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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120614015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912061401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912061401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-06
- Tag 1912-06-14
-
Monat
1912-06
-
Jahr
1912
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Ishrgsnx. Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seiten, die vorliegende Morgennummer 16 Seiten, zusammen 26 Leiten. Vas DiÄIiglte. * Im Spionageprozeß Barbier dürste das Urteil im Laufe des heutigen Nachmittags gefällt werden. * Bei Homs hat ein schwerer Kampf zwischen Italienern und Türken stattgefunden. (S. bes. Art. S. 2.) * Am Donnerstagnachmittag versuchte ein Italiener seine frühere Geliebte in einem Geschäftslokal der Eerberstraße in Leipzig zu er schiessen. Er verfehlte jedoch das Ziel und verwundete sich selbst leicht. (S. Leipz. u. Umg. S. 6.) * Das Hürdenrennen der Vierjährigen in Karlshorst gewann Herrn G. Perchners Horridoh unter E. Winkler. (S- Sport S. 7.) * Theateranzeigen siehe Seite 16. Oss Ssnlslchill. —n. Die Gründung des Hans ab UN dos hat sich dreimal gejährt. An dem Erinnerungs tage, dem 12. Juni, mar der Gesamtausschuß in Berlin vereint. Es mar eine stattliche Ver sammlung, die sich in dem mit den Bildern großer Chirurgen und Kliniker geschmückten Langenbeck- h-ausc rn der Ziegclstraße cinsand. Daß hier die Beseitigung führender Mitglieder des Bundes der Landwirte aus dem Reichstage als erster großer Erfolg der Politik des Hansabundes ge feiert wurde, läßt sich verstehen: umgekehrt würde cs wohl auch geschehen. Daß aber das Gesamt ergebnis der Wahlen von 1912 als Gewinn gebucht wurde, ist wohl nicht einwandfrei. Gewiß ist die rechte Seite der Volksvertretung geschwächt, aber die liberale Seite auch, und die Sozialdemo kraten, die allein den Vorteil hatten, sind doch ebensowenig wie der Bündlerführer Dr. Roesicke, Dr. Halm und Herr v. Oldenburg Anhänger der Ni btlinien des Hansabundes. Nach den am Mitt woch angenommenen neuen Richtlinien will der Hllnsabund das Bürgertum „von der unbeding ten Notwendigkeit eines durch Disziplin, Soli darität und Opserwilligleit zu betätigenden Stan- desbemußtscins und Bürgerstolzes" überzeugen; drückt sich aber nicht ein Mangel an Staudes bewußtsein und Bürgerstolz in der Neigung aus, sich an dem Erfolg einer Partei zu freuen oder schadlos zu halten, die von Hansabund und Bür gerschaft gar nichts wissen will? So weit die Neigung, den sozialdemokratischen Gewinn als eigenen Erfolg zu werten, beute im Bürgertum verbreitet ist, so verwirrend muß sic auf die Dauer wirken. Abgesehen von dieser Verschiedenheit der po litischen Beurteilung muß das, was der Hansabund an Organisation und Beein flussung des öffentlichen Lebens in den letzten drei Jahren geleistet hat, von Freund und Feind anerkannt werden. Die Strömung, die zur Gründung des Hansabundes führte, war so wenig künstlich gemacht, wie die Erhebung der bisher der Vereinsmeierei besonders wenig zu gänglichen deutschen Bauern in der Zeit Caprivis Es war damals die Frage, ob die Bewegung der Kaufleute, der Handwerker, der Angestellten, der Industriellen sich in wildem Sturm und Drang äußern oder ob sie in den Bahnen über legener Ruhe, sorgfältiger Berechnung und