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Dresdner Journal : 11.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-11
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 11.12.1897
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Dresdner vittteliShrkchr O Mark k0Pf, bei den Latin. Üch deutschen BostanstaÜrn vierteljährlich » Mart; außer- bald de» Deutschen Reiche- Pop- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen t Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». WWWWWWWWWWWW Fernspr -Anschluß. Nr. IZAS. >V ' «»kü»»t,»«,»Geb»tzre»t Fitr den Raum einer aeipal- tenen Zeile kleiner Schrift »0 Ps Unter „ Eingesandt" die Zeile 60 Pk. Vei Tabellen- und Zijsernsatz entsprechender Aufschlag HeranSgeAer: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwrngersir. 80 Fernspr -Anschluß: Nr. IZAS. MS88. Sonnabend, den 11. Dezember abends. 1897. MM-r Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Kaufmann Julius Sarfert in Reichen bach i. V. den Titel und Rang als Commerzienrath zu verleihen. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dcn Buchhaltern Leuner und Hetzer bei der Filiale der landständischen Bank der Oberlausitz in Dresden das Ritteikreuz S. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Ce. Majestät .der König haben Allergnädigst ge ruht, dem in den Ruhestand getretenen Ober-Postassistent Lorenz in Schwarzenberg das Albrechtskreuz zu ver leihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Kammerdiener Zimmer in Gaußig das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Srueuvuuße», versetzmirea rc. im öffentliche« Dievste. I» Geschäftsbereiche de» «iutftertnm» »er Finanzen. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Bauer, BSttger, Hebestreit, Ortlepp und Peuker, zeither gegen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, als etatmäßige Postassiftemen im Bezirke der Kaiser!. Lbcr-Postdirection zu Dresden. Z» Geschäftsbereiche »e» Mintftertum» de» Kult«» und -ffentltche« Unterricht». Erledigt, eine ständige Lehrerstrlle an der katholischen Schule zu Chemnitz. Kollator: da» Apostolische Vikariat im Königreich Sachsen. Der Gehalt beträgt 1Ü00 M. (einschließlich WohnungSgeld) und steigt, vom 2S. Lebensjahre de» Stelleninhaber» an gerechnet, aus den unteren Stufen von S zu S Jahren, auf den oberen von 4 zu 4 Jahren bis znm Höchstbetrage von »SOO M Bewerb ungen sind bi» zum 80 Dezember an da» Apostolische Vikariat einzureichen. Nichtamtlicher Teil. Unsere Erwerbung in Lstasien. Es zeigt sich von Tag zu Tag deutlicher, wie das Verständnis für unsere überseeischen Beziehungen, die Erkenntnis des hohen Wertes von Kolonien und Stütz punkten, und damit auch der Unternehmungsgeist, der an dem allgemeinen Wettbewerb auf dem Weltmärkte thätigcu Anteil nehmen will, im deutschen Bolle stetig wächst. Nicht nur die Statistik über Industrie und Handel der vergangenen Jahre, nnd der unverkenn bar sich allmählich hebende Wohlstand liefern hierfür Beweise, sondern noch viel klarer tritt bei den jetzt in Lstasien sich abspielenden Vorgängen diese Erscheinung zu Tage. Eine große, noch stetig zunehmende Mehrbeit des deutschen Volkes stimmt dem energischen Vorgehen der deutschen Regierung in China nicht nur aus vollem Herzen zu, sondern wünscht und hofft auch zuversicht lich, daß Deutschland jetzt endlich auch in Ostasien festen Fuß fassen werde, wie dies