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Amtsblatt für die Ortsbehörde »nd den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterbaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Haus l Marl 20 Pfennige, durch die Post I Mark exkl. Bestellgeld. Ansrrate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Psg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wi Rabatt nach Nebereinknnft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags S Uhr angenommen. Schrisllrilimg, Drink und Verlag von N. Schürfst, Vrelnig. Nr. 90. Mittwoch den 9. November 1994. 14. Jahrgang. Oertlickes und Sächsisches — Ueber die Höhe des Finderlohnes herr schen immer noch irrige Ansichten. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuchs beträgt der Finder- lohn bei Gegenständen im Werte von 300 Mark 5 Proz., von dem Mehrwert 1 Proz Der Anspruch auf Finderlohn ist ausgeschloffen, wenn der Finder die Anzeige unterläßt oder den Fund verheimlicht. Im letzteren Falle kann strafgerichtliche Verfolgung wegen Funo diebstahl eintreten Großröhrsdorf. Am Sonnabend abend sind zwei beim Löpeltschen Neubau uneben Herrn Buchbindermeister Berger) be schästigte Arbeiter vom Gerüste gestürzt, wo bei der eine schwere innere Verletzungen er litt, die seine Unterbringung im hiesigen Krankenhause nötig machten, während der andere mit dem Schreck davonkam. Seeligstadt, tt. Nav. Mit Anfang dieses Monat» sind hierorts die Masern epi demisch ausgetreten und dadurch besonders die Unterklaffen unserer Volksschulen stark gelichtet worden. Bereits in vorvoriger Woche waren Einzelfälle in diesen Klaffen zu konstatieren, während in der vergangenen Woche auch in den Oberklaffen masernkranke Kinder sich vonanden. Die Krankheit herrscht Hauptfach lich unter den Kindern des nichtschulpflichtigen Alters sowie unter denen des ersten und zweiten Schuljahres. Z. B. waren in voriger Woche in Klasse 4 über 70 Prozent dieser Krankheit verfallen. Anzeige darüber ist be- reits an bezirksärztlicher Stelle erstattet wor den. Großharthau, 6. Nov. In einer der letzten Nächte statteten Diebe dem hiesigen Gasthofe „Zur Erholung" einen Besuch ab. Sie stiegen von der Kegelbahn aus in das Gastzimner und erbrachen hier ein Schränk chen, aus welchem sie sämtliche Skatkalten und eine Anzahl Zigarren Mitnahmen. Den Schießautomat, von welchem sie wohl glaubten, daß er von der Kirmes her gut gefüllt sei, hatten sie bereits auf oa» erbrochene Fenster gehoben, al» sie jedenfalls durch den wach samen Dackel des Besitzers vertrieben worden. Gcld ist ihnen nicht in die Hände gefallen. Kamenz. Ein beklagenswerter Unglücks fall ereignete sich am Sonntag nachmittag gegen 3 Uhr auf hiesigem Bahnhofe. Beim Rangieren kam der 36-jährige Hilfsweichen steller Bernhard Nitzsche zwischen die Puffer zweier Wagen, wobei er erhebliche Verletz ungen, u. n. mehrfache Rippenbrüche, eilüt. Der Verunglückte, Vater von 6 Kindern, wurde alsbald in feine Wohnung überführt. Sein Zustand ist besorgniserregend. Bischofswerda, 4. Nov. Eine große Freude wurde gestern dem gesamten männlichen und weiblichen Personal der Tuch fabrik von CH. G. Großmann'» Söhne hier, sowie den alten Invaliden derselben zu teil, invem vom Besitzer Georg Großmann im Auftrage seiner Mutter, Frau verw. Kommer zienrat