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Weikerih-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 73. Jahrgang. Dienstag, den 10. September 1807. Nr. 106. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmamschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat z« Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Fehlte. - Druck und Verlag von Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Die ^Welheritz-Zeitung' erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, cinmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträger nehmen Bestellungen an. Inserate werden mit 15 Pfg., solche aus unserer Amtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen aus der ersten Seite fnur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pfg. Tabellarische und komplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Psg. Amerika und Japan. Im Westen der großen nordamerikanischen Republik erschallt jetzt Heller Jubel, jdenn die Amerikaner an der ganzen Westküste der Vereinigten Staaten wissen jetzt, daß Ende dieses Jahres die Regierung eine große Schlacht flotte, aus 16 Schiffen bestehend, an die Küste des Stillen Ozeans senden wird. Es ist also doch war, daß sich Nordamerika in Bezug auf Japan für schlimme Ereignisse rüste, denn sonst würde es der Regierung in Washington nicht einfallen, fast die ganze amerikanische Kriegsflotte nach der fernen Küste des Stillen Ozeans zu schicken. Es ist dies sowohl eine politische, als auch eine militärische Maßregel ersten Ranges, denn Nordamerika legt dadurch den ganzen Schwerpunkt seiner Streitkräfte zur See auf die Stelle, die von den japanischen Kriegsschiffen bedroht erscheint. Nun kann es ja allerdings als richtig gelten, daß weder die amerikanische noch die japanische Regierung Lust haben, sich in einen Krieg zu stürzen, aber es kommen für den Ausbruch eines Krieges sehr ost Faktoren rn Betracht, welche eine Regierung gar nicht in den Händen hat, und der gefährlichste Faktor für den Aus bruch eines Krieges zwischen Japan und Nordamerika ist in den Volksleidenschaften zu erblicken, welche sich zumal der Bevölkerung in Kalifornien gegenüber den dort an sässig gewordenen Japanern bemächtigt haben. Die Ein wohner Kaliforniens und der ganzen amerikanischen West küste erblicken in dem japanischen Kaufmann, Handwerker und Kulivermieter hinsichtlich des wirtschaftlichen Lebens in Amerika Konkurrenten auf Leben und Tod. Der japa nische Handwerker arbeitet in Amerika, in dem Lande der hohen Arbeitslöhne und der großen Handelsprofite für die Hälfte, ja für den dritten Teil des sonst üblichen Ar beitslohnes, und der japanische Kaufmann sucht sich durch Einführung der spottbilligen japanischen Artikel in Amerika fest zu setzen und den amerikanischen Kaufmann zu ver drängen. Dabei möchte der in Amerika eingewanderte Japaner mit seinen Kindern gleichzeitig an allen geistigen und technischen Errungenschaften Amerikas wie ein Voll bürger teilnehmen. Kurz und gut, der gelbe Mann aus dem Reiche des Mikado hat sich in Amerika in einer Weise verhaßt gemacht, daß der amerikanische Mob in Kalifornien jeden Augenblick bereit ist, unter dem Beifall der freien amerikanischen Bürger die eingcwanderten Japaner samt den ebenfalls in Amerika lebenden Chinesen totzuschlagen oder in das Meer zu werfen. Bekannt ist aber, daß die Japaner in Bezug auf ihre Weltstellung und ihre Bestrebungen, überall Einfluß zu erlangen, das stolzeste, leidenschaftlichste und kühnste Volk der Erde sind, denn die