Volltext Seite (XML)
UW Freirag- 1k. Oktober 1S3K drüffel verkünde! AentrMäispvMik Starke Beunruhigung der pariser presse .sM L'H 5 «... > bi.' t s Niederlage der russischen Diplomatie Iiek> i.«mm ds« >»s- sk.^ »tptst» ilvpplutttze r - W nlel ttouctZ, Livctsi» November Zusammentritt, vorzeitig, und zwar um den 27. Ok tober herum, zu einer nutzerordcntlichen Tagung einberusen werde». Der König leitet« den Ministerrat mit einer Rede ein. In einer amtlichen Verlautbarung heisst es, der Gejetzcnt- wurs über die Militärresorm folge in feinen wesentlichen Zügen den Ergebnissen, zu denen der gemischte Militärausschus; gelangt sei. Die Reform bezwecke die Sicherung einer ganzen und voll ständigen Deckung der Grenze. Die Motorisierung der Kavalle- rie und die Ausdehnung des Freiwilligensystems seien vor gesehen. Die zugunsten der kinderreichen Familien bestehenden Ausnahmen sollen, wie in der Verlautbarung ausdrücklich her- vorgeholxn wird, anfrechterhaltcn werden, eine Konzession, die ganz offensichtlich darauf abzielt, den Widerstand der Flamen gegen die Erhöhung d«r Militärlasten zu beschwichtigen. '.r vorgeschrieben: denn in» Abwcrtungsgesetz satzungen «inhalten, das heisst, an Sühnematznahmen gegen den Angreifer teilnehinen oder Truppen eines dritten Staates, die ckn einer kollektiven Aktion teilnehmen, den freien Durchzug durch Belgien gestatten? Die Rede des Königs enthalte keinerlei Anspielung aus diese internationale Verpflichtung, aber die Tatsache, das; künftig auch ckn der belgisch sranzösischen Grenze belgische Trup pen Standorte beziehen, lasse das aktive Vorhandensein der neutralistischen Auffassung durchblicken. Der neue belgische Kurs schaffe politisch und strategisch einen neuen Zustand. Die französisch-englisck)«n Militärabmachungen liefen ohne die belgisck-e Stütze Gefahr, an Wirksamkeit zu verlieren. Frank reich bezahle jetzt seine sozialen Ex;>erimente. Sogar die wal lonischen Sympathien seien ihm entfremdet. „Oeuvre" stellt fest, mit tiefem Erstaunen habe der Quai d'Orsay durch die Presse am Mittwochabend die Rede des Kö nigs der Belgier erhalten, und keine Vorankündigung habe ver muten lassen, datz der König soiveit gehen würde, einfach ein seitig alle sein« internationalen Verpflichtungen zu kündigen. Kein Jurist in der Welt könne diesen Entschlus; billigen. Das Blatt fordert, das; auch London genau so energisch wie Frank reich gegen eine derartige Verletzung der internationalen Ver pflichtungen durch ein kleines Land protestiere. Der „Populaire" sagt hierzu, es habe keinen Sinn, an der Bedeutung des neuen Kurses in Belgien herumzuralen. Belgien habe amtlich den Westpakt fallen gelassen und sei zur Neutrali tätspolitik der Vorkriegszeit zurückgekehrt. Die neue Haltung Belgiens sei eines der zahlreichen Geschenke, die die Politik Lavals Frankreich eingebracht habe. Das Blatt wundert sich, datz in der Rede des Königs der Völkerbund überhaupt nicht ge nannt worden ist, und fragt, ob Belgien vielleicht aus dem Völkerbund anstrctcn wolle. Paris, 16. Okt. Die Rückkehr Belgiens zur strengen Neu tralität und die damit verbuirdene Loslösung Brüs. fcls vom Pariser Schlepptau hat hier sachlich wie sümmungsmätzig wie eine Bombe eingeschlagen, zumal diese Nachricht gänzlich unerwartet kam. Das „Journal" schreibt, Belgiens Verzicht aus alle einseitigen Verbindlichkeiten scheine nicht nur die Absicht anzukiindigen, den gegenseitigen Beistand ab- ichnen zu wollen, der die Grundlage eines neuen Westpaktes lein sollte, sondern das sranzösisch-belgisci-e Abkommen über haupt. Nia» müsse sich sogar fragen, in wie weit dieser Ent schlich mit den Beistandspslichten nach Art. 16 der Völker bundssatzungen vereinbar sei. Im „Petit Parisien" heitzt