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WScheutlich erscheinen drei Nummern. PrSnumerationS- Pms 22j Sgr. (- Tdlr.) vierteljährlich, 3 Lhlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in alle« Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man vrßnumenn aus dieses Beiblatt der Allg. Pr. Ltssls- Zeiinng in Berlin in Ler Expedition (Zriedrichs-Sträße Nr. 72); in der Provinz so wie UN Äuelande bei den WohUöbl. Pcst-Aemtern. Literatur des Auslandes. 8. Berlin, Freitag den l8. Januar 1839. Frankreich. Die Eisenbahnen in Frankreich, verglichen mit denen in Belgien, England und Nord-Amerika. (Nack der kevue äeur Es wäre wohl jeyl an der Zeil, daß der poetische Dunst, mit dem die Eisenbahnen so lange umhüllt waren, endlich zerflösse, und daß man zu einer ernsten und positiven Betrachtung dersel ben überginge. Man Hai wahrhaftig schon übergenug von den Wunderdingen gefabelt, welche bei anderen Nationen, vermöge einer raschen Beförderung der Personen und Waaren, zu Stande gekommen sind; man Hal in Bezug auf Frankreich noch größere Wunder vorher verkündet, wenn man sich nur hier erst ans Werk machen wolle. Wie indeß die Sache anzugreifen scy, und umer welchen besonderen Umständen dieselbe ins Leben lreicn müsse, davon Hai man wohlweislich weniger gesprochen. Wo man übrigens auf diese G«sich«epunkle cmgegangen ist, da Hal man wenig Haltbares zu Tage gebracht, und bis auf diese Stunde such,'mal, noch in Frankreich, in Bezug auf die anzulegenden Eisenbahnen, nicht einmal nach dem absolut besten Verfahren, sondern auch noch nach demjenigen, welches die wenigen Erfah rungen auf diesem weilen Gebiete, die große Zersplitterung des Privat-Vermögens und die Gewohnheit, der Regierung Alles anheimzustellen, wie sehr man auch im Uebrigen dieselbe schmähe, als das zweckmäßigste erscheinen lasten. In der vorjährigen Session der Kammern bekämpften sich da» Ministerium und die Dcputirleii,Kammer auf dem unsicheren Boden der Eisenbahn, beide fest entschlossen, keine ihrer Ideen aufzugeben. Das Ministerium nahm alle Bahnen oder wenig stens alle Hauptlinien für ein« bevorrechtete dküipertchafi, für das Departement der Brücken und Heerstraßen, in Anspruch; die Kammer wollte sie ausschließlich den Compagnicen überweisen, um dadurch die Entwickelung des Astocialwnsgclstes, von dem man Wunder erwartete, zu begünstigen. Wem! beide Siaaiege- walien ihre Ansichten über diesen Punkl einander jo schroff gegen» überstellieii, so inuß man dies wohl lhcUweise auf Rechnung des Widerspruchsgeistes seyen; cheilweise ließen sie sich auch durch ihre gegenseitige Stellung dabei bestimmen. Da» Ministerium glaubte sich natürlich, wie jede» andere Ministerium, zur Ver- iheidigvng der Rechte der Verwaltungs-Behörden berufen, un» di« Depulirlen-Kammer warf sich, wie die« in der Lage der Sachen gegeben ist, zum Verfechter der Privat, Industrie gegen die Ansprüche des Staate» auf. Wir sind wen entfernt, das erste Votum, welches die Kammer in dieser Augelegenheil abgab, einer systematischen Feindseligkeit, deren man schon damals die Eoalnion beschuldigte, zuzuschreiben; dieselbe konme ganz andere Fragen aufgrcifen und Hal sie auch aufgcgriffen, um ihre Kräfte zu erproben. Gewiß waren umer der Majornäi, we.che sich gegen die Ansichten des Ministeriums aussprach, viele Depu- lirtt, die Gelegenheit, ihm zu schaden, begierig ergriffen, aber dieselben gehorchten doch mehr einer inneren Ueberzeugung, welche ihnen fag,e, daß man das Siams-Vermögen nicht mit einer ungeheuren Ausgabe belasten dürfe, bevor man nicht ver sucht habe, was die Prwal-Associanoucn leisten konme». Uebrigeus standen beide Parteien bei der Erörterung dieser wichtigen Frage nicht bloß umer dem Einflüsse eines blinden Oppositionsgeistes und wurden nicht bloß von dem Wunsche beseelt, ihien Schütz lingen zu nützen. Beide konnten z„r Unterstützung ihrer Ansich ten glänzende Erfahrungen aus anderen Ländern ansühren. Die Verfechter der Compagnicen konnten sich auf da« Beispiel Eng lands und Amerika'» stützen, und sie ermangelte» nicht, es zu thun. Die Schutzredner der Privilegien des Departement« der Brücken und Heerstraßen ciiirien das, was in einem beuachbarien Lande» in Belgien, auf «ine so rasche und erfolgreiche Weise in« Werk gesetzt worden war. Ein Umstand, und vielleicht der wichtigste, wurde dabei über sehen. In beiden Heerlagern wappntie man sich m» fremden Erfahrungen und versäum,« darüber, im eigenen Lande Beobach tungen anzusteUcn. Hält« man die» geihan, so wäre man viel leicht auf di« Idee eine« gemischten System» geführt worden» und