Verletzung dieses Stolzes und des angeblichen Rechtes der Japaner, sich überall avszubreiten und ein zunisten, hat ja zu dem russisch-japanischen Kriege ge führt, dessen Zweck die erneute Zulassung der Japaner in der Mandschurei und deren Festsetzung in Korea war. So stehen sich in einer sehr prekären Lage in dem Gegen sätze zwischen Nordamerika und Japan große und furcht bare Volksleidenschaslen, Rassenhaß und Ehrgeiz, Selbst sucht und Ausbreitungstrieb gegenüber, und die durch einen unglücklichen Zufall zur Flamme werdende Vo.ksleiden- schaft in Kalifornien kann wie der Funke in ein Pulver faß wirken. Gegenüber dieser gefährlichen Lage haben die leitenden Männer in Washington natürlicherweise auch erkannt, daß die amerikanische Westküste fast gar nicht gegen feindliche Angriffe bisher geschützt war, und deshalb wird die große amerikanische Schlachtflotte dahin entsandt. Nordamerika, das nun auch auswärtige Gegner bekommen hat, wird nun aber auch zu ganz anderen Rüstungen zu Wasser und zu Lande schreiten müssen, wenn cs im Ernst- falle imstande sein will, seine weiten Gebiete mit Erfolg zu verteidigen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Es herrscht offenbar in den Wähler kreisen noch vielfach Unkenntnis darüber, wie die Zutei lung der Urwähler für die Landtagswahlen zu den einzelnen Wählerabteilungen erfolgt und wir machen des- halb auch an dieser Stelle noch besonders auf die in der letzten Nummer erschienene amtliche Bekanntmachung aufmerksam. Zur ersten Abteilung gehören die höchst- bestcuerten Urwähler, auf welche ein Drittel der Gesamt summe der Steuerbeträge entfällt, jedenfalls aber alle Ur wähler, welche an Grund- und Einkommensteuer den Be trag von wenigstens 300 M. zu entrichten haben. Sind I nicht soviel in dieser Höhe besteuerte Urwähler im Ort oder im Wahlbezirk vorhanden, daß das erste Drittel des Gesamtsteuerbetrags erreicht wird — wie dies auch in Dippoldiswalde der Fall ist —, so sind die nächstniedriger Besteuerten der ersten Abteilung mit zuzuweisen bis oben das erste Drittel erreicht ist. Die zweite Abteilung bilden die nächstniedriger besteuerten Urwähler, auf welche die Hälfte des Restes der Gesamtsteuersumme entfällt, jeden- falls aber diejenigen, welche an Grund- und Einkommen steuer den Betrag von mindestens 38 M. entrichten. Zur dritten Abteilung gehören alle übrigen Urwähler. Jede Abteilung wählt besonders und zwar ein Drittel der Wahl männer. In Dippoldiswalde sind, da auf jede Vollzahl von 500 Seelen ein Wahlmann entfällt, 7 Wahlmänner zu wählen. Ist die Zahl der Wahlmänner wie hier nicht durch drei teilbar, so ist nach dem Gesetz, wenn nur ein Wahlmann übrig bleibt, dieser von der zweiten Ab teilung zu wählen. Bleiben zwei Wahlmänner übrig, so wählt die erste Abteilung den einen, die dritte Abteilung den andern. In Dippoldiswalde sind sonach von der l. und 3. Abteilung je zwei, von der 2. Abteilung aber drei Wahlmänner zu wählen. Da jedoch nach § 4 des Ge setzes in Städten von weniger als 40 000 Seelen für keinen Wahlbezirk einer Abteilung mehr als zwei Wahl männer gewählt werden dürfen, hat die Stadt Dippoldis walde, soweit die 2. Abteilung in Frage kommt, in zwei Wahlbezirke geteilt werden müssen. Der 1. Bezirk um faßt die Hausnummern l bis 124 Abt. A. In demselben wohnen 42 Urwähler der 2. Klasse und diese wählen einen Wahlmann. Die übrigen beiden Wahlmänner werden im zweiten, den übrigen Stadtbezirk umfassenden Wahlbezirke der zweiten Abteilung gewählt, in dem 85 Urwähler dieser Abteilung