cs, durch die Niickk « hrzur Ne u I r a l i t ä t s st e l l u n g v o n 1 6 1 ck befreie sich Bel- pienvon de n Be i st a n d s p f l i ch te n de s We st p a k i e s, verliere aber auch sein« Vergünstigungen, nämlich den Beistand der drei Großmächte. Was die Belgier vor allem geschreckt zu haben scheine, seien die Be i st a n d sve r p f l i ch t u n ge n d e s franzö s i sch - s o w j e t russ i sch« n Paktes. Die neue blaiseix' Autzenpolitik laste sich zur Not begreifen, wenn man au die politischen Schwierigkeiten Belgiens denk«, aber sie sei r.chk ohne Gefahr, denn sie könnte Belgien in eine Verein- lamuna bringen. l?as..Echo de Paris" sagt, Deutschland habe di« Verpflicht timnen -ms dem Westpakt im März aufgekiindigt, Italien im flmii. seht mack»« sich Belgien aus dem Staube. Belgien stelle vor vollendete Tatsachen; <- sckieint keine Vorankündigung in Paris oder in London qunacht worden zu sein. Der Ouai d'Orsay sei beispielsweise nur durch Presseberichte unterrichtet worden. Werde Belgien wenigstens die Verpflichtungen des Artikels 16 der Völkerbunds ¬ bezeichnete das fetzt als einen ^neuea Aelqlen erhöht die Mitärdlenstzeit 18 Monate fiir die Infanterie, 12 fiir die übrigen Truppen teile vbw. Brüssel, Ick. Oktober. llnter dem Vorsitz König Leopolds sand heute ein Minister rat statt, in dem beschlossen wurde. d«m Parlament «inen Ge- ichrutmurs vorzulegen, der die Erhöhung der Militärdienstzeit bei der Infanterie aus 18 Monate und bei den»übrige» Trup- pcnlcilcu aus 12 Monate vorsteht. Ferner sollen noch einige üleiiLeruugcn in dem bestehenden Militärgesctz vorgcuommen werden. Zur Behandlung der Militärresorm soll das Parlament, bas nach der Verkostung erst am zweiten Dienstag im Monat Lchitstleltung: Dreoden-L., Polterstr. 17, Fernruf 70711 ».71017 E-ichlltsstell«, Druck und Verlag: Terinania Buchdrucker«! rr. Lirlag Th. ». D. Wtntel, Polterst roh« 17, Fernruf iwir, Postscheck: Nr. 1072, Bank: Stadtbanl Dreien Nr. lU707 verlageort Dreodeu. Anzeigenpreise: di« Ifpaltig« 71 mm breite Zett« 6 Pft-f für Familienanzeigen i Pfg gllr Platzwllnsche linnen wir lein« Dewlhr leiste». Nummer243 — 33.Iahrg. 2m Falle von höherer Tewalt, -verbot, elntretende, Velrleb«. Körungen hat der Bezieher »der Bierbungtretbend« teilt« A» jpriiche, fall« die Zeitung in delchrSnkiem Umlange, -«rfpötet oder nicht erschein! rr r t ii l l u n g s o r t ist Dresden. W L Der französische Wirischastsmikilfter kündigt Mßnahmen gegen den Preiswucher an Paris, 15. Oktober. Wirtsck-aftsminister Spinass« l>at am Mittwochaliend in einer R u nd fu n k a n sp ra che strenges Einschreiten ge gen Preiswucher und Spekulation angekündigt. Zehn Fälle von Preistreibereien feie» l»ereilg aklenmätzig scst- gelegt und würden den Gerichten zur Einleitung einer Strafver folgung übergeben. Der Minister erklärt«, er erkenne an, datz die neuen Sozialgeses^ ein gewisses Anziclfen der.Preise recht fertigen könnten, al»er nicht um 30 oder ckv Prozent, wie dies in gewissen Füllen schon fcstgcstellt wmden sei. Die sranzösischen Inlandspreise mutzten sich innerhalb der Alnvertungsgrenze hal ten. Die Vorschüsse, die zur Ueberbrückung bisher an Handel und Industrie zur M'vsügung gestellt worden seien, beliefen sich auf rund eine Milliarde Franken. lM Die Bedeutung des „neuen Goldstandards" Das Dreimächteabkommen vom 2.">. September war ge- wisjermotzcn als Gerippe für eine Währungsunion zwischen den USA., Frankreich und England gedacht, und es sollte allmählich zu einem internationalen Organ oder vielmehr Weltorganismus ausgebaut werden. Als der Plan das Licht der Oeffentlichkeit erblickte, tauchten in vielen Fach kreisen Zweifel aus, weil er zu deutlich den Stempel einer Notlösung auf der Stirne trug. Man