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72. Jahrgang. 1« Montag, 2«. März 1S28 Gegründet 1856 ««chlMitck»,«! «.chrURr, »»w»«, >«rn,preckicr-Sam«e,nu»imkr: 2 S 241 »« I»» «a«t,e,pr»ch»: S0 011 v,m »«. bt» »l.Mür» ,»»« bet »glich »weimaltg» ZusteSu»« lre« vow rchv »«r. <)LAUu5*1NLvUl)l P,ftbe,«g»vret« süe Mona, Mür, » Marl ohne PosUusteUimntgedvhr. *i»jri>»««kr 1» ««Herhai» »reibe«» l» Ps««»I«. »le «iraeiacn werden nach «oldmark berechne«: dl« elnlpaliige »a mm breite Arve »b «>»., für au«w»rl» «« Pia Hamillenanrelaen und «»eNengeiuche ohne Rabat« «aItALlgLn^^>»l LI1r« r» Ps,., auhechalb r» Pia-, »le so mm breite «ellame»etle »oo Pis., ouherhalb »L0 Psa. Oisertengebühr so Pia, Ru»wärtiae AuitrLae gegen «orauibezahlung. «chrisNeltuns und Hauptgeichist»i>kll«: «,rl»«vrah» SS/»2 »rutl und Vertag von klepsch ck «eicharb« t» »rekdr« Postichnl-Sonto 106S »re»»e« Nachdruck nur mit deutlicher Ouellenanaate t.»re»dne« «dache.-^ «Ellta — «Inveelanate Echrl>»ttiicke werden nicht aut bewahrt. Poincare verteidigt seine Politik. Ae Abrüstuugsvorlonferevz ergebnislos geschlossen. — Neve Gerüchte über Zawes-Reblsiov. Lockruf an die französischen Wähler. Paris, 25. März. Ministerpräsident Potncarü hielt heute mittag in Bordeaux im »Amerikaner. Park" seine mit grober Spannung erwartete Rede. Sic wirb allgemein als ein großes politisches Ereignis gedeutet, da sich Poincars an das ganze Land wandte, um die nationale Eintracht aufrecht, zuerhalten und zu den außen, und innenpolitischen Pro blemen Stellung nahm. Poincarü gab einleitend einen ge- schichtlichen Ueberbltck über die Arbeit des Kabinetts und sagte, mau müsse von der neuen Kammer erwarten, baß sie die heute kaum begonnene Gesundung glücklich vollende. Frankreich bliebe sonst blutarm, geschwächt und im Fieber« zvstand. Dann sprach Poincars eingehend über NeparationSsragen, Nuhrbcseßnng und den DawcS-Plan. Hierzu führte er u. a. auS: »Bon l920 bis Ende 1923 war angesichts der ständigen Nichterfüllung Deutschlands die Hai- tung aller französischen Kabinette die gleiche. Brtand hatte durch unsere Truppen Düsseldorf und die anderen Städte besetzen lassen, die die Ruhr beherrschten, und hatte von der Senatstribüne aus angckündigt, daß, wenn die Dinge sich nicht änderten, wir gezwungen sein würden. Deutschland die Hand an den Kragen z» legen. Mehr als ein Jahr später, nachdem die ReparativnSkommissson die Nichterfüllung des Reiches fcstgestellt hatte, haben wir unS entschlossen, neue Pfänder zu ergreifen und in das Nuhrgcbiet einzumarschieren. Man hat oft wiederholt, daß diese Operation für unsere Finanzen drückend gewesen sei. Sie war im Gegen- teil sehr ergiebig. l?I sic hat uns gestattet, durch die Zuteilung einer über 3kk Millionen Goldmark betragenden Summe an unser« belgischen Nachbarn und Freunde die belgische Priorität früher zu löschen, und hat unS unter Ab zug aller Ausgaben eine non dem Staatsschatz tatsächlich ein, kassierte Nettocinnahme von etwa l,5 Milliarde Franken eingebracht. Außerdem hätte Deutschland nicht den DaweS-Plan an- genomme«, wenn Frankreich nicht an der Ruhr gewesen wäre. Deutschland hat den DawcS-Plan am 1k. April angenommen und schon am 25. deS gleichen Monats habe ich im Namen der französischen Negierung meine volle Zustimmung dazu gegeben. Wenn man also auf der Habenseite der soeben be endeten Legislaturperiode eine glückliche und reguläre Durch führung deS DaweS.PlaneS buchen kann, so geht dies auf die vorige Legislaturperiode zurück. In dieser Beziehung haben wir die französische Politik unter verschiedenen Aspekten eine grundsätzliche