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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, DL» -Wilsdruffer Tageblatt* erscheint täglich nach«. 5 Uhr für den Tag. Bezugspreis : Bei Abholung in d« Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. i« Monat, be, Zustellung durch die Boten 2,30 Mk., bei Postbestellung R Mk. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern «Pfg. Alle Postanstalten W0chenvmtt sur Wllsdruff u. Umaeaend PostbotenundunsereAur- Düger und Geschäftsstelle« 7 7^77 ' nehmen zu jeder Zett Be- strlütngeu entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Aieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. werden nach Möglichkeit Aernsvreckiek' « tage und Platzvorschristen annahme bis vornt.10Uhr O O berücksichtigt. Anzetgen- durch Fernruf übermittelten Anzeigenübernehmen wir keine Garantie die Richtigkeit der Klage eingezogen werden muß oderder Auftraggeberin Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch ^a* Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, ForstreutamtsTharandt, ^»äuzamtsNoffen Freitag, de« 18 März 1827 Postscheck: Dresden 2640 «enl im Auswärtigen Auslchuh Die Richtlinie» sSr de» diiisiue» dklilsch-fr«»- zSMe» H»«dkls»erir»s »»terzeichvet. Eigener Fernsprechdienst des ..Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 17. März. Von dem Leiter der deutschen WirL- schastsdelegativn und dem französischen Handelsminister Bo- kanowski ist, wie die Tclegraphen-Unwn erfährt, das Proto koll unterzeichnet worden, das die Richtlinien für einen zukünf tigen definitiven Handelsvertrag zwischen Deutschland und Frank reich regelt. Von französischer Seite wird demgemäß auf das Kündigungsrecht des Provisoriums, das den Franzosen zum 21. März auf den 1. April zustand, verzichtet werden. Das zur Zeit die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Frank reich regelnde Provisorium, das am 1. Juni abläust, ist auf Wunsch der Franzosen erweitert worden. Den Franzosen ist ein ihren Wünschen entsprechendes Kontingent der Weineinfuhr nach Deutschland zugestonden worden, während der deutschen Industrie Zugeständnisse sür die Einfuhr von chemischen und elektrotech nischen Hans-rlserzerrgnissen sowie von Maschinenexport nach Frankreich gemacht wurden. Me amerlkamfche Negierung erklärt m dem wcemo- randum, daß sie keinen' Vorschlag günstig aufnehmen könne, der auf eine internationale Kontrolle in bezug auf eine Vereinbarung über die Beschränkung der Rüstungen hinauslaufen würde. Die sicherste Basis sür eine solche Vereinbarung müsse die Achtung vor den Verträgen sein. Jede Kontrolle würde nur Mißtrauen erzeugen. Außerdem macht die amerikanische Negierung darauf auf merksam, das; der Abschluß besonderer internationaler Vereinbarungen zwischen den Schlüsselindustrien in den Vereinigten Staaten auf ernste rechtliche und verfassungs mäßige Hindernisse stoßen würde. Dsckmrg für ZM Millismtr gebucht. Reichskanzler Dr. Marx und Neichssinanzminister Dr. Köhler haben Vertreter der Regierungsparteien empfangen, um mit ihnen die Deckung der neu entstande nen sozialpolitischen Ausgaben im Rahmen des Etats für das Jahr 1927/28 zu besprechen. Die Erhöhung der Leistungen aus der Invalidenversicherung, wie sie von der Regierung geplant war, soll durchgssührt werden, ebenso die Hypothekenaufwertung und der Finanzaus gleich, der den Ländern größere Erträge bringt, als ur sprünglich beabsichtigt war. Darüber hinaus aber sollen neue Bewilligungen vermieden werden. Ohnehin wurde der Gesamtaufwand für die sozialpoli tischen Leistungen auf etwa 730 Millionen Mark ge schätzt, darunter 250 Millionen Mark für dis Fortführung der Erwerbslosenunterstützung. Für diese letzten 250 Millionen Mark soll einstweilen eine Deckung nicht vor handen sein. Reichskanzler