zu gleich zielsicheren Wagemutes bleiben werde. Man konnte die Frage für entschieden halten, als dcr neue Bund sich d.'n Namen der alte,, H ansa gab. Die Führer und Organe der alten meerbehcrr- schendcn, städtevcrbindcndcn Hansa waren keine „wildgewordencn Heringsbändiger". Die He-- ringstonnc gehörte zwar auch zu den Gütern, die der „königliche Kaufmann" verfrachtete, aber dcs- l)alb blieb er doch der königliche. Unzweifelhaft allerdings siebt der Präsident der neuen Hansa, Geheimrat Nicßer, noch heute ein gut Teil seiner Aufgabe darin, das deutsclu- werktätige Bürgertum aufzurüttcln. Er hat einst den Ruf ertönen lassen: „Bürger heraus!" Und auch am 12. Juni 1912 hat er in einem scherzenden Zwischenwortc angedeutct, daß er durchaus nicht die Rübe für die erste Bürgerpflicht halte. Man wird nicht umhin können, die Erfahrungen zu ehren, die Herrn Rießer zu dieser Anschauung gebracht und bei ihr sestgehaltcn haben. Er wird immer noch auf so viel Gleichgültigkeit und Läs sigkeit im Bürgertum stoßen, daß er cs als wich tigste Aufgabe betrachten muß, ein Sporn und eine Flamme zu sein. In ihm lebt etwas von dem Schwung und Feuer jenes älteren Rießers aus der Paulskirche, von dem Heinrich von Trcitschke freimütig anerkannte: daß seine Reden zu den besten gehörten, was damals gesprochen sei. Auch der Neffe will, daß das deutsche Bür gertum durch die Schule der politischen Leiden- scl)aft gehe, er wünscht, daß cs sich endlich die Festigkeit und Zähigkeit des Willens ancigne, die auf der andern Seite vorhanden ist. Man kann Herrn Rießer wohl heute bescheini gen, daß er dies Ziel der Aufrüttelung nicht mit den Mitteln niedriger Demagogie zu erreichen sucht. Die Schaffensfreudigkeit leuchtet ihm aus den Augen. Er ist mit dem ganzen Hansabunde der Ucberzcugung, daß die Richtlinien des Bun des, der die Gleichberechtigung der verschiedenen Erwerbszweige einschließlich der Landwirtschaft will, „das wirtschaftliche Zukunfts- programmdesDeutschenReiches" wer den müssen, „und daß es, dessen Kraft und An sehen nach Innen und Außen stärken" werde. Das heißt denn doch, die Dinge nicht aus der Froschperspektive, sondern von überragender Höhe ansehen wollen, und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Mann, der es unternimmt, dergestalt dem Deutscl)cn Reich die Wege zu weisen, sich eigentlich imstande fühlen muß, mor gen deutscher Reichskanzler zu werden. Es ist denn auch aus den Kreisen des Hansabundes mehr als einmal dem gegenwärtigen Kanzler und der Regierung vorgehalten worden, daß sie ihre Sache nicht verständen. Die alten Forderungen, daß der Gewerbestand zu den verschiedenen Aufgaben der Regierung und Verwaltung mehr hinzuge zogen tverdc, daß auf der andern Seite die Verlvaltungs beamten und Diplomaten sich zum gewerblichen Wesen rn Be ziehung zu setzen hätten, kehren in den neuen Richtlinien wieder. In trockener, aber sehr ein drucksvoller Weise erörterte einer der Bericht erstatter, Generaldirektor Walds chmidt, diese Dinge; wenn, so ungefähr sagte er, eine Firma zur Ausführung eines ausländischen Auftrags, dein eine Erfüllungssrist von seä>s Monaten ge stelltist, einen Schuppen braucht, so ist es unange nehm, wenn die behördliche Erlaubnis zum Bau des Schuppens erst — nach drei Monaten erteilt wird. Das auf einer so hohen Stufe der Pflicht treue stehende Beamtentum