Volltext Seite (XML)
Fernsprechstelft Nr. 82. Die „Sächsische Elbzeitung" erscheint Dienstag, Donner«, tag und Sonnabend. Die Ausgabe de» Blatte» erfolgt Lag» vorher nachm. 4 Uhr. Abonnement» Prei» viertel jährlich 1 Mk. 80 Pfg., zwei monatlich I Mk., einmonat lich 8V Pfg. Einzelne Nummern 10 Pf. Alle kaiserl. Postanstalten, Postboten, sowie die Zeitungsträger nehmen stet» Bestellungen auf die .Sächsische Elbzeitung" an. UM WKW Amtsblatt sii tar AliMt AMtlU dis RiiMt S-WImt Iill )ti Mini n SW«, swit fit in StstlmMmt p tzijchi». Mit „Zlllnftrterl. »,uuta««»latt^'. Mit Humor. Beilage ,,»eifen»las«n". Mit „«auhwirtschastl. «eilag»". Tel. - Adr.: iLlbzeitung. Inserate, bei der weiten Verbreitung d. Bl. von grvher Wirkung, sind Montag», MittwochSundFreitag» bi» spätesten» vormittag» v Uhr aufzugeben. Prei» für die gespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 18 Pf. (tabellarische und komplizierte nach Übereinkunft.) „Eingesandt" unterm Strich SV Pf. die Zelle. Bei Wiederholungen ent sprechender Rabatt. Ins, raten. Annahme stellen: I« Schandau: Expedition gaukenstraße 131, in Dresden und Leipzig: di» Annoncen - Bureau« von Haasenstrtn L Bögler, Jnvaltdendank und Rudolf Mosse, in Frankfurt a. M.: S. L. Daube L To. Mr. V«. Schandau, Sonnabend, den 1. August 1908. 52. Jahrgang. Geöffnet für Einzahlungen an jedem Werktage vorm. von 9—12 Uhr und nachmittags von 2—4 Uhr, für Rückzahlungen an jedem Werktage vormittags von 9-12 Uhr. Tün»§uS 3>/g o/g. Amtlich Bekanntmachllll g. Am 22. Juli d. I. Ist in Waltersdorf an einem fremden Hunde — schwarzer, männlicher, ziemlich alter Wachtelhundbastard mit schimmligem Vorkopfe, weißer Brust, vier weißen Fußenden und buschiger Rute — durch bezirksticrärztliche Untersuchung die Wutkrankheit festgestellt worden. Es wird daher hiermit für die innerhalb einer Entfernung von vier Kilometern von Waltersdorf liegende Stadt Schandau die Kundesperre auf die Dauer von 12 Wochen und zwar bis zum 28. Oktober 1VV8 angeordnet. Innerhalb dieser Zeit sind sämtliche Hunde festzulegen, d. h. anzuketten oder cinzusperren. Alle diejenigen Hunde und Katzen, welche von dem ermähnten wutverdächtigen Hunde etwa gebissen worden sind, oder rücksichtlich deren der Verdacht vorliegt, daß dies der Fall sei, sind, soweit dies nicht bereits geschehen, sofort anzuketten oder sicher einzusperrcn, und cs ist hierüber umgehend Anzeige hierher zu erstatten. Der Festlegung gleichzuachten ist das Führen der Hunde an der Leine, wenn dieselben zugleich mit einem vorschriftsmäßigen Maulkorbe versehen sind. Das freie Nmherlaufen mit einem Maulkorbe versehener Hunde ist also nicht gestattet nnd strafbar. er Teil. Die Benutzung der Hunde zum Ziehen ist unter der Bedingung gestattet» daß dieselben fest angeschirrt, mit einem sicheren Maulkorbe versehen und außer der Zeit des Gebrauches fcstgelegt werden. Die Verwendung von Htrteuhrmde« zur Begleitung der Herde, von Fleischerhunden zum Treiben von Vieh und von Jagdhunden bet der Jagd wird unter der Bedingung gestattet, daß dieselben außer der Zeit des Gebrauchs (beziehentlich außerhalb des Jagdreviers) festgelegt oder mit einem sichere« Maulkorbe versehen an der Leine geführt werden. Wenn Hnnde dieser Vorschrift zuwider innerhalb des gefähr deten Bezirks frei nmherlanfend betroffen nnd dabei weagefaugen