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Dresdner Journal : 01.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-03
- Tag 1887-03-01
-
Monat
1887-03
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 01.03.1887
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O4S I» L»tvk- IskrUok! . . . . ««»rlc Mtrrliob: 1 bO I's klurolv« Xummsrn: 10 kk. Lo»«rlu»ldd«i d«vk»ck-v Ileictiex tritt?o,t- uod LnU«nätxunx»xedNdre», kSr d«v k»uw einer ssexpLltenen 2sil» Uswsr Zckritt 20 ?k llvt-r „k>n«e«ovät" di« 2«ils KO?k. 8« ^»keUM n. 2iü»rn»»t» v»t»pr. F»k»ell1»z. rr»ek«lLvo, IB^Iicb mit ^o«»»6io« der 8ono- und keisrt»^« »dsvd». Dienstag, den t.März, abends. Nl esdnerImmml 1887. Lo»»dm« r^n L»KN»dl»u»»»» »n,M»rt«» Letx^U- Fr /tra«d«tetter, Oomwi«oo»r d» I>r««jo«r dournnl»; L»wdvrx - LsrUn Vie» - L«tp»iU B«««l >r,«1»»-k»A»1ck»r« ». » : //naeenetei» F ^ogter, >«rll»-Vt,»-L»»d«A- - ^r»Llki-< «. H.->»««»«»: /iud »So««, k»rt» London-Berit»-^r»»lliart » N -ItnttGnrt; Da>-b« <s (ä> / LorUn: /nva/id«»»da»t, Irow,»: Le»kott«, Iroeln«: I,. Lta»A«n'» L^ea^ <LmU Latat^-, S»rM«: l? ^ac/t/oi-er, Lnnnoror: S. ü«U«k«,' LnU» n. I: F. Laret F Q» Für die Gesamtleitung verantwortlich: Gttc> Vanck, Professor -er titteratur- und Kunstgeschichte. N«r»n»r«d»r, Tv»i»I. kSpedition de» Nroedoor ^onrntUZ, Urooden, 2vu»^er»trn»o« Ho. >o Ämllichcr Teil. VeküttiiLmachilttg. Mit Bezugnahme auf die in Nr. 6 des Reichs- Gesetzblattes verkündete Kaiserliche Verordnung vom 23. d. M., durch welche der Reichstag berufen ist, am 3. März d. I. in Berlin zusammen zu treten, wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Eröffnung des Reichstags an diesem Tage um 12 Uhr Mittags im Weißen Saale des Königlichen Schlosses stattfinden wird. Zuvor wird ein Gottesdienst und zwar für die Mitglieder der evangelischen Kirche im Dom um 11 Uhr Vormittags, für die Mitglieder der katholischen Kirche in der St. Hedwigskirche um 11 Uhr Vor mittags abgehalten werden. Die weiteren Mittheilungen über die Eröffnungs- Sitzung erfolgen in dem Büreau des Reichstags, Leipzigerstraße Nr. 4, am 2. März in den Stunden von 9 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends und am 3. März Vormittags von 8 Uhr ab. In diesem Büreau werden auch die Legitimations karlen für die Eröffnungs-Sitzung und die Einlaß karten für die Zuschauer ausgegeben, auch alle sonst erforderlichen Mittheilungen gemacht werden. Berlin, den 28. Februar >887. Ter Stellvertreter des Reichskanzlers. v. Boetticher. Bekanntmachung, die Auslosung Königl. Sachs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zin sen und Renten der Staatsschuld betr. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am ^-DUohe^ 188? zur Rückzahlung gelangenden 4 3h Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1847 und 33t» Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1855, ingleichen der am 1. Juli 1887 mit 9 3t> Prämien- zuschlag rückzahlbar werdenden 4 3t> sächsisch-schlesischen Eisenbahnaktien soll den 7. März dieses Jahre» und folgende Tage vormittags von 10 Uhr an im hiesigen Landhause I. Etage stattfinden. Die Auszahlung der laut der Ziehungslisten vom 6. und 7. September 1886 ausgelosten, am ^^lvril 1887 fälligen Kapitalien der 4 36 Staatsschulden- kassenscheine vom Jahre 1847 und 3 36 Staatsschul denkassenscheine vom Jahre 1855, der im gleichen Termine zahlbaren Zinsen dieser Staatsschuldgattun- aen und der Renten auf die 3 36 Staatsschuldver schreibungen vom Jahre 1878 findet vom 15. März dieses Jahre» an gegen Rückgabe