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Freitag. . - - - Leip;«,. Pi- Zeit»»« «r- schn»« mit »utnohm« de« Sonitag« täglich nachmittag« für den folgenden Tag. Preis für da« Vierteljahr 1'/, Thlr.; jede elnzelnr Nümmrr 2 Ngr. — Nr. 133. — MW AllMim Kcitmg. «Wahrheit u»d Recht, Freiheit und Gesetz!» 11. Juni 18S8. Zu bezieh,» durch alle Post ämter de« 3» - und Slullgude«, sowie durch die Lrpedition i, Leipzig (Querstraße Nr. 8). Insertionsgebiihr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. bom Main, 8. Juni. Der «Zeit» wird über die Publication der Bundestagsbeschlüsse geschrieben: „Der Antrag Preußens vom 6. Mai d I. ist, wie bekannt, demPublicativnsausschuß überwiesen, welcher auS Oester reich, Preußen, Baiern, Sachsen, Würtcmberg, Baden und Großherzogthum Hessen besteht; die Verhandlungen, welche in demselben stattgefunden, haben bisher zu keinem positiven Resultat geführt, sondern der Hauptsache nach in einem Austausch der verschiedenen Ansichten bestanden. Indessen ist der großherzoglich badische Gesandte zum Referenten wol mit Rücksicht dar auf gewählt, daß derselbe bei der Revision der Geschäftsordnung die gleiche Function innegehabt hat. UebrigcnS ist bekannt, daß sich die ba dische Negierung bei den frühem Verhandlungen ebenso wie die könig lich sächsische für eine möglichst vollständige Publication ausgesprochen ha ben. ES läßt sich annehmen, daß der Ausschuß in der nächsten Zeit seine Verhandlungen zum Abschluß bringen und demnächst seine Anträge in der Bundesversammlung stellen wird." — Die Preußische Korrespondenz bestätigt die Nachricht, daß am 10. Aug. zu Hannover eine Gcneralconferenz der ZollvereinSbevollmächtig- len eröffnet werden wird, in welcher, nach Erledigung der gewöhnlichen Geschäfte, die mit Oesterreich angeknüpsten Unterhandlungen den Gegenstand weiterer Erwägung bilden sollen. Preußen. Serttn, 9. Juni. Wir haben bereits Gelegenheit ge nommen, darauf hinzuweiscn, wie jenes in der augsburgcr Allgemeinen Zeitung enthalten gewesene sogenannte Dementi über die zuerst von der Kölnischen Zeitung mitgetheilte Willensäußerung deS Prinzen von Preußen in Bezug auf die bevorstehenden Neuwahlen nur mit der allergrößten Reserve aufzunehmen sei. Jetzt zeigt eS sich denn auch that- sächlich, daß wir recht gehabt haben. Handelte eS sich um eine minder wich tige Frage, so würden wir wenig Werth darauf legen; im Hinblick auf die eminente Wichtigkeit der Sache glauben wir es aber so stark als nur im mer möglich hervorhebcn zu sollen. Der Prinz von Preußen hat die be treffende Erklärung allerdings abgegeben, und zwar ganz nach dem von der Kölnischen Zeitung mitgetheilten Sinne. Man vernimmt dies positiv, in der unzweifelhaftesten Weise von sehr gutunterrichteter Seite. Der Um stand, warum von den hiesigen Organen der Regierung kein Dementi er folgt ist, liegt darum klar auf der Hand; es war eben nichts zu dementi- ren. Die Volkszeitung bestätigt in ihrer heutigen Nummer unsere Mitthei- lung ebenfalls. Sie sagt: „In Bezug auf die vielbesprochene Nachricht voif der bestimmten Erklärung des Prinzen von Preußen zu Gunsten unbe schränkter Wahlfrciheit erfahren wir als durchaus zuverlässig, daß der Prinz eine solche Erklärung allerdings abgegeben hat, und zwar sehr nachdrücklich und unumwunden. Daß diese erfreuliche Thatsache von gewisser Seite her bestritten wird, begreift sich; daß die augsburgcr Allgemeine Zeitung und nach ihr andere Blätter sich durch die Keckheit einer angeblichen Berichti gung, in welcher mit einem bekannte» Kunstgriff die «Erklärung» in eine «Weisung» verwandelt wird — und eine solche ist allerdings genau genom