei schwatzen zu können. Er hat der Musik und dem Gesänge so gut wie gar keine Aufmerksamkeit gewidmet, sondern die kaiserliche Familie durch munteres Gespräch fortwährend zum Lachen gebracht. Rur der Fechtscene des 3. Aktes vonGounods „Romeo und Julie" schenkte er — der Soldat erwachte in ihm Theilnahme. Nicht unbemerkt ist es geblieben, daß die österreichische hohe Aristokratie sich durchaus nicht grollend zurückgezogen hat, son dern den Hoffestlichkeiten beiwohnt. Ueberhaupt befreunden sich die konservativen Kreise Oesterreichs zusehends mit dem Könige. Oesterreichischer als die Armee braucht in Oesterreich wohl Niemand zu sein, und diese schließt sich durch ihr Organ, die „Wehr zeitung", der freundlichen Begrüßung, die dem König von Italien durch die Wiener Bevölkerung geworden, vollkommen an. „Die Sympathien der Armee — so sagt die „Wehrzeitung" — gelten nicht dem kaiserlichen Gaste allein, sondern vor Allem dem Manne, dem Soldaten, dem König! Sie gelten dem Manne, der, als er uns feindlich gegenüber stand, dies auch männlich und offen that. Unsere Sympathien gelten dem Soldaten, der, der erste Bürger seines Staa tes, auch sein erster Soldat ist, der muthig sein Heer in den Kamp führte, und wo es galt, seine Person dem dichtesten Kugelregen rück sichtslos aussetzte. Sie gelten dem Soldaten, der die Zumuthung den Treubruch in die Reihen seines Gegners einzuschmuggeln, mit Verachtung schnöde von sich wies, zu ritterlich denkend, um sein ehr liches Schwert durch einen solchenSchmutzfleck zu entehren. Achtung und Ehre dem ritterlichen Soldaten!" Selbst die Ultramontanen wurden bewogen, ihre Demonstra tionen gegen Victor Emanuel fallen zu lassen und das Seelenamt für die gefallenen päpstlichen Soldaten so lange auszusetzen, als der König in Wien weilt. Der Statthalter Niederösterreichs hat dm Vorstand der Erzbruderschaft vom heiligen Michael in Güte dazu bewogen. Uebrigens war es ja ziemlich gleichgiltig, ob die Seelen messe wirklich abgehalten wird oder nicht, die Demonstration ist schon mit der bloßen Ankündigung gemacht und diese bloße Ankündigung hat auch schon hingereicht, eine Gegendemonstration hervorzurufen, wie wir es beim Empfange des Königs von Italien gesehen haNn. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland, Oesterreich und Italien erregen den Neid der Russen. Wie auf Commando schlägt die russische Presse auf das deutsche Reich los und mäkelt an seinem Bestände, liebäugelt mit den Sozialdemokraten, deren Zwillingsbrüder, die Nihilisten, Rußland bei sich selbst blutig verfolgt, mit der katholischen Kirche, die Rußland in Polen unter drückt und läßt al« letztes Schreckmittel, wenn Preußen sich dem russischen Gängelbande entwinden will, eine Allianz zwischen Ruß land und Frankreich auf der Bildflächr erscheinen. Das Durcheinanderwogen der Hoffnungen und Befürchtungen bauert in Frankreich fort. Die neuesten Depeschen lassen durch- blicken, daß die Königlichen, um dem Lande einen König zu geben, eine Komödie mit ihm spielen wollen. Er wird behandelt wie ein eigensinniges Kind, soll vor seiner Berufung auf den Thron Nichts versprechen und sich keine Bedingungen betreffs Erlassung einer Verfassung und Wahl der Tricolore vorschreiben kaffen ; aber er soll sich doch dazu verstehen, nachher sich gewisse Bedingungen hierüber gefallen zu lassen. Vor Allem treiben die Königlichen zur Eile! Rasch muß gehandelt werden, wenn die Einsetzung der Bourbonen Möglich sein soll. Mit Castelar ist so ziemlich der einzige Mann zur Leitung der Geschicke Spaniens gelangt, welchem die ganze Welt das un^etheilte Vertrauen in seinen Patriotismus, seine politische Aufrichtigkeit und persönliche Unantastbarkeit entgegenbringt. Ein erleuchtet« Geist, ein redlich« Wille, das starke Bewußtsein seiner Verantwort lichkeit, die klare Erkenntniß, daß es auf dem bisherigen Wege nicht fortgehen könne und dürfe, und daß andere, ganz bestimmt vorge zeichnete Maßregeln zur Rettung des