der betreffenden Kapital- und Zins scheine bei der Staatsschuldenkasse hierselbst und der Lotterie-Darlehnskasse in Leipzig, sowie zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen des Königlichen Finanz- Ministeriums und der sonst getroffenen Festsetzungen auch bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Ed Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und in Löbau und bei dem Vorschußvereine in Plauen i./V. statt. Dresden, den 28. Februar 1887. -cr Lu»dtag«a»j>chuß zu vcrwaltuag dkl Zlaalrschaldtu Bönisch. »e:> ", " " ' "" > Feuilleton. Montag, den 28. Februar fand im Saale des »Hotel de Saxe" das Konzert zum Besten des Bin- centiusvereins statt Hr. Kapellmeister Hofrat Schuch hatte wieder die Herstellung desselben über nommen, und heimische künstlerische Kräfte unterstützten ihn dabei in dankenswerter Weise durch ihre Mit wirkung. Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Pnuz.jsin Mathilde beehrten das Konzert mit ihrer Gegenwart. Die Pianistin Frau Anna Hallen und die Herren Prof. Lauterbach, Konzertmeister Fr. Grützmacher und Kammermusikus Göring eröffneten da- Programm mit einer ganz vorzüglichen Ausfüh rung des Klavierquartetts von R. Schumann. Frau Hallen hat sich die tüchtige und fertige Ausbildung ihre- Klavierspiels, welche sie schon in früheren Jah ren hier mehrfach bekundete, sorgsam bewahrt. Sie führte die Klavierpartie des Quartetts fehr lobenswert, sauber, korrekt, rhythmisch präzis und mit eingehendem musikalischen Verständnis aus und spielte außerdem noch einige Solostücke. Frl. Saak bereicherte das Programm durch mehrere beifällig aufgenommene Liedervorträge und Hr. Scheidemantel erfreute in gleicher Weise durch Stimmschönheit, Auffassung und Wärme de» Ausdrucks in Liedern von Schubert — dessen, Ständchen "nur zu übereilt genommen wurde — und namentlich in einer sehr stimmungsvoll gehaltenen Wiedergabe der „Abenbempfindung" von Mozart. Hr. Grützmacher entzückte durch sein meisterhafte» Spiel Nichtamtlicher Teil. Jekegrcrphische Wachrichten. Köln, 28. Februar. (W. T. B.^ Ein Tele gramm der „Köln. Ztg " auS München bezeichnet die Behauptung ultramontaner Blätter, der Papst habe den Führern beü Zentrums einen Bewei» seines Vertrauens gegeben, alS unbegründet: we-rr die bisher als dritter Brief deS Papste» bezeichnete Depesche noch der vierte wirkliche Brief de» Papstes böten dafür irgend welchen Anhalt. Zn betreff seiner Erklärung über die Sozialdemokraten soll sich der Papst auf die bekannte Enryklika be ziehen Konstantinopel, 28 Februar. (W. T. B.) Riza - ey ist heute abend 8 Uhr mittelst Separat- zuges nach Sofia abgereist, wohin sich Grekoff und Kaltscheff bereits gestern abend begeben hatten. Dresden, 1. März. Orientalische Wirren. Maßvoller und ruhiger als vor einigen Monaten ist der politische Pulsschlag im Orient und in den Balkanstaaten geworden Doch man würde irren, da rin eine Schwenkung der früheren Ansichten und Be strebungen oder gar ein williges Sichsügen in die Wünsche der einen oder anderen Großmacht zu er kennen. Bulgarien behauptet noch immer, und viel leicht für Europa mit unbequemer Starrheit, das na tionale Recht, das Steuer seines StaatsschiffeS mit eigenen Händen in den unbekannten Hafen der Zu kunft lenken zu dürfen. Neuerdings hat sich bekannt lich die Türkei zum Lootscn aufgeworfen; sie befindet sich schon lange an Bord, aber der kleine verwegene Schoo- ner ist dabei noch um keinen Schritt vorwärts ge kommen. Eine beachtenswerte Erläuterung zum hier skizzier ten