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Sonnlag» den 23. Juni 1S2- iverlagSor« , Dre-dra «nzelaenpreike, DI- l«eipaUene Petit,eite »N s. Oamtlten- »n,eigen ».Eiellengelnche -«»<!- Die PettkreNamezeile. st« mm breit. I sik. jZür Anzeigen mcherhnlb des VerbreiinngSgebtelel diePeltirekl-nne^tlel.!«»^. Brieigeb.Naz. Impkalle bSherer Gewalt eritichi iebe Bervilichinng ans LIelernng sowie Erfüllung v. Anzeige»-Anitrügen ». Leistung d. Schadenersatz,' «elchllsilicher Le» Artur Lenk Dresden. ' Nummer 143 — 28. Jahrgang Heini emal wdchentl. mit den tllusir. Gratisbeilagen .Dl« Nell' und ffür untere »einen Leute', sowie den r-xtbeiiagen s. Benno-Biatt', .Unterhaltung und Wisse»', .Die Weil der »>', Aerztlicher Ratgeber'. Da» gute Buch' .ffilmrund. ni'. Monatlicher BezagSpretS S Mt. elnschl. Bestellgeld, zelnummer I« Sonnabend- u. Sonntagnummer itv s Hauptschrislleiter- Tr. it>. TeSc,hk. »«»den. sümiMie GeschitftSfteN«, Drucku.Verlagi Germania, A^«. für Verlag und Druckerei, Mtale Dresden, Dresden.«.». Poltersiratze lV. A«rnruisi0t2. Postscherklonto Dresden 270Z. Bankkonto Etadtbauk Dresden Nr. Sl71» Für christliche Polilik und Kulkur Redaktion der Sächsischen VolkSzeitung DreSden-AUstadt t. Polterstrahe t7. Feruru' MN UN?' NOIL. Der Kirchensriebe in Mexiko Ein Abkommen zwischen Kirche UN- Slaal Unterzeichner Wieder öffentlicher Gottesdienst Mexiko. 22. Juni. Nus Anlast der Unterzeichnung des Abkom mens zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen Kirche und Staat in Mexiko, wonach ooöbehaltlich der Zustimmung des Papstes die gottesdienstlichen Handlungen in den Kirchen wieder ausgenommen werden können, wurde eine Erklärung veröffentlicht, in der es heisst, die Regierung beabsichtige nicht, die katholische Kirche zu unterdrücken oder sich Irgendwie in ihre geistlichen Obliegenheiten einzumischen. Das Abkommen enthält die Zusage, daß etwa 100 weibliche Personen, die wegen Verletzung der staatlichen Religionsgesetze nach der Inselgruppe Las Trcs Marias verschickt worden waren, in Freiheit gesetzt werden. Von dieser Mastnahme ausgeschlossen bleibt die Nonne Conecpcion, die in Zusammenhang mit der Ermordung Obre- gons zu 20 Jahren Kerker verurteilt worden war. Nach dem Abschluß der Verhandlungen über die religiösen Fragen iverden die katholischen Gottesdienste und der religiöse Unterricht in den Kirchen wieder ausgenommen werden. » Die Nachrichten über den Kirchenfrieden in Mexiko sind noch viel zu dürftig, u-m ein Urieil über den Charakter des getroffenen Abkommens zu erlauben. An der Tatsache des Abkommens, das allerdings noch der Zustimmung des istapstes bedarf, dürfte kein Zweifel sein. Ebenso darf man überzeugt sein, dast die Beauftragten der Kirche keiner Regelung ihre Zustimmung gegeben haben, die den katholischen Grundsätzen widerspricht. Man darf also annehmen, dast das neue Abkom men staatliclie Eingriffe in das innere kirkliche Leben aus- schliesst. Nach einer Darstellung der „Times" Ist es der amerika- Nische Botschafter in Mexiko. Morrow, gewesen, der die erste Fühlungnahme hergestellt hat. Es sckpnnt fast so, als wäre von dieser Seite auf die mexikanischen Behörden in höflichster Form ein Druck ausgeübt worden, dem der neue Präsident schlirstlich nachgegcben hat. Die enischcidenden Vcrl)andl»»gen sind dann in der letzten Woche zwischen dem Präsidenten