men noch nicht gegeben — täuschen lassen, begreift sich freilich weniger. Die Erklärung ist, wie man uns mit aller Bestimmtheit versichert, dem Mini sterium mündlich gegeben worden und hat da einen nicht zu verkennenden Eindruck gemacht." In solcher bestimmten Weise würde ein berliner Blatt nicht reden können, wenn es sich hier nicht eben um eine einfache That sache handelte; und eigentlich hätte man dasselbe auch schon bei der frühem Nachschrift in der Kölnischen Zeitung, wenn dieselbe auch nicht in Berlin erscheint, bedenken sollen. — Es gehen jetzt hier allerlei Versionen über die deutsch-dänische Angelegenheit um, besonders in dem Sinne, daß man in Paris nicht abgeneigt sei, den dänischen Wünschen,' auf eine Ein mischung entgegenzukommen. Ein factischer Anhaltepunkt dafür scheint in dessen noch nicht vorzuliegcn, wenn man sich andererseits allerdings auch er innern muß, daß vor einiger Zeit sich eine solche Tendenz in Frankfurt a. M. zeigen wollte. Wie dem jedoch auch sei, daran wird man festhalten können, daß die beiden deutschen Großmächte den lediglich deutschen Charakter der deutsch-dänischen Frage festzuhalten und jeden Einmischungsversuch, er komme von welcher Seite er wolle, zurückzuweisen wissen werden. — Der russische StaatSsecretär und Wirkl. Geheimrath Graf v. Bludow ist aus Peters burg hier eingetroffen. H Serkin, 9. Juni. Die Vicegouverneursstelle in Mainz durfte vom General v. Reitzenstein bis zum November, wo diese Stelle durchOester- retch zu besetzen ist, versehen werden, da der gegenwärtige dortige Vicegou- verneur, General v. Bonin, sich sobald als möglich auf seinen neuen Po sten nach Münster als commandirender General des 7. Armeekorps begeben wird. Der gegenwärtige commandirende General des 8. Armeecorps, Gene ral v. Hirschfeld, wird als künftiger Gouverneur vou Breslau bezeichnet, während der Prinz von Hohcnzollern-Sigmaringen das Kommando dessel ben erhalten und von Düsseldorf nach Koblenz übersiedeln werde. General v. d. Gröben bleibt in seinen Beziehungen zum Heere als Chef des 2. Gardeulanenregiments und in seiner Eigenschaft als Generaladjutant deS Königs. Derselbe ist mithin keineswegs gänzlich auS dem Militärdienste auögeschieden, indem er das Commando über das Gardecorps niedergelegt hat. Prinz Woldemar zu Schleswig-Holstein-Sonderburg Augustenburg ist bekanntlich zum ersten Kommandanten von Koblenz ernannt worden. — Die hier erschienenen „Briefe über die preußische Kriegsmarine" möch ten in mancher Beziehung einer höher» Aufmerksamkeit Werth sein, als die selben biSjetzt aus sich gezogen zu haben scheinen. Jeder Deutsche wird mit dem Verfasser darin übercinstimmen, daß die social-Politischen Forderungen Deutschlands in der nächsten Zukunft, die traurigen Abhängigkeitsverhält nisse deS deutschen Handels und der deutschen Industrie im allgemeinen eine Kriegsmarine nothwendig machen. Der Verfasser beleuchtet die Schöpfung einer preußischen Kriegsflotte nach diesen Forderungen der Zukunft. Bei der Frage ihrer Ausführung, ihres Bauplans werden die drei Gesichts punkte, welche der Prinz-Admiral aufgestellt, zu Grunde gelegt: Preußen als defensive, offensive oder selbständige Seemacht. Letztere wird allein als Preu ßens würdig befunden. In der Schrift wird auch auf die deutsch-dänische Streitfrage hingewiesen und aus letzterer ganz besonders das Bedürfnis ei ner selbständigen preußischen Kriegsflotte hergeleitet. Wir brauchen aller dings nicht erst hervorzuhebcn, daß hier kein in die Dinge Eingeweihter die ganze gegenwärtige Unterhandlung mit Dänemark als eine Grundlage für eine gesunde und endgültige Lösung des tiefgehenden