England, Frankreich, Rußland, Spanien, Portugal und selbst Holland längst gethan haben, obgleich, von England abgesehen, deren dortige Interessen weit geringer als diejenigen Deutschlands sind. Das deutsche Volk wünscht, daß unsere Regierung sich eine Lage schafft, welche sie in den Stand setzt, solchen Vorkommnissen, wie die Ermordung der beiden Missionare in Jentschoufn vorzubengen, was aber nur geschehen kann, wenn wir selbst einen festen Punkt an der Küste dauernd besitzen, von dem aus wir »sowohl einen größeren moralischen Druck ausübcn, als auch eine Sühne für geschehene Unbill schneller erzwingen können. Das den.sehe Volk sieht es als eine Pflicht der Regierung an, Deutschlands Stellung und Ansehen im fernen Osten zu festigen Kunst und Wissenschaft. Konzerte. Der erste Aufführungsabend des Ton künstleroereins, der durch die Gegenwart Sr. Majestät de» Königs und Ihrer König!. Hoheiten des Prinzen Georg, de« Prinzen Albert und der Prinzessin Mathilde ausgezeichnet ward, brachte neben gewohnten Gaben klassischer Herkunft zwei neue Werke, beide von gediegenem und anmutendem Musikgehalt. Das Terzett 0-6nr ox. 74 für zwei Violinen und Viola von Anton Dvorak zeigt den Meister in der poetisch zartsinnigen Erfindung, namentlich in den ersten Teilen, wie in der feinen Durchbildung des Satzes, der dem Charakter der drei Instrumente aufs glücklichste entspricht. In knappgefaßtem Rahmen giebt der Komponist reizvolle Stimmungsbilder, unter denen das kl-ckur-Larghetto die stärkste melodische Wärme ausstrahlt, während ein unverkennbar nationaler Grundton dem Scherzo eine besondere Würze giebt. Verhältnismäßig schwächer wirken die abschließenden Variationen auf ein nicht gerade plastisch heraustretendes Thema. Die künstlerisch ab gewogene instrumentale Behandlung, die vortreffliche, nirgend« absichtsvoll berührende Ausnutzung der mit dem gewählten Material erzielbaren Klangmöglichkeiten bilden einen besonderen Vorzug diese« Kammermusikwerkes, da« von den Herren ElSmann, Schlegel und Spitzner mit Wohlklang und feiner Abstufung zu Gehör gebracht wurde Al« »weite Neuheit enthielt da« Programm Variationen über ein Originalthema (op. 77) für zwei Klaviere von Herr mann Scholtz Auf einer breiten thematischen Grundlage von edler harmonischer Schönheit ist eine Reihe größten- teil« wirksam ko.rtrastiercnder Sätze aufgebaut, vorwaltend lyrisch sinnenden Charakter«, wenn eS auch nicht an kräftigeren Farben und Accenten fehlt Die mittleren Partie« der Komposition, inibesondere die schwärmerisch anmutige vierte Variation und die folgende, in dekla matorischer Freiheit sich ergehende erscheinen besonder« ein- und zu stärken, und dies kann gerade den Chinesen gegenüber nur durch eine dauernde Festsetzung an der Küste in nicht zu geringem Umfange geschehen. Die vorübergehende Entsendung einiger Kriegsschiffe, deren Erscheinen selbst auf die schiffsgewohnten Be wohner der wenigen Häsen, welche von unseren Kreuzern angelaufen werden, keinen großen Eindruck macht, und von deren Abwesenheit kcin Mensch im Binnenlande etwas erfährt, bleibt ziemlich wirkungs los. Es ist aber sehr wünschenswert, daß die ge samte Bevölkerung von unserer Macht Kenntnis erhält. Dadurch wird jedenfalls de» Ausschreitungen de- chinesischen PöbelS besser vorgebcugt als durch alle Befehle des Kaisers von China. Aber nicht nur die Sicherung und der Schutz unserer Missionare, welche ihren