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Werßerch-Zertung. 16. November 18s8. " Prei« ''' Pro Quartal lO Rgr. Inserate die * Spalten - Zeile SPfg. Dienstag. Erscheint Dienstag- und, Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amts- »ab Anzeige - Matt der Königlichen Gcrichtsämter nnd Stadträthe M Dippaldiswalde, Frauevstem vnd Allenberg. SO. r Berantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Holstein Lauenburg. Wir «ollen versuchen, in kurzen Worten über den Werth und die Folgen derjenigen drei Actenstücke zu sprechen, welche die dänische Regierung über da- Berhältniß Holsteins und LauenburgS zu den übrigen Theilen der dänischen Monarchie, wie es sich ihrer Ansicht nach von jetzt ab gestalten soll, erlassen hat. ES wird zuvörderst in Deutschland einen guten Ein druck zu machen nicht verfehlen, daß da- dänische Mini sterium mit einem gewissen Respect von dem deutschen Bunde spricht, den sie bisher in der ministeriellen Presse sowohl, als auch in den an die nichtdeutschen Mächte gerichteten zahlreichen Noten mit einer gewissen Gering- schätzung zu behandeln sich das Ansehen gab. Sie scheint endlich zur Erkenntniß gelangt zu sein, daß der deutsche Bund ein Recht habe, sich nicht bloS um Holstein und Lauenburg, sondern auch um das Berhältniß dieser beiden Bundesstaaten zu den übrigen unter König Friedrichs VII. Scepter vereinigten Lande, demnach mittelbar auch um die Zustände dieser, so weit sie mit den Grundgesetzen deS deutschen Bundes collidiren, zu kümmern. UebrigenS tragen die 3 Aktenstücke sichtlich den Stempel der Eile, mit der sie abgefaßt sind, an der Stirn; ja es scheint beinahe, daß die dänische Regierung selbst sich noch nicht darüber klar geworden sei, wie sich die Dinge in Holstein und Lauenburg in nächster Folgezeit gestalten sollen. Denn sonst wäre eS unbegreiflich, wie sie sich damit begnügen und die Anforderungen deS deutschen Bundes damit be friedigen will, daß sie den auch dem ReichSrathe verant- wörtlichen Minister für Holstein und Lauenbnrg wie mit einem Zauberschlage in einen dem Könige allein verant- wörtlichen Minister verwandelt. Oder sollen die andern Minister, sobald Angelegenheiten Holsteins und LauenburgS zur Berathung kommen, sich künftig ganz ihrer Stimme enthalten und der Minister für Holstein und Lauenburg nur mit dem Könige conferiren? Damit wäre aber wieder da - nicht zusammen zu reimen, daß Herr Unsgaard, als Minister für Holstein, nur dem Könige verantwortlich, zugleich als Minister des Innern für da- Königreich auch dem ReichSrathe verantwortlich bleibt. Auch da- scheint der dänischen Regierung entgangen zu sein, daß, wenn sie Holstein später wieder in den GesammtstaalSverband ein fügen will, sie auch an eine entsprechende Modifikation in der Zusammensetzung de« ReichrathS denken muß. Die Presse in Kopenhagen schweigt gänzlich über diese wichtige Frage und theilt nur die Actenstücke mit. Dagegen spricht da- Publikum von nichts Anderem, als von diesen wichtigen StaatSacten, die. wie ein Blitz all heiterem Himmel herniederfahrend, das Publikum zuerst förmlich betäubten und in wenigen Stunden sich wie ein Lauffeuer durch ganz Kopenhagen verbreiteten. Die Gesammtstaatsmänner pur vxcellence, deren Zahl freilich keine sehr bedeutende ist, machen ihrem Unmuth über die Regierung Luft, daß sie so leichten Kaufe«; ohne auch nur einen ordentlichen Versuch zur Abwendung der ihrer Ansicht nach von der Aussonderung Holstein« au- dem dänischen StaatSverbande drohenden Gefahren, die sie übrigen- gar nicht als sehr ernstlich betrachten, gemacht zu haben, jene „Perle unter den dänischen Provinzen - aufgiebt. Halten sie doch bi« zum letzten Augenblicke gehofft, daß die Regierung mit der GesammtstaatSverfaffung zu stehen oder zu fallen erklären würde. Jetzt, furchtbar enttäuscht, setzen sie ihre einzige Hoffnung darauf, daß Holstein über kurz oder lang doch wieder ein integrirender Theil der dänischen Monarchie werden werde. Die eider- dänisch.scandinavistifche Partei aber jubelt laut; ihre seit langen Jahren gehegten Wünsche find plötzlich erfüllt, da« ihnen so verhaßte deutsche Element wird endlich von dem reindänischen geschieden, Dänemark von jeder Berührung mit dem ihm verderbenbringende» Deutschland befreit. Sie betrachten nun ganz Schleswig, von RendSburg« Thoren bis zur KönigSau, al« für Dänemark wiederge- wonneu und sehen es im Geiste schon unter einer und derselben Verfassung mit dem Königkeiche - dem Grund gesetze des Reiches Dänemark, vom ü. Juni I84V — um später mit dem Königreiche in den scandinavischen Gesammtstaat aufzugehen. Bei ruhigerem Nachdenken dürften sich beide Parteien überzeugen, daß sich die Sachen in der Wirklichkeit nicht ganz so verhalten, wie sie die selben mit ihren gefärbten Brille» anschauen, und die Einen dürften gar bald zu der Erkenntniß kommen, daß sie zu viel gefürchtet, die Andern, daß sie zu viel gehofft haben. Nur eine Erkenntniß wird sich Beiden bald genug aufvrängen, die nämlich, daß der 6. November zwar da- Ende einer langen Reihe von Verwickelungen, aber zugleich den Anfang einer gewiß nicht weniger langen Reihe neuer Verwickelungen bezeichnet. Tagesgeschichte. Berlin, IO. Nov. Im Schooße des neuen StaatS- ministeriumS haben in den letzten Tagen mehrfache Besprechungen stattgehabt, welche sich auf die Form bezogen, in welcher daö Cabinet ein Programm seiner Verwaltung nach innen wie nach außen erlassen wollte; wie man hört wird der Erlaß einer solchen Kundgebung noch vor dem 23. d. M., dem Tage, an welchem die Abgeordnetenwahlen vorgenommen werden, erfolgen.— Bei den Wahlen der Abgeordneten der Stadl Berlin will man möglichst darauf halten, daß alle Interessen eine tüchtige Vertretung finden. Bei dieser Gelegen heit sei beiläufig bemerkt, daß die Zahl der Berliner