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Ohorner Anzeiger Haupt- md Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Diele Zeitung erscheint täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bei Abholung wöchentlich 45 Npf-, bet Lieferung frei Haus 50 Rps., Postbezug monatlich 2.30 RA!. Im Falle höherer Gewalt oder sonstige: Betriebsstörungen Hai der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für daS Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinunnstagen bis vorm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich für den Heimatteil, Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. Vlll.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstiaße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Stadlrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Nr. 222 Dienstag, den 22. September 1936 88. Jahrgang lz Ner MdeurMe des neim JentMndr Feststellungen Lloyd Georges Die liberale Londoner „News Chronicle" veröffent licht in großer Ausmachung eine Unterredung ihres Mit arbeiters A. I. Cummings mit dem früheren englischen Ministerpräsidenten Lloyd George über dessen Ein drücke in Deutschland. Cummings stellte zunächst solgende Frage an Lloyd George: „Ich habe den Eindruck, daß Sie Deutschland nicht als eine Gefahr für den Frieden Europas betrachten." „Das hängt davon ab, wie Deutschland behandelt wird. Wenn cs angegriffen und sein Gebiet überfallen wird, wie im Jahre 1923 durch Poincars, dann wird eS nicht mehr friedfertig unter den Peitschenhieben niedcr- kauern. Wenn Sie wollen, können Sic diese neue Stel lungnahme der Selbstverteidigung und der Selbstachtung eine Gefahr für den Frieden nennen." - Auf die Frage, ob Lloyd George an die „Gefahr des deutschen Militarismus" glaube, antwortete dieser u. a.: „Meine Antwort ist die, daß Deutschland nicht den Wunsch hat, irgendein Land in Europa anzugrcifcn und daß Hitler für die Verteidigung rüstet und nicht für den Angriff." Es folgte die Frage: „Will Hitler nicht Sowjet rußland bekämpfen?" „Nein. Er hat einen fanatischen Haß gegen den Bolschewismus und er hat in jahrelanger Propaganda eine antikommunistische Front in Deutsche land geschaffen, aber lächerlich ist die Behauptung, daß er nach Moskau marschieren wolle oder daß er die Ukraine begehre." Lloyd George fuhr dann u. a. fort: „Hitler hat große Dinge für sein Land getan. Er ist ohne Zweifel ein großer Führer. Hitler ist eine dynamische Persönlichkeit. Deutsch land hat in einer Stunde großer nationaler Rot zwischen der Einigkeit und der „Freiheit" entscheiden müssen. Es hat die Einigkeit gewählt und betrachtet sie immer noch als die einzige Möglichkeit. Ich bin überzeugt, daß an gesichts der feindseligen Nationen, von denen Deutsch land umgeben ist, die gewaltige Mehrheit aller Klassen eine Rückkehr zu den alten Parteikämpfen verabscheuen." Lloyd George ging dann zu den deutsch-englischen Be ziehungen über und erklärte: „Hitler hat eine tiefe Be wunderung für das britische Volk, die von den Deutschen aller Klassen geteilt wird. Er verlangt keine Gegenleistungen und hat niemals eine verlangt, es fei denn Gleichberechtigung für sein großes Land. Der englische Fragebogen an Deutschland hätte niemals abgcsandt werden dürfen. Wir haben auch Frankreich und Italien keine Fragebogen vorgelegt, war um dann Deutschland? Die Franzosen und Italiener sind viel mehr gerüstet als die Deutschen. Es waren alles Fragen, die aus der Konferenz selbst hätten gestellt werden sollen. Sie rechtsertigen den Ver dacht, daß wir nicht einmal jetzt Deutschland als gleich berechtigt behandeln. Wir stellten Fragen, als ob wir Streitparteien in einem kleinen Winkelprozeß wären. Es waren kleinliche Schikanen und nicht hohe Diplomatie." Die abschließende Frage Cummings lautete: „Wenn nach Ihrer Ansicht Deutschland keine Gefahr für den Frieden