verantwortungsvollen, schweren und gefahrvollm Beruf dort draußen auS- üben, erfordern die Schaffung eines positiven deutschen Besitzes in China, sondern auch unsere Handels- interessen bedürfen eines festen Stützpunktes daselbst, wie noch in allerletzter Zeit aus industriellen und Handelskreisen auf daS bestimmteste ausgesprochen worden ist. Unter dem Schutz der deutschen Flagge wird der Unternehmungsgeist unserer Kaufleute neue Absatzgebiete schaffen und dem Handel mit China einen Aufschwung verleihen, der unserem ganzen Volke zu gute kommen und durch Hebung der Produktion einer Kalamität in der Arbeitsfrage für lange Zeiten vorbeugen wird. Wie sehr man auch von diesem Gesichtspunkt auS ein festes Zugreifen unserer Regierung wünscht, geht unter anderem auch aus der Thatsache hervor, daß sich bereits Gesellschaften zum sachgemäßen Abbau der Kohlenlager bei Wei, etwa 100 Km von der Kiau- tschau-Bucht entfernt, und zur Anlage einer diese Bai mit den Kohlenbergwerken verbindenden Eisenbahn sowie zum Bau von großen Lagerhäusern und den für die Handelsschiffahrt nötigen Hafenanlagen in der Kiao-tschau-Bucht bilden. Zu ihrer definitiven Kon stituierung wird nur die endgültige Entschließung unserer Negierung abgewartet. An Unternehmungslust und Kapital fehlt es also nicht, und an dem Erfolge der geplanten Unter nehmungen kann nach Aussage der besten Kenner chinesischer Verhältnisse sowie der vielen seit Jahren in Ostasien lebenden Kaufleute nicht gezweifelt werden. Mögen nur solche Projekte, wie die vorstehend aufgeführten, immer zahlreicher austreten, damit d-e Regierung sieht, daß sie bei faktischer Besitzergreifung der Bucht von Kiao-tfchan das deutsche Volk hinter sich hat, und daß letzteres aus einem solchen Besitz auch die Nutzanwendung unverzüglich zu ziehen ge willt ist. — Wie die demokratische und sozialistische Presse im höchsten Grade verstimmt ist über die Verhältnis mäßig guten Aussichten, die man dem Flottengcsetze mit vollem Rechte prognostizieren kann, so paßt es diesen, in keiner Weise von den nationalen Regungen unseres Volkes berührten Blättern auch durchaus nicht, daß das deutsche Vorgehen in Ostasien immer noch nicht diejenigen „Konflikte" gezeitigt hat, die man mit ängstlichen Philistermienen prophezeit hatte. Mit größtem Behagen und ohne jede Prüfung nahm die regierungsfeindliche Presse daher auch alle und jede Nachrichten aus englischer Quelle, selbst die einfältigsten, ans und verbreitete sie. So weist sie heute wieder mit Kassandramiene auf eine Meldung der „Times" hin. Danach habe Deutschland, nachdem China Deutschlands Forderungen zugestandcn, die Räumung Kiantschaus an einem später festzusetz'nden Zeitpunkie zugesagt. Deutschland erhalte dafür als Kohlenstation die Einbuchtung von Samsah in der Provinz Fokien. Diese Einbuchtung, so erklären die „Times" einiger maßen gereizt, liege einige 40 Meilen nördlich von Samoainseln das deutsche Konsulat vertretungsweise ver waltet. — Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Wenn man lsularbehörde in hat er auf den da« Gesamtbild der dreitägigen Flottengesetz debatte de« Reichstage« durchmustert, so fallen zwei Momente auf, das ist einmal die Absage de» Zentrum« an die marinefeindliche Hetzpropa ganda der Freisinniaen Volk«partei, und dann die Uebernahme der Richterschen Wahlparole: „Wider den Absoluti«mu»" durch die Sozial demokratie Der öffentlichen