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Dresdner Journal : 31.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-05
- Tag 1882-05-31
-
Monat
1882-05
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 31.05.1882
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v 12-r Mittwoch, von !1. Mai. 1882. LdoonemeutoprvI, r I» S«ut,rk»o L»iek»: dNtnIiek; .... 18 Uarlc. ^Mkrliek: 4 SO t's. Linreto« tturuiuoru: IO?f. Lll»«rk»ld de« d«ot»ol>sv lieivtis« tritt kost- und LtempidruUedl»^ iriam. ln»erütk»pr<>I^er kür den L»um einer ^«paltenen pstitrsils 20 kk. Idiiter „Lio^esnndt" die 2eilv ÜO kk. Lei HdsUen- und Aüsrmntr SO Fuk»etil»ss. DreMtrÄMrml. Inserntennnnndwe »««Mkrter H. Lrandstetter, 6oino»i««ionLr de» Dresdner dournnls; Lswdarx Lsrlln-Visn - l^ipsi^ L»»«I »r««lL» rr»ul<1oit ». » : eiietein d VvAter,- Lerlin-Viin-NnmUar^ kr»x-I,vjpriß-?rrniitiirt ». Sl.-tlünedvir: dttid. Lsrlin: /»ruttdendanL,' Lrcmsn: /!,. Lc/dkitte,' Lrorlxa: /. ÄanAen « Lurea« s^mii Labat/i),' rrLv^lurt » tl : D. dae^er'seks LuedkiilldlunK; vürlN»: t/. dlxtter/ Rsimovsr: t7. ^'c/iüerier,' k»r>« Lorlm-Vrrmkkurt » U StnNxsrt t Drillte d (,'o., ÜLiublirx: dd. üteiner. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. krsekelnvu r V^Iie^ mit ^uinstims der 8ovn- und keierinKS ^tisnd» 6lr den rollenden I L v r » u » x e d « r r Ldoiet- kipeditioo de» Dresdner dournsl», Dresden, Lviu^erstrnss« k^o. 2V. Ämtlicher Theil. Dretdev, 30. Mai. Sc. Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee Allergnädigst zu genehmigen geruht: rr»t»»»»gt», -tsör-eruigtu, Vtlsttzaagt». Die Ernennung de» Majors und etatsmäßigen Stabsoffiziers Müller im 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen - zum Bataillons-Kommandeur in diesem Regimenter die des überzähligen Majors Legler im 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zum etatsmäßigen Stabsoffizier im 1.(Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100; die Versetzung de» Major- und etatSmäßlgen Stabsosfi- zier» vouRömerim6. Jnfanterie-Reaiment Nr. 105 zum 2.Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen"; die Beförderung des Haupt mann- und Kompagnie-Chef- Bucher im 4. Infanterie- Regiment Nr. 103 — unter Belassung auf dem Etat der Kompagnie-ChefS — zum Major, unter gleich- »eiliger Besehligung zur Dienstleistung bei dem 6. In fanterie-Regiment Nr. 105; die Versetzung deS Haupt mann» und Kompagnie-Chefs Overbeck I. im 7. In fanterie-Regiment „Prinz Georg" Nr. 106 als 13. Hauptmann in da» 8. Infanterie - Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107; die deS Hauptmanns und Kompagnie-ChefS von der Decken im letzge- nannten Rcgimente als Kompagnie-Chef in das 7. Infanterie-Regiment „Prinz Georg" Nr. 106; die Beförderung deS Premierlieutenants Bollborn im 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zum Hauptmann und Kompagme- Lhef; die Ernennung deS Premierlieutenants von Haupt im 7. Infanterie-Regiment „Prinz Georg" Nr. 106, unter Stellung a la suite dieses Regiments, zum Hauptmann und Platzmajor bei der Commandantur zu Dresden; die des char. Premierlieutenants Nieber gall im 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zum etatsmäßigen Premierlieutenant mit einem Patente vom Tage seiner Charakterisirung; die Versetzung des Premierlieutenants Zehl im 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 zum 7. Infan terie-Regiment „Prinz Georg" Nr. 106; das Aus scheiden des Secondclieutenant Sonntag vom Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 