hielt das Dreier abkommen anfangs für ein Instrument, das in erster Linie dazu konstruiert war, dem französischen Kabinett die Ab wertung zu erleichtern. Diese Vermutung wird aber jetzt in einigen Punkten abgeändert durch den Ausbau des Ver trages, der am 12. Oktober beendet wurde: denn er liefert die technische Grundlage für eine <lo kneto-Stabili« sierung der Weltwührungen. Die neue Absprache enthält ein Eoldaustausch- Abkommen zu dem Zweck, die Währungsausgleichsfonds jederzeit wirksam in Aktion treten lassen zu können. Nach den bisherigen Bestimmungen des amerikanischen Wäh rungsgesetzes durften die USA. Gold nur an diejenigen Länder aussühren, die noch über einen echten Goldstandard verfügten, oder richtiger, die den Goldverkehr von Land zu Land ungebunden gestalteten. Hierher gehörten in erster Linie die Mitglieder des Eoldblocks (Frankreich, Holland und die Schweiz). Abseits stand Erost-Vritannien, das ja eine manipulierte Papierwährung besitzt. Eine direkte Verständigung zwischen den britischen und amerikanischen Währungsmanipulierungsfonds gab es also bis jetzt nicht, vielmehr mutzten die Goldtransaktionen via Paris, Zürich oder Amsterdam erfolgen. Bildete schon dieser Umweg ein schweres Hindernis, so wurde die Situation noch durch die Tatsache verworrener gemacht, datz am nämlichen Tage, an dem das Dreierabkommen in Kraft trat, Frankreich vom Goldstandard abrückte und auch Holland durch das cr- lassene Goldembargo nicht mehr zu den reinen Eoldstan- dardländern gehörte. Wollte man also den bestehenden Gesetzen Geniite tun, so wäre das Federal-Nejerve-System in Neuyork genötigt, alle Goldtransatlionen mit seinen engeren Bundesgenossen etwa über die Schweiz zu leiten. Diese Schwierigkeiten sind nunmehr beseitigt, da die Ameri kaner künftig G o l d z u r s o f o r t i g e n A n s f u h r, und zwar für die Stabilisierungs-Ansgleichssonds derjenigen Länder sreigegeben haben, die sich ihrerseits bereit erklä ren, das Edelmetall auch nach den Vereinigten Staaten zu verkaufen. Erst jetzt können die neuen und alten Wäh rungsmanipulierungsfonds jederzeit in dem notwendigen Umfange in Aktion treten, um das Schwanken der Wäh rungen ausserhalb der gesetzten Grenzen unmöglich zu machen. Nein äusserlich gesehen erscheint der neue Vertrag nicht erschöpfend, weil er nur eine technische Mstis für das Funktionieren des Dreicrabkommens bildet. Man tut jedoch gut, den Dingen Gewicht beizulegcn. Allein schon der Umstand, datz die drei Staaten das Eentlcmcn- Agreement vom 25. September d. I. entschlossen weiter aus bauen, beweist, datz es ihnen mit der Stabilisierung ernst ist. Damit hängt es auch zusammen, datz gleichzeitig der amerikanische Schatzsekretär Henry Morgenthau jr. eine Liste derjenigen Länder bekannt gab, die die neuen Bedin gungen zu erfüllen bereit sind. Ausserdem ist cs auch den anderen Nationen sreigestellt, sich auf die Liste setzen zu lassen. Führende Finanzmänner entwickeln solche Gedan ken und Pläne nur, wenn sie wirklich glauben, im Inter esse ihres eigenen Landes, aber auch der andern, einen als richtig erkannten Weg auch bis zu Ende gehen zu können. Morgenthau hat ferner den bisherigen Goldabgabekurs des amerikanischen Währnngsmanipulierungsfonds erneut aus 35 Dollar je Unze Feingold zuziigl. >1 Prozent für die Unkosten festgesetzt, Damit weist er alle Abwcrtungsge- rächte, die gerade in den letzten Tagen in Europa über den Dollar austanchten, in die Schranken. Beständen solche Pläne, so würde man nicht gerade in diesem Augenblick den Verkaufspreis für Gold in den USA. besonders deut« lich unterstrichen haben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, datz Erotz-Äritannien und Frankreich sich an kei« uen festen Preis