des Reichs, des Staats und der Kommunen muß es endlich ler nen, gewerbliche Dinge mit der nötigen Schnel ligkeit zu behandeln. Ebenso müssen in den Ersten Kammern der Industrie und dem Gewerbe mehr Sitze eingeräumt werden. Erhalten aber will sich, wie derselbe Redner betonte, das Gewerbe, die selbständige Leitung der Betriebe und dem Grundsatz der Arbeitsfrciheit, der heute durch die Arbeiterorganisationen oft verletzt wird. Man kann hinzufügen, daß es auch sonst noch mancherlei zu erhalten gilt. Handel, Gewerbe und Handwerk sind in Deutschland eben nicht von gestern. Es ist nicht an dem, daß alles nieder gerissen und neu aufgebaut werden müßte. An dem Rakbause der größten Hansestadt, Hainburg, ist weithin sichtbar der Spruch angebracht: „lüber tatem guam peperoro majore; äigae etu- äear sc-rvare postoritas", die Freiheit, die die Vorfahren errangen, möge von den Nachkommen, treu bewahrt werden. Wenn die neuen Han seaten Bewähren und Ncugestalten richtig mit einander zu verbinden wissen, werden sie „Mehrer des Reichs" sein und bleiben. Gin Seletzemwurk über üie Errichtung von Hugenü» yerichtstjöken. Man schreibt uns: An den maßgebenden Stellen im Reich schweben Erwägungen, dem Reichstag in seiner nächsten Ta- gung einen Gesetzentwurf über die Errichtung von Jugendgerichtshösen vorzulegcn. Eine endgültige Entscheidung ist in der Frage noch nicht gefallen, jedoch darf man als wahrscheinlich annchmen, daß dem Bundesrat im .Herbst eine entsprechende Vor lage zugehen wird. Die Erwägungen gelten davon aus, daß die Strafprozcßrcform aller Wahrschein, lichkcit nach erst nach Verabschiedung des neuen Strafgesetzbuches eine Neugestaltung erfahren wird; cs werden also bis dahin noch unter allen Um- ständen 6—7 Jahre vergehen. Das jetzige Straf verfahren trägt jedoch in vielen Punkten den An- jorderungcn keine Rechnung, die l^cutc an die straf, rechtliche Behandlung Jugendlicher aus den Er fahrungen der Fürsorgeerziehung heraus mit Recht bestellt werden. Tie geltende strafprozeßordnung beschränkt sich daraus, daß in Landgcricbtssachen dem Angeschuldigten, der das 16. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, ein Verteidiger gestellt wird und daß die gesetzliä>en Vertreter als Beistand aus. treten und Rechtsmittel einlegen können. Vor allem ist dic Anklagepflicht der Staats an- waltschakt gegenüber Personen im jugendlichen Alter nicht beschränkt. Falls solche also mit den Strafgesetzen in Konflikt kommen, müssen sie zur Verantwortung gezogen und zu Strafe verurteilt werden, sofern sie bei Begehung der strafbaren Handlung die zur Erkenntnis ihrer Strafbarkeit erforderliche Eimsicht besessen l»aben. Ju diesem Punktdürfte die Gesetzesvorlage einen vollkommenen Wandel in dem gelten den Recht bringen. Denn sie wird dem Staatsanwalt die Verpfliclchung auslcgen, bei allen Straftaten eines Jugendlichen, der noch in er- ziehungsfähigem Alter steht, zu prüfen, ob nicht Erzielwngs- und Besserungsmaßregeln mehr am Platze sind, als eine Strafe. Verdienen solche Maß- regeln den Vorzug, dann soll von der Erhebung einer Anklage überhaupt abgesehen iocrdcn. Aber selbst wenn die Staatsanwaltschaft eine Klage er- heben zu müssen glaubt, dürfte dem Gericht «och die Befugnis erteilt iverden, das Verfahren einzu stellen und entweder die Sache der Vormundfcl-asts- bechörde zu überweisen