Meinung hinsichtlich de» wahren Zwecks und Inhalts jener famosen Wahlparole reinen Wein einzuschenken, wird sich ja später noch reich liche Gelegenheit finden; wenn aber die „Freisinn. Ztg " Tag für Tag die vollen Schalen ihre« Zorne« über alle jene, in«besondere über jene „zwei Dutzend au«gewählte Kommerzienräte", da« heißt über da« Komitee von Ver tretern der Industrie, de« Handel«, de» Kleingewerbe» und de» Handwerk«, au«gießt, welche sich erkühnen, in Marinefragen anderer Meinung zu sein al« Hr Eugen Richter und seine Getreuen, so dürfte demgegenüber bei dem Herausgeber der „Freis. Ztg." wohl die bescheiden« Erkundigung am Platze sein, wo denn in deutschen Landen eigentlich noch die Heerhausen zu finden sein mögen, die seinem Rufe, unter dem Banner de« DeutschfreisinnS die Marinepolitik der Regierung zu bekämpfen, gehorsam sind? Da« Gro« der deutschen Arbeiterschaft hat dem Köder der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine, die e« am Lagesgeschichk. Deutsches Reich. 'Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern abend den Vortrag de« Staatssekretär« v. Bülow. — Wie Berliner Blätter melden, sei wegen Erkrank ung der Prinzessin Viktoria Luise, der einzigen Tochter be« Kaiserpaares, die für gestern abend augckl-!. H<fcitlichtert, bei welcher „Meister Andreae" vom Ensemble des Schauspielhauses gegeben werden sollte, bis auf weiteres verschoben worden — Durch Allerhöchste Kabinettsorde vom 6. d. M ist des bisherige Kommandeur des 2. Seebataillons Major Kopka v. Loßow zum Kommandeur de» aus Mannschaften beider Seebataillone und Freiwilligen der Armee zu formierenden neuen Bataillons Marineinfanterie und Kapitänlieutcnant Grapow, welcher früher als Lieutenant und al« Kompagnieches bei der Matrosenartillerie in Friedrichsort und Lehe gestanden hat, zum Führer der aus MatrosenartiUeristcn und Freiwilligen der Feldartillerie zu formierenden Artillerirkompagnie ernannt worden. Die von der Ostseestation zu den neuen Truppenteilen stoßenden Seesoldaten und Matrosenartilleristen, im ganzen gegen 450 Mann, sollen am 14 von Kiel nach Wilhelmshaven in Marsch gesetzt werden Den ganzen mittels gemieteter Lloyddampfer nach Ostasien abgehenden Truppentransport wird der zum Kommandanten S. M. S. „Prinzeß Wilhelm" ernannte Korvettenkapitän mit Obcrstlieutenants- rang Truppel führen. — Ter zur Zeit auf Urlaub in Berlin anwesende Kaiser!. Generalkonsul für Japan, vr. Schmidt-Leda, ist dem Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amte, Frhrn v. Richthofen, zur Unterstützung bei der Fortführung der Geschäfte der Kolonialabteilung bi« auf weiteres zu geteilt worden Or. Schmidt-Leda, seit 1888 General konsul in Volohama, hat im Jahre 1884 als Sekretär der internationalen Kongokonferenz in Berlin, 1885 86 als deutsches Mitglied der Grenzregulierungskommission in Futschu; sie hat zehn Meilen Tiefe und zwei Meilen Sansibar und 1888 al« Leiter der Kon Breite und ist von der Seeseite durch eine Anzahl Batavia fungiert, von^8S5 bis 1896 1 kleiner Inseln geschützt, bietet daher einen guten Anker- " «.-r..,.