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WWnMttWerAlWr Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdors, Vemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohensteln-Ernstthaler" Anzeiger erscheint mtt Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. l.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle MK.1.2S, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Wk.1.80. Einzelne Nummern lv Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbrieftrüger entgegen. Als Extra beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntogsblatt'. — Anzetgengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 18 Psg., für auswärts 15 Psg. - im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. SSmlltche Anzeigen finden gleichzeitig im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags t t Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erdeien. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesondter Manuskripte macht sich die Redaktion üriLlLeriLiLiLtLlLsrerLrlLlLiLiLiLSiLsriLiLLeriLLreriLLrLertLeriLiLLlLere! nicht verbindlich. LLtSiSLrlLLLiLiLiLcrtLLiLerkLeLLerkLeLLiLri-reLcLtLt-LLrererLrt-LLreiLrere: Nr. 101 Mittwoch, den 4. Mat 1910. Fernsprecher Nr. 151. A-ichPsft-s- B°h»str. g. 37. Jahrgang Tagesgeschichte. Ler Kaiser a« dea KSatg von Gachsev. Wie da- „Dresdener Journal- meldet, sandte der Kaiser au- Schloß Urville an den König Fried» rich August folgende- Telegramm: „Dein Infanterie» Regiment in Straßburg, ebenso wie Dein Fuß- artillerie-Regiment in Metz haben sich auch dies mal vor mir in allerbester Verfassung gezeigt, waS mir eiu- große Freude ist, Dir Mitteilen zu können. Wilhelm.- — Der König sandte an den Kaiser folgende- Antworttelegramm: „Herzlichen Dank für Dein freundliche- Telegramm. ES freut mich aufrichtig, daß meine beiden Regimenter Dein Wohlgefallen gefunden haben. ES beweist mir, daß beide Regimenter treue Wacht an der Lande-» grenze halten. In treuer Liebe Friedrich August. - Lor; Vortrag de» Reichskanzler» beim Kaiser ist nicht schon am gestrigen Montag in Wiesbaden gehalten worden, sondern wird erst in den nächsten Tagen nach der Rückkehr des Monarchen in Pots dam erstattet werden. Der Kaiser will seinen so eben erst von der Influenza genesenen ersten ver antwortlichen Berater nach Möglichkeit schonen. Kota« vegeg»»», Kaiser Wilhelm» mit de« Herzog »,» L«emderland. Der Herzog von Cumberland wird unserm Kaiser auch in Schwerin an-weichen, gerade so, wie er eS vor Jahren in Kopenhagen getan hat. Der Herzog wird laut „Braunschw. N. N - vor der Taufe deS EcbgroßherzogS Schwerin bereit- verlafsen. Der Herzog und die Herzogin von Cumberland, die Eltern der Frau Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, hatten, wie erläuternd hinzugefügt wird, von vornherein nicht die Abficht, bi- zu den Tauffeierlichketten in Schwerin zu bleiben oder zur Taufe dorthin zurückzukehren. Sie wollten lediglich anläßlich der Entbindung der Großherzogin und während der für ihre Pflege wünschenswert erscheinenden Zeit in Schwerin ver- weilen. Da» dies« Darstellung hinkt, ist mit Händen zu greifen. ES stnd politische Gründe, die die Großeltern hindern, der Taufe deS Enkels fernzubleiben. Freilich setzt der alte Cumberländer diese unleidliche Verhinderung nur zu seinem eignen Schaden fort. Gegen die ReichSversichernng-orduuug Eine bedeutsame Kundgebung gegen die Reichs« verficherungSordnung ist noch in letzter Stunde erfolgt: Auf Anregung der medizinischen Fakultät der Universität Jena haben fast alle medizinischen Fakultäten