Por tes (Oil und dem Erzbischof Ruiz y Flores geführt worden. Bor Aufnahme dieser direkten Besprechungen hat der Slresemann-Rede Monlag Berlin, 22. Juni. In den ursprünglichen DiSposiiione» des Reichstages sür,die Durchführung der Beratungen über den auswärtigen Etat ist da durch eine Aciidcriinq erfmbcrlich geworden, dast R eich Sa »he n- «nnister Dr. Strcsemann, der heut« mit einer lSiigcrcn Rede zur Debatte Stellung nehme» wollte, infolge der Anstrengungen, die die Madrider Reise und die anschließenden Besichtigungen in Barcelona mit sich brachten, gesundheitlich so geschwächt ist, daß er auf jeden Fall, nach dem Rat der Aerzte, nicht vor Montag das Wort er greifen kann. Jnsolgodessen ist vorgesehen, daß Reichsfinanzministcr Dr. Hilfeöding, nachdem die Berichterstatter gesprochen haben, eine formulierte Erklärung über die Neparationsfrage abgebcn und sich Hiigleich noch ausführlicher für di« Negierung äußern soll. In der heutigen Sitzung des Reichstages, die um 12 Uhr be gonnen hat, sprechen zuerst die Berichterstatter zum Etat des Aus wärtige,, Amtes. Daun soll Hill erbing zu seiner <n,gekündig ten Rede über die ReparaiiouSvcrsmiidluugen das Wort ergreifen. Die Regierungsparteien dürsten sich zu dieser Frage in einer g c,» ei » sa in e n Erklärung äußern, die nach der Rede Hiiferdings zur Verlesung komme» wird. Räumung nur -er zwetten Jone? Jacqncinot wird Nachfolger GnillaumatS. Paris, 22. Jmu. Der „Petit Puristen" glaubt hinsichtlich des Wechsels im t>berko„»»anso des Bcfatzungshecres mikündigen zu können, daß die Ernennung des Generals Jacguemot z»m Nachfolger des Generals Guillaumat ansang Juli offiziell bekanntgegcbe,, werde. General Jacgnemot wende jedoch noch ein« gewisse Zeit warten, öevor er die Nachfolge des Generals Guillaumat übernehme. Die Ablösung werde nicht vor September d. I. erfolge». Zu diesem Zeitpunkt — und nicht im Jauuar 1930, w>e es der Versailler Erzbischof den Standpunkt der Kirche in einem Schreiben dar- gelegt, aus dem wir die folgenden Sätze wiedcrgeben: „Mit auf richtiger Achtung bitte ich die Regierung", schrieb der Prälat, „die geltende Gesetzgebung iin Geiste reiner Vaterlandsliebe und guten Willens zu dem Zwecke zu überprüfen, um Maß nahmen zu treffen, die geeignet sind, den Durcheinander zwischen Religion und Politik zu lösen und den Weg zu einer Zukunft wahren Friedens und wahrer Ruhe zu bereiten. Wenn sich anscheinend unüberwindliche Schwierig keiten erheben sollten, so möge ihre Lösung dem Studium be sonderer Bevollmächtigter der Kirche und der mexikanischen Regierung anvertraut werde», wie cs in ähnlichen Fällen des öfteren mit glänzendem Erfolge geschehen ist. Die katholische Kirche forderte in Mexiko keine Privilegien. sie verlangte nur, daß ihr auf Grund einer sreundsäiaftlichen Trennung von Kirche und Staat die im Interesse des Volkswohles unerläßliche Frei heit gewährt werde. Die katholischen Bürger Mexikos, deren Vaterlandsliebe nicht in Zweifel gezogen iverden könne, werden von ganzem Herzen jede Beilegung annehmen, die zwischen der Kirche und der Regierung des Landes Zustandekommen sollte. Möge Gott den Tag beschleunigen, da die Mexikaner rrereint die Zusammenarbeit wieder aufnchmen Können, um die drei Bürgschaften zu erfüllen, auf denen unser nationales Leben beruht: Einigkeit, Religion und Unabhängigkeit." Von beiden Seilen sind