Bilde giebt die nachfolgende Besprechung der „K. Z.". Sie sagt: Tie Nachrichten auS dem Orient lauten immer verworrener Die Verhandlungen mit Zankoff sind abgebrochen, die Mitteilungen von einem Nachgeben Rußlands in der bulgarischen Frage erwiesen sich als übertrieben; sogar wird in Abrede gestellt, daß Hr. v. Nclidoff sich für befriedigt erklärt habe, wenn nur vorläufig ein Mitglied der Zankoffistischen Partei in die bulgarische Regentschaft kintrete. Auf der andern Seite aber sieht die Pforte das Scheitern der Ver handlungen mit Vulkowitsch und den 3 Abgeordneten der Sobranje, Grekoff, Stoiloff und Kaltscheff in immer größere Nähe gerückt In Pfortenkreisen fürchtet man, daß Rußland, deS Wartens müde, den Bulgaren bald eine bestimmte und kurze Frist für das Einlenken im russischen Sinne setzen würde Da nun die Zuversicht, daß die jetzige bulgarische Regent schaft und Regierung sich eurem solchen russischen Ultimatum fügen werden, nicht sehr groß ist, so bietet die Pforte alles auf, die Stellung dieser Frist wenig stens für jetzt zu vermeiden In diesem Sinne ist auch die Entsendung eines besondern Abgesandten der Pforte, Riza Beys, nach Sophia beschlossen; in echt türkischer Weise ist ihm die Anweisung gegeben wor den, die Verhandlungen dort mit möglichst geringer Zeitersparnis, also recht weitschweifig, fottzuführen; und man traut ihm hier zu, daß er diese Anweisung bestens ausführen wird, zumal die Aussichten auf ein günstiges Endergebnis gering sind Durch solche Be schwichtigungsmittel kann die eigentliche Krisis indessen höchstens vertagt, nicht aber verhindert werden. Die Umstehenden verfolgen das Fortschreiten des Fiebers mit wachem Auge, sie treffen ihre Maßregeln und in einem „Nocturno" eigener Komposition und Hr. Lauterbach endlich gab durch den Vortrag des Rezitativs mit Adagio au» dem ersten Kon zert von Spohr eine wahrhaft klassische Leistung: innig und tief empfunden, tonschön, einfach und vor nehmen Geistes und ohne jedes äußere Erscheinen der Virtuosität. Leider hören wir beide letztgenannten Künstler zu selten im Solospiel, und selbst ihre Quartettsoireen sind in der seit langen Jahren fest stehenden Anzahl durch die jetzigen Verhältnisse un ausführbar geworden. Das bedeutet ein Sinken im echt künstlerischen Wertbestand der hiesigen musikalischen Produktionen, wofür die übermäßig gestiegene Menge der Konzerte nicht im mindesten einen Ersatz bieten kann. Hr. Professor Krantz führte in gewohnter Weise sämtliche Klavierbegleitungen auS. E B Die Stiefmutter. Erzählung au» dem Mittelalter von Franz Inge». (Fortsetzung) „Mein Vater, geliebter VaterI" flüsterte fie mit zuckenden Lippen, sich über den Ohnmächtigen beugend und ihm das wirre graue Haar aus der Stirn strei chend, „Du darfst nicht sterben, darfst Deine Hilde nicht verlassen." Und ihre flehende Bitte schien wirk lich die Macht zu haben, ihn au» dem Reich de» Tode» wieder ins Leben zurück zu rufen, er öffnete die Augen und sagte leise; „Meine Hilde, mein teure» Kindl" Das war der alte, zärtliche Ton wieder, den sie so lange nicht au» seinem Munde gehört und der selbst in diesem Augenblick de» tiefsten Schmerze», uw gruppieren sich, um für einen schlimmen Ausgang der Krankheit vorbereitet zu sein. Die Ernennung des berühmten Agitators Hitrowo zum russischen Gesandten in Bukarest, die schon im vorigen Juli erfolgte, be wies, wa» im Stillen geplant wurde; daß eS ihm nicht an panslawistischem Golde fehlt, ist inzwischen vielfach verraten worden, und alle Welt weiß, in welchem Sinne