Emil Großmann, und deren Kindern jedem Arbeiter soviel Mark al» Gratifikation gewährt wurden, als dieselben Jahre in der Fabrik tätig waren; es wurden zirka neunzig Personen bedacht, darunter Arbeiter und Ar beiterinnen, die vierzig und vierundvierzig Jahre dem Hause ihre Dienste gewidmet. Bautzen, 4. November. Die Straf« kammer des hiesigen Landgerichts verurteilte heute das Dienstmädchen Marie Martha Kalich wegen Beleidigung des Bautzner Offi jierkorps — e» handelte sich um Beschuldig ¬ ungen wegen angeblicher Orgien — zu 6 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten. — Im Trünke zum Selbstmörder geworden ist der Brauvursche Lamer in Radeberg. Er hatte in Alkohol des Guten zu viel getan, erhielt diessrhalv von seinem Vorgesetzten Vorhaltungen und, als er sich widersetzlich zeigte, Feierabend In der Erregung hier über schoß er sich eine Kugel in den Kopf, die seinen Tov herbeisührte. — Nicht nur in der gesamten Beamten schäft Sachsens, sondern auch in den weitesten Kreisen des Publikums und selbst über die Grenzen Sachsens hinaus erregt die für die Allgemeinheit überraschende Suspendierung de» Direktors des Zoologischen Museums in Dresden, Geh. Hosrats Dr. Meyer, berech tigteS Aufsehen. Ueber die Vorgänge, die nach der vorangegangenen Disziplinar-Unter snchung den Anlaß zur Weiterbehandlung der Sache durch die Königliche Staatsanw-lischst gegeben haben, werden nur Einzelheiten be kannt. Man erinnert sich aber, daß bereits in den Verhandlungen des Landtags von Un regelmäßigkeiten, die m der Verwaltung des Museums festgestellt worden sind, die Rede gewesen ist Da« Disziplinar-Verfahren soll namentlich Herrn Geh. Hofrat Dr. Meyer vorwerfen, da» Museum in unglaublicher Weise verwahrlost und auch Aufwendungen gemacht zu haben, welche an Verschwendung grenzen. Die Einmengung der Staatsanwalt« schäft dürfte sich aber hauptsächlich auf Fälle erstrecken, in denen sich der Direktor des Museums bet Ankäufen, Tauschen und sonstigen Verwaltungsmaßregeln eigene Vorteile ver schafft hat. Daß die Mißstände erst ziemlich spät ans Tageslicht gekommen, dürfte darin seine Erklärung finoen, daß Geh. Hofrat Dr. Meyer seinen Beamten gegenüber eine rück sichtslose Gewaltherrschaft ausgeübt hat Erwähnt sei noch, daß Geh. Hofrat Dr. Meyer seit etwa 20 Jahren Direktor des Museums ist und sich in ausgezeichneten Ver- mögensverhältniffen befindet. Von wissen schaftlicher Sette hat er schon lange in dem Rufe gestanden, daß er sich bei der Veröffent lichung seiner Werke auf Kosten anderer be reichert hat. — Sämtlichen Papier» und Ansichtskarten- geschästen in Dresden wurde eine polizeiliche Verfügung zugestellt, in der bei Androhung von 50 Mark Geldstrafe das Ausstellen von Postkarten mit dem Bildnisse der Gräfin Montignoso oder von Bildern derselben im Schaufenster und im Innern des Geschäfts lokals verboten wird. Meißen. Unter dem Verdachte, einen Vergiftunqsversuch gegen seine EUern und Geschwister unternommen zu haben, wurde in Herzogswalde der Holzhändler P. D. verhaf tet und dem Amtsgericht Wilsdruff zuzeführt. Man fand den Kaffee mit einer Phosphor lösung versetzt, entdeckte aber rechtzeitig die Gefahr. D, der das väterliche Gut über nehmen wollte, hat sich durch Drohungen gegen seine Angehörigen verdächtig gemacht. Bernstadt. Der