dann Schritte unternommen worden, um eine beschleunigte Lösung zu ermöglichen. Der Papst hat den ErMschof Ruiz y Flores zum apostolischen Dele gaten für Mexiko ernannt und in dieser Eigenschaft hat der Erzbischof die direkten Verhandlungen mit Portes Gil geführt. — Roch vor Beginn der Verhandlungen hat Portes Gil einen Erlast herausgcgeben, der alle Priester, die „sich der Beschlag nahme der Kirchengüter widersetzten" ermächtige, bis zum 1. Juli nach Mexiko zurüchzukehren und „die Ausübung des Gottesdienstes, insbesondere das Messelesen gestattet". In diesem Geiste gegenseitigen Entgegenkommens ist min schließlich das Abkomme» über die Beilegung des Konfliktes unterzeichnet worden, dessen Einzelheiten zirmr noch nicht be kannt sind, das aber zweifellos den in dem zitierten Schreiben des Erzbischofs dargelegten Grundsätzen entsprechen wird. Vertrag vorsah — werde die Koblenzer Zone von den französische,, Truppe» geräumt werde». Diese Operation, die eine Verkürzung der „ach den, Versailler Vertrag festgesetzten BesetzungSzcit »in vier Mvnaie darstelle, werde »och von General Guillaumat durchgeführt iverden. Stlsdann werde General Jacgnemot den Befehl über die französischen Besatznngstrnppei, übernehmen. * Der Poung-Plan, der am 1. September 1020 in Kraft treten soll, sieht keinerlei Bcsatzungskoste,, mehr vor. Deutschland kann sich also nicht darauf einlasse», daß bis zu dieser» Zeitpunkt nur die zweite Zone geräumt sein soll: andernfalls müsste cs ja die Kosten für den Rest der Besetzung noch über die Annuität des Ponng- Planes hinaus anfüringenl Derartige halbe Lösungen, wie sie hier vorgeschlagen werden, sind nur «eignet, die .Zahl der Gegner des Noung-Plgnes zu verstärken. ReichskabirieUfürNoung-Plan Amtlich wird mitgeteilt: Unter der Leitung des Reichsaußenministero. der an Stelle des erkrankten Reichskanzlers den Vorsitz führte, fand heute vormittag eine Kabinettssitzung statt. In ihr berichtete der Reichsauhenminister über dir Tagung des Völkcrbundsrates in Madrid und Uber die danach in Paris geführten politischen Besprechungen. Im Anschluß an diesen Vortrag »ahm das Kabinett Stellung zu dem Bericht des Sachvcrständigen-Aus- schusses vom 7. Juni. Als Ergebnis dieser Beratung saßt« das Reichskabinett einstimmig folgenden Beschlich: Die Staatsregierung ist bereit, den am 7. Juni d. I. in Paris von den Sachverständigen unterze'Pueten Plan für die Lösung des Rcparationsproblcms als Grundlage für dir Konferenz der Regierung anzunehme»: im notwendigen Zusammenhänge hiermit ist gleichzeitig die Gesamt- liquidation der noch schwebenden Fragen au» dem Welt- kriege hrrbeizujühren. Gedenktag Der 23. Juni 1910 wird immer als einer der dun« keiften Tage in der deutschen Geschichte gelten müssen. Die Deutsche Nationalversammlung hat an diesem Tage, nach langem schmerzlichen Schwanken, vier Stunden vor dem Ablauf der von unerbittlichen Gegnern gesetzten Frist, ihre Zustimmung zu dem „Frie densvertrag" von Versailles gegeben. Damit war die Entscheidung über den Abschluß des Krieges gefallen, der feierliche Unterzeichnungsakt, der fünf Tage später in Versailles stattfand, war blähe Formalität. Ungeheures legte dieser Vertrag Deutschland ans: Mehr als 6 Mil lionen Menschen und 70 099 Quadratmeter Land wurden aus dem Körper des Deutschen Reiches gerissen und unter die Nachbarn verteilt, militärisch