oder die erforderlichen Er- Ziehungsmaßregeln selbst anzuordncn. Von diesen Maßregeln nnrd jedoch die Zwangserziehung ausgenommen bleiben, weil sie mit Rücksicht auf die erforderlichen eingehenden Ermittlungen über die besondere Lage des Falles der Vormunofchafts- behörde Vorbehalten bleiben muß. Die Novelle wird ferner besondere Ju- gendgerichte bei den Amtsgerichten vorsehen. Die zur Mitwirkung an ihnen zu berufenden Schöffen sollen besonders äusgewählt nnd den Kreisen ent- nommen werden, die auf dem Gebiet der Jugend erziehung erfahren sind. ES werden also dabei Lehrer, Lehrherren und Mitglieder von Fürsorge- vereinen vornehmlich in Frage kommen. Weiterhin soll die Zuständigkeit der Jugendge richte für Straftaten Minderjähriger wesentlich ausgedehnt werden. Die Staatsanwaltschaft dürfte ermächtigt werden, mich Verbrechen, für welche die Strafkammer sonst zuständig ist, den Jugendgerichts höfen zu überweisen. Auch bei einigen Straftaten, die erfahrungsmäßig häufig bei Jugeudlicl>en vor- kommen, wie Raub, Brandstiftung und Eisenbahn- transportacfährdung, sollen die Jugendgerichte zu- ständig.scm. Wenn ein Gericht Erziehungsmaßregeln anordnet, so wird cS ihm freistehen, entweder den Jugendlichen zu vernehmen, oder der Zucht seines gesetzlichen Vertreters, der Schulbehörde, oder, wenn bereits Zwcrngserzielpmg angeordnet ist, der Er- ziehunasbehörde zu überweisen. Der Vormund- schaftsbehörde wird die Befugnis erteilt werden, einen Jugendlichen zunächst für eine bestimmte Frist unter die Aufsicht eines Fürsorgers zu stellen, näch dessen Berichten die Auswahl unter weiteren Maßregeln zu treffen ist. Das Strafverfahren gegen Jugendliche wird mit Kautelen umgeben werden, die schädigende Ein flüsse mögliäilst abschwächcn. So wird Sorge ge- tragen, daß im Verfahren der Jugendlich durch einen Verteidiger oder einen Beistand unterstützt wird. Die Vollziehung der Unter suchungshaft soll möglichst unterbleiben, wenn ihr Zweck durch andere Maßnahmen erreicht werden kann. Die Fern Haltung Jug endlicher von erwachsenen Gefangenen, sowie die Trennung der Hauptverhandlungen von Verhaud- langen gegen Erwacüsene wird vorgesehen. Und schließlich soll dem Gericht die Befugnis gegeben werden, bei allen Verhandlungen gegen Jugendliche die Ocffentlichkeit auszuschlicßcn. Oer üeutllhe Besuch in Amerika New York, 13. Juni. Das glänzendste rein deutsche Ereignis in der Kette festlicher Veranstaltungen zu Ehren der Offiziere des deutschen Geschwaders bildete oer gestern abend im Hotel Astor veranstaltete Festkommers unter den Auspizien der deutschen Vereinigungen der Stadt New York. Jeder deutsche Verein der Millionen stadt und ihrer Umgebung war vertreten. Die her vorragendsten Vertreter de Deutschtums waren an wesend, iin ganzen über 2000 Teilnehmer, darunter neben den Ehrengästen noch etwa 200 speziell ge ladene Mitglieder des Bürgerkomitecs. Der Fest kommers bot den Vertretern des versammelten Deutschtums Gelegenheit zur Anbahnung einer engeren Bekanntschaft mit den Gästen. Bürgermeister Eaynor, der die Einladung zu dem Fcstkonimers mit größter Bereitwilligkeit an genommen hatte, befand sich gleichfalls unter den Ehrengästen. Hubert Cillis, der frühere Präsi dent des Gesangvereins Liederkranz, führte den Vorsitz. Den Saal schmückten eineinander gewundene deutsche und amerikanische Flaggen