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Freitag. ^§84. 25. October 1861. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis > Quartal Wecheritz-Zertrwg. ZD Amts- uud Anzeige-Platt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldiswalde, /ranevflein und Altenberg. Berantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tag esgefch Letzte. Dresden. Der in hiesiger Altstadt abgehaltene Jahrmarkt, sogenannte „Gallus-Markt," war vom herrlichsten Herbstwetter begünstigt und batte daher auch eine bedeutende Zahl der ländlichen Bevölkerung unsrer Umgegend in die Stadt geführt. ES scheint dadurch der Markt für die Verkäufer sich nicht ungünstig gestaltet zu haben. Zu bemerken ist noch, daß in der Aufstellung der Buden auf den Straßen eine Verände, rung eingetreten ist, indem, für jetzt zwar nur erst auf der Seestraße, nur auf einer Seite Verkaufsbuden rc. aufgestellt sind; wie wir jedoch gus zuverlässiger Quelle vernehmen, wird nicht nur auf dem Altmarkte zwischen der Webergaffe und der Scheffelgasse die auf der Häuserseite angebrachte Budenreihe in Wegfall kommen, sondern auch auf der Zahns-, Weber-, Scheffel- und Schössergaffe künftighin nur auf einer Seite eine Buden reihe aufgestellt werden, um so viel als nur immer möglich dem Straßenverkehr vermehrten Raum ge währen zn können. — 22. October. Das Gewerbegesetz ist publicirt; daS heute ausgebene 10. Stück deS Gesetz- und Verordnungsblattes enthält dasselbe. DaS Gesetz trägt als Datum den 15. October d. I. und in Ge mäßheit seines letzten Paragraphen (tz. 127) tritt es mit dem 1. Januar 1862 in Wirksamkeit. Dasselbe Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes enthält noch drei fernere, auf das gedachte Gesetz bezügliche Publica- tionen von gleichem Datum, nämlich Gesetz, die Ent schädigung für Hinwegfall gewisser Ver- bietungsrechte betreffend; Gesetz, die Errich tung von G e wer berichten betreffend und allerhöchste Verordnung, die Einführung des Gewerbegesetzes in der Ober lau sitz betreffend. — Die zum Theil umfänglichen Ausführungsverordnungen zu der neuen Gewerbegesetzgebung werden demnächst zur Veröffent lichung gelangen. /X Frauenstein, 22. Octbr. Unterm 8. v. Mts. berichteten wir über das Feuer des Fischerschcn Gutes in Reichenau und sagten dabei, daß dasselbe durch Rösten deS Flachses im Backofen entstanden, was sich aber nicht bestätiget hat, weil der Flachs erst durch den Brand deS HanscS angezündet ist; was wir hier durch auf Verlangen berichtigen. Königsberg, 20. October. Heute um 1 Uhr führte ein Extrazug das Herrscherpaar, den Kronprinzen und die Kronprinzessin unter dem Jubelruf dcr Menge, welche alle, zum Bahnhof führenden Straßen füllte, nach Danzig, von wo aus morgen die Reise über Bromberg nach Frankfurt fortgesetzt wird. — Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Sachsen, welcher von Sr. Majestät hier mehrfach, unter Andern durch Ver leihung der Kette zum schwarzen Adlerorden (den Orden selbst hat Se. königl. Hoheit schon früher eryalten) ausgezeichnet wurde, ist mit »ach Berlin gereist, um daselbst den Einzugsfeierlichkeiten beizuwohnen. Derselbe scheint von der ihm Seiten des HofeS zu Theil ge wordenen Aufnahme in hohem Maße befriedigt zu sein. Berlin, 21. October. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute gegen 12 Uhr in Bromberg eingetroffen, wo die beabsichtigte Grundstein legung stattfand, und baden gegen ^«3 Uhr die Reise nach Frankfurt a. d. Oder fortgesetzt. Die Prinzen des königlichen Hauses und die fremden Botschafter sind beute ans Königsberg hier angekommen. Der Zufluß der Fremden ist außerordentlich groß. — 22. October, Nachm. °/«1 Uhr. Kanonensalvert und Glockengeläute verkünden soeben den beginnendeü Einzug der Majestäten. Sämmtliche Häuser sind aüst Reichste geschmückt. Der Weg vom Frankfurter Thore bis zum k. Schlosse ist eine wahrhafte Feststraße, durch vcnetianische Masten begrenzt. Die Straßen sind dicht von Menschen gefüllt, die Häuser bis zum Dache hinauf besetzt. Endloser Jubel ertönt. Die Majestäten sind sichtlich erfreüt und danken herzlichst nach allen Seiten. — 23. October. Den Festzug öffnete der Stadt rath, welcher die berittenen Corps commandirt, mit seinen Adjutanten, es folgten vier berittene Corps der Schlächter, Brauer, Bürger und Kaufleute, letzter? mit costümirtem Tro.üipetxrchor, dann kamen Abthei- lungen der Kürassier?, die SldManten der Majestäten und königlichen Prinzen, dann unter Vortritt voir Abteilungen deS Garde-du-Corps Se. Majestät der König auf einens edeln Bräunen. Der Jubel der Menge beim Anblick des Königs läßt sich nicht be schreiben; aus allen Fenstern wehten Tücher, und die. Hochrufe erfüllten die Luft. Dcni Könige folgten die^ Prinzen zu Pferde, und sodann in achttpännigen Wagen Ihre Maj. die Königin; eS ist dies der vergoldete Krönungswagen, den König Friedrich' Wilhelm II. für, seinen Sohn, den Kronprinzen, de» nachmaligen König Friedrich Wilhelm III., anscrtigeu ließ, als er die Königin Louise als Kronprinzessin, einholte. Um 2 Uhr erreichte das königl. Cortvge daS königl. Schloß. Auf dem Alezanderplatze wurden dem Königspaare Gedichte überreicht; hier hielt sodann der Oberbürgermeister KrauSnick eine Anrede, welche Ovationen huldvoll.' entgegen genommen wurden. Dem königlichen Cortege