Einheit wahren sehen." Poincars ging dann auf die Frage deS »Friedens im Innern" ein und sprach auch von der kommunistischen Gefahr, die aber für Frankreich nicht übertrieben werden dürfe. Zum Schluß kam er noch einmal auf den »aus« «artigen Frieden" zu sprechen und erklärte: »Die französische Regierung hat besonders in den letzten Jahren ohne Unter laß Beweise ihrer Friedensliebe gegeben." Niemand in Frankreich hat einen anderen Wunsch als den. unser Land ruhig i« seinen gegenwärtige« Grenzen und gegen jeden An» griss gefeit zu sehen. Niemand in Frankreich wahrt Ansichten, die bei unseren Nachbarn Verdacht Hervorrufe« könnte«. Jedermann in Frankreich begreift, daß ganz Europa, Besiegte und Neutrale, das gleiche Bedürfnis der Ruhe haben. «« die Ruinen des Krieges aufzubaue«. Jedermann in Frank reich fühlt, baß die so gransam geprüfte Menschheit von ihren Wunden nur durch Schaffung einer moralischen Entente heilen wird. Jedermann in Frankreich sei gewillt, die Be strebungen hierzu zu sördern. »Wünschen wir, daß die Ge fühle, die unS beseelen, von allen andere« Ländern geteilt «erden, und arbeiten wir mit warmem Herzen, aber offenen Augen an der Bollcndnng dieses Friedens." Eine Aeparationskonserenz isrs? Immer wieder Gerüchte über Dawcs-Revision. Ncuqork, 25. März. »International Service" meldet ans Paris, man rechne in dortigen unterrichteten Kreisen mit einer internationalen Reparationökonfcrenz Im Jahre 192S mit folgendem Programm: 1. Fcftsctznng der Reparations-Endsumme aus etwa Milliarden Dollar. L. Ausarbeitung eines neuen Rcparationsplancs und 6. die Auflegung einer großen deutschen Anleihe in Amerika. Rach einem Bericht der »Times" aus Paris beschäftigt sich die international« vankwelt mit der A«S- arbeitnng eines endgültige« Planes znr Festsetzung der deutschen Neparationsschutd ans «2 Milliarden Mark. Der Plan sieht eine BondSauSgabe vor. wovon 16 Mil liarden aus Eisenbahn- und JndnstriebondS kommen und der Nest zu Lasten deS Reichst,aushalteS gehen soll. Die Eisen bahn- und JndnstriebondS sollen znr Deckung der alliierte« Schnldcn in Amerika dienen, die restliche Halste znr Be friedigung der französischen und belgischen Reparations ansprüche. Da diese sünsprozemigcn Bonds in Amerika nicht znm Nennwert anttegbar seien, so müßte wohl Amerika seine Ansprüche an die Alliierten etwas eiuschränkeu. Die Bankkrcise hegten, wie die »Times" weiter auSsiihrt, die Erwartung, daß wenn Europa bereit sei, im Interesse einer Bcrständignnq über das NeparationSproblem Opser zu bringen, sich auch die Bereinigten Staate« zu einem Kom promiß bcrcitsinden lassen werden. * Offenbar handelt es sich bei dieser Meldung um eine Wiederbelebung der bereits vor einigen Monaten kursieren- den Gerüchte, die von einer Festsetzung der deutschen Repara- tionßschuld auf 8N Milliarden Mark sprachen. Angesichts der Tatsache, daß mit einer Ncvifionskonfercnz erst nach Be endigung deS ersten Standardjahres zu rechnen wäre, haben Betrachtungen Uber die Höhe der endgültigen Revarations- summe zurzeit nur akademischen Wert. Auch eine Ziffer von 30 Milliarden Mark wäre deutscherseits unbiSkutabel, solange nicht seststünde, in welcher Weise die bereits erfolgten deutschen Leistungen Berücksichtigung finden sollen. Immer hin zeigt die Meldung, daß man in Paris die ursprüngliche lächerliche Forderung in Höhe von 132 Milliarden Mark ganz erheblich zurllckgcschraubt zu haben scheint. Neuer britischer Seeabriisiungs-Vorschlag. Eine Note an Amerika. Frankreich. Italien «nd Japan. Genf, 25. März. Die britische Delegation teilt mit, daß Lord Cushendun an die Vertreter