- -- platz. Möglicherweise werde Frankreich, das ein leb haftes Interesse an dem Arsenal in Futschau nehme, etwas bei der neuesten Wendung zu bemerken haben, England denke natürlich nicht daran, Deutsch lands Gründe für die Notwendigkeit eine- Flotten stützpunktes zu bestreiten, könne aber in Anbetracht seiner großen Handelrinteresse» seinerseits nicht gleichgiltig bleiben und werde vielleicht auch zur rechten Zeit Ansprüche auf die Dankbar- keit Chinas für die im Laufe des japanischen Krieges geleisteten Dienste anmelden und daran erinnern, daß es auf Grund der Konvention von 1846 gewisse Anrechte auf die zeitweilig besetzte, später ge räumte Jnselgrupve am Ausflüsse de- Pangtse, die Chusan-Jnseln, besitze. Endlich einmal, jammert der „Vorwärts" an gesichts dieser Nachricht, werde sich die deutsche Regier ung doch bequemen müssen, ihren „Unterthanen" Klarheit zu schaffen über die Dinge, die in China vorgingen. „Oder sind die lieben „Unterthanen" nur zur Bewillig ung von Schiffen und zum Zahlen von Steuern da?" Da- Organ der Umstürzler mag sich beruhigen. Die Regierung wird den richtigen Moment zur Bekannt gabe ihrer Pläne schon selbst wählen. Darin, daß in den zarten Fäden, die jetzt gewoben werden, die derben Hände der Herren Richter und Schönlank nichts zn suchen haben, stimmt der verständige Teil des deutschen Volke- mit der Regierung jeden falls überein. Und was die Meldung der „Time-" anlangt, durch welche die Demokratie in so große Anfr gung versetzt worden ist, so beruht sie, wie in zwischen schon von maßgebender Seite bekannt ge macht wird, auf blanker Erfindung unserer lieben „Vettern" jenseits de- Kanals! Gängelband« de» Freisinn» erhalten sollten, längst den Rücken gekehrt und wandelt die Wege der Sozialdemo kratie. Da« Handwerk, da« Kleingewerbe hat sich von dem Richterschen Parteiprogramm abgewendet, weil e» darin weder Mitgefühl noch Abhilfe für seine Nöte ge funden hat. Die deutschen Landwirte bleiben einer Partei fern, deren Führer ihnen den Rat giebt, sich selbst zu strangulieren; der Handel hat zu einem sehr großen Teile eingesehen bez. sieht e« räglich mehr ein, daß die vom Deutschfreisinn veiffochtene Manchestertheorie ü outranc« ein zweischneidiges Schwert ist und daß hingegen die Politik eine« maßvollen Schutzes der nationalen Arbeit mit einer achtunggebietenden Kriegsmarine hinter sich den Interessen de» deutschen Kaufmannistandes doch nicht zu unterschätzenden Vorschub leistet, und die deutsche Industrie, deren fanatische Bekämpfung eine Spezialität der „Freif. Ztg." bildet, wäre doch sicher der letzt« Faktor, auf den Hr. Richter seine Marineopposttion stützen bez seinen Neu wahlfeldzug gründen könnte Wo also — darf man wohl fragen — sind diejenigen Elemente, in deren Namen Hr. Eugen Richter eine Sprache führen kann, al« verkörperte seine Persönlichkeit da« deutsche VolkSgewissen? Wir er innern an die letzten Reichstagswahlen, wo im ersten An laufe au» eigener Kraft nicht ein einziger der Richterschen Kandidaten, auch der Führer selber nicht, ein Mandat zu erringen vermochte, die Fraktion-Mitglieder der freisinnigen Volk«partei vielmehr samt und sonder» mit Hilfe fremder Krücken durch das Seitenpförtchen der Stichwahlen in den Reichstag hineinschlüpften! In Ansehung dieser Sachlage wird der Herausgeber der „Freis Ztg." sich schon darin finden müssen, daß seine pathetischen Deklamationen im Reichstage wie in der Presse von der öffentlichen Meinung nicht allzu tragisch genommen werden, und daß H r Eugen Richter mit seiner Ve rdrossenheit ob des platten Zusammenbruches all' seiner Vorhersagungen über das parlamentarische Schicksal des Flottengesetzes im deutschen Volke so ziemlich allein steht. — Die „Kreuzzeitung" schreibt: „Das sozialdemo kratische Zentralorgan gleicht einem Menschen, der in Schmähungen und Drohungen schon längst alle Super lative erschöpft und sich nur noch wiederholen kann. An gesichts der Absicht der konservativen Partei in der säch sischen Kammer, die sächsische Vereinsgesetzgebung zu reformieren, versichert der „Vorwärts", daß, wenn die sächsische Regierung sich von den „konservativen Heiß spornen" treiben lassen sollte, sie sich nicht wundern dürfe, wenn dem sächsischen Volke, d. i. der sächsischen Sozial demokratie, der sächsische Staat vollends zum Spott werden würde. Nachdem die deutschen Sozialdemokraten in ihrenKund- gcbungen sich stets al« international und republikanisch erklärt und sich über patriotische Bedenken und Grundsätze längst drucksvoll Wie m allen uns bekannten Kiavierlompo- sitionen des Künstlers verbindet sich auch hier fein ge gliederte kunstreiche und dabei durchsichtige Satzbildung mit Wohllaut und Schönheit des Kolorits zu fesselndem Ein druck. Hr. Scholtz erwies sich natürlich als der beste Ver mittler seines Werkes und wurde dabei von Hrn Sherwood vorzüglich unterstützt Zu Beginn des Abends spielten die Herren Roth und Grützmacher musterhaft stilgerecht eine Bachsche Sonate (Nr 1 0-ckur) für Cembalo und Viola da gamba in Friedr. Grützmachers Einrichtung für Piano forte und Violoncell. An den Schluß war ein alter Liebling der Freunde klassischer Kammermusik gestellt, Mozarts Quintett in Us für Klavier und Blasinstru mente. In der gleichmäßig durchgebildeten Wiedergabe durch die Herren Schmeidler (Klavier), Biehring (Oboe), H. Lange (Klarinette), Krellwitz (Horn) und E. Schmidt (Fagott) gewährte das allbekannte Meisterwerk den Hörern einen ungetrübten Genuß, eine Erquickung für da« Ohr und nicht weniger für das Gemüt durch die Ver- einigungvonsinnlicherSchönheitmitinnigemGefühlSauSdruck — Am Donnerstag führte Hr. I. L. Nicodö den nach ihm als Gründer und Leiter benannten Chor, der im Sommer schon eine günstige Probe abgelegt hatte, in ein größeres Treffen Dieses, ein a cap«Il». Abend im VeremShause, verlief ebenfall« glücklich E« zeigte sich, daß der ziemlich stattliche Chor binnen kurzer Zeit einen guten Zusammenhalt gewonnen hat und von seinem that- kräftigen Führer nach manchen Seiten hin bereit« zu großer Fertigkeit gebracht ist. Beispielsweise pflegt eine so feine Behandlung der Tonstärke, namentlich eine so sichere Beherrschung und Abstufung de« Piano, wie sie vorgestern in Sätzen Palestrina« und Seb Boch« ange wandt wurde, wenigen Chorvereinigungen in diesem Alter zu eigen sein Da» Material ist dagegen noch nicht auf der Höhe, die Hr. Nicods erreicht sehen muß; zwischen Männer- und Frauenstimmen bleibt das rechte Ctärkevcr- hältni« herzustellen und der Sopran muß noch an Frische unv Wohlklang gewinnen Das Programm ruthielt ausschließlich Tonsätze älterer Meister, die nach geistlichem und weltlichem Inhalt zusammengestellt waren. An der Spitze der ersteren standen Altitaliener, voran der ältere Scarlatti, das Haupt der neapolitanischen Schule, ihm folgend Roselli und Palestrina An sie schloß sich der herorragende Niederländer Madrigalkomponist Arcadelt, hier durch ein Kari» vertreten, an und vermittelte den Uebergang zu den deutschen Meistern Michael Prätorius und Seb. Bach Im zweiten Teil waren die beiden Zeit genoffen und Thüringer Landsleute Joh. Eccard und der bedeutendere