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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. .V21 185« Freitag, den 2S. Januar Erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage »glich Abend« und ist durch alle Postanftaltrn zu beziehen. Preis für da« Vierteljahr Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Reugroschen. Amtlicher Th eil. Dresden. Seine Majestät der König haben mittelst Beschlusses vom 30. November 1855 den Altachs bei der Königlichen Bundestags. Gesandtschaft, Referendar Wolf von Zobel zum LegationS-Secretär allergnädigst zu er nennen geruhet. Nichtamtlicher Theil. Acbersicht. Tagesgrschichte. Dresden: Hofball. Berichtigung. — Wien: Die Anzeige des Journals de St. Petersbourg über die Annahme der Friedenspropofltionen. Die angeblichen Grundlagen des erwarteten Waffenstillstandes. Widerlegung von Gerüchten bezüglich der Münzconferenz. — Triest: Erzherzog Rainer eingetroffen.— Venedig: Graf Eham bord.— Prag: Eoncourrenz im Kohlentransporte. Wohl- thätigkeitSsinn. Nothstand.— Berlin: Vom Landtage. Rittmeister v. Rauch bleibt als interimistischer Militärbe- vollmächligter in St. Petersburg. - Aus Thüringen: Zur Werrabahnangelegenheit. — Paris: Kein Municipal- ball Stillstand in den Verhandlungen des KriegSraths. — Genf: Bischof Marilley zurück. — Turin: Eisenbahn bauten. Das Getreideausfuhrverbot in Neapel fortbestehend. — Madrid: Der Credit mobilier genehmigt. — London: Zur Situation. Oberst Mayne -s. Militärisches. Ver schärfung der Sonntagsfeier beantragt. — St. Peters burg: Veränderungen in der Armee. — Odessa: Ge neral Osten-Sacken. Die Angelegenheit der Commerzbank. Die Getreidevorräthe. Vertheidigungswerke. — Persien: Die Differenz mit dem englischen Gesandten. Local- und Provinzialangelrftenheiten Dresden: Aus den Verhandlungen der Stadtverordneten. Eisgang der Elbe. — Leipzig: Jubelfeier der Handelslehranstalt. Kirchendiebstahl. — Chefnnih: Verbot deS Hausirens von Kindern in Schenkwirthschaften. >— Großenhain: Einweihung einer neuen Orgel in Lenz. — Riesa: Volkszählung. — Strehla: Selbstmordversuch. — Hayn ich en: Ein Knabe vom Ersticken gerettet. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsennachrichten. TageSgeschichte. Dresden, 24. Januar. Gestern Abend hat in den Sälen deS königlichen Schlaffes ein glänzender Hofball (der dritte der diesjährigen Saison) stattgefunden, zu welchem gegen 800 Einladungen ergangen waren. Dresden, 24. Januar. Ein in Nr. 20 der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" enthaltener Artikel über eine in Leip zig zu gründende allgemeine deutsche Ereditanstalt setzt uns durch seine völlig ungenaue Fassung in die unangenehme Nothwendigkeit einer Berichtigung, obgleich es jedenfalls vor- zuzieben gewesen wäre, jede Veröffentlichung bis nach Bil dung deS GründungScomit^s aufzuschieben. Den in jenem Artikel genannrrn Herren, welche sich an die k sächsische StaatSregierung gewendet hatten, um zu erfahren, unter welchen Voraussetzungen und Hauptbedingungen dieselbe «ine solche Ereditanstalt eoncesfioniren werde, ist nämlich durch Verordnung deS Ministeriums des Innern nur eine Er klärung zugegangen, welche die Voraussetzungen und Haupt bedingungen enthält, unter welchen von der k. sächs. Staatsregir- rung auf die von einem zu bildenden und in seiner Zusam mensetzung von Seiten der Regierung zu billigenden Eomits vorzulegenden Statuten näher eingegangen und weiterhin einer auf Grund der als annehmbar befundenen Statuten gebil deten Aktiengesellschaft die Eoncession zu Errichtung einer allgemeinen deutschen Ereditanstalt ertheilt werden solle. Eine persönliche Autorisation jener beiden Herren zur Gründung der Ereditanstalt ist demnach die angezogene Ministerialverord- nung nicht zu nennen. Wien, 22. Januar. Die „Ostd. Post" spricht sich über den (von uns gestern bereits mitgetheilten) Artikel deS „Journ. de