Deutschlands eine Eingabe an die Reichsregierung gerichtet. Sie enthält über 150 Unterschriften ordentlicher Professoren. Die Ein gabe macht aus die Gefahren der neuen Gesetzgebung aufmerksam und erklärt die Solidarität der aka demischen Lehrer mit den Wünschen der Aerzteschast, wie sie der Berliner Aerztetag und Sanitätsrat Dr. Mugdan im Reichstage ausgesprochen haben. Da» Komitee für die Zeppeliu-Polarfahrt trat am Montag nachmittag in Berlin zu einer Sitzung zusammen. Gras Zeppelin war frühmorgens, von Dresden kommend, in Berlin eingetroffen und im Palasthotel abgestiegen. An der S tzuno nahmen außer dem Grafen u. a. teil Professor Hergesell, Generalkonsul v.Friedländer-Fuld, Geheimrat Lewald und Kapitänleutnant z. D. WillmerS, in Vertretung deS am persönlichen Erscheinen verhinderten Prinzen Heinrich von Preußen. Nachwehe« zum WahlrechtSspaziergaug i« Treptower Park. Inder BerusungSverhandlung gegen den Redak teur des „Vorwärts-, Richard Barth, wegen Auf- sorderung zum Ungehorsam gegen die Gesetze durch Au-gabe der Parole zum WahlrechiSspaziergang im Treptower Park am 6. März erkannte die 8. Strafkammer zu Berlin auf Verwerfung der Be rufung. Das Schöffengericht hatte den Angeklagten zu 1 Monat Haft verurteilt. Die Maifeier hat nur in München zu einem ernsteren Zwischen fall geführt. Nachdem auch dort die sozialdemo kratischen Veranstaltungen ruhig verlaufen waren, suchte spät abends eine anarchistische Gruppe von etwa 100 Köpfen, in der namentlich daS weibliche Element stark und unangenehm hervortrat, in ge schloffenem Zuge und mit Fahnen und Abzeichen in da- Innere der Stadt einzudringen. Die Polizei zog blank und verhaftete auf frischer Tat 8 und später noch weitere Rädelsführer. Eine strenge Untersuchung ist eingeleitet. Abdul Hamid» Klage -egen die deutsche Retch-bauk abgrwtrseu Die Reichsbank hat die Herausgabe des vom Exsultan Abdul Hamid zurückgeforderten D.pots in Höhe von 13 Millionen auf Grund eines Gc- richtsurteilS abgelehnt. In diesem wird die Klage des Exsultans zurückgewiesen, weil er die Heraus gabe des Geldes nicht aus freien Stücken gefordert habe, sondern dazu gezwungen worden sei. Ge- zwangen natürlich von der jungtürkischen Regierung. Diese hat denn auch gegen die Entscheidung des Berliner Landgerichts sofort Revision beim Reichs- gericht eingelegt. Abdul Hamids Angelegenheit erinnert an diejenige HellfeldtS, wenn eS sich in beiden Fällen auch um verschiedenartig« Dinge handelt. Theodor Roosevelt macht die Welt neugierig auf seine Rede, die er an der Berliner Universität zu halten gedenkt. Einem Journalisten gegenüber bezeichnete er sie selbst als die wichtigste aller seiner europäischen Reden. Sie wird sich hauptsächlich mit der Festigung des internationalen Friedens beschäftigen. Da kann man ja gespannt sein, waS Roosevelt uns zuH sagen haben wird. Die bisherigen Reden, vielleicht abgesehen von der in Kairo gehaltenen, erhoben sich nicht über den Durchschnitt, boten wenigstens nichts anderes, als was man schon aus den Schriften des Expräfidrnten kennt. In Berlin triffl Roosevelt am 10. d. M. ein. Englische Lentschlandhetze Die Erhebung des deutschen General-Konsulats in Kairo zum Range einer Gesandtschaft gibt Lon doner Blättern willkommenen Anlaß zu der Be hauptung, Deutschland suche aus Kosten Englands in Aegypten Erfolge zu erzielen und dort das zu erreichen, was ihm in Marokko mißlungen sei. Da« ist voller Unsinn. Einmal hat die deutsche Marokkopslitik kein Fiasko erlitten, sondern Erfolge gehabt; ferner strebt Deutschland in Aegypten nichts