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.7- ' .'7 ' 42. DimßW^wm 19. Februar. 1878. HrMeb.Wl^ssreund. Amtsblatt str die kLniglichm und Müschen Bchördm in Aue, Grünhain, Hartenstein, Johanngeorgenstadt, LSßnitz, NeuMtel, Schneeberg, Schwakenberg und Wildenfels. Erscheint tLgltch mit »««nähme der Sonn- und Feiertage. — Prei« vierteljährlich 1 Mark 80 Pfennige — Insertion «gebühren: die gespaltene Zeile 10 Pfennig«, die zweispaltige Zeile amtlicher Inserate 25 Pfennige. — Snserticvtannahme für die am Abende erscheinende Nmmner bi« vormittag« 10 Uhr. Bernhardi. (1-2) Oelilblägel. Tagesgeschichte Wo chenfchau. Berlin, 15. Frbr. Unser Militär-Etat ist sohin in sieb« Sahre« um 86 Mill. Marl oder um 36 Proceut gesttege»! 1877/78 323 1878/79 328 auch im Eizelnrn abgegeben werden, worauf insbesondere Detaillisten und Privatpersonen hierdurch aufmerksam gemacht werden. Lößnitz, den 11. Februar 1878. (1—2) Fürstlich Schönburg'sches Gerichtsamt. Herrmann. Bekanntmachung. Am 17. December 1877 find bei Gelegenheit de« Jahrmärkte« zu Schwarzen- ter- fotzende Gegenstände durch Taschendiebe gestohlen worden: 1) Et« Portemonaie von schwarzem Leder, Stahlbügeln vnd einer kleinen Etahlplatte auf der einen Seite, 5 Zwanzig-Markstücke in Golv enthaltend, 2) Ei« Portemonaie von braunem Leber mit Stahlbügeln, 1 Zehnmarkstück und 2 Mark in verschiedenen Münzsortrn enthaltend. 3) 1 schwarz und weiße« Tuch in welche« 4 Mark 80 Pfennige in ver schiedenen Münzsorten eingemickelt gewesen find. Znr Entdeckung der Diebe sowie Wiedererlangung de« Gestohlenen wird die« bekannt gemacht. Schwarzenberg, am 14. Februar 1878. Königliches Gerichtsamt. ——Hattaß. Steuervorlagen vor. Nach längerer Debatte wurden die wichtigsten EtatStheile an die Budgetkommiifion verwies«. Der Post, Telegraphen- undEiseubahnm-Stat wurde einer besonderen Kommtsst« zugewiesen. Fürst Bl«marck »ar in der Sitzung anwesend. Zum Schlüsse wollen wir noch erwähn«, weil e« von allgemeinem Interesse ist, wie derMilität-Etat d« deutschen Reiche« in sieben Jahren nach und nach gewach sen ist. Der Militär-Etat de« deutsch« Reich« betrug: 1872 242 Million« Mark. 1876 316 Million« Mart. Weltherrschaft, und da müsse Rußland eia kräftige« Halt! zugerufen werden, so lange e« noch Zeit ist. Deutschland müsse also endlich seine entscheidende Stimme erheben. Nun, man kann höchst gespannt sein, just heute, Dienstag, den 19. Febr. wird der Reichskanzler — der «dltch am 14. Febr. nebst Familie wieder in Berlin eiugetroffen ist — seine Stimme über die deutsche Politik in der Orients-age im Reichstag vernehmen lassen. — Der Reichetag hieu am 12. Febr. seine 3. Sitzung. Nachdem mehrere Ange legenheiten de» Hause« erledigt und eine große Anzähl längerer Urlaubsgesuche — daruuter alletu 21 von bairischen Mitgliedern, welche den Kammerfitzuvgen in Bai ern noch beiwohnen — bewilligt worden warm, trat da« Hau» in die erste Berathung de«Entwurf« einer Recht«- anwaltSordnung ein. Die MeiuMg« über dies« Entwurf gingen mitunter weit au-einaoder. Der Entwurf wird an eine Commission von 21 Mitgliedern verwiesen. Nun folgt die erste Berathung de» vom Abg. Schultze- Delitzsch beantragten Gesetzentwurf», betr. dje privatrecht- liäe Stellung der Erwerbs- und wirthschaftSgenoffenschaf- ten. Auch dieser Entwurf geht an eine Eommission vom 14 Mitgliedern. Die 4. Sitzung am 14. Febr. brachte nicht« von allgemeinem Interesse. Jander 5. Sitzung de» Reichstage« am 16. Febr. trat das Hau« iu die Berathung de« RetchShauShalt« Etat« ein. In der Einleitung bei der ersten Berathung der Etat« gab kerReich-kauzleramt-prä- firent Hofmann da« übliche Finavzepposs und hob hervor, daß der Abschluß de« laufenden Rechnungsjahres weit we niger günstig al» derjenige de» Vorjahre« fei und im Gan zen ein Minus ven 19,022,000 Mark ergebe. Der un bedeckte Betrag der vorliegenden neuen Etat« beziffere sich auf über 28 Millionen Mark. Die Zölle