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für Unterhaltung W Geschäftsverkehr. Mitrrdaeteurr Theodor Drokisch. Hs« »«» Donnerstaa. den 14. April 1864. "AL'L7'L Dresden, den 14. April. —- Se. Majestät der König hat in einer gestern dem außerordentlichen Abgesandten, königl. Bayerschen Kämmerer, General-Lieutenant und General-Adjutanten Delpy von La Roche ertheilten Particular-Audienz, das von demselben überbrachte Notificationsschreiben Seiner königl. Majestät von Bayern über AllerhöchstJhre erfolgte Thronbesteigung, entgegengenommen, ferner den zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtig ten Minister Seiner königlichen Majestät von Bayern an Aller höchstJhrem Hofe ernannten Freiherrn Maximilian von Gise in einer Privataudienz empfangen und dessen Beglaubigungsschrei ben entgegengenommen, ebenso dem vr. Moritz Reumann zu Grimma in Anerkennung seiner langjährigen, zum Theil auch in öffentlichen Functionen betätigten verdienstlichen ärztlichem Wirksamkeit, das Ritterkreuz vom Verdienstorden verliehen. — Die Erste Kammer ertheilte gestern zuerst dem Ge setzentwürfe wegen Erweiterung der Altersrentenbank in der mn der Zweiten Kammer beschlossenen Fassung ihre Zustimmung und gab sodann die letztere auch den durch die Krisis in der Baumwollenmanufaetur bedingten Unterstützungsmaßregeln. Die Zweite Kammer beschäftigte sich mit der Berathung über den Bauetat. — Ein würdiger Meister der Tonkunst ist hier gestern früh in der dritten Morgenstunde in das Reich der ewigen Harmonien eingegangrn. ES ist dies der K S. Hoforganist nnd Ritter vr. Johann Schneider. Weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt als der Beherrscher jenes mächtigen Instrumentes, das im Tempel des Herrn mit seinen imposanten Klängen die Herzen zur Andacht entflammt, wirkte Johann Schneider länger deun ein halb Jahrhundert, indem er im August 1861 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum feierte. Gehören zu AltgerSdorf bei Zittau am 28. October 1789, erreichte Schneider das 75 Lebensjahr. Bruder des vor zehn Jahren als Kapellmeister zu Dessau verstorbenen Schneider, dem Tonsetzer des „Weltgerichts" wird unser geliebter Veteran noch lange in den Annalen der Tonkunst fortleben, denn er war unstreitig der größte Orgel- meister unserer Zeit. — Friede seiner Asche! — *,* In Helbig'S Restauration hatte sich vorgestern Abend eine größere Anzahl hiesiger Rechtskandidaten versammelt, um eine, noch der jetzt tagenden Ständeversammlung zu überreichende Petition um Freigebung der Advokatur zu berathen. Der zur Prüfung vorliegende Entwurf fand mit wenigen Modifika tionen allgemeine Zustimmung. Die Petenten wollen eine Ab-! Snderung der Advokatenordnung, dahin gehend, daß der Zutritt zur Advokatur, welcher jetzt an ganz unberechenbare Bedingun gen geknüpft ist, Jedem ohne Unterschied, der den, gesetzlich zw regelnden Nachweis seiner wissenschaftlichen und Praktischen Be-i fähigung erbringt, gestattet sein soll. Sie berufen sich für ihre Meinung vornehmlich auf die Eigenschaft der Advokatur kl einer wissenschaftlichen Gewerbe», das gleichwie jedes andere Gttverb«, insbesondere nach Analogie der auGbendm Arznri- Hmde, für welche gleichfalls nur da- Erforderniß eineSFähig- keitSnachweiseS besteht keinen, mit dem Princip der Gewerbe? freiheit und der freien Eoneurrenz unvereinbaren Beschränk«»« gen unterliegen darf. Die Petenten befinden sich in lieberem- stimmung nicht nur mit anerkannten Rechtslehrern, zumal mit dem ehrwürdigen Nestor der deutschen Rechtswissenschaft, Geh-Rath Mittermaier in Heidelberg, der, ein treuer Wächter auf der Warte der Zeit, diese Meinung seit beinahe 50 Jahren mit aller Entschiedenheit öffentlich vertritt, sondern auch mit dem deutschen Juristenlage, der sich im letzten Jahre mit großer Majorität für die Freigebung der Advokatur erklärte. In dem nämlichen Sinne haben aber auch angesehene Stimmen auf unseren Landtagen sich bereits wiederholt ver nehmen lassen; so noch auf dem letzten ordentlichen Landtage der Bürgermeister Müller in der ersten Kammer und der Präsident der II. Kammer Bürgermeister Haberkorn, auf den früheren Landtagen besonder- die Mitglieder der juristischen Fakul tät. Nach diesen Vorgängen und Anzeichen darf man dm Zeitpunkt Wohl für gekommen erachten, diese Frage in Sachsen zu« AuStrag gebracht zu sehen, und geben die Petenten sich; der Hoffnung hin, daß sie sich nicht vergeblich an die hohe Stände versammlung wenden werden. Zur schließlich«!: Redae- tion und zur Veranstaltung des Drucks der Petition wurde in obiger Versammlung ein Ausschuß von 5 Mitgliedern, den Herren v. Schütz, vr. Wolf, vr. Bähr, Schraps und Oskar Schanz, gewählt. -7- Für künftigen Freitag ist im oberen Saale des Königl. Belvedere der Brühl'schen Terrasse zum Benefiz des Herrn Ernst ein Eoncert projectirt, das vom Herrn Musikdirektor Puffholdt gegeben wird, und in dem Fräulein Czokert, sowie die Herren Feilsche, Junger und Walther mit wirken werden. — Der jetzt mit besonderem Erfolg am Königl. Hoftheater gastirende Tenor, vr. Gunz, wird nächste Woche (19 ) im Hotel de Saxe rin Concert geben, um auch in Liedervorträgen seine trefflich geschulte Stimme bewundern zu lassen. — In dem hiesigen Stadtkrankenhause werden heute vier zig kranke, aber nicht verwundete österreichische Soldaten Auf nahme finden. Dieselben treffen gegen Mittag aus Schleswig über Berlin hier ein und sollen morgen von hier weiter tranS- portirt werden. — Auf den Hauptstraßen und Promenaden hiesiger Stadt begegnet man jetzt ungewöhnlich vielen Polen. Nach den über Galizien Seitm der österreichischen Regierung verhängten Maß regeln hat sich die Zahl der Polen hier in einer Weise ver mehrt, daß man sicher nicht zu hoch greift, wenn «an dieselben jetzt auf mindestens ein Tausend Köpfe veranschlagt. Sie woh nen zerstreut in der ganzen Stadt, und frrquentiren unter dm öffentlichen Wirthschaften vor Allem die Terrasse. — Vielen Gewerbetreibenden dürfte die Notiz von Inter esse sein, daß nächste Woche ein Kursus in gewerblicher Buchhal tung an de« Gewerbeschule beginnt. Der Unterricht wird an S Abenden in der Woche ertheilt Md nicht länger als 2 Monate dauern. Theilnehmer können sich noch biS vountag Mittag Z U LI