an, was irgendwie in die Recht« oder Inter essen Englands eingriffe. Alles, was des weiteren über umfangreiche deutsche Landankäufe in Aegypten, über Bestrebungen deS deutschen Kanzlers, die Rüstungen einzuschränken, usw. behauptet wird, ist das Dementi nicht wert. I« Befinde« de» Großherzog» Wilhelm v,u Luxemburg ist eine Verschlimmerung eingetreten. Die Lähmung, an welcher der Großherzog leidet, hat sich auf die Halsorgans ausgedehnt, sodaß die Ernährung deS Kranken sehr erschwert wird. Infolge deS Ver falles der geistigen Kräfte des GroßherzogS Wilhelm setzte die luxemburgische Kammer bereits im No vember 1908 die Gemahlin des Erkrankten, die Großherzogin Marie Anna, geborene Prinzessin von Braganza, zur Regentin ein. Thronfolgebe rechtigt ist die älteste Tochter des großherzoglichen Paares, die Erbgroßherzogin Marie Adelheid, die indessen erst im 17. Lebensjahre steht. Bis zu ihrer Volljährigkeit führt die Großherzogin Marie Anna die Regentschaft. Großherzoz Wilhelm vollendete vor einigen Tagen da- 58. Leben-jahr. Die Spioueufurcht Frankreich» hat einen noch höheren Grad erreicht, al- di« Spionenfurcht England». Die Regierung der Republik sieht sich genötigt, gegen die Krankheit mit gesetzgeberischen Maßnahmen einzuschreiten. Sie brachte in der Kammer einen Gesetzentwurf ein, der eine bessere Ueberwachung und Unter drückung der Spionage ermöglichen soll. Biel helfen wird das auch nicht; denn die Spionen- riechen, erzeugt in demselben Maße die Spion», wie der Glaube die Wunder. Die Lohnheradsetzung i« der euglifche» Baum- wollspiuuerei. Die Vertreter der Organisation der englischen Baumwollspinnereibefitzer und de» Baumwollar» beiterverbandeS hielten gestern in Manchester eine Besprechung über die von den Arbeitgebern beab sichtigte bprozentige Lohnheradsetzung ab. Eine Einigung wurde nicht erzielt. Der Ausschuß der Arbeitgeber wird heute zusammentreien und e» wird, wie man vermntet, den Arbeitern mit vier- wöchentlicher Frist gekündigt werden. Ei» Bombeuatteutar i» Gerbte» Im Lande der Mausesallenindustrie finden zur zeit an vielen Orten die GemeinderatSwahlen statt. In Roschtzi platzten die Gegensätze so hart auf einander, daß einem Kandidaten eine Bombe durch» Fenster ins HauS geworfen wurde. Bon den drinnen weilenden Personen wurden zwei getötet, drei tödlich und drei schwer verletzt. R«»ä«ie» Im rumänischen Handelsministerium wurden umfangreiche Unterschlagungen ausgedeckt. Zahl reich« Beamte de» Ministeriums sind schwer kom promittiert. Einige Verhaftungrn wurden bereits vorgenommen. Deutscher Reichstag. 77. Sitzung vom 2. Mai. Auf der Tagesordnung steht zunächst die No« velle zum Posttaxgesetz. Sie läßt für die Zukunft Emlieserungsbeschetnigungen zu auch für gewöhn liche Pakete (ohne Wertangabe und ohne Ein schreibung). Staatssekretär Krätke: AuS den Kreisen der Gewerbetreibenden ist vielfach der Wunsch nach Kei Sonnenuntergang. Littauischer Roman von M. von Wehren. 31) (Nachdruck verboten.) Es wurde immer finsterer im Walde. Wiederholt hörte man aus der Ferne rufen: „Wo bist Du geblieben, Schickfelchen? Komm nach Hause, Mirjam, sonst wird die Abendsnpve kalt!" lind lauter, immer ängstlicher ertönte der Ruf, aber störrisch blieb das Kind liegen. Wenn die Tote nicht den bösen Juden wegschickte, dann wollte sie lieber vcrlmngern al? beimachen. Zn ihren Eltern brachte man sie doch nicht. — hatte sic über haupt Eltern? Sie quälte sich mit wüsten Gedanken, konnte sich aber auf nichts Rechte? besinnen. Die alte Tate hatte ihr erzählt, daß sie lange krank gewesen sei. Es