wohnen. — Die Landtagswahl im 5. städtischen Wahlkreise steht nahe bevor. Wie zur letzten Reichstagswahl, so haben sich auch diesmal in unserer Stadt und laut Mit teilungen auch in den meisten anderen Städten, die^Ord- nungsparteien einmütig für nur einen Kandidaten und zwar für den bisherigen, bewährten Abgeordneten, Herrn Bürgermeister Wittig-Rabenau erklärt. Nach Bericht in der letzten Nummer hat auch die Mittelstandsvereini gung beschlossen, nur die Kandidatur des Herrn Wittig zu unterstützen. Wir verweisen auf den Aufruf der Ord- nungspartcien in dieser Nummer und bitten, für die von denselben aufgestellten Wahlmänner zu stimmen, damit Herr Wittig aus der Wahl hervorgehe. Wenn im letzten sozialdemokratischen Flugblatt gesagt worden ist, man habe von Herrn Wittigs Tätigkeit als Abgeordneter noch nichts gehört, so kann das nur von solchen behauptet werden, die kein anderes als ihr Parteiblatt lesen. Ferner, daß Herr Wittig alles mögliche verspräche, ist eine Behauptung, die den Tatsachen ossensichtlich und vollständig widerspricht. Auf gegnerischer Seite rührt man sich gewaltig, den Wahl kreis in andere Hände zu bringen. Stehe darum nie mand gleichgültig oder grollend aus der Seite, sondern auch hier gilt es, zahlenmäßig festzustellen, auf wieviel ernstlich zu zählen ist. Einigkeit verhilft zum Sieg und bewahret vor Verlust. Darum alle zur Wahl für Herrn Bürgermeister Wittig-Rabenau! — In der Versammlung des Gewerbevereins am Freitag wurde zunächst Les Heimgangs des Herrn Syn dikus Rüger-Dresden, des Ehrenmitglied und Mitbegründers des Vereins, ehrend gedacht. Sodann erstattete der Ver einsvorsteher, Herr Ingenieur Niekert, Bericht über den im Frühjahr ftattgefundenen Meisterkursus gab kund, daß der Stadtrat wiederum 30 Mark für die Bibliothek be willigt hat, und machte Vorschläge für die Vortragsreihe 1907/08. Zum Schluß wurde ein Vortrags-, ein Biblio thek- und ein Vergnügungsausschuß gewählt und die Jahresrechnung auf 1906 nach geschehener Prüfung für richtig erklärt. -- Glück zu. In einer am Dienstag voriger Woche abgehaltencn Sitzung wurde das Präsidium für das kommende Wintersemester gewählt und gingen die Herren Eugen Hecht Wien als 1. Präside, Fritz Schröer als 2. Präside, Ernst Kraßmann als Kassierer und Alfred Mursch als Schriftführer aus der Urne hervor. An die Übergabe der Amtsinsignien an die neuen Inhaber schloß sich ein Bierabend an. Möge auch unter dem neuen Präsidium das gute Einvernehmen mit Schule und Ncwohncrschast hiesiger Stadt sortbestehen wie bisher. — Sturmzeichen. Seit einiger Zeit haben wir zwei nicht genug zu beachtende Sturm- und Warn-Zeichen für den Stand unseres wirtschaftlichen Lebens z4 ver merken; die Konkurs-Anmeldungen steigen ebenso, wie die Häuser-Subhastationen. Am stärksten ist diese Tatsache in großen Städten zu erkennen, aber auch anderswo machen sich nicht unerhebliche Schwierigkeiten geltend, Betriebs kapital und Hypothekengelder in genügendem Umfange zu erhalten. Trotz der zugesicherten hohen Zinsen will es nicht immer gelingen, flüssiges Geld aufzutreiben; nicht nur der Zinsfuß hat sich beträchtlich gesteigert, sondern auch die Vorsicht der Geldgeber. Die Ansammlung der Kapitalien vollzieht sich in den ebenso teuren, wie kon kurrenzreichen Zeiten langsam, die Möglichkeit zu sparen, ist im Publikum weit geringer geworden, und schon finden sich Sparkassen, die größere Rückzahlungen, wie Einzah lungen zu konstatieren haben. Der Kurs unserer absolut mündelsicheren Papiere, die geringere Zinsen