St. Pelersb." bezüglich der Annahme der FriedenSbedin- gungen in folgender Weise aus: „Gestern Abend erhielt die russische Bevölkerung die erste ofsicielle Anzeige, daß Kaiser Alexander die österreichischen Proposi'tionen angenommen. Um 5 Uhr Abends erschien nämlich ein Extrablatt des „Journal de St. Petersbourg", welches jene Annahme dem Publicum mittheilte. Der Inhalt jenes Artikels wurde sogleich nach Wien telegraphirt und die „Oesterr. Eorresp." bringt ihn heute zu unsrer Kcnntniß. Diese Publikation wird auf jeden Besonnenen und Billigdenkenden einen guten Eindruck machen. Sie ist frei von allen pathetischen Bestandtheilen früherer Friedensversicherungen und hält sich einfach und mit Würde an die Thatsachr des Friedensbedürfnisses. Sie erklärt die Einwendungen, welche die russische Regierung ge gen die österreichischen Propositionen auf dem Herzen hatte, als nebensächliche Dinge, welche die Hauptfragen nicht alleri- ren können, und macht dadurch das Zugeständnis daß die weitern Diskussionen über Ausführung der vier Punkte (über den verhüllten fünften kann Niemand von vorn herein eine Zusicherung beanspruchen) nicht zu einem Scheitern des Frie- denswerks führen sollen. Ein wichtiges Moment, doppelt merkwürdig, weil eS von Rußland ausgeht, ist die Appellation an die öffentliche Meinung der europäischen Völker! Es ist dies gewissermaßen eine Antwort auf die bekannte Rede, mit welcher der französische Kaiser die diesjährige Weltausstellung geschloffen hat.... Jnsgesammt genommen geht die russische Publikation darauf aus, Frankreich als einen Moderator der englischen Prätensionen zu gewinnen, und die wenigen Worte deS kleinen Artikels zielen mit großer Kunst nach vielen Seiten bin." — Der „F. Pz." wird geschrieben: „Die hiesige Diplo matie ist bereits ungemein chätig »it den Vorbereitungen zu den eventuellen Eonferenzen, und eS verlaufet, daß der Waf fenstillstand unter folgenden Bedingungen beantragt wurde: Wenn bis zum Frühjahr der Frieden noch nicht hergestellt ist, so wird die verbündete Flotte wohl abermals in die Ostsee eindringen, aber während der Dauer der Unterhandlungen nicht über Gothland hinausgehen. In der Krim bilden die Tschernaja und die zwei großen Pässe ins Baidarthal die Demarkationslinie. Hinsichtlich Kinburn, Eupatoria, Kertsch und des asiatischen Kriegsschauplatzes haben sich die gegen seitigen betreffenden Feldherren unter einander ins Einver nehmen zu setzen. — Die „Oesterr. Ztg." schreibt: „Die in den Zeitungen umlaufenden Nachrichten über die hier versammelte Münz- conferenz können nur als vage Vermuthungen bettachter wer den, da die Eonferenz das Uebereinkommen getroffen hat, ihre Beratbungen geheim zu halten. Die in einer Eorrespondenz aus Wien enthaltene Behauptung von einer Vertagung der Eonferenz bis nach dem Abschluß deS Friedens läßt sich vol lends als eine grundlose Erfindung vezeichnen, indem die Eonferenz ihre Verhandlungen unausgesetzt mit eifrigstem Ernst betreibt. Auch in Betreff der Gegenstände der Bera- thung dürfte nur so viel wahr sein, daß sich die Eonferenz auf Grund des Februarvertrages vom Jahre 1853 mit der Feststellung des Feingehaltes der Gold- und Silbermünzen und Waaren dann der Controle desselben beschäftigt. Prag, 22. Januar. Die Fabel von dem Wettlauf der Schnecke und des Hasen soll nach einem hiesigen Local blatte bei uns demnächst einen Pendant finden, und zwar würde sich hier gleich von vornherein der Vortheil auf Seite der Schnecke neigen. Eine Gesellschaft von Fuhrwerkern soll nämlich der Buschthierader Bahn Eoncurrenz zu machen ge denken. Sie will Kohlen aus den dortigen Gewerken im Großen verführen, und den Eentner loco Prag und vor daS HauS mit 9 kr., also um mindestens 3 kr. billiger als die Bahn, stellen. Die Sache ist nicht so unwahrscheinlich, als man beim ersten Blicke glauben mag, da zwei kräftige Pferde leicht 30 Eentner in