und eine Fülle Blattpflanzen. Dic deutschen Offiziere verlebten einige köstliche Stunden im Kreise ihrer Landsleute. Der Kommers selbst trug zwanglosen Charakter. Der Vorsitzende Cillis begrüßte nach Eröffnung des Kommerses dic Gäste. Es sprachen im Laufe des Abends der deutsche Botschafter, der auf Präsident Taft toastete, Bürgermeister Gaynor. der in seiner Rede auf die hoben Eigenschaften des Deutschen Kaisers hinwies und ein Hoch auf den Kaiser als Herrscher und Menschen ausbrachte, ferner Rcar Admiral Winslow, der erzählte, daß auf der Fahrt von Norfolk nach New Pork das kombinierte Geschwader keine Signale brauchte, ein Beweis dafür, daß dic beiden Flotten sich verständen. Redner betonte, daß der Besuch dcr deutschen Flotte allen unvergeßlich sein werde und daß er glücklich sei. den Konteradmiral v. Rcbcur-Paschwitz kennen gelernt zu haben. In einer Rede betonte v. Rebeur Paschwitz die aroßartige Gastfreundschaft, die er in allen amerikanischen Kreisen gesunden habe. Das Geschwader lei der lleberbringer der Grüße des Vaterlandes. Die deutschen Auswanderer hätten das deutsche Weken in Amerika stark verbreitet. Sein Hoch galt den deutschen Vereinigungen als Förderer der guten deutsch amerikanischen Beziehungen. Schließlich toastete der Vorsitzen» Cillis auf die amerikanische Marine. Die größte Begeisterung herrschte, als gleichzeitig die deutsche und die amerikanische Flagge unter den Klängen der kombi nierten deutschen und amerikanischen National hymnen. als Zeichen, daß beide Länder z u - sammcngehören. gehißt wurden. Die Mit- alieder eines deutschen Gesangvereins trugen wäh rend des Kommerses zwei Chorlieder vor, weiter wurden einige allgemeine Lieder gemeinsam ge sungen. An der Ehrentafel saßen drei besondere Ehren gäste: der bekannte Sänger Theodor Habclmann, der als Matrose in dcr ersten deutschen Flotte ge dient hat, Eberhardt Schneider, einer der Neber- lebenden des Kanonenboots „Adler" beim Sturm vor Samoa und A. Mildenberger, der Prä sident des Deutschen Vcteranenbundes von 1870/71. An den Kaiser wurde folgendes Kabeltelegramm abgeschickt: „Die bei dem Festkommers zu Ehren des veur- schen Admirals des deutschen Kreuzergeschwcchcrs und seiner Offiziere in Anwesenheit der Offiziere des amerikanischen Begleitgeschwadcrs und der städtischen Behörden versammelten deutschen Ver einigungen der Stadt New Pork entbieten Eurer Majestät ihren Gruß." Die deutschen Offiziere betonen besonders die Liebenswürdigkeit des Bürgermeisters Gaynor, der auch dem Feste bei James Speyer beiqewohnt bat. Auch von diesem Feste wurde an den Deutschen Kaiser ein Kabeltelegramm geschickt. Die Aenüerun- öes lastslöema- krstilchen Grsanilstionsltatuts. Gemäß einem Beschluss« des Jenaer Parteitages hat eine von diesem gewählte Kommission eine Vor lage zur Abänderung des sozialdemokratischen Orga nisationsstatuts ausgearbeitct und jetzt der Ocffent- lichkeit übergeben. Unter den oorgeschlaaenen Neue rungen von Belang befindet sich zunächst die Er höhung des monatlichen Mindestbeitrages auf 40 Pf. für männliche und auf 20 Pf. für weib liche Parteimitglieder. Diese Erhöhung wird u. a. damit begründet, daß der Zchnpfennig-Wochenbeitrag selbst in vielen Gegenden mit gering entlohnter Ar beiterschaft ohne Einbuße an Mitgliedern durchge führt sei. Die Parteisteuer wird offenbar von den „Genossen" ebenso willig ertragen, wie die Staats steuer von ihnen als drückend empfunden wird, auch wenn sic geringer als dic Parteisteuer ist. Eine zweite wesentliche Neuerung schränkt die parlamentarische Vertretung aus den Parteitagen erheblich ein. Denn war bisher die gesamte Reichstagssraktion zur Teilnahme am Par teitage berechtigt, so soll sie fortan nur bis zu einem Drittel ihrer Mitgliederzahl auf dem Parteitage vertreten sein. Selbst wenn eine weitere Anzahl von Mitgliedern der Reichstaasfraktion in ihrer Eigenschaft als Mitglieder des Parteivorstandes, dcr Kontrollkommission und des — neu zu bildenden — Parteiausschusses teilnchmen, dürfte doch nur wenig mehr als die Hälfte dcr sozialdemokratischen Ncichs- tagsabgeordneten Parteitagsdelegiertc sein. Wird auf diese Weise der parlamentarische Einfluß auf ocm Parteitage zahlenmäßig eingeschränkt, so erhält dcr Parteivorstand ein Gegengewicht in dem neu zu bildenden Parteiaussch u ß. Er soll in Stärke von 32 Mitgliedern gemeinsam mit dem Parteioor- stand über wichtige, dic Gegenpartei berührende politische Fragen, über die Einrichtung zentraler Parteiinstitutiönen. die die Partei finanziell dauernd belasten, sowie über die Festsetzung der Tagesord nung des Parteitages und dic Bestellung der Refe renten entscheiden und regelmäßig alle Vierteljahre vom Parieivorstande zu einer Sitzung einberusen werden. Außerordentliche Sitzungen müßen statt finden. wenn ein Drittel der Ausschussmitglieder unter Angabe der Gründ« «s beantragen; verweigert der Parteivorstand die Einberufung einer ordnungs mäßig beantragten Sitzung, dann kann sie durch die Antragsteller einberusen weroen. Aus den vorstehenden Bestimmungen ergibt sich, daß der Partciausschuß neben dem Parteioorstande organisatorisch eine starke Stellung erhalten soll. Diese Stellung dürste in der Praxis um so stärker sein, als der Parteiausschuß zahlenmäßig dem Par- tcivorslandc überlegen ist; cs müßte denn der Partei tag von der Möglichkeit Gebrauch machen, dic Zahl dcr Mitglieder des Parteivorstandcs zu erhöhen. Endlich kommt für die Beurteilung des Partciaus- schusscs im Vergleich mit dem Parteivorstande in Be tracht. daß der Partciausschuß nicht wie der Partei vorstand, der Aufsicht dcr Kontrollkommission unter steht. Die 32 Mitglieder des Partciausschusses sollen von Agitationsbezirkcn gewählt werden. Demgemäß soll Groß Berlin 3. Hamburg 2 Ausschuß mitglieder wählen, während die 27 übrigen Agita- tionsbczirke je 1 Mitglied des Parteiausschusses wählen. Da auch unter diesen 27 Agitationsbczirken Großstädte, wie Dresden. Leipzig, Chemnitz, Frankfurt und Magdeburg vielfach ausschlaggebend sind, sonst aber ganze Provinzen oder Landcstcile zu einem Lrganisationsbezirk zusammengcfaßt wurden, dürften die großstädtischen Maßen auf die Zusam mensetzung des Parteiausschußes den maßgebenden Einfluß üben. Das bedeutet aber eine Stärkung des Radikalismus. Alle Mitglieder des Par- teiausschußcs find endlich zur Teilnahme am Partei tage berechtigt. Deshalb hängt es nicht unerheblich von der Zusammensetzung des Drittels, das die Rcichstagsfraktion für den Parteitag delegiert, ab, in welchem Maße der Revisionismus künftig auf dem Parteitage zurückgcvrängt erscheinen wird. Man beachte anch die Anserate in der Abend-Ausgabe. "MG
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