Dr. Marx hatte außerdem eine Kabinettssitzung einberufen, in der sich die Neichs- regierung mit der Finanzlage beschäftigte. Trauer im Kaufe des NeWwehrNMiAers. Dr. Geßlers letzter Sohn gestorben. An den Folgen einer schweren Grippeerkrankung ist in Augsburg der jüngste Sohn des Reichswehrministers Dr. Geßler gestorben, der damit seinen letzten Sohn ver loren hat. Der älteste der beiden Söhne erlag bereits im Jahre 1924 einem Herzschlag. Die Beisetzung des Verstorbenen wird in Lindenberg im Algäu erfolgen, wo sich der Landsitz des Ministers befindet. Am Sterbelager des 18jährigen Sohnes des Neichs- wehrministers weilten die schwergeprüften Ettern, die während der Erkrankung ihres Sohnes im Städtischen Krankenhaus Wohnung genommen halten. Reichskanzler Dr. Marx hat dem Reichswehrminister Dr. Geßler tele graphisch das herzlichste Beileid ansgedrückt. Als Ver treter der Reichsregieruug nimmt Neichsarbeitsminister Dr. Brauns an der Beisetzung teil. Verlängerung der SrwsrdMensörsorge. über den 1. April 1927 hinaus. Am 31. März 1927 läuft die Geltungsdauer einiger Gesetze und Verordnungen in der Erwerbslosenfürsorge ab. Hierzu gehören das Gesetz über eine Krisenfürsorge für Erwerbslose, die Kurzarbeiterfürsorge und die Sechste Ausfühungsverordnung über den Reichsausgleich. Das Neichsarbeitsministerium hat dem Rcichsrat Vorlagen über die Verlängerung dieser Bestimmungen gemacht. Mit einer baldigen Verabschiedung kann gerechnet werden. Das Reichsarbeitsministerium wird ferner die Geltungs dauer feines Erlasses, durch den es die Höchstdauer der Erwerbslosenunterstützung für die Mehrzahl der Berufs- gruppen über 26 Wochen hinaus ausgedehnt hat, ver längern. Auch die bisherigen Höchstsätze bleiben über den April 1927 hinaus in Kraft. Ak. SikchUMü. über die Genfer Tagung. Diplomatenempfäuge durch den Rcichsaußenminister. Im Auswärtigen Ausschuß drs Reichstages kamen am Donnerstag die Genfer Verhandlungen zur Be ratung. Den Vorsitz führte Abg. Wallraf (Dtn.). Reichs minister Dr. Stresemann erstattete einen ausführlichen Bericht, in Lessen Mittelpunkt die Genfer Ratstagung sowie dis gegenwärtige außenpolitische Lage standen. An das Referat des Reichsaußenministers schloß sich eine eingehende Aussprache, an der die Äboeord- neten Brcitscheid (Svz.), Prof. Dr. Hötzsch (Dtn.l, Prälat Kaas (Ztr.) und Freiherr von Rhrinbaben (D. Vv.) teil nahmen. Zwischen den einzelnen Diskussionsreden nahm Dr. Stresemann wiederholt das Wort, nm die an ihn gestellten Fragen zu beantworten. Dis Verhandlungen, die streng vertraulich waren, mußten vorzeitig abge brochen werden, da Reichsaußennnnistcr Stresemann an einem vom dänischen König gegebenen Esse» teilnahm. Sie werden am Freitag fortgesetzt werden. In parla mentarischen Kreisen zieht man aus der Dauer der Alts sprache den Schluß, daß die Auseinandersetzung über die genndsätzlichen Problems gründlicher vorgenommen wird, als man ursprünglich annahm. Reichsaußenminister Dr. Stresemann hat die Diplo matenempfänge, die während seines mehrwöchigen Ur laubs ruhen mußten, wieder ausgenommen. So hat er die Botschafter Rußlands und Italiens fowie den pol nischen Gesandten empfangen, um mit ihnen Fragen zu besprechen, die einerseits Deutschland, andererseits die Länder der betreffenden Diplomaten angehen. Solche Diplomatenempfänge finden übrigens von Zeit zu Zeit statt, ohne daß besonders wichtige Anlässe vorzuliegen brauchen. Sorgen Kes Weinbaues. Genau so, wie vor zwei Jahren bei den Handelsver tragsverhandlungen mit Spanien, ist auch jetzt bei den Verhandlungen über einen d e n t s ch - f r a n z ö s i s ch e n Handelsvertrag die Frage der Weineinfuhr nach Deutschland em schweres Hindernis. Frankreich ist ja ein Land, das namentlich im Süden und im Osten außer ordentlich viel Wein erzeugt, und