12 aus dem activen Dienst unter Uebcrtritt zu den Offizieren der Re serve seine- Regiments; die Beförderung der Se- condelieutenantS der Reserve Siegel des Pionier- BataillonS Nr. 12, Aulhorn, Schmalz, Knobloch, Klinger, Bierling, BarteldeS, Fischer undVon- Hof deS Train-BataillonS Nr. 12 zu Premierlieute nants der Reserve, sowie die des Secondelieutenants deS Landwehr-TrainS Esche deS 1. Bataillons (Chem nitz) 2. Landwehr-Regiments Nr. 101 zum Premier lieutenant deS Landwehr-TrainS; die Versetzung deS Assistenzarztes 1. Classe vr. Gräfe deS 2. Grenadier- Regiment- Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" zum Train-Bataillon Nr. 12 und die des Assistenzarztes 2. Classe Langer des 8. Infanterie- Regiment- „Prinz Johann Georg" Nr. 107 zum 5 Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich August" Nr. 104. L. Abfchied»--twilligu»gka. Die Stellung deS Hauptmanns und Kompagnie- ChefS Freiherr von Donop im 3. Jnfanterie-Regie- ment Nr. 102 in Genehmigung seines Abschiedsge suchs zur Disposition mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Regiments- Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen. Bekanntmachung. In Gemäßheit der Verordnung der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen, die Feuilleton. Nedigitt »on Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 27. Mai: „Der »erbrochene Krug", Lustspiel in 1 Act von Heinrich v. Kleist, für dir Bühne von F. L. Schmidt eingerichtet (neu einstudirt). „Flattersucht", Lust spiel in 3 Acten von Sardou, deutsch von August Förster (zum ersten Male). DaS Sardou'sche Lustspiel, welches freilich wegen seines gedehnt schleppenden zweiten ActeS eine Viertel stunde länger spielt, al» e» Inhalt und Werth deS Gegenstandes erlauben, ist in Summa eine willkom mene Novität. Ihre Gesammtdarstellung würde zum Besten der Sache gewinnen, wenn sie leichter, franzö sisch rascher und in den komischen Wirkungen mehr flüchtig angedeutet, al» behaglich auSgeführt wäre — (namentlich in der Blindekuhscene de» zweiten Act» und in der etwa» burle-ken Ausprägung, welche die Rolle Riverol durch Hrn. Bauer sand); doch auch in der jetzigen derben Art und Weise deS deutschen Schwanks machte die bei den Mitspielenden herrschende frohe Laune einen erheiternden Eindruck. Die Novität ge wann aber besondern Werth für das Repertoire durch die amüsante meisterhafte Ausführung, welche Frl. Ulrich mit ost zündender Detailbetonung ihrer Tante Camilla verlieh. Such Hr. v. d. Osten spielte den flatterhaften, im Grunde de» Herzen» ebenso vollendet weichen, al» vollendet laxen Ehemann Champignac mit gefälliger ansprechender Natürlichkeit. Hr. Richelsen gah den Simpel Josselin mit guter Maske. Staatsprüfungen der Techniker betreffend, vom 24. December 1851 — Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1851 Seite 483 flg. — werden Die jenigen, welche sich der gedachten Prüfung für die Periode 1882/83 in einem der nachgenannten Fächer: 1) der Geodäsie; 2) dem Jngenieurfache im engeren Sinne (Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau); 3) dem Maschinenwesen für den Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau, in- gleichen für den Betrieb der Staatselsenbahncn; 4) dem Hoch- und Landbauwesen zu unterziehen beabsichtigen, hierdurch aufgefordert, bis spätestens Ende Juni lfdn. IS. sich mit einem schriftlichen Gesuche um Zulassung zur Staatsprüfung an die unterzeichnete Commission zu wenden. Diesem Gesuche ist beizusügen: 1) ein Zeugniß über