werden, so wird deren sofortige Tötung verordnet, falls solche durch die Umstände geboten erscheint. Uebrigens sind alle Verdachtsmomente, welche bei einem Hunde oder sonstigen Haustiere auf das Vorhandensein der Tollwut schließen lasten, ungesäumt anher anzuzelgen. Zuwiderhandlungen werden, insoweit nicht die Strafbestimmungen in 8 328 des Neichsstrafgesetzbuches Anwendung zu leiden hat, mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder mit Haft nicht unter einer Woche bestraft, wifsentliche Verlehunae« von Sperrmaßregel« aber auf Grund des soeben angezogenen Gesetzes- Paragraphen mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Schandau, am 31. Juli 1908. Der Stadtrat. Thomas, stellv. Bürgermeister. Die Nonne. Ein sehr gefräßiger Feind scheint immer näher zu rücken, gegen den so leicht der Mensch nicht ankämpfen kann, der aber imstande ist, den Stolz und den Reich tum eines Landes in kurzer Zeit zu vernichten, wenigstens ihm jeglichlichen Reiz zu nehmen. Die Nonne, cinNacht- schmettcrling von 45 bis 60 Millimeter Klaftergrößc und 4 bis 5 Zentimeter Breite. Am Kopf und Thorax weiß und schwarz, am Hinterleib, der beim Männchen in ein Afterbüschel endet und beim Wcibcheu in eine Legröhre ausläuft, schwarz und rosenrot, auf den weißen Vorder- flügeln mit schwarzen Zackenbindcn und auf den grauen Hinterflügeln am Saum bindenartig dunkler. Das wäre so ungefähr die äußerliche Kennzeichnung, Färbung und Größe des Schmetterlings. Das Weibchen legt nun ihre Eier nesterweisc zu je 20 bis 50, im ganzen etwa 150, zwischen Nindcnschuppen, Moos, Flechten usw. ohne schützende Umhüllung. Dadurch ist leicht be greiflich, daß die Vermehrung geradezu ungeheuerlich ist. Ende April oder Anfang Mat des nächsten Jahres kriechen nun die Näupchcn aus und bleiben 1—6 Tage zusammen- sitzen, bis sie sich auf die Nadeln begeben. Der Forst mann nennt eine solche Gesellschaft einen Spiegel und den Inbegriff aller Vorkehrungen, um durch das Töten derselben ihrem Fräße vorzubeugcn, das Spiegeln. Die Nonne ist eines der schädlichsten Insekten; ihre Raupe frißt Kiefern- und Ftchtennadeln, aber auch Eichen-, Buchen und Birkenblätter, geht auch auf Apfel- und Pflaumenbäume und in der Not auch auf Lärchen und Wachholdcr, hat aber bisher den Fichten am meisten ge schadet. Die Nonne beißt die Nadeln in der Mitte oder noch tiefer an und verzehrt nur das untere Ende, mährend die obere Hälfte herabsüllt; ebenso frist sie an Laub hölzern nur den unteren Teil der Blätter. In der Regel entnadelt sic die Bäume nicht ganz, frißt auch nur während eines Jahres in demselben Distrikt; dann wandert der Schmetterling weiter und legt seine Eier an noch unver sehrte Bäume. Die schnelle Vermehrung und die Schäd lichkeit der Nonne illustrieren besonders folgende Beispiele: Im Biesentalcr Revier sammelte man 1839 bis 1840 etwa zehn Zentner Nonneneicr, von denen 20000 Stück auf ein Lot -gingen. Im Mai 1855 kam ein Raupen fraß zur Entwicklung, wie ein solcher wohl seit Menschcn- gedenkcn noch nicht dagewcsen ist. Bis zum 27. Juni waren auf dem Notcbudcr Revier (Bezirk Danzig) bereits über 10 000 Morgen Nadelholzbestand kahl gefressen, außerdem 5000 andere Morgen so stark angegangen, daß auch hier völliger Kahlfraß in Aussicht stand. Aber die schlimmsten Befürchtungen wurden noch übertroffen. Denn bis