und mit welchem Erfolge ein Hitrowo solche Geldmittel zu verwenden versteht; die Spuren davon sind, zumal in letzter Zeit, recht deutlich in den Gebirgen von Macedonien und Alt-Serbien zutage getreten Nicht minder konnte man beobachten, wie die Griechen, eingedenk ihrer letzten Demütigung, von neuem sowohl in wie außer dem Königreich eine stille aber emsige Thätigkeit entfalten. Dem gegenüber steht nun ziemlich schroff die Haltung der Bulgaren. Die lieben Freunde der Panslawisten im Fürstentum, die an sich schon kleine Zankoffistische Parteigruppe, ver lieren immer mehr an Einfluß, ja, gehen sogar der vollen Auflösung entgegen. ZankoffS Reise nach Kon stantinopel, die gegen den Widerspruch einiger seiner nächsten Parteifreunde erfolgt ist, hat unter diesen eine offene Spaltung hervorgerusen. Burmoff, dem man nachsagt, daß er verstimmt sei, weil er selbst habe nach Konstantinopel reisen oder wenigstens Zankoff dorthin begleiten wollen, und nicht minder Balabanoff miß billigten laut und offen Zankoffs dortiges Verhalten; dafür brachen wiederum Lutzkanoff und Sarafoff als bald ihre Beziehungen mit ihnen ab. Jetzt kann man getrost sagen, daß Zankoff nur noch um deswillen eine Bedeutung einnimmt, weil er von Rußland gehalten wird Um so stärker steht im Fürstentum die Partei derjenigen da, die aus ihre Fahne den Ruf: „ Bulgarien für die Bulgaren" geschrieben haben Diese radikale AktionSparte», deren Führer Radoslawoff und Sto- janoff sind, gewinnt immer mehr die Oberhand; überall gährt es im Sinne dieser Partei im Lande; man will ein vorläufige Militärdiktatur haben und rechnet gar auf die Rückkehr des Fürsten Alexander, dessen Be liebtheit durch die Vorzeigung des Mingreliers nur noch gestiegen ist. Die neuliche Versammlung in Rust- schuk war in dieser Hinsicht nicht ein vereinzeltes An zeichen. Die Bulgaren haben zudem durch ihre drei Abgeordneten den Großmächten als unabweisliche Be dingung für eine friedliche Lösung der bulgarischen Frage unzweideutig die hingestellt, daß die Unabhängig keit des vereinigten Fürstentums unbedingt gewahrt bleiben müsse. Seit dem 7. September ist das Fürsten tum verwaist, die endlosen bisherigen Verhandlungen haben die Lösung der Frage auch noch nicht um einen Schritt weiter gefördert; höchstens hat die Ruhe im Lande bewiesen, daß die jetzigen thatsächlichen Herrscher sich ihres Einflusses und ihrer Verantwortung bewußt waren und daß sie die Macht, die sie be saßen, trotz aller Wühlereien, bestens zu verwenden wußten, um alle Überraschungen und Umwälzungen fern zu halten. (Mr hegen zu dem diplomatischen Geschick des Fürsten v. BiSmarck das Vertrauen, daß auch jetzt seine so lange mit Erfolg gekrönten Bemüh ungen, der Welt den Frieden zu erhalten, nicht ver geblich sein werden, wte schwierig sich auch die Lage gestaltet haben mag Eine sehr wesentliche Schwierig keit besteht darin, daß, wie immer klarer hervorttitt, bei der ganzen Bewegung im Orient nicht die berufe nen Leiter der Geschicke jener Gebiete es sind, welche die Zügel in der Hand haben, sondern daß sie selbst von anderen, heimlich wirkenden Kräften geleitet und geschoben werden. Für Deutschland ist es eine wahre Erleichterung und Beruhigung, daß endlich einmal wieder das deutsche Volk sich auf sich besonnen und einen Reichstag gewählt hat, der durch die anstands lose Bewilligung des Septennats der Welt bewerfen wird, daß Deutschland, dem Wunsche des greisen Kaisers und den unausgesetzten Bemühungen seines sie schon die Schatten de» Todes über die geliebten