die Kräfte der Regierung und die Hüs-zueilen der Kpecm lation hätten zu einem gemeinsamen Zwecke veieinigt weiden können. Vor ungefähr einem Jähre kam man freilich auf den Gedanken eines gemischten Systems, und zwar so» daß der Staal und die Compagnie sich zu gleichen Theilen in die Hauptlinien thcilen sollten. Unglücklicherweise aber war dies nicht das geeig nete Mittel, die Siams-Association und die Prwm-Association zum Streben nach einem Ziele zu-vereinigen. Auf diese Weise mußte zwischen beiden Gesellschaften, welche sich hänen die Hand reichen sollen, nicht ein ersprießlicher Wetteifer, sondern eine störende Eifersucht crwecki werden: die Mängel einer jeden mußten so ohne Gegengewicht bleiben. In der Thut würde bei einer so anarchischen Vereinigung, wenn man auf einer solchen Grund lage weiter gebaut Hane, eine jede Linie nur ihre eigenen Uebcl- stände zu tragen gehabt haben, ohne in den Voriheilen des an deren Systems ciuen Erjag zu finden. Ost würden sogar beide an der ttnmög ichkcit gescheuert seyn. Eben so gut häue man die sich selbst wwersprechenden und sich aufhebenden Behauptungen ausstcllen können: Frankreich befinde sich i» derselben Lage wie die Vereinigten Siame» und England, wo die Anlegung der Eisenbahnen der Prwm - Industrie znfälli, oder Frankreich sey in demselben Falle von Belgien, wo der Siam als ver geeignetste und sicherste Unternehmer der Eisenbahnen erachtet wmde. Man lhat mchis Anderes, indem man Frankreich in zwei gleiche Theil« zerschnitt uns den einen den Erperimemc» der Privat-Industrie, den anderen dem Departemenl der Bracken und Heerstraßen zu wies und beiden die ausgedehntesten Vollmachten gab, in ihren beiderseitigen Bezirken ausschließlich ihre Theorie«» in Anwen dung zu bringen. Er fragt sich, welchen Werth haben die ans der Fremde herbetgeholien Beispiele, und in wie weil können England, Amerika oder Belgien für Frankreich als Muster hiugestclli wer den, da man doch einmal die Eisenbahnen in Frankreich nach dem doppelten Vorbnde, welches diese drei Völker hingegen, haben, zufchnciden will, ohne irgend eine durch Frankreichs Eigemhüm- lichkeit bedingte Veränderung zuznlässen. Hierauf könme aeant« wor ei werden, daß, wenn eines dieser Völker eine solche Achn- lichkeit mit Frankreich hätte, daß ma» sein Beispiel knechtisch nachahme» müßte, hierdurch schon von selbst die vollständige An nahme dieser verschiedenen Muster wegsiele. Und dennoch scheint man dies bezweckt za haben, als man beide entgegengesetzte Me thoden zur Ausführung bringen wellt«. Erwägt man indeß die Eigemhümlichkeit dieser drei Völker, so kann man die wesent lichen Unterschiede, welche zwischen ihnen und den Franzosen bt« stehen, nich, in Abrede stellen Dies« finden i„ allen den Bezie hungen stau, welche hier vorzüglich in Anschlag gebracht werden massen, ja dem Rm>ona!reichih.-me, in der Ausdehnung der Lander, in der Dichtigkeit der Bevölkerungen, in den Veran lagungen zum Reisen, in der Lebhaftigkeit des Handels, über- h.itipl in alle« Bedingungen, weiche eine rasche Beförderung nolhwenSig machen. Um mit England den Anfang zu machen, so fällt zunächst auf, daß dieses Land durch das Zusamm-'mreicu von Privatper sonen ein großes Eiienbahnnetz in» Leben rufen konnte, während dieses hier so wirksmne Mmel sich in anderen Ländern, beson der» in Frankreich, erfolglo» zeigte. Da» eigentliche England ha« «ine Bodenfläche von -Ml Französischen Ouadrmmciien; Frankreich dagegen hui ein Areal von 34,812 Onadra-meilen. Hieraus sieht man schon, wie viel leichter es den Engländern we-de» mußte, ihr Land mit Eisenbahnen zu durchziehen. Dir Bah-- vs.« London nach Liverpool, mclche jetzt ganz vollendet ist, hm ungefähr dieselbe Ausdehmiug, wie die profekiirie Französisch« Hochrbneubahn mit ihren bedeutendste» Abzweigungen. Aber durch eine Verbindung London» und Liverpools werden auch die beiden Meere verbunden, welche das mächtige Iuselland im Osten und Westen bespülen. Jede Bahn, , weiche künftig von dieser grvßen Pulsader auslaufcu wird, z. B- die von Brighton, wird ohne eine eben sehr kostspielige Verlängerung an dem Vor- «heil der Velbindung der Nordsee und de» Kanal« mit der Irischen See uud dem Si- Georgs-Kanal Theil nehmen können. Um England« begünstigte Lage ganz zu begreifen, muß man daran denken, baß die Meere, welche es von allen Seiten um fließt», seine Hanp«-Communicaiion, seine große Haudelestraße bilden, und daß bi« Eisenbahnen im Innern des Lande« nur al» Abzweigungen -derselben anzusehen sink, Hier braucht das Werk, welche» die Natur nach einem so großen Maßstabe angrlegz ha'.