Ende Juli erschienen die meisten Fichten des ganzen Reviers kahl gefressen, dieselben auf einer Fläche von 16354 Morgen bereits getötet, auf einer andern von 5841 Morgen so stark beschädigt, daß der größte Teil zum Abtrieb kommen mußte. Man taxierte die bis Lum September trocken gewordene Holzmaffe auf 246240 Massenklaftern oder auf 16 Klaftern pro Morgen der angegebenen Fraßfläche. Die Raupen machten keinen Unterschied mehr zwischen Nadel- und Laubholz, noch Nichtamtlicher Teil. zwischen den Altersklaffen. An jüngeren Fichten und Kiesern krümmten sich die Wipfel unter der Last der klumpenweise daran sitzenden Raupen, von allen Bäumen hingen die Acstc abwärts; Naupcnkot, der zuletzt den ganzen Boden des Waldes 5 bis 7 Zentimeter, ja an manchen Stellen bis 14 Zentimeter hoch bedeckte, rieselte ununterbrochen gleich einem starken Regen aus den Kronen der Bäume hernieder. Bald war kein grünes Blatt, kein grüner Halm mehr zu sehen, so weit das Auge reichte. In den sächsischen Staatsmaldungen soll die Nonnen gefahr dank dem zielbewussten Vorgehen der sächsischen Staatöforstverwaltungen in der Hauptsache als beseitigt gelten, vorausgesetzt, daß nicht ein erneuter Falterflug aus anderen Gegenden eintritt. Dies scheint leider der Fall zu sein, denn in Zittau sieht es wüst aus, in Leipzig konnte man des Abeuds um die elektrischen Bogenlampen Tausende und Abertausende von Nonnen faltern sehen, die das Licht umschwärmten und dann ge blendet und verbrannt zu Boden sielen. Vorgestern und gestern abend erreichte diese Plage einen Höhepunkt, so daß an einzelnen Stellen, wie Restaurants, Läden usw., die Lichter zum Teil ausgelöscht werden mußten, damit die Paffanten von den SchmetterlingSleichen nicht über schüttet wurden (!). Besonders waren die Lampen am Promonadenringe heimgesucht. Von dem Zentral-Theater, auf dem Augustusplatz und vor dem Neichsgerichtsgebäude z. B. verdunkelten die Schwärme dieser Nachtfalter oft die Lampen wie eine undurchdringliche Wolke. Was dieses plötzliche Auftreten der Nonnenschwärme für unseren Wald bedeutet, kann nur der Forstmann richtig ermessen; ganze Waldungen können durch sie zerstört und auf lange Zeit vernichtet werden. Auch in anderen Gegenden Sachsens, insbesondere in der Lausitz, tritt die Nonne in immer stärkerem Maße auf. Aus Neugersdorf kommt folgende Meldung: Tausende von Nonnenfaltern kann man jetzt abends auf dem Schützcnplatze beobachten: Die Tiere schwirren in Massen um die Bogenlampen und BeleuchtungSeffckte der Nestaurationszelte und Be lustigungs-Unternehmungen. — Riesigen Schaden richten die Nonncnfalter in den dem Kloster Marienthal gehörigen umfangreichen Waldbcständen an. Die meisten Bäume: Fichten, Tannen und Lärchen, stehen völlig ver dorrt und ihres grünen Schmuckes beraubt da. Viel Schuld dürfte daran sein, daß man in diesem Sommer das Anbringen von Leimringen gänzlich unterlassen hat. Die Falter haben sich infolgedessen derart vermehrt, daß die Gefahr besteht, daß der gesamte Waldbestand abge holzt werden muß. — Auch in Dresden konnte man abends beobachten, wie Hunderte von Insekten — ob cs Nonnenfalter gewesen sind, entzieht sich freilich unserer Kenntnis — die elektrischen Bogenlampen der inneren Stadt umschwärmten, so daß tatsächlich die Lichtwirkung stark abgeschwächt wurde. Noch nie sind unseres Wissens