deutsch-dänischen Streits erachtet, welche das preußische Volk und überhaupt die deutsche Na tion wirklich befriedigt. Diese Lösung scheint einer spätern Zeit vorbehallen zu sein, und in Bezug auf eine solche Lösung, welche Deutschland als eine Herzensangelegenheit betrachtet, führen wir folgende Worte des Verfassers an: „Die deutschen Herzogthümer werden auf einen ihrer und Deutschlands würdigen Erfolg nicht eher hoffen dürfen, als bis ein Dutzend Fregatten ein Ultimatum im Hafen von Kopenhagen erreichen hilft" — Die officielle «Zeit» schreibt unterm 9. Juni: „Die Berliner Revue sagt in ihrem letzten Montagsblatte in Bezug auf die Pariser Konfe renzen: «England steht dabei in der Klarheit der Auffassung der Sachlage obenan, und es scheint seine Politik von wirklich großen und segensreichen Ideen durchdrungen zu sein. Die ewigen Reibungen zwischen Oesterreich und Frankreich sucht es zu mildern, und es ist zu bedauern, daß sich Preu ßen nicht ebenfalls dieser schönen und verheißungsvollen Aufgabe widmet.» ^Wir sind weit entfernt, die Größe der englischen Politik hier irgend in Zweifel ziehen zu wollen, zumal wir über die Stellung, die England in den, bekanntlich geheimen, Konferenzen einnimmt, nicht so zuverlässige Kunde haben, als sie der Berliner Revue beizuwohnen scheint. Dagegen sehen wir aus dem von der Revue mit gewohnter Bitterkeit ausgesproche nen Bedauern über die von Preußen angeblich nicht eingenommene vermit telnde Haltung zu unserer Genugthuung, daß dies Blatt von der wirklichen Sachlage in dieser Beziehung auch nicht die allcrentfernteste Kenntniß hat, wodurch dasselbe natürlich nicht im mindesten gehindert wird, im Tone der Unfehlbarkeit über das Verhalten der königlichen Regierung abzusprechcn." — Dem Frankfurter Journal schreibt man vom Rhein unterm 4. Juni: „Von Bunsen's trefflichem «Bibelwerk für die Gemeinde» ist bekanntlich der erste Halbband erschienen und findet, obgleich von Hengstenberg s Evange lischer Kirchenzeitung bekämpft, große Theilnahme und fleißige Leser. Be- merkenswerth ist, daß nach Mittheilungen auS Rom von der Jesuitenpartei die Adelöerhebung und Kammererhebung Bunsen's dazu benutzt wird, um den Katholicismus in Preußen in Gefahr zu erklären." Magdeburg, 8. Juni. Wie der Magdeburger Korrespondent berichtet, ist in der Haberland'schen Fabrik zu Neustadt Heute morgens der Dampf kessel gesprungen. Die dadurch verursachten Verheerungen in dem Fa brikgebäude sind außerordentlich groß. Leider sind dadurch auch ein Mensch sogleich getödtct, einer schwer und zwei weniger erheblich verletzt worden. Etwas weiteres über die Ursachen dieses Unglücksfallcs sowie über den Um fang des angerichteten Schadens kann noch nicht angegeben werden. Greifswald, 3. Juni. In der letzten Sylvesternacht fand hier ein Krawall zwischen Sicherheitöbcamten und Studenten statt, bei welchem auf beiden Seiten scharf gehauen wurde und bedeutende Verletzungen vor kamen. Die Veranlassung war, daß die Studenten, um einen von der Po lizei zum Arrest gebrachten Kommilitonen zu befreien, vor die Nachtwache zogen und dessen Freilassung, als solche ihnen verweigert wurde, zu er zwinge» suchten. Der Vorfall gelangte demnächst zur Untersuchung; eS wur den sogar einige Studenten wegen Verdachts der Meuterei zur Haft gezo gen, doch bald wieder frcigelassen, weil keine Zeugenaussagen so gravirend waren, daß gegen Einzelne strafrechtlich vorgeschritten werden konnte. Da gegen wurden durch die Verhandlungen die Wächter bezichtigt, in der Aus übung ihres AmtS zu weit gegangen und sich der Mishandlung und Kör perverletzung eines Menschen schuldig gemacht zu haben. Es wurde nämlich