Europas oder Englands ist, welches ist dann die Gefahr, gegen die ganz Europa aufrüstet und gegen die auch Eng land mit der Unterstützung aller Parteien aufrüstet?" Diese Frage veranlaßte Lloyd George zu einem verzwei felten Händeringen. Er erklärte: „Das ist Wahnsinn. Wir können mit Deutschland zu Vereinbarungen kommen, die nicht unehrenhaft für unö sein werden und die nicht nur den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich, sondern den Weltfrieden Her stellen. Ich will den Frieden in Europa. Wir werden ihn nicht erhalten, wenn wir darauf bestehen, daß andere Län der ihre Regicrungsformen unserer Auffassung anpassen, bevor wir zu irgendeiner Vereinbarung mit ihnen kom men. Sic müssen das Recht haben, ihre eigenen inneren Probleme aus ihre eigene Weise auszusechten." Deutschland und England Ward Price fordert Zusammenarbeit. Der bekannte englische Journalist Ward Price tritt in der „Daily Mail" erneut für eine deutsch-englische Zu sammenarbeit ein. In seinem Aussatz „Das neue Deutsch land" schreibt er, daß England die Ereignisse in Deutsch land noch nicht voll erkannt habe. Vor ISO Jahren habe die französische Revolution die Geschicke Europas ver ändert. Heute würden sie von Adols Hitler verändert. Er habe der Zivilisation einen neuen Weg gewiesen. Natio nen, die sich an die alten Methoden festklammertcn, wür den zurückbleiben. Vor dem Arbeitsdienst in Nürnberg habe der Führer erklärt, der einzelne habe nur als Glied der Gemeinschaft Bedeutung Dieser Geist der Selbstaufopferung gegenüber der Nation, so fährt Ward Price fort, sei im englischen Volke nur in Kriegszeiten vorhanden. Das Ziel des einzelnen Engländers sei persönlicher Erfolg, das der National sozialisten sei Dienst am Vaterlande und die Befolgung des Leitsatzes „Gemeinnutz geht vor Eigennutz". Die Füh rung sei es, die die deutsche Seele verändert und die menschlichen Motive auf einen höheren Plan erhoben habe. Die persönliche Inspiration Hitlers habe das getan. Ihre Wirkung sei ungeheuer. Gewaltige Macht, sowohl in militärischem wie in moralischem Sinne werde in dieser Nation lebendig, die nach dem Programm des Führers umgewandclt sei. Der Führer setze unbegrenztes Vertrauen in die Macht des deutschen Volkes, und niemand, der den Tatsachen In dem großen Gebiet zwischen TaunuS, Spessart und Hohe Rhön sind seit Montagvormittag die großen Hcrbstübungcn des Gruppenkommandos II in Gegenwart des Führers und Obersten Befehlshabers der Wehrmacht, des Oberbefehlshabers der Wehrmacht, Generalseldmar- schall von Blomberg, sowie der Oberbefehlshaber der drei Wehrmachttcilc im Gang. Bei den ohne Unterbrechung bis zum 25. September dauernden Prüfungen werden das V. und daS IX. Armeekorps den hohen Stand der Aus bildung unseres jungen Bolkshecrcs unter Beweis stellen. Von Beginn an wohnen diesen größten Manöver» seit 1913 zahlreiche Ehrengäste und selbstverständlich auch viele Schlachtenbummler bei. Neben mehreren Reichs- Ministern und Neichsstatthaltern sind viele Vertreter staatlicher und parteiamtlicher Dienststellen und Behörden, zahlreiche Offiziere der alten Armee sowie des Reichs heeres im Manövergelände erschienen, so Generaloberst von Seeckt, der Stabschef der SA., Lutze, der Reichsführer SS. Himmler, der Korpsführer des NSKK., Hühnlein, Reichsarbeitsführcr Hierl, General der Polizei, Daluege, sowie der Leiter des Hauptamtes für Kriegsopferfürsorge, Oberlindober. Während es vielfach in ausländischen Armeen Brauch ist, im Manöver ein oder mehrere gestellte Gefechte zu zei gen, deren Einzelheiten vorher genau festgelegt sind, wer den bei dieser großen Herbstübung den Entschlüssen der Führer der beiden Parteien weitgehend Spielraum durch die Uebungsleiter gelassen. Diese größten Manöver seit 1913 sollen ganz eindeutig der Ausbildung der Truppen und ihrer Führung im größeren Rahmen dienen. Ohne