Züge sich lagern sah, ihr Herz freudig erbeben ließ. Sie kniete neben ihm hin, schlang dre Arme um ihn, und flüsterte ihm Worte voll innigster Liebe zu, denen der Sterbende lächelnd lauschte, den Blick tief in das von Thränen schimmernde Auge seine» Kindes getaucht. Maria stand ein paar Schritte von den beiden entfernt, ohne sich zu regen; ihr graute vor dem blut überströmten, sterbenden Mann dort im Lehnstuhl, und wie von einer magischen Gewalt gezogen, wandte sich ihr Blick von ihm ab, nach Konrad Overstolz, der schweigend auf die rührende Gruppe schaute, die Vater und Tochter bildeten „Um Gott, Ihr seid auch verwundet," rief sie plötzlich angstvoll, als sie gewahrte, daß aus Konrads Locken einzelne BlutS- tropsen auf seine Stirne fielen, und hastig ihr Schleier- tuch sich vom Halse reißend, wollte sie seine Wunde verbinden. Aber er wehrte ihre Hand ab und sagte fast rauh: „Laßt mich, eS ist nur ein Hautriß! Seht Ihr nicht, daß dort Euer Gatte stirbt?" Maria eralühte, und ihren Knaben von dem Arm der Muhme nehmend, die das aus dem Schlaf geschreckte, weinende Kind zu beruhigen juchte, trat sie mit gesenkten Wimpern zu Matthias. Aber eS war, als ob mit dem rinnenden Blute, da», trotz de» festen Verbände», noch immer aus der Wunde floß, ihm auch die Erinneruna an die zwei letzten Jahre seine» Leben» dahin geschwunden sei, er hatte weder für sein Weib, noch für seinen Knaben einen Blick, sein Auge hing unverwandt an Hilde gard» Zügen, und dann, mit einer letzten Kraft- anstrengung Konrad herbeiwinkend, sagte er, indem er dessen Hand in die der Tochter legte: „Er hat mich gewaltigen Kanzlers getreu, für sich den Frieden will und ihn zu wahren und zu kräftigen bereit ist.) Layesgeschichte. * Berlin, 28. Februar. Se. Majestät der Kaiser empfing gestern den zum Kammerherrn ernannten bis herigen Konsul v Mohl vor dessen Abreise nach Japan und hörte vor der Tafel den Vortrag deS Staatssekretärs Grafen Herbert v BiSmarck Heute vormittag nahm Se. Majestät den Vortrag deS Reichs kanzlers Fürsten v Bismarck entgegen. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Se. Majestät der König von Sachsen wird zum Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers gleichfalls aus Dresden nach Berlin kommen. Ebenso wird auch ein italienischer Prinz, als Vertreter deS Königs Umberto von Italien, zur Gratulation hier erwartet. — Der Erz herzog Rudolf, Kronprinz von Österreich-Un garn, trifft, wie schon gemeldet, am 16. n. MtS. abends in Berlin ein. Über die Ankunftszeit des Prinzen v. Wale-, sowie des Großfürsten Michael Nikolajewitsch von Rußland, des Oheim- Kaiser Alexanders, und der Großfürstin Vera von Rußland, des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Schweden sind noch keine definitiven Nachrichten hierher gelangt. Außerdem werden zum Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers noch hier erwartet: der Großherzog und die Großherzogin von Baden, der Großherzog von Hessen, der Großherzog und der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar und andere Fürstlichkeiten. Der Reichskanzler veröffentlicht heute in der „Nordd. Allg Ztg." folgende Danksagung: Die Zahl der Kundgebungen, welche mir au» Anlaß der Reichstagswahlen von befreundeter Seite zugegangen sind, ist in der jüngsten Zeit so angewachsen, daß eS mir nicht möglich bleibt, sie im Einzelnen zu beantworten. Ich erlaubt mir da her auf diesem Wege für die mir zugegangenen Beweise wohl wollender und patriotischer Gesinnung meinen verbindliche» Dank auszusprechen. v. BiSmarck. Der