der Vereinigten Staaten, Frankreichs, Japans und Italiens als Mitunterzeichncr der Washingtoner Flvttenabrüstungs. Konvention eine Note richtete, in der ausgeftihrt wird, daß er am letzten Dienstag im Vorbercitungsausschuß für die Abrüstungskonferenz nur in unbestimmten Wendungen von den neuen Vorschlägen der englischen Regierung über weitere Abrüstung der Schlachtschiffe sprechen konnte, daß er aber nunmehr die genauen Vorschläge Mitteilen könne, nämlich: 1. Die Größe jedes ne« zu bauenben Schlacht» schisfes soll unter 86 066 Tonne» bleiben, au Stelle der gegenwärtige» Grenze von SS Vü» Tonnen: 2. das Höchstkaliber der Geschütze soll von 16 ans 16.5 Zoll herabgesetzt werden, und ». die Altersgrenze der Schiffe soll von 26 ans 26 Jahre erhöht werden. In der Note wird für den Fall der Annahme dieser Vor. schläge darauf hingewiesen, daß es vorteilhaft wäre, wenn die Annahme so erfolgen könnte, daß das in Washington ver. einbarte Ersatzbauprogramm nicht in Kraft zu treten brauche. Schließlich wird betont, daß die Annahme der englischen Vorschläge einen neuen großen Schritt auf dem Wege zur Abrüstung darstellen und tn hohem Maße eine finanzielle Erleichterung sowohl in bezug aus die Baukosten als aus die Unterhaltungskosten aller künftig zu bauenden Schlacht- schiffe bedeuten würde. Wahlreden der Parteiführer am Sonntag. Gras Weslarp in Saarbrücken. Saarbrücken, 25. März. Graf Westarp hielt in Saar- brücken eine Rede, in der er über die Not des Saarvolkes sprach und als Parallele die Not der Deutschen im Osten heranzog. Aus die innerdeutschen Verhältnisse eingehend, bezeichnet«: Graf Westarp die Weimarer Verfassung als stark reformbedürftig und setzte sich für das staatliche Eigenleben der Länder ein. Die Deutschnationale BolkSpartei wolle dem Führergcdanken wieder hochhelfen. Dem deutschen Reichspräsidenten müssen, welcher Partei er auch immer an- gchörcn möge, mehr Machtbefugnisse gegeben werden. Graf Westarp ging zum Schluß auch auf das Scheitern deS Schulgesetzes und aus die Not der deutschen Landwirt schaft ein. Bauernnot sei Volksnot, Bauernnot bedeute Ar- bcttSlosigkeit und schwerste Gefahr für die deutsche Währung. Während der Versammlung kam es mehrfach zu Ruhestörun gen durch Kommunisten nnd Sozialdemokraten, jedoch wurden die Ruhestörer durch die Polizei entfernt. Die Wahlparole des Zentrums. Rebe des ReichSsinanzministerS Dr. Köhler. Gleiwitz, 25. März. Auf einer Mittelstandstagung der oberschlesischen ZentrnmSpartei sprach heute Reichsfinanz, minister Dr. Kühler über die politische Lage. Die Zen. trumspartei, so betonte er u. a.. sei bei der Zusammenarbeit mit links und rechts stets in voüer Unabhängigkeit ge- gangen und werde auch weiter frei und unabhängig ihren Weg gehen. Die Zentrumspartei stehe auf dem Bode« der »Verfassung und erstrebe eine Republik, erfüllt mit christlichem Inhalt, sozial und demokratisch. Zum Flaggen st reit bemerkte der Minister, daß es kein Kompromiß gebe. Der Minister kam dann auch auf die Notlage der Land» Wirtschaft zu sprechen und wandte sich gegen die Auf hetzung zum Steuerstreik. Das Deutsche Reich könne sich das nicht bieten lassen, zumal auf dem Gebiete der Reichs, steuern alles getan worden sei, was möglich wäre. Bei Be- trachtnng der Notlage des deutschen Mittelstandes wandte sich der Minister gegen die Bildung von Jnteressenparteien, die keinen Nutzen hätten. Zur Phöbus-Angelegcnheit bemerkte der Finanzmlnister, daß die jetzige Negierung, die keinerlei Bürgschaften gegeben habe, vonsichausdas Auf. räumen dieser Angelegenheit betrieben habe. Im Wahl kampfe könne die