friedensmäßige Unterbrechung werden in ununterbroche ner fünftägiger Uebung als Abschluß des ersten Jahres der allgemeinen Wehrpflicht unsere jungen Soldaten zei gen, was sie gelernt haben. Erstmals sind auch die beiden Wchrmachtteile, Heer und Luftwaffe, gemeinsam in gro ßem Nahmen eingesetzt, und zum ersten Male gibt es bei mit gesundem Menschenverstand ins Gesicht sehe, könne die Nichtigkeit dieser Ueberzeugung bestreiten. Das moderne Deutschland sei ein neues Fundament in Europa. Die Grenzen seiner Macht und seiner Leistung seien un übersehbar. Es sei der größte Faktor, mit dem eine bri tische Regierung jemals habe rechnen müssen. Diesen Gesichtspunkt der nationalsozialistischen Politik zu kriti sieren und zu bekritteln, sei zwecklos. . Von dem Verhalten Englands gegenüber diesem neuen Deutschland hänge der Frieden Europas und vielleicht die eigene nationale Existenz Englands ab. Nur eine grund sätzliche Linie könne für den Kurs Englands einen sicheren Anhalt geben, und das sei: Zusammenarbeit, nicht Kon flikte. Wenn England, so schreibt der Verfasser weiter, in einem guten Verhältnis zu Deutschland stehe, dann brauche cs niemals neue Kriege in Europa zu geben. Wenn England jedoch gegen Deutschland Stellung nehme, dann würde es einen Krieg unvermeidlich machen. Der Aufsatz schließt mit den Worten: „Wo ist das Risiko einer Zusammenarbeit mit Deutschland? Hitler ist nicht ein Mann, der seine Ziele verheimlicht. In Nürn berg hat er Deutschland in allem, außer in Waffen, mobil gemacht, um dem bolschewistischen Angriff, sei es durch Aufklärung oder durch Gewalt, Widerstand zu leisten. Gibt es irgendein britisches Interesse, diesen Entschluß zu entmutigen? Der Bolschewismus ist eine noch größere Gefahr für das britische Weltreich als für Deutschland. Wenn Hitler nicht existieren würde, dann Würde wohl Westeuropa bald nach einem solche »Vorkämpfer rufen. diesen Hebungen keine Attrappen und Flaggen mehr, die Geschütze und Panzerwagen darstellen sollen, sondern alle Waffengattungen werden tatsächlich eingesetzt. Als am Montagvormittag die Hebungen ihren An fang nahmen, stand die Bevölkerung des gesamten Ma- növergebietcs von Aschaffenburg bis Meiningen, Bebra, Treysa und Bad Nauheim im Zeichen des großen Ereig nisses. Ueberall konnte man feststellen, welch freudigen Widerhall diese großen Herbstübungen bei der hessischen Bevölkerung finden. Stadt und Dorf grüßten durch rei chen Flaggenschmuck die durchmarschierenden Einheiten. Erste Vorpostengeplänlel Der erste Tag der großen Herbstübungen im Gebiet um den Vogelsberg brachte noch keine größeren Kampf handlungen. Die „kriegführenden" Parteien, die in der Frühe des Montag zunächst ihre Aufklärungsabteilungen in das Uebungsgebiet entsandten, waren selbstverständlich über die Stellung und die Bewegungen des Gegners, seine Stärke und Bewaffnung völlig im unklaren. Das alles galt es zunächst einmal zu erkunden. Die Schwierig keit der Aufgabe, sowohl der im eigenen Lande kämpfen- den „Blauen" als auch der „feindliches Gebiet" betreten- den roten Partei wuchs durch das außerordentlich zer klüftete, stark bewaldete, von Senken durchzogene und wege arme Gebiet, das nur wenige Höhen aufweist, die einen größeren Einblick in das Gelände gestatten. Hinzu kommt endlich die rein räumliche Ausdehnung des als Opera tionsbasis vorgesehenen Raumes, die etwa 130 Quadrat kilometer betragen dürfte. Es leuchtet ein, daß in einem derartig gestalteten Gelände, bei einem Gegner, über des sen Stärke, Bewaffnung, Marschrichtung und Beweglich keit nichts bekannt ist, die Führer vor außergewöhnliche Aufgaben gestellt werden, die schnelle Entschlüsse, gewandte Befehlsgebung und rasche Anpassung an die entstehende Lage erfordern. Auch von der Truppe werden bei der Beginn -er großen Herbstmanöver Der Führer bei den Übungen des Gruppenkommandos II