in den letzten Jahren die Insekten in so großer Zahl ausgetreten wie in den letzten Wochen dieses Monats, der freilich mit seiner Witterung die Vermehrung der Tiere sehr begünstigte. Auch in Neugersdorf, wo anfangs der Woche gerade das Schießen abgehalten wurde, hat sich der Flug der Nonncnfalter von Abend zu Abend so verstärkt, daß er am Dienstag an einzelnen Stellen geradezu zur Be lästigung wurde; sogar durch die offenen Fenster hell erleuchteter Zimmer drangen die Schädlinge in großer Zahl ein. Die elektrische Bogenlampe an der nach der Hauptstraße zu gelegenen Wachtschenkecke war so dicht von Nonncnfaltern umschwärmt, daß man deren Spiel recht gnt mit dem Eindrücke vergleichen kann, den ein dichtes Schneegestöber auf das Auge hervorruft; nicht nur Tausende, sondern Zehntauscnde flogen auf und ab und setzten sich in dichten Massen auf die Planen der Jahrmarktsbuden; zu Massen setzten sic sich auch auf die Hellen Damenkleider; die Passanten suchten so schnell wie nur möglich dem unangenehmen Umschwirren dieser Nacht falter zu entgehen. Aus der Berg- und Talbahn machte sich dieselbe Erscheinung geltend. Eine große Anzahl Personen tötete zwar durch eifriges Schlagen die Wald schädlinge, aber ihr Erfolg war angesichts der großen Massen, in der die Falter auftraten, gleich Null. Dem Beobachter dieser an sich interessanten Erscheinung mußte sich die Erkenntnis aufdrängen, daß menschliche Kraft allein zur Bekämpfung dieses furchtbaren Feindes unserer Nadelwälder nicht ausreicht, und daß unsere herrlichen Waldungen ein Opfer dieser Millionen und Milliarden von Faltern werden müssen, wenn die Natur nicht noch rechtzeitig deren weiteren Entwicklungen einen Damm entgegensetzt, Der Schaden, der sonst entstehen würde, wäre ein unberechenbarer. Aus Neustadt i. S. wird gemeldet: Ein ziemlich umfangreicher Fraßherd ist jetzt in einem 40 jährigen Waldbcstande zu Berthelsdorf konstatiert worden. Es ist infolgedessen diese Kahlfraßstclle abgeholzt und das mit Raupen dicht besetzte Reisig an Ort und Stelle verbrannt. Wie verheerend der gefährliche Waldschädling auftritt, zeigt sich daran, daß der Waldboden mit dem gelblich- grünen Kot der Nonnenraupen dicht bedeckt ist. — Laut Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft Rochlitz tritt in den Wäldern der Umgebung von Mitt weida die Nonne in bedenklicher Menge auf. Die ge nannte Behörde ordnet daher an, daß unverzüglich unter Zuhilfenahme billiger Arbeitskräfte die Vernichtung des gefährlichen Puppen- und Nonnenfalters vorgcnommen wird. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Im besten Wohlsein ist Kaiser Wilhelm von seiner norwegischen Erholungsreise zurückgekehrt, welche auch diesmal einen befriedigenden Verlauf genommen hat. Der Monarch traf, in direkter Fahrt von Bergen kommend, am Mittwoch vormittag l/,9 Uhr in Swinemünde ein, begrüßt vom Donner der Geschütze. Alsbald nach der Ankunft nahm der Kaiser verschiedene Meldungen ent gegen. Nachmittags machte er mit den Herren seines Gefolges eine Automobilausfahrt nach dem Langen Berg. Von Swinemünde aus gedachte der Kaiser, begleitet von der Kaiserin, an diesem Sonnabend nach Stockholm zum Gegenbesuch am dortigen Hofe abzureisen. Infolge der Heimkehr des Kaisers aus Norwegen hat der Reichskanzler Fürst Bülow seinen Sommeraufenthalt auf Nordern^