Marquis Tseng ist au» China, der Königl. sächsische Generallieutenant Senfft v. Pilsach au» Dresden und der Bischof vr. Kopp auS Fulda hier eingetroffen. Letzterer wird an den Sitzungen de» Herrenhauses teilnehmen. Heute um 2 Uhr hat eine Sitzung de» Bunde»- ratS stattgefunden. Auf der Tagesordnung befanden sich folgende Gegenstände: Vorlage, betreffend die Fest stellung der Bevölkerungszahlen nach der Zählung vom 1. Dezember 1885. Anträge, betreffend die Wiedervorlegung a) des Entwurfs eine- Gesetze» über die Friedenspräsenzstärke de» deutschen Heere»; bl de» Entwurfs eines Gesetzes über die unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindenden Gerichtsverhandlungen: o) des Entwurfs eines Gesetzes über den ServiStarif und die Klasseneinteilung der Orte. — Mündlicher Bericht des Vll. Ausschusses, betreffend die Wieder vorlegung deS Entwurfes eines Gesetzes wegen Fest stellung deS ReichshaushaltsetatS für 1887/88 und de» Entwurfs eines Gesetzes wegen Aufnahme einer An leihe für Zwecke der Verwaltung des Heere» und der Marine. Der Beschluß des BundeSratS bezüglich der Er richtung einer ständigen Pharmakopökommis- sion geht dahin: >) In Verbindung mit dem Aaiserl. Gesundheitsamt wird eine ständige Kommission errichtet, welcher die Ausgabe obliegt, die Beschlüsse de- BundeSratS über periodisch herbeiMührende Berichtigungen und Ergänzungen der Pharmatopö vorzube reiten. Die Kommission hat zu diesem Behufe das einschlägige Material zu sammeln, zu sichten und zu prüfen, sowie in Zwischen räumen von etwa 2 Jahren ihre bestimmt formulierten Anträge auf Berichtigung und Ergänzung der Pharmakopö dem Reichs kanzler zur weiteren Veranlassung zu unterbreiten. 2) Den Vorsitz in der Kommission führt der Direktor de- Gesundheits amt-, welchem auch die Leitung der laufenden Geschäfte obliegt. Die Bureauarbeiten werden im Gesundheitsamt auSgeführt. mit Gefahr seiner Lebens aus den Feinden herau»- gehauen, das sollst Du ihm danken, Hild« ... Ich sterbe, aber der Sieg ist unser I".... Und seine schon erkaltenden Lippen drückten noch einen Kuß auf Hilde gards Stirn, dann noch ein tiefer Atemzug, und Matthias Weise war nicht mehr. „Es ist vorüber", sagte Konrad bewegt, „unser Sieg ist erkauft mit zwei theuren Leben. Auch ich habe keinen Vater mehr, bei dem ersten Ansturm gegen die Weber sank er, von einem feindlichen Schwerthieb tödlich getroffen, vom Pferde." Maria unterbrach das laute Schluchzen, in da» sie mit dem letzten Atemzuge ihre- Gatten auSge- brochen war, um zu Konrad gewandt einige Worte de» Beileids zu stammeln, aber er schien sie nicht zu hören, und sich tief zu Hildegard herabbeugend, die in stummem, thränenlosem Schmerz in da» bleiche Antlitz des Toten starrte, zu dessen Füßen sie immer noch kniete, sagte er. „Der Name Eure» Vaters wird in dankbarer Erinnerung der Kölner leben, so lange man des heutigen Kampfi» gedenkt, des heißesten und blutigsten, der je zwischen Bürgern dieser Stadt auSgefochten worden ist, und für Euch, die Tochter, muß ein Trost in dem Gedanken liegen, daß die Kühnheit, mit welcher der greife Matthias sich in den dichtesten Haufen der Weber warf, um ihr Banner dem Fahnenträger zu entreißen, da» Schicksal des Tage» entschied, denn sein Beispiel entflammte den schon gesunkenen Mut der Unsriaen von neuem, vor unserm ungestümen Anprall und unsern wuchtigen Hieben wichen die Weber zurück, ihre Reihen wurden durchbrochen, ihr Banner zerhauen, in wilder Flucht
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