Vaterlandes ergriffen werden müssen, charakterisiren den zum wirklichen Staatsmann emporgestie genen Volkstribunen. Castelar hat sicherlich einen schweren Kampf mit seinen republikanischen Idealen und seiner politischen Vergan genheit zu bestehen gehabt, ehe er sich entschloß, an die Spitze d« Regierung zu treten, deren Wirksamkeit, wie er deutlich erkannte, nur unter Bedingungen und Vollmachten ersprießlich werden kann, welche an die Stelle des republikanischen Parlamentarismus eine Art von republikanischer Diktatur setzen. Castelar wird auch einen schweren Stand haben, denn wo immer er die helfende Hand an- legen will, stößt er auf Desorganisation, activen oder, was fast noch schlimmer, passiven Widerstand, persönlichenEhrgeiz, Demoralisation und Corruption. Die Hilfsmittel des Staates sind erschöpft, fast die Hälfte des Landes in der Hand von Rebellen oder Prätendenten; im Cortespalast selbst schleicht die Jntrigue der Monarchisten, Cleri- calen und der Prätorianer-Generale geschäftig umher, das Ausland ist theils zurückhaltend, theils mit den inneren Feinden im Bunde. So häuft sich Alles, um dem neuen Staatsretter seine Aufgabe so viel wie möglich zu erschweren. Unter solchen Umständen von Caste- lar's Thatkraft schon jetzt Erfolge zu «warten, ist höchst unbillig; der Zweifel, ob seine Energie überhaupt zu solchen gelangt, ist da gegen nicht ohne einige Berechtigung, und die Befürchtung jedenfalls nicht ausgeschlossen, daß Castelar'S Staatsrettung schließlich nur irgend einem Usurpator zu Gute kommen dürste, der mit dem so zerrütteten Staate allerdings zur Zeit auch nichts anzufangen wüßte, ab« schon auf die Erbschaft eines ehrlichen Mannes schmunzelt. Jetzt hat Castelar die Cortes nach Hause geschickt; die alten conser- vativen Generäle, die mehr „Erfahrung" haben als d« junge Repu blikaner, werden von ihm mit aller Machtfülle auSgestattet und es wird kein Jahr vergehen, dann machen sie mit ihm kein Federlesens, bemächtigen sich der Dictatur und schicken den Dictator nach Hause. Locales und Sächsisches. — Auch die letzten noch ausstehenden Wahlen sind zu Gunsten der conservativen Partei ausgefallen. Im Landbczirke d« Gerichts ämter Pulsnitz und Bischofswerda wurde nach geringem Wahl kampfe der Friedensrichter Päßler auf Belmsdorf, der bisherige Ab geordnete, wiedergewählt. Sein Gegencandidat war der liberale Fabrikant Schöne aus HroßröhrSdors. Nach einem harten Kampfe ist es ferner dem conservativen Amtshaüptmann v. Ehrmstem in dem Wahlkreise Rochlitz- Burgstädt—Penig gelungen, den national- liberalen Prof. vr. Birckkaum aus Leipzig zu schlagen. Auf diesen Sieg legt man einen großen Werth, da Birnbaum ein« der Haupt agitatoren dieser Partei war. Inzwischen hat er ebenso wie sein Schützling von der Feuerrüpelbrigade Leipzigs, Sparig, den Kürzeren gezogen. Indem wir uns für heute darauf beschränken, die Namen der Gewählten zusammenzustellen, bemerken wir vorläufig nur, daß die gemäßigt-conservative Partei durch die Wahlen die Mehrheit in der Kammer erlangt haben dürfte. Gewählt find: Geh. Justizrath Gebert und Kaufmann Walter, Beide in Dresden, Stadtrath Klcmp- nermsist« Häckel in Leipzig, Fabrikant Beyer in Schloß-Chemnitz, Wasserbau-Jnspcctor Freih. v/Wagner in Bautzen, Advocat Ludwig aus Leipzig, Advocat Eysoldt aus Dresden, Stadtrath Uhle in Glauchau, Staatsanwalt Petri aus Bautzen, Bürgermeister Qucrncr in Kirchberg, Advocat Kirbach in Plauen, Baumeister Hartwig in Falkenstcin, Gutsbesitzer Päßler in Belmsdorf, Friedensrichter Barth in Radebeul, Gutsbesitzer May in Polenz, Fabrikdirector Grahl in Döhlen, Gutsbesitz« Klopfer in Schänitz, die Rittergutsbesitzer Rich ter in Graslitz, Günther auf Saalhausen und Starke auf Schmölln, Fabrikant Starke in Mittweida, Prof. Vr. Richter in Tharandt, Amtshauptmann v. Ehrenstsin in Rochlitz, Kaufmann Leuschn« in Glauchau, Erbrichter Heymann in Großolbersdorf, Mühlenbesitzer Winkl« in Chemnitz, Rittergutsbesitzer Mehnert auf Klösterlein und Amtslandrichter Barch in Stenn. — Am Schluß des vorigen Jahres betrug das Substantiab vermögen unserer Stadt — bestehend aus 92 Grundstücken, ver schiedenen Gerechtsamen, Hypotheken undObligationen — 2,565,496 Thlr. Activa (1871 war es um 65,051 Thlr. geringer), wovon nur 203,785 Thlr. Passiva abgehen, so daß der Bestand 2,361,711 Thlr. ist. Durch verschiedene, nicht durch tz 33 d. St.