das Reich völlig ent waffnet, wirtschaftlich in ein Retz vvn unübersehbaren Verpflichtungen eingesponnen, moralisch durch die Aner kennung der Kriegsschuld gebraudmarkt. Dieser Friede schien geeignet — und sollte dos auch »ach dem Willen seiner Verfasser sein — die deutsche Großmacht auf immer zu vernichten. Freiwillig hätte niemals ein deutsches Parlament die Zustimmung zu einem solchen Abkommen gegeben. Dach Deutschland ivar niedergebrochen und entwaffnet, an den Grenzen standen die feindlichen Armeen bereit zum Einmarsch. Brutale Gewalt hat die Annahme dieses Vertrages erzwungen. „Für die Stellung, nähme der Zentrumsfraktion ist entscheidend der Ge sichtspunkt, daß wir uns gezwungen sahen, einen neue» Krieg unter allen Umständen vermeiden zu müssen. Das deutsche Volk hat nicht mehr die Kraft, einen Krieg mit Aussicht auf Erfolg zu führen. Dieser harten Rotwendig- keit müssen wir uns beugen." Sv hat der Abgeordnete Gröber damals die Entscheidung für die Unterzeichnung begründet. Und auch die Gegner der Unterzeichnung, die Sprecher der Deutschnationaleil und der Deutschen Volkspartei, haben in der Sitzung vom 23. Juni aus drücklich anerkannt, daß die Mehrheit, die für die Unter zeichnung stimmte, nach bestem Wissen und Gewissen handelte. Damals handelte es sich nur darum, das durch ge waltigen Blutverlust erschöpfte, ausgehungerte und see lisch zermürbte deutsche Volk vor dem Aeußersten zu be wahren. Der Zustimmung zur Unterzeichnung, dem Zu rückweichen vor der brutalen Gewalt widersprachen nur allzuviele Vernunstgründe. Heute freilich können wir sagen, daß die Rat!onalversammiui:g durch chr Zurück- weichen vor dem vernichtenden Schlag, den zu sichre» der Haß der anderen sich anschickte, instinktiv richtig ge handelt und dem deutschen Volk einen historischen Dicnft erwiesen Hot. Dennnnzwischen sind die blutigen Schleier gesunken, die damals die Augen der Menschen umgaben. Zehn Jahre haben genügt, um in allen „Siegerstaaien" der Er kenntnis zum Siege zu verhelfen, daß die in Versailles getroffene Regelung nicht nur Deutschland, sondern allen e u r opäischen Staate n u n g e h euer geschadet hat. Hinter dem Haß, mit dem 19t9 die ganze Welt auf Deutschland blickte, stand der Schmerz um Millionen vernichtete Mensclzenlcben, der in aber Millionen Familien noch frisch und lebendig ivar. Diese Wunden sind heute vernarbt. Verflogen ist die Illusion, daß „der Boche alles bezahlen wird". Der Mann, der einst dieses irrsinnige Wort gesprochen hat, der ehemalige fmnzösische Finanzminister Klotz, sitzt heut als unzurecii- nungsfähiger Betrüger ln sicherem Gewahrsam. Und die klügsten Köpfe beider Hemisphären mühen sich ab, einen Weg z» finden, um die vernichtenden Folgen von Krieg und Friedensvertrag zu überwinden. Wir wollen hier nicht noch einmal den Leidensweg verfolgen, der von Versailles nach London und Paris, vom „Friedensvertrag" zum Dawes-Abkommen und zum Ponng-Plan geführt hat. Wir wallen nur ziffernmäßig feststellen, wie stark die Ernüchterung fortgeschritten ist: Von den 500 Milliarden Mark, von denen man in Frank reich zuerst phantasierte, zu den 132 Milliarden des Lau- daner Zahlungsplanes van 1921 und den 35 Milliarden Keule: Unterhaltung und Wissen. Die Welt lJllustrwrle Wachenbeilage) Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau Die autzenpokttsche Debatte