einem Tage von Buschthierad herführen und der Frachtlohn mit 4 fl. 30 kr. ein ganz annehmbarer ist. DaS Ganze ist, wenn vielleicht vorläufig auch nur ein Puff, doch recht gut erdacht und zeugt deutlich für di« hier herrschende Stimmung, die sich um so mehr verbittert hat, seitdem die bereit« früher aufgetauchten Gerüchte von einer Eoalition der betreffenden Gewerke immer mehr an Consistenz gewinnen. — Im vergangenen Jahre wurden hier durch 6 Bälle und 11 Concerte 19,834 fl. wohlthätigen und ge meinnützigen Zwecken zugewandt. Den Erträgnissen nach steht der Ball für den unter dem Protektorate des Fürsten Rohan gestandene „Privatverein für Hausarme" mit 5700 fl. und das Eoncert zum Besten deS vom I>r. Löschner begrün deten „Franz-Joseph-KinderspitalS" mit 4948 fl. obenan. Für das letztere erzielte überdem auch Holtet durch eine Vorlesung noch 590 fl. Sie mögen daraus ersehen, wie rege hier der Wohlthätigkeitssinn ist, und daß unsre Reichen in ihrer Lust auch der Armen nicht vergessen. Doch kann beim besten Willen nicht überall und Jedem geholfen werden und die Noth fordert fortwährend ihre Opfer. Namentlich ist ks die Gegend des Riesengebirges, welche in dieser Beziehung noch immer die eiternde Wunde Böhmens bleibt. OO Trieft, 23. Januar. Ihre k. k. Hoheiten, Erzher zog Rainer und Höchstdessen Gemahlin, sind von Italien zu rückkehrend, hier eingetroffen. OO Venedig, 21. Januar. Ihre k. Hoheiten der Graf und die Gräfin von Ehambord sind mit der regierenden Her zogin von Parma gestern hier eingetroffen. Berlin, 23. Jan. (St. A.) Das Haus dir Abgeordneten setzte in seiner gestrigen (43.) Sitzung dic Becathung des Berichts der Commission zur Prüfung deS StaatShauShaltetats über die für 1856 aufgestellten EtatS: für die Verwaltung der direkten Steuern; 6. für die Verwaltung der indirekten Steuern; O. von den Einnahmen und Ausgaben aus dem Salzmono pol fort. Beim Tit. I., Ein-, Aus- und Durchgangsabgaben, ist die Einnahme wie im vorigen Jahre zu 11,610,000 Thlr., also gegen die DurchschnittSeinnahme von 11,455,535 Thlr. höher um 154,465 D)lr. veranschlagt. Tit. H. UebergangS- abgabe von Wein, Most, Tabaksblättern und Tabaksfabrikaten mit 200,000 Thlr.; Tit. III Rübenzuckersteuer mit 2,000,000 Thlr.; Tit. IV. Niederlage-, Krahn-, Wage-, Blei-, Zettel- und Siegelqelder mit 47,000 Thlr.; Tit. V. SchifffahrtSab- gabe mit 450,000 Thlr. Zum Tit. VI., Branntweinsteuer und UebergangSabgabe von Branntwein, hat der Abgeordnete Graf Schwerin folgenden Antrag eingebracht: „DaS HauS der Abgeordneten wolle beschließen, die Erwartung auSzu- sprechen, daß die StaatSregierung die Verordnung vom 26. November 1855, betreffend die Aufhebung der Steuerbonifica« tion für auSqeführten Spiritus, ungesäumt dem Hause der Abge ordneten und dem Herrenhause zur Genehmigung nach Maßgabe dcS Art.63 der Verfassung vorlegen werde". Hierzu stellt, der Abg. Reise in da- Innere von Sumatra von Id« Pfeiffer. (Fortsetzung aus Nr. 19.) Den folgenden Tag war der Zulauf de« Volke- noch stirker ; es schien, als versammelten sich alle streinähigen Männer Le- TbaleS; man sah nicht- al- Lanzen, Parangü, die Viele au- der Scheide gezogen Hanen, sogar einiqe sehr lange Gewehre. DaS Ganze glich einer echt kriegerischen Srene, die ich mit großem Ge fallen bkirachtet hätte, wäre meine Lage weniger kritisch gewesen. Ich sah au» ihren Mienen und Geberden, daß Alle- mir galt, und konnte keinen Augenblick sicher sein, daß nicht Einem oder dem Andern di, Lust ankäme, mich zu morden, denn so wie e« nur einer Kleinigkeit bedürf, die Wilden zu Freunden zu machen, eben so bedarf r« auch nur wieder einer Kleinigkeit, sie in die grausamsten Feinde zu verwandeln. Am unheimlichsten war mir der Gedanke, mich unter Kannibalen zu befinden. Ich be griff in solchen Augenblicken of, selbst nicht, woher ich den Muth genommen hatte, mich unter diese« Volk zu wagen. Während