-O. beschränkte Ver- mögeysbestände stieg das gesammte Substantialvermögen auf 3,618,295 Thlr. Außerdem war noch ein mobiles Vermögen da von 1,510,617 Thlr. und damit belief sich das ganze Communoer- mögen auf 6,128,912 Thlr. (327,576 Thlr. mehr als 1871). Ein Theil der verschiedenen Anleihen ist getilgt, ein anderer Theil nicht begeben und ein dritter verzinslich angelegt. Die wirkliche Schuld der Stadt betrug Ende v. I. 2,202,075 Thlr. — Meteorologische Notizen und Andeutung des Witterungsganges. Für Deutschland im Allgemeinen «scheint der Monat September, mit Ausnahme der Aequinoctialsturm- tage meistens zu heiterem Himmel geneigt. Nach zu Dresden notir- ten Beobachtungen ergeben sich aus einer vierzigjährigen Reihe (1828—1867) in Betreff der Septemberbewölkung folgende mittlere Größen: 5 heitere, 21 gemischte und 4 bedeckte Tage. In den Jah ren 1830, 1850, 1851 und 1852 war im September kein völlig heiterer Tag, 1865 waren deren 14, 1846 deren 13, und 12 im Jahre 1843. Die Maxima waren für gemischte Tage 1850 mit 30, für bedeckte Tage 1861 mit 16, für Ncbeltage 1850 mit 14, und für Regentage 1851 mit 24. An keinem Scptcmbertage in den Jahren 1832,1834 und 1850 war völlig und stets bedeckter Him mel. Im Jahre 1865 waren nur 5, und in den Jahren 1838 und 1862 nur je 6 Regentage im September.— In dieser Woche wird zunächst der Himmel zeitweilig großentheilS bewölkt sein, dann wird bei Fortschr«tung der Windrichtung nach Osten heiterer Him mel vorherrschen. Lrrowvtrius. — In d« heutigen Sonntagsbeilage wird an der Hand eines Artikels der „Concordia" die Frage des „Luxus" behandelt. Die falschen Vorstellungen, die an den Begriff des Luxus gemeinhin ge knüpft werden, erhalten ihre Berichtigung. In der nächsten Sonn tagsbeilage soll der Artikel seinen Abschluß finden. — Gestern Vormittag hatte man Gelegenheit, verschiedene Beamte und Bedienstete der Sächsischen Bant mit dem klingenden Inhalte zweier großer Packwagen beschäftigt zu sehen, welche vor gestern Abend pr. Bahn im Leipziger Bahnhofe eingetroffen waren. Die Packwagen enthielten nämlich 1 Million Thal« in Silber, welche in kleine Säcke L 500 und 1000 Thlr. verpackt waren und hier, auf zu diesem Behufe gemiethete Fuhrwerke verladen und sodann in das Bankgebäude in der Schloßstraße geschafft wurden. Zur Bewachung war Gensdarmerie requirirt worden. — Die Hausbesitzer und Ladeninhaber der Sccstraße, gewitzigt durch das Schicksal ihrer Mitbürger auf der Wilsdrufferstraße, haben als das Aufreißen ihrer Straße beginnen sollte, an den Stadtrath eine dringende Vorstellung gelangen lassen, nicht eher zu beginnen, als bis nicht Gewißheit vorhanden, daß die Straße bald mied« communicationsfähig werden könne. Es ist ihnen eine befriedigende Zusicherung zu Theil geworden. Auch die Beschleusung und Röhren legung auf der Schloßstraße ist verhältnißmäßig rasch gegangen; gestern fuhr auf ihr der erste Wagen. Nur die arme Webergaffe scheint zum Aschenbrödel Dresdens ausersehen. Die dortigen Laden inhaber und Bewohner sind in lebhafter Aufregung darüber, daß so ganz und gar nicht der Bau auf ihrer Straße fertig werden will. Wie soll das werden, wenn nun noch die Umzugszeit kommt? Wenn der Stadtrath Das hörte, was dort täglich über das langsame Vor- rllcken der Straßenarbeiten gesprochen wird, er verschaffte selbst mit einigen Opfern der Seufzergasse — wollte schreiben Webergassc end lich Erlösung von ihren Leiden. — Die Besitzer hiesiger kleinerer Gasthäuser werden wohl thun, sich vor einem jungen Menschen in Acht zu nehmen, der