Nachtschutzmann, Schulkaffenverwalter und Privatlehrer, der am 6. August 1863 hier geborene Grund stücksbesitzer Ernst Neitsch, hat vor 8 Tagen seine Heimat heimlich verlaffen, um nach Kalifornien auszuwandern. Die von N. ge führten Kaffen und Rechnungen wurden in bester Ordnung befunden. N. war bereit« vor einigen Jahren in Alaska als Goldgräber tätig, .ohne für die vielen Mühen und Ge ¬ fahren durch reiche Goldfunde entschädigt zu werden. Aber die Ferne, die Lust zu Aben teuern scheint es ihm unwiderstehlich angetan zu haben, und so verließ er Weib und Kind und eine wenn schon bescheidene, so doch sichere Existenz, um von neuem in der neuen Welt ungewissem Glücke nachzujagen. Zittau, 5. Nov. Ein aufregender Vorfall ereignete sich gestern mittag am Bahn Übergänge an der Leffingstraße. Dort wurde durch einen heftigen Windstoß ein von Ochsen ge zogenes Fuder Stroh umgeworfen und unter demselben zwei kleine gerade vorübergehende Kinder begraben. Die zahlreichen Paffanten halfen berettwilligst, die Verschütteten aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien, fo daß die Kleinen zum Glück mit dem Schreck da vonkamen. — In Quersa bei Großenhain wurde in der dortigen Dorssandgrube durch eine nieder gehende Sandwand der 11jährige Knabe Fischer verschüttet. Er war sofort tot. — Ein frecher Ueberfall ist, wie jetzt be kannt wird, in der Nacht zum 1. November mitten in Weißensand bei Treuen verübt worden. Ein braves und unbescholtenes Mädchen kehrte gegen 11 Uhr vom Nachbar dorfe ins Elternhaus zurück. Mitten im Dorfe wurde da» Mädchen von einer Anzahl junger Burschen verfolgt, di. einige scharfe Schliffe abgaben. Auf den Angstschrei der Tochter öffnete der Vater, der zufällig den Schrei ge hört, rasch ein Fenster seiner Schlaskammer — und zischend fuhr eine Kugel dicht an seinem Kopfe vorbei in» Dach. Glücklicher weise sind Vater und Kind mit dem bloßen Schreck davongekommen. Bisher gelang es der Gendarmerie noch nicht, die Täter zu ermitteln — Ein nächtlicher Ueberfall erfolgte in der Nacht zum Mittwoch in Rodersdorf i V. Als der Bäckermeister und Material- warenhänller Windisch gegen 2 Uhr leicht bekleidet, mit der Lampe in der Hand die Wohnstube betrat, um seiner Berufsarbeit nachzugchen, schlug plötzlich mit einem offenen Messer ein Mann aus ihn ein, riß ihm die Lampe aus der Hand und fiel über ibn her. Windisch rief laut um Hilfe, Fran Windisch eilte nun au» dem im oberen Stockwerke ge legenen Schlafzimmer herbei, konnte aber nicht in da» Zimmer treten, da der Einbrecherden Hausflur von außen abgeschlossen halte. Während sich nun die Frau an der Türe abmühte, lag Herr Windisch mit dem Ein brecher, den er in der Dunkelheit nicht er kennen konnte, im Kampfe. Dem Opfer ver sagten infolge der erhaltenen Wunden und des Blutverlustes die Kräfte, sodaß er den Einbrecher nicht überwältigen konnte. Schließ lich versuchte dieser, durch das Fenster, durch da» er auch eingestiegen war, zu entkommen. Windisch hielt ihn an einem Beine fest und zog ihm einen Stiefel au». Auch den Hut ließ der Unhold zurück. Da Hilfe nicht zur Stelle war, konnte sich der Unhold losreißen. Herr W. sprang ihm durchs Fenster nach, vermochte aber wegen der Dunkelheit die Verfolgung nicht fortzusetzen. Außer vielen Schnittwunden am Arme