fiir Eoldabgaben gebunden haben, England ist zwar noch immer stolz auf sein freies Pfund, aber es lief; niemals Zweifel darüber, datz eines Tages die ckv kaeto-Stabilisierung kommen mutz, sofern zwei Vor aussetzungen erfüllt sind: 1. die Festsetzung einer Re la- tion Pfund -- Dollar und 2. die Vereinigung der Kriegsschulden frage zwischen dem Inselreich und der Union. Was Frankreich betrifft, so ist sein Eoldab- gabenpreis wenigstens einigermatzen - - - er bewegt sich jeweils zwischen den festgestelltcn Goldpunkten. Der amerikanische Schatzsckkrctär verkett gewordene Abkommen selbst London, 15. Oktober. Der s o w j e l r u s s i s ch c Vorstos; im Nichteinmi lch» ngsa u sschu s;, der darauf abziel!«, eine Blockade Portugals herbeizuführ« n , ist völlig geschei te ri. Die Litwinows«l)e Diplomatie hat ein« Niederlage erlit ten, die beträchllick;es Aufsehen erregt hat. In Londoner diplo- mntisch.-n Kreüsen herrscht allgemein der Eindruck, das; die Sow jet- sachlich abgefertigt worden seien. Man ist weiter oer An sicht, das; der sowjetrussiscl)e Vorstotz «ine beträchtliche Verärge rung hervorgerufen hat, und datz es sich dabei um einen Versuch danürlt, die cnglisckf-sranzösisck)« Nichteinmischungspolitik zum Scheitern zu bringen. Zu dem soivjetrussisck-cn Vorstotz werden nunmehr folgende T nzelheiten bekannt. Nachdem am Montag der russische l-zeichiiststrüger in London, Kagan, die russisckze Note mit de», Norlch'nz einer Blockade der portugiesisck-en Häfen beim Nicht- eminischung-ausschus; eingereicht hatte, hat der russisckf« Dot- schiller in London, Maisky, am Mittwoch eine längere Aus- iprache mit dem Borsitzenden des Ausschusses, dem Unlerstaals- sckrctiir Lord Plymouth. gel;abt. In dieser Unterredung forderte Maisky die Einberu- iuiigeiner weiteren Sitzung des internationa len Ausschusses zur Einsetzung einer wirksamen Kontrolle >Är die Häfen Portugals, da es die Sowjetregierung siir er wiesen nnsel)«, datz die Versorgung der spanischen Militärgruppe m der Hauplsacki« über die Häfen Portugals erfolge. Die sowjet- russisch.' Regierung schlage daher eine Blockade durch die eng- i!ch.' und französische Flotte bezw. durch beide Flotten gcinein- srnn vor. Lord Plymouth hat dem Vernehmen nach darauf ge- wuworlel, das; nach der Ansicht der enalisck)cn Regierung der ^chtcinniischungsausschutz nicht die Befugnis habe, über die 8>ot!« anderer Mächte zu verfügen, und datz im übrigen . Erscheint I mal «öchenlllch. Aonalllcher Bezug,pk«I» durch Tröger «loscht. M Pfg. dz». M» Plg. Irögerlohn 1.70; duich dl« Post 1.70 «InschUes>l>ch ^7 ZW z^übawchungsgeböhr, zuzüglich SS Pfg. Post-Bestellgeld. >v Psg., Sonn. u. FesUogsnumme, 70 PIg. WWWWWW WWW «bbeü-llungen inüste» fpötest-no Woche vor der WW W W W kej°g>pn IchrtINlch beim Verlag etngegangen fein. Nnl-r« WWW WWW! Iilger kein« Abbestellungen VoltssMuns Oer neue sowjetrussische Vorstoß in London Moskau forderte Blockade der portugiesischen Säsen der sowjctrusstsche Vorschlag keinerlei Aussicht aus Erfolg habe. Lord Plymouth hat also ganz ausdrücklich den sowjetrussischen Vorschlag in vollem Umfange abgelehnt. Die svwjetrnssisck)« Note ist daraufhin auf Verlangen des Sowjetbotschaslers im Nichteiiimischungsausschutz in Umlauf gesetzt worden. Lord Ply mouth hat sodann Maisky anheimgestellt, die Angelegenheit anf dem gewöhnlichen diplomatischen Wege bei der englischen und sranzösiscl)en Negierung noch einmal vorznbringen. Ob die Sowjets dieses Verfahren einschiazzen werden, um doch noch zu ihrem Ziel zu gelangen, ist nicht sicl-er. Es dürste aber schon jetzt feststehen, das; weder auf englisck>er noch auf französisckzcr Seite di« geringste Neigung besteht, dem sowjet- russisck-cn Verlangen zu entspreck>en. L -