Volltext Seite (XML)
Vesper in der RmiMrllie. Dresden, Sonnabend, den 10. Oetvber 1896, nachm. 2 Uhr. 1. Suite für Orgel (in v) von Theophil Muffat. 2. Motette für achtstimmigen Chor von E. Fr. Richter (op. 45). Herr, höre mein Gebet und verbirg' dich nicht vor meinem Fleh'n, merke auf mich und erhöre mich, wenn ich so kläglich zage und heule, daß der Jeind so schreit und der Gottlose dränget. Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe und des Todes Furcht ist auf mich gefallen, Furcht und Zittern ist mir augekommeu und Grauen hat mich überfallen. Ich sprach: O hätt' ich Flügel wie Tauben, daß ich flöge und etwa bliebe! Siehe, so wollt' ich mich seru weg machen und in der Wüste bleiben; ich wollte eilen, daß ich entrönne vor dem Sturmwind und Wetter. Herr, höre mein Gebet! 3. Adagio für Violine und Orgelbegleitnng (Ow-moll) von A. Becker, gespielt von Herrn Hans Neu mann. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 272, 4. Dein' allerheiligsteu Gedanken sind himmelweit von Menschcnwahu; d'rum leite mich in deinen Schranken und führe mich auf rechter Bahn. Mein Gott und Vater, führe mich nur selig, obgleich wunderlich. Borlesnn g. 5. „Ich will euch tragen", geistliches Lied von Rudolph Kögel, sür Sopran-Solo und Orgelbegleitung componirt <op.l07, Nr. 2) von Osk. Wermanu, gesungen von Fräulein Margar. Knothe. Wenn es kalt wird und ihr alt seid, will ich schützend mein Erbarmen, meinen Mantel um euch schlagen. Wenn ihr zittert und ihr lahm seid, will ich euch auf starken Armen, nah an meinem Herzen tragen. Wenn es Nacht wird und der Wildnis; Thiere sich un heimlich regen, stell' ich um euch Fcuerwagen. Will ein Heer sich von Gedanken wider euch verklagend legen, will ich euch zur Freistatt tragen. Wenn zuletzt an euch der König aller Schrecken seine Wuth zeigt, wenn die Sinne schier verzagen: heben will ich euch und halten höher, als die höchste Fluth steigt, und will euch nach Hause tragen. 6. Zwei kleine Klsorgclangc: a> Motette von Bortniansky. Du Hirte Israels, höre, der du Joseph hütest wie die Schafe; du Hirte Israels, erscheine, der du sitzest über Cherubim. >,) Geistliches Aliendkied von Moritz Hauptmann. Die Nacht ist gekommen, d'riu wir ruhen sollen, Gott walt's zu Frounucn, nach seinem Gefallen, daß wir uns legen in sei'm Schutz und Segen, der Ruh' zu pflegen. Treib' fern ab von uns, Herr, all' unreinen Geister, halt' du Nachtwache, du selbst, unser Meister; nimm' Leib und Seele unter deine Flügel, send' uns dein' Engel. Laß uns nun einschlafcn mit guten Gedanken, fröhlich aufwachen, von dir nimmer wanken; laß uns in Züchten deinen Preis zu richten all' Thun und Dichten.