und im Gesichte hat- Herr W. Stiche im Rücken erhalte».. Fran W. ist infolge der ausgestandenen Angst erkrankt. Unter dem Stubenfenster sand Herr W. einen ihm gestohlenen Sack, au«gefüllt mit Zigarren, mehreren Flaschen Äein, Kognak und verschiedenen anderen Waren. Aus dem Laden hat der Einbrecher ein Stück Kuchen geholt und davon gekostet. Als Herr W. den Burschen überraschte, machte er sich anscheinend an einem Tisch-Schubfach, in dem Frau W. die Schmucksachen verwahrte, zu schaffen. Er hat aber das Schloß nicht öff- nen können; der Schlüssel war ganz krumm gebogen. Mit welcher Frechheit der Mensch vorging, geht auch oaraus hervor, daß er sich durch das Klingeln des Weckers, das Herrn W. zur Arbeit rief, nicht stören ließ. Der Täter dürfte mit dem 28 Jahre alten, der Polizei hinlänglich bekannten Ernst Paul Baum aus Langenwetzendorf, welcher vor einigen Tagen aus dem Genesungsheim zu Roda entsprungen ist, identisch gewesen sein. Baum war wegen Straßenraubes zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden und schon am 28. November 1895 aus dem Zucht haus Gräsentonna entsprungen. Nachdem er am 15. Dezember 1838 in der Irrenanstalt zu Roda untergebracht worden war, ist er von dort am 2. Juli 1902 ebenfalls ent wichen. Alsdann hat der Bursche eine größere Anzahl Vergehen und Verbrechen, namentlich in der Schleizer Gegend, verübt, bis er wieder ergriffen und abermals nach Roda ge bracht wurde. Crimmitschau. Gelegentlich des letz ten Manövers haben hiesige Quartiergeber daran Anstoß genommen, daß an ihrer Türe und auf dem Quartierzettel der gewöhnliche Soldat mit „Gemeiner" bezeichnet war. E» soll bei der nächsten Militärvereins-Versamm- lung am 13. November in Zwickau durch die Crimmitschauer Militärvereine ein Antrag erngebracht werden, durch den König!. Sächs. Mililärvereinsbund dahin zu wirken, daß in Zukunft an Stelle des Worte» „Gemeiner" die Bezeichnung „Soldat" gesetzt werde. Bei den Jägern und Schützen sind schon von je her die Soldaten ohne Charge mit „Jäger" und „Schütze" bezeichnet worden — Aus dem Vogtlands. Nachdem die Regengüße der letzten Tage die Wasserläufe bedeutend gestärkt haben, konnten die infolge des Wassermangels in diesem Sommer zum Stillstand gekommenen Wasserwerke ihren Betrieb wieder ausnehmen. — Erhängt hat sich angeblich infolge von Schwermut der 15 Jahre alte Knabe Albert in Zwickau. Marktpreise in Kamenz am 3. November 1904. !höchsterßniedrigster!> j Preis. jj Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Laser Heidekorn Hirse L k. 685 8 60 7 90 7 20 9 55 12 - «. k. 6 8 7 6 8 75 50< 40 50 70 11 70 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. - "lLL Erbsen 50 Kilo Kartoffeln 50 Kilo il. 5 21 3 10 3 k 50 70 50 SO Dresdner SchlaHtviehmartt vom 7. November 1904. Zum Auftrieb kamen: 4104 Schlachttiere und zwar 589 Rinder, 953 Schafe, 2262 Schweine und 300 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 39—41, Schlachtge wicht 69—71; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 36—38, Schlachtgewicht 64—66; Bullen: Lebendgewicht 37—39, Schlachtgewicht 63—66; Kälber: Lebendgewicht 46—49, Schlachtgewicht 70—74; Schafe: 72—74 Schlachtgewicht; Schweins: Lebendgewicht 44—45, Schlachtgewicht 57—58 Es sind nur die Preise für die Vesten Biehiortea verzeichnet.