Phöbns-Angelcgenbeit nicht der jetzigen Regierung angebängt werden. Gewisse Parteien sollten sich a«S bestimmten Gründen, die er jedoch vorläufig nicht nenne« wollte, davor hüten. Zum Schluß beschäftigte sich Dr. Köhler mit dem Hanpt- ftnanzproblem, der Aufbringung der Mittel. Er gab den unerträglichen Steuerdruck zu und erkannte die Notwendigkeit einer Steuersenkung an. vor allem sei die Herbeiführung einer gerechten Der- anlagung erforderlich. Es gehe nicht an. daß ein Teil stark belastet sei. während der andere Teil zu wenig zahle. Die Zentrumspartet werde sich auch nicht in Zukunft vor der Ver antwortung drücken. Das Festhalten des Zentrums an den Forderungen des RelchsschnlgesetzeS habe bewiesen, daß der alte Geist trotz der Irrungen und Wirrungen der Tage ge blieben sei. Die Ausschlachtung -er PhöbusafsSre in Frankreich. Paris, 25. Mär». Der Berliner vertchtcrskatter deS nationalistischen »Jntransigcant" stützt sich aus die AuS. führung«,, der ».Noten Fahne" und der »Welt am Montag", nm die PhöbuS-Angelegenheit als »dte größte Affäre heim, ltcher Rüstungen, dt« der öffentlichen Meinung jemals ent. hüllt worden seien", zu bezeichnen. Weiter stellt das Blatt die Behauptung auf, durch das PhöbuS^örld seien auf dem Umwege über den Hilssbund der Elsaß-Vothringer tm Reiche dte autonomistischen Zeitungen »Die BolkSsttmme", »Die Zu. kunft" und der ^Straßburger Erwtnta-Vcrlag" finanziert worden. ES ist demgemäß keineswegs verwunderlich, wenn die nationaltstische Presse vom Schlage «tneS »Jntran. sigeant" dte NeichStagSrede des Kommunisten Schneller über den angeblichen Bau von Tanks. Flugzeugen und schwerer Artillerie begierig aufgreift, um au» ihr den Bewet» für deutsche Verstöße gegen die AbrüstungSbestimmungen ab- zuleiten. v Zusammenkunft Brian--Kellogg? Pari», 25. März. Wie der »Ehicago Tribüne" aus Washington gemeldet wird, besteht die Möglichkeit, daß in Verfolg des französisch - amerikanischen Notenwechsels über die Antikriegöpaktfrage eine persönliche Unterredung zwischen Außenminister Briand und Staatssekretär Kellogg statt, finde» werde. Allerdings warte man zunächst noch die Ant. wort Brtand« auf die letzt« Note Kellogg» ab. Der grlechisch--eulsche Kan-elsverlrag unterzeichnet. Berlin, 26. März. Zwischen dem griechischen Gesandte« in Berlin KanelopnluS und dem Auswärtigen Amt ist a« Sonnabendabend der deutsch-griechische Handelsvertrag unter zeichnet worden. In dem neuen Vertrag sind dte üblichen Ab- machungen über dte Meistbegünstigung, über die Behandlung der Warenproben. Aufenthaltsrecht und Tartsfragen getroffen worben. Ter Handelsvertrag enthält eine Anlage über Zoll« tarifoereinbarungen zwischen Deutschland und Griechenland, Danach hat Deutschland Griechenland Ausnahmetarife für Korinthen, Zitronat und geknüpfte Teppiche zugestanden, während die griechische Negierung 8K Positionen deS Zoll« tarifS. im wesentlichen für Waren, die die deutsche industrielle Ausfuhr nach Griechenland interessieren, herabsetzt. Schweres Grubenunglück in Gelsenkirchen. Zwei Tote, ein Schwerverletzter. Gelsenktrchen, 25. März. In der Nacht zum Sonntag ereignete sich aus der Zeche »Graf BiSmarck" ein schweres Unglück. Auf der vierten Sohle ging ein Ver. bindungsstück zu Bruch, wodurch drei dort arbeitende Berg, lcut« verschüttet wurden. Einer von ihnen konnte sofort als Schwerverletzter aus den Gesteins,nassen herausgeholt wer. den, währeno dte beiden anderen, zwei Brüder Kattay, nach eifrigen Rettungsarbeiten erst gegen Mittag als Leichen zu Tage gefördert werden konnten, lieber die Ursache de» Unglücks ist bisher nichts bekanflt.