der Nacht war in dem Hause neben jenem de« Rajab«. bei dem ich wohnte, ein Weib gestorben; ich ging Morgen- hin, um zu sehen, wa« mit der Leiche vorgenommen würde. Sil lag au-gestreckt auf einer Matte, und zwar in zwei Sarong- so eingeschlaqen, daß man nur da- Geflch, sah. Drei Weiber (wir man mir sagte, di« Töchter der Verstorbenen) be wegten sich langsam um d>e Leiche, stießen lattmäßig mw den Füßen auf den Boden, murmelten dabei einige Wort« und kniffen gch mit den Nägeln in di« entblößte Brust, bi» hier und da etwas Plot zum Vorschein kam. Jeden Augenblick beugten sie fich Feuilleton. über die Leiche und berührten sie. Die übrigen weiblichen Ver wandten saßen an den Füßen der Todtea und heulten von Zeit zu Zeit, der Mann saß abseii« und zeigte eine sehr betrübte Miene. Dor dem Hause stand der Sarg, eio ausgehöhlter Baum stamm, der aber so schmal war, daß die Leiche mit aller Gewalt hineingepreßt werden mußte. Die Leichen begraben sie gewöhn« lich am Saume der Wälder oder in Gebüschen , in einem einzigen Ulta sah ich ein Grab neben einem Hause. Im grellen Widerspruche zu den Umständen, welche die Leute mit den Verstorbenen machen, steht die Theilnahmlosigkeit, die fie für die Kranken haben. Ich sah in mehrern Uita« halb sterbende Geschöpfe, die sich mit größter Anstrengung über die kleine Hau«- leiter schleppten, um an die Sonne zu gelangen. Niemand sah nach ihnen, kein Mensch reichte ihnen Hilfe. lL. August. Gegen Mittag verließ ich mit meinen Begleitern da» Utta. Man führte mich nun zurück, aber nicht aus demselben W«ge, auf welchem ich gekommen war; im Gegeniheil schleppt» man mich im Zickzack von einem Utta zum andern; e« war, al« wollten mir die Battakrr die Erlaubniß. ihr Land zu verlassen, noch schwerer ertheilen, al« jene, eS zu betreten. Die Utta« sind in diesem Tbale mit acht Fuß hohen Erd. wällen umgeben und mit so hohen und dichte» Bambus- Pflanzungen umzäunt, daß man außerhalb derselben weder die Häuser noch die Wälle sieht. Manche sind noch überdies von einer Wafferpfütze umgeben. Jede« Nt)a hat nur einen ganz schmalen Eingang mit einer Thür, die Nacht« geschloffen wird. . Daß mein Leben, trotz meiner B«rzich«leistung auf weitere« Vordringen und trotz de« smg«tr«lene, Rückwege«, noch nicht in Sicherheit war, z«iqre fich heut«. Lin hoher, sehr wild au«, sehender Mann empfing uns, umgeben von bewaffnetem Volke, an de« Eingänge eine« Ulta. Auch hier, wie Tag« zuvor, schloß man einen Kreis um mich. Der Wild« sprach mit großer Heftig, keil und ließ mein« Leute kaum zu Wort« komm««, j« «inwal sah ich das gelbliche Gesicht meine« Führer« noch m«hr erbleichen und die Wort« auf seinen Lippen ersterben. Mich selbst stieß der Wilde mehrmal« an und bedeut«»« mir g«bi»terisch, ihm in sein Hau- zu folgen, er faßte mich sogar einmal a« Arm«. Hali- Bonar winkte mir mir den Auge», nicht von semer Seite zu weichen und ja nicht Line« zu folge». Erst nach laug«» Er. läuterungen und lebhaftem Wortwechsel erwirkte Hali-Bonar den Durchzug. Hier schien mei» Leben «ur a» einem Haar ge hangen zu habe». Al« wir da« Utta im Rücken hatten, hieß mich mein treuer Beschützer knapp vor ihm gehen; er mochte vielleicht befürchten, daß dieser blutdürstige Häuptling Nachkommen und mir von rück wärts den Parang durch den Leib stoßen könnte. Auch befahl er uns, so schnell al« möglich zu gehen. Wir liefe« au fünf Stunden durch Wald und Alang-Alanq unausgesetzt fort bis zu einem Utta, wo die Leute freundlicher und bereit waren, uns ütrr Nacht aufzunehmen. Allein Haü-Boaar hielt die Lntseruung noch nicht für groß genug, und weiter ging es auf beschwerlichen Kreuz- und Querwegen. Erst spät Abends erreichten wir ei» Utta, dessen Namen mir jedoch entfiil, denn auf der Rückkehr kamen wir durch so viele Utias, daß ich ihre Namen nicht be halten konnte. Zu schreiben wagte ich nicht, um nicht für eine Spionin gehalten zu werden.