Md Verbrauchs steuern seien um 7 4 Millionen niedriger veranschlagt. Die Militärverwaltung erheische ein vorzugSwüse durch höhere Naturalienpreise veranlaßtes Mehr vou 4 Millionen Mark. Behufs Deckung der 28 Millionen fchlqge nun die Reaie« rung statt einer Erhöhung der Matrikuürbeiträge die Er höhung eigener Reichseinnahmen vor. Er Sehalte sich die nähere Begründung für die Generaldebatte über die neu« let«, ganz Ueberraschevden bekanntlich schon viel gebracht. Da« Ueberraschendste und Unerwartetste aber brachte obne Zweifel die verflossene Woche, vnd heute noch muß man e« bezweifeln, ob eS wirklich in Wahrheit beruht. Und diese« Ueberraschendste von allen möglich« Ueberraschungen W die Nachricht welche die verflossene Woche brachte : Die Ärkei hat mit Rußland ein Schutz- und Trutzbündniß, eine Allianz geschlossen! Vor Wochen noch zwischen beiden ei« Krieg bis an'» Messer und heute schon zwischen beide« ein Schutz- und Trutzbündniß!! Die Türket wirft sich dem uralten Erbfeind, der der Türkei seit Jahrhunderten schon so ost großes und schweres Weh gebracht, mit einem Male in die Arme und das gutmüthige, mitleidige und «heilnahmvolle Rußland willigt in »christlicher Liebe" eia. Wenn die Welt noch nicht gewußt hätte, was Politik, wa« Berlin, 15. Frbr. Trotz de« Einlaufen« ter eng lischen Flotte in die Dardanellen wird die Situation heute überall als friedliche angesehen. Räch de« der „Nnd- deutschen Allg. Ztg." zugehenden Information« findet ihre Diplomatik heißt und zu Stande bringen kann, durch diese ««st« weltgeschichtliche Thatsache würde sie es erkennen und erfahren. Wer kann, wer will und mag sich auSkennen in dies« Unbegreiflichkeiten der hohen Diplomatie! Daß aber die Türkei diesen Schritt der bittersten Verzweiflung gethan hat, daran ist einzig und allein die «lende und jämmerliche Politik Englands Schuld. Da de« wirklich so ist, hat vor etwa acht Tagen ter türkische Minister des Neußern, Server Pascha, einem Engländer von Bedeutung in das Angesicht gesagt, mit dem ganz ausdrücklichen Zusatz: „Berichten Sie aber ja das Alles, was ich Ihnen sagen werde, Wort für Wort in die große« englischen Zeitungen. England soll es hören, England soll « wissen." Und darauf sprach der türkische Minister de» Smßern: „Ich glaubte an England. Ich sehe, daß ich «ich geirrt habe. Ich wurde getäuscht. Wir sind erst von England ermuthigt, dann mißleitet und endlich — betrogen worden. Ich habe Documente in den Hünden, «tt drum ich das, was ich sage, beweisen kann und will. Zch glaube nicht länger an englische Politik, nicht länger «r die englische Regierung oder da» englische Volk. Ich bin Mvmehr ein Parteigänger der Russen, bin nunmehr mehr Russe al« die Russen selbst." Diese Erklärungen de« türkischen Minister» lassen ebenfalls die große Schwen- iMg der türkischen Politik begreiflich finden. Aber England kam» e» nie verantworte«, wie es an der Türkei gehandelt hat. E» steht wirklich gebraudmarkt vor ganz Europa da. Leicht möglich, ja wahrscheinlich, daß sich dies« elende «ud gemeine englische Politik in nächster Zeit an Eng- ilaud bitter und schwer rächt. Und England hat es ver- bient! Außerdem ist über den Stand der orientalischen MUH« tu berichten: Ein Theil der englischen Flotte hat in der verflossenen Woche doch noch die Dardanellen passirt «ad liegt dri Konstantinopel, trotzdem die Türket die Er- lavbvtß zvm Pasfiren der Dardanellen nicht gegeben hat. Konstantinopel haben nach zuverlässigen Nachrichten die Ruffm noch nicht besetzt. Außer diesen beiden, aus Wahr heit beruhenden Nachrichten brachte« aber in der verflessenen Woche die Zeitung« so viele Mzuverlässige und einander stark widersprechend« Nachricht« üdrr den augenblicklichen Stand der orientalischen Frage, daß wir ganz absichtlich von der Mitteilung derselben in unserer Wochenschau «bfeh«. einigen will. Rumänien soll durch die armselige und sum pfige Dobrudscha dasür entschädiget