ergeben, ist auf einen noch nicht dagewesenen niedrigen Satz gesunken, und wenn sich auch mit der Zeit wohl ein Ausgleich hierin herausstellen wird, vor der Hand ist die Situation unerfreulich, und wer nicht fest steht, hat alle Sorge darauf zu richten, daß er nicht jäh falle. Darum ist Be hutsamkeit in der Unternehmungslust geboten, und wer heute unter Inanspruchnahme hohen Kredits, ohne aus kömmliche eigene Mittel eine selbständige Cristen; gründen will, der soll sich nicht dreimal, zehnmal bedenken. Schmiedeberg. Einer Einladung des Herrn Kantor Kadner zufolge versammelten sich am Freitag abend im Saale des hiesigen Gasthofes ca. 250 Eemeindeglieder, um einen angekündeten Vortrag desselben über „die Ent wickelung und den gegenwärtigen Stand der Schulbau- frage unseres Ortes" anzuhören. Der Herr Vortragende bemerkte zunächst in seiner Einleitung, daß ihm sehr oft schon unberechtigte Vorwürfe bezüglich dieser Angelegenheit gemacht worden seien, die man lediglich auf eine allge meine Unkenntnis der Sache zurücksühren müsse. Demzu folge habe er sich veranlaßt gefühlt, dieses Thema einmal in die Öffentlichkeit zu bringen und der Einwohnerschaft genauen Bericht zu geben. In ausführlicher, eingehendster Weise entrollte Herr Kadner ein klares Bild und führte all die Gründe an, die den Schulvorstand bewogen haben, sich zu einem Schulneubaue und zum Ankäufe des gegen wärtigen Bauplatzes zu entschließen und von einem An- und Umbaue des alten Schulhauses, welcher doch für die Zukunft nicht ausreichen würde, gänzlich abzusehen. Unsere Schulkinderzahl ist in verhältnismäßig kurzer Zeit so rapid gestiegen und wird es auch weiter lun, daß unbedingt neue Schulräume geschaffen werden müssen. Das neu zu errichtende Schulgebäude soll vorläufig nur 4 Schulzimmer und einen größeren Raum, Aula, zur Abhaltung der Osterprüfungen und sonstigen Schulseierlichkeiten enthalten, verbunden mit einer Turnhalle. Jedoch wird dieser Bau gleich von vornherein so angelegt, daß jederzeit mit Leich tigkeit angcbaut werden kann, bis schließlich das Gebäude 16 Schulzimmer enthält und dann der gesamte Unterricht dahinverlegt wird. Das alte Schulhaus aber würde dann sehr gut für Gemeindezwecke, als zu Gemeindeamt, Spar kasse, Krankenkasse u. dergl., Verwendung finden; doch vorläufig wird es seiner bisherigen Bestimmung weiter dienen. Der Bauplatz aber, der, wie alles Bauland hier, wohl etwas teuer zu stehen kam, liegt durchaus nicht so ungünstig, als mehrfach behauptet wurde. Gerade seine ruhige Lage inmitten des Ortes, abseits vom öffentlichen, störenden Verkehre, auch für Niederpöbel nicht weit, eignet sich ganz vorzüglich für eine Schule. Außerdem wird durch diesen Bau ein ganzer Ortsteil neu erschlossen und das landschaftliche Bild unseres Ortes wird dadurch sicher lich nur gewinnen. Dem Vortrage folgte nach 10 Mi nuten langer Pause ein Meinungsaustausch, an dem sich einige Herren beteiligten und der doch zu dem Ergebnisse führte, daß die oben erwähnten Beschlüsse des Schul-Vor- siandcs am praktischsten und wohl die richtigsten Und. Die ganze Versammlung nahm einen sehr ruhigen, wohl geordneten Verlaus. Herrn Kantor Kadner aber zollte man allseitig Dank für seine Mühe. Es wird dadurch gewiß mancher erwünschte Aufklärung erhalten haben, so daß durch diese stattgefundcne Aussprache der eigentliche Zweck sehr wohl erreicht ist. Kreischa. Diesen Mittwoch und auch Donnerstag sindet der weit und breit bekannte Jahrmarkt statt, der mehr den Charakter eines Vot'-s.'stes an. sich trägt.