war Winter, als sie znm ersten Mal mit dem alten David, im Handschlitten eingepackt, nach W. fuhr, wo er Fische verkaufte: dann war der Frühling gekommen. Sie trieb die Ziege aus und ging mit der Tate Blumen und Beeren suchen, wobei sic allmählich den großen Wald kennen lernte, die alte Jndcnsran war scbr gut mit ihr, die Kleine liebte sie auch, ebenso den alten Mann, der mit ihr tändelte und scherzte. Da kam wieder der schreckliche Jude ins Hans, den das Kind so fürchtete, und als er sie ansvrach mit höhnischen Worten, hatte sie Krämpfe bekommen und wurde noch elender, schattenhafter wie früher. Tagelang war sic im Walde verschwunden, daß die alten Leute sich halb tot geängstigt hatten, - endlich trieben sie Hunger und Kälte nach dem Judenhause zurück. Seit der Zeit boten die Pflcgeeltern alles auf, Moses fern zu halten und Mirjam vor dem Walde zu vwrnen, in dem es so viel Wölfe gäbe. „Wölfe, Tate? Sind das böse Tiere, die unartige Mädchen fressen?" batte sie sinnend gefragt. „Anna w«d Katharina haben mir das erzählt, wo sind Anna «Md Katharina geblieben? Und dann die Schwestern? No» »«en habe ich doch wohl nur geträumt — ich habe wohl keine Schwestern. Was weißt Du davon, meine liebe Tate?" Nach solchen augenblicklichen Lichtblitzen verfiel sic wieder in ihre alle Stumpfheit. Tagelang hütete sie die Ziege, ohne ein Wort zu sprechen. Der Fischer nahm sie in seinen Kabn und zeigte ihr die spielenden Fische; sie wnrde aber weder angeregt noch heiter dadurch. Die Nahrung, welche inan ihr gewaltsam aufdrang, gab ihr keine Kraft: sie war kaum noch wiederzucrkenncn und die allen Leute fühlten es deutlich, daß das Ende des unglücklichen Wesen? nicht mehr fern sei. Dieses erschütterte die Jüdin mächtig. Wie oft war sie nabe daran gewesen, der rassischen Obersleusran alles zu entdecken, damit das arme geanätte Kind zu seinen Eilern znriickgcbracht würde; aber David, ihr Ebcherr, war außer sich geraten und wollte von diesem Plan durchaus nichts wissen. Er hatte das klcine Mädchen auch sehr in fein Herz geschlossen und hätte e? gern für immer behalten; aber so wie jetzt, gestört im Kops, immer traurig, ihnen stets ein Vorwnrf, daß der Gram die Klcine töien werde; das ertrugen beide nicht. Die alte Frau wurde auch schwach und widerstandslos diesem Elend gegenüber. Heute nun, nachdem sie den leisen Ruf des Kindes vrrnommen, war sie sofort hinauSgccilt, um Mirjam, welchen Namen man ihr bci- gelcgt, hincinznholen. Si« war aber fort, alles Rusen und Suchen jetzt in der Nacht vergebens und bitterlich weinend ging die Frau zurück ins Haus, den Bösewicht verwünschend, der ihnen solchen Jammer auf den Hals geladen. Das Kind saß unterdes noch immer znsammen- gekauert im äußersten Winkel des TannenkampeS hinter zwei groben Steinen. Ihr schwarzes Kopftuch tief übers Gesicht gezogen, saß sie still und lauschte. Was war das nur für ein Geräusch? Unter der Erde hörte sie schwere Tritte, die sich näherte»; dann ein Schnaufen und Stöhnen. Don unten herauf, hinter den Steinen, an denen sie kanerte, leuchtete Lichtschimmer, aus den sie mit Entsetzen schaute. Und zugleich hörte sie wieder mit bebender Angst die Stimme von Moscs. Eiligst wollte sie den Platz verlassen, aber da kroch er schon, üic Laterne hoch haltend, an? einem Loch hervor nud mit ihm noch zwei andere Juden. Sie ließen sich von unten Packe reichen und verschwanden im Walde. So ging e? eine Weile hin und her. während dem Kinde vor Lctlcmmuug der Atem stockte und obgleich ihr Herz gewaltig scplng, lag sie doch wie tot vor Angst und