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Amtsblatt VG Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsärnterder Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. M/M Srscheint jede» Wochentag ftüh»U. - Rlg kH Inserate weiden bl» Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Freitag, den 12. April 1867. Preis vierteljährt. SV Ngr. Inserat« werden die z«staltme Zeile oder deren Raum mit 5 Pf. berechnet. Luxemburg. Dit Beantwortung der v. Benningsen'schen Interpellation im Reichstage wegen der Luxemburger Frage von Seiten des Grafen Bismarck und die Erklärungen des Marquis de Moustier im gesetz gebenden Körper zu Paris, welche letztere nichts weiter beweisen, als daß die Frage nur so in's diplomatische Fahrwasser bugsirt ist, wie die schleswig-holsteinische vor Ausbruch des vorjährigen Krieges, haben nichts weniger als ein» Beruhigung des in seiner Nalional- ehre sich bedroht fühlenden deutschen Volkes herbeigesührt. Man sollte glauben, nach 1866 könnte jeder Deutsche darüber wenigstens ruhig sein, daß eine schmachvolle Abtretung deutschen Landes, wie sie der Schacher um Luxemburg zwischen Holland und Frankreich bedeutet, nicht Mehr möglich sei. Und dennoch herrscht wegen dieses geheimnißvollen Handel« ein tiefes Mißtrauen im Volk, leider nur zu sehr berechtigt wegen der Ahnungen von den Folgen BiSmarck'scher Machtpolltik, die schließlich zu einem sich wiederholenden Länderstreit der Mächtigen., und somit zu neuen Kriegen führen muß. Man sollte e« nicht glauben/ daß heute überhaupt da« Ausland e« wagen könnte, Deutschland mit einer räuberischen Politik zu bedrohen, eS sei denn, daß es bereit wäre, mit der Million deutscher Soldaten, die wir kriegStüchtig ins Feld stellen können, einen Kampf bis aufs Messer zu führen. Und doch.lebt die bange Sorge mit dem bren nenden Schamgefühl im Herzen, daß Graf Bismarck diesen unwür digen Handel zulassen könnte, weil er damit Frankreich für andere kühne Pläne seiner Machtpolitik gewinnen wolle. Vielleicht war dies früher die Abficht deS preußischen Ministers — heute dürfte er denn aber doch wohl fühlen, daß Luxemburg ohne Schmach für Deutschland und ohne Erniedrigung für Preußen nicht Preis gege ben werden kann, und wenn ein noch so harter Entscheidungskampf um dieses Land entbrennen sollte. Mi der Beantwortung der v. Bennigsen'schen Interpellation zeigte sich Graf Bismarck als der Diplomat, der seine politischen Künste und Berechnungen höher anschlägt, als das Gefühl des Volkes. Er erklärte, eine friedfertige Politik zu führen — aller dings eine Behauptung, die schwer zu verstehen ist, wenn man die Ereignisse seit seiner Regierung sich in das Gedächtniß zurückruft, und die häßlich klingt, wenn eS sich um den drohenden Verlust deutschen Landes an wälsche Raubgier handelt. Wenn Graf Bis marck der geeignete Mann ist, im Namen der Nation das Recht Deutschlands auf Luxemburg geltend zu machen, so durfte er Frank reich darüber nicht in Zweifel lassen, was es zu erwarten hat, wenn es nicht zurückweicht. Uns kümmert dies doch wahrhaftig nicht, daß ein Zurückweichen Napoleons in der Luxemburger Frage, nach dem sie soweit gediehen, eine neue und wahrscheinlich von der fran zösischen Nation am tiefsten empfundene Demüthigung der cäsari- scheu Politik bedeutet; detM weshalb sollen wir die Kosten Napo leonischer Gelüste tragen, Mit denen die französische Nation beru higt werden soll? Wenn LouiS Napoleon Luxemburg haben will, so wird er auch trotz Bismarck deshalb mit Deutschland um seinen Thron kämpfen müssen; und wenn er sich dazu entschließt, dann kann man wohl sagen/ er sölge nicht seiner Neigung, nicht