die nach § 6 der erwähnten Ministerial-Verord- nung erforderlichen technischen und wissenschaftlichen Vorkenntnisse, 2) ein Ausweis darüber, daß der Ge suchsteller mindestens drei Jahre lang denjenigen Zweig der Technik, für welchen er die Prüfung ad- zulegen beabsichtigt, mit Erfolg plastisch geübt hat. (Vergleiche H 7 der angezogenen Verordnung.) Der Ausweis unter 2 hat sich auf eine genaue Darlegung der hauptsächlichen Arbeiten, mit denen und der Art und Weise, in welcher der Prüfungscandidat dabei beschäftigt gewesen, unter Angabe der einzelnen Zeitabschnitte und unter specieller Bezeichnung der Bauausführungen, bei welchen er thätig gewesen ist, sowie der von ihm gefertigten Projekte und schrift lichen Arbeiten zu erstrecken. Zugleich wird dem Prü- fungScandidaten freigestellt, etwaige von ihm her rührende und durch den Druck veröffentlichte, in das Gebiet der Technik einschlagende Arbeiten beizufügen. Im Uebrigen wird auf Grund der Bekanntmachung vom 11. Juli 1857 zur öffentlichen Kenntmß gebracht, daß ausnahmsweise auch außerhalb der vorgeschriebenen Frist Anmeldungen von PrüfungScandidaten zur Ab legung der Staatsprüfung angenommen werden. Dresden, am 21. April 1882. Königliche Commission für die Staats- Prüfungen der Techniker. von Thümmel. Müller. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Heidelberg, DienStag, 30. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Heute Mitternacht fand ein Zu sammenstoß zweier Personenzüge Statt, indem der von Heidelberg auSfahrende Zug durch falsche Weichenstellung auf dem Gleise blieb, auf welcdem der von Mannheim kommende Zug einfuhr. Meh rere Personenwagen wurden total zertrümmert. Bisher find 8 Todte und 20 Schwerverwundete constatirt. Eine große Zahl von Personen wurde leicht verwundet. Eisenach, Montag, 29. Mai. (W. T. B.) Der Ausschuß deS JuristentagS hat beschlossen, den Juristentag in Kassel vom 11. bis 13. Sep tember abzuhalten. Brody, Montag, 29. Mai. (Tel. d. Boh.) Gestern find die Wiener Delegirten angekommen, um sich über den Zustand der jüdischen Flüchtlinge zu informiren. Gegenwärtig find 15 000 Emigranten anwesend. Bezirkshauptmann Graf Nussoki be suchte daS Massenquartirr, Vorkehrungen wegen deS Gesundheitszustandes treffend. Hrute über zeugten sich die Wiener Delegirten, daß um 7 Uhr Abends im Massenquartier noch kein Brod ver- Sardou's spätere Arbeiten sind weit klarer, geist reicher gegliedert und tactvoller gegen die Bedürfnisse der Bühne, gegen die Forderungen an die Wahrschein lichkeit durchgeführt. An Keckheit in der Erfindung und im Dialog kennzeichnet indeß dieses kleine Stück die glänzendste Seite des Autors. Die vorausgegangene Ausführung von Kleist's genrebildlichem Meisterwerke „Der zerbrochene Krug" war eine recht tüchtige. Aus dem guten, na türlich sich bewegenden Ensemble traten die Rollen Marthe Rull, Tümpel, Eve (Frau Wolff, Hr. Dett mer, Frl. Diacono) lebendig heraus. Doch auch die Hauptpartie, Adam, hatte in Hrn. Swoboda einen Vertreter gesunden, welcher das Charakteristische dieser Gestalt sicher erkennend, seine schauspielerische Geschick lichkeit mit kluger Benutzung seiner Gaben zum Besten der Darstellung verwandte. UebrigenS ist für dieses Lustspiel noch immer ein glücklicher Bearbeiter zu erwarten, um eS ohne Schä digung deS Originals für die Bühne erst recht dank bar zu machen. O. B. AlbertvereinSauSstellung. Dem kunstliebenden Dresdner Publicum wird es von besonderm patrioti schen Interesse sein, zu erfahren, daß der Gemälde