werd«. Rumänien will allerdings darauf nicht eingehen; doch was wird ihm der Widerstand nützen? Da» ist also der Daul Rußland», den e» seinem Bundesgenossen, den Rumänin angedeihen läßt, der ihm bei Plewna die Kastanien au» dem Feuer geholt und der in der kritischsten Lage in That und Wahrheit die russische Armee gerettet hat! Die verzwei felten Rumänen haben deshalb an die „Mächte" appellirt, und man kann gespannt sein, was die Lonferenz dazu sagen wird. In der Türkei sieht man in Mn Verzweiflung zu, wie Alles in die Brüche zu gehen scheint. Namentlich in Konstantinopel mögen die Zustände wahrhaft trostlos sein. Urber einhunderttausend Flüchtlinge aus alleu Theilen des zerbröckelnden Reiches fiud nach und «ach iuKoustantinopel eingetroffen, allein wo und wie sollen sie Hülfe und Unter stützung finden? Alle Moscheen find mit dies« Elenden überfüllt. Am 14. Febr. mußte der Sultan auch das Parlament auslösen, weil Rußland Alle» ein Greuel ist, wa» nach Verfassung riecht. Oesterreich-Ungarirs Haltung Rußland gegenüber wird allmältg schroffer. Oesterreichs kurzsichtige und ver trauensselige Diplomaten so wie die Bevölkerung Oester reich- erkennen endlich klar: Die Sachlage ist jetzt bei dem Punkte angelangt, wo Rußland ein nachdrückliche-Halt zugerufen werden muß, denn e» steht im Begriffe, sich über da- Programm« hinwegzusetzen, welche- e- aufgestellt hat, als der Krieg begonnen, und welchem man so lange vertraut hat; eS steht im Begriffe direkt iu die europäische und speciell österreichisch-ungarische Jnseresseusphäre htn- überzugreisen. Allerdings kann bis zu einem gewissen Grade ven einem Wortbruche gesprochen werden, dessen Rußland sich schuldig macht. G^gen den Treubuch gibt eS keine Nffecurauz, wohl aber muß demjenigen gegenüber, bei dem man sich eine« solchen Wortbruches zu versehe» hat, auch entsprechende Stellung genommen werden. Hierzu ist man in Wien entschlossen. Man wird um de- Fried«» willen Alle» thun, um Rußland innerhalb der Grenzen, die e« sich bei Beginn deö Kriege« gesteckt, die Früchte seine« siegreichen Krieges auch genießen zu lass«, aber nicht über diese Grenzen hinaus. Weder über die untere Donau noch über die Meerenge kann die russische Herrschaft au-grdehut werden, ebensowenig kann zugelaffen werde«, daß auf der Balkanhatbinsel überhaupt russischer Einfluß an Stelle des europäischen trete und diesen verdränge. Rußland muß angrhalten werd«, zu dem Programme zurückzukehren, von welchem e« ausgegangen. E» steht zu hoffe«, daß man sich in Petersburg über das Maß deS Erreichbaren nicht täusche, daß man die finanziell« Opfer, welche Rußland bereis gebracht, richtig taxlre Md sich nicht in Verwicklungen stürzen werde, die, unter der Neutralität der übrigen Staaten, England und Oesterreich-Ungarn vereint aus deo Kampfplatz ruf« würden- Im deutschen Kelche bliche man in der ver flossenen Woche mehr auf die Vorgänge tm Orient, al» auf die inner» Angelegenheiten. Die deutsche Ration er- kennt «dl ch, dH Deutschland- erklärte Freundschaft gegen Bekanntmachung. Boa dem unterzeichneten König!. Gericht-awte soll den 27. Februar R87S Bormitteegs 11 Uhr eine Facoustickmafchine in dem am hiesigen Kirchplatz gelegen« Geschäft-locale der in solvent« Firma Gustav Kempf und Eo. gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werd«. Königs. Gerichtsamt Schneeberg, den 1. Februar 1878. 1873 260 1874 263 1875 311 Bekanntmachung. Die zum Bestände eine- hier anhängigen Nachlasses gehörigen Sommer- und i Wiuterbuckskinwaaren vo i guter Beschaffenheit und billigem Preise sollen von nun an l . ! auf alle Fälle gerüstet sein. Tag sür Tag rücken neue Trup- Rußland, das wird ja all« Welt klar, ringt nach der penzüge, namentlich Kavallerie, au- dem Innern Rußland« Dieser russisch-türkische Krieg hat de» ganz Unerwar- vor. Allgemeines Erstaun« erregt aber, daß jetzt Rußland ' ..." Bessarabien von Rumänien loSreißen und mit Rußland ver-