Granen. Tie Zeil dünkte ihr eine Ewigkeit; dann noch ein Packen nud Moses reichte die Laterne nach unten und rief, während er sich eilfertig säuberte: „Nun ist die Geschichte besorgt und wir haben jetzt wieder etwas Ruhe; dann aber halte Dich bereit, Moses, es geht scharf los bis in den Spämcrbst. Nachher haben wir noch einen tüchtigen Transport Sachen von und nach Preußen zu schauen; ist der glücklich hinüber, dann können wir un? ansrnhcn, bis uns der Winter die Eisdecke ans den See bringt! Wo nnr die kleine Kröte gcblicrcn ist? Sie kann mich noch immer nicht leiden: ist mir auch ganz recht — erinnert mich an eine große Dummheit meines Lebens. Nun, ich Hosse, die Sorge und der Acrger mit ihr sollen bald ein Ende nehmen, man verscharrt sie und hat endlich Rnhel" Unten wurde etwas gesprochen, was das Kind nicht verstand; dann erhob sich Mose? und eilte seinen Ge fährten nach. Mirjam war einer Ohnmacht nahe. An scheinend teilnahmlos lag sie lange im Winkel, aber in ihrem Innern gährte und kämpfte es. der kleine Kopf zermarterte sich mit schweren Gedanken. Also ver scharren wollte sie der grausame Mann! Dazu mußte sie doch erst sterben, denn lebendig sie in eine Grube werfen? Hn, wie schrecklich! Tas ließen dock wobt die Tate und David nicht zu. War sie aber wt, blicb sie dann eingegraben? Die Tate sprach immer von den Engeln, welche an den Nettchen der Kinder sichen und mit den Flügeln wehren, damit sic cim bla en lönnen. Holte sie solch ein Engel hinauf in dc i Himmel, der über ihr tausend«, von Lichtchen zeigte ? Ack, da? wäre ja schön, prächtig! Da würde es anders sein wie in dem kleinen Judeuhausc, wo es soviel Schmutz gab. da hatte sie gewiß auch Flügel und weiße Kleider, stog vor ihrer Eltern Thür, an die Beuchen der Schwestern und sagte: Ja, was sagte sie? — Mirjam ist da! Ach nein, das klingt häßlich — waren ihre Eltern Juden? Gab es keine anderen Menschen, denn Inden? Wo hatte sie diese gesehen? Halte sie von Katharina. Anna. Pater und Mnttcr, von den kleinen Schwestern, dem Brüderchen geträumt? Wo hatte die Tate und der David sie ber- gcholt? Ja, wo war sie bergekommen? — Inzwischen war es dunkler geworden, als sie noch einmal aus der Ferne des Alten Stimme vernahm: „Mirjam, Schickscl, Tochtcrleben, komm nach Hause!" Sie hörte kaum darauf hin. Dann begann sie zu frieren, auch ein wenig zu hungern, aber wie oft hatte sie schon gehungert! Nnr die Kälte war böse, der kleine Körper schüttelte sich vor Frost. „Ich möchte in das Lock kriechen, Moscs ist ja fort — dort kann ick den Morgen abwarten." Schnell ent schlossen näherte sie sich der Oeffnung nud tastete sich hinein. Es ging ganz allmählich tief hernuter, der Boden war trockener Sand, die Luft rein und warm. Sie konnte sich erheben und aufrecht fortschreiten. Langsam ging die Kleine weiter, bis sie ein leises Gemnrmel hörte. Was nun? „Lieber Katt, soll ich dock in die Hände des bösen Mannrs fallen? Geschwind zurück in den Wald, wo ick iortlausen kann." Uucnl'cklosscu stand sie einen Augenblick, dann lief sie wieder vorwärts: nun sie der lieben Tate Stimme erkannt, kancne sic sich in den Winkel und horchte. In cincm Nebenraum wurde gcarl citci und die Taic sprach: „Goli. Gcrectstcr. wo nnr da? Kind bleibt! Ick bin in Angst, daß drm armen Wurm was zugestoßeu, Palerleben." „Ja. es ist zu lranrig mil dem Kinde. Ick wünschte, wir Hünen sic nic acicben. denn Unglück bringt sie uns gewiß, lind wird nickt bald Hilfe geschaffen, geht sie aus nnc cm L an; sie verzehrt sich ja in Sehnsucht nach ihren Eltern." (Fortsetzung folgt.)