schatz der AlbertSlotteriegennnne soeben durch ein un schätzbare- Geschenk bereichert worden ist. Ihre Majestät, unsere allverehtte Königin, hat ausnahmsweise zum Besten deS unter Ihrer allerhöchsten Protection stehen den Unternehmens eine Ihrer Reisestudien, ein kleines Oelbild aus Mentone, den Gewinnen huldvollst hin zugefügt. DaS Meer und die blaue Bergkette führen theilt war, so daß die Kinder beinahe verhungert wären. Die Delegirten bemühen sich eine Ver schmelzung der hier wirkenden ComitöS zu erzie len. Heute wurden 600 Flüchtlinge weiter beför dert, der Zuzug ist indessen fast ebenso groß. Die Brsorgniß wegen der SanitätSverhältviffe ist stei gend, indem die Blattern auftretev. Paris, Montag, 29. Mai. (W.T. B.) Einige Journale melden, eS seien Pourparlers angeknüpft zwecks Entsendung zweier französischen und eng lischen Delegirten nach Kairo, in Gemeinschaft mit dem türkischen Delegirten, um eine Lösung der gegenwärtigen KrisiS in Aegypten herbeizu- führen. Paris, DienStag, 3V. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gestern Abend 10 Uhr wurde ein Mi- nisterrath im Elysse abgehalten, welcher bis 1 Uhr früh dauerte. JuleS Ferry und Goblet find zu- rückgekehrt und wohnten dem Conseil bei. In dieser Sitzung wurden weitere Depeschen bezüglich Aegyptens mitgrtheilt. Dir Nachrichten von der Entsendung türkischer Commissäre nach Aegypten find verfrüht. Bis jetzt ersuchten Lord Dufferin und der MarquiS v. NoailleS den Sultan, nur in Aegypten aufzutreten, um zu zeigen, daß er daS Verhalten der Militärpartei mißbillige, um den Khedive zu unterstützen und der in Aegypten ver breiteten Ansicht, daß der Sultan Arabi Bey stützen würde, ein Ende zu machen. Voraussichtlich wird der Sultan die Entsendung eines türkischen Com- missarS Vorschlägen, und dir Mächte dürften diesen Vorschlag annrhmen. London, DienStag, 30. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Times" melden aus Konstanti nopel von gestern: Lord Dufferin und der Mar- quiS v. NoailleS machten heute der Pforte eine identische Mitthrilung, indem sie dem Sultan vor schlugen, den Khedive zu unterstützen, die Insinua tionen gegen die kaiserliche Autorität zurückzu- weiseu und die drei militärischen Führer sammt dem ehemaligen ConseilSpräsidenten nach Konstan tinopel zu berufen, damit sie sich wegen ihres jüngsten Verhaltens verantworteten. Die „TimeS" melden ferner auS PariS: Nachdem die Pforte daS Gesuch Frankreichs und Englands, gegen daö Gebühren der ägyptischen Militärpartei zu protestiren, abgelehnt, wurden nach einem Noten wechsel zwischen den übrigen Mächten Lord Duffe rin und der MarquiS v. NoailleS angewiesen, der Pforte eine limitirte Intervention in Aegypten alS Mandatar Europas vorzuschlagen. Die Inter vention würde beginnen mit der Entsendung eines türkischen CommissarS an Bord eines türkischen SchisseS, welcher im Namen deS SultanS dir Offiziere ermahnen solle, sich dem Khedive zu unterwerfen, während die Pforte alle früheren Schritte deü Khedive billigen solle. Die übrigen Botschafter in Konstantinopel wären angewiesen, den englisch-französischen Vorschlag zu unterstützen. (Vgl. die Rubrik „Zur ägyptischen Frage" in der Beilage.) Konstantinopel, DienStag, 30. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bezüglich der vom Khedive ver langten Entsendung eines CommissarS soll eine endgiltige Entschließung der Pforte noch nicht ge faßt sein. Washington, Montag, 29. Mai. (W. T. B.) Der Admiral, welcher die europäische Flotte der Bereinigten Staaten befehligt, hat dem Sekretär der Marine telegraphisch die Mittheilung gemacht, daß er zwei Schiffe zur Wahrnehmung der ameri kanischen Interessen nach Alexandrien geschickt habe. dem Beschauer den schönen Süden vor die Seele, dessen milde Luft so segenbringend die innigsten Her zenswünsche der Besten und Treuesten unseres Vater landes erfüllt hat. Am Ufer der Mulde. Novelle von H. Engelcke. (Fortsetzung.) Ihr Vertrauen zu dem Geliebten stand felsenfest, eS konnte in der heutigen heiligen Morgenstunde kein unwahres Wort ihm entschlüpft sein. Hatte er ihr doch gesagt, daß Wilhelm Arndt den Weg zum schwarzen Ufer eingeschlagen, also nach Hause gegangen war. Freilich, daS emc stand immer noch im Wege: der Kahn lag am diesseitigen Ufer, Wilhelm Arndt schien gar nicht nach Hause gekommen zu sein. Man hatte die Todten heraufgeholt und in die Vorhalle der Kirche getragen. Der Gerichtsamtmann hatte den Schlüssel an sich genommen und auf den andern Tag die gerichtliche Obduction anberaumt. Der Factorstein war leer von Menschen, nur Einige waren zurückgeblieben, um ihre Gedanken auszu lauschen. Vorsichtig und ängstlich geschah eS, Niemand wagte so recht auszusprechen, was er bei sich dachte. Das Fest war vollständig gestört, denn wenn auch um Mittag das Wasser etwa» zu sinken begann und der gewaltige Strom, der auf den Altenhof zuführte, sich gemäßigt hatte, fo war doch andererseits die Gefahr noch nicht vorüber, da reitende Boten gemeldet hatten, daß im Gebirge ein Landregen eingetretrn sei, außer dem aber schloß das tragische Geschick der beiden Ver unglückten jede Freude aus. Der Rendant und Meta Dresden, 30. Mai. Unter den merkwürdigen Aufgaben der französischen Politik, welche die der ruhigen Entwicklung von Frank reich durch die Lage seiner Hauptstadt drohende Ge- sahr bezeichnen, nimmt die in Paris eingeleitete Be wegung für Verleihung einer unabhängigen Municipalverfassung eine der wichtigsten Stellen ein. Es ist unschwer vorauszusehen, daß dieselbe für die Zukunft eine weit größere Bedeutung erlangt, als es heute vielleicht den Anschein hat. Bon jeher war die municipale Stellung der Hauptstadt einer der wichtigsten Motoren in kritischen Perio den der Geschichte, und eS genügt, auf die Stellung, welche die Municipalität von Pari- in der ersten Revolution einnahm, sowie auf die Commune de» Jahres 1871 hinzuweisen, um die Bedeutung der ge genwärtigen Agitation zu würdigen. Eine zutreffende Beurtheilung derselben finden wir in der „Wiener Allgemeinen Zeitung", der wir da» Folgende ent nehmen: Infolge der schwankenden Haltung de» Ca- binetS ist jene Bewegung erstarkt, welche dahin geht, daß Paris eine unabhängigere Municipalverfassung erhalte, und diese Aenderung kann für die Zukunft von der größten Bedeutung werden. Schon Karl V. hat, als er sich einst hier aufhielt, den bewundernden Aus spruch gethan, Paris sei keine Stadt, sondern eine Welt. Seit damals ist diese Capttale riesenhaft an gewachsen, hat in Politik, Kunst, Literatur, Mode ab wechselnd oder gleichzeitig die Welt beherrscht und lastet mit dem ganzen Gewichte dieser Bedeutung auf den Geschicken von Frankreich. Außerdem ist sie der Sammelpunkt einer Ungeheuern Anzahl von Frem den; auswärtige Politiker oder Revolutionäre haben sehr oft auf der hiesigen Bühne mitgespielt, und da» Land hat eS deutlich gefühlt, daß seine Hauptstadt eine Weltstadt ist. In richtiger Erkenntniß dieser in der modernen Welt einzig dastehenden Macht eine» Stadt wesens hat man bisher