die Industrie betreibt, aus Gasthöfen, in denen er sich einquartiert, die ihm zur Benutzung überwiesenen Bettstücke mitgchen zu heißen. Nebenbei pflegt er auch noch, so eilig mit den Bettendurchzubrennen, daß er darüber die Bezahlung seiner Schuld für das Nachtquartier vergißt. Er soll 20 und einige Jahre alt, von mittlerer Statur sein, hellblonde Haare haben, einen grauen Anzug tragen und einen grauen Handkoffer bei sich führen. — Gestern Abend in der 8. Stunde fand ein hiesiger Drosch kenkutscher auf der Fahrstraße vor dem Böhmischen Bahnhofe eine Summe Geld in Papieren im Wcrthe von mehreren Tausend Tha- lern und gab dieselben an seinen Herrn ab. Wie man hört, soll sich der Verlustträger, ein reicher Herr aus dem sogenannten Englischen Viertel, auch bereits gemeldet und das Geld in Empfang genommen haben. Daß der Kutscher anständig honorirt wurde, läßt sich er warten. — Repertoir de» König!. Hofthcaters. Für Alt stadt: Sonntag: Der Liebestrank. Adina: Frl. Proska, a. G. — Montag: Ein Sommernachtstraum. — Dienstag: Zar und Zimmermann. Iwanow: Hr Schrött« vom Stadtthcater inAachen, a. G. — Mittwoch: Oberon. — Donnerstag : Maria Stuart (An fang 6 Uhr). Mortimer: Hr. Timm vom Herzog!. Hoftheater in Meiningen, a. G. — Freitag: Die Erzählungen der Königin von Navarra. — Sonnabend: Die Meistersinger von Nürnberg (Ans. 6 Uhr). — Für Neustadt: Sonntag: Minna von Barnhelm. — Dienstag: Mutter und Sohn: Bruno, Hr. Timm, a. G. — Don nerstag: Die Liebe im Eckhause. Z. E.: Dorothea. Komische Operette in 1 Act, a. d. Franz, von Ernst. Musik von Offenbach.— Sonnabend: Am Clavier. Das Stiftungsfest. — In einem Gasthause der Altstadt wurde gestern früh ein Soldat der hiesigen Garnison todt aufgcfunden. Derselbe — ein ge lernter Apotheker — war in der hiesigen Militärapotheke beschäftigt und hat sich, wie die Untersuchung «gab, mit Blausäure vergiftet. Der Grund des Selbstmordes ist unbekannt. — Gestern Vormittag ist der Bauunternehmer Tischer auf seinem Neubau in der Löbauer Straße dadurch verunglückt, daß das Kellcrgewölbe, als er dessen Stützen hinwegzunehmen im Begriff war, zusammenbrach und ihn unter sich begrub. Man hat ihn als Leiche wieder hervorgezogen. Ein hiesiger Dienstmann fuhr am vergangenen Donners tag Nachmittag mit einemDienstmannskarren, worauf unter anderen Gegenständen auch ein Packet Betten geladen war, von Dresden nach Tolkewitz. Hinter Striesen gesellten sich zu ihm drei Männer, die sich anfänglich mft ihm unterhielten, darauf jedoch plötzlich ihn packten und zu überwältigen suchten. Eine des Wegs daher kom- mende Frau verscheuchte zwei der Räuber, die querfeldein die Flucht ergriffen, während der dritte zwar gleichfalls ausriß. jedoch unter Mitnahme des PacketS Betten, das er plötzlich an sich genommen hatte. Der Dienstmann verfolgte den Letzteren so lange, bis er ihn gezwungen, sich der Betten wieder zu entledigen. Hierbei soll es zwischen ihm und dem Räuber sogar noch zu einem Handgemenge gekommen sein, in welchem der Dienstmann das Messer gezogen und einen Gegn« damit oberflächlich verwundet haben will. Bei einem Hausbesitzer in hiesiger Neustadt sprachen vor gestern gegen Mittag zwei Bettler um Mittagsefsen an. Da letzteres überhaupt noch gar nicht fertig war, so wurden sie natürlich mft ihrem Ansuchen abgewiesen; wahrscheinlich aus Rache hierüber stahlen die beiden Bummler bei ihrer Entfernung aus einem in der Hausflur befindlichen Korbe, diverse Wäschstücke deren Verlust erst nach ihrer Entfernung bemerkt wurde. Der Bestohlene hatte indeß das seltene Glück, die beiden Diebe an demselben Nachmittage i» einer Restauration der KönigSbrückerstraße wieder zu treffen, wo- selbst er ihre Arretur veranlaßte. Mehrere der entwendeten Wäsch» stücke sollen bei den Dieben noch vorgcfunden worden sein. — Das nächsten Dienstag in Loschwitz-Blasewltz abzuhaltende iHerbstfest wird seinen Ertrag brr FriedenSthätMit pe-E
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