Leo HaSler, dazwischen der Rostocker Kantor D. Friederici berücksichtigt sowie am Schluß der Mailänder Gastoldi, dessen zündende Tanzlieder selten da vergessen werden, wo man unbegleitete mehr stimmige Gesanqsmusik in größerem Maße vorsührt. In den ersten Stücken teilweise noch etwa« zaghaft in den Einsätzen (Sopran) und vorübergehend unsicher in der Intonation, entfaltete der Chor allmählich immer mehr Sicherheit, Klang- und Ausdrucksfülle und gab schon mit den Sätzen von Prätorius (das Weihnachtslied verlangt übrigen« nicht da« hier von Nicod« beliebte rasche Zeit maß, da« e« seines geistlichen Ton« entkleidet) und von Seb. Bach (Choral „Komm, süßer Tod") freie, er wärmende Leistungen — Zwischen die Chöre de« ersten Teil« schob sich ein Kammermusikwcrk, zwischen die de« zweiten eine kleine Folge instrumentaler Einzel- vorträge ein. Jenes Werk ivar die erste Sonate (6-ckur) für Klavier und Violoncell von Nicodö, eine zwar lang au»gesponnene, aber den Segen glücklicher Lebensstundrn und -Stimmungen aufwcisende, melodisch wie harmonisch reiche und reizvolle, für beide Spieler dankbare Komposition Sie wurde gespielt von den Herren Prof Jame« Kwast, einem bestbeleumundeten Frankfurter Künstler, und Heinrich Kiefer, einem jetzt in Nürnberg wirkenden Cellisten, der als Mitglied de« Windersteinorchester« hierorts einmal im Vorjahre Gelegen heit gehabt hat, ferne vorzügliche Technik und musikalische Begabung erkennbar zu machen. Sie spielten die Sonate mit so viel Sicherheit als Freudigkeit in freiem flüssigem Vortrag, wobei de« Cellisten ausgeglichener Ton und feine Kantilenbehandlung besonder» hervortraten. Sie gewährten mit dieser Ausführung wie mit den späteren Einzelleistungen den Hörern eine willkommene, wertvolle Abwechselung und empfingen dafür den verdienten warmen Beifall H. P L? Die Räume de« Dresdner Kunstsalons (VictoriahauS) weisen zur Zeit einen sehr stattlichen In halt auf. Da ist zunächst eine Sammelausstellung des Orientmalers Max Rabe» (Berlin). Der Name wird den meisten neu klingen, und in der That liegen die ersten Erfolge de« 1868 geborenen Künstler«, ver ein Schüler de« Archit-kturmaler« Paul Gräb (gest 1892) gewesen ist, noch gar nicht weit zurück; da«jrnige Werk, da» ihn in den nächsten Kreisen bekannt machte, „Arabischer Markt in Kairo", ist vor sech« Jahren entstanden Rabe« hatte im Alter von 16 Jahren schon eine Studienreise nach Sizilien, zwei Jahre später eine solche nach Ägypten mit seinem Lehrer gemacht. Fast alljährlich kehrte er dann in da« Wunderland der Pharaonen zurück, um von dort au« auch Nubien, Kleinasien, Palästina zu besuchen Einen Teil der künstlerischen Früchte, die er von diesen Reisen mitgebracht hat, sehen wir jetzt in dem Wolfframm- fchen Salon in hübscher Anordnung beisammen El sind Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen, in der Mehrheit auSgesührte Bilder neben Skizzen und Studien E« braucht kaum bemerkt zu werden, daß diese Arbeiten sehr ungleichwertig sind und daß sich darunter manches befindet, woS man eben nur in einer SammelauSstellung gelten läßt Von den großen Gemälden zieht in erster Reihe da« „An der Klagemauer in Jerusalem" benannte die Aufmerksamkeit aus sich. E« hat feine Mängel — die beiden hockenden Alten sind sich gar zu ähnlich und in der linken Gruppe löst sich der in« Profil gestellte Mann
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