diese Macht zum Mindesten nicht organisiren wollen und Paris die municipale Verfassung vorenthalten, welche den anderen Gemein den nach und nach verliehen worden ist. ES hat zu nächst keinen Bürgermeister, sondern jede» Arrondisse ment hat einen besondern Maire. Die oberste Gewalt übt der Präfect deS Seinedepartements auS; an dem städtischen Haushalt, den er im Vereine mit dem Ge- meinderathe feststellt, darf er nach Belieben streichen oder hinzufügen; die Polizei und die Feuerwehr stehen unter dem Befehle deS Polizeipräfecten; die letztere erhält überdies ihre Offiziere auS der Armee, auS welcher dieselben für eme gewisse Zeil zum Pompier dienste abcommandirt werden. So sorgt also die Re- gicrung, sorgt ganz Frankreich dafür, daß diese» Ge meinwesen seine ungeheueren Organe nicht ausschließlich nach eigenem, eventuell gefährlichem Sinne bewegen könne. Nicht als ob in der Pariser Wählerschaft die Revolutionäre in der Mehrheit waren, aber hier wie überall sind die Gemäßigten zugleich die Indolenten; die Hauptmasse der Wahlberechtigten in Pari- ist radical, aber die Thätlgstea sind selbst wieder nicht die Radicalen, sondern die Radicalsten der Radicalen, die Intransigenten. So kommt eS, daß im Ge- meinderathe die Radicalen nebst den Gemäßigten, wenn sie, was zuweilen vorkommt, zusammengehen, den In transigenten nur knapp tue Wage halten. Die gam- bettlstischen Organe, deren Universalmittel da- Listen- scrutinium ist, glauben, daß, wenn der Gemeinderath mittelst ListenscrutiniumS gewählt würde, da- heißt, wenn mehrere Arrondissements zu einem Wahlkörper zusammengelegt würden, dieser Zustand ein Ende nähme. Die intransigenten Quartiere — denn gegen wärtig wählt jede- der 80 Quartiere ein Rath-mitglied — würden in der Menge ertränkt werden. Wie de« auch sei, der Gemeinderath ist ultra - radical und er saßen an Anna s Bett. Man hatte ihr nicht- ver schweigen dürfen, sie war eS, die zuerst das hölzerne Bein auS dem Wasser hatte hervorragen sehen, sie wußte, daß er todt war, und der Rendant hielt e» für gerathen, seiner Tochter den ganzen Umfang deS Un glück- nicht zu verschweigen. Anna lag lautlo» auf ihrem Bett und hörte zu, ohne sich zu regen. Nur ein Mal zuckte sie schmerzhaft, als der Rendant ihr erzählte, daß der Bergrath in vergangener Nacht mit Wilhelm Arndt auf dem Factorsteine zusammenge troffen sei. Bald trat auch der Siedemeister ein und gab dann seiner Tochter einen leisen Wink, ihm zu folgen. „Sonderbar," sagte er zu ihr, „gestaltet sich die ganze Sache. Ich war in der Stadt, um mit Karl Rahn Rücksprache zu nehmen, aber dieser ist seit heute früh sieben Uhr von Hause fort. Er ist über die Muldenbrücke, kurz bevor diese gesperrt worden, ge gangen und hat den Weg durch die Aue nach dem Altenhofe eingeschlagen. Möglicher Weise sitzt er dort und kann nicht wieder zurück." „Entsetzlich", sagte Meta, „daS Gehöft hat kein Boot, wenn die Mauern nicht halten, sind dort Alle verloren. Aber wie mag Lorenz in da» Wasser ge langt sein?" „Lorenz hat gestern Abend, als der Rendant Karl Rahn verlassen, von diesem den Auftrag erhalten, sich mit Tagesanbruch bereit zu halten. Der Wächter auf dem Neuhofe erzählt, daß Rahn den Lorenz selbst ge weckt und wohl eine halbe Stunde mit ihm gesprochen habe. Lorenz hat zu den Worten Rahn'S immer zu stimmend mit dem Kopfe genickt und hat dann einen ihm von Rahn übergebenen Brief in daS Taschentuch gebunden und sich damit entfernt. Auf dem Neurose
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