es hat daher das aller größte Interesse daran, seine Ausfuhr nach Deutschland nicht mtt einem hohen Zoll belasten zu lassen, ist auch bereit, — genau wie damals Spanien — seinerseits der Einfuhr deutscher Jndustriewaren die ärgsten Zollhinder nisse aus dem Wege zu räumen, wenn Deutschland ihm in der Frage des Weinzolles entgegenkommt. In vielen Kreisen des deutschen Volkes wird man der Ansicht sein, daß uns an einer möglichst großen Ausfuhr von Jndnsiriewaren nach Frankreich mehr gelegen sein müsse, als den Handelsvertrag scheitern zu lassen an dem Wunsch, dem deutschen Weinbau den gefährlichen Wett bewerb des durch Klima und örtliche Lags so sehr bevor zugten französischen Weinbaues fernzuhatten. Man meint, es handele sich doch sür uns nur um geringe Inter essen. Das ist aber denn doch ein Irrtum. Die Feststellung wird überraschen, daß im deutschen Wei n b a u etwa 2,5 bis 3 Millionen Menschen hauptberuflich tätig sind und daß der Wert der deutschen Weinerzeugung mit etwa 84 Millionen Mark (1925) z. B. doppelt so hoch ist wie der der ganzen Eisenerz-Erzeugung, um 30 Millionen aber auch den Wert des gesamten deutschen Seefischsanges überragt und gleich hoch ist wie der Wert der Schas- und Ziegenhaltung in Deutschland. Der Weinbau ist typischer, zugleich aber auch intensivster Kleinbetrieb; vermag doch hier der Besitz schon von zwei bis drei Morgen eine ganze Familie zu ernähren und insgesamt werden dort etwa 30 000 Hektar, davon 98?^ im Kleinbetrieb, bestellt. Auch der Wert der Nebenprodukte — Trauben, Traubenzucker, Likör und Branntwein, Essig und Viehfutter — geht in die Millionen. Seit 1911 ist die Anbaufläche nun nicht unerheblich gesunken, ebenso natürlich auch der finanzielle Ertrag. Dafür ist die Einfuhr fremden Weines ganz beträchtlich gestiegen, leider betrug aber die deutsche Weinausfuhr 1925 nur noch den vierten Teil des Exports von 1913. Denn die einheimische Produktion wäre wohl imstande, den Binnenbedarf Deutschlands zu decken und eine Ein fuhr überflüssig zu machen, wenn nicht unter dem Druck der ausländische« Konkurrenz sich die Anbaufläche seit 1906 um ein Drittel vermindert hätte. Auf die franzö sischen Weinpreise wiederum drücken die algierischen Weine, wo auf der gleichen Fläche wie in Deutschland zum Vierten Teil der Anbaukosten viermal so viel Wein geerntet wird als bei uns. So wird es erklärlich, daß da mals, als in Bernkastel und anderswo die „Winzer- unruhen" ausbrachen, allein an der Mosel die Ernte des Jahres 1924 nur zur Hälfte, von der des folgenden Jahres überhaupt noch nichts verkauft worden war. Dabei be trug im Jahre 1925 der Weinertrag etwa 1,6 Millionen Hektoliter, also weniger als die Hälfte des Ertrages von 1922 bei nur geringer Verminderung der Anbaufläche. Unter dem schweren Druck, der auf dem deutschen Wein bau aus vielerlei Gründen lastet und der zu diesem Rück gang der Anbaufläche führte, sind allmählich 150 000 Winzerfamilien brotlos geworden. Demgemäß ist auch die hypothekarische Verschuldung des deutschen Weinbaues eine ganz außerordentlich große. Allein bei 50 Winzer genossenschaften an Saar, Mosel und Ruwer steigerte sich diese Verschuldung in dem ersten Jahrzehnt dieses Jahr hunderts um das Sechsfache und diese Verschuldung hat infolge des Preisdrucks in den letzten Jahren ganz ge- waltigs Fortschritte gemacht, besonders, da ja bis zum 10. Januar 1925 laut Versailler Friedensvertrag „elsäs sische" Weine zollfrei nach Deutschland hineingelangten und dadurch z. V. die badischen Weine absatzunfähig machten. Es stehen also doch recht beträchtliche volkswirtschaft liche Werte auf dem Spiel bei den Handelsvertragsver- bandrungeu mit Frankreich, Werte, die man nur aus Un kenntnis mit einer leichten Handbewegung bestens schieben könnte. Bsndmeldc über RheinlsndrSMW. Eigener Fcrnfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Brüssel, 17. März. Im belgischen Senat erklärte Vcm- dervelde zur Frage der Rheinlandräumung, daß diese Frage in Kürze von den Alliierten behandelt werden würde. Deutschland garobtiere durch den Locarno-Vertrag den Status Europas und habe daher das Recht, die Frage -er Rheinlen-räumung auszu- werfen. Deutschland habe den Locarnovertrag nicht mit der Ab sicht unterzeichnet, die Forderung auf frühere Rheinlandräumung nicht zu stellen. Der Minister betonte, -aß die belgische Politik gegenüber Deutschland eine Politik der Entspannung, aber zugleich der Wachsamkeit und Klugheit sein müsse. Nr.85, — 86.Jahrgang ^Teiegr Adr „Amtsblatt" Wilsdruff - Dresden Amerika gegen internationale RöstungslontroSe. Ein amerikanisches Memorandum. Die amerikanische Regierung hat die zweite Tagung des Vorbereitenden Abrüstungsausschusses em - Memorandum zu dem Bericht des sog. Gemstchten schusses ausgearbeitet, in dem die Verewigten Staats nicht vertreten sind und der im Auftrage d-s Voll-rbund- rates insbesondere zu der Frage der Kontrolle gc wisser nationaler Schlüssellnd«st/len und entsprechender internationaler Abkommen Solschen suchen . Indt^ und über die Möglichkeit des Verbots des s chemischen Krieges Gutachten und Vorschläge au-x,n- arbeiten hatte. DöUiMM >lezchsLÄg. (288. Sitzung.) 6L. Berlin, 17. März. Ein Gesetzentwurf über die Verzinsung aufgewerteter Hypotheken und ihre Umwandlung in Grundschulden wurde dem Rechtsausschuß überwiesen. Die gestern wegen Beschluß- unsähigkcil abgebrochene zweüc Lesung vcS Haushalts deS Rcichsministeriums sür Ernährung und Landwirtschaft wurde dann fortgesetzt. Avg. Hemcter (Din.) forderte ein Pflanzenschutzgesetz, nm die Einschleppung gefährlicher Pslanzcnkranthetten ans dem Auslande zu verhindern. Ferner Ira! er für die Kenntlich machung ausländischer Eier ein. Im Jahre 1926 seien Eier im Gesamtwerte von 231 Millionen Mark ans dem Auslande Angeführt worden. Rbg. Schmidt-Hannover (Dtu.) begründete eine Entschlie ßung auf Unterstützung der Hochseefischerei. Auch der Obstbau müsse möglichst gefördert werden. Abg. Borneseld-Ettmmm (Ztr.) verwies aus die Schulden last der Landwirtschaft. Die Pachtschutzverordnung müsse revidiert, die Sicdelung gefördert weren. Frankreich dürfe inan für Weine keine Zugeständnisse machen. Abg. Janson (D. Vp.) schilderte die Notlage der Wmzer, die durch die niedrigen Zölle auf ausländische Weine hervor- gernfen sei. Es bandelt sich nm 300 000 Einzelexistenzen. Abg. Fran Mende (D. Vp.) empfahl Förderung des Milchvcrbrauchs. Abg. Meyer-Hamburg (Wirtsch. Vgg.) trat für die Zu lassung des Sountagsverkaufs auf dem Lande ein und wünscht die Umwandlung des Ministeriums für Ernährung und Land wirtschaft in ein richtiges vollwertiges Relchslandwirtschafts- ministerium. MLchsernähmngsmirnster Schiele nahm darauf das Wort zur Beantwortung der sozialdemo kratischen und kommunistischen Interpellation über die Frage der N o g g e n v e r s o r g ung. Nach der Vorratsstatistik des Deutschen Landwirtschastsratcs standen am 15. Dezember 1926 noch 22 N der Gesamter«» an Roggen zur Verfügung. Geht «rau davon aus, daß in diesem Jahre von der gesamten Roggencrnte etwa 10 A, höchstens 45 H zum Verkauf kommen würden, so würden diese 22 H der Gesamtmenge etwa 50 der Gesamtverkaufsmcngc auSmachen. DaS entspräche fast genau den Vorkriegsprozentsätzen. Der Schluß sei nicht ge rechtfertigt, daß die Roggenvcrsorgung Deustchlands fur dm Rest des Wirtschaftsjahres nicht mebr sickM-gest-llt ie, Naw einer sorgfältigen Untersuchung über ueu L,ehrvcrbrauch c>c im Jahre 1926 trotz der reichliche» Ernte des Arberg hende« Jahre 11 Kilogramm Roggen ;e Kopf weniger verzehrt w den. als jetzt .zur Verfügung stünden. Mai, tonn, also ».»«-