einem Gefühl, vtkcheS 'mit Mgeij und Rahmfücht Bhnltchkkit hat, nicht umsichtiger Ueberlegung — nein, er handelt dann vielmehr wie ein Geschäftsmann, mit dem es, wie man gemein hin zu sagen pflegt, faul steht, und der, um sich zu retten, zu schlechte» Geschäften, zu sogenannten Wechselreitereien greift. Mit Luxemburg soll der auf Mexiko gezogene Wechsel eingelöst werden; denn ein gutes Geschäft' ist unerläßlich, um den Ruf der Solidität deö Hauses Napoleon wieder herzustellen. Aber, wir halten nicht einmal dafür, daß der Kauf Luxem burgs ein gutes Geschäft für Frankreich wäre. Der Kaiser schlüge ja damit, da Luxemburg echt deutsch ist, seinem NationalitätS-Prin- cip ins Gesicht, verleugnete somit sich und seine Vergangenheit, um mit schwerem Geld Frankreich um einige-Quadratmeilen zu ver größern — für die Zukunft aber in jedem Fall dafür einen Krieg mit Deutschland seinem Lande zu sichern. Ist dies ein gute» Ge schäft? Nein, darum kann e» sich nicht handeln, sondern wenn Napoleon auf Luxemburg besteht, so geschieht e«, um die deutsche Nationalehre anzutasten und Preußen im Stolz seiner Siege zu demüthigen. Und da wird er wohl wissen, daß er einen Krieg bis aufs Messer führen muß/ ehe die Nation diese Schmach hinnimmt. Tagesgeschichte. * Berlin, 10. April. Auch heute liegt nichts Positives vor, woraus man einen Schluß ziehen könnte auf den Gang, welchen die Ereignisse der „Luxemburger Frage" nehmen werden, und wer den wir uns wohl auch noch einige Zeit damit begnügen müssen, nur Gerüchte zu registriren. Unter diesen ist vor Allem die Nach richt der „Köln. Ztg." zu beachten, nach welcher jetzt der Kaiser selbst den Krieg will. Am Freitag — so Pird aus Paris geschrie ben, wurde Marquis de Moustier sehr ungnädig vom Kaiser em pfangen, als Lr eS wagte, ihm einige Bemerkungen im Sinne fried lichen Ausgleich« zu machen. Von da an gab sich auch im aus wärtigen Amte eine kriegerische Tendenz kund, die ersichtlich nach dem Eifer des Renegatenthums schmeckte. Am Sonnabend ließen sich sämmtliche in Paris anwesende Marschälle, den kriegslustigen Niel ausgenommen, beim Kaiser melden, um ihm gleichfalls gewisse Vorstellungen zu unterbreiten. Napoleon empfing auch sie sehr kalt und meinte: daß er sie hören wolle, obwohl er sie nicht zu sich berufen. Die Marschälle entwickelten hierauf, daß man aus zwei Gründen den Krieg zu vermeiden suchen müsse, einmal, weil er der Stimmung des Volkes nicht entspräche, und zweitens, weil man militärisch nicht bereit sei. Man könnte vorerst nur über 400,Ml) Mann kriegsgeübter Truppen verfügen, während man deren zum mindesten 800,000 bedürfe. Der Kaiser entgegnete ersten«: daß die Marschälle die Stimmung deS Volkes nicht kennten, und zwei- tenS, daß er binnen 6 Monaten über 1,SM,000 Mann werde ver- fügen können, worauf er hinzufügt, er fordere die Herren auf, sich nicht mit politischen, sondern sich einzig mit militärischen Dingen ru beschäftigen; er werde nach wie vor die wahren Interessen deS Lande« zu vertreten wissen. — Daß man in Frankreich an maßge- bender Stelle einem Kriege nicht abgeneigt ist, geht ganz klar au» dem Umstande hervor, daß die Journale, wie allbekannt in Frank reich, in solch wichtiger Angelegenheit nicht« gegen den Willen de» Regierung schreiben dürfen, und daher einstimmig die kriegerischen Leidenschaften de« Volke« anstacheln. Die „Siberts" geht darin auch heute wieder allen Blättern voran«. Da« „Avenir national" enthält folgende Mittheilung; Guten Quellen zufolge hat die fran. zöfische Regierung,